Das war’s. Diesmal mit: Mischpoke in Offenbach, Pegida am 5.1.

3. 1. 2015 --- Besuch in der alten Heimat. Fahre mit meinem Vater in die Offenbacher Innenstadt.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Dort haben wir für andert­halb Stun­den je unse­re eige­nen Gän­ge zu erle­di­gen. Wir tref­fen uns am Main­ufer mit dem uralten Fami­li­en­witz: Und, has­te ein Wort deutsch gehört unter­wegs? – Nö. – Ich auch nicht.

Natür­lich berich­ti­gen wir uns sogleich bei­de. Stimmt näm­lich gar nicht. In der Stadt­bü­che­rei waren nur Deutsch­spre­cher, und auf dem Wochen­markt, einem schö­nen alt­of­fen­ba­cher Relikt, zu min­des­tens 90%.

Ich: „Aber has­te schon gese­hen – wo  kaum noch ein Deut­scher wohnt, sind die Sil­ves­ter­müll­ber­ge am aller­größ­ten.“ Er: „Na klar. [betont weinerlich:]Die haben doch sonst gar kei­ne Freude.“

Wir machen mit den Kin­dern einen Schwenk über den Floh­markt; auch hier sind wir deut­lich eine eth­ni­sche Min­der­heit. Es ist ja auch inter­es­sant, drum liebt man sol­che Gän­ge. Ist wie Urlaub in der Fer­ne. Vom Papa hab ich geerbt, daß man doch gern ins Gespräch kommt. Es sind im Schnitt leicht ver­kom­me­ne, aber kei­nes­wegs unsym­pa­thi­sche Gestal­ten, die sich in der Käl­te mit ihrem Krem­pel die Bei­ne in den Bauch ste­hen oder aus­ge­latsch­te Win­ter­stie­fel anpro­bie­ren und zu ein Euro fuff­zisch kau­fen. Ein dun­kel­braun­häu­ti­ger Mit­bum­me­lant zu mir: „Das da sind Dein Tösch­te? Hab isch sonst nie gese­hen von Deut­sche. Daß die tra­gen  Röcke. Is gutt! Is risch­tisch! Mein Tösch­te auch nix mit Jeans und Hose, bah. Sagen: Sind wir doch Frau­en, was brau­che wir Hose. Und is rischt­sisch! Hast Du schö­ne Töschte!“

Eine mei­ner Tösch­te hat sich der­weil ein paar Stän­de wei­ter in eine kit­schi­ge Zucker­do­se ver­guckt. Ich schüt­te­le miß­bil­li­gend den Kopf. Der Stand­in­ha­ber schenkt sie ihr. „Mama, der Aus­län­der hat mir die Dose geschenkt!“, ruft sie laut. Sie ist echt pro­vin­zi­ell. Der Aus­län­der lacht und hebt den Dau­men. Nix gegen Völkerfreundschaft!

4. 1. — Ein Kom­men­ta­tor hat­te neu­lich hier (sinn­ge­mäß) geschrie­ben, man müs­se sich vor dem Got­tes­dienst­be­such fra­gen, wie man reagie­re, wenn es wäh­rend der Mes­se gegen PEGIDA geht. Das fiel mir wäh­rend der Fei­er­ta­ge jedes­mal dann ein, wenn die Für­bit­ten anstan­den. Was wür­de man tun? Nichts natür­lich; wer heu­te noch in der Amts­kir­che ist, hat eh einen sehr lan­gen Atem und schier unend­li­che Toleranz.

Der fami­liä­re Fahr­ver­kehr zwi­schen den Jah­ren beding­te Mes­se­be­su­che an unter­schied­li­chen Orten. Und, uff, die bösen  Wor­te PEGIDA und Frem­den­feind­lich­keit fie­len nir­gends. Dafür eine erstaun­li­che Über­ra­schung: An gänz­lich uner­war­te­ter Stel­le, also in Kon­zils­kir­chen­räum­lich­keit, ließ man das belieb­te und gewöhn­lich mit gro­ßer Inbrunst vor­ge­tra­ge­ne „Gro­ßer Gott wir loben Dich“ sin­gen, und zwar allein die sel­tenst gesun­ge­ne 9. Strophe.

Sieh dein Volk in Gna­den an.
Hilf uns, seg­ne, Herr, dein Erbe;
leit es auf der rech­ten Bahn,
dass der Feind es nicht verderbe.
Füh­re es durch die­se Zeit,
nimm es auf in Ewigkeit.

Man läßt sich ja nur schwer rüh­ren, aber hier dann doch.

5.1. 2015 — In der Klos­ter­schu­le, die ich besuch­te, wur­de uns gepre­digt: Man muß nicht alles aus­pro­bie­ren & ken­nen­ler­nen, um es abzu­leh­nen. Gemeint waren damals  Dro­gen, Sex ohne Lie­be und sol­che Sachen. Heu­te rate ich jedem in Sachen PEGIDA: Wer sich kein eige­nes Bild gemacht hat, soll­te nicht urtei­len. Es ist sehr anders, als „die da oben“ (und anders als auf der Klos­ter­schu­le ist es ein sehr welt­li­ches Dao­ben) denen da unten weis­ma­chen wol­len. Ich habe schon etli­che Skep­ti­ker bekehrt, die sich die in ihren Augen halb­sei­de­ne Sache “nur mal anschau­en” woll­ten und jetzt Mon­tag für Mon­tag fahren.

Es ist sehr fried­lich und ziem­lich bunt, es ist eigent­lich viel mehr gesel­lig als wutschnaubend.

Der heu­ti­ge Spa­zier­gang im Regen war beson­ders schön. Man fühl­te sich ein biß­chen tap­fer. Wir hat­ten alle Kin­der dabei. Weil die Drei­jäh­ri­ge mehr eine Ren­ne­rin als eine Gehe­rin ist, über­hol­ten wir bei­de den Stra­ßen­spa­zier­gang gleich zwei­mal auf dem Bür­ger­steig und lie­ßen die Men­ge dann uns vor­bei pas­sie­ren, stau­nend, Schil­der lesend. So kam´s, daß mich vie­le Pegi­da-Gän­ger für eine skep­ti­sche Bür­ge­rin mit Klein­kind hiel­ten: „Ja, gucken! Und dann ein­rei­hen!“, „Haben Sie kei­ne Angst! Wir sind die Guten!“ – „Sie gucken so skep­tisch! Dann pas­sen sie zu uns!“ – „Ja, nur rich­tig  lesen! Wir füh­ren Gutes im Schild!“ Lau­ter freund­li­che Leute.

Und dann lie­fen wir wie­der mit. Bei den vori­gen Spa­zier­gän­gen hieß es gele­gent­lich, die Teil­neh­mer sol­len Inter­views abweh­ren. Klar, war­um. Weil einem das Wort im rum­ge­dreht wird. Weil aus dem Satz :“Wer glaubt, wir has­sen Aus­län­der, hat nicht rich­tig zuge­hört“ die zwei ers­ten und vier letz­ten Wor­te raus­ge­schnit­ten werden.

Mir per­sön­lich fällt es habi­tu­ell sehr schwer, einen Fra­gen­den ohne Ant­wort ste­hen zu las­sen. Dar­um ant­wor­te ich erst – wäh­rend der Kund­ge­bungs­pha­se – einer schüch­ter­nen Schwei­zer Jour­na­lis­tin und spä­ter, beim Spa­zier­gang, einem Kame­ra­team der BBC, rade­bre­chend natür­lich, im Film­chen zu sehen. Gleich sind meh­re­re Ord­ner bei mir, leicht skep­tisch. Bit­te um Über­set­zung! Ich über­set­ze, nach­dem die BBC-Leu­te wei­ter­ge­zo­gen sind, mei­nen klei­nen Bei­trag. Man bleibt freund­lich-miß­trau­isch: „Aber komisch ist es doch. Du redest hier auf eng­lisch rum, und Du siehst aus, als könn­test Du ein Fake sein.“   Ein was? „Naja. Ich mein nur, wegen dem Rock. Nor­mal ist das ja nicht.“ Ach, Abendland!

Anschlie­ßend saßen wir in gro­ßer Run­de in einer Loka­li­tät und sahen eine Gegen­de­mons­tra­ti­on vor­bei­zie­hen, die unter dem Mot­to „PEGIDA weg­fe­gen! Dresd­ner Neu­jahrs­putz“ stand. Die wacke­ren Demons­tran­ten tru­gen gro­ßen­teils neon­far­be­ne Warn­wes­ten und hat­ten Besen in der Hand.

Die Sau­ber­män­ner! Die Hygie­ni­ker! Die Rein­hal­ter! Die Putz­trup­pen! Wie ver­rä­te­risch! Mir kam die „eiser­ne Besen“- Stro­phe aus dem Horst Wes­sel-Lied in den Sinn, abge­wan­delt: „Die Stra­ßen frei – den roten Batail­lo­nen! Die Stra­ßen frei – dem  rundfunkgläub’gen Mann!“

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (33)

Realist

7. Januar 2015 08:58

„Aber komisch ist es doch. Du redest hier auf englisch rum, und Du siehst aus, als könntest Du ein Fake sein.“ Ein was? „Naja. Ich mein nur, wegen dem Rock. Normal ist das ja nicht.“ Ach, Abendland!

U made my day, äh..., ich meine, Sie haben mir den Tag versüßt.

So ganz unrecht hat er ja nicht. Neun von Zehn Langrockträgerinnen gehören sicherlich dem lnksgrünen Spektrum an, und wären eher beim Obst verteilen in der "Flüchtlings"-Unterkunft anzutreffen.

Ein paar Sätze auf Englisch zur BBC und schon eilen die Ordner aus allen Himmelsrichtungen herbei? Ich muß schon sagen, eine gesunde Paranoia haben die Pegida-Leute da entwickelt. Nur fürchte ich, diese muß dem unaufgeklärten, mainstreamgläubigen Zuschauer einigermaßen hysterisch vorkommen.

Eine Zwickmühle.

Frederick van Portshoven

7. Januar 2015 10:28

Ich finde es ähnlich wie der Realist geradezu bedenklich, dass sich offenbar eine unverhältnismäßige Paranoia etabliert zu haben scheint. Das ist doch Wasser auf die Mühlen derer, die den PEGIDAnten ohnehin einen krankhaften Verfolgungswahn unterstellen. Damit wird der Gegenseite ein Bärendienst erwiesen. Den BBC-Beitrag konnte ich mir noch nicht mit Ton anschauen (in der Uni-Bibliothek geht das mangels Kopfhörern gerade nicht), fand die Bemerkung, dass die Ordner eine Übersetzung des Gesagten forderten aber schon fast komisch. Darüber hinaus fand ich ganz erhellend zu lesen, wie das Ausland (oder eher die BBC) auf PEGIDA blickt. Ich hatte ehrlich gesagt erwartet, dass die Berichterstattung im Ausland weniger feindlich bzw. wohlwollender wäre als hierzulande.

Rumpelstilzchen

7. Januar 2015 11:59

Nachdem Mutti Merkel in ihrer Neujahrsansprache 2015 davor gewarnt hatte, " denen zu folgen", in deren Herz zu oft " Vorurteile, Kälte, ja sogar Hass sind", fuhren mein Angetrauter und ich über 600 Kilometer nach Dresden, um uns am 5.1.15 ein eigenes Bild zu machen.
In dieser wunderschön restaurierten Bilderbuch-Stadt sollte das Grauen wohnen ? Unvorstellbar
Wir machten uns auf Richtung Cockerwiese. Beobachtend. Etwas verunsichert. Was uns erwarten würde ? Wer da wohl kommen würde ?
Die Spaziergänger trudelten ein: normale Mit-Bürger, vorwiegend männlich, vorwiegend jünger, aber auch Familien und mittelalte Paare. Und sehr schöne Töchte durfte ich sehen. Mit schöne Mudda.
Üble Gestalten sah ich nicht !
Einige Deutschlandfahnen, ein paar Spruchbänder. Auf die Menge gesehen, nicht viel. Mit persönlich gefiel am besten:
Uns wird es langsam zu bunt ! Das kann man durchaus im übertragenen Sinne verstehen. Da, wie wir dank Statistik wissen, Sachsen ja gar nicht bunt ist. Trotzdem kann es einem natürlich zu bunt werden.

Sollte ich die Teilnehmer mit einem Wort beschreiben, fällt mir nur der alte Ausdruck "rechtschaffene Menschen" ein. Ein Großteil des arbeiteten Volkes eben, keine Mischpoke, Nadelstreifen schon gar nicht.
Innerhalb kürzester Zeit war die Wiese proppenvoll. Wer an Platzangst leidet, wird in dieser harmlosen Menschenmenge in Dresden kuriert. Diese Art von Konfrontationstherapie ist allerdings in Köln oder Frankfurt nicht zu empfehlen. Auch die Reden klangen nicht gefährlich und waren in ihrer Unbeholfenheit eher rührend.
Meine große Frage bleibt Pegida, wo ist dein Stachel ?

Warum verhält sich die Aufgeregtheit der Berichterstattung umgekehrt proportional zu diesem harmlosen Massenspaziergang ? Die Presse lügt nicht nur, was schlimmer ist, sie konstruiert. ( O- Ton FAZ:" Ist Pegida ein deutscher Front national ? " die Türken haben Angst vor einer Islamophobie, etc. )

Ich sag es mal so : Vor " denen" braucht ihr keine Angst zu haben. Ihr solltet sie gut behandeln. Sie bringen euch die Post, bauen eure Behausungen, fahren euch im Bus, bedienen euch an der Kasse. Usw. Stellen eure Lebensgrundlage sicher. Wählen euch oder auch bald nicht mehr.
Pediga scheint mir "keine Krankheit zu sein, sondern ein Symptom", wie es Monika Maron schreibt. Aber ein Symptom für was ?
Da kommt Houellebeqcs Fiktion " Unterwerfung"der Krankheit näher.
Deshalb wünscht sich Sandra Kegel in der FAZ angesichts der Lektüre von Soumission (Wenn der Halbmond über Paris aufsteigt, 2.5. ), daß " Pediga-Anhänger sich nicht für französische Romane interessieren."

Doch, sie tun es. zunehmend !
"Ich, glaube, es gibt ein echtes Bedürfnis nach Gott, " sagte Houellebecq in einem interview. Und weiter :"Ich glaube nicht, daß eine Gesellschaft ohne Religion halten kann." ( weltonline 4.1.)
Dies ist genau die Anwort auf die Frage : Kann nur ein Gott uns retten ?? Dem Titel des Buches von Martin Lichtmesz, das ( welch Zufall ?) zur gleichen Zeit erscheint.
Es geht hier wohlgemerkt ! nicht um die Religion des einzelnen Menschen, sondern um Religion als kollektive Sinnstiftung im 21. Jahrhundert.
In Europa ! Hier scheint im Moment der Islam die Antwort zu geben. Die Kirche macht vorauseilend schon mal das Licht aus. Sie hat ( noch) keine bessere Antwort auf die geistige Leere der Aufgeklärten.
Wir befinden und in der Spätzeit des Christentums. Hier füllt der Islam nur ein Vakuum. Er ist nicht die eigentliche Gefahr. Das spüren selbst die Pedigianer.
Es hat eigentlich nur wehgetan, daß die Weihnachtslieder so grob und unschön gesungen wurden. Hier muß geübt werden. Vielleicht kann Bischof Woelki da nachbessern. Zur Rettung des Abendlandes.

Eisengothe

7. Januar 2015 12:07

Es ist eben kein unbedingt akademischer oder intellektueller Protest bei Pegida - auch wenn die Deutsche Burschenschaft regelmäßig mit ihren Fahnen zu sehen ist. Die Mehrheit sind eben "ganz normale Leute". Ein Querschnitt durch die Gesellschaft aber eben alles eher rechts der Mitte. Da wundert es nicht, dass die Ordner auf einen ungewöhnlichen Dresscode auch ungewöhnlich reagieren. Habe aber die Erfahrung gemacht, dass das stets höflich und korrekt vonstatten geht.

Gegenwind

7. Januar 2015 12:40

Es ist schon bemerkenswert wie die Medienhetze das Rad in der Gesellschaft in Gang gesetzt hat. In der Arbeitswelt bekomme ich bereits mit, wie es sich anfühlt, wenn man aus dem Graben schaut und die ersten Kugeln pfeifen hört.

Und wenn ich wie Montag all die Menschen sehe, dann wünsche ich mir, es wären alles überzeugte Waldgänger. Wäre dieser Wunsch auch Wirklichkeit, dann wäre PEGIDA noch tiefgründiger, noch kompakter noch elitärer.

Doch wenn ich am Baum stehend eine Frau Kositza entdecke, erfüllt es mich mit Freude zu sehen, dass es diese Waldgänger wirklich gibt.

Grüßen Sie Ihren Gatten von mir.

Arnulf

7. Januar 2015 12:43

Ende des letzten Jahres gab es auf sezession.de einen Strang mit dem Titel „Ein Lied für PEGIDA“. Ich kam damals zu spät – die Diskussion war schon beendet. Deshalb reiche ich hier meinen Vorschlag nach – zur Melodie des Deutschland-Liedes zu singen:

Laßt uns heut' spazieren gehen
durch die Stadt im Abendschein!
Alle Leute soll'n es sehen:
Uns're Zahl, die ist nicht klein.
Wir sind viele, und wir werden
immer mehr – kommt, reiht euch ein!
Laßt uns heut' spazieren gehen
durch die Stadt im Abendschein!

Waldgänger (e.B.) aus Schwaben

7. Januar 2015 12:43

@Rumpelstilzchen

Wir befinden und in der Spätzeit des Christentums.

Am Wochenende in der FAZ:
In China gibt seit 2014 mehr Christen als Mitglieder der kommunistischen Partei. Es sind aktuell 110 Millionen. Prognose für 2025: 250 Millionen Christen in China.

Trotz oder gerade wegen der Verfolgung durch die Nomenklatura dort.

Das Abendland braucht das Christentum zum Überleben, aber nicht umgekehrt.

eulenfurz

7. Januar 2015 13:12

Ich muß schon sagen, eine gesunde Paranoia haben die Pegida-Leute da entwickelt.

Was für ein Wunder, wenn sich Staatsfunkangestellte als russisches Fernsehen verkleiden, um daraufhin Interviewte in Klamauksendungen vorzuführen - oder wenn BRD-Fernsehsender als PEGIDA-Demonstranten verkleidete Journalisten interviewen, um besonders rassistische Stimmungen einzufangen.

Und um ehrlich zu sein, was E. K. da bei BBC "radebrecht", ist inhaltlich wirklich dünne, insbes. der letzte Satz, welcher beim durchschnittlichen Fernsehglotzer reflexartige Klischee-Erwartungen bedient. (Erinnert ein wenig an die Floskel des "deutschen Genius" von G. K. bei einer Radiosendung - auch völlig überflüssig.) Sicherlich immer gut gemeint und der Situation geschuldet, aber gerade wegen suboptimaler Darstellung, die wieder auf alle Beteiligten zurückfällt, sollte man sich eben nicht vor jeder Kamera entblößen, sondern das dann doch den Profis überlassen.

Hier noch ein wenig Analyse der Massendynamiken und ihrer propagandistischen Verwurstung: Wer ist das Volk?

Luise Werner

7. Januar 2015 13:47

Wer gerade online ist, der weiß, was in Paris passiert ist. Wenn das Islamisten waren ...?!
Ich fühle mich inzwischen wie in einer Art surealen Sphäre. Macht man die online-Presse auf, dann blinkt mit roten Lettern der Anschlag von Paris, daneben eine Besprechung von Houellebecqs neuem Buch "Unterwerfung", darunter noch die Pegida-Schelte von gestern. (und wenn ich aus dem Fenster schaue, dann ist dort Ruhe und eine grüne Wiese, die fast vorfrühlingshaft anmutet).
Es passiert im Moment mehr, als dass "nur" zwölf Menschen ermordet wurden. Die Dinge bekommen eine Dynamik. Nur Dynamik, oder läuft hier ein Film nach Drehbuch ab??

kolkrabe

7. Januar 2015 14:51

Alle reden von Dresden, pah - - - reden wir mal über Münster, die Hauptstadt der GEGENbewegung!

In Münster waren Montag Abend wohl aus dem Stand heraus rund 10.000 Anti-PEGIDAisten auf den Beinen mit den üblichen, nun ja, dumpfen Parolen und Transparenten, die von Angst und Wut zeugten – eifrig bejubelt von den örtlichen und regionalen Medien und von der Lokalpolitik. Bejubelt in einem Stil, als hätte Münster jetzt etwas besonders Großes , Herausragendes geleistet: Und in der Tat – Münster ist jetzt so was wie das selbsternannte geistige Widerstandszentrum, der Widerpart zu Dresden. Das offizielle Münster befindet sich bereits in freudiger Erwartung eines sicher bald herbeieilenden Bundespräsidenten, der Münster zur Widerstands- und Willkommenskulturhauptstadt (Fahrradhauptstadt war man immerhin schon mal) kürt.

Wer waren diese 10.000 Anti-PEGIDAisten? Antifas in Nadelstreifen? Könnten man so sehen. Denn schauen wir mal etwas genauer hin: Münster hat rund 300.000 Einwohner, davon deutlich über 40.000 Studenten (die zum Gutteil von dem leben, was andere Leute erwirtschaften). Man darf davon ausgehen, dass sich mindestens die Hälfte der Teilnehmer aus diesem Milieu gespeist hat. Man fährt Fahrrad, ist irgendwie links, aufgeklärt, weltoffen, klima- und kultursensibel – und man ist stolz auf seine Gesinnung und glaubt überdies, in seinem Glaubenseifer etwas ganz Besonderes zu sein. Nun war Münster – historisch schwankend zwischen dem Tugendterror der Katholischen Kirche einerseits und dem Tugendterror der Wiedertäuferzeit andererseits – schon immer ein gutes Pflaster für jeden Glaubenseifer. Was ist dran an diesem Münster, das sich zum geistigen Gegenentwurf zu Dresden stilisiert?

Nun, Münster ist immer noch stolz darauf, vor 11 Jahren einmal den Titel „Lebenswerteste Stadt“ verliehen bekommen zu haben und trägt ihn immer noch wie eine Monstranz vor sich her – ein Titel, der übrigens zurückgeht auf die hochbedeutsame „Internationale Vereinigung der Gartenbauamtsleiter“ und aufgrund seines inzwischen geradezu inflationären Einsatzes einen eher bescheidenen Wert haben dürfte. Münster ist stolz darauf, gleich mit zwei Krimiserien im Fernsehen vertreten zu sein. Münster ist überhaupt stolz auf seine Kultur (oder das, was es dafür hält). Münster war schon immer eine Beamten- und Verwaltungsstadt und ist es auch heute noch. Man verdient überdurchschnittlich gut, die Mieten sind entsprechend hoch. Doch man genießt das Leben relativ unbeschwert, gibt sich gern ein wenig intellektuell und spreizt sich in vollendeter Selbstgefälligkeit. Nennenswerte soziale, ethnische oder religiöse Konflikte gibt es hier derzeit nicht. Man liest – seinen Latte macchiato schlürfend – die Westfälischen Nachrichten, ein rechtschreibschwaches Blättchen, das ferne PEGIDA-Aktivitäten im üblichen Stil blödelnder Infamie und bräsiger Ignoranz herunterputzt.

In Münster - pars pro toto für die AntiPEGIDA genommen - lebt es sich wie unter einer Wohlstandskäseglocke, unter der die Gutmenschlichkeit ganz besonders prächtig gedeiht (ein ideales Pflaster für einschlägige ethnologische Studien!). Das Wohlständige und damit einhergehend Wohlanständige fällt einem vor allem dann auf, wenn man zwischendurch mal andere Städte besucht wie Dortmund, Essen, Wuppertal, Bremen oder auch Lübeck. Dort ist die Wirklichkeit schon angekommen. Das Erwachen wird gerade für ein Wohl(an)standsreservat wie Münster ein böses sein.

Rumpelstilzchen

7. Januar 2015 15:07

Lieber Waldgänger aus Schwaben,
Die Beschreibung des Christentums als spätzeitlich bezieht sich in diesem Zusammenhang nur auf das europäische Christentum !
Ich folge einer m.E. grundlegenden Analyse von Markus Günther:
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/krise-der-kirche-ist-deutschland-noch-ein-christliches-land-13342759.html
Diese Analyse paßt zu den Büchern von Lichtmesz und Houellebecq und es kann kein Zufall sein, daß jetzt diese Themen aktuell werden.
So wie das Christentum im Irak oder in Syrien aktiv ausgelöscht wird, so verschwindet es in Europa ohne äußeren Feind. Ich bleibe dabei:nicht der Islam bedroht das Christentum in Europa . Sondern: das Christentum in der volkskirchlichen Form scheint in Europa zu verschwinden.
Daß es in China weiterlebt, ist schön. Aber tröstet nicht. Wir möchten ja nicht nach China auswandern. Sondern eine Zukunft in Europa sehen können.
Tröstlicher finde ich es eher, wenn in muslimischen Ländern christliche Feiern auf Interesse stoßen:

https://www.kath.net/news/48898

Gerade auch der Anschlag in Paris zeigt, wie wichtig ein
"Friede ist, wie ihn die Welt nicht gibt".
Hier erwarte ich Mahnwachen, Verdunkelungen von Domen, Gebete usw.
Solidaritätsbekundungen von Satirikern, kritischen BürgerInnen und ,und.
Einen Dom zu verdunkeln, weil tausende Sachsen nicht mehr gut die Weihnachtslieder singen können ? Hallo ! Das ist doch die Schande !
Verdunkeln Sie jetzt ( ! ) den Dom, Bischof Woelki !

Rainer Gebhardt

7. Januar 2015 15:19

"ein Euro fuffzisch" - Ahh! Ich sehe, Sie sind im Sachsen-Anhaltinischen schon so gut wie assimiliert +++ Beginne das neue Jahr mit Schuberts Deutscher Messe +++ +++ Am kommenden Montag gehe ich in Frankfurt spazieren +++ Es wird kein gutes Jahr, das fühle ich +++

Rucki

7. Januar 2015 15:31

Kositza's kleine Lebensgeschichten, einfach herrlich zu lesen.

Da Sie und ihre Töchter Rock tragen, kennen sie den frz. Thriller:

"Heute trag ich Rock"?.

https://www.arte.tv/de/heute-trage-ich-rock/2454604.html

Sehenwert finde ich, meine Frau konnte allerdings danach die Nacht nicht schlafen. Aktuell fiel mir der Film ein, auch wegen der Ereignisse in Paris.

Kay-Uwe Klepzig

7. Januar 2015 15:36

Hallo Frau Kositza,

dieses Mal kann ich Ihr - durchaus erheiterndes - Resumee nur bedingt teilen.

Die Rufe nach "Wir sind das Volk" und "Lügenpresse" waren tatsächlich weniger, vor Allem waren sie nicht spontan sondern wirkten immer irgendwie nach "jetzt müssen wir mal wieder skandieren".
Ziemlich...naja, widerlich. Man skandiert natürlich mit, denn es ganz absterben zu lassen, wäre keine Option. Dennoch.

Der Auftritt "des Franzosen" war erneut mehr als unglücklich. Im Gegensatz zu seinem Auftritt zu Beginn der Rauhnächte erntete er für seine Beschimpfung von Einzelpersonen auch nicht mehr soviel Lob, glücklicherweise. Er soll dem Hörensagen nach ein klasse Typ sein, mit mehr Grips in der Rübe als für ihn gut ist, aber sein Auftritt ist, das muß man leider sagen, Hetze.
Dafür allerdings kann man die Abschlußrede Herrn Bachmanns vom 5.1. nur denjenigen nahelegen, welche sich noch die Mühe machen, ihre Teilnahme vor dem sozialen Umfeld zu verargumentieren.

Was mich erschreckte war, daß ein Satz älterer Herren mit einem kleinen, braunen, weiß bemalten Schildlein rumrannte: "Volksentscheid: Einwanderungsstop JA oder Nein?" (oder so). Da ich solch flachen Mist nicht einfach da für die Menschenmenge stehen lassen möchte, sprach ich den Träger an, was er sich genau darunter vorstellt. "Na, daß die nicht mehr kommen. Die alle. Es ist voll!" Sinngemäß. Heinrich, mir graust vor dir.
Ich muß mit mehr Menschen reden, nicht, daß die Zahl solcher Stammtischklopfer unbemerkt Überhand nimmt. Das nämlich ist die Gefahr.

Was mich weiter - ich weiß nicht, ob es mich erschreckte. Es verwunderte mich aber: die Gegendemo.
Eine Blockadegegendemo gab es nicht. Störendes Pfeiffen gab es nicht. Stattdessen gab es den von Ihnen auch gesehenen Demozug am Striezelmarkt.

Wahrscheinlich haben Sie uns dort mittendrin sitzen sehen, im Auto, am Ausgang des Parkhauses wartend, während die Kolonne an uns vorbeizog und mir die Scheiben zerkratzte.
Die Laufenden waren nämlich keine grollenden, jolenden, pöbelnden Rabauken wie bisher auf den Gegendemos. Es war mehr ein Happening. Ein Event ohne jede politische Agenda. Einfach rumlaufen, lachen, saufen, irgendwelchen Leuten ungefragt die Scheiben zerkratzen.

Eine neue Dimension und Kultur der Gegendemo in Dresden. Zufall? Taktik? Oder der nächste Schritt im Phasenmodell des oppositionellen Sieges nach Ghandi?

Ich weiß es nicht.

Realist

7. Januar 2015 15:58

Wer gerade online ist, der weiß, was in Paris passiert ist. Wenn das Islamisten waren …?!
Ich fühle mich inzwischen wie in einer Art surealen Sphäre. Macht man die online-Presse auf, dann blinkt mit roten Lettern der Anschlag von Paris, daneben eine Besprechung von Houellebecqs neuem Buch „Unterwerfung“, darunter noch die Pegida-Schelte von gestern.

In der Tat kafkaesk.

Glücklicherweise, so muß man inzwischen mit einigem Sarkasmus leider wohl sagen, ist auf den Islam Verlass. Der läßt das Morden nicht. Jeder Anschlag erzeugt ein neues "sureales" Konglomerat auf den Zeitungsseiten. Und jedes mal, wenn Journalisten den absurden Versuch machen, antibiotische Artikel nebeneinander zu stellen, wachen ein paar Leute mehr auf.

Ein Fremder aus Elea

7. Januar 2015 17:01

Münster ist eine Insel in Nordwestfalen, da kommt man nicht von auswärts hin.

Die Leute da sprechen sogar noch Platt.

Und verdunkelte Dome wecken apokalyptische Assoziationen.

Wenn ich mich recht erinnere war Münster auch das Zentrum der Wiedertäufer.

Es wird immer besser.

Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, daß es jetzt linear steigend so weitergeht, obschon das eine oder andere noch ginge.

Nach der Wucht kehrt die Zermürbung wieder. Geschichte robbt sich in Schüben von einer Ebene auf die nächste.

Und die nächste Ebene ist wohl Scherbenlesen. Peu à peu. Aber sie bewegt sich doch.

Stil-Blüte

7. Januar 2015 17:09

Bärgida:

Die freundlichen Polizisten haben mehrere weitläufige Ringe um den Veranstaltungsort gezogen. Beim ersten Kreis kam ich nur deshalb noch durch, weil ich Auskunft geben konnte, daß ich auf dem Alex ('wo?' 'Wo sonst, als an der Weltuhr') eine Verabredung habe. Beim inneren Ring war Schluss. ('Warum?', 'Weil fünf Veranstaltungen angemeldet sind') Merke: So stellt man es an, um eine geringe Teilnehmerzahl (300) zu erzielen. Selber schuld, wer zu spät kommt, den... Obendrein: Vor dem Treffpunkt 'Berliner Rathaus' ist eine riesige Baustelle mit meterhohen Bauzäunen, ohnehin abgesperrt. Taktisch völlig unklug.

eulenfurz

7. Januar 2015 17:33

@kolkrabe, Danke für Ihre zutreffende Sozialanalyse der Bevölkerung des westdeutschen Provinzstädtchens. Aber was sind schon Zahlen in der Propaganda? Die Leipziger Volkszeitung präsentierte in ihrem Beitrag „Der wahre Ruf aus Leipzig“ am 12. September 1989 „zahlenmäßige Tatsachen“ zur Legitimation des Herrschaftsanspruches:

… nachdem sie am Montag mit den Rufen und Sprüchen einiger hundert Leute, die die öffentliche Ordnung zu stören versuchten, ihre Story im Block und das Klagelied auf Band hatten. Weil sie es nicht original erlebten, seien ihnen zunächst mal die zahlenmäßigen Tatsachen vom Wochenende nachgereicht. Über 250000 Bürger und Gäste der Stadt vereinten sich mit den Leipziger Journalisten am Sonnabend zu tätiger internationaler Solidarität. Und 100000 Einwohner kamen zur Großkundgebung am traditionellen Gedenktag für die Opfer des faschistischen Terrors und Kampftag gegen Faschismus und Krieg. An beiden Tagen also traf sich die überwältigende Mehrheit der Bürger unserer Stadt zu einem machtvollen Ruf aus Leipzig …

Also 250.000 treue Bürger gegen einige hundert unzufriedene Leute – das wäre auch eine Zielmarke für die derzeitigen Regenten, freilich ebenso ohne Garantie auf ein ewiges Weiterbestehen ihrer Machtfülle.

Ein Fremder aus Elea

7. Januar 2015 18:18

Ach, was habe ich da gesagt.

Erstmal geht's weiter:

https://www.youtube.com/watch?v=-quMJkIrAdM

Harald de Azania

7. Januar 2015 18:45

Verehrte Frau Kositza,

"Redet harmlos ueber das Harmlose" (Armin Mohler)

Spaziert harmlos unf friedfertig und rechtmaessig.

Nutzt nix!

Der auf Selbsthysterisierung gestellte Autopilot der 'subventionierten Klasse" laesst die verbalen Knueppel so-oder-so schwingen....

Um Nietzsche abzuwandeln: " Es zahlt sich teuer, subventionieret zu sein, Subventionen verdummen."

Seht es so: Nicht aergern, auch nicht wundern; amuesieren ueber den Kaiser der multikulti Republik Tolerantia, ganz ohne Kleider.

Weiter so! Es ist zwar ein weiter Weg aus Suedafrika; wenn ich raufkomme, spaziere ich mit >> ich liebe Koeln abgedunkelt :-)

Martin Lichtmesz: Nieder mit den Dunkelmaennern, Licht an!

HdeA

Sascha

7. Januar 2015 19:04

Realist, "gesunde Paranoia" ist genial, werde ich mir merken. Ist gegenüber der Presse aber auch wirklich nötig.

Mir wurde sie schon als Kind eingeimpft. DDR, irgendeine Feier, ich sollte als Pionier einem Vietnamesen ein Pionierhalstuch umbinden. Der Knoten fiel mir schon bei mir selbst nicht leicht, ungeübt bei jemand anders scheiterte es kläglich. Die Lokalpresse berichtete - und aus meiner Blamage wurde dort ein "fachgerechter Pionierknoten". Klar wäre es mir peinlich gewesen, hätten sie die Blamage ehrlich berichtet, ich wäre dankbar gewesen hätten sie es nicht erwähnt. Aber so ohne jede Notwendigkeit eine geradezu demonstrative Lüge - das hat mich schockiert. Journalisten als Leute, die aus Spaß, aus Vergnügen lügen.

Und ich habe nach der Wende keine 20 Jahre gebraucht, um mitzukriegen, dass Westjournalisten da kein bisschen anders sind.

derherold

7. Januar 2015 21:24

Münster ...

... bereits Ende der 90iger schrieb ein nicht ganz unbekannter Krimi-Schriftsteller: Das Kreuzviertel von Münster ist sehr schön, Da wohnen alle möglichen Menschen ... nur keine Armen und keine Ausländer.

"Und ich habe nach der Wende keine 20 Jahre gebraucht, ..."

Ich sagte 1996 in Gera einem ehem. NVA-Offizier, daß es zwei Unterschiede zwischen dem DDR- und dem (damals) aktuellen Journalismus gäbe:
1. Die Indoktrination ist weichgespült
2. Es gibt Westgeld

Dinkie

7. Januar 2015 21:41

Münster hat ein riesiges Uni-Prekariat aus Soziologen, Politologen und Pädagogen. Und die meisten bleiben am Ort, werden Doktoren und Professoren, kaufen ihre alten WG-Wohnungen und lassen sie luxussanieren. Diese linke Elite beherrscht die Stadt. Sie beherrschen die Uni, die Medien, das Rathaus, die unendlich vielen "Bildungswerke", die "Kulturzentren". Und die Bioläden ;-) Der neue Adel trinkt Bionade, hat einen Anti-Atom-Sticker am Auto und wohnt zentral im teuer renovierten Jugendstil-Altbau. Münster ist voll mit diesem Pack.
Das kommt allerdings daher, dass die Konservativen das Entstehen dieser linken Paralellgesellschaft seit den 1980ern komplett verpennt haben und bräsig und arrogant ignoriert haben, statt sich zu wappnen. Und heute haben sie einen CDU-Oberbürgermeister, dessen größte Freude es war, den Hindenburgplatz umzubenennen.

Wolfgang Dvorak-Stocker

7. Januar 2015 21:49

Eine kleine Anekdote aus eigenem Erleben als Adnota zu den "schönen Töschte": Eine Taxifahrt in Wien, schon ca 10 Jahre her. Sie verlief vorerst schweigsam, der Ausbruch meines türkischen Fahrers als wir bei einer Ampel zum Halten kamen, konnte nicht der Hoffnung auf gesteigertes Trinkgeld geschuldet sein: "Schauen Sie unsere demokratischen Jugendlichen! Sitzen auf Straße und rauchen wie in Bazar von Istanbul! Ach, wo bist Du, Johann Strauß!"
Manchmal frage ich mich, ganz im Geheimen, wo die Fronten wirklich laufen.

Eckesachs

7. Januar 2015 22:13

Sogar CNN berichtet jetzt. Minister die Misere wurde auch befragt und er stand brav Rede und Antwort. Die freche ,,Reporterin" weiß vielleicht nicht mal, warum viele Syrer ihr Land verlassen...

https://www.youtube.com/watch?v=a-j_v0LQkTg

Nörgler

7. Januar 2015 22:28

@ kay-uwe Klepzig"Was mich erschreckte war, daß ein Satz älterer Herren mit einem kleinen, braunen, weiß bemalten Schildlein rumrannte: „Volksentscheid: Einwanderungsstop JA oder Nein?“ (oder so). Da ich solch flachen Mist nicht einfach da für die Menschenmenge stehen lassen möchte, sprach ich den Träger an, was er sich genau darunter vorstellt. „Na, daß die nicht mehr kommen. Die alle. Es ist voll!“ Sinngemäß. Heinrich, mir graust vor dir. Ich muß mit mehr Menschen reden, nicht, daß die Zahl solcher Stammtischklopfer unbemerkt Überhand nimmt. Das nämlich ist die Gefahr."

Sehr geehrter Herr Klepzig,
ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten,auch nicht despektierlich werden.Widersprechen, im Sinne eines Dialogs, möchte ich Ihnen aber schon,zumindest was das die oben von mir zitierte Passage Ihres Kommentares betrifft. Die Gefahr geht meiner Ansicht nach nicht von sogenannten "Stammtischklopfern" aus, sondern von ganz anderer Seite.Insofern erinnert mich Ihre Wortwahl ebenso wie die Formulierung doch sehr an offizielle,sagen wir mal "Mischpoken-Rattenfänger-Neujahrsansprachen.
Der Stammtisch,ja,ja,der Pöbel,das gemeine Pack.Wählen darf das dumme Gesindel auch noch,zu meinem Leidwesen übrigens.
Das "Stammtischklopfen" ist übrigens ein schöner alter Brauch, den ich sehr gerne praktiziere und auch nicht gegen anderes(zb. unter Allahu dingsbums rufen autos abfeuern)eintauschen möchte.
Nichts für ungut
Ein Stammtischler (oder sagt man vornehmerweise Schreiner?)

Tobias

7. Januar 2015 23:54

Ich schaue in unseren Qualitätsmedien, überall ist nur von der "vermeintlichen" Islamisierung die Rede. Doch das kann jetzt niemand mehr behaupten, nicht einmal ein "Gutmensch auf Speed" - jetzt, nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo".

Wir wollen gerecht sein: Noch sind es nur mutmaßlich Islamisten, die die Greueltat verübt haben. Jedoch spricht alles dafür, dass die Täter Moslems waren. Und sicherlich sollte man dieses abscheuliche Gemetzel nicht als billiges Propagadainstrument missbrauchen.

Denn es wird auch so seine Wirkung entfalten. Wer bisher wankend und unentschieden war in seiner Beurteilung der PEGIDA-Spaziergänge, wird möglicherweise einen neuen Blick auf die Sache werfen. Sind das denn wirklich nur irrationale, ängstliche Wutbürger und irregeleitete, rechte Kleingeister, die da in Dresden auf die Straße gehen?

Die Medien werden natürlich neue Volten schlagen, um genau dies nicht zu tun. Aber von einer "vermeintlichen" Islamisierung werden sie wohl kaum noch schreiben können.

Es ist kaum zu glauben, dass gerade jetzt "Die Unterwerfung" herauskommt, der neue Roman von Michel Houellebecq.

Die PEGIDA-Bewegung kann da doch eigentlich nur noch wachsen...

Unke

8. Januar 2015 00:21

Großartig, die Schilderung des letzten Dresden-Ausflugs (nicht die Schilderung, sondern der Ausflug an sich --aber auch das tönt wieder mißverständlich; menno!).
Wie ich schon mal schrieb: wann warum so etwas Momentum hat und/oder bekommt ist für mich ein Rätsel. Ich kann nur für mich selbst reden, und von mir aus hätte man bereits vor 20 Jahren demonstrieren können - will damit nur sagen: die Dynamik der Masse ist eine grundlegend andere als die des Einzelnen. Schön (und, notabene, alleinig erfolgsversprechend) wäre es, wenn die Kerze brennt und sie nicht wieder ausgeht. Mit anderen Worten, es geht nicht darum dass von hier auf gleich Millionen die Straßen fluten, sondern immer ein wenig mehr. Um Olaf Henkel ein Zitat zu entwenden: "Die bekommen uns nicht mehr weg!". Wer weiss, vielleicht stehen die Chancen ja nicht so schlecht wenn immer mehr -insbesondere eingeborene Männer- erkennen, dass das System ihnen nichts (mehr) zu bieten hat. Die berühmten red pillers - in sie setze ich meine größte Hoffnung.

apollinaris

8. Januar 2015 02:39

Es ist erfreulich, dass Sie uns, d. h. dem Teil Ihrer Leserschaft, der noch verunsichert abseits steht, Ihre Impressionen von PEGIDA in Dresden zukommen lassen. Das verschafft Klarheit und auch Inspiration, sich nun doch aufzuraffen und am eigenen Ort an einem Montagsspaziergang teilzunehmen. Danke für Ihren unermüdlichen Einsatz und auch, ja, für Ihren Mut.

Kay-Uwe Klepzig

8. Januar 2015 13:02

Herr Nörgler,

danke für ihr Lob und sei es auch noch so unfreiwillig.
Da ich mich nicht an PC gebunden fühle, muß ich mich auch nicht an Gepolter gebunden fühlen.

Inhalt statt Form. Gilt auch für unsere Seite. Und der Inhalt "Einwanderungsstop JA oder NEIN" mit dargelegter Begründung zeigt von Uninformiertheit und einem Horizont von der Tapete bis zur Wand.

Dummheit ist eine Gefahr, wenn sie die lauteste Stimme wird. Immer und überall. Auch bei PEGIDA. Von Lesern eines verkopften Rechtskonservativen Magazins hätte ich diese Einsicht erwartet ;-)

Renate Klee

8. Januar 2015 16:03

Liebe Frau Kositza,
Auch hier, in Irland wuerde am Dienstag in den Nachrichten, ueber PEGIDA berichtet. Beim Fruehstueck war das Radio eingeschaltet und ich konnte auch Ihren Beitrag hoeren. Zu meiner grossen Freude habe ich sie sofort erkannt. Jetzt muss ich mich endlich einmal bei Ihnen und Herrn Kubitscheck im besonderen, aber auch bei allen anderen Kommentatoren bedanken. Wir lesen hier seit einiger Zeit regelmaessig mit und finden dass wir uns gar nicht besser ueber die Situation in Deutschland Informieren koennen.
Was ihre beiden Saetze betrifft ,bin ich anderer Meinung als Eulenfurz.
"Ich habe 4 Toechter mit langen blonden Haaren ", hatte ich mir ergaenzt mit: und wir sind hier die Exoten. Erst beim ansehen des Videos ist mir aufgefallen, dass Sie eigentlich(- in der Bedeutung zumindest-) einen Halbsatz verwenden. Gerade das Bild der Blondinen macht die Botschaft eindeutig und fuer jeden nachzuvollziehbar.
mit freundlichen Gruessen
Renate Klee

Birne Helene

8. Januar 2015 19:37

Sehr geehrte Frau Kositza, ich ging beim Lesen der Aussage "Besuch der Heimat" schon davon aus, dass Sie die Offengida anführen und den Flohmarkt als Treffpunkt/Ausgangspunkt gewählt hatten und dann bis zum Frankfurter Römer durchmarschieren. Wann startet Offengida? ;-)

Joseph von Sternberg

9. Januar 2015 09:31

Betreff: 4.1. - Fürbitten...

Ich fahr da zweigleisig - normalerweise gehe ich zur FSSPX - wenn ich morgens verkatert bin - dann lieber Abends in den Novus Ordo. Letzteres immer wieder zu tun ist so wichtig wie der Blick in die Journaille. Damit man von den Krankheiten außerhalb der Enklaven nicht überrascht wird & zum Triumph der Idioten nicht die Contenance verliert.

Damals als ich bei der Williamson Affäre wütend - geräuschvoll den Gottesdienst verließ, da ich noch nicht wusste wie weit es schon ist - habe ich mich hinterher geärgert. Der Depp am Mahltisch hat sich sicher selbst als Bollwerk gegen den Extremismus verstanden - würde ich das heute machen würde er wahrscheinlich gregorianisch anfangen: Je suis Charlie - vielleicht sogar latein: Sum Carlo...

Da die Fürbitten sowieso immer von den Klimakteriumsopfern aus dem Seelsorgesowjet gemeinschaftlich zusammengeleimt werden - stehen sie sowieso außerhalb der Messe - deshalb stehe ich einfach nicht auf - sondern setze mich hin.

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