Betreutes Augenverschließen mit Kontrakultur Halle

»Im übrigen will ich niemandem die Augen öffnen, ich möchte sie lieber einigen schließen.«

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

Das hat Gott­fried Benn geschrie­ben, in Drei alte Män­ner, und am Diens­tag letz­ter Woche sind an der Mar­tin-Luther-Uni­ver­si­tät Hal­le-Wit­ten­berg in der Tat eini­ge Augen geschlos­sen worden:

Jen­seits des resi­gnier­ten Alt­her­ren­la­mentos im Dich­ter­text haben sich dabei jedoch jun­ge Akti­vis­ten der ört­li­chen Iden­ti­tä­ren Bewe­gung, die als “Kon­tra­kul­tur Hal­le” fir­miert, betä­tigt; die IB ist damit in Hal­le erst­mals öffent­lich­keits­wirk­sam mit einer straff orga­ni­sier­ten Akti­on in Erschei­nung getreten.

In der Ein­gang­hal­le ihres Haupt­ge­bäu­des stellt die MLU Büs­ten ihrer geis­ti­gen Grün­der­vä­ter aus. Ange­sichts des geis­ti­gen und poli­ti­schen Kli­mas an der Uni­ver­si­tät schien es den Iden­ti­tä­ren offen­sicht­lich uner­träg­lich, daß die­se dem Trei­ben lin­ker Stu­den­ten und der fort­schrei­ten­den Eta­blie­rung von Gesin­nungs­wis­sen­schaf­ten wie den alt­be­kann­ten “Gen­der Stu­dies” wei­ter zuse­hen soll­ten. Dem­entspre­chend wur­den die bemoos­ten Häup­ter sym­bo­lisch mit Schlaf­mas­ken ver­se­hen, um sie vor der Scham über das, was aus der über 300jährigen Tra­di­ti­on der Hal­le­schen Uni­ver­si­tät gewor­den ist, zu bewahren.

AKTION2Akademischer Selbstschutz

Kern­ziel der Akti­on war es, ein – hor­ri­bi­le dic­tu – Zei­chen zu set­zen: dafür, daß ent­ge­gen der ewig schwei­gen­den Mehr­heit durch­aus nicht alle Stu­den­ten der MLU bereit sind, das Gewäsch von Geschlech­tern als “sozia­len Kon­struk­ten” oder “kri­ti­scher Weiß­seins­for­schung” wider­spruchs­los hin­zu­neh­men. In einer Erklä­rung heißt es dazu:

Die Lin­ken haben sich durch­ge­setzt: Wie nahe­zu an allen Uni­ver­si­tä­ten des Lan­des ist es an der MLU ihr Main­stream, der dik­tiert, was gesagt wer­den darf und was nicht. Nicht sel­ten kom­men die ver­schie­de­nen Spiel­ar­ten der Ideo­lo­gie der Selb­st­ab­schaf­fung dabei im Gewand der Wis­sen­schaft daher, wie bei­spiels­wei­se in den Fäl­len von »Kri­ti­scher Theo­rie«, »Cri­ti­cal Whiten­ess« oder »Gen­der Stu­dies«. Die­sen bis­wei­len bizarr bis absurd anmu­ten­den Stu­di­en­fel­dern gemein ist, daß sie alle­samt auf die »Dekon­struk­ti­on« unse­rer eth­ni­schen und kul­tu­rel­len Iden­ti­tät abzie­len. Als per­ma­nen­te Angrif­fe ord­nen sie sich ein in eine vor­po­li­ti­sche Offen­si­ve, die natür­li­che Unter­schie­de zwi­schen Geschlech­tern, Völ­kern und Kul­tur­krei­sen leug­net und im Namen abs­trak­ter Ideen glo­ba­ler Gleich­heit abschaf­fen will.

AKTION3Um Mißverständnissen vorzubeugen…

Wie es in iden­ti­tä­ren Krei­sen üblich ist, so hat auch die­se Akti­on umfang­rei­che media­le Auf­be­rei­tung erfah­ren und für gro­ße Auf­merk­sam­keit auch jen­seits von Face­book und Kon­sor­ten gesorgt. Es wird sich zei­gen, ob es den jun­gen Hal­len­ser Akti­vis­ten gelingt, nach die­sem ers­ten Ach­tungs­er­folg wei­ter am Ball zu blei­ben und auch in Zukunft eine der­ar­ti­ge Krea­ti­vi­tät – natür­lich in Ver­bin­dung mit der not­wen­di­gen Orga­ni­sa­ti­ons­ar­beit – an den Tag zu legen. Wie an allen Hoch­schu­len im Lan­de, so gibt es auch an der MLU genug zu tun; die Fra­ge nach Nähr­bo­den und Rekru­tie­rungs­po­ten­ti­al iden­ti­tä­rer Arbeit ist bis­lang durch­aus posi­tiv zu beant­wor­ten. Denn Kon­tra­kul­tur ist not. Gera­de an den Universitäten.

Kon­tra­kul­tur Hal­le direkt und via Face­book. Kon­takt­auf­nah­me über kontakt[at]kontrakultur.info – kei­ne eige­ne Schlaf­mas­ke vonnöten.

AKTION1
Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

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Kommentare (36)

Alexey

19. Juni 2015 16:15

Critical Whiteness

Wird dieser Scheiß auch in der BRD geforscht und studiert? Ich dachte man hat solches nur in Nordamerika, weil man in Europa Menschen offiziell in Rassen nicht einstuft. Noel Ignatiev ist einer der bekanntesten Whiteness-"Kritiker", googlen Sie mal ihn ein, wenn Sie von ihm nocht nicht wissen. Ein äußerst hassvoller Halunke.

Kiki

19. Juni 2015 17:13

Bravo, Jungs!

(Tut mir leid, daß mein begeisterter Zuspruch nicht niveauvoller und elaborierter ausfällt, aber als Familenmensch mitten im Alltagsleben reichte es im Weltnetz meist nur zu oberflächlichen Streifzügen)

Arminius Arndt

19. Juni 2015 19:27

Nettes Bild mit den Flugblättern, die durch die Uni schweben. Erinnert wohl bewusst an den Geschwister Scholl Film, in diesem Youtube Clip ab ca. 2.29 zu sehen:

https://www.youtube.com/watch?v=lgwSIoDSBTI

Da die meisten diesen Film wohl gesehen haben (Schule etc.) wirkt die Anspielung dieses Bildes um so mehr. Man merkt, dass bei den Identitären sich immer mehr Gedanken in der Vorbereitung und Aufarbeitung der Aktionen gemacht werden.

Noah

19. Juni 2015 21:28

War die Aktion denn auch beim Rektorat angemeldet? ;-)

Schatten von E.

19. Juni 2015 21:38

Die im Verborgenen statt findenden sowie halb verdeckten Aktionen der IB erinnern irgendwie an die "Weiße Rose". Offensichtlich haben wir heute Verhältnisse, wie in einer Diktatur. Kaum jemand kann es sich leisten, mit offenem Visier seine Meinung kund zu tun.

Umso mehr Respekt vor diesen jungen Leuten, von denen so mancher sich damit seine berufliche und gesellschaftliche Zukunft bewußt zerstört. Ich hoffe allerdings, daß man hier klug abwägt und sich nicht sinnlos verbrennt.

Pseudo-Gutmensch

20. Juni 2015 01:13

Bitte nicht übelnehmen, daß ich mal wieder etwas Wasser in den Wein zu gießen scheine ...:
Das Ziel ist goldrichtig,
die Verhüllungen werden aber wohl in die Breite allenfalls noch im Netz, kaum vor Ort wirken, zumal die Örtlichkeit in Halle nach meiner Erinnerung auch relativ dunkel ist,
und bei den Flugblättern habe ich die Schwierigkeit, daß dabei Papiermüll verbleibt, den nicht die an der Misere Schuldigen beseitigen dürfen.

Nach meiner Erfahrung ist, gerade an der Uni, der einzig effektvolle Weg, sich vor gemischtem Publikum scheinbar völlig auf diese Wahnideen einzulassen und dann mit bestmöglich gespielter Naivität ganz brav und ganz nüchtern den Gedanken weiter und weiter zu spinnen - bis sich die Katze in den Schwanz beißt, bis die die Sache in unauflösbaren Widersprüchen festsitzt.
Haßerfülltes Schweigen der Protagonisten ist einem sicher - aber mehr nach meiner Erfahrung nicht, weil der brauchbare Aufhänger für Tätlichkeiten fehlt - das sonstige Publikum aber kann sich dann so seine Gedanken machen über das geistige Fundament.
Bei nächster Gelegenheit kann man dann auf diesem Sockel ebenso naiv und fröhlich aufbauen und den Abbruch schon etwas gezielter fortführen, die Schrecksekunde der Unentschiedenen "darf der denn das???" tritt nach solcher Vorarbeit auch nicht mehr ein ...
Neulich war in der JF ein schöner Artikel über unlösbare Toilettenprobleme mit Transen, das ging genau in diese Richtung.

Die unlesbaren Anreden etc. mit x, *, _, Innen, Er mache ich ebensowenig mit - ich bedaure ggf. kurz, bündig, trocken, daß mir leider Platz/Zeit fehle, 60 Geschlechter angemessen anzureden - und bleibe nur bei der männlichen bzw. Standardform. Effekt wie oben.

donna_alta

20. Juni 2015 07:31

Schade, daß ich schon viel zu alt bin! Die IB hätte auch meinem Studentendasein Sinn gegeben und wäre für mich die Bewegung, die ich im Hier und Jetzt noch immer nicht gefunden habe, um aktiv werden zu können gegen den alltäglichen Wahnsinn.
Bewundernswert sind Phantasie und Aussagekraft dieser Aktionen und natürlich auch der Mut der jungen Leute!
Es müssten viel mehr werden. Nicht aufgegeben! Weiter machen! Was können "wir Alten" tun, um die Bewegung zu stärken?

Gustav Grambauer

20. Juni 2015 10:50

Zu Zeiten der Weißen Rose waren die Lehrkörper wie die Studentenschaft nicht nur althumanistisch gebildet - es handelte sich um durch die Antike durchgegangene, ergo dem Kulturstrom folgende Seelen, was in der Ansprechbarkeit für feine seelische Regungen und hohe Moral seine Konsequenz fand. Ich erinnere daran, daß Hitler mit der Installation des Volksgerichtshofs einen Justizputsch gegen die geistig noch in der Hochblüte des Rechts wurzelnden Reichsrichter riskieren mußte. Für die damaligen Akademikergenerationen waren die Flugblätter der Weißen Rose ein nicht abkratzbarer, schmerzhafter Klebzettel am Spiegel.

Heute haben wir es grundsätzlich mit Zombies zu tun, auch in Mitteldeutschland sind die Universitäten längst gesäubert, und zwar weniger entlang politisch-ideologischer sondern vielmehr seelischer Kriterien. Neben dem sehr treffend angesprochenen Selbsthaß sind Wissenschaftler heute grundsätzlich nicht mehr ansprechbar für Ehre und Gewissen. In den (Un-)Geistes-Disziplinen ist ihr akademisches Leben nichts als Ausdruck eines riesigen Gespinstes aus utopistischen Projektionen, wobei "Revolution" wohl ihr größter Götze ist. Dabei ist ihr Wissenschaftsverständnis vom "Prinzip der klassenmäßigen Parteilichkeit" geprägt - bei oberflächlicher Betrachtung könnte man es als "jakobinisch" oder "sowjetisch" charakterisieren (nur daß ihr neues historisches Subjekt nicht mehr die "stolze Arbeiterklasse" sondern "die Verdammten dieser Erde" sind).

Diese Analyse griffe jedoch viel zu kurz. Gender Mainstreaming (nur ein Beispiel ...) orientiert sich nicht an der vergleichsweise noch gediegenen "Sowjetwissenschaft" sondern wiederum an deren Exzessen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Lyssenkoismus
https://www.youtube.com/watch?v=Sw-I6K4oaYs

Es handelt sich auch erst um die zarten Anfänge des Projekts "Transhumanismus", welcher entgegen seiner Wikipedia-Definition alle Lebensbereiche umfassend sein und die NS-Diktatur an Totalität um Dimensionen übertreffen wird. Es versteht sich, daß dessen Träger entsprechende seelische Strukturen mitbringen bzw. ausformen - soweit das Wort "Seele" hier überhaupt angebracht ist.

Für die Entwicklung dieser Strukturen wurden die Universitäten, man könnte sagen: zu grau-magischen Initiations-Schulen oder Mysterien-Tempeln (im Jargon:) "transformiert".

Um das noch anzumerken: bei der jüngeren Generationen der Naturwissenschaftler sieht es nicht anders aus. Wer einmal Bekanntschaft mit den wie eine Plage marodierenden "Scientific Communiuties" macht, taucht tief herab in eine Welt von machbarkeitsfixierten Spieler-Typen, die keinerlei Korrektiv in den unmittelbaren Lebensverhältnissen mehr kennen und von ihrer Seite her ebenso die transhumanistische Diktatur herbeisehnen. Selbstverständlich haben sie umso aufgeblähtere Theorien dafür parat, daß sie in ihrem Grundverständnis angeblich nicht im Positivismus des 19. Jahrhunderts steckengeblieben seien.

https://de.wikipedia.org/wiki/Szientismus

Es kann nur darum gehen, denjenigen - sehr wenigen - Althergebrachten einen Stachel ins Fleisch zu stecken, die sich noch einen letzten Rest von Noblesse erhalten haben. Letztlich macht die "Kontrakultur Halle" - neben der Selbstachtung ihrer Akteure - die Ehre der MLU und ihrer früheren Träger durch Zeiten der vorher nie geahnten Dunkelheit hindurch geltend.

- G. G.

Nordlicht

20. Juni 2015 11:35

@ donna_alta

Falls Sie die Identiträre Bewegung finanziell unterstützen möchten, können Sie das hier tun:

https://www.identitaere-bewegung.de/foerdern/

Ansonsten würde ich Ihnen empfehlen auch zu regionalen Gruppen Kontakt zu knöpfen, denn nicht nur der Aktivismus auf der Straße ist wichtig, sondern auch das Verknüpfen und Aufbauen von Netzwerken.

Hier finden Sie eine Übersicht der Regionalgruppen:

https://www.identitaere-bewegung.de/struktur/

Am besten einfach über Email anschreiben und Sie werden an die entsprechenden Regionalleiter weiter vermittelt.

Monalisa

20. Juni 2015 12:52

Ich möchte ja loben und Mut machen, aber das ist immer noch alles so
erschütternd brav.

Ganz Berlin ist schwarz plakatiert mit: DIE TOTEN KOMMEN und eine radikale linke/NWO Gruppierung, das "Zentrum für politischen Schönheit", hält Beerdigungstheater (?!) vor dem Reichstag und auf Berliner Friedhöfen ab. DAS kommt in alle Medien.

Selbst ich bin hin und hergerissen zwischen Ekel und Bewunderung, denn Merkel und Co. agieren ja wirklich mit äußertem Zynismus und verlogenem Lavieren und tragen ganz klar eine Mitschuld and den Toten im Mittelmeer.

Wie sieht es bei den Identitären mit Crowdfunding, Spendenaufrufen per Mailverteiler usw. aus?

Für spektakuläre Aktionen braucht man natürlich Geld, andererseits muss unsere Seite mit einer gewissen Heimlichkeit im Vorfeld agieren.
Ich weiß wie schwer das alles ist, aber gibt es denn so gar keine Möglichkeit irgendwie mehr zu wagen?

KW

20. Juni 2015 16:47

Bloß kein Pessimismus, wir haben mehrere Eisen im Feuer: Die Identitären, die europäische Aktion, Pegida und AfD, sowie sehr gute Medien, wie ef, Sezession, die Preußische Allgemeine, die JF, PI und andere gute Blogs. Ich mache jeden Tag das, was ich schaffen kann, ich setze mich nicht unter Druck, hier ein Gespräch mit dem Hund, da ein hingeworfenes Wort, dort ein Flugblatt im Briefkasten.Ein souveränes Deutschland ist das Ziel, die Mittel sind egal. Und Geld ist nicht alles. Die 68er wurden gesponsert, keine Kunst, die Meinungshoheit zu erlangen. Dafür verachte ich sie. Sie machen alles nur für Geld, wie mickrig ist das?

deutscheridentitärer

20. Juni 2015 19:25

Was mich anwidert, sind diejenigen, die sich herausnehmen identitäre Aktionen als zu brav etc. zu kritisieren und selbst nur in in Kommentarspalten aktiv sind.

Der Gutmensch

20. Juni 2015 19:34

... ich hab "Drei alte Männer" nicht gelesen (der Titel ist auch irgendwie wenig einladend, haha) aber ich bezweifle so ein bißchen, dass Benn darauf aus war, denen die Augen zu schließen, die die kulturelle Tradition im Land begründet haben? Ich nehme eher an, er wollte nicht jedem Deppen das Arkanum verraten ... Aber dennoch: Rührende Aktion! Rührend deshalb, weil es die anderen natürlich einen feuchten Kehricht interessiert, ob den Büsten der geistigen Gründungsväter der Uni die Augen verbunden werden. Vielmehr dürfte es den Linken in den Fingern jucken, dieselben nicht nur zu blenden, sondern sie auch teeren und federn zu dürfen. Schließlich handelt es sich bei den Gründungsvätern doch um - Nazis! Zweifelsfrei und ganz und gar unabhängig vom Geburtsdatum.

Soviel zum Thema: Den-Irrsinn- bitte-konsequent-zu-Ende-denken vom "Pseudo-Gutmensch".

Der Gutmensch, ohne Pseudo.

Carl Sand

20. Juni 2015 21:03

bezüglich Papiermüll:

Nun, wie auch immer. Auch die Messinghülsen wird wohl irgendjemand aufkehren müssen.

Monalisa

20. Juni 2015 22:32

Richtig, wenn's nach den Gegnern ginge, könnten diese Büsten auch gleich verschrottet werden. Wen soll da eine kleine Verhüllung schon schockieren? Die Unileitung? *Räusper*

@Deutscher Identitärer

Was wissen Sie schon von mir?

Derzeit, als junge Mutter und auch in anderer Hinsicht eingeschränkt, kann ich nicht aktionistisch tätig sein, das stimmt. Aber ich wäre bereit Geld für vielsprechende Ideen zu spenden, sofern Sie in der Zielsetzung und auch was den Geldbedarf angeht, zumindest grob umrissen vorgestellt würden. Einfach nur so an irgendeine kleine, recht Gruppe zu spenden, die in meinem Land bisher nicht mit überzeugenden Impulsen aufwarten konnte, würde ich dagegen nicht. Dafür habe ich zu wenig selbst zur Verfügung oder würde eher die Arbeit von Kubitschek at al. unterstützen.

Pseudo-Gutmensch

20. Juni 2015 23:12

Herr Grambauer,

ich kann nachvollziehen, woher Ihr Gesamteindruck kommt.
Aber die Leute mit Machbarkeitswahn und sozusagen steinzeitlichem Fortschrittsoptimismus kenne ich nur teilweise von Naturwissenschaftlern - vor allem dagegen aus dem Bereich der Ingenieure und Techniker und - der Wirtschaftsleute. Motto 'alles geht, wir müssen das nur noch konzentrierter und knallharter angehen'.
Vor allem aber: Glauben Sie mir außerdem, daß es auch bei den in konservativen Kreisen hier und heute so gerne beschimpften Geisteswissenschaften - die ja doch einstmals der Stolz der Konservativen waren! - noch andere gibt!
Die etwa auch schon vor 20 Jahren ausdrücklich eine Rede gegen den Antihumanismus gehalten haben. Öffentlich, in einer dunkelroten Höhle. Und sich dafür von einem vor Wut tobenden Hörsaal fast erschlagen und selbstverständlich sofort unter Naziverdacht stellen lassen durften.
Ich gebe Ihnen freilich recht, daß sie selten oben an den großen Futtertöpfen sitzen und höchstens als skandalon in der Lügenpresse auftauchen, weil sie dort zu suspekt sind.
Diese anderen versuchen, statt mit den großen Knallern, die doch ins Leere verpuffen, lieber im Stillen, aber beharrlich und mit vielen kleinen Details zu wirken.
Was, lieber

Carl Sand,
Sie ja leider so gar nicht goutieren.
Ich gestehe, daß ich Ihre Einwände zu mir schlicht nicht verstehe. Bitte um eine Art Übersetzung. Was ich mir erst mal zusammenreime: Ich wäre also offenbar im besten Fall ein klischeehafter Dummkonservativer. Dann sind offenbar entscheidende Überlegungen Ihren Punkten zum Opfer gefallen.
Und letztlich bin ich doch nicht dummkonservativ, sondern irgendwie hinterhältig-bösartig? So eine Art roter alien?
O sancta simplicitas!
Umgekehrt: Große Geste ohne Nachhaltigkeit als Beweis von intelligentem und echtem Konservatismus?
Lesen Sie vielleicht mal Macchiavelli. Der hat Ihren dezidierten Ansatz, wenn auch auf pure Macht als solche reduziert - aber dazu die von mir doch in der Tat bevorzugte politische Klugheit.
Zu der gehört meines Erachtens auch, einen gewissen Verhaltenscodex zu wahren. Das Zumüllen von Universitäten mit Papier kenne ich als klares Kennzeichen der Linken. Die Messinghülsen scheinen mir dagegen Symbol der politischen Bankrotterklärung zu sein, nach der dann in der Tat fast alles egal ist, aber die doch auch Sie noch scheinen, vermeiden zu wollen.

P. Weber

21. Juni 2015 12:29

Ich bin ein großer Befürworter solcher Aktionen. Früher nannte man das Spaßguerilla oder Agitprop-Aktionen. Sie sind gewaltfrei, mit Humor und treffen den Nagel auf den Kopf.
Ich frage mich zwar, ob der Autor etwas zu euphorisch an die Sache geht (stramm organisiert) aber auch ich hoffe, dass diese (und andere) Gruppen weiterhin die Kreativität für neue, ähnliche Aktionen haben. Weiter so! :-)

neocromagnon

21. Juni 2015 15:08

Bei Gender Studies und ähnlichen Konstrukten handelt es sich um den uralten Angriff auf die der Natur inneliegende göttliche Ordnung. Es ist die Hybris eines Geistes, der sich selbst über die Materie erhöhen und zum Schöpfer, also zu Gott, werden will, obwohl er selbst nur Geschöpf ist, und der dadurch den Kontakt zu seinem Ursprung verliert und sich ins Destruktive verkehrt. Das Urbild ist der Sündenfall.
Irgendwann wird sich das an der westlichen Zivilisation ganz furchtbar rächen.

Carl Sand

21. Juni 2015 17:45

Herr Wegner,

ich erwarte, dass Sie meinen Kommentar vollständig löschen, da Ihre Bearbeitung vollkommen sinnentstellend ist und Sie auch nicht bereit sind, meine Replik, die in deutlich ruhigerem Tonfall gehalten war zu veröffentlichen.

Kositza: Lieber Herr Sand, der sehr geehrte Herr Wegner heißt in diesem Fall Kositza. Okay, Sie sind gekränkt. Ist Ihr Recht! Es ist so: Grad bei anonymen ad-personam-Anschwärzers verfahren wir/resp. ich auch mal nach Gutsherrenart. Gern komme ich Ihrem Wunsch nach Löschung nach.

Der Gutmensch

21. Juni 2015 18:06

neocromagnon,

die Genderei soll bitte - was sein? Ich gehe ja mit, dass die Verunsicherung darüber, ob man nun Weibchen oder Männchen oder ein 60. ist, nun wirklich an der Wurzel unserer Identität ansetzt. Schreckliche Qualen hält er/sie/es für denjenigen bereit, der seinerseits dazu bereit ist (sich diesen bunten Schuh anzuziehen)! Aber was treibt Sie, das noch mit transzendenten Vokabeln zu adeln? Ich bitte sie ... die Genderei ist doch kein spiritueller Irrweg, sie hat mit Gott gar nichts im Sinn, sondern bestenfalls mit .... -en. Das wäre selbst dem Teufel zu banal, da bin ich sicher. Soweit das Wort zum Sonntag.

Der Gutmensch.

Monalisa

21. Juni 2015 18:49

Zum Vergleich nochmal:

http__://www.tagesspiegel.de/berlin/protestaktion-die-toten-kommen-vor-bundestag-marsch-der-entschlossenen-hebt-mehr-als-100-graeber-aus/11946694.html

Kositza: Liebe Monalisa, das ist wahrlich ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen! Es gibt Aktionen, bei denen läuft die Medienmaschinerie wie geschmiert, und bei anderen läuft sie ganz bewußt überhaupt nicht. Und das liegt nicht an braven Artikulation. Überlegen Sie nur mal, wieviele Medienbeiträge sich intensiv mit Inhalten, Zielen & Reden der Pegida auseinandergesetzt hatten! Und ob es da Medien gab, die die Teilnehmerzahl deutlich über die "Polizeiangaben" hinaus geschraubt haben!
Ich sag nur: Als das "Zentrum für politische Schönheit" (deren Chef als bezahlter Propagandist des Polanskifilms "Der Pianist" einen dicken Stein im Brett der Medienschaffenden hat) Anfang der letzten Woche ihre tote Syrerin beisetzten, waren dort 70 "Aktivisten" - und rund 100 Journalisten. Das sagt alles! Außenstehende haben oft viele gute Tips, wie man mal für ein bißchen Wirbel sorgen könnte - wer länger im Geschäft ist, weiß, wie professionell unerwünschte Aktionen ausgebremst werden.
Über das "Zentrum f. pol. Schönheit" hatten wir übrigens bereits 2009 einen großen Artikel in der Sezession.

Waldgänger (e.B.) aus Schwaben

21. Juni 2015 21:46

Gute Aktion!
Man darf von einer einzelnen Maßnahme nicht zu viel erwarten. Doch steter Tropfen höhlt den Stein.

Waldgänger (e.B.) aus Schwaben

21. Juni 2015 22:44

Das „Zentrum für politische Schönheit“ in seiner penetranten Selbstinszenierung ist inzwischen sogar der linientreuen Presse peinlich, wie im verlinkten Artikel deutlich wird.

Es heute auch ein Artikel in der faz mit dem gleichen Tenor.

Max

22. Juni 2015 00:20

Gute Aktion!
Man darf von einer einzelnen Maßnahme nicht zu viel erwarten. Doch steter Tropfen höhlt den Stein.

Ja, seh ich auch so.
Gut gemacht, Jungs!

Hartwig

22. Juni 2015 07:28

Kontrakultur Halle: Ich gratuliere ausdrücklich zu dieser Aktion und wünsche weiterhin gutes Gelingen.
Und an alle Skeptiker: Manchmal ist eine solche Aktion auch nur für eines gut: sich frühmorgens beim Rasieren im Spiegel selbst zuzwinkern zu können.

Urwinkel

22. Juni 2015 10:03

Dieses "Zentrum für politische Schönheit" spricht öffentlichkeitswirksam in einem Duktus der an den Diktator erinnert. Chaplin hat sich schon filmisch daran versucht. Vergangene Woche kamen mir O-Töne per DRadio-Kultur zu Ohr, die an solcher Verbalanalyse keinen Zweifel lassen. Der Name (ZfpS) hat seinen Reiz. Das klingt vereinnamend wie z.B. "Friede, Freude, Eierkuchen" (ein altes Love Parade-Motto). Und die Macher gefallen sich in der Rolle und drehen nocheinmal richtig auf. Provokation? Nur heiße Luft.

Aber, dieses Zentrum hat außer Schockaktionen nichts auf der Metaebene anzubieten. Ihre Naivität ist äquivalent zum verstärkten medialen Auftreten.

Ich erlaube mir an dieser Stelle das Urteil, daß das nur Schwätzer sind,
die für ihren Enthusiasmus geliebt werden wollen. Typische Hipster und
Künstlernaturen.

Noch etwas zum Bart und Rasieren, Hartwig: Der muß nicht jeden Morgen runter. Das ist wie mit den Frauen. Das ist eine natürliche Last. Sie tragen auch ihre Brüste. Vorausgesetzt der Bartwuchs passt, steht einem so ein Vollbart gut. Mähen kann man immer noch. Ist ja keine Sommerwiese. Ich kenne z.B. Spießer, die in ihrer Jugend langes Haar und Vollbart trugen, und sich heute im Alter glattrasieren, damit der Graupflaum bloß nicht zu sehen ist. Stellen Sie sich das mal vor: Die färben aus Eitelkeit sogar die Haupthaare. Die haben alle Angst. Angst vor dem Tod und dem Sterben. Aber sie haben die größte, belehrende Klappe wenn es um Umerziehung im Sinne der NWO geht.

Monalisa

22. Juni 2015 10:34

@Hartwig

Das stimmt. Solange es Spaß bringt und den Zusammenhalt stärkt, sind solche Aktionen natürlich immer gut und zu begrüßen.

@Kositza

Klar stecken hinter diesem ominösen Zentrum gut vernetzte Profis mit reichlich Medienunterstützung, aber sie zielen auch direkt auf's Herz und zwar mit dem Vorschlaghammer.

Und auf vergleichbarem Level agieren Rechte/Identitäre einfach nicht, Presse hin oder her.

Warum gab es bisher keinen Versuch Kreuze für deutsche Opfer vor dem Brandenburger Tor aufzustellen, um den "Rassismus der Mitte" anzuprangern? Kann man doch als anti-rassistische Demo bequem anmelden und die Kreuze dann erst in letzter Minute gestalten.

Oder werden irgendwann Identitäre das Holocaust-Mahnmal in Berlin über Nacht mit bunten Tupfern verzieren und sich davor mit einem Banner aufstellen, dass Deutschland ab jetzt fröhlich wird und sich wieder selber lieb hat (das wäre wirkliche Spaßguerilla)?

(Und ja, man darf das, das Mahnmal ist nämlich kein realer Friedhof, wo sich das aus Anstand verbieten würde, sondern nur ein Haufen Beton und den einen Objektschützer, der da rumsteht, kann man auch mal fünf Minuten ablenken)

Urwinkel

22. Juni 2015 10:40

Der Antaios-Jahreskalender gibt mir in dieser gespenstischen Einschätzung recht. Juni-Motto: "Der Dienst gibt uns Schwung, und wir altern nicht."

kommentar kubitschek:
kalender ist noch in wenigen exemplaren verfügbar, kann man hier einsehen.

deutscheridentitärer

22. Juni 2015 19:06

@monalisa

Fühlen Sie sich durch meinen Kommentar bitte nicht persönlich angegriffen; Sie sage ja selbst, ich kenne Sie gar nicht, ziehen Sie sich also den Schuh einfach nicht an. ;)

Nichtsdestotrotz machen Sie es sich etwas zu einfach, nicht auf ihre persönliche Situation bezogen, sondern darauf, was sie für aktionistisch für möglich halten.

Die Gruppe in Halle ist bereits weit weniger bürgerlicher als der IBD Durchschnitt, was dann schon wieder eigene Probleme bezüglich der Einsatzmöglichkeiten der Aktivisten mitbringt.

Macht mal dies macht mal das ist schnell geschrieben - in der Realität erfordert der politische Kampf eine geformte, gefestigte Gruppe, damit beginnt man nun mal nicht, sondern das erfordert Zeit,Aufwand und vor allem viele an sich unspektakuläre Schritte.

Der Gutmensch

22. Juni 2015 19:27

http__://www.tagesspiegel.de/berlin/protestaktion-die-toten-kommen-vor-bundestag-marsch-der-entschlossenen-hebt-mehr-als-100-graeber-aus/11946694.html

Bei näherer Betrachtung bin ich mir jetzt nicht mehr ganz so sicher, dass uns diese Aktionen nichts zu sagen haben. Ich war möglicherweise etwas voreilig/borniert, als ich diesen Aktionen den künstlerischen Anspruch absprechen wollte. Vielmehr kann man sie eben doch (unbegrenzt) interpretieren: Wie könnte man auch ausschließen, dass die Künstler das, was in diesem Land stattfindet, als nekrophil empfinden und ihrem Leidensdruck mittels tatsächlichen Leichen, derer sie zufällig habhaft werden konnten (oder ihrer habhaft zu werden suchten), künstlerisch umsetzten: Statt dass sie sich nämlich um ihre eigene Zukunft (Kinder) kümmern, empfinden sie womöglich, dass sie sich auf Geheiß des Staates ja täglich mit Toten zu beschäftigen haben (Dank des Bildungsauftrags des öffentlich-rechtlichen Fernsehens habe auch ich den toten H. gewiss schon viel häufiger gesehen, als ihn meine Großeltern jemals zu dessen Lebzeiten haben ertragen müssen!) Dabei empfinden sie, die Künstler, womöglich, dass wer sich dieser Beschäftigung mit Toten zu entziehen sucht, wiederum als von Toten im allgemeinen und von H. im besonderen besessen gilt. Denn so könnten es ein Künstler schließlich auch auffassen, wenn wieder jemand öffentlich zum N., mithin selber zum (sozial) Toten, erklärt wird! Als Künstler und als jemand, der die Leistungen von S. Freud gebührend würdigt, könnte man doch auch empfinden, dass dieses gesellschaftliche Ritual des für-tot-Erklärens auf das Verlangen nach gemeinschaftlicher Lust(Macht)gewinnung zurückzuführen sein könnte, weshalb man die Beerdigung eben nicht zurückhaltend und pietätvoll inszenieren wollte, sondern sondern als politisches Happening zu zelebrieren gedachte.

Das wäre dann also gewiss eine mögliche von gewiss unbegrenzt vielen möglichen Interpretationen des Ausdrucks, den die Gefühle der beteiligten Künstler hier gefunden haben. Folglich dürfte es sich nach der Lesart des BVerfG wohl um Kunst handeln, deren Freiheit bekanntlich nur im Wege der praktischen Konkordanz Schranken auferlegt sind. Es ist also fraglich, ob die Kunstfreiheit beim Verbot der Kunstaktion verletzt wurde. Ein Anwalt wird sich finden, have fun.

Wie immer der Gutmensch.

Waldgänger (e.B.) aus Schwaben

23. Juni 2015 08:13

Zum Vergleich dieses Zentrums infantiler Atikvisten mit der IB:

Am Wochenende verglich unser Bundes-Gauckler mal wieder die Heimatvertriebenen nach 1945 mit den Neu-Einwandern.

Die Bubis und Mädels des Zentrums für politische Infantilität sind die Jungen Pioniere, die Winkelemente schwenkend am vergreisten Politbüro vorbei defilieren.
Ein bisschen Protest, ein paar Festnahmen gehören dabei zur linken Folklore. Gesteuerte Opposition nennt man das in Russland.

Der IB daggen sind mutige junge Erwachsene, die ihre berufliche Zukunft gefährden für ihre Ideale. In der DDR 1.0 waren das die Bausoldaten oder Konfirmanden, die die Jugendweihe verweigerten.

Der Gutmensch

23. Juni 2015 09:13

Lieber Waldgänger (e.B.) aus Schwaben,

uns ist doch aber der gesellschaftliche Konsens darüber, was als Kunst gelten darf, weggebrochen. Das ist ja eben das Problem (eines unserer Probleme), nicht wahr? Wenn man sich darüber nicht mehr einigen kann - wenn am Ende alles als Kunst durchgeht, Hauptsache, es ist so gefühlig-beliebiger Nonsens, dass man jede willkürliche Interpretation drauf pressen kann (s.o.) dann sind die Aktionen des Zentrums für politische Schönheit eben doch mit den Aktionen der Identitären vergleichbar. (Was mich betrifft - sind sie das ja auch.) Denn, wie ich zu L. Meyer schon schrieb und begründete, ist die Idee, man könne die Einordnung als "Kunst" an einer etwaigen politischen Stoßrichtung festmachen, eine linke. Im doppelten Sinne; sie ist einfach falsch.

Zwei Wege führen aus diesem Dilemma:

Entweder, man reklamiert sämtliche offiziell künstlerischen Aktionen konsequent auch für sich. Das geht - der offizielle gesellschaftliche Konsens macht´s ja möglich. Jeden etwaigen Einwand kann man damit abbügeln, dass es sich ja nach offizieller Lesart dann gar nicht um Kunst handeln würde, wenn diese eben nicht "unbegrenzt interpretierbar" - also rechts umdeutbar - wäre. Hurra BVerfG, kann ich da nur sagen!

Oder man verständigt sich wieder auf eine eigene, eine engere Kunstdefinition und knüpft wieder an Traditionen an. Ich bezweifle, dass die Aktion der Identitären dann darunter fallen würde. Um sich im übrigen gegen den (absehbaren) Vorwurf zu wappnen, man wolle etwa "Entartetes" diskriminieren, muss man dann aber um so deutlicher machen: Kunst politisch zu verorten, ist Fanatismus in Reinstkultur.

Ein Drittes sehe ich nicht.

Der Gutmensch.

Kaliyuga

23. Juni 2015 22:23

Werte Hallenser Studenten!

Sie machen das großartig, im Schlangenbad zeitgenössischer Hochschule! Seien Sie getrost, Sie hinterlassen Spuren, bei Vertretern jeglicher akademischer Couleur. Allein schon ein kleiner Aufkleber am Laternenmast, wahrgenommen unter Schneetreiben im funzelnden Dämmerlicht, tut Wirkung.

Bewegte Unterstützung findet Ihre Aktion auch im Wort eines Mannsbilds, Generals und Staatspräsidenten. So beschreibt der französische Romancier Julien Green (1900 -1998) in seinen „Tagebüchern“ in Reminiszenz an Charles de Gaulle (1890 – 1970) dessen heiter-bitteren Wunsch, man möge ihm beim Tod rechtzeitig die Augen verschließen, er wolle gewisse Leute beim Vorüberziehen an seinem Sarge nicht sehen.

Stets bin ich aufs Neue erfrischt von dem, was mir in Sprechstunde und Hörsaal an rechter Kraft und rechter Unbeugsamkeit entgegenwirkt von manchen Jungen. Und die Besten, das sind Ihresgleichen, die nehmen Impulse, durch die der Wind der Jahrtausende klärend weht, die manchmal nur eingestreut und subkutan gegen die falschen Götter dieser Epoche appliziert werden, dankbar auf, zu merken dann an der Weise des Grüßens, am festen Handschlag und freudig-beherzten Augenblick der Männer, am wahrnehmbaren leisen Lidaufschlag und Lächeln der Mädel. Wie schloss Melanie Ihren Beitrag im Film zur Winterakademie: „Ja, es ist … ein Segen“.

Weiter so! Forza!

Kaliyuga

23. Juni 2015 23:31

Wie gern gesteh‘ ich es: Weibliche (!) Entschiedenheit, Bluse, Frisur und Kamm und nur unfreiwillig, ganz am Ende, hergegebenes Lächeln der Melanie (wo findet sich all das heute noch?) im besagten Film haben ihre Wirkung nicht verfehlt und zu Ihrer (Freudschen) Erhebung in den eigentlichen Adelsstand geführt. Was zählt da Grammatik!

Waldgänger (e.B.) aus Schwaben

24. Juni 2015 08:40

Lieber Gutmensch,

"Kunst ist was ein Künstler macht.", pflegte meine alte Deutschlehrerin zu sagen. Christlich-konservativ bis auf die Knochen, eine herrliche Blüte auf dem linken Misthaufen des Gymnasiums.

Auf die Person des Schaffenden abzuheben, ist nicht so banal wie es klingt. Allein schon weil es ein Affront ist, gegen alles Linke, das das Kollektiv betont und dem das schöpferische Genie zutiefst zuwider ist.

Diese Definition gibt die Lebenswirklichkeit wieder, auf die die Juristen, Sie sind doch einer (?), großen Wert legen.

Tauchte heute ein verknittertes Papier mit Farbklecksen auf, welches Picasso zuzuordnen wäre, welches Gericht wagte, diesem dem Rang eines Kunstwerkes abzusprechen?

Ohne nun im Detail auf die Frage einzugehen, was denn nun ein Künstler sei, will ich einige Anmerkungen dazu los werden.
Ein wichtiges Merkmal der Persönlichkeit es Künstlers ist es, sich zu entwickeln. Vor Jahren, eher Jahrzehnten, hörte ich mal im Radio einen Bericht über eine Ausstellung von Zeichnungen langjähriger Insassen psychiatrischer Kliniken. Damals konnte ich noch Radio-Reportagen zuhören, heute schalte ich sofort um, wenn das erste Mal das Wort "Flüchtling" oder "Migrant" fällt, also so etwa nach 30 Sekunden.

Unter den Zeichnungen der Patienten waren teilweise beeindruckende Werke. Am Ende wurde der ärztliche Leiter einer Klinik zu diesen Zeichnungen befragt. Die Reporterin wollte natürlich etwas über die Nähe von Genie und Wahnsinn hören. Der Arzt aber sagte, dass die Patienten oft jahrelange manchmal über Jahrzehnte hinweg immer dasselbe Motiv zeichnen, zum Beispiel ein halb volles Glas Wasser. Dadurch bringen sie es oft zu einer erstaunlichen Meisterschaft.

Nun zur politischen Aktion als Kunstwerk. Sie werden kaum bestreiten können, dass es ein billiger Trick ist, irgend etwas als Kunstwerk zu bezeichnen und es damit harscher Kritik zu entheben. Kunst verurteilen nur Banausen. Der Gebildete wagt es allenfalls zu sagen: "Dazu habe ich noch keinen Zugang gefunden." oder vielleicht noch: "Das ist mir zu epigonenhaft."

Soweit ich verstanden habe, bezeichnet die IB ihre Aktion nicht als Kunst und wendet genau diesen Trick nicht an.

Dieses infantile Zentrum jedoch gibt vor ein Künstlerkollektiv zu sein und reagierte auf den milde scheltenden Zeigefinger der Nomenklatura sofort mit dem Verweis auf die Freiheit der Kunst.

Allein schon darin sind die beiden Aktionen nicht vergleichbar.

Der Gutmensch

25. Juni 2015 16:42

Lieber Waldgänger (e.B.) aus Schwaben,

wir sind vollständig d´accord im Hinblick darauf, dass Irre, Kinder und Affen als Urheber von Kunst gewöhnlich ausscheiden dürften.

Mein gesunder Wirklichkeitssinn reicht sogar so weit, dass ich erkenne, dass es sich bei jedwedem Künstler notwendig um einen Menschen handelt, der damit schon definitionsgemäß viel menschliches produziert, statt nur Kunst. Um sicherzugehen würde ich daher ein buntfleckiges Stück Papier aus Pablo Picassos Nachlass selbstverständlich von einem Sachverständigen darauf begutachten lassen, ob es sich hier womöglich um eine alte Rotzfahne handeln könnte.

Die Aktionen der IB und dem Zentrum für politische Schönheit habe ich lediglich im Hinblick auf einen etwaigen Kunstgehalt derselben untersucht, weil ich mir Gedanken um die Legalität der Aktionen machte.

Der Gutmensch.

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