daß es genauso ahnungslos, recherchefaul und strunzeinfältig ist, wie der Ruf, der ihm inzwischen schon vorauseilt. Es ist eigentlich egal, auf welcher Seite man es aufschlägt, die Dummheiten springen einem nur so entgegen wie ein Flohzirkus.
Teilweise liest es sich wie eine Parodie auf die einschlägigen Büchlein, die schon seit Jahrzehnten über die “Neue Rechte” mittels Phrasenrecycling zusammengeschustert werden.
Ich stellte beim Durchblättern pikiert fest, daß Felix Menzel ganze 15mal erwähnt wird, meine weltbewegende Wenigkeit allerdings nur ein einziges Mal, außerdem wurde ich offenbar mit Martin Sellner verwechselt, da mich die Verfasser kess als “neurechten Tausendsassa” titulieren. Im diesbezüglichen Abschnitt wird mir unterstellt, ich wäre so etwas wie ein unverhohlener Totalablehner des Grundgesetzes, was mit einem Zitat “belegt” wird, das etwas völlig anderes aussagt, als die Autoren glauben, daß es aussagt.
Damit war die Nummer für mich erstmal abgehakt. In dieser Rezension des Deutschlandradios fand ich allerdings noch ein paar frappierende Dinge, die ich kommentieren möchte. Der Inhalt des Buches wird so wiedergegeben:
Aus diesem Milieu heraus (AfD, Pegida) mische sich ein verunsicherter Bildungsbürger ganz anders als erhofft wieder in die Politik ein. Er werde zu einem Primitivbürger, ja zu einem “gefährlichen Bürger”, der sich aggressiv gegen alles wehre, das ihm gegen den Strich gehe, und anfällig für jedwede Hetze sei. Er zeige sich missionarisch und dogmatisch, rechthaberisch und egoistisch. Der Sinn für Gemeinwesen und Verantwortung, das Selbstverständnis eines Citoyens sei ihm verlorengegangen.
Es ist immer wieder bizarr, derartiges zu lesen, denn damit wird eigentlich, wie jeder Betroffene aus Erfahrung bestätigen kann, ziemlich punktgenau der Charakter des Kreuzzüglers “gegen Rechts” beschrieben: “anfällig für jedwede Hetze”, “aggressiv gegen alles, was ihm gegen den Strich geht” und nicht zuletzt “missionarisch und dogmatisch, rechthaberisch und egoistisch.”
(Vom “Sinn für Gemeinwesen und Verantwortung”, der gewissen Personen gänzlich fehlt, übrigens ganz zu schweigen – aber dazu ein andermal.)
Dies ist ein Phänomen, dem man sehr oft begegnet: diejenigen, die ein Business daraus machen, Andersdenkende zu denunzieren und zu dämonisieren, und die alle ihre Energie hineinstecken, deren Ruf und deren soziale und berufliche Existenz zu vernichten, projizieren in der Regel ihre eigenen charakterlichen Dispositionen und ihr eigenes Verhalten auf ihre Zielscheiben. Dabei schaffen sie es auch noch, ihr moralisch unbeflecktes Selbstbild intakt zu halten, zumal vor sich selber. Das ist ein gruseliger Vorgang, den auch jeder kennt, der schon einmal mit Borderlinern und ähnlichen Persönlichkeitsgestörten zu tun hatte.
Ich habe mich früher lange dagegen gewehrt, weil es mir zu einfach erschien, aber inzwischen bin ich der Ansicht, daß ein erklecklicher Teil der “Meutenfeiglinge und Bratenriecher” (Michael Klonovsky) im buchstäblichen Sinne pathologische Fälle sind. Anders kann ich mir diese Mischung kaum erklären – schiere Dummheit oder Einfalt allein kann es nicht sein: die völlige Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit, die psychologische Projektion, die Neigung zur Schwarzweißmalerei, die Hemmungslosigkeit, das mangelnde Gewissen etc. Darum ist es sinnlos, mit ihnen zu diskutieren.
In den rechten und konservativen Kreisen, wie ich sie kenne, sieht es jedenfalls eher umgekehrt aus, als Liane Bednarz und Christoph Giesa behaupten: da ist die Zweifelsucht viel verbreiteter als der “Dogmatismus”, gegenüber als “moralisch” unanfechtbar auftretenden Heilslehren und Ideologien (Genderismus, Feminismus, Multikulturalismus) ist man skeptisch bis in die Knochen und es herrscht ein ausgesprochener Ekel gegenüber Missionaren, Bevormundern und Einmischern vor, denen man heute eben doch eher auf der linken und politkorrekten Seite des Spektrums begegnet. Außerdem weicht man der Konfrontation mit dem Gegner eher aus. Konservative neigen heute viel eher zu einer Haltung des “leben und leben lassen”, und haben meiner Erfahrung nach auch größere Kapazitäten, das Private vom Politischen, die Weltanschauung von der Person, zu unterscheiden.
Ich sage natürlich nicht, daß in den Milieus, die von den Kämpfern-gegen-rechts verteufelt werden, nur Heilige und artige Menschen herumrennen. Ich verwehre mich nur gegen den heuchlerischen Heiligenschein, den sich Autoren dieser Art dabei aufsetzen, als wäre alles Böse der Welt anderswo, nur nicht bei ihnen, zu suchen, und vor allem, als ob es nur in einem politischen Lager allein seine Heimat hätte.
Es ist immer wieder dasselbe Lied einer narzißtischen Selbstpreisung: ihr seid die Aggressiven, damit wir die Friedenstäublein sein können; ihr seid die Menschenfeinde, damit wir die Menschenfreunde sein können; ihr seid die Nazis oder Quasi-Nazis, damit wir die Preisdemokraten sein können; ihr seid die Dogmatischen und Intoleranten, damit wir die Weltoffenen, die ja nur herrschaftsfreie Diskurse führen wollen, sein können… durchsichtiges Marketing in eigener Sache, aber leider fallen genug Leute darauf herein, die selber gerne per se und ohne Anstrengung “zu den Guten” gehören wollen.
Jeder, der polemische Neigungen und einen angriffslustigen Intellekt hat, streitet gern. Und klar, es macht Spaß, recht zu haben und recht zu behalten. Aber man muß wissen, wann Schluß ist. Man muß Dinge auch stehen lassen können. Man muß lernen großzügig zu sein. Man muß die Person, mit der man streitet, von ihren Ansichten abstrahieren können. Genau das ist gewissen Leuten ein Dorn im Auge, und dazu gehören all jene, die etwa vom “Hell-” und “Dunkeldeutschland” sprechen, die Facebook-Kommentatoren denunzieren, die pauschal vor schröcklich “gefährlichen Infiltratoren” warnen, die mit dieser und jener Gruppe identifiziert werden und so weiter.
Wenn es heute totalitäre Bestrebungen gibt, dann kommen sie eindeutig von Links (sie können unter anderen Umständen natürlich auch von anderen Seiten kommen). Die Linke bleibt ihren Gegnern letzten Endes argumentativ unterlegen, weil die Wirklichkeit und die Fakten meistens “rechts stehen”. Darum setzt sie auf ihre Ächtung und soziale Isolation. Darum hat sie ein besonderes Interesse daran, auch das Private zu politisieren, Familien zu spalten, Freundschaften und Zusammenschlüsse zu verhindern, soziale Intoleranz (sic!) zu fördern, den Diskussionspielraum einzuengen und seine Grenzen zu verminen.
Ich habe mehrfach Gestalten erlebt, die sich selbst als – wörtliches Zitat – “lupenreine Demokraten” bezeichnet haben, und Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt haben, um diverse “Rechte” aus Lokalen, Vereinen, Gesellschaften oder Veranstaltungsorten zu verbannen. Eine Idee, auf die ich böser Reaktionär noch nie gekommen bin: es ist mir an einem öffentlichen Ort völlig egal, was andere Menschen im Kopf haben, solange sie mich in Ruhe lassen. Aber es gibt Leute, die haben schon Angst, wenn sie wissen, daß ein “Rechter” im selben Raum wie sie bloß atmet.
Warum eigentlich? Sind sie “verunsicherte Bildungsbürger”? Sind sich ihrer eigenen Position so unsicher, daß nicht einmal die Anwesenheit Andersdenkender ertragen können? Haben sie Angst vor einer Art von Infektion? Offenbar ja, und das ganze “Infiltrations”-, “Gefährlichkeits”- und “Tarnstrategien”-Vokabular, das die einschlägige Literatur fast schon genremäßig durchzieht, spricht Bände für die paranoide, an Hysterie grenzende Weltsicht der Verfasser.
Das hat gewisse Ähnlichkeiten mit der Staatsparanoia der Stalin-Zeit, große Ähnlichkeiten mit der “Red Scare”-Epoche Anno McCarthy, und ist außerdem, wie Mathias Brodkorb schon vor Jahren nachwies, “strukturell antisemitisch” (um hier einen besonders hinterfotzigen Begriff der Braten- und Ketzerriecher aufzugreifen).
Vor diesem Hintergrund liest sich folgende Stelle aus der Rezension des Deutschlandradios besonders apart:
Liane Bednarz und Christoph Giesa appellieren an die Zivilcourage ihrer Leser, sich im alltäglichen Gespräch platte Ressentiments zu verbitten, ein “Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen…” mit einem “Nein,-man-darf-nicht!” zu kontern.
Das ist doch zu lustig! Hier wird ja den geneigten Lesern nichts anderes als eine “missionarische”, “dogmatische”, “rechthaberische” Haltung empfohlen, noch dazu in “alltäglichen” Situationen, als müßte nun jeder zum zivilen Meinungssoldaten werden, der niemals außer Dienst ist.
Wer aber einen Satz mit dem Klischee “Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen” beginnt, zeigt doch erstens, daß er eher zaghaft als rechthaberisch ist, daß er sich schon mal präventiv duckt, daß er also zweitens Repressionen fürchtet, weil er ja sehr wohl weiß, wo heute die Rede- und Denkverbotkeulen hängen. Und wer dennoch den Drang verspürt, sich zu äußern, weiß genau, daß man dazu in der Regel bedeutend mehr “Courage” braucht, als den politkorrekten Aufpasser zu spielen, denn als solcher hat man eben doch eine weitaus größere politisch-medial-kulturelle Rückendeckung hinter sich.
Ich plädiere indes dafür, den Spieß umzudrehen, aber auf intelligente und angemessene Weise. Wir sind keine Linken, keine Gegen-rechts-Kämpfer und keine Antifas. Wir haben keine gedankenpolizeilichen Neigungen, und haben auch keine Lust, den Blockwart oder den Denunzianten zu spielen. Das liegt nicht in unserer Natur, und genau deshalb sind wir nicht links. Wir sind im Gegensatz zu ihnen keine selbstgefälligen, autoritären Maulverbieter, die anderen sagen: “Nein, man darf nicht!” Wir verteidigen uns vielmehr gegen die Flachköpfe und selbsternannten Politkommissare, die alles hassen, was “ihnen gegen den Strich” geht, und die uns zum Schweigen bringen wollen, obwohl sie nicht einmal imstande sind, unsere Argumente zu verstehen, geschweige denn, sie korrekt wiederzugeben.
Aber unsere Waffe sollten nicht lästige Predigten sein, sondern Scherz, Ironie, Sarkasmus und Provokation. Laßt uns im “alltäglichen Gespräch” den Gedankenpolizisten eine lange Nase drehen und ihnen zeigen, daß sie weder Macht noch Autorität über uns haben. Dazu sollte man sich die Floskel “Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen” abgewöhnen, denn wie oben demonstriert, wird das vom Gegenüber nur als Schwäche ausgelegt. Ab jetzt soll man “es” einfach sagen. Es gibt niemanden, der das legitimerweise verbieten oder erlauben “darf”.
All dies muß freilich auf die soziale Situation und das Gegenüber abgestimmt werden. Man braucht dabei weder “missionieren” noch “rechthaben” noch “überzeugen”. Es genügt oft, auch nur zu signalisieren, daß man auf einer anderen Seite steht – ego non! -, um manche Leute zur Weißglut zu bringen. Wer Lust auf ein Gefecht hat, muß zumeist nur einen kleinen Mucks machen, damit der andere den Fehdehandschuh aufnimmt. Widerspruch, kritische Fragen, Zweifel säen, manchmal auch Sarkasmus und Humor – alles ist möglich. Ich glaube, daß die Zeit gerade reif dafür ist.
Immer mehr Leute sind verunsichert, beginnen am Überbau zu zweifeln, der Presse zu mißtrauen. Sie suchen Gesprächspartner, mit denen sie offen reden können, ohne daß gleich die Hysteriesirenen losgehen, sie tasten sich voran, ob es noch andere gibt, die noch nicht auf den Hype hereingefallen sind. Diese müssen sich finden und kurzschließen.
Wenn man sich als Aktivist versteht – etwas als Identitärer oder AfD- oder FPÖ-Werber – dann ist es wichtig, daß man genügend Wissen parat hat. Fakten und Argumente sammeln, und immer wieder üben, sie einzusetzen. Die meisten Propagandainfiltrierten haben meiner Erfahrung nach wenig konkrete Ahnung von den laufenden Vorgängen, ihren Ursachen, Hintergründen und Konsequenzen, dafür ein Gehirn, das mit allerlei sentimentalen Generalisierungen verkleistert ist. Irgendwann hat man alle schlauen Klischees gehört, und weiß zu antworten.
Und vor allem muß man üben, sich niemals in die Defensive drängen zu lassen. Am Ende werden es die “zivilcouragierten” Gouvernanten sein, die als “aggressiv, missionarisch, dogmatisch, rechthaberisch” etc. dastehen.
Neulich telefonierte ich mit einem Freund, der in seinem Umfeld eher ein dissidentes U‑Boot ist. Just in unserem Telefonat standen die Grünen vor der Tür, um Asylwerbung zu betreiben. Ich konnte das Spektakel am Telefon mithören – nach fünf trockenen, leicht sarkastischen Sätzen meines Freundes rauschten sie ab. Ihn hat das königlich amüsiert. Endlich mal den Deppen die Meinung sagen! Er erzählte mir, daß schon das Wort “Volk” gereicht hätte, und ihre Mienen verzogen sich, als hätten sie in eine Zitrone gebissen. Solche Erlebnisse können ein wahres Antidepressivum sein.
Zum Abschluß zwei beispielhafte Videos, an denen man einiges lernen kann, allerdings nur für die Anglophonen unter unseren Lesern – pardon an alle anderen. Ich empfehle, auf Youtube einen Blick auf die versammelten “Best of Donald Trump”-Kompilationen zu werfen. Dergleichen hat man weder in den USA geschweige denn in Deutschland schon lange nicht mehr gesehen: Trump löst einen PC-Reifen nach dem anderen, der ihm zum Durchsprung hingehalten wird, in heiße Luft auf: er rudert niemals zurück, entschuldigt sich niemals, geht stattdessen zum Gegenangriff über, legt noch eines drauf, und am Ende stehen die armen “liberals” da wie begossene Pudel und spießige Langweiler.
Mein Lieblingsvideo ist dieses hier.
Eine intellektuelle Variante dieses unerschütterlichen “Frames” (wie man im NLP sagt) ist Jared Taylor, Herausgeber des Magazins “American Renaissance”. Taylor hat eine geradezu übermenschliche Ruhe und Geduld, verbunden mit einer vorbildlichen Beherrschung seines Stoffes, die so gut wie jedes einzelne seiner Videos und Podcasts sehens- bzw. hörenswert macht. Besonders spaßig wird es freilich, wenn er gegen ausgesprochene Idioten antritt, wie in diesem Video, moderiert von Takimag-Autor Gavin McInnes.
Pack-Deutscher
1) Grünsein hat etwas Religiöses. Selbst ohne Tai-Chi, Bachblüten, Achtsamkeits- und Wellnesskult.
Rechts ist der Teufel. Daher auch Dunkeldeutschland. Da hört alles auf.
Wahn.
2) Als menschliche Lehre aus dem Studium blieb mir in Erinnerung, daß diejenigen Dozenten, mit denen man über Fragen der Gerechtigkeit verhandeln konnte - etwa Zensuren - oder die bereit waren, besondere menschliche Notlagen durch extraordinäre Entscheidungen zu berücksichtigen: AUSSCHLIESSLICH ALLE konservativ waren!