im Krippenspiel zu Weihnachten. Aus Sicht des betreffenden Kindes geht die Nachricht so: Ich! darf die Maria!!! spielen!!
Kind: „Ich hab’s jetzt auch der Frau F. (Lehrerin) erzählt. Also, daß ich die Maria spielen darf.“ – „Und – was sagt sie?“ Kind (rollt die Augen): „Oh, cool.“
3. November 2015 – Die feministische Zeitung Emma hatte im August online um tätige Hilfe für Flüchtlinge geworben. Das dazugehörige Bild zeigte, schön romantisch, eine junge Frau, die kleinen Flüchtlingsmädchen und zwei jungen Männern auf der Gitarre vorspielt und dazu singt. Emma: „Es gibt viele, die helfen. Und noch mehr, die helfen wollen. Allen voran Frauen.“ Leserinnen wurden aufgefordert, unter dem Stichwort „Ich helfe Flüchtlingen“ Erfahrungsberichte an die Zeitschrift zu senden. Tage später erschienen online Portraits von Frauen, die sich entsprechend engagieren, meist nach herkömmlicher Weise ideologisch aufgeladen.
Nun lautet der meistverwendete Satz der Emmas ungefähr so: „Wir haben auf die Misere [je: x, y oder z] schon frühzeitig hingewiesen“. Denn: die Emmas sind Rechthaber. Was sie prophezeien, tritt ein, kommt zumindest auf die große Agenda; von der Abtreibungsdebatte über die Homosexuellengleichstellung bis zur Frauenquote.
Und jetzt, meine Güte, der Traum von idealistischen deutschen Fräulein, die sich hingebungsvoll den Neuankömmlingen widmen? Kann das wahr sein?
Logisch: nein. In der aktuellen Druckausgabe wird eine kleine Handbremse gezogen. 70% der Flüchtlinge weltweit seien weiblich. 80% der über Österreich hier ankommenden Flüchtlinge seien aber männlich. Rasch nach dem Emma-Aufruf seien viele kritische Stimmen von Helferinnen eingegangen. Ein Baumarkt neben einem Asylanten-Zeltlager müsse eine „Spezial Security“ (sic) einsetzen, weil „weibliche Kunden auf dem Weg zum Parkplatz zum ‘Ficken’ aufgefordert würden.“ Anderswo würden Frauen als „Huren“ beschimpft und zu „züchtigem Verhalten“ (Kopftuch) aufgefordert. Emma dokumentiert Dutzende ähnlicher Beobachtungen von Institutionen und Lesern. Kritisiert wird redaktionell auch, wie sich die Modekette H& M mit einem Kopftuch-Model „ranwanzt an den Muslim-Markt.“
Angela Merkels grundsätzliche Haltung will die Schwarzer dennoch weiterhin nicht kritisieren: „Sie muß es schaffen!“
5. November 2015 – Beliebtes familiäres Vorstell-Spiel mit den Kindern, wenn die Sonne außerhalb des Sommers mal scheint wie verrückt: „Kommt, wir spielen, es wär’ nicht der 5. November, sondern der 5. August!“ Das finden sie toll. Wir packen die Tasche, das fernsteuerbare Boot, Federballspiel und spielen für anderthalb Stunden Sommer, mit all den Gesprächen, die zur Illusion dazugehören. („Boah, diese Hitze… Zum Glück sind Sommerferien…“) Die Badestrände der Umgebung sind natürlich geschlossen. Wir gehen illegal, wie manchmal. Diesmal haben wir Pech. Nach heiteren Uferspielen und einer knappen Planschrunde werden wir gestellt, und zwar typisch deutsch: Mann stellt sich vor mit Ausweis (Untere Fischereibehörde?), heftigem Dialekt und Jeansanzug.
Was wir getan haben, war verboten, streng verboten. Ich bin ehrlich zerknirscht, tut mir leid, wußte nicht so genau, daß es so sehr verboten ist. Gelobe Besserung. Wirkt anscheinend nicht glaubwürdig genug. „Junge Frau. Sie sind sich der Gefahr nicht bewußt. Hier leben Raubfische. Haben Sie eine Ahnung, was hätte passieren können, wenn da so ein 2‑Meter-Hecht von unten kommt? Das war unverantwortlich. Absolut unverantwortlich. Ich will mir nicht ausmalen… denken Sie gar nicht an Ihre Kinder?“
Als Rabenmutter will ich nun nicht dastehen: „Also Moment mal – die Hälfte des Sees ist im Sommer Badegewässer. Haben Sie da also im Ernst eine Mauer unter Wasser, die die lebensgefährlichen Fische abhält, vom Angelsee in den Badeteil zu schwimmen?“ – „Neeneenee. Aber dort sind Sie versichert.“
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6. November 2015 – Eins meiner ärgsten Laster ist seit Kindheit der Drang, Leute nachzumachen, also: zu äffen. Gestisch, mimisch, sprachlich. Ich weiß, es ist ein fieser Zug. Ich arbeite dran. Die Kinder hassen es. (Klar, in welchen Fällen.) Die Kinder lieben es. Derzeit populär: „Mama, bittebitte mach doch noch mal diesen verrückten Experten nach!“
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Gottlob, es tut sie.
Die Katharsis.