mit vollbesetztem Auditorium gestolpert. Große Bühne, große Sitztribüne, letztere vollbesetzt, auch sämtliche Stehplätze. Neugierig bin ich stehengeblieben. Kannte die interviewte Frau bislang nicht.
Sie nennt sich Frau Freitag, schreibt – hab´s nachrecherchiert- sehr erfolgreiche launige Bücher über ihren Alltag als Lehrerin. Fragte der Frager: „Sie publizieren ja unter Pseudonym, aber zumindest ihr Kollegium und die Eltern wissen doch, daß sie die Frau Freitag sind. Wie sind denn da so die Reaktionen? Wie finden die das?“
Antwortete die Frau: „Hm. Ist irgendwie kein Thema. Sagt eigentlich keiner was.“ Für mich ein Aha-Moment: das gibt es also öfter! Ich hielt dies bislang für ein a) ländliches, b) sachsen-anhaltisches, c) politisches Phänomen.
Was? Daß über einen geredet wird, aber nicht mit einem. Die Kinder sagen manchmal, daß jeder, wirklich jeder ihrer Klassenkameraden beispielsweise die 3sat-Filme über uns kenne. Es gibt regelmäßig zugerufene Bemerkungen auf dem Pausenhof und im Schulbus, die die Kinder ziemlich souverän kontern.
Vor gut einer Woche brachte die Lokalzeitung („Mitteldeutsche“) eine ganze Seite über „uns“. Man spürt die Blicke, hat auch hier & dort Leute, die einem Klatsch zutragen, man wartet auf Fragen – die aber nie kommen. Wenn ich es richtig zusammenkriege, sind wir in den 13 Jahren unseres Hierseins neunmal angesprochen worden auf unser (meta)politisches Tun: drei mal distanzierend, sechsmal ermunternd.
In der Schule gab es dreimal Anmerkungen: einmal, daß die Tochter das T‑Shirt mit Rudolf Heß-Portrait besser nicht mehr im Sportunterricht tragen solle. Stellte sich dann aber als Stauffenberg heraus und wurde genehmigt. Dann, als eine andere Tochter ein ausgeschnittenes Compact-Cover („Merkel verhaften!“) auf ihrem Ordner kleben hatte. Hat sie artig entfernt. Zuletzt wurde der Sohn einbestellt, weil er seinen identitären Islamists-not welcome-Hoodie nicht mehr tragen sollte. Was natürlich Fragen aufwirft. Darf man nicht mal mehr offene Türen einrennen?
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4. April – Noch mal Schule: Tochter erzählt, daß Anti-AfD-Propaganda gerade ganz groß im Schwange sei. Hit in Sozialkunde: „Meine Eltern haben gesagt, daß der Hitler ganz genauso an die Macht gekommen sei. Ohne Parteiprogramm hat der die Wähler getäuscht. Wenn die Leute wüßten, was die AfD wirklich plant, würden die sich schön umgucken.“ (Unklar dabei, ob die Schülerin die Eltern für Zeitgenossen Hitlers hielt.)
Das mal so als Raunen in die Klassenrunde gegeben und gleich vom halbmündigen Podium heftig abgenickt!
Besagte Schülerin hat bei der Juniorwahl übrigens Grün gewählt. Eine Partei also, die ihre Wähler ganz ernsthaft (Kindersex, Frühsexualisierung per Schulunterricht) und im übrigen ähnlich wie Hitler wirklich nicht im Unklaren gelassen hat darüber, was sie wirklich wollen. (Schülerin: tierlieb.)
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5. April 2016 – Mit Spott nach unten halte ich mich zurück. Muß aber auch mal sein! Seit mir einer, der es wissen muß, gesagt hat, es sei ganz schwer, bei Leserbriefen Frauen zu repräsentieren (weil die sich einfach kaum zu Wort melden), und daß deshalb gelegentlich auch Frauenleserbriefe von seltsamer Qualität & Relevanz abgedruckt werden (um wenigstens auf 20% zu kommen), lese ich die Briefe meiner Mitlesenden mit besonderem Augenmerk. Heute wieder auf zwei Schmankerl gestoßen.
Erstens, Frau B……..-G……… äußerst sich im Programmheft des Deutschlandradios: „Sie haben gerade ein Interview mit dem Bürgermeister eines Ortes im Saarland geführt, der 100 Flüchtlinge über dem Pflichtkontingent aufnehmen will. (…) Ich muss sagen, mir kamen die Tränen vor Freude, dass es solche Menschen auch noch gibt. Ich dachte, mein Mann und ich sind die Einzigen, die Frau Merkel unterstützen, ihren Kurs menschlich, demokratisch und richtig finden, weil man nur noch von Hass, Missgunst und unglaublichen Sauereien hört.“
Zweitens, Frau K……….-K……… gestern in der Süddeutschen Zeitung enorm langatmig über ein wünschenswertes „Praktikum der Nächstenliebe“ und darüber wie sie selbst es handhabt: Sie arbeitet in einem Hospiz, in dem auch Obdachlose mit Migrationshintergrund aufgenommen werden. „Mehr ist physisch leider nicht drin, obwohl der Impuls, alles stehen und liegen zu lassen, um nach Idomeni zufahren, da ist.“ Auch die Enkel dürfen mit ins Hospiz, außerdem versucht Frau K.-K. den Enkeln „Empathie vorzuleben“, indem sie „ihnen das Bild des kleinen Flüchtlingsjungen Aylan, tot am Strand,“ zeige und „ihnen anhand einer kindgerechten Landkarte von Europa“ erklärt, woher die Flüchtlinge kommen und warum sie zu uns wollen und warum man etwas ‚abgeben‘ kann von dem, was man hat.“
Frage mich, ob „Enkel“ hier bloß generisches Maskulinum ist? Dann hätt’s ein Geschmäckle, oder? In der wissenschaftlichen Geschlechterforschung heißt es oft, die allgemeine Spannweite (in punkto Intelligenz, Ausdruckspotenz, Schaffenskraft) sei bei Männern weit größer als bei Frauen, die in der Summe nicht so viele „Ausschläge“ nach oben und unten produzierten. In den Leserbriefen (der Mainstreammedien) scheint es mir genau umgekehrt zu sein. Hier stammen die klügsten und dümmsten normalerweise aus weiblicher Feder.
Monika
Liebe Frau Kositza,
viele Grüße an Ihre unangepassten Kinder , auf die Sie stolz sein können.
Auch, wenn es manchmal schwer ist, am Ende gehen sie stark aus diesen Unangepasstheiten hervor !
Es sollte Sie nicht zu lange beschäftigen, daß über Sie und nicht mit Ihnen geredet wird. Ich jedenfalls würde gerne mit Ihnen reden.
Auch die FAZ redet über " uns" , in diesem Falle auch über die Leser.
Denn Leserkommentare sind nicht zugelassen:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/aus-welchen-woertern-afd-und-pegida-kampfbegriffe-machen-14157466.html
Und gerade die Kommentare der Leserbriefschreiberinnen in der FAZ sind oftmals klug. Schade: Die Mißachtung der weiblichen Klugheit.
Und natürlich sollten die sog. MSM auch mit Ihnen reden, Frau Kositza.
Dem klügsten Kopf der weiblichen Neuesten Rechten .
Da hat doch einer geunkt, er könne genauso schlecht schreiben wie Akif Pirinçci , ist aber mit seinen verbalen Talenten immer noch nicht reich geworden.
Ich denke manchmal schon auch, Sie hätten das Format einer Elke Heidenreich ( verdient) mit den Buchbesprechungen. Format haben Sie natürlich schon. In Gedanken bastle ich an einer medienwirksameren Darstellung Ihres Auftritts. Das mit der kleinen störenden Tochter ( "Mama muß arbeiten") fand ich bezaubernd. Vielleicht könnten Sie auch mal Ihr Haar lösen ? Bei der Besprechung eines Märchenbuches etwa ?
Gruß an die Tochter:
1.Man sieht nur, was man weiß .
Goethe
etwa Rudolf Heß statt Stauffenberg
2. zur Anti-AfD-Propaganda
da stand doch im focus: Björn Höcke will einen Führer Staat
ein kluger Leserkommentar: um ein paar Jahre zu spät, den haben wir doch schon seit ein paar Jahren mit unserer Bundeskanzlerin Merkel.....
Beste Grüße aus der Pfalz
Monika
Kositza: Lieb von Ihnen, Monika, wie immer. Der neueste Buchvlog ist bereits abgedreht, zu einem wirklich verdammt sauguten (Sie sehen, ich hab gerade noch mal den neuen Akif P. gelesen...) Buch. Mit "gelöstem Haar"! Märchenbuch? Meinen Sie so etwas? Nee, Märchenbücher werd ich nicht vorstellen.