SEZESSION: Martin, die Gewalt gegen politisch Andersdenkende in Deutschland und Österreich nimmt zu. Ob Frauke Petry oder identitäre Jugendliche in Halle/Saale oder Graz – jeder, der politisch aneckt, kann Opfer des antifaschistischen Mobs werden. Gleichzeitig fürchten sich immer mehr Bundesrepublikaner vor “rechter Gewalt”. Wie erklärst Du Dir dieses relationale Ungleichgewicht zwischen wirklicher linker Gewalt und häufig konstruierter rechter Gewalt?
MARTIN SELLNER: Der „gewalttätige Skinhead“ ist genau wie der Hitlerbart in der Bundesrepublik mittlerweile ein unausrottbares Klischee geworden. „Rechts“ und „Gewalt“ sind eine reflexartige Assoziationskette, die uns von den Medien mit tausenden gezielten Schlagzeilen, und Bildern eingetrichtert wurde. Es geht soweit, daß Leute wirklich automatisch vermuten, politische Gewalt würde prinzipiell von rechts ausgehen, obwohl die Realität genau das gegenteilige Bild zeigt.
Ich habe das selbst einmal erlebt, als ich auf der Uni von einer handvoll vermummter Antifas attackiert wurde. Die Passanten, die sich rasch ins Handgemenge einmischten, beschimpften die Linksextremen reflexartig als „Scheißnazis“. Ganz einfach, weil sie diese Assoziation in den Medien gelernt hatten. Auch wenn sowohl Hitler als auch die Skinheadbewegung längst der Geschichte angehören, spuken sie dank der Medien immer noch in den Köpfen der Gesellschaft herum.
SEZESSION: Was kann man aus der Gewalteskalation gegen nonkonforme Kräfte für Folgerungen ziehen? Ist die Linke nicht nur moralisch, sondern nun auch strategisch am Ende?
SELLNER: Ich würde sogar sagen: politischer Terror war von Anfang an ein Teil der linken Hegemonie. Er gehört zu Multikulti wie die Political Correctness und ihre Denk- und Sprechverbote. Dort, wo sozialer Druck und Meinungsterror nicht mehr ausreichen, um die Leute auf Linie zu halten, schlägt die Antifa zu. Die Gewalt der Linken auf der Straße vollstreckt die verbale Gewalt, die von Leuten wie Augstein, Prantl, Maas und Gabriel ausgeht. Die Rede ist von „Pack“, „Dunkeldeutschland“, „Vergiftung“ etc. Es ist eine exterminatorische Sprache, die sich diesen neuen Bewegungen und Parteien nicht stellen, sondern sie zerschlagen und vernichten will. Die Haltung dieser „moralischen Elite” ist zutiefst antidemokratisch und totalitär. Es geht nur um die Verhinderung einer Debatte.
Die linksextreme Gewalt vollzieht sich, medial unbeachtet, vom Rechtsstaat ignoriert und von der Politik verharmlost im Schatten dieses sanften Totalitarismus. Daß sie stärker wird, zeigt, daß der soziale Druck immer seltener ausreicht, daß es immer mehr „Ausreißer“ gibt und die harten Bandagen immer häufiger angelegt werden müssen. Das ist ein Zeichen von Schwäche. Jeder Totalitarismus wird um so schwächer, je öfter er repressive Maßnahmen anwenden muß. Jeder „Einsatz“ der Antifa, trifft uns zwar kurzfristig, aber schwächt insgesamt die Meinungsdiktatur die sie verteidigen wollen.
SEZESSION: Zuletzt wurden junge Identitäre in Halle/Saale von einer größeren Gruppe lokaler Antifaschisten überfallen. Was sagst Du euren jungen Mitstreitern, die vielleicht nach mehreren solcher Attacken zur Gegenwehr übergehen wollen? Wie verhindert man die Affirmation der von links inszenierten Gewaltspirale?
SELLNER: Die Identitären, ob in Halle, Paris, oder Wien können und werden sich natürlich immer verteidigen, wenn sie überfallen werden. Wir wissen genau worauf wir uns einlassen, wenn wir in dieser linken Jagdgesellschaft politisch aktiv werden und Widerstand leisten. Wir wissen aber auch genau, was uns politisch weiterbringt und wovor unsere Gegner am meisten Angst haben: sie fürchten sich nicht vor ein paar rechten Hooligans, die „ihren Block“ kontrollieren. Sie haben Angst vor kreativen Aktivisten, die Gesicht zeigen und sie mit dem konfrontieren, was sie am wenigsten vertragen: Kritik. Darauf fokussieren wir uns mit der IB.
Ein gelungener aktivistischer Coup, und damit mediale Aufmerksamkeit, steigende Mitgliederzahlen und wachsende Strukturen schmerzen die Antifa viel mehr als irgendein Revancheakt. Also tun wir genau das.
Erik
Ich möchte hier keine nationalen Randgruppen verteidigen und schönwaschen, dennoch muss angemerkt werden, dass das Gros der vermeintlich nationalistischen Gewaltakte, siehe Mittweida oder Sebnitz, ebenso staatlich konstruiert worden sind. Auch sind Übergriffe auf „rechts“ kein neues Phänomen, außer vielleicht für die frisch auftretenden Identitären. Ansonsten ist der Antwort Sellners im Moment die Richtige. Wehrhaftigkeit im Angriffsfall JA, blinde Vergeltungsschläge NEIN.