“Europa muß zusammenstehen!” – Im Gespräch mit Philip Stein über den Jungeuropa Verlag und Pierre Drieu la Rochelle

Pünktlich zur Buchmesse in Frankfurt wendet sich ein neuer Verlag an die Öffentlichkeit.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Der Jun­g­eu­ro­pa Ver­lag, ist, so der Grün­der Phil­ip Stein, “die publi­zis­ti­sche Fol­ge einer fes­ten Über­zeu­gung: daß Euro­pa als his­to­ri­sche und kul­tu­rel­le Ein­heit zwin­gend zusam­men­fin­den muß, um ange­sichts der Ver­wer­fun­gen des glo­ba­len Gesche­hens bestehen zu kön­nen.” Was heißt das kon­kret? Und wel­che Plä­ne gibt’s? Wir spra­chen mit Stein über Ver­lags­grün­dung und Programmschwerpunkte.

SEZESSION: Jetzt haben wir also noch einen Ver­lag im kon­ser­va­ti­ven und neu­rech­ten Bereich, dies­mal offen­kun­dig mit dezi­diert euro­päi­schem Anspruch. „Jun­g­eu­ro­pa Ver­lag“: was hast Du mit ihm vor, für was steht er?

PHILIP STEIN: Zunächst muß ich ganz offen geste­hen: die­se Unter­neh­mung, einen wei­te­ren „neu­rech­ten“ Ver­lag zu grün­den – über­haupt einen Ver­lag zu grün­den! – fußt zuvor­derst auf einer ganz per­sön­li­chen Pas­si­on. Denn wer Bücher ver­legt, und dies nicht nur aus wirt­schaft­li­chen Erwä­gun­gen her­aus, bestimmt – eine glück­li­che Hand vor­aus­ge­setzt – ganz unwei­ger­lich die ästhe­ti­sche Prä­gung einer lesen­den, im bes­ten Fal­le non­kon­for­men Gene­ra­ti­on. Die Arbeit an einem Buch gleicht gewis­ser­ma­ßen jener Arbeit, die auch nötig ist, um eine jun­ge Gene­ra­ti­on zu for­men. Es geht um Hap­tik, Ästhe­tik, Form, Taten­drang und Mut. Der Anspruch unse­rer Wer­ke soll jenen Vor­bild sein, für die sie ver­legt werden.

Wäh­rend etwa euer Ver­lag Antai­os mit Armin Moh­ler begon­nen hat, begin­nen wir mit dem von ihm sehr geschätz­ten Pierre Drieu la Rochel­le – einem lei­den­schaft­lich euro­pä­isch und „anti­bür­ger­lich“ den­ken­den Vir­tuo­sen. Anhand die­ser ers­ten Figur, die von uns erneut auf das Schach­brett geho­ben wird, soll­te klar wer­den: der Jun­g­eu­ro­pa Ver­lag wird all jene euro­päi­schen Den­ker ver­le­gen und – wenn nötig – reani­mie­ren, die die­se Art von Ästhe­tik nicht nur beschrie­ben, son­dern auch gelebt haben oder leben. Wir bedie­nen also gewis­ser­ma­ßen eine euro­päi­sche Nische auf dem deut­schen Buch­markt. Jede Schrift, jeder Autor den wir anfas­sen, soll einen unver­wech­sel­ba­ren Geist und Esprit in die Welt brin­gen. Ganz kon­kret indes: Erst- und Neu­auf­la­gen aus ganz Euro­pa, die den Geist euro­päi­scher Annä­he­rung und Eini­gung für den not­wen­di­gen Neu­be­ginn atmen. Denn Drieu hat­te schon damals recht, als er schrieb, daß man sich von der Annah­me ver­ab­schie­den müs­se, in Euro­pa allein blei­ben zu kön­nen – es sei denn, man lit­te an einer Wahnvorstellung.

SEZESSION: Bei besag­tem Drieu beginnst Du ja jetzt direkt mit sei­nem gro­ßen Welt­an­schau­ungs­ro­man Die Unzu­läng­li­chen (frz. Ori­gi­nal: Gil­les). Wie kamst Du auf das Buch – und war­um soll­ten sich Leser, die den Autor bis dato noch nicht ken­nen, an 500, 600 Sei­ten Bel­le­tris­tik heranwagen?

STEIN: Ich selbst habe den Roman vor rund drei Jah­ren zum ers­ten Mal in der Hand gehabt – also gan­ze 64 Jah­re nach sei­ner Erst­ver­öf­fent­li­chung (1939) in Frank­reich. Obgleich die­ser Welt­an­schau­ungs­ro­man schon etli­che Jah­re auf dem Buckel hat, und die Zei­ten sich angeb­lich bedeu­tend geän­dert haben, war ich sofort begeis­tert. Denn Drieu beschreibt hier sehr detail­reich und mit einer fas­zi­nie­ren­den lite­ra­ri­schen Prä­zi­si­on (man beach­te die genia­len und facet­ten­rei­chen Dia­lo­ge!) genau jene deka­den­ten gesell­schaft­li­chen Pro­zes­se, die sowohl vor dem Ers­ten und Zwei­ten Welt­krieg als auch die­ser Tage zum Zusam­men­bruch der Natio­nen geführt haben. Drieu ist also vor allem ein genia­ler Beob­ach­ter sei­ner Zeit (in der sich auch unse­re Zeit wie­der­fin­det), doch geht Gil­les Gam­bier, der Prot­ago­nist Drieus, dar­über hin­aus: er beob­ach­tet nicht nur (wie so vie­le), er zeigt uns auch einen Aus­weg. Wei­ter­hin, kurz gefaßt, bin ich der Mei­nung, daß wir in „unse­rer“ Sze­ne mehr Bel­le­tris­tik benö­ti­gen. Die Leu­te sol­len Lust am Lesen verspüren.

SEZESSION: Da eig­net sich Drieu natür­lich, zumal auch die, die gegen­über “poli­ti­scher” Lite­ra­tur eher skep­tisch ein­ge­stellt sind, den­noch Freu­de an der Lek­tü­re fin­den könnten…

STEIN: Rich­tig. Drieu ist ja nicht nur eine Emp­feh­lung für den poli­tisch Inter­es­sier­ten, er ist eben vor allem ein Klas­si­ker der Lite­ra­tur des 20. Jahr­hun­derts. Und nun gibt es, mehr als 70 Jah­re nach sei­nem Tod, eine offen­sicht­li­che Drieu-Renais­sance. In Frank­reich setz­te die­se Ent­wick­lung – wie so oft – etwas frü­her ein, aber auch in Deutsch­land ent­sinnt man sich, daß auch ein „écri­vain mau­dit“, ein „Umstrit­te­ner“, ein „Ver­fem­ter“, durch­aus lite­ra­risch von Wert sein kann. Lou­is-Fer­di­nand Céli­ne war kein Ein­zel­fall. Jeden­falls: Drieus Welt­kriegs­band Die Komö­die von Char­le­roi, der 2016 im Manes­se Ver­lag erschien, war das Start­si­gnal. Wir haben es wohl vernommen.

SEZESSION: Im Gegen­satz zu vie­len Nischen-Ver­la­gen des lin­ken Milieus muß der Jun­g­eu­ro­pa Ver­lag von Anfang an auf eige­nen finan­zi­el­len Bei­nen ste­hen. Ist das über­haupt mög­lich – und wie kön­nen Inter­es­sier­te helfen?

STEIN: Ob das mög­lich ist, wird sich zei­gen. Der Ver­lag zielt zunächst dar­auf ab, sich lang­fris­tig selbst zu finan­zie­ren. Das heißt kon­kret: Die rund sechs aus­ge­wähl­ten Bücher, die wir in den ers­ten zwei bis drei Jah­ren jähr­lich ver­le­gen wol­len, müs­sen schon sehr bald auf eige­nen Bei­nen ste­hen. Erst­über­set­zun­gen sind, rein wirt­schaft­lich, ein sehr schwie­ri­ges Unter­fan­gen; sie pro­du­zie­ren über­durch­schnitt­li­che Kos­ten und erfor­dern eine beson­de­re ver­le­ge­ri­sche Sorg­falt. Wir haben aber einen Vor­teil: Mit mei­nen 25 Jah­ren bin ich für einen Ver­le­ger noch sehr jung, habe nicht die Ver­pflich­tun­gen eines viel­fa­chen Fami­li­en­va­ters und muss so kei­ne gro­ßen Sum­men für mich selbst erwirt­schaf­ten bzw. ver­die­ne mein Geld über ande­re Pro­jek­te. Der Jun­g­eu­ro­pa Ver­lag wirt­schaf­tet die ers­ten zwei Jah­re für „sich selbst“; Gewin­ne wer­den nicht entnommen.

Lang­fris­tig wird sich also zei­gen, ob wir „am Markt“ bestehen kön­nen. Unser Milieu wächst jeden­falls – und unse­re Ideen (ver­lags­ei­ge­ner Pod­cast, dezi­diert euro­päi­scher Blog, „Rein­hö­ren statt Rein­le­sen“, lang­fris­tig auch eBooks u. v. m.) sind in „unse­rer“ Sze­ne bis dato auf wei­ter Flur. Ob wir finan­zi­ell über­le­ben, wird aber auch ganz maß­geb­lich davon abhän­gen, wie „bereit“ die Leser sind, gewis­se kon­ser­va­ti­ve Dog­men abzu­le­gen bzw. Kri­tik zu ertra­gen. Ich hal­te nichts davon, poli­ti­sche Tabus auf­zu­stel­len. Wenn es etwa um Euro­pa, Öko­lo­gie, Tech­nik­kri­tik oder auch ver­meint­lich linke/sozialistische Ansät­ze geht (auch in der Wirt­schaft!), sind wir doch sehr non­kon­for­mis­tisch auf­ge­stellt. Wir wol­len die Jugend errei­chen, sie for­men und wirk­lich (!) neue Denk­an­sät­ze ein­streu­en. Gewis­se Aus­ein­an­der­set­zun­gen sind vorprogrammiert.

Wer unter­stüt­zen möch­te, kann sich auf unse­rer Netz­sei­te am Crowd­fun­ding-Pro­zess für Die Unzu­läng­li­chen betei­li­gen. Wir benö­ti­gen rund 5000 Euro, um das Werk in Druck zu geben. Der­zeit liegt es bei unse­rem Set­zer. Die­se Maß­nah­me – ein schö­ner und span­nen­der Ver­such übri­gens! – ist lei­der not­wen­dig. Selbst habe ich schon eine nicht uner­heb­li­che Sum­me inves­tiert (wie jeder Ver­le­ger zu Beginn), aber bei den Druck­kos­ten benö­ti­gen wir finan­zi­el­le Hilfe.

Wenn Drieu als Start­punkt gelingt, folgt übri­gens ein Venner…

Bestell­hin­wei­se:
crowd­fun­ding direkt beim Jun­g­eu­ro­pa Ver­lag, www.jungeuropa.de, oder
Roman zum Laden­preis vor­be­stel­len bei Antaios.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (37)

Olaf

17. Oktober 2016 10:36

Es ist erfreulich, daß neu Dinge entstehen. Warum einem dabei das Herz hoch springt, wird aber immer dann besonders klar, wenn man sieht, gegen wen sich die neuen Dinge richten.

Daher dem Personal unserer Gegner ruhig ins Auge geschaut:

https://allesevolution.wordpress.com/2016/08/02/julia-schramm-redakteurinautorin-der-antonio-amadeu-stiftung/

Ein gebürtiger Hesse

17. Oktober 2016 11:44

Dem neuen Verlagsprojekt das beste Gelingen! Die Ausrichtung des Programms ist ausgezeichnet. Danke bereits an dieser Stelle für Ihren Vorstoß, Herr Stein.

Drieus "Komödie von Charleroi" begleitet mich derzeit auf meinen Alltagswegen. Daß es "Lektüren gibt, die Impfungen gleichen" https://antaios.de/gesamtverzeichnis-antaios/antaios-zugabe/35718/stoffbeutel-es-gibt-lektueren...?c=111 , stimmt hier im vollsten Sinn. Nach nur einer Seite im Nahverkehr ist mein Geist frisch gelüftet, neu aufgepumpt. Den Verfallserscheinungen, die von überall in meinen Blick drängen, setzt er dann seine eigene Aufrichtung entgegen.

Das geschieht etwa durch Passagen wie diese:

"Claude war kein Drückeberger."
"Nein, gewiss nicht".
Scheinheilig tat ich so, als wäre ich davon überzeugt. Doch was wusste ich letztlich darüber? Gewiss, zu Beginn des Feldzugs war Claude kein Drückeberger gewesen, ganz im Gegenteil. Doch hatte er an jenem Tag, im Lauf jenes abgründigen endlosen Tages nicht wie ich, wir wir alle, ein ganzes Leben gelebt? Es gibt Erlebnisse, die mit einem Schlag, in einer schweren Prüfung, alle Möglichkeiten unseres Seins erschöpfen. Denke ich an das Doppelwesen zurück, als das ich mich an jenem Tag offenbart habe, dann begreife ich, dass da mit einem Mal mein ganzer Charakter zum Vorschein kam und ich wahrscheinlich niemals jemand anderes sein kann als einer der beiden, die ich an jenem Tag war. Wie sehr war ich an jenem Tag doch tapfer und feige, Freund und Feigling, innerhalb und außerhalb der gemeinsamen Werte, des gemeinsamen Schicksals.

ulex

17. Oktober 2016 11:49

Zwei ernstgemeinte Fragen:

1) Muss man für 5-6 Bücher im Jahr wirklich einen neuen Verlag gründen (mitsamt der dazugehörenden Grundkosten) oder wäre eine Marke unter dem Dach von Antaios (beispielsweise) nicht auch machbar gewesen?

2) Muss man heutzutage wirklich mit ner richtigen Startauflage an den Markt gehen oder würde es Book on Demand nicht auch tun? Bei solchen Nischen und in unserer Szene doch sowieso dürfte der direkte Verkauf in der Buchhandlung doch kaum vorhanden sein. Insofern würde es doch reichen zum Start ein paar Rezensionsexemplare herstellen zu lassen? Dass es natürlich günstiger ist grössere Auflagen zu produzieren statt on demand Stückzahlen von 1 oder 10 weiß ich natürlich, aber so rein aus Risiko-Nutzen-Erwägungen weiß ich nicht ob man sich zum Start gleich ein paar hundert oder gar 1000 Stück von einem Titel hinlegen sollte?

Richard Cobden

17. Oktober 2016 12:11

Ich würde mir mehr Bücher wünschen, die rechte Themen aus der Populärkultur aufgreifen.

Bei Cournter Currents wird demnächst ein Sammelband mit Filmrezensionen basierend auf rechten Lesarten zum Thema „Batman“ publiziert („Batman als nietzscheanischer Superheld“). Als Autoren wurden Trevor Lynch, Gregory Hood, Jonathan Bowden, Jason Jorjani, Andrew Hamilton, and James J. O’Meara gewonnen.

Nichts verbindet heute Menschen europäischer Abstammung so sehr wie die Populärkultur und dort gilt es Verbindendes zu hervorzuheben und linke Propaganda zu „dekonstruieren“.

Kurz gesagt: Wir müssen darüber aufklären, wie man diese Filme lesen kann. Ich würde mich über eine deutsche Übersetzung diese Sammelbandes sehr freuen.

Dietrich Stahl

17. Oktober 2016 12:21

Herr Kaiser und Herr Stein, Danke für das auf gute Art unterhaltsame Interview! Und Ihnen, Herr Stein, alles Gute zum Start des neuen Verlages und für Ihre Arbeit.

Ich halte nichts davon, politische Tabus aufzustellen.

Oh ja, diese elenden Tabus. Um die größten wird aus einleuchtenden Gründen auch in diesem Forum mehr oder weniger elegant herumgeschrieben – ich schließe mich da mit ein.

Einige AfD Politiker, insbesondere Frauke Petry und Björn Höcke sind als mutige und kreative Tabu Brecher im Lande unterwegs.
Sprache ist so wichtig. Für uns Deutsche sogar überlebens-wichtig. Das Deutsche ist mit dem Sanskrit die Sprache mit der größten mantrischen Kraft. Es ist die Sprache, in der am Tiefsten gedacht und formuliert werden kann und wurde.

Deswegen wird die deutsche Sprache unter Beschuss genommen, ihre Worte werden beschmutzt und entweiht.
Frauke Petry und Björn Hocke sind kreative „Reinigungskräfte“ für deutsche Worte. Worte können zwar beschmutzt werden, eine erfrischende Dusche kann den ganzen Dreck aber abwaschen.
Völkisch, Heimat, national – nur ein paar der Worte, die Frauke und Freunde abgeduscht haben.

Tabus werden gebrochen durch öffentliches Benennen.
Der erste todes-mutige Tabubrecher war Martin Walser mit seiner Rede in der Paulskirche.
Danach begannen die deutschen Fahnen, wieder zu wehen. Aus aktuellem Anlass: Er wird ihn jetzt wohl nicht mehr bekommen, aber ich wünschte Walser den Literatur Nobelpreis.
Walser agierte noch als Ein-Mann-Kommando-Unternehmen. Die Schlagkraft der jetzigen Tabubrecher-Truppe ist um ein Vielfaches höher. Das wird auch gebraucht.

Meine Forderung: Rücknahme der Rechtschreibreform sofort! Die Putschisten vor Gericht stellen!

Zumindest den erste Satz kann man im Sinn behalten für die Zeit, die kommt.

Wir wollen die Jugend erreichen, sie formen und wirklich (!) neue Denkansätze einstreuen.

Das in Klammern gesetzte Ausrufungszeichen bestätigt Überlegungen, die mir seit einiger Zeit durch den Kopf gehen. Genau das brauchen wir:

wirklich (!) neue Denkansätze

Die „Jungs“ von der Identitären Bewegung machen es vor.
Der Name ist etwas Neues im deutschen Raum. Und er hat mantrisch/assoziative Kraft.
Neue Rechte ist ein guter, griffiger Name. Ist es sinnvoll, darüber nachzudenken, ob es einen besseren Namen gibt? Mir ist leider keiner eingefallen. Mmh, Identitäre Rechte? Ich weiß nicht.

Neue Denkansätze, Kreativität, Innovation, „ein weites Feld der Freiheit öffnet sich“ …

Arminius Arndt

17. Oktober 2016 12:21

In diesem Zusammenhang kam mir das schöne Projekt von Heino Bosselmann wieder in Erinnerung und den Text, den er zum Thema Verlagsgründung einst hier schrieb:

https://www.sezession.de/38228/neuland.html

Wie ist es diesem Projekt wohl ergangen? Eine Webseite des Verlages ist nicht mehr zu finden ... Immerhin hat Herr Bosselmann, dessen Beiträge ich immer sehr geschätzt habe, sich hier erst vor kurzem einmal mit einem Kommentar gemeldet.

Wünsche dem Jungverleger viel Glück und Erfolg, werde mir das Buch wohl auch kaufen, auch wenn gerade französische Literatur für diejenigen Deutschen, welche die Sprache nicht beherrschen oder nicht gut genug, um Originaltexte lesen zu können, immer auch vom Zufall abhängt, dass das Werk einen sehr guten Übersetzer hat.

Der_Jürgen

17. Oktober 2016 13:32

Philipp Stein wirkt sehr sympathisch. Es freut mich, dass er ein Buch von Drieu in deutscher Sprache herausbringt, und man kann ihm und seinem Verlag nur Erfolg wünschen.

Ob es nötig ist, einen neuen Verlag zu gründen, statt die betreffenden Werke bei Antaios zu publizieren, ist eine Frage, die Stein sicherlich reiflich erwogen haben wird.

@Dietrich Stahl

Dass Frauke Petry die Einladung, am zweiten Pegida-Geburtstag in Dresden zu sprechen, abgelehnt hat, lässt sie in ungünstigem Licht erscheinen. Was soll diese ängstliche Distanziererei, die ja genau das Gegenteil des von Ihnen begrüssten Tabubrechens darstellt? Es gilt das Gemeinsame über das Trennende zu stellen. Elsässer spricht ja auch auf derselben Veranstaltung wie Stürzenberger, obschon er dessen prozionistische und proisraelische Ausrichtung in keiner Hinsicht teilt.

Winston Smith 78699

17. Oktober 2016 13:38

Eher fehlt ein Verlag mit einem breiter wissenschaftlichen Profil. Gerne würde ich mit meinem Vorhaben zu Toulmin und Brandom mal irgendwo anklopfen und wenigstens ein Ohr und eine Meinung finden. Frau Sommerfeld hat sich womöglich noch ein akademisches Umfeld erhalten können, um so etwas wie ihren Anti-Rorty zu diskutieren, aber solche Umstände hat nicht mehr jeder, haben gerade Leute nicht, die bereits zu sehr anecken mußten oder noch still halten wegen drohenden beruflichen Sanktionen. Des weiteren kenne ich jemanden mit einer Dissertation zur Frankfurter Schule, die weit über Alan Sokals Kritik am "Eleganten Unsinn" hinausgehen dürfte - ein brillianter Kopf mit viel exklusiver Erfahrung aus erster Hand und dabei null Attitüde. Es liegt derzeit wohl manches brach.

cherusker69

17. Oktober 2016 14:15

@Der_Jürgen

Das Frauke Petry die Einladung abgeschlagen hat kann ich verstehen weil man als Partei immer eine riesige Verantwortung hat und es nicht in der Hand hat wie sich eine Bewegung entwickelt. Heute ist es ein leichtes Provokateure des VFS in die Spitze einer Bewegung zu installieren.
Das könnte fatal für eine ganze Partei sein und somit für die ganze Sache .Mir tut das auch weh aber ich kann das auch verstehen. Das heißt ja nicht das man PEGIDA ablehnt.

Was den neuen Verlag angeht !

Ich habe da gemischte Gefühle bei einer Neugründung eines neu Rechten Verlages, natürlich ist es sehr mutig, fragen muss man aber ob man die Leserschaft dazu hat. Ich denke nein. Auf der anderen Seite muss man dem Establishment zeigen, dass man bereit ist diesen linken Mainstream Paroli zu bieten. Ich bin da hin und her gerissen muss ich sagen. Viel Glück wünsche ich natürlich trotzdem das ist ja keine Frage.

Dietrich Stahl

17. Oktober 2016 14:42

@Der_Jürgen

Dass Frauke Petry die Einladung, am zweiten Pegida-Geburtstag in Dresden zu sprechen, abgelehnt hat, lässt sie in ungünstigem Licht erscheinen. Was soll diese ängstliche Distanziererei…

Mmh, mit Parteien und Politikern habe ich eigentlich überhaupt nichts am Hut. Vor der AfD bin ich fast dreißig Jahre lang nicht zur Wahl gegangen.

Der Frauke möchte ich aber beistehen. Nicht nur weil sie gut aussieht. Elsässer ist kein Politiker mit der Verantwortung einer Partei Chefin, MdL und als Gesicht der AfD. Elsässer kann reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Macht er gut.

Ich kenne die Gründe der Absage nicht. Vielleicht war es politischer Pragmatismus? Vielleicht war aber auch eines ihrer vier Kinder krank. Deswegen hat sie schon Einladungen abgesagt.

@Winston Smith 78699

Es liegt derzeit wohl manches brach.

Ich möchte niemanden enervieren mit meinem stetigen Fokus auf die Möglichkeiten. Ich bin da wohl zu konservativ im Festhalten an Bewährtem.
Klingt wie eine Plattitüde, und dem Post Doktoranden, der keinen Fuß in die akademische Tür bekommt, hilft es vermutlich auch nicht besonders, sei´s drum:

Sattes Brachland bringt zur rechten Zeit reiche Ernte.

In meinem Bekanntenkreis ist ein Akademiker, dem es wie oben beschrieben geht. Er forscht u.a. über den okkulten Hintergrund der Nationalsozialisten. Begonnen hat er in seiner Jugend als Linker. Inzwischen schneiden ihn fast alle seine ehemaligen Freunde.
Im akademischen Betrieb ist es nicht besser. Wenn er Forscher mit thematischen Berührungspunkten zwecks Austauschs anschreibt, bekommt er nicht einmal eine höfliche Absage. Die Angst vor „Ansteckung“ ist riesengroß.
Er forscht weiter, hat schon einige Bücher im Eigenverlag veröffentlicht.

la vie est belle

17. Oktober 2016 14:47

@jürgen

also ich hab mich in Dresden sehr geärgert ob der politischen Dummheit eines Elsässers. Wenn man sich auf ne Bühne stellt und dann blökt, dass man die Macht will, dann kann ich nur bestens verstehen, wenn eine Petry fernbleibt. Das war wirklich unter aller Kanone. Jürgen, mal dir doch nen kleinen Schnäuzer dazu auf, dann bist du die Karikatur, die die Lügenpresse so gerne sehen will. Dann noch die leiernde Frau und die dumme Ansicht, dass der Islam das Problem sei. Es ist der Große Austausch, stupid! Zum Schluß dann noch die Musik, da war mir klar, hier gibt's noch "Entwicklungsbedarf".

Die guten Beiträge kamen von Kubitschek, der ungewöhnlich emotional war, aber genau deswegen richtig gut rüberkam. Woran lag's? Sellner war auch gut, er hat etwas Wichtiges rübergebracht, die Sache mit dem Mut. Emotional und trotzdem niveauvoll. So wie die Klein-Aktion der IB, damit kann auch eine breite Sympathiesantenschaft etwas anfangen.

zum verlag: super Idee, aber als Marke im Haus Antaios durchaus sicherer zu bewältigen. Lesen werd ich's trotzdem. Warum also doppelte Fixkosten?

Caroline Sommerfeld

17. Oktober 2016 16:52

Frau Sommerfeld hat sich womöglich noch ein akademisches Umfeld erhalten können, um so etwas wie ihren Anti-Rorty zu diskutieren,

Ich bin seit 5 Jahren draußen. Aber ich habe viele Leute, die mich "von früher" kennen und über meine Person anschlußfähig sind für Diskussionen, nicht primär über "rechte Theorie",sondern denen es hineinzuhelfen gilt in dieselbe. Dies kann auch mißglücken, Leute sind in diesen Fragen völlig unberechenbar.

Mein Buchhändler hat den Drieu (Charleroi) im Fenster neben Kermani und Kinderbüchern - so soll's sein, "diversity" in einem erträglichen Wortsinne. Dem kann ich gewiß jungeuropa unterjubeln mit dem nächsten Drieu. So nehmen die Dinge ihren Lauf ...

Der_Jürgen

17. Oktober 2016 17:28

Was Philipp Stein Mut einflössen könnte, ist das Beispiel des Regin Verlags, dem auch keine sonderlich lange Lebensdauer prophezeit wurde. Sein Begründer Markus Fernbach publizierte und publiziert Bücher, die oft von sehr hoher Qualität sind, von denen man aber annehmen würde, dass sie fast keine Leser finden. (Das Buch eines chilenischen Autors über Lovecraft beispielsweise, oder ein in den dreissiger Jahren erschienenes Werk von Savitri Devi über Indien, "Der Lotusteich"; beide seien sehr empfohlen.)

Offenbar fanden und finden sich die Leser doch, denn der Verlag hält sich, soweit ich weiss, über Wasser.

@Cherusker69

Wenn Sie mir ein wenig Rechthaberei gestatten: Ist es Ihrer Ansicht nach ein revolutionärer Akt, praktisch ohne Kommata zu schreiben?

Stefan George tat das und warf die Grossschreibung auch gleich mit über Bord, aber der spielte in einer anderen Liga als unsereins. Quod licet Iovi, non licet Cheruskero et Jürgeno.

Nichts für ungut!

Sabine

17. Oktober 2016 17:57

@Olaf
Wenn man sich das Mädchen, auf das Sie hier erfreulicherweise hinweisen, genauer anschaut: dann weiß frau und man: zu anderen Zeiten wäre sie in ihrem jetzigen Alter schon längst ziemlich abgearbeitet gewesen ... Heute aber wirkt sie als Aufklärerin und nimmt alles in "Zucht", was ihr unter die Finger kommt. Armes Deutschland!!

Meier Pirmin

17. Oktober 2016 19:10

"Jungeuropa" steht für eine Bewegung, die mit Giuseppe Mazzini 1834 ans Licht der Geschichte getreten ist, es war damals auch die grosse Zeit des "Jungen Polen". Habe von Mazzini, der eine sehr feine ziselierte Schrift hatte, in Berns Staatsarchiv einige Originalbriefe in Händen gehalten, Adressat war der Freischarenführer und spätere Schweizer Bundesrat Ulrich Ochsenbein, dem es keineswegs passte, dass Mazzini sein Land zur Drehscheibe einer revolutionären Bewegung machen wollte. Diesselbe kann als radikal und nationalrevolutionär eingeschätzt werden, mit dem Papst als Feindbild. An Mazzini im Exil in der Schweiz erinnert ein Denkmal in der Uhrenstadt Grenchen. Für Lutz Bachmann wird es auf seiner spanischen Ferieninsel nie ein Denkmal geben.

Einen Europa-Verlag gab es ab 1935 in Zürich, wo hauptsächlich Exilliteratur erschien. Das politisch bei weitem beste Buch war "Diktatur der Lüge" (1937) von Willi Schlamm, eine Simultanabrechnung in der bewussten Reihenfolge von Stalin, Mussolini und Hitler, auch auf der Basis von "Brot und Wein" von Ignazio Silone. Ein Massstab für eine antitotalitäre kritische intellektuelle Perspektive, noch mit einem Schuss Nationalbolschewismus: "Wir wollen nicht den Termitenstaat. Wir wollen den Sozialismus" lauten die Schlussworte. Das Motto von Ignazio Silone ist unübertrefflich: "Wir arbeiten nicht für den Schein. Wenn aber die Wahrheit entmutigend ist? Sie ist immer noch weniger entmutigend als die ermutigendste Lüge." Zum Besten dieser Studie, die zur Hauptsache eine unglaubliche Selbstkritik an der damaligen Linken ist, wie sie zur Zeit des Spanischen Bürgerkrieges nur noch Orwell leistete ("Mein Katalonien"), ist die Absage an die Solidarität im Zeichen der Lüge und eines machtorientierten Zynismus, wenn schon die anderen sich wie Schweine betragen, müssen wir es nicht auch tun usw.

Drieu de la Rochelle wurde zur Legende, weil er gemäss dem 2. Pariser Tagebuch mit Ernst Jünger engen Kontakt pflegte und einfach einen unerhört klingenden faszinierenden Namen hat, das Gedicht eines Namens. Da aber der Typus, der jeden Tag ein Buch liest oder wenigstens Sinn für Namenlyrik hat, bei der Rechten höchst selten anzutreffen ist, scheint mir das Verlagsgründungsprojekt gewagt. Aber immerhin langfristiger als auf die Strasse zu gehen um irgendeinen Gedenktag der Orwellschen Schlacht um den Windmotor zu feiern. Etwas Falscheres hätte es für Frauke Petry nicht geben können zum Zeitpunkt, da ihre Partei sich als drittstärkste Kraft bereits konsolidiert, als mit einer Randgruppe von abnehmender Stärke auf die Strasse zu gehen und am Ende mit irgendeinem unangemessenen Spruch oder Plakat identifiziert zu werden. Mit Distanzeritis hat das nichts zu tun. In Europa hat die Strasse in ihrer Bedeutung für die Politik weitgehend abgedankt. Über Sprechchöre hat George Orwell das Nötige gesagt: "Zweibeiner schlecht! Vierbeiner gut!"

Frieda Helbig

17. Oktober 2016 19:24

Dieses Rummäkeln und Besserwissen hier ist manchmal echt schwer zu ertragen.

Ich für meinen Teil erfreu mich an jungen frischen Wagemut. Schön, daß die Dinge in Bewegung sind.

Und so lange die guten neurechten Verlage an einer Hand abzuzählen sind, sollte das hier auch niemanden überfordern.

In diesem Sinne, alles Gute Philip und Respekt. Man sieht sich in Linz.

E.

17. Oktober 2016 20:05

Viel Glück dem Jungverleger, man hört schon aus dem Interview heraus, dass er etwas "Eigenes" schaffen will und ihn das "Bücher-Machen" reizt.

Die Kräfte verlegerisch zu bündeln, wäre sicherlich nicht verkehrt. Vielleicht kommt es später ja zu einer Art Kooperation mit dem Verlag Antaios, dessen Erfahrung, Logistik und Kundenstamm dem jungen Mann bestimmt nutzen würden.

Aber ich kann den Jungverleger verstehen, dass er eigenen Verlegerstolz entwickeln möchte.

Solution

17. Oktober 2016 20:21

Jede neue Initiative ist zu begrüßen. Habe das Buch schon vorbestellt. Wünsche viel Erfolg!

Vergessen Sie aber nicht, wie schwer sich mancher Kleinverlag, wie der Regin-Verlag z.B., mit einem ähnlichen Schwepunkt, getan hat. Dabei hat er Super-Bücher, wie das über Lovecraft, herausgebracht. Nur: Wie wenige Exemplare wurden verkauft?

Wo wir noch Defizite haben, ist weiter oben schon richtig gesagt worden: primär bei der Populärkultur und bei der Wissenschaften. Da unterstütze ich z.b. auch einen "Rechten Führer durch die Kinowelt" mit ständig neuen Folgebänden, wie bei Counter Currents oder Übersetzungen von Büchern, wie sie das Ulster Institute for Social Research herausgibt.

Am besten macht es Antaios, wo man sich vorsichtig vorantastet und mit Di Tullio, Millet, Raspail, Camus, Kurtagic und Donovan insgesamt recht erfolgreich publiziert. Dabei handelt es sich jedoch in der Regel um aktuelle Bücher.

Ein eingestelltes Projekt, dem ich persönlich am meisten nachtrauere ist die im Verbund des Leopold-Stocker-Verlages erschienene Reihe "Vergessene Bibliothek", wo nicht mal das halbe Dutzend Veröffentlichungen erreicht werden konnte.

Also: Vorsichtig vorgehen und die Risiken kalkulierbar halten!

Karl Brenner

17. Oktober 2016 20:31

Die interlektuelle Sperspitze unserer Gesellschaft sind derzeit mit Sicherheit die Rechten. Und das kommende Jahrhundert wird ein Konseratives ein.

Der_Jürgen

17. Oktober 2016 21:21

@La Vie est belle

Halten Sie Politik für eine Freizeitbeschäftigung für gelangweilte BürgerInnen? Offenbar ja, denn sonst wüssten Sie, dass das Ziel jeder beliebigen politischen Aktivität darin besteht, MACHT zu gewinnen. Genau das hat Elsässer in seiner - vorzüglichen - Rede in Dresden gesagt. Wie wollen wir denn den Grossen Austausch stoppen, wenn wir nicht die MACHT dazu haben?

Die metapolitische Arbeit rechter Intellektueller dient AUSSCHLIESSLICH dazu, zur Entstehung eines geistigen Klimas beizutragen, in dem ein MACHTWECHSEL möglich wird. Oder glauben Sie, den Kubitscheks und Lichtmeszs ginge es nur darum, im Kreise ihrer Gesinnungsgenossen mit ihrer Bildung und ihrem eleganten Stil zu protzen?

Dass die Lügenpresse dem Elsässer ein Schnäuzchen anmalen könnte, wird dessen letzte Sorge sein. Das Schnäuzchenanmalen ist ja das einzige, was das Gesindel noch kann. Der Trick wirkt jedoch zunehmend weniger.

@Pirmin Meier

"In Europa hat die Strasse in ihrer Bedeutung für die Politik weitgehend abgedankt."

O sancta simplicitas!

ulex

17. Oktober 2016 22:21

@la vie est belle

Ich bin mir absolut sicher, dass die Macht-Passage sich auf eine gleichlautende Passage eines führenden AfD-lers vor kurzem bezog, leider fällt mir grad der Name nicht mehr ein und finds deshalb nicht.

Unabhängig hiervon wäre der Rechten natürlich mehr "Mut zur Macht" (um mal nen einschlägigen Buchtitel zu zitieren, von https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Jordis_von_Lohausen) zu wünschen.

Im "Osten" stellt sich die Frage nach Machtübernahmen ja durchaus konkret. Im Erzgebirge hat ein Allparteien-Gemeinsamkandidat grad mit 60+x den 5000 Einwohner-Ort gegen gleich 3 rechte Gegenkandidaten grad noch gerettet (davon 25% für den NPDler, nur 6 für den AfDler) - in Bitterfeld in Sachsen-Anhalt wo die AfD das Direktmandat geholt hat, mag diese Verteidigungslinie diesen Herbst schon brechen.

Insofern - natürlich sollten diejenigen die aktiv Politik machen und sich der Verantwortung stellen (wollen) auch die "Macht" anstreben. Was denn sonst?

la vie est belle

17. Oktober 2016 22:21

@jürgen

Natürlich geht es um Macht, ich bin ja nicht gaga. Aber es schreckt viele potentielle Sympathisanten und Mitstreiter ab, wenn man das so undiplomatisch herausblökt. Kubitschek macht das ja auch nicht, und dafür bin ich ihm dankbar, denn er findet da die richtigen Worte, anstatt so hysterisch rumzuknattern. So ist es eben: Es ging mir um das WIE, Ihnen um das WAS, das sind zwei paar Schuhe.

Rorschach

17. Oktober 2016 22:28

Viel Erfolg für den jungen Verlag.

Umso mehr Formate besetzt werden, umso besser!

Ich frage mich, welche Formate noch besetzt werden können.
Ich wäre interessiert, im Rahmen meiner Möglichkeiten, etwas zu beginnen doch fehlt mir einzig die zündende Idee. Was fehlt noch? Für Vorschläge habe ich ein offenes Ohr.

Winston Smith 78699

17. Oktober 2016 22:29

@ la vie est belle @jürgen

Vielleicht wurde das taktische Lügen ja auch so auf die Spitze getrieben und dann "Schläue" oder "Politik" genannt, daß das Volk es nun von grund auf satt hat und folglich endlich mit Wahrheit umgehen kann. Dies wäre mein Traum, ganz ehrlich. Denn selbst wenn wir letztlich untergehen sollten, täten wir es dann leuchtend in der Würde oder gar Ehre, das am Ende noch in eine neue Ebene von kollektivem Bewußtsein aufgewachte Volk zu sein - aber womöglich wäre dies gar die ungeahnte Rettung. In die Rubrik "Übung in Wahrheit" fallen für mich auch Elsässers Ja zur Macht und die Tatsache, dass er durchaus ein Mann mit Vergangenheit ist. Meinem Bauchgefühl nach ist Elsässer vor allem integer und guten Willens, auch wenn mancher ihn bisweilen in keine einfache Schublade kriegen mag. Ähnlich hat Kubitschek es meines Wissens ja fertigbekommen, sich in seiner langen Tätigkeit kein einziges Mal korrumpieren zu lassen. Vielleicht trägt genau dies - Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit, Geradlinigkeit - zu der großen Zustimmung in den Spalten vor allem zu seiner Rede bei. Mein Favorit war gleichwohl Sellner, den ich letztes Jahr hier noch kritisieren durfte, nunmehr aber inhaltlich und textlich in brillianter Form sehe.

cherusker69

17. Oktober 2016 23:10

@Der_Jürgen

ich bin ja kein Intellektueller und ich verzeihe Ihnen die Rechthaberei. Ich bin eben gerne der Lümmel von dem Herr Kubitschek bei Pegida gesprochen hat.
Ich denke wir verstehen uns, nichts für ungut Herr von Jürgen:-)

Meier Pirmin

17. Oktober 2016 23:16

@Simplicitas. Ich bin kein Einfallspinsel und habe in den letzten 50 Jahren mutmasslich mehr praktische Arbeit in der Politik gemacht als Sie, auf allen Ebenen des politischen Lebens.Reden schreiben inbegriffen, war bei den bedeutendsten Volksinitiativen zur Unabhängigkeit meines Landes mit konkretester Hintergrundarbeit mitwirkend. Über die Initiative gegen die Abzockerei habe ich ein noch nicht veröffentlichtes Buch geschrieben, sozusagen ein Lehrbuch des Populismus. Auf die Strasse kommt es nur sehr gezielt an, selbst auch bei Herrn Blocher, der mehr drauf hat als Trump und die meisten europäischen Rechten, wurde es ein Flop. Und in Oesterreich zum Beispiel war Haider trotz Hochbegabung kein zurechnungsfähiger Politiker. Kubitschek und Lichtmesz haben trotz ausgezeichneter Eigenschaften als Publizisten bis jetzt den Wahrheitsbeweis nicht erbracht, dass sie - zwar im Gegensatz zu Haider oder wenigstens Schröder - überdurchschnittliches praktisches politisches Talent hätten, im Sinne der Technik der Erzeugung von Zustimmungsbereitschaft bis hin zur Mehrheitsfähigkeit; unter dem Gewicht und der Geschicklichkeit von Joschka Fischer zu seinen besten Zeiten ist es nicht machbar, und auch der muss natürlich übertroffen werden, besonders charakterlich. Dass Trump selbst verschuldete Verschwendung einer Chance war, muss hier nicht mehr weiter erklärt werden. Notwendig wäre die Weiterentwicklung der guten Leute zu nicht nur brauchbaren, sondern sehr guten und ausgezeichneten Parlamentariern, was gelernt sein will. Das wäre einigen zuzutrauen. Deutschland kann aber nicht mit Aegypten zur Zeit des arabischen Frühlings verwechselt werden, der erst noch nichts gebracht hat. Auch 1989 war eine ganz andere Situation als heute. Erfolgreiche politische Aktivitäten brauchen sehr viel Nerven und den Sinn für den Kairos, den richtigen Augenblick des Mirabeau, mag dieser Politiker auch später geköpft worden sein. Sobald bei einer Demonstrationsbewegung der Eindruck entsteht, dass sie zur Sekte zusammenschmilzt, muss man sich mindestens ihre Suspension überlegen.

Kaliyuga

17. Oktober 2016 23:16

Dem edlen, das Adjektiv nicht ohne Grund, Herrn Kaiser Dank für das Gespräch.

Dem jungen Herrn Stein: Obwohl seit zwölf Keplerschen Ellipsen freiwillig und unter Verzicht auf sehr annehmliches Salär dem lukrativen, doch prostitutionsähnlichen hochschulischen Be-trieb abgedankt, gehen in Hörsälen und Sprechzimmern, auf Parkbänken und in Kneipen noch immer MINT-affine Männer Ihres Alters durch „meine Hände“.

Neulich, es geht um das Denken eines der hehrsten, übrigens konservativen Vertreter der Theoretischen Physik des anfangenden letzten Jahrhunderts, stellt mich ein tatsächlich Begabter, lang behaart, aus der letzten Reihe, urplötzlich auf die Probe und wirft, so als rieche er hinter meinen Ausführungen ein nicht formuliertes Credo, die Kampfparabel „Nationalismus und Wissenschaft“ provozierend in den Raum: ‚Was halten Sie davon?‘.

Sappra, das freut, nicht nur ob der Steilvorlage zum “ -ismus“ und der bis dahin doch bereits hinreichend abgehandelten geistigen Armut zeitgenössischer gegenüber vorneuzeitlicher Wissenschaft. Nein, auch schon deshalb, weil sich da ein junger am erfahrenen Mann offen (und nicht anonym) zu messen und zu reiben sucht.

Sie, Herr Stein, tun das nun mit höherem und viel konstruktiverem Anspruch, „auguri“ also!

Wenn Sie es erwägen wollen: Das „Bestehen Europas“, das Sie sich ins Manifest geschrieben haben, hängt zuvorderst und ganz elementar davon ab, ob sich in Europa, von Lissabon bis St. Petersburg und von Edinburgh bis Agrigent wie beim Abraham bloß Zehn finden, die dem Herrn leben, von denen folglich wahres Leben ausgeht; die den Götzen absagen, die seit gut 200 Jahren, unter dem falschen Diktum von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ und seinen weiter zurückreichenden Vorläufern, der Welt nur scheinheiliges, den Kalkstein wie Königswasser zerfressendes Dekret oktroyieren.

Weben Sie am richtigen Faden! Gott mit Ihnen!

Fred

18. Oktober 2016 00:06

@ ulex Montag, 17. Oktober 2016, 11:49

Einen Verlag gründen kann jeder. Man braucht noch nicht einmal eine ISBN, auch wenn das gern behauptet wird.
Und die Herstellung von Büchern ist gar nicht so teuer, wenn man sie als Broschüre und einfarbig herstellen läßt.

Der Verlag ist nur ein Schreibtisch bzw. ein PC-Arbeitsplatz. Die Produktion des Buches macht eine Druckerei des Vertrauens bzw. des besten Angebotes.

Meier Pirmin

18. Oktober 2016 01:42

@Winston Smith. Was Sie über Sellner und Kubitschek in Ihren letzten Zeilen schreiben, würde ich so bestätigen. Ändert nichts an der Einschätzung, dass die stärksten Akte der Tapferkeit und Unerschrockenheit zur richtigen Zeit und am richtigen Ort und auf die richtige Art und Weise ausgeübt werden muss, so wie es Aristoteles, ich meine den richtigen Philosphen, in seiner Abhandlung über die Tapferkeit in der Nikomachischen Ethik ausgeführt hat. Möchte mich in diesem Sinn bei meiner Antwort auf _jürgen über die obigen Personen, denen es an Mut nicht gebricht, achtungsvoll geäussert haben. Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit, Gradlinigkeit sind Untertugenden der Klugheit in Verbindung mit Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mass. Die beste Abhandlung über die Tapferkeit in Deutschland in den letzten 80 Jahren stammt immer noch von Josef Pieper, Münster in Westfalen, der darin auch den Irrationalismus bei Ernst Jünger zu kritisieren wusste. Das ist ein noch ganz anderer Denker als Drieu de la Rochelle und all die irrationalen Franzosen von damals. In seinen zu heiklen Zeiten geschriebenen Abhandlungen über die Tapferkeit, die Klugheit, die Gerechtigkeit und das Mass gibt es kaum einen Satz, gegen den man diskursiv ankommt. Dem Sokrates zu widersprechen ist leicht, aber dem Logos, dem Satz, der sich bei Prüfung der Umstände als der beste erweist, ist schwer zu widersprechen. Auch von Adorno bleibt angesichts dieser geistigen Nahrung wenig mehr als bla-bla übrig. Wenn das Verlagsprojekt, dem ich alles Gute wünsche, scheitern sollte, bin schon froh, wenn Alkaios durchhält, sollen sie in einer ruhigen Stunde Pieper lesen. Es steht dort nirgends, man solle keinen Widerstand leisten und nicht Mut zeigen, wenn es sein muss sogar Todesmut.

la vie est belle

18. Oktober 2016 01:42

@winston smith

...es ist ein Unterschied, ob man taktisch lügt (und somit die Unwahrheit wider besseren Wissens sagt) oder ob man Sachverhalte so formuliert, dass sie für unsere Sache nützlich sind und trotzdem korrekt den Inhalt wiedergeben. Man kann auch niveauvoll und wahrhaftig sein. Sellner kann es doch auch...oder etwa nicht???

Und bitte, "Übung in Wahrheit", was soll das? Welche Wahrheit? Ihre? Wenn Sie die obigen Kommentare lesen, dann müsste Ihnen doch aufgefallen sein, dass es nicht mal in unserem Lager ein und diesselbe Wahrheit gibt...was könnte das denn bedeuten? Alle doof außer Sie? Ich glaube ja eher es gibt verschiedene Perspektiven die Welt zu sehen, nur gibt's dann eben auch verschiedene Wahrheiten.

Der Irrtum dem viele Rationalisten aufsitzen, ist die Anwendung von linearen Denkmustern auf zirkuläre Inhalte. Soll heißen, naturwissenschaftlich-logisches Denken auf psychologische-emotionale Inhalte. Das funktioniert nicht, und deswegen geht's nun mal auch nicht vorwärts, da hilft auch noch so dolles Schimpfen nicht. Der Mensch ist nicht logisch.
Leider, oder auch gottseidank, je nach Situation.

Meier Pirmin

18. Oktober 2016 09:22

@Noch etwas zu Pegida. Dass dort der Antaios-Verleger treffende Reden gegeben hat, ist unbestritten. Zu überprüfen bleibt, wie lange und unter welchen Umständen dieses Mittel des politischen Kampfes das angemessene sei.

Monika

18. Oktober 2016 09:29

Der eigentliche Ort der Tapferkeit ist der äußerste Ernstfall, in welchem Standhalten die objektiv einzig verbleibende Möglichkeit des Widerstandes ist, und daß in solcher Situation Tapferkeit erstlich und endgültig ihre Wesensechtheit erweist.

Josef Pieper, Vom Sinn der Tapferkeit

@Pirmin Meier

Schön, dass Sie mal wieder auf Josef Pieper verweisen. Hier sind die wahren Schätze für den Widerstand zu finden und nicht bei "all den irrationalen Franzosen von damals" ( köstlich, Herr Meier, Sie sprechen aus, was ich dachte).

Zwar sehe ich Pegida nach zwei Jahren nicht " inhaltlich am Ende" ( Stefan Locke, FAZ) , aber diese Bewegung wird zerfallen:
- in eine ethisch/moralisch begründete Fundamentalopposition, ähnlich der Dissidentenbewegung im damaligen Ostblock,
- und in verschiedene politische Strömungen, die wohl kaum " an die Macht" kommen;

Diese Spaltung ist jetzt schon auszumachen:
Martin Sellner steht für den moralischen Widerstand und zitiert Alexander Solschenyzin. Nicht mehr mit der Lüge leben !
Das erinnert doch stark an die osteuropäischen Dissidenten und Abweichler.
Etwa an Vaclaw Havels ' Versuch, in der Wahrheit zu leben'
Dieser Widerstand ist von einer ganz anderen Qualität als politische Sektiererei.
Wenn nach Elsässers Rede die Leute ' Putin, Putin' skandieren, dann ist das einfach lächerlich.
Man sehnt sich nach dem Führer, der als KGB- Mann seine Karriere in Dresden begann.
Putin oder Solchenyzin ?
Da Europa natürlich und endlich zusammenstehen muß, sollte man geistiges Rüstzeug auch mal bei ehemaligen osteuropäischen Abweichlern suchen.
Und neu verlegen.

Winston Smith 78699

18. Oktober 2016 10:28

@ Meier Pirmin

Zu Mut und Tapferkeit: das ist für mich so ähnlich wie mit dem Humor. Im Strang zu Lutz Meyers Artikel wurde gefordert, man solle Beispiele nennen. Das geht noch nicht öffentlich. Ich vermute mal, daß die Dunkelziffer von mutigen, tapferen und auch urkomischen Sabotageaktionen wesentlich höher ist, als Kommentarspalten unter Augen von Staatsanwälten das widerspiegeln können. Das öffentliche Internet zeigt uns braver, als wir sind.

@ la vie est belle

Und bitte, „Übung in Wahrheit“, was soll das? Welche Wahrheit? Ihre?

Deswegen ja "Übung", weil wir skrupellose Taktiker gewohnt und unsere Augen und Ohren eben erstmal kaputt sind: verschmutzt, beleidigt von Perversion. Was soll Elsässer denn sagen? "Wir wollen keine Macht?" Lüge. "Vertraut mir, denn ich weiß heute, was ich in alle Ewigkeit denken und meinen werde?" Lüge. Er sagt genau das, was er heute denkt und fühlt, und das ist ehrlich. Moment: er sagt eben gerade nicht "was kümmert mich mein Geschwätz von gestern"! Ebensowenig gibt er eine behütende Weisheit vor und daß er den Leuten das Mitdenken abnehmen würde. Das ist Politik mit offenem Visir. Er steht natürlich auch mit seiner ganzen Person für ein hartes Lernen durch Erfahrung und schmerzhaftes Ändern der Standpunkte unter Verlusten - und damit doch zu der einzig adäquaten Haltung in einer mittlerweile überkomplexen Welt ohne eindeutige politische oder historische Wahrheit.

So wie Elsässer (und nicht wie Guido Reil) stelle ich mir einen Volkstribun oder einen kantigen Senator in Rom vor. Und ich sage dies natürlich im Bewußtsein des möglichen Irrtums - das ist es ja, was ich mit "Wahrheit" meine: realisieren, dass alles Andere ein totes Dasein im gewohnt dämmrigen Siechtum der verlogenen Eitelkeiten wäre. Wenn Sie mich überzeugen, dann lag ich eben falsch und lerne mühsam dazu - WAS wäre daran denn peinlich? Wir sind dessen nur zu sehr entwöhnt durch angemaßte Katheterweisheit mit Ewigkeitsanspruch (von paternalistisch denkbetreuenden Infantilisierern) auf der einen und unverbindliche (erst nach gelungener Infantilisierung und Verblödung mögliche) Beliebigkeit auf der anderen Seite.

Jemand hat mal Mathematiker dadurch charakterisiert, dass sie sich beim eisernen Verteidigen ihrer Standpunkte erst tagelang wütend anschreien können, bis jemand dann plötzlich eine für Außenstehende unbedeutende Kleinigkeit anberkt, der andere stutzt, nachdenklich innehält und dem Ersten recht gibt, als wäre nichts gewesen, und der Streit hiermit nie stattgefunden hat. Dieser Moment der Wahrheit ist für den "Verlierer" des Duells aber ein Sieg durch Zugewinn. Da sind sie wie spielende Kinder und ich halte diese naive Unbedarftheit für Gottesdienst.

der Gehenkte

18. Oktober 2016 11:32

Es lebe die Vielfalt! Jeder Verlag, jeder Verein, jede Versammlung ist zu begrüßen. Buch wird gekauft! Glückwunsch!

@ Meier Pirmin

Pieper und Pegida - das paßt nicht, auch wenn man es gerne passend machen möchte. Weil der Osten und Thomas von Aquin nicht zusammengehören. Man darf nicht vergessen: die meisten Leute dort sind Atheisten oder nicht-praktizierende Protestanten; der Katholizismus hat in Dresden und in ganz Sachsen einen schweren Stand.

Ganz Wesentliches zum Thema "Tapferkeit" hat Otto Friedrich Bollnow geschrieben, der auch zu DDR-Zeiten bereits an den Universitäten gelesen wurde, wenn auch nur unter dem Stichwort der "untergehenden bürgerlichen Philosophie". Mir selbst hatte man ein entsprechendes Diplomthema angeboten und wenn zwischendurch nicht die DDR verschwunden wäre ...

Bollnow unterscheidet Mut und Tapferkeit an der Aktivität; ersterer ist aktiv, letztere passiv. Vieles, was hier unter "Tapferkeit" läuft ist im höchsten Falle "Mut" und manchmal auch nur "Wut" oder "Gewohnheit".

Er hat uns auch ins Stammbuch geschrieben:

... daß die natürliche Neigung der Menschen dahin geht, sich hinter der schützenden Maske in der Verborgenheit zurückzuhalten. In diesem Zustand beschränken sich die menschlichen Beziehungen aber auf ein konventionelles Spiel ohne wirklichen inneren Kontakt zum anderen Menschen. Dieser aber ergibt sich umgekehrt nur da, wo der Mensch unter Verzicht auf sein natürliches Sicherungsstreben sich in seiner ganzen inneren Nacktheit vor dem anderen Menschen offenbart. Dazu aber ist immer der Mut des Sich-öffnens mit dem unvermeidlichen Risiko des Verschmäht-oder Verspottet-werdens erforderlich. Ohne den Mut zur vollen Offenheit ist keine tiefere Kommunikation zwischen den Menschen möglich."

Ich würde mir wünschen, daß das auch hier im Forum anerkannt wird und daß Foristen, die den öffnenden Schritt wagen, an dieser weichen Seite nicht bewußt verletzt werden.

Bollnows zeitlose Schriften "Wesen und Wandel der Tugenden", "Einfache Sittlichkeit" und "Maß und Vermessenheit des Menschen" sollte zum Kanon jedes Konservativen gehören. Das täte auch der Gelassenheit gut ...

Eveline

18. Oktober 2016 12:01

Viel Glück dem Jungeuropa Verlag.

@la vie est belle

Die Machtfrage muß gestellt werden, bleibt die Frage für wen?

Für eine Partei, für eine politische Bewegung oder für den ersten Diener im Staat , der nur die Pflicht kennt ; Preußen.

Die DDR war eine Republik und ist untergegangen. Deren Parteien waren zum Ende völlig abgehoben und fern vom Lebendigem.
Ist sicher kein Zufall das die BRD heute so ähnlich aussieht mit ihren Parteimitgliedern, fern ab vom Natürlichem.

Meier Pirmin

18. Oktober 2016 12:50

@der Gehenkte. Engels war auch ein Atheist aber nun mal kein Dummkopf und schätzte Aristoteles, von dem die ganze Piepersche Theorie der Tapferkeit stammt, als frühen Atheisten. Auf Ignoranten kam es für Engels nicht an, er machte sich keine Illusionen über deren Einfluss auf die Veränderung der Welt. Und statt Rückbezug zu nehmen auf Thomas von Aquin, dessen Kenntnis bei gegenwärtigen Theologen und Theologinnen sich dem Nullpunkt nähern, können sich Deutschnationale meinetwegen an Albert dem Grossen sattessen, dem deutschesten aller Scholastiker, deutscher geht es nicht, ausserdem ist noch Meister Eckhart ein Ossi, der Thomas von Aquin um die 2000mal zitiert. Halten Sie sich also an Engels, von dem ich völlig überzeugt bin, dass er die Lehre von Aristoteles von vernünftigem Verhalten im Vergleich zu Franzosengewäsch durchaus hätte biligen können und übrigens auch gebilligt hat. Dann gibt es noch den Ossi und Berufsatheisten Friedrich Nietzsche, der nach Heidegger in der Parabel "Ich suche Gott!" von dümmlichen "Herumstehern" spricht, "welche nicht an Gott glauben". Die meisten Atheisten, die so auf der Strasse herumstehen und sich mit ihrem Unglauben wichtig machen, haben nie ausreichend überlegt, was es heisst, nicht an Gott zu glauben und gerade deswegen ihre eigene Emanzipation verschlafen. Gott ist für sie vergeblich gestorben. Auf diese Leute, da sind wir uns hoffentlich einig, kommt es, abgesehen mal von ihren demokratischen Grundrechten, nicht sehr stark an. Der Ausdruck "Herumsteher" (Heidegger/Nietzsche) passt gut zu stehenden und auf Befehle wartenden Teilnehmern einer Demonstration, wobei die Anhänger von Engels früher noch gern beim Demonstrieren das Marschieren bevorzugt haben. Ja, @der Gehenkte, "da hing er nun, der Bürger des Kantons Uri", wie es am Schluss des Romans "Die Dämonen" (neu: "Böse Geister") zu lesen steht. Dostojewskij wusste wohl besse als jeder Erdenbürger, was es heisst, Gott zu verlieren. Bei den Atheisten käme es auf diejenigen an, die mit der Freiheit etwas anfangen können.

Benedikt Kaiser

18. Oktober 2016 13:29

Danke für die Kommentare, auch wenn es gegen Ende hin nun negative Zensuren für's Philosophie-Seminar geben muß.

Erinnerung:
+ Spenden für Jungeuropa.
+ Drieu kaufen.

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