und Absagen anderer Gäste wieder auszuladen. Die Diskussion fand schließlich statt, wurde jedoch auf eine Meta-Ebene verlegt: Nun debattierten Sellner, Andreas Unterberger, Efgani Dönmez und der Altgrüne Andreas Voggenhuber, ob man denn mit einem “Rechtsextremisten” überhaupt debattieren darf. Bereits im September fragte “Talk im Hangar‑7”, ob das übliche Schema “Böse Rechte, Gute Linke” nicht allzu einfach sei, auch diesmal mit einer ausgewogenen Besetzung und einem gerechten Moderator, Michael Fleischhacker. Damit ist Servus-TV dem notorisch einseitigen ORF und erst recht dem bundesdeutschen Staats- und Privatfernsehen um einige Längen voraus, was echten Meinungspluralismus angeht. Die Redakteure haben wohl auch erkannt, daß eine Diskussionssendung spannender ist, wenn tatsächlich zwei Seiten anwesend sind.
Diesmal blieb der “Shitstorm” aus, abgesehen von ein bißchen Gejammer aus der linksextremen Ecke. Eine ursprünglich eingeladene Vertreterin der “Sozialistischen Jugend Österreichs” löste sich schon bei der Nennung meines Namens in Luft auf. Auch eine Sprecherin der Grünen Jugend lehnte die Einladung ab, weil man einem “Neofaschisten” (Yours truly) “keine Bühne geben dürfe”. Diese Boykottversuche gingen kläglich ins Leere. Ich war jedenfalls nicht sonderlich traurig, daß mir die Damen kampflos die Bühne überlassen haben. Ich hatte schon vor ihren fundierten Argumenten gezittert.
Schließlich sprang kurzfristig Herbert Lackner ein, der ehemalige Chefredakteur meines Lieblingsmagazins profil. Bevor es losging, spielte sich im Aufwärmraum eine kurze, vielsagende Szene ab. Fleischhacker zitierte eine Umfrage, die zeigte, in welchen Ländern derzeit ein Einreise- oder Einwanderungsverbot für Muslime besonders stark befürwortet wird: Polen lag an erster Stelle, an zweiter Österreich. “Na klar”, sagte Lackner, “In beiden Ländern sind ja auch die Rechtspopulisten sehr stark.” – “Das hat natürlich immer nur etwas mit Rechtspopulisten zu tun”, sagte ich. “Nie etwas mit Muslimen.” Dann grinste ich ihn ironisch an. Lackners Augen blitzten auf, in einer Mischung aus Überraschung, Amüsement und Kampfeslust, die mir nicht unsympathisch war. Wir hielten zwei Sekunden Augenkontakt, ohne ein Wort zu sagen. Fleischhacker wandte ein: “Aber gerade in Polen leben doch nur sehr wenige Muslime.” – “Polen ist ja nicht vom Rest der Welt abgeschnitten. Die sehen ja, was in Ländern mit muslimischer Masseneinwanderung passiert.”
Damit war die Debatte bereits im Kern vorgezeichnet: wie immer laufen alle Argumente und Positionen auf ein zähes “Ich-seh-etwas-was-du-nicht-siehst”-Spielchen hinaus. Für meinen Kontrahenten Wolfram Eilenberger, der mich von Anfang an ins Herz geschlossen hatte und darum im Laufe der Sendung für besonderen Spaß sorgte, läuft alles auf eine gigantische, von grundlos boshaften Menschen geschürte Angstpsychose raus. “Ängste schüren, die Katastrophe herbeireden, Feinde erfinden”, das ist für ihn das Rezept der AfD, wobei er sich offenbar als mahnende Figur in einem Film wähnt, in dem die zwanziger oder dreißiger Jahre wiederkehren. Er ging auch ziemlich rasch zu Ad-hominem-Angriffen über, von der dräuenden Erwähnung des Verfassungsschutzes bis hin zum Versuch, mich und meinen Mitstreiter Harald Vilimsky (FPÖ) ins pathologische Eck zu rücken. Wie Lutz Meyer unlängst bemerkte:
Wer dem politischen Gegner eine psychiatrische Erkrankung zuschreibt, will meist mehr, als ihn bloß zu beschimpfen. Er will Menschen und Denkrichtungen durch Zuschreibung eines Defekts als diskussionsunwürdig abstempeln.
Dabei war Eilenberger ein klassisches Beispiel für die Faustregel von Vox Day: “Social Justice Warriors always project”. Sein Typus ist von Angst getrieben und argumentiert auch mit nichts anderem als Angst. Die “Rechtspopulisten” spielen in seinem Weltbild die Rolle des apokalyptischen Feindes, der grundlos die heile Welt der liberalen Euro- und Demokratie verderben will, wie auch des Sündenbocks, dem alle Schuld am Versagen der multikulturellen Gesellschaft zugeschoben wird. Eilenberger ist übrigens von der Sorte Linker, die es bereits für “rassistisch” und übel problematisch hält, wenn eine deutsche Sportmannschaft ausschließlich aus Weißen besteht (mehr muß man eigentlich nicht über ihn wissen). Am Ende der Diskussion versuchte er eine Art “derailing”, indem er mich ohne irgendeine Begründung als “Verfassungsfeind” bezeichnete, und frecherweise verlangte, ich solle mich zu seiner Geistesverfassung (oder so ähnlich) bekennen.
Jedenfalls war mir schnell klar, daß das Format der Sendung es allenfalls erlauben würde, an der Oberfläche des Themas zu kratzen. Darum war es auch von vornherein sinnlos, sich auf Detaildiskussionen einzulassen. Lackner und Eilesberger traten mit der üblichen Arroganz ihrer Kaste auf, und redeten ununterbrochen von “Fakten”, über die sie angeblich so gut Bescheid wußten. Dabei würden sie ihre Haltung wohl kaum ändern, würde man sie mit Fakten konfrontieren, die nicht in ihr Weltbild passen, etwa mit den Antifa-Ausschreitungen in Berkeley und anderswo.
In der Show von Markus Lanz kam neulich die Rede auf die im Vergleich zu Obama angeblich spärlich besuchte Angelobung Trumps, eine Behauptung, die von den Medien mithilfe einer Gegenüberstellung von zwei Fotos aus den Jahren 2009 und 2017 illustriert wurde. In Wahrheit sah es auf der Trump-Inauguration so aus – die verbreiteten Bilder wurden einfach zu verschiedenen Tageszeiten aufgenommen. Als Lanz nun diese Bilder zeigte, wurde er von Ranga Yogeshwar, selbst kein Freund Trumps, entsprechend korrigiert. Der für das Narrativ peinliche Moment der Wahrheit dauerte allerdings nicht lange, denn schon bald wurde Max Otte, der allseits gescholtene Trump-Verteidiger in der Runde, mit einem ähnlichen “Derailing”-Manöver wie in meinem Fall auf vertrautere Geleise geführt: „Was war denn eigentlich, Herr Professor, waren Sie glücklich, daß Sie bis auf 60 Meter an diesen Frauenverächter und Rassisten herankamen?“ Als Otte diese Aussage über Trump relativierte (der Vorwurf des “Rassismus” hat keinerlei faktische Basis, und Trumps Machosprüche wurden durch entstellende politisch korrekte Filter getrieben) wurde er von Lanz zurechtgewiesen: “Herr Otte, jetzt sind wir aber wieder postfaktisch unterwegs. Donald Trump ist nicht rassistisch?“ Das ist doch eine ausgemachte Sache! Jedermann muß hier zustimmen! (26 min 40 – 30 Min.)
In der gleichen Situation wie Otte befanden sich auch Vilimsky und ich. Das negative Trump-Narrativ, das Lackner und Eilenberger vertraten, ist das zur Zeit am weitesten verbreitete: Trump als irrer, unfähiger, unberechenbarer, rassistischer, gefährlicher Psychopath, der die amerikanische Demokratie aushebeln will. Alles, was ich tun konnte, war, die Allgemeingültigkeit dieses Narrativs in Frage zu stellen und eine alternative Version der Geschichte zu skizzieren. Meine wesentlichen Punkte waren diese:
- Trump und seine Handlungen werden von den Mainstream-Medien maßlos dämonisiert und verzerrt dargestellt. Als Beispiel nannte ich die Berichterstattung über den angeblichen “Muslim Ban” (insbesondere das Cover des Spiegels, das Trump als IS-Kämpfer zeigt, der die Freiheitsstatue geköpft hat). Dieselben Medien, die nun mit aller Macht sein Scheitern herbeischreiben wollen, haben mit denselben Methoden versucht, seine Wahl zu verhindern. Das Gruselige ist nicht nur die Maßlosigkeit dieser Panikmache, sondern daß es kaum eine alternative Berichterstattung gibt (die Schweizer Weltwoche ist im deutschsprachigen Raum eine rühmliche Ausnahme). Wer eine andere Meinung zu Trump hat, wird sie fast nirgends repräsentiert finden.
- Besonders billig wurde es, als ein Filmchen gezeigt wurde, das Trump originellerweise neben den Antichristen aus Braunau stellte, und die populistische Welle als “Sehnsucht nach starken Männern” deutete, die “die Demokratie” abschaffen wollen. Das ist ein unglaublicher Quatsch – wahr ist vielmehr, daß die Wähler der populistischen Parteien mehr und nicht weniger Demokratie fordern. Wir haben es hier mit einer Krise der Repräsentation zu tun – große Schichten des Volkes fühlen sich und ihre Anliegen nicht mehr repräsentiert oder vertreten, weder politisch noch medial.
- Die populistische Frage spitzt sich überall dort besonders deutlich zu, wo sichere Grenzen, die ethnokulturelle Identität und die nationale Souveränität der Völker wieder zu drängenden Themen werden.
- Der Anstieg des Populismus hängt direkt mit der Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik des Westens zusammen, die sich immer weniger um die Interessen der westlichen Völker kümmert.
- Hier hätte ich vielleicht stärker betonen sollen, daß man auf die Dauer nicht beides haben kann: Demokratie, liberale Verfassungen, Rechtsstaat und Aufklärung auf der einen und muslimische Masseneinwanderung auf Austauschlevel bis zum Kippen der Mehrheitsverhältnisse auf der anderen Seite.
- Der wichtigste Punkt: wer vom Globalismus nicht reden will, muß vom Populismus schweigen. Mehr hier. (Noch ausführlicher habe ich mich zum Thema Populismus hier und hier geäußert – ein dritter Teil kommt noch).
Am Ende der Sendung war die Frage nach der “ethnischen Homogenität” aufgekommen. Ich betonte, daß es sehr verständlich sei, wenn sich noch relativ “homogene” Länder wie Ungarn, Tschechien oder Polen den Segnungen der multikulturellen Fragmentierung versagen, die Westeuropa zunehmend in soziales Chaos, ethnische Spannungen, Terror und Kriminalität stürzt. Multikulturalismus gehört ebenso wie “Kulturmarxismus” zu den Stützpfeilern der globalistischen Ideologie.
Nachher kam Lackner zu mir und fragte: “Na, wenn Sie schon von der ethnischen Homogenität reden, was für einer Ethnie gehören eigentlich Sie an?” Ich ahnte, worauf diese Frage hinauslaufen würde (auf eine endlose Dekonstruktionshaarspalterei und Zerreden von Dingen, die einfach sind wie eine Watschen), und sagte: “Ein Grönland-Indianer.” – “Sagen Sie schon, sehen Sie sich etwa als Germanen?” – “Nein, als Grönland-Indianer, sagte ich doch! Diese Diskussion führen wir ein andermal.”
Später meinte er zu mir, er habe einmal mit Thilo Sarrazin ähnliche Thesen wie meine diskutiert, er verstehe das alles nicht, was soll das Problem sein, es sei doch unvermeidlich und gut, wie sich nun alles mit allem mische. “Mir kommt wirklich vor, als würden wir in Paralleluniversen leben”, sagte ich zu ihm. “Haha”, lachte er, “das stimmt, ich komme wirklich aus einem gaaanz anderen Eck als Sie.”- “So meine ich das nicht. Ich meine, daß in unseren Welten völlig verschiedene Dinge passieren.” – “Ja, vielleicht, aber mir scheint, daß meine Welt ein bißchen größer ist als Ihre.” – “Im Gegenteil, was Sie sagen, kommt mir unglaublich naiv vor.” Wir lachten nun beide laut auf, unerschütterlich in unserer Sicht der Dinge.
Hartwig aus LG8
Bei Talkshows geht es wohl nie um die Überzeugung durch Argumentation, sondern um das Plazieren der eigenen These in der Öffentlichkeit. Im Idealfall lässt man den Gegner als Person dumm aussehen.
Ich habe die Sendung im Stream gesehen. Hier meine Eindrücke:
Auf Grund der Anwesenheit des FPÖ-Mannes Vilimsky (V.) an der Seite von Martin Lichtmesz (L.) war die Runde weitgehend ausgeglichen. Zwischen L. und V. schien es eine Art Arbeitsteilung gegeben zu haben; V. für die reale Politik, L. für den politischen Überbau. V. konnte sich sowohl inhaltlich als auch formal durchaus gut in Szene setzen und punktete ein ums andere Mal. L.'s Hauptgegner schien von Anfang an Eilenberger zu sein, der im ersten Drittel der Sendung glatt und formal einigermaßen gekonnt seine Floskeln plazieren konnte. Im Laufe der Sendung verlor er zunehmend den Boden unter den Füßen, was vor allem an L. lag; L. ließ sich auf kaum eines der üblichen Spielchen ein, was die Gegenseite wohl nicht gewohnt zu sein schien. Beispielhaft L.'s "Fragenkorrektur" gegenüber allen Anwesenden, als er Fragen als falsch zurückwies und die richtigen Fragen in den Raum stellte und auch gleich beantwortete. Der Angriff auf die heilige Kuh Globalisierung kam von L. Richtig! Am Ende dann Klartext von L., als er unumwunden die Fragmentierungen der Gesellschaft als schädlich ablehnte. Ich würde die Fraktion V. und L. als knappe Sieger der Debatte bezeichnen (im Sinne meines ersten Satzes.)
Sehr geehrter Herr Lichtmesz,
arbeiten Sie an ihrer Form. Vielleicht werden Sie künftig öfters in Talkshows sitzen!? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr aufreizendes Herumlümmeln im Sessel zur Performance gehören sollte. Über die etwas verwehte Frisur und die Hemdsärmeligkeit sei hinweggesehen. Sie machten zu Beginn der Sendung einen gewöhnungsbedürftigen Eindruck. Aufgedreht, aggressiv. Zuweilen sprachen Sie sogar in die Rede von Vilimsky rein. Suboptimal. All das ebbte mit Fortgang der Diskussion ab, aber der erste Eindruck bleibt für Außenstehende am ehesten haften.
M.L.: It's a feature, not a bug!