Die Junge Freiheit, Hinrich Rohbohm und die Hoffnung auf Fairneß

Klarer als Dieter Stein (Chef der Jungen Freiheit) kann man seine Signale nicht setzen: Stein hat in den letzten Wochen und...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Mona­ten unbe­irrt und mit gestei­ger­ter Dring­lich­keit die Bezeich­nung “Neue Rech­te” für sich und sei­ne Zei­tung abge­lehnt, den Begriff “rechts” an sich pro­ble­ma­ti­siert und als Selbst­ver­or­tung das Wort “kon­ser­va­tiv” rekla­miert. Es han­delt sich dabei nicht um einen tak­ti­schen Ver­such, son­dern um Über­zeu­gung, und Stein han­delt kon­se­quent nach die­ser Linie.

Sei­ne erfolg­rei­che Abon­nen­ten-Kam­pa­gne mit Fürst Bis­marck als Aus­hän­ge­schild ziel­te in Ton, Form und The­ma­tik auf eine Leser­grup­pe, die sich in Habi­tus und Lebens­ge­fühl als “kon­ser­va­tiv” bezeich­net. “Kon­ser­va­tiv” ist dabei nicht poli­tisch gemeint, son­dern schon im Sin­ne einer Schwund­stu­fe, vor der Karl­heinz Weiß­mann in sei­nem Kon­ser­va­ti­ven Mini­mum und nun auch in sei­nem Kon­ser­va­ti­ven Kate­chis­mus warnt.

Von Schwund­stu­fe kann man spre­chen, weil vom Kon­ser­va­tis­mus die­ser Prä­gung kei­ne fun­da­men­ta­le Oppo­si­ti­on gegen die Fehl­ent­wick­lun­gen in unse­rem Land zu erwar­ten ist. Aber sei’s drum: Das Fun­da­men­ta­le ist nicht jeder­manns Sache, und anschluß­fä­hi­ger ist, wer nicht immer die ganz schwe­ren Bro­cken schlep­pen möch­te. Es gibt genü­gend Wun­den, in die die Jun­ge Frei­heit den Fin­ger auch wei­ter­hin legt, es gibt genug zu kor­ri­gie­ren, es muß nicht immer finis ger­ma­niae sein.

Was nun ange­sichts der unmiß­ver­ständ­li­chen Selbst­ver­or­tung der Jun­gen Frei­heit (zuletzt noch­mals im Inter­view auf die­ser Sei­te) ver­wun­dert: Die Leu­te glau­ben es anschei­nend nicht. Jüngst muß der Repor­ter der JF, Hin­rich Roh­bohm, die Herr­schaft des Ver­dachts am eige­nen Lei­be ver­spü­ren: Er ist CDU-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der im nie­der­säch­si­schen Jork und soll nun abge­sägt wer­den, weil er für die JF arbei­tet, für eine kon­ser­va­ti­ve Wochen­zei­tung also, in der auch Nor­bert Geis und Alex­an­der Gau­land schrei­ben, und die den Begriff “rechts” für frag­wür­dig hält. Wenn also selbst das nicht zur Ent­span­nung beiträgt?

Darf ich eine Inter­pre­ta­ti­on anbie­ten, ganz holz­schnitt­ar­tig, ganz kühl? Wer im poli­ti­schen Feld auf Fair­neß hofft, macht sich etwas vor. In der Poli­tik wird über das Mit­ma­chen-Dür­fen anders ent­schie­den: Ein Ange­bot erhält, wer für Macht­zu­wachs sorgt oder wer für die eige­ne Macht­po­si­ti­on gefähr­lich zu wer­den droht. So wur­de die Neue Lin­ke umarmt, JF-Autor Wer­ner Olles und ande­re haben das wie­der­holt schön nach­ge­zeich­net: Fischer, Trit­tin und ande­re erhiel­ten Zugang zu den Fut­ter­trö­gen in dem Moment, als sie nicht mehr auf­zu­hal­ten waren.

Hin­rich Roh­bohm ist noch auf­zu­hal­ten. Es ist nicht not­wen­dig, ihn zu umar­men. Es ist auch nicht not­wen­dig, die Jun­ge Frei­heit zu umar­men: Sie ist nicht mäch­tig und nicht gefähr­lich genug. Wobei ich wie­der am Anfang bin, und dort, wo Karl­heinz Weiß­mann in unse­rem Inter­view vor einem Nach­las­sen der Anstren­gungs­be­reit­schaft sprach: Es ist zu früh, um auf Fair­neß zu hof­fen. Selbst für Konservative.

Fair­neß ohne Blick auf die Macht­ver­hält­nis­se ist eine Tugend unter Per­sön­lich­kei­ten. Hin­rich Roh­bohm wird sich ret­ten kön­nen, wenn er vor Ort genü­gend per­sön­li­chen Kre­dit ange­häuft hat und Anstand ein­for­dern kann. Mit poli­tisch wei­cher oder har­ter Selbst­ver­or­tung hat das nichts zu tun.

Und die JF wird über eine Kam­pa­gne alle Hebel in Bewe­gung set­zen, die sie grei­fen kann: Das ist wie­der­um ein Macht­kampf, und sie hat den ein oder ande­ren Kampf die­ser Art ja schon gewon­nen, etwa den vor drei Jah­ren gegen die Leip­zi­ger Buch­mes­se. Mit poli­tisch wei­cher oder har­ter Selbst­ver­or­tung hat auch das nichts zu tun.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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