… wiederum 24 Millionen Euro für Programme gegen sogenannten Rechtsextremismus vorgesehen. Und Köhler (auf die zahlreiche Konservative Hoffnungen setzten, allein schon, weil sie so ein „hübsch´ Mädel“ ist) hatte doch versprochen, sich ungefähr gleichermaßen den Gefahren zu widmen, die von links und von Islamisten drohen!
Als würde es zur Problemlage passen, legte Welt- online per Umfrage gleich nahe, woran Köhlers einäugige Blindheit rühren könnte: Vielleicht daher, daß eine kinderlose Frau als Familienministerin einfach ungeeignet sei? Da entsteht natürlich ein eher differenziertes „Meinungsbild“. Hätte man gefragt: Soll das Frau Köhler unterstellte Ministerium sich Linksextremisten und der islamistischen Gefahr verstärkt widmen? – ‚vermutlich hätten deutlich über 90 Prozent mit „ja“ gestimmt. Die Kommentarfunktion zum Artikel wurde übrigens recht bald geschlossen. Die über 100 Wortmeldungen, die bis dahin eingingen, lesen sich zwar recht eindimensional, d.h. holzschnittartig und wenig ausgefeilt (wie man’s von Welt-online-Kommentatoren so kennt) – aber hier spricht eben Volkes Stimme, die die Millionenschleuder gegen alles, was auch nur entfernt nach „rechts“ riecht, gründlich satt hat.
Eine der ungezählten Broschüren mit dieser Stoßrichtung hatte ich grad in der Hand. Es ist die vom Bundesfamilienministerium unterstützte Zeitschrift Offene Jugendarbeit. Zur Leserschaft zählen Sozialarbeiter und Ehrenamtliche, die in Jugendzentren, Jugendhäusern und mit „Spielmobilen“ arbeiten.
Im Heft 04/09 gings um „Entwicklung von Qualifizierungen für Integration und Prävention“ (Eqip). Diese „Maßnahme“ findet im Rahmen des Bundesprogramms „Vielfalt tut gut“ statt – wird also auch aus jenem 24-Millionen-Topf gegen „rechts“ finanziert.
Im Zentrum des Bemühungen steht das, was der in diesen Dingen stets bemühte Professor Wilhelm Heitmeyer unter dem Stichwort „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ (GMF) gefaßt hat. Zu menschenfeindlichen Einstellungen, die sich gemäß Heitmeyers langjährig angelegter Forschungen nun „zu einem Trend formen“, zählen “diverse Einstellungen, die sich wechselseitig beeinflussen”: Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Abwertung von Obdachlosen, Langzeitarbeitlosen und Behinderten, Islamophobie und Sexismus. Heitmeyers Erkenntnisse werden (ausgerechnet) von „Fachkräften aus dem Umfeld der Amadeu-Antonio-Stiftung“ für die Praxis der Jugendarbeiter umgesetzt.
Das Sensorium, das hier den (anti-rechten) Maßstab bildet, ist extrem feinfühlig. So wird die Aussage: „Es leben zu viele Ausländer in Deutschland“ von 60 Prozent der von Heitmeyer Befragten zustimmend beantwortet – ein Beleg für schwelenden Rassismus im Lande. Wir Rassisten! Entlarvt!
Daß 30 Prozent zustimmten, daß sich „Frauen wieder mehr auf die Rolle der Ehefrau und Mutter besinnen“ sollten – was wäre das, wenn nicht Sexismus? Oder: 60 Prozent der 2000 Befragten finden es empörend, wenn sich “Langzeitarbeitslose auf Kosten der Gesellschaft ein bequemes Leben machen“ – um die Bekämpfung solcher Sichtweisen geht es den bundesministeriell unterstützten Projekten.
Heißt: Es geht weder dem Ministerium noch Heitmeyer oder den subalternen Sozialleuten um die Bekämpfung knallharter Neonazis, von denen es ein paar hundert in Deutschland geben mag – es geht um das „Böse“ in uns allen. Kaum einer sei „vor GMF gefeit: man denke nur an homophobe Obdachlose oder rassistische Behinderte.“
Die Erziehungswissenschaftlerin Christine Riegel klärt die am ebenfalls bezuschußten Projekt Vom Zusammenleben und Ausgrenzen teilnehmenden Lehrer und Sozialpädagogen darüber auf, daß rassistisch sei, wer, wo auch immer, eine Einteilung „Wir und die anderen“ akzeptiere. Riegel:
“Unsere ganze Gesellschaft ist von rassistischen Strukturen durchsetzt, und dieses Alltägliche am Rassismus ist oft sehr subtil. Es reicht die Frage ´Woher kommst du?´, wenn man einen Migrationshintergrund vermutet. Allein diese Frage zeigt schon: Du gehörst nicht richtig dazu!“
Beispielsweise im “Projektstandort Biberach” wurde in einem Jugendcafé einer dieser kostspieligen, ministeriell gesponserten “Realitäts-Check(s) Zivilcourage” durchgeführt. Man wollte den “unschönen Konfrontationen” unter den Jugendlichen und zwischen Jugendlichen und Mitarbeitern abhelfen, sprich: “Sie handlungsfähig machen im Sinne konstruktiver Konfliktlösungen”. Das geschah, intensiv gecoacht, durch – was sonst – “Rollenspiele” und “Skulpturenstellen”. Ob die Jugendlichen langfristig bereit sind, “sich auf Veränderungsprozesse einzulassen”, konnte nicht wirklich festgestellt werden. Leider fand unmittelbar nach dem Antirassismuskurs ein “Generationswechsel” unter den Café- Besuchern statt – sie blieben der Einrichtung fern. Nun müssen die neuen Gäste gebrieft werden. Usw., usf.
Der Kampf gegen rechts ist halt zäh …