Alles Nötige, inklusive entsprechender Links, kann man nachlesen. Und einen konservativen Kommentar, dieser geht allerdings nicht an den Kern der Sache, und den sehe ich folgendermaßen:
Die Furcht einer Mehrheit vor einer demographisch und/oder machtpolitisch wachsenden Minderheit artikuliert sich immer in ähnlichen Mustern. Die fraglichen Gruppen können Diaspora-Juden und Moslems im allgemeinen ebenso sein wie Tschechen im Böhmen des 19. Jahrhunderts, Deutsche in der CSR nach 1918, Volksdeutsche in Polen, Palästinenser in Israel, Albaner im Kosovo, Armenier in der Türkei, Kurden im Irak, Italiener in Kroatien, Hispanics in Kalifornien usw.
Daher ist es natürlich nicht überraschend, wenn man formale und argumentative Parallellen zwischen Antisemitismus und (der fälschlich so bezeichneten) “Islamophobie” entdecken kann. Das fragliche Phänomen, auf das Benz hinauswollte, ist universell, und man wird bei der Betrachtung seines historischen Auftauchens ohne Ausnahme (subjektiv) berechtigte Ängste und nachvollziehbare Ursachen ebenso wie hysterische Gegen- und Überreaktionen antreffen. Benz und Konsorten begehen nun den Irrtum, daß mit der Analyse einer Rhetorik sich ihr Gegenstand ebenfalls in Luft auflösen würde.
Die Gruppen, die Benz nun attackieren, haben bekanntlich eine hochsensorische Feindspürigkeit, und der Haß, der diesem nun zu seiner größten Verblüffung entgegenschlägt, leitet sich völlig logisch aus den Prämissen seiner Angreifer ab. Es ist wie ein Schachspiel, in dem die Hüter der Orthodoxie in jedem noch so scheinbar harmlosen Iota, das am Dogma verschoben wird, die künftige Ketzerei vorauswittern – und das mit Recht. Der brave Preis“demokrat” und biedere Berufsbewältiger Benz wollte nichts anderes, als die “Islamophobie” durch die “große Parallele” – sprich: die ultimative Keule – seines Milieus, dem “Antisemitismusvorwurf” erledigen. In seiner Realitätsblindheit, die eng mit seiner wissenschaftlichen Methode zusammenhängt, entgeht ihm leider, daß die konkreten, handfesten Ursachen der Islamfeindlichkeit sichtbar und alltäglich verifizierbar auf dem Tisch liegen, erst recht für viele Juden, so daß der nächste analoge Schritt nicht mehr weit ist: Gestehe ich ein, daß hinter einer bestimmten Rhetorik bestimmte verifizierbare Fakten stehen, und vergleiche ich diese Rhetorik mit einer anderen und entdecke signifikante Ähnlichkeiten, dann folgt als nächster Schritt die Annahme, daß vielleicht auch diese nicht ganz aus der Luft gegriffen ist. Und hier taucht eine Frage am Horizont auf, die man gar nicht erst stellen darf, ginge es nach den Broders oder Henis oder Sahms.
Hier wird nämlich indirekt und ohne Absicht des Benz ein beliebtes Kerndogma bestimmter jüdischer Gruppen unterwandert, das sich etwa in jenem Märchen äußert, das Broder reflexartig aufgetischt hat, im satten Wohlgefühl der enormen Rückendeckung, die er dabei hat, nicht zuletzt durch weite Teile einer instrumentalisierten und politisierten “Antisemitismusforschung”. Die Behauptung, daß “Antisemitismus” pauschal in den Bereich der Hirngespinste zu verweisen sei, also mit dem tatsächlichen Verhalten und den politischen Interessen von Juden nicht das geringste zu tun hätte, beleidigt die Intelligenz und die Erfahrung aufs schärfste und ist zudem eine schon peinlich durchsichtige Nebelkerze in eigener Sache. Eine pure politische Schutzbehauptung. Es hebt die Juden als Gruppe auf ein Podest, das sie jeglicher menschlicher Erfahrung entzieht, die für den Rest der Menschheit Gültigkeit hat. Dieser Abwehrspruch, der jedem common sense zuwiderläuft, kommt übrigens von demselben Mann, der zur Zeit seiner publicityträchtigen ZdJ-Bewerbungs-Show behauptete, es gäbe “keine partikulären jüdischen Interessen.” Aber wie glaubwürdig ist ein exponierter Parteigänger und Berufspolemiker, der folgendermaßen mit dem Finger auf seinen erklärten Gegner zeigt: “Man sagt über uns beide ähnliche Dinge. Der Unterschied ist, daß alles, auch wirklich alles, was bei uns beanstandet wird, ohne jegliche Grundlage ist, wogegen bei Euch …”
Daß die Diskussion nicht auf den Boden kommt und sich nicht ernsthaft eines universellen Phänomens annimmt, darum geringen Erkenntnisertrag bringt, liegt an der Fetischisierung und der behaupteten Sonderstellung des Antisemitismus – und damit der Juden als Gruppe. Nun war die “Judenfrage”, seit sie aufgeworfen wurde, zugegebenermaßen von einer Komplexität und historischen Eigenart, die in der Tat keine Parallele kennt. Wesentliche Elemente sind allerdings durchaus übertragbar. Die “Antisemitismusforschung” à la Benz & Co, die nun in ihre eigene Falle getappt ist, muß sich entideologisieren und humanisieren, um zu einer brauchbareren Wirklichkeitsbeschreibung zu gelangen.