unter dem auch Karlheinz Weißmann einen kleinen “Katechismus” als Hilfestellung zur Selbsterkenntnis veröffentlichte. Daran mußte ich denken, als Telepolis Anfang dieser Woche einen Artikel über eine an der Universität Lancester (UK) durchgeführte Studie brachte, wonach die eigene politische Selbsteinschätzung und die tatsächlichen weltanschaulichen Dispositionen sich oft nicht decken.
Wer sich selbst als Linker sieht, ist das oft nicht – Nach einer weltweiten Studie wähnen sich oft die besser Gebildeten auf der linken Seite, vertreten aber rechte Positionen. (…)
Nach einer Studie des Ökonomen James Rockey von der University of Lancester scheint es aber weiterhin eine Tendenz zu geben, dass die gut ausgebildeten Menschen sich eher als links denn als konservativ einschätzen, wobei insgesamt die Männer sich eher als konservativ darstellen als Frauen und es auch sind. Allerdings hat er festgestellt, dass bei den Gebildeten auch Selbstbetrug eine Rolle spielt. Vergleicht man ihre wirkliche Meinung mit der Selbsteinschätzung, dann scheinen sie auszublenden, wie konservativ sie (geworden) sind.
Wer besser gebildet ist, ordnet sich eher dem linken Spektrum zu, neigt aber gleichzeitig dazu, größere Einkommensunterschiede zu befürworten, also glaubt vermutlich, dass er zu Recht ein überdurchschnittliches Einkommen bezieht oder zumindest ein solches “verdient” zu haben.
Warum das so ist, darüber rätselt der Leiter der Studie:
Warum aber gestehen sich die besser Gebildeten nicht ein, dass sie eigentlich eher dem konservativen Lager zugehören? Möglicherweise behalten sie einfach die Haltung bei, die sie als junge Menschen und Studenten hatten, und merken gar nicht, dass sich mit dem Eintritt in die Arbeitswelt und dem Beginn des Familienlebens ihre Meinungen ändern, spekuliert der Wissenschaftler. Zudem könnten die besser Gebildeten vermehrt mit Konservativen zu tun haben, weswegen ihnen der Bezug zu dem, was die gesellschaftliche Mitte ist, verrutscht.
Ich habe darauf eine andere Antwort: Folgt man dieser Studie, dann sind es offenbar Intelligenz, Bildung und Lebenserfahrung, die einen Menschen “konservativ” bzw. “rechts” machen. Nach Joachim Fest: “Die Wirklichkeit steht immer rechts” und nach Erik von Kuehnelt-Leddihn: “Right is right, and left is wrong”. Allerdings haben Begriffe wie “rechts” und “konservativ” nicht nur in Deutschland, sondern inzwischen sogar in England und in der restlichen liberalen Welt des Westens einen eher schlechten Ruf.
Im schlimmsten Falle bezeichnen sie einen ethischen Defekt, während “links” durchgehend mit eher positiven Vorstellungen konnotiert ist. Alle Welt will eben “links” sein, weil man wähnt, daß das gleichbedeutend sei etwa mit “gut”, “aufgeklärt”, “menschlich”, “gebildet”, “fortschrittlich”, “gerecht” und so weiter. Es ist also wohl vor allem der Druck des Zeitgeistes, der die Menschen in “Selbstbetrug”, Mimikry und Lippendienste zwingt.