Wie zu seiner ungenauen Aussage zum “jüdischen Gen” sollte man auch hier das Angedeutete präzisieren:
Die empirische Verteilung des IQ zeigt bekanntlich erhebliche Unterschiede. Der durchschnittliche IQ beträgt bei (aschkenasischen) Juden etwa 110, in Ostasien 105, in Europa 100, in Südostasien 90, in Nordafrika, dem Mittleren Osten, Südasien und Amerika 85 und in Schwarzafrika 67. Die Tatsache, daß Zwillings- und Adoptionsstudien eine hohe genetische Beteiligung (etwa 50–80 %) an den Unterschieden des IQs innerhalb von Bevölkerungen ermittelt haben, läßt sich aber nicht so ohne weiteres auf die Unterschiede zwischen Bevölkerungen übertragen.
Inzwischen mehren sich mit der Erforschung der DNS aber die Hinweise, daß die Gene eine wichtige Rolle für das Temperament und die Begabung eines Volkes spielen. Es gibt deutliche ethnische Unterschiede bei Genen, die für die Bildung von Neurotransmittern, Botenstoffe im Gehirn, eine Rolle spielen. So besteht ein Zusammenhang zwischen dem Dopamin-Rezeptor-Gen 4 (DRD4) und dem Bedürfnis nach Neuem (novelity seeking). Menschen mit einer bestimmten Variante dieses Gens bedürfen größerer Reize und einer abenteuerlicheren Lebensgestaltung, um dieselbe Befriedigung zu finden wie andere Menschen. Diese neugierig und abenteuerlustig machende Variante kommt nun bei 20 % der Europäer vor, während sie bei Ostasiaten völlig fehlt. Ein anderes Neurotransmitter-Gen ist das Serotonin-Transporter-Gen (SERT). Bei einer Variante dieses Gens neigen die betroffenen Menschen in stärkerem Maße zu Depressionen, neurotischem Verhalten und Schadensvermeidung. Sie sind ängstlicher und leichter verletzbar. Die Weltverteilung dieser Genvariante zeigt einen deutlichen Zusammenhang mit der Zivilisationshöhe (vor Ausbreitung der Europäer). Sie ist bei Naturvölkern wie Pygmäen oder Schwarzafrikanern mit Werten um 20 % relativ selten, kommt bei 40 bis 50 % der Europäer vor und bei 70 % der Ostasiaten. Die Verteilung des DRD4- und des SERT-Gens passen gut zu den von Daniel Freedman schon in den siebziger Jahren nachgewiesenen Verhaltensunterschieden zwischen den Neugeborenen europäischer, afrikanischer und asiatischer Herkunft. Sie zeigen auch eine bemerkenswerte Übereinstimmung mit den kulturellen Besonderheiten Europas und Ostasiens, dem Individualismus und stärkeren Aktivismus der Europäer und der ausgeprägten Sozialdisziplin der Asiaten.
Nachdem besonders Geisteswissenschaftler lange Zeit geglaubt haben, der Mensch habe sich biologisch seit der Altsteinzeit nicht mehr verändert, fanden genetische Untersuchungen in den letzten Jahren im menschlichen Genom Belege dafür, daß sich die Selektion in den letzten 40 000 Jahren und vor allem seit der letzten Eiszeit vor etwa 10 000 Jahren sogar erheblich verstärkt hat. Es gibt weiterhin Hinweise darauf, daß die Veränderungen bei Europäern und Ostasiaten stärker waren als bei Afrikanern. Dabei sind vier Fünftel der evoluierten Gene rassenspezifisch, und nur ein Fünftel findet sich bei allen Menschen. Ein großer Anteil der durch die Selektion veränderten Gene betrifft das Gehirn und das Nervensystem. So z.B. das Mikrocephalin-Gen und das ASPM-Gen, die beide die Hirnentwicklung steuern. Beide zeigen eine deutliche geographische Korrelation mit der Gehirngröße und dem IQ. So findet sich z.B. das progressive Mikrocephalin-Allel bei Negriden mit nur 22 % erheblich seltener als bei Europäern und Ostasiaten, von denen es mehr als 80 % aufweisen. (Einzelheiten und Belege in meiner Anthropologie Europas, S. 39–45 und S. 26, Anm. 10)
Die Forschung ist im Fluß, und abschließende Aussagen sind noch nicht möglich. Es wäre aber fahrlässig, bei dem derzeitigen Stand der Forschung weiterhin die Möglichkeit, die inzwischen eine ziemlich große Wahrscheinlichkeit ist, zu leugnen, daß die Begabungs- und Temperamentsunterschiede der Völker auch genetische Ursachen haben, die sozialtechnischen Förderungsprogrammen nicht zugänglich sind.
Auch für die seit dem Mittelalter immer wieder von Reisenden und Völkerkundlern beschriebene Neigung der arabischen Völker zu kriegerischem und religiösem Fanatismus ist eine genetische Grundlage denkbar. In patriarchalisch-kriegerischen Gesellschaften haben entsprechend veranlagte Männer möglicherweise einen Fortpflanzungsvorteil, und über die Jahrtausende hinweg kann auch ein nur geringer Fortpflanzungsvorteil zu starken Verschiebungen im Genpool einer Population führen.
Quellen:
Andreas Vonderach: Anthropologie Europas. Völker, Typen und Gene (hier mehr Informationen)
https://www.pnas.org/content/104/52/20753