verkommenen Stadtteilen, U‑Bahn-Tunneln und Restschulen stinkenden Thema beschäftigen: Deutschenfeindlichkeit, deutsche Opfer, fremde Täter, Vorbürgerkrieg.
Wie immer, wenn wir von der metapolitischen Etage geistig auf die “Straße” wechseln, erreichen uns Kommentare von gutbürgerlichen Lesern, die es nicht mögen, daß sie mit dem Dreck aus Neukölln und Duisburg-Marxloh konfrontiert werden.
Wir haben für diese Ernst-Jünger-Attitüde kein Verständnis. Von übergeordnetem Standpunkt heraus zusehen, wie die Kakerlaken sich gegenseitig auffressen? Dieses Bild des Anarchen und Waldgängers wird gern zitiert, und es soll meist den eigenen gehobenen Anspruch illustrieren: Alltagsunberührtheit, Zeitlosigkeit, ein Leben in Spengler-Dimensionen, ein Rotwein-Unterscheider-Näschen. Vielleicht steht dahinter der nachvollziehbare Antrieb, gerade in DIESEN Zeiten eine Gesamtausgabe in Schweinsleder binden zu lassen, weil es kaum etwas Unzeitgemäßeres gebe als das. Jedoch gibt es auch kaum etwas, das den Blick angenehmer trübt.
Man kann Rotwein auch aus einem Tetrapack zechen, wenn nichts anderes da ist. Man kann aus kopierten Zetteln geistigen Nektar saugen und in den letzten Hinterzimmern intensive Debatten führen – ohne Schnittchen, ohne alles Feine drumherum.
Man muß Beides können. Gestern noch im Carl-Schmitt-Heft lesen und damit etwas tun, wofür nur ein kleiner Prozentsatz der Deutschen einen Kopf hat; morgen die Augen nicht verschließen vor dem, was jenseits der Theorie auf den Straßen geschieht.
Und da muß man – zurück zu unserem Thema – feststellen, wie schwer es fällt, die Hatz auf Deutsche als das zu bezeichnen, was sie ist: Bereits der Begriff “Deutschenfeindlichkeit” ist so recht eigentlich zu sauber, zu intellektuell, zu bewußt, in ihm ist zuviel argumentativer Spielraum zwischen Subjekt und Objekt, in ihm steckt noch immer die Möglichkeit der Verständigung.
“Deutschenhaß” trifft es besser: keine Begründung mehr zwischen Täter und Opfer, keine Hemmung, bloß noch drauf, instinktiv im Dienste von Eroberung und Landnahme.
Man lese etwas über die Vorgeschichte der vier Berliner U‑Bahn-Schläger, die demnächst vor Gericht stehen und auch im Knast nicht aufgehört haben, Deutsche um deren Deutschsein willen zu prügeln.
Und es müssen gar nicht diese spektakulären Fälle sein, an denen etwas deutlich wird. Es reicht, sich den täglichen Gang zur Schule eines Restdeutschen vorzustellen, der nie weiß, wann und wo er gestellt wird: Darüber gibt es keine amtlichen Beweise oder Polizeiberichte, sondern nur Erzählungen und Reportagen, und das, was zutage tritt, reicht aus, um es für uns zu einem Thema zu machen: Wer sonst sollte das formulieren?
Der Tagesspiegel von heute wittert das und rät, den “Ultrarechten” dieses Thema nicht zu überlassen. Darunter wird mal eben sauber alles gepackt, was rechts der Union und näher an der Wirklichkeit dran ist als Patrick Bahners. Also bitte: Besetzen wir dieses Thema und sorgen wir dafür, daß man es uns nicht wieder abnehmen kann.
Gegenwind kommt auf: In Hamburg – wo wir einen Vortragsabend haben, in einer guten Woche – ist es heute morgen zur Kündigung des Veranstaltungsortes gekommen. Wir müssen also “besetztes Gelände” wieder räumen.
Wie ist das jetzt mit der schweinsledernen Jünger-Ausgabe? Derzeit tut es wieder ein Schmierblatt mit der Adresse des Ausweichquartiers.
Und ganz sicher kommen jetzt ein paar mails und Anrufe von Solchen, die uns empfehlen, “smartere” Themen anzugehen. Nicht immer so böse sein, nicht immer im Dreck wühlen. Die Leute wollen das Positive hören, Deutschland ist noch immer toll, viel besser jedenfalls als Griechenland oder Weißrußland.
Ich bin mir da in mancher Hinsicht nicht sicher. Es ist hier halt aalglatt, und wer auf der Straße war und mit dreckigen Fingern an der Tür klingelt, gilt als ungeschickter Stoffel. Vielleicht wird das mal ein Ehrbegriff.
RoiDanton
Man kann sich auch zu Tode "metapolitisieren". Und wenn ein Vortrag (!) manchen schon zu sehr "auf die Straße gehen" ist, dann ist wirklich Hopfen und Malz längst verloren.
Sehr richtiger Beitrag.