Militärgeschichte ohne Identität – das neue Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden

von Felix Springer

Nach fast einem Jahrzehnt des Umbaus öffnete im vergangenen Oktober die neue Dauerausstellung des Militärhistorischen Museums...

der Bun­des­wehr in der Dresd­ner Albert­stadt ihre Pfor­ten dem inter­es­sier­ten Publi­kum. „Pro­vo­kant“ zu sein ist einer der kura­to­ri­schen Ansprü­che der Muse­ums­lei­tung, „ehr­lich“ will man eine „Kul­tur­ge­schich­te orga­ni­sier­ter Gewalt­ver­hält­nis­se“ prä­sen­tie­ren und damit das Mili­tär­his­to­ri­sche Muse­um „neu erfin­den“. Man müs­se sich näm­lich nach neu­en „Gesetz­mä­ßig­kei­ten“ ohne Pathos „kri­tisch mit dem The­ma aus­ein­an­der­set­zen“ meint der Direk­tor des Muse­ums, Oberst Rogg.

Die mili­tär­his­to­ri­schen Muse­en unse­rer gegen­wär­ti­gen Ver­bün­de­ten dien­ten dabei aus­drück­lich nicht als Vor­bild – anders als die mar­tia­li­schen „Waf­fen­schau­en“ in Paris oder Lon­don erhebt man in Dres­den den Anspruch einer „Reflek­ti­on über das The­ma Gewalt.“ Das augen­fäl­ligs­te Ergeb­nis die­ses Anspru­ches ist Dani­el Libes­kinds Stahl­keil an der Fas­sa­de des Baus, der bewußt gewalt­sam die Sym­me­trie des alten Arse­nal­ge­bäu­des unter­bricht und sym­bol­haft „einen Keil in die Tra­di­ti­on trei­ben“ (NZZ) soll. „Der Keil als Sym­bol orga­ni­sier­ter Gewalt. Er bricht mit alten, auto­ri­tä­ren, star­ren Struk­tu­ren und steht in sei­ner Trans­pa­renz für die Offen­heit der demo­kra­ti­schen Gesell­schaft und die ver­än­der­te Rol­le des Mili­tärs in Deutsch­land.“ (MHM)

„Ein Anti­kriegs­mu­se­um könn­te man das Haus nen­nen“, kom­men­tier­te die Deut­sche Wel­le die neue Aus­stel­lung und frag­te, was die Bun­des­wehr eigent­lich dazu treibt „sich selbst in gro­ßem Stil in Fra­ge zu stel­len.“ Die taz hin­ge­gen war wahr­schein­lich zum ers­ten Mal in ihrer Geschich­te vor­be­halt­los über­zeugt von einem Groß­pro­jekt der deut­schen Streit­kräf­te und freu­te sich, dass das Muse­um „Mili­ta­ria-Fans“ und „Bal­l­er­fans“ nicht begeis­tern, son­dern „heil­sam (sic!) ent­täu­schen“ wird, indem es das „ver­meint­li­che Hel­den­tum“ der Schlacht­fel­der nicht als sol­ches aus­stellt. „Legt man einen his­to­ri­schen Durch­schnitt der Armeen zugrun­de, kommt die Bun­des­wehr von heu­te ihren Kri­ti­kern bestimmt außer­or­dent­lich weit ent­ge­gen“ resüm­mier­te fol­ge­rich­tig auch die Süd­deut­sche Zei­tung, was zu der Fra­ge führt, was eigent­lich heu­te noch pro­vo­kant sein soll an die­sem „kri­ti­schen“, letzt­lich dekon­struk­ti­ven Anspruch des „sich Auseinandersetzens“.

„Kri­tisch“ setzt sich die Bun­des­wehr schon seit ihrer Auf­stel­lung mit der deut­schen Mili­tär­ge­schich­te „aus­ein­an­der“: Die in der Fol­ge künst­lich durch Ver­bot und Wei­sung her­bei­ge­führ­te Ver­ar­mung der Bun­des­wehr an Tra­di­ti­ons­be­stän­den aller Art muß als in der Geschich­te des deut­schen Mili­tärs  ein­zig­ar­tig gel­ten. Ganz offi­zi­ell hält man sowie­so nur drei Bezugs­punk­te in der nun wirk­lich nicht kur­zen Geschich­te deut­scher Streit­kräf­te für tra­di­ti­ons­wür­dig: die Preu­ßi­schen Refor­mer, den mili­tä­ri­schen Wider­stand im Drit­ten Reich (die Schlie­ßung der Graf-Stauf­fen­berg-Kaser­ne wur­de übri­gens eben­falls im ver­gan­ge­nen Herbst bekannt gege­ben) und den sehr über­schau­ba­ren Fun­dus an Tra­di­ti­on, den die Bun­des­wehr selbst bis­her anle­gen konnte.

Zu behaup­ten, man wol­le nun in die­ses voll­kom­men anor­ga­ni­sche und nicht ein­mal halb­her­zig geleb­te Stück­werk befoh­le­ner Iden­ti­tät noch „einen Keil trei­ben“, grenzt eigent­lich an poli­tisch-his­to­ri­sche Nekro­phi­lie. Es ist eine pein­lich ver­spä­te­te Sze­ne, den New Yor­ker Star­ar­chi­tek­ten auf dem iden­ti­tä­ren Trüm­mer­feld Bun­des­wehr stolz sei­ne  „Dekon­struk­ti­on“ ver­kün­den zu las­sen, die sich zudem längst zur intel­lek­tu­el­len Retor­te ent­wi­ckelt hat. Ähn­lich belä­chelns­wert ist die Vor­stel­lung, die kom­plett zivil­ver­wal­te­te Bun­des­wehr von heu­te tau­ge als posi­ti­ves Gegen­bild zu „star­ren Strukturen“.

Der libes­kind­sche Keil sym­bo­li­siert also Gewalt, weil er ganz kri­tisch das deut­sche Arse­nal an Mili­tär­ge­schich­te zer­hackt. Gleich­zei­tig steht er „in sei­ner Trans­pa­renz für die Offen­heit der demo­kra­ti­schen Gesell­schaft“. Durch die­sen pri­mi­ti­ven Sym­bo­lis­mus post­de­mo­kra­ti­scher Polit­äs­the­tik tritt das Mili­tär ein in die scha­blo­nen­haf­te Phra­seo­lo­gie eines Demo­kra­tie-Feti­schis­mus, der mit Demo­kra­tie lei­der über­haupt nichts zu tun hat: Das Wahl­volk hat sich nie für die­sen wur­zel­lo­sen und kal­ku­liert demü­ti­gen­den Bau ent­schie­den; der Ver­such, Asym­me­trie zur Chif­fre für demo­kra­ti­schen Plu­ra­lis­mus zu erklä­ren bie­tet auch bei stän­di­ger Wie­der­ho­lung kei­nen Bezug zur staats­recht­li­chen Ver­faßt­heit unse­rer Republik.

Der impli­zier­te Zusam­men­hang von Demo­kra­tie und „Dekon­struk­ti­on“ der mili­tä­ri­schen Maß­stä­be und Tra­di­tio­nen ist hier zwar nicht in sei­nem Gel­tungs­an­spruch, wohl aber in sei­nen kon­kre­ten Bezü­gen auf die deut­schen Streit­kräf­te beschränkt. Eben­so wie bei der Ableh­nung von mili­tä­ri­schem Pathos, wie ihn unse­re Ver­bün­de­ten in ihren Muse­en pfle­gen, liegt dem die Sicht­wei­se zugrun­de, daß die Deut­schen auf­grund der „Ein­zig­ar­tig­keit“ ihrer Geschich­te „selbst­ver­ständ­lich“ höhe­ren mora­li­schen Ansprü­chen zu genü­gen haben als ande­re Natio­nen. Auch  durch die­se sub­ti­le Aus­prä­gung von erin­ne­rungs­po­li­ti­schem Kul­tur­chau­vi­nis­mus kann man den deut­schen Son­der­weg beschreiten.

Dazu paßt die Metho­de der Video­in­stal­la­ti­on im Ein­gangs­be­reich des Muse­ums: Die Schrift­zü­ge „Love“ und „Hate“ ver­wir­beln unter­ein­an­der-mit­ein­an­der an dem Ort, der in die musea­le „Welt des Krie­ges“ hin­ein­führt. Es soll so gezeigt wer­den, daß es am Ende für den von Gewalt betrof­fe­nen Men­schen kei­nen Unter­schied mehr macht, „ob er Deut­scher ist, oder ob er Pole ist.“ Wun­der­bar inter­na­tio­nal heben sich die­se Begrif­fe ab vom Heros deut­scher Mili­tär­ge­schich­te und ent­bin­den den Krieg damit andeu­tungs­wei­se sei­nes poli­ti­schen Ursprungs, con­tra-emo­tio­na­li­sie­ren ihn. Das soll “anthro­po­lo­gisch” sein, ist es aber jen­seits der Voka­bel lei­der nicht, denn anders als behaup­tet kann die­se hip­pies­que anmu­ten­de Emo­tio­na­li­sie­rung kei­ne Enthe­roi­sie­rung des Krie­ges bedeu­ten, son­dern nur deren Umkeh­rung: An die Stel­le des heroi­schen Ethos tritt das Ethos des Opfers, an die Stel­le von Pathos das Mit­ge­fühl. Die­se Umkeh­rung bedeu­tet nicht den behaup­te­ten Wan­del der Maß­stä­be, son­dern zeigt nur die ande­re Sei­te der glei­chen Sache und kann daher nur genau­so rich­tig oder falsch sein.

Bei­des zusam­men­zu­füh­ren (dahin­ge­stellt sei, inwie­fern das in Dres­den der Fall ist) könn­te zwar schö­ner weil voll­stän­di­ger sein, bedeu­tet aber gegen­über den tech­nik­af­fi­nen Waf­fen­schau­en im Aus­land kei­nen nor­ma­ti­ven Sprung, son­dern nur eine wün­schens­wer­te inhalt­li­che Ergän­zung. So bleibt von der unaus­ge­spro­che­nen, aber über­deut­lich impli­zier­ten Vor­stel­lung eines voll­zo­ge­nen mensch­heits­ge­schicht­li­chen Bewußt­seins­fort­schritts  nicht mehr übrig als der Habi­tus der glück­lich Erleuch­te­ten, die end­lich „mit der Ver­gan­gen­heit bre­chen“.

Was ist dar­an nicht schon voll­kom­men en vogue? In der Repu­blik, in der unter dem Mot­to „Fes­te fei­ern, wie sie fal­len“ öffent­lich über den Kriegs­tod von deut­schen Sol­da­ten jubi­liert wird, die popu­lä­re Kul­tur Uni­for­men sowie­so nur noch als Kari­ka­tur kennt und jede Grund­schu­le „kri­tisch“ erzie­hen will, pro­vo­ziert eine „demo­kra­tisch dekon­stru­ier­te“ Fas­sa­de nie­man­den mehr. Die kon­zep­tio­nel­len Ansprü­che des neu­en Muse­ums sind genau­so wie ihre volks­päd­ago­gi­sche Grun­die­rung kein biß­chen kri­tisch, son­dern die in Gän­ze vor­her­seh­ba­re Fol­ge der seit Jahr­zehn­ten bewußt und äußerst kon­se­quent voll­zo­ge­nen Ent­mi­li­ta­ri­sie­rung von Mili­tär und Staat.

Das neue Muse­um sei, so die taz, gemacht für „Ant­wort­su­cher“. Die müs­sen, wäre hin­zu­zu­fü­gen, dann aber eine aus­dau­ern­de Pas­si­on für das Suchen haben. „Ambi­va­lenz ist ein Schlüs­sel­be­griff für die gesam­te Dau­er­aus­stel­lung des Mili­tär­his­to­ri­schen Muse­ums“ heißt es in der Selbst­be­schrei­bung; Es liegt nicht falsch, wer dar­in das aka­de­mi­sche Äqui­va­lent zum kin­der­gärt­ne­ri­schen „Ihr habt bei­de Recht!“ sieht, denn das Muse­um ver­steht sich zwar als „Denk­ort … für den Dis­kurs über die Rol­le von Krieg und Mili­tär in Ver­gan­gen­heit, Gegen­wart und Zukunft“, berührt aber mit kei­nem Atem­zug das, was da heu­te dis­ku­tiert gehört.

Dabei bedarf es nicht ein­mal außer­ge­wöhn­li­cher Exper­ti­se um sich der Viel­zahl der unbe­ant­wor­te­ten Fra­gen bewußt zu wer­den, die sich in unse­ren Tagen um das Ver­hält­nis des Staa­tes zu sei­nen Streit­kräf­ten ange­sam­melt haben. Wie sieht sie denn eigent­lich aus, die „ver­än­der­te Rol­le des Mili­tärs in Deutsch­land“? Wo steht der Offi­zier im Staat, wo der kriegs­ver­sehr­te Vete­ran in der Gesell­schaft? Wel­che Rol­le spielt die­se Schutz­macht, die die Bür­ger nicht in ihren Schu­len und nicht auf ihren Stra­ßen haben wol­len? Wel­che Bedeu­tung hat die Armee des Par­la­ments, für die sich die Par­la­men­ta­ri­er vor allem dann inter­es­sie­ren, wenn der Waf­fen­trä­ger Michel sei­ne Bröt­chen plötz­lich in einem ande­ren Wahl­kreis kauft. Was heißt es, das die Mobil­ma­chung der Bevöl­ke­rung im Ernst­fall aus dem Ver­tei­di­gungs­ge­dan­ken ver­schwun­den ist? Hat die Repu­blik wie­der einen Krie­ger­stand, oder braucht sie einen? Und wenn ja, welchen?

Vie­le Fra­gen mehr lie­ßen sich fin­den und es sind alles Fra­gen, die nicht an die x‑te über­be­zahl­te PR-Agen­tur dele­gier­bar sind, son­dern nach kla­ren, sub­stan­ti­el­len Ant­wor­ten ver­lan­gen, mili­tä­risch ein­deu­tig und ohne die Rum­druck­se­rei des intel­lek­tu­el­len Grab­bel­tischs. Die­ser unse­ren, deut­schen Armee, die auf dem bes­ten Weg dahin ist, über mehr Gene­rä­le als Kampf­pan­zer zu ver­fü­gen, fehlt es an kon­kret leb­ba­ren Erzäh­lun­gen: Die his­to­ri­sche Situa­ti­on von Volk und Staat bringt einen enor­men Bedarf an star­ken und leben­di­gen Ideen, Bil­dern und Sym­bo­len her­vor. Kurz: Wer Loya­li­tät ver­langt, muß Iden­ti­tät zulas­sen, geben und näh­ren. Hier muß doch das Muse­um der Bun­des­wehr, das ja auch einen Auf­trag im Rah­men der Füh­rer­aus­bil­dung aus­zu­füh­ren hat, sei­ne ers­te und zen­tra­le Auf­ga­be sehen! Kri­tik, Dekon­struk­ti­on, Pseu­do­pro­vo­ka­ti­on – das mag alles irgend­wo sei­nen Platz haben und die Aus­stel­lung wie das Muse­um gut und inter­es­sant machen, nichts sei gesagt gegen „den Men­schen im Mit­tel­punkt“.

Aber da gehört ein gro­ßes Aber ange­fügt: Wo, wenn nicht im bun­des­wehr­ei­ge­nen Muse­um, soll aus der deut­schen Mili­tär­ge­schich­te Iden­ti­tät für den töten­den und fal­len­den Par­la­ments­sol­da­ten der Gegen­wart und Zukunft gewon­nen wer­den, wo sonst soll er einen Begriff von sei­ner his­to­ri­schen Auf­ga­be bekom­men? Ein dif­fu­ser Fort­schritts­be­griff aus „Über­win­dung“ und „mit der Ver­gan­gen­heit bre­chen“ plus Grund­ge­setz und Anders­sein leis­tet das nicht, erst recht nicht, wenn er auch noch häß­lich ver­packt ist.

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Kommentare (12)

Hohenstaufer

11. Januar 2012 09:47

In der Novemberausgabe 2011 des deutschnationalen Magazins "Die Aula" erfolgte im Rahmen des Themenschwerpunkts Gedenk- und Erinnerungspolitik auch die ausführliche Beschäftigung mit dem MHM in Dresden.
Ein den Beitrag Springers ergänzendes Zitat aus diesem Heft:

"Eine positive Gedenkpolitik an die eigenen Soldaten und Abbildung nationaler Traditionsstränge – wie in anderen Militärmuseen üblich – sucht der Besucher vergebens. Hier werden Formen von Gewaltausübung und –vermeidung thematisiert und in den übergeordneten Kontext der Legitimation staatlicher Gewaltanwendung gestellt. Dieser stark demokratietheoretisch fundierte Ansatz löst nicht nur bei historisch versierten Betrachtern Kopfschütteln aus, sondern wirkt bei einigen aufbereiteten Exponaten – als Ausdruck moderner Museumspädagogik und -didaktik gefeiert – selbst für Laien einfach nur lächerlich: im Themengebiet ,,Krieg im Kinderzimmer" werden so alltägliche Spielgegenstände von Kindern (z.B. Legobausteine, Äste oder Papierflieger) als ideologisch bedenkliche Kriegsspielzeuge eingeordnet."

Gleichsam darf diese Fokussierung angesichts der linksliberalen Deutungshoheit über Geschichte, insbesondere Militär- und Kriegsgeschichte eigentlich nicht verwundern, sondern muß offensiv (rhetorisch) kritisiert und angegriffen werden.

Markus Junge

11. Januar 2012 11:35

2001 weilte ich in besagtem Museum, zwangsweise mit dem ganzen Rest vom Hörsaal. Sonderlich in Erinnerung geblieben ist es mir ganz sicher nicht. Viel lebendiger ist da ein Besuch in Arnheim 1999 im Gedächtnis oder Munster 2003. Und jeder Besuch der Beltring'er War & Peace Show ist eh unvergleichlich mit einem solch drögen Museum im politisch korrekten Umerziehungsduktus.

Mit diesem Machwerk wird die BW also nur genau das erreichen, vor dem schon ab Beginn der Umbauplanungen gewarnt wurde. Wer Technik sehen will, der fährt nicht hin. Wer sich nicht sehenden Auges umerziehen lassen will, der fährt hin. Wer sich angesichts des "dekonstruierten" Gebäudes, welches mal alt und ehrwürdig war, ins historische Bild der Albertstadt passend (der größten geschlossen, historischen Militärstadt Europas, die sehr unter den Russen gelitten hat) jetzt nur noch angewidert abwenden kann, der wird sich dort auch nicht hinbegeben.

Dafür kann man aber immer noch Schülergruppen und Offizieranwärter des Heeres zwangsweise ins Museum treiben und Gutmenschen, die sich von der BW zeigen lassen wollen, wie böse doch die BW eigentlich ist (weil sie sich noch nicht aufgelöst hat). Und vielleicht verirren sich einige ahnungslose Touristen aus dem Ausland und unterbeschäftigte Rentner hinein. Jedenfalls ist dieses Konzept so schwachsinnig, daß es keine Besuchermassen anlocken wird, nachdem der Hauch des Neuen verflogen ist. Aber wozu hat man halt Steuerzahler, die bezahlen doch jeden Sch....

Herr Springer, wenn Sie gelebte Identität als Teil der Führerausbildung wünschen, dann sind Sie bei der BW am falschen Ort. Der politisch korrekte Kanon verhindert dies und wenn nicht, dann taucht ein belangloses Video auf und die Medien machen den nächsten Aufreger drauß. Das Museum reiht sich durch seinen Umbau nur ein. In Koblenz hat das Zentrum Innere Führung (Innerer Wahnsinn) solch Schwachsinn schon vor Jahren verbreitet. Die rote Zelle im MGFA (Militärgeschichtliches Forschungsamt) Potsdam, produziert schon über Jahrzehnte die passenden Bücher. Die offiziellen Lehrpläne an Truppenschulen & OSH sind entsprechend und die politische Bildung der Offiziere im Bataillonsrahmen auch. Alles selbst erlebt und das schon vor einigen Jährchen.

Die Frage, wo man dann die Identität des Parlamentssoldaten finde, erübrigt sich gänzlich. Kein normaler Soldat wird wegen des "Parlamentes" und dem was mit dem Begriff verbunden ist das größte Opfer bringen oder auch nur die äußerste Leistung. Die Identität des Soldat kann man nicht aus einem solch schwurbeligen Begriff saugen, es geht nur aus den Opfern und Großtaten derer, die vor einem den Uniformrock trugen un der Verantwortung vor dem eigenen Volk, als dessen Verteidiger und Diener. Da man die im Rest der Welt anerkannten soldatischen Leistungen der Wehrmacht/Waffen-SS oder der kaiserlichen Armee nicht mal irgendwie positive benennen darf, gibt es dies in der BW nicht (mehr, siehe Hans Apel - 1982 Traditionserlaß und Völker Rühe - 1995 Bilderstürmerei). Dienen und Volk sind völlig Autobahn, heute bohrt man Brunnen für Weltfrieden und Eierkuchen.

Für die Aufgaben des "Parlamentssoldaten", ist es auch völlig unerheblich, das für diesen das GG nicht mehr gültig ist, zumindest der Teil mit dem "stellt Streitkräfte zur Verteidigung Deutschlands auf". Diese Bundeswehr hat mehr Generale, als Kampfpanzer (alle a.D. mitgerechnet und bei den Pz die Mob-Reserve). Sie ist nicht befähigt zur Verteidigung der BRD, dies wurde gezielt zerstört, Hilfstruppen am Hindukusch brauchen das nicht. Alle Planungen gehen ja nur noch davon aus, irgendwo in Weit-Wegistan zu "intervenieren". Wer sich da Gedanken über die Nützlichkeit solcher Gurkeneinsätze für die Heimat macht, der stört doch nur und glaubt am Ende nicht mehr an den "Hufeisenplan" der pösen Serben zur Vertreibung der Kosovo-Albaner und muckt dann rum, wenn es gegen die Serben gehen soll.

Jede nationale Regung in der Truppe würde sofort von den Qualitätsmedien, der Jelpke & Roth angegangen werden, auch daher verzichtet man bei der BW drauf, Kampfgeist sieht anders aus. Diese Entwicklung kann man über Jahrzehnte belegen, praktisch mit den 68'ern schon, die ihren Ausfluß im Leutnant 70 fanden und dem "Soldat/Offizier ist ein Beruf wie jeder andere auch". Nicht grundlos wird gespottet, die Generale Hitlers hätten viel mehr Mut gehabt und dem pösen Diktator immer wieder mit Nein, statt Ja geantwortet, wo die feige BW-Generalität ein Ja erschallen läßt und eventuell mal als a.D. eine andere Meinung publiziert.

Wenn ich mir all das anschaue, dann besteht die historische Aufgabe der BW nur in der Selbstauflösung, alles andere steht gegen den Zeit(un)geist und nur der zählt noch bei unseren Volldemokraten, da sie die nächste Wahl gewinnen wollen. Wenn einige dabei dann auch noch „die Feste feiern, wie die Kameraden fallen“, dann spiegelt dies das allgemeine Niveau der sogenannten „Elite“ in Politik und Medien. Oder wo war der Aufschrei damals? Es gab keinen!
Entwicklung der Wahrnehmung der BW in der Masse des Volkes, aber nicht bei den Meinungsmachern:
„Ohne mich“ zur Aufstellung;
„Interessiert mich nicht“ in der Zwischenzeit;
Staunendes „die gibt es immer noch? “ Heute.

In der Zeit des jugoslawischen Bürgerkreiges soll der kroatische (oder war es der bosnische?) Ministerpräsident gesagt haben: "Ein Soldat kämpft nicht für ein Vielvölkergebilde, er kämpft nur für sein eigenes Volk." & "Wir sind uns Volk genug".
Dann gibt es da noch:
"Tradition ist nicht das Stochern in der Asche, sondern das Bewahren der Flamme.";
"Das erste Schlachtfeld des Soldaten, ist immer noch sein eigener Geist."

Für die BW reicht das deutsche Volk nicht, da dieses ja pöse ist. Wir stochern in der Asche, um uns noch mehr davon aufs Haupt zu kübeln, eine Flamme gibt es nicht mehr. Wir sollen zur Multikulti-Weltbeglückung kämpfen (Brunnen bohren und Mädchenschulen bauen, mit demTaliban Tee trinken, ...). Und durch all dies, haben wir Schlacht und Krieg verloren.

Chris

11. Januar 2012 12:00

De Gaulle hat schon alles dazu gesagt:

"Den Charakter eines Volkes erkennt man daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Soldaten umgeht."

S. W.

11. Januar 2012 12:14

Der "Ethos des Opfers" bestimmt m.E. nach mittlerweile auch die allgemeine Wahrnehmung des deutschen Soldaten. Fast alle fiktionalen Behandlungen deutscher Auslandseinsätze in deutschen Fernsehfilmen der vergangenen Jahre thematisieren z.B. traumatisierte Soldaten. Dem Soldat als Opfer wird dabei durchaus Sympathie entgegengebracht, die aber allgemein endet, sobald der Soldat in der Realität zum handelnden Akteur ("Mörder") wird. Einen Soldaten, der im Einsatz von der Waffe Gebrauch macht, unterstützt selbst der eigene Staat nicht mehr und eröffnet routinemäßig erst einmal ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren gegen ihn.

Ich möchte noch auf eines der führenden militärischen Netztagebücher verweisen, in dem das Thema der verordneten Identität der Bundeswehr kritisch diskutiert wird: https://www.bendler-blog.de/.

Georg Mogel

12. Januar 2012 00:15

"Solange der Soldat überlebt, wird die völlige Verkommenheit erschwert", schrieb Nicolas Gomez Davila.
Dieses Land ist verkommen.
Das "Militärhistorische Museum der Bundeswehr" in Dresden führt es in der herabwürdigenden Bizarrerie des Gehäuses und den großteils kopfstehenden Legenden zu den Exponaten jedem vor Augen.

"...Der Mensch ist ein Raubtier. Ich werde es immer wieder sagen. All die Tugendbolde und Sozialethiker, die darüber hinaus sein oder gelangen wollen, sind nur Raubtiere mit ausgebrochenen Zähnen, die andere wegen der Angriffe hassen, die sie selbst weislich vermeiden. Seht sie doch an: sie sind zu schwach, um ein Buch über Kriege zu lesen, aber sie laufen auf der Straße zusammen, wenn ein Unglück geschehen ist, um ihre Nerven an dem Blut und Geschrei zu erregen, und wenn sie auch das nicht mehr wagen können, dann genießen sie es im Film und in illustrierten Blättern. Wenn ich den Menschen ein Raubtier nenne, wen habe ich damit beleidigt, den Menschen – oder das Tier? Denn die großen Raubtiere sind edle Geschöpfe in vollkommenster Art und ohne die Verlogenheit menschlicher Moral aus Schwäche.

Sie schreien: Nie wieder Krieg! – aber sie wollen den Klassenkampf. Sie sind entrüstet, wenn ein Lustmörder hingerichtet wird, aber sie genießen es heimlich, wenn sie den Mord an einem politischen Gegner erfahren. Was haben sie je gegen die Schlächtereien der Bolschewisten einzuwenden gehabt? Nein, der Kampf ist die Urtatsache des Lebens, ist das Leben selbst, und es gelingt auch dem jämmerlichsten Pazifisten nicht, die Lust daran in seiner Seele ganz auszurotten. Zum mindesten theoretisch möchte er alle Gegner des Pazifismus bekämpfen und vernichten.

Je tiefer wir in den Cäsarismus der faustischen Welt hineinschreiten, desto klarer wird sich entscheiden, wer ethisch zum Subjekt und wer zum Objekt des historischen Geschehens bestimmt ist. Der triste Zug der Weltverbesserer, der seit Rousseau durch diese Jahrhunderte trottete und als einziges Denkmal seines Daseins Berge bedruckten Papiers auf dem Wege zurückließ, ist zu Ende. Die Cäsaren werden an ihre Stelle treten. Die große Politik als die Kunst des Möglichen fern von allen Systemen und Theorien, als die Meisterschaft, mit den Tatsachen als Kenner zu schalten, die Welt wie ein guter Reiter durch den Schenkeldruck zu regieren, tritt wieder in ihre ewigen Rechte..."

Oswald Spengler,
Jahre der Entscheidung

waldemar

12. Januar 2012 06:34

"Sollen wir aus der immer mehr zunehmenden Verbreitung von PTSD (Posttraumatischer Belastungsstörung) und ähnlichen Krankheitsbildern [bei Soldaten] schließen, daß moderne Männer „weicher“ und weniger widerstandsfähig als ihre Vorfahren sind? Manche glauben dies. Vielleicht gibt es jedoch eine andere Erklärung dafür. Ein allem Anschein nach aufgeklärte, rationale und säkulare Gesellschaft erlaubt ihren Kämpfern nicht länger, bestimmte Formen der Nachkriegsrituale wahrzunehmen – geschweige denn, daß sie ihnen abverlangt werden, bevor sie nach Hause zurückkehren." (Marin van Creveld, Kriegs-Kultur, S. 178).

Zu den "Kriegsritualen", die z.B. den deutschen Afghanistanveteranen vorenthalten werden, gehört das ehrende Angedenken ihrer im Einsatz gefallenen Soldaten und die Ausbildung eines Bewußtseins, daß diese nur ein letztes Glied in einer langen Kette von "für Deutschland Gefallener" sind.

quer

12. Januar 2012 09:56

Ich habe einmal diesem Land aus voller Überzeugung gedient, als es (ein Teil davon) noch frei war. Ich könnte es heute (wenn ich nochmal 20 wäre) nicht mehr.

Das Volk befindet sich in Auflösung, verweigert sich der Reproduktion und will auch nicht mehr verteidigt werden. Selbst sein Rest-Territorium teilt es inzwischen zwangsweise aber wurstig mit Millionen eines (!) anderen Volkes, ohne sich ernsthaft zu sorgen, oder gar Widerspruch anzumelden.

Der Freie kann der Unfreiheit, den Sklaven nicht dienen. Es machte ihn ehrlos. Das hat sogar der (dieser) Staat begriffen. Deshalb braucht dieser Staat den freiwilligen Söldner als Verfügungsmasse. So bastelt man sich eine Prätorianergarde. Der Blick in die Vergangenheit läßt schaudern. Der Blick in die Zukunft noch viel mehr.

S. W.

12. Januar 2012 10:39

@waldemar
In der Tat scheint die Fähigkeit, mit psychologischen Belastungen umzugehen, mit dem Grad des Festhaltens an soldatischen Tugenden und Traditionen sowie dem Selbstverständnis als Kämpfer zu steigen.

"Es gibt noch eine Kaffeerunde, diesmal mit dem »psychosozialen Netzwerk« aus Seelsorgern, Psychologen und Sozialarbeitern, die die KSK-Soldaten in ihre Einsätze begleiten und ihnen und den Familien auch am Heimatstandort Unterstützung bieten. Auch diese Helfer beschreiben die »professionelle Gelassenheit« der Kommandosoldaten und scheinen ihrerseits eher überrascht über die zivile Perspektive, die immer noch einmal nach Traumatisierungen durch das Tötenmüssen fragt. "
https://www.zeit.de/2010/31/KSK-Kommando-Spezialkraefte/seite-3

Papist

12. Januar 2012 15:49

Eine ähnliche Thematik: "The Ethernal German Guilt Trip" findet sich auch auf dem sehr empfehlenswerten paleo-konservativen us-amerikanischen blog Taki's Magazin.

Theo

14. Januar 2012 09:33

Als Dresdner, dem seine Stadt sehr am Herzen liegt, habe ich mich sehr geärgert, dass ein bestehendes, historisch wertvolles Gebäude regelrecht aufgebrochen wurde, um in das Museum einen gläsernen "Stahlkeil" zu treiben. Dieser Umbau, der sehr lange gedauert hat und ziemlich kostenspielig war, hat die "Seele" des Gebäudes zerstört.

quer

14. Januar 2012 15:47

"....historisch wertvolles Gebäude regelrecht aufgebrochen wurde,..."

Ich bin überzeugt, daß es nach der Revolution und nach der Wiederherstellung der Freiheit in Deutschland wieder in den historischen Zustand versetzt werden wird. Nur eine Frage der Zeit.

Thomas Hoppe

24. Januar 2012 20:55

Ich war letztes Jahr beim Tag der offenen Tür der Offiziersschule des Heeres in Dresden. Leider oder möglicherweise auch zum Glück war ich zu spät dort, um noch irgendwelche Reden zu hören über die Notwendigkeit der Verteidigung der Bunten Republik am Hindukusch.
Erschrocken war ich vor allem von der Auswahl der in der dortigen Bibliothek ausliegenden Tageszeitungen. Jedes publizistische Organ der Destruktion deutscher Identität von Isarprawda bis zu taz waren da zu haben. Die JF hatten sie nicht, vielleicht gab es sie ja als Bückware.

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