Warum wir Journalistinnen eine Frauenquote brauchen,

hätte ich gern gewußt. Sind Frauen dümmer als Männer? Oder vielleicht nur - speziell ich? Dann müßte ich die Frage umkehren,...

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

war­um es noch keinem/keiner gelun­gen ist, mir einen schlüs­si­gen Grund für Frau­en­quo­ten zu nen­nen: Bin ich zu ein­fäl­tig, es zu kapieren?

Haar­scharf in der Mit­te zwi­schen aller­lei Frau­en­ge­denk­ta­gen gele­gen (also exakt zwi­schen Mut­ter­tag, Equal-Pay-Day, Frau­en­ge­bets­tag, dem Inter­na­tio­na­len Tag für Frau­en in länd­li­chen Gebie­ten, dem Tag für die Besei­ti­gung der Gewalt an Frau­en, Girls´Day und Mut­ter­tag) pla­ka­tiert die schrei­ben­de Zunft nun die Akti­on www.pro-quote.de. Die dort Unter­zeich­nen­den for­dern, daß bin­nen der nächs­ten fünf Jah­re „min­des­tens 30 Pro­zent der Füh­rungs­po­si­tio­nen in den Redak­tio­nen mit Frau­en besetzt wer­den – und zwar auf allen Hierarchiestufen.“

War­um? Ich, als Teil­zeit-Schrei­be­rin und wei­sungs­ge­bun­de­ne Redak­ti­ons­mit­glie­din gewis­ser­ma­ßen direkt mit­be­trof­fen, bin auf der Suche nach Grün­den nicht wirk­lich fün­dig gewor­den. Han­dels­blatt-Chef­re­dak­teur Gabor Stein­gart hat forsch die Vor­rei­terrrol­le (typisch Mann halt!) über­nom­men und eine Frau­en­quo­te für die Füh­rungs­po­si­tio­nen in sei­ner Redak­ti­on ange­kün­digt. Die­se Maß­nah­me gebie­te „nicht nur die Gerech­tig­keit, son­dern auch die öko­no­mi­sche Ver­nunft“. Gerech­tig­keit /Vernunft klin­gen gut, aber inwie­fern wür­den die­se Wer­te durch gera­de eine Frau­en­quo­te eingelöst?

Nur zwei Pro­zent aller Chef­re­dak­teu­re der rund 360 deut­schen Tages- und Wochen­zei­tun­gen sind Frau­en, von den 12 Inten­dan­ten des öffent­lich-recht­li­chen Rund­funks sind ledig­lich drei weib­lich. Auch in den Redak­tio­nen der Nach­rich­ten­ma­ga­zi­ne ste­hen fast aus­schließ­lich Män­ner an der Spitze.

Soweit: ver­stan­den. Mei­ne zwei arg simp­len Kern­fra­gen lau­ten: Wer, wel­ches Gesetz, wel­cher Usus, hin­dert Frau­en qua Geschlecht, eben die­se Spit­zen­po­si­tio­nen zu beklei­den? Was genau – an der Bericht­erstat­tung und Kom­men­tie­rung – wäre anders, wenn Frau­en an den Hebeln säßen?

Zeit-Chef Gio­van­ni di Loren­zo reiht sich ein in den gro­ßen Teil der rund 1400 pro-quo­te Unter­zeich­nen­den, die beken­nen, “eigent­lich immer” Quo­ten­geg­ne­rIn gewe­sen zu sein. Ein Papp­ka­me­rad als Argu­ment­ver­stär­ker, der sug­ge­rie­ren soll, man/frau sei ja „eigent­lich“ auf der Sei­te des gesun­den Men­schen­ver­stands, der Beför­de­run­gen nach Leis­tung und nicht nach Geschlecht aus­ge­spro­chen sehen will. So groß wie leer das Aber: „Ohne Quo­te geht es lei­der nicht!“ Was denn genau, und inwie­fern? Ich ver­ste­he es nicht!

Di Loren­zo, „räumt ein“, die Quo­te sei „zwar kein Ziel an sich, aber ein Instru­ment, das Chefs und Frau­en halb ermu­ti­gen, halb zwin­gen [!] soll, sich anzu­stren­gen, über ihren Schat­ten zu sprin­gen. Was also, wenn guter Wil­le und gute Frau­en allein kei­ne guten Ergeb­nis­se erzie­len? Dann ist eben doch die Zeit für eine Quo­te gekommen.“

Ich ver­ste­he: Bahn­hof. Ande­re Mit­pe­ten­ten hel­fen mir auch nicht wei­ter. Auf der Netz­sei­te der Initia­ti­ve dür­fen Frau­en (vom Vor­wärts, gering ver­tre­ten, bis zur FAZ, reich­lich ver­tre­ten) begrün­den, war­um sie für eine Che­fin-Quo­te in Redak­tio­nen sind.

Wir lesen bei­spiels­wei­se die­se hier:

Ich habe lan­ge gedacht, dass es ohne Quo­te geht – bis ich gemerkt habe, dass Män­ner nicht so denken.

Maria Gresz, Spie­gel-TV, Mode­ra­to­rin und Res­sort­lei­te­rin. Oder, extrem zackig, diese:

Schaut her: Es geht.

Dag­mar Engel, Chef­re­dak­teu­rin Deut­sche Wel­le. Super­cool, aber nicht quo­ten­be­dar­fer­klä­rend auch diese:

Ich bin für die­se Quo­te, weil mein Mann bes­ser mit den Kin­dern und ich bes­ser im Job klarkomme.

Annet­te Lei­te­rer, Redak­teu­rin, NDR, ZAPP. So bedeu­tungs­schwer wie erklä­rungs­arm die hier:

Ich glau­be, ein Mann will von einer Frau das glei­che wie eine Frau von einem Mann: Respekt. (Clint Eastwood)

Esther Kogel­boom, Der Tages­spie­gel. Und hübsch mar­tia­lisch die Frau Reski, Jour­na­lis­tin und Schriftstellerin:

Wer nicht hören will, muss füh­len. Des­halb die Quote.

Immer­hin einen Hin­weis auf Gefühls­la­gen und Ton­ar­ten lie­fert das hier:

Wer behaup­tet, nur Frau­en führ­ten Zicken­krie­ge, hat noch nie eine Redak­ti­ons­kon­fe­renz erlebt, in der aus­schließ­lich Män­ner das Wort füh­ren. In unse­rer Redak­ti­on ist das Ver­hält­nis Frauen/Männer mitt­ler­wei­le aus­ge­wo­gen, und das tut nicht nur dem Umgangs­ton gut.

Johan­na Rom­berg, Geo.

Im Deutsch­land­ra­dio, lei­der nicht online hin­ter­legt, erklär­te Moritz Mül­ler-Wirh, der (lei­der allem Anschein auch männ­li­che) Vize­chef der Zeit, daß man sich hin­ter die­sen „Fünf­jah­res­plan“ (sic!) ordent­lich klem­men wer­de. Sein Ein­tre­ten für die Quo­te for­mu­lier­te Mül­ler-Wirth vehe­ment und hin­ein­stei­ge­rungs­freu­dig, daß es mich fast zu Trä­nen rührte.

War­um aber Frau­en in Chef­re­dak­tio­nen so wich­tig sei­en: kei­ne genaue Anga­be. Bedau­erns­wert fand Mül­ler-Würth es wei­ter­hin, daß auch Jour­na­lis­tIn­nen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund bei wei­tem nicht aus­rei­chend ver­tre­ten sei­en. Ob die ana­log zu den geschlechts­be­ding­ten Dis­kri­mi­nie­run­gen tat­säch­lich qua Her­kunfts­eth­nie abge­lehnt wer­den? Man weiß es nicht. Mir fehlt das Vor­stel­lungs­ver­mö­gen. Den Faden wei­ter­spin­nen darf man aber. Auch Men­schen unter 25 fin­den sich sel­ten auf redak­tio­nel­len Chef­ses­seln. Oder, nur bei­spiels­wei­se, Men­schen mit geis­ti­gen Beein­träch­ti­gun­gen. Hät­ten die etwa kein Anrecht auf Dar­stel­lung ihrer je spe­zi­fi­schen Sicht? Ver­die­nen die nicht „Respekt“ und eine eige­ne Stimme?

Aus­ge­rech­net auf der Netz­sei­te der taz fin­den wir nur kri­ti­sche Kom­men­ta­re zu dem jour­na­lis­ti­schen Anlie­gen (das auch von eini­gen Män­nern, etwa Gün­ter Jauch unter­stützt wird). „Kars­ten“ etwa schreibt im taz-Kom­men­tar­be­reich:

“Ganz ehr­lich: Wenn es mehr Jour­na­lis­tin­nen gibt, dann steigt garan­tiert der Medi­en­an­teil von Tri­vi­al­the­men. Vie­le Frau­en inter­es­sie­ren sich für The­men, die Mann nicht ein­mal peri­pher tan­giert. Das hört sich hart an, nicht-vor­han­de­nes poli­ti­sches Inter­es­se weib­li­cher Geschlechts­trä­ge­rin­nen ist ein­fach Fakt.“

„Sebas­ti­anB­reuth“ zitiert und kri­ti­siert Gio­van­ni di Loren­zos „Argu­men­ta­ti­on“:

„Frau­en sind nicht die bes­se­ren Jour­na­lis­ten, sie füh­ren auch nicht bes­ser. Nur eben anders, meis­tens uneit­ler als Männer“.

Also doch bes­ser!? Schä­men Sie sich für Ihre ver­schwur­bel­ten und ver­drucks­ten Sät­ze zu die­sem The­ma, Herr Loren­zo! In einer frei­en Demo­kra­tie gilt übri­gens auch kei­ne Ergeb­nis­gleich­heit, son­dern Chan­cen­gleich­heit! Und die haben Frau­en wie Män­ner reich­lich. Jeder ist sei­nes Glü­ckes Schmied. Quo­ten ent­sprin­gen einer bevor­mun­den­den, frei­heits­ver­ach­ten­den Denk­wei­se und sind des­halb mei­ner Mei­nung nach grund­sätz­lich abzu­leh­nen. Wenn man sie dann noch gar­niert mit Vor­ur­tei­len über angeb­li­che Cha­rak­ter­zü­ge, die ja bio­lo­gisch bedingt sein müs­sen, wird es ziem­lich dün­nes Eis.

Es sei “merk­wür­dig, wie homo­gen und her­me­tisch Redak­tio­nen oft noch sind, und das in einer Bran­che, die von der Neu­gier und der Ver­schie­den­heit lebt”, beklag­te di Loren­zo außer­dem. Das wie­der­um scheint mir kei­ne ganz fal­sche Ein­schät­zung zu sein. Soll­te mir hin­ge­gen bis­lang ent­gan­gen sein, daß es vor allem Frau­en sind, die inner­halb der Redak­tio­nen gegen den Haupt­strom anschrei­ben? Wo? Wer?

Wenn es eine Quo­ten­jour­na­lis­mus geben soll­te, der sich nach quan­ti­ta­ti­ver Repä­sen­tanz in der Bevöl­ke­rung aus­rich­te­te, dann dürf­ten wir jetzt mas­sig Leit­ar­ti­kel lesen, die sich dezi­diert gegen Frau­en­quo­ten aus­sprä­chen. Ich habe in sämt­li­chen Groß­feuil­le­tons und Pro­vinz­blät­tern allen­falls mode­rat quo­ten­kri­ti­sche Stim­men gefun­den, die sinn­ge­mäß sag­ten: Mehr Frau­en in Chef­re­dak­ti­ons­stu­ben und auf Inten­dan­ten­plät­zen- ja, bit­te, ganz drin­gend!, aber lie­ber nicht per Quo­te. Ja, die Redak­tio­nen schrei­ben hier durch­aus „homo­gen und her­me­tisch“, ohne aber die Stim­me ihrer Kon­su­men­ten widerzuspiegeln.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (25)

patzer

2. März 2012 11:07

Nachdem ihre gesunden Instinkte die Frau davon abgehalten haben, sich dem männlichen Horntier gleich ins Joch zu begeben, will man sie nun per Quote dazu zwingen.

-Michael Klonovsky-

Karl Eduard

2. März 2012 11:44

Es ist die emotionale Intelligenz, die damit verstärkt werden soll. Männer sehen bekanntlich alles nüchterner, sachlicher, wissenschaftlicher. Jedenfalls Männer, die noch Männer sind. So etwas wird heute nicht mehr benötigt. Auf Fakten, Argumente und Wissenschaft muß mangels Bildung weitgehend verzichtet werden, wenn es zum Beispiel darum geht, der Familie klarzumachen, warum die Heiz- und Energiekosten steigen. Nicht, wegen einer völlig hirnrissigen Energiepolitik, die eben so effektiv ist, wie das Tragen von Licht in Säcken ins Schildaer Rathaus, sondern wegen Mutter Erde. Wegen Mutter Erde und dem verreckenden Klima zahlen wir gerne. Und diese Argumentation ist Frauen wie auf den Leib geschrieben.

Oder nehmen wir mal die Blütenrevolutionen. Nichts ist doch erhebender, wenn junge Menschen sich versammeln, die Fäuste schütteln, Sprechchöre rufen und in die Kameras von ihren Träumen erzählen. Männer würden zuerst denken, jetzt wisst Ihr, was Ihr habt, was kommt, steht in den Sternen. Aber so etwas zu denken oder zu schreiben, erfüllt heute nicht mehr journalistische Ansprüche, wo das wohlige Gefühl von "Zehn Tagen, die die Welt erschütterten" verbreitet werden muß und wenn dann auch mal eine Journalistin von den begeisterten Massen im Überschwang der Emotionen vergewaltigt wird, wer kann denen gram sein? Die Vergewaltigte kaum. Nein, Frauen passen genau in diese bildungsdefizitäre Zeit, wo Fühlen alles, Wissen aber nichts mehr ist. Und deshalb ist die Quote zwingend.

Landser

2. März 2012 13:53

Das Problem scheint mir weniger bei den Frauen und ihren Quoten zu liegen. Es liegt wohl eher darin, daß es heute in der BRD (und ganz Europa) zwar jede Menge Männlein gibt, aber nur weniger Männer. Und die werden auch immer weniger. Unsere Gesellschaft verweiblicht zusehends. Und das ist kein Fortschritt, sondern eine Katastrophe.

Freidenker

2. März 2012 14:14

Deutsch und männlich wird hierzulande immer mehr zum Makel,weiblich mit Migrationshintergrund(wie ich dieses Wortungetüm hasse...) dagegen geradezu zum Karriereturbo (gutes Aussehen ist allerdings nach wie vor auch ein Kriterium,wird aber niemand so sagen).

Martin Lichtmesz

2. März 2012 14:36

@ Karl Eduard

Macht das einen Unterscheid? Männer sind heute auch nicht weniger gefühlig und sentimentalitätsbesoffen, besonders diejenigen, die im Medienbetrieb sitzen und sich nun ganz ritterlich für Frauenquoten einsetzen.

drauf und drann

2. März 2012 15:32

„Fünfjahresplan“,

da hat sich einer selbst überführt. ;-)

War man in den Ländern der Fünfjahrespläne nicht auch stolz auf die hohe Fauenqoute bei den "Werktätigen" ???

Kann mich noch gut erinnern wie ich als Kind mal im Fernsehen (damals schaute ich noch) eine Reportage über die UDSSR sah, in der BauarbeiterInnen gezeigt wurden.
Das Bild der Babuschka mit BauarbeiterInnenhelm, Warnweste und Presslufthammer hat sich mir regelecht eingebrannt.
Der Erfolg dieses Wirtschaftssystem in nun ja hinlänglich bekannt, mal schauen ob es mit (Ouoten)Frauen in Führungspsitionen besser klappt.

KW

2. März 2012 15:42

Wir brauchen mehr Quotenbeauftragte, sonst müssten sich bestimmte Leute mit wirklicher Arbeit befassen. Aber im Ernst: Jede Bevorzugung einer Gruppe fördert die Benachteiligung einer anderen. Das ist einer Leistungsgesellschaft hinderlich, das ist Sozialismus.

Martin

2. März 2012 16:33

1.
Solange im Fernsehen nach wie vor Formate wie der "Bachelor", bei dem das Balzen von mindestens einem dutzend Frauen um den vermeintlichen "einen" Alpha-Bock inszeniert wird, tatsächlich Millionenquoten von weiblichen Zuschauern in der werberelevanten Gruppe 14-49 einfahren, wundert es mich nicht, dass nun eben die Emanzipation von oben angeordnet wird ...

Aber auch dass wird nicht helfen, wenn eine große Masse der jungen Frauen dann doch lieber auf eine Karriere als Top-Model bei Heidi oder als DSDS- Chanteuse hofft ...

normative Kraft des faktischen eben - man muss schon ein Mann sein, um so einen Scheiß-Karriere-Job in der Wirtschaftswelt haben zu wollen ...

Am Ende wird es heißen, es gibt die Quote - nur, wie füllen wir sie auf?

2.
In meinem ersten job hatte ich nur Frauen als Vorgesetzte - die waren allesamt fachlich absolut kompetent und unangreifbar (besser als die meisten Männer - und es war ein job, bei dem man eine akademische Ausbildung brauchte und ja, ein paar von den Chefinnen sahen auch noch gut aus - Teufel, aber!) und es lies sich sehr gut unter ihnen arbeiten, wenn man ein paar Spielregeln dazu gelernt hat.

Ich bin zwar aus prinzipiellen Gründen (u.a.: Dem Staat geht es einen Dreck an, wie ein Privatunternehmen seine Personalpolitik betreibt) gegen eine Quote, meine aber, dass die Frauenquote allein und nur für sich betrachtet keinen Schaden anrichten wird.

Die große Gefahr liegt aber darin, dass die Frauenquote meiner Meinung nach vielmehr der am leichtesten durchsetzbare Testballon für andere Quoten (außerhalb des öffentlichen Dienstes), wie eine Migrantenquote ist.

Kommt die Frauenquote, kommen sicher andere Quoten und von daher: Wehret den Anfängen! Quote ist Sozialismus und kein Recht!

Eismann

2. März 2012 16:38

"Wer bestimmt, was in der Zeitung steht? Was im Radio und im Fernsehen läuft?
Fast immer: Männer"

Dieses Zitat auf www.pro-quote.de ist schon verräterisch:

1. Wenn der Zweck der Medien im Aufdecken und Verbreiten von Tatsachen und Fakten, also objektiver Wahrheit, bestünde (eine naive Annahme, ich weiß), spielten die Genitalien der dahinter stehenden Menschen keine Rolle. Der Wahrheit ist es egal, wer sie ausspricht. (ein logischer Grundsatz, der in der Hysterie "gegen Rechts" allzu oft ignoriert wird, wo Wahrheit diskreditiert wird, nur weil sie "von Rechts" ausgesprochen wird)

2. Offenbart es die klassische Widersprüchlichkeit des gender mainstreaming: Unterschiede zwischen den Geschlechtern und "Geschlecht" selbst werden geleugnet, Begriffe wie Mann und Frau sind nichts weiter als willkürliche Konstrukte, ABER

Wenn es um Männer oder Patriarchat geht, hat "Geschlecht" plötzlich wieder eine Bedeutung, und das Männliche verkörpert den auszumerzenden Mangel, der der sozial gerechten, feminin-sanften, pazifistischen und demokratischen Welt im Weg steht. (dem heutzutage einzig denkbaren "Fortschritt")

Karl Eduard

2. März 2012 16:39

@drauf und drann

Du verwechselst jetzt den Stolz der Arbeiterinnen und Arbeiter am Aufbau des Sozialismus mitzuwirken, mit dem Bestreben, Planstellen und Funktionen auszufüllen, ohne daß etwa die fachlichen Voraussetzungen dafür vorhanden wären. Der Schrei nach einer Frauen - Quote am Hochofen wurde ja bisher auch noch nicht vernommen. Womöglich, weil es da nicht so gemütlich ist wie in einer Redaktionsstube.

Sixty

2. März 2012 20:33

Ich habe durch einen Link vom Jürgen Elsässer-Blog hierher gefunden, und da ich lieber mit intelligenten "Rechten" als mit dummen "Linken" diskutiere, gebe ich jetzt hier auch mal meinen "Senf" dazu :-)

"Du verwechselst jetzt den Stolz der Arbeiterinnen und Arbeiter am
Aufbau des Sozialismus mitzuwirken, mit dem Bestreben, Planstellen und Funktionen auszufüllen, ohne daß etwa die fachlichen Voraussetzungen dafür vorhanden wären. Der Schrei nach einer Frauen – Quote am Hochofen wurde ja bisher auch noch nicht vernommen. Womöglich, weil es da nicht so gemütlich ist wie in einer Redaktionsstube."

Da kann ich Karl-Eduard (;-)) nur zustimmen.

Zitat"KW":
"Wir brauchen mehr Quotenbeauftragte, sonst müssten sich bestimmte Leute mit wirklicher Arbeit befassen. Aber im Ernst: Jede Bevorzugung einer Gruppe fördert die Benachteiligung einer anderen. Das ist einer Leistungsgesellschaft hinderlich, das ist Sozialismus."

Ich bin auch gegen Quoten, aber nicht, weil ich ein Fan der (neo-)liberalen Leistungsgesellschaft wäre, sondern weil ich grundsätzlich (als politisch unkorrekter, "traditionalistischer" Linker, aber auch als Demokrat) dagegen bin.
Es ist doch ein "Treppenwitz" der Geschichte, daß ausgerechnet die "Demokratisierungsfetischisten" von "rot-rot-grün" so vehement für Quotenregelungen eintreten, obwohl diese doch prinzipiell undemokratisch sind.
Im übrigen gab es in sozialistischen Staaten wie z.B. der DDR durchaus eine "Arbeiterquote" an den Unis, aber nirgendwo eine "Frauenquote" ... bis heute nicht, weder in Kuba noch in Vietnam und auch nicht in der (eher staatskapitalistischen) VR China und schon gar nicht im stalinistischen Nordkorea (das dadurch allein natürlich auch nicht besser wird).

Zitat Martin Lichtmesz:
"Macht das einen Unterscheid? Männer sind heute auch nicht weniger gefühlig und sentimentalitätsbesoffen, besonders diejenigen, die im Medienbetrieb sitzen und sich nun ganz ritterlich für Frauenquoten einsetzen."

Ja, ist leider so.
Wobei natürlich auch nicht alle Frauen so sind.

balu

2. März 2012 22:58

Da in der modernen Welt Stierkämpfe überflüssig geworden sind, sollte man sich an der Veterinärmedizin orientieren.
Dort ist die körperliche Präsenz des Bullen überflüssig.
Die Frauenquote sollte optimal an 100 Prozent angenähert werden.
G.de Lorenzo ist da schon ein sogenanntes "Rolemodel".

Biobrother

3. März 2012 00:20

"Männer sehen bekanntlich alles nüchterner, sachlicher, wissenschaftlicher. Jedenfalls Männer, die noch Männer sind."

Ich dachte eigentlich, gerade der südländische oder - noch mehr - der arabische Männertyp sei der Inbegriff reiner (von Gender, Feminismus und westlicher Lebensweise unberührter), um nicht zu sagen klischeehafter Männlichkeit. Besondere Rationalität kann ich da allerdings auch nicht erkennen, sondern eher Impulsivität und aggressive Beleidigtheiten aller Art (zumindest in negativen Fällen).

Übrigens drückt sich für mich "Männlichkeit" eher darin aus, dass man an seinem Platz die sinnvollen Dinge tut, die getan werden müssen, ohne allzu viele Worte darüber zu verlieren, anstatt sich - wie einige Vorredner hier andeutungsweise - als glorreiches Exemplar einer aussterbenden Spezies in Szene zu setzen.

Und weil es so gut zum Thema passt, noch etwas Literatur:

Im Dornengebüsch

Franz Kafka

"Ich war in ein undurchdringliches Dorngebüsch geraten und rief laut den Parkwächter. Er kam gleich, konnte aber nicht zu mir vordringen. ,,Wie sind Sie denn dort mitten in das Dorngebüsch gekommen”, rief er, „können Sie nicht auf dem gleichen Weg wieder zurück?” „Unmöglich“, rief ich, „ich finde den Weg nicht wieder. Ich bin in Gedanken spazieren gegangen und plötzlich fand ich mich hier, es ist, wie wenn das Gebüsch erst gewachsen wäre, nachdem ich hier war. Ich komme nicht mehr heraus, ich bin verloren.” „Sie sind wie ein Kind”, sagte der Wächter, „zuerst drängen Sie auf einem verbotenen Weg durch das wildeste Gebüsch und dann jammern Sie. Sie sind doch nicht in einem Urwald, sondern in einem öffentlichen Park, und man wird Sie herausholen.” „So ein Gebüsch gehört aber nicht in einen Park”, sagte ich, „und wie will man mich retten, es kann doch niemand herein. Will man es aber versuchen, dann muss man es gleich tun, es ist ja gleich Abend, die Nacht halte ich hier nicht aus, ich bin schon ganz zerkratzt von den Dornen, und mein Zwicker ist mir hinuntergefallen und ich kann ihn nicht finden, ich bin ja halb blind ohne Zwicker.” „Das ist alles gut und schön“, sagte der Wächter, „aber ein Weilchen werden Sie sich noch gedulden müssen, ich muss doch zuerst Arbeiter holen, die den Weg aushacken, und vorher noch die Bewilligung des Herrn Parkdirektors einholen. Also ein wenig Geduld und Männlichkeit, wenn ich bitten darf."

rundertischdgf

3. März 2012 10:19

Eine Frau versteht Bahnhof und begründet das mit ihrem wundervollen Beitrag. Es lohnt sich das zu lesen und natürlich mehrmals auch die Twittertaste zu drücken.

Andre Boine

3. März 2012 13:56

Ich antworte mal aus preußischer Perspektive: werden Tugenden wie Ordnung, Disziplin und Fleiß allein mit Einsichten des zu erziehenden Kindes/Adoleszenten/Erwachsenen erreicht?

Antwort: nur bei den Intelligenten. Der Rest braucht (sanften) Zwang.

In diesem Sinne: Rechte brauchen keine Quote, Linke offenbar schon, denn sonst lernen diese nie, dass Frau eben nicht nur an den Herd gehört.

Wolfgang Gogolin

3. März 2012 15:13

Die weibliche Forderung nach Frauenquoten ist nichts weiter als anderer Lobbyismus auch - es geht schlicht um den eigenen Vorteil. Wenn man dafür Überlegenheitsfantasien braucht? Und natürlich ist es ungemein bequem, wenn man als Qualifikation für Bevorzugung nichts weiter tun muss, als auf das eigene Geschlechtsteil zu verweisen.
Mich erinnert das Überlegenheitsgehabe der Journalistinnen allerdings stark an rechtsradikales Gedankengut, derlei kennt man noch zur Genüge aus Kreisen, in denen die weisse Rasse als überlegen gefeiert wird.

frauenhaus.bloganddiscussion.com

3. März 2012 21:40

Was etwas zu kurz kommt, sind die indirekten Folgen der Frauenquote.

Bei der Diskriminierung von Männern oder der Bevorzugung von unfähigen Frauen hört es ja nicht auf:

https://bloganddiscussion.com/argumentevonfemastasen/923/argumente-fuer-und-gegen-frauenquoten/

"Frauenquoten Pro und Contra"

Claus Wolfschlag

4. März 2012 02:20

Ich hatte Ellen zu ihrer Warum-Frage schon ein paar Zeilen geschrieben, denke aber, dass man das auch mal öffentlich machen kann. Im Grunde steckt doch gar nicht so viel dahinter. Der ganze Quatsch beruht auf ähnlichen unterbewussten Klischees, wie die gängigen Denkmuster zur Ausländer-Problematik. Die dabei mitmachenden Männer wollen oft nur nicht als Machos erscheinen, sondern als "Gentleman", weil sie Angst um ihr Image haben. Eigentlich müssten sie es besser wissen. Bei diesen Männern dürfte also wenig echte Überzeugung dahinter stecken, eher eben eine Art PR-Offensive, eine Medien-Postionierung als Gut-Mann. Die diesbezüglich engagierten Frauen vertreten schlicht ihre Interessen. Eine Quote, die auch nur 0,1 Prozent der Chefredakteursposten für längerhaarige "Neue Rechte", die auch Science Fiction-Filme anschauen, besetzt, würde schließlich auch mir nützen. Da hätte ich (allein deshalb schon) nichts dagegen. Scherz beiseite, das Hinterkopf-Klischee ist doch einfach, dass angeblich keine Chancengleichheit besteht, weil es in den Chefetagen die große Verschwörung der Männer gibt, die die armen, gleich ausgebildeten Frauen, mit miesen Tricks von den ihnen zustehenden Karrieremöglichkeiten abhält. Anders würde es ja bedeuten, dass die Frauen entweder nicht wollen oder es einfach nicht können (oder gar beides zusammen), was einen enormen Widerspruch zum Leitbild der modernen Power-Frau, die alles mindestens genau so gut kann, darstellt. Also, Unterdrückung, Diskriminierung muss schuld sein. Und diese scheinbare Unterdrückung muss nun also administrativ von oben gelöst werden, die offenbare Männerverschwörung durch die Quote gebrochen. Erst dann bestünde die Chancengleichheit. Das alles ist eben feministische Ideologie, die in den Mainstream eingesickert ist. Und das Denkmuster findet sich eben exakt identisch bei der Idee so genannter Migrantenquoten. Wenn die Wirklichkeit nicht dem Wunsch entspricht, muss nach linker Diktion der Wunsch der Wirklichkeit aufoktroyiert werden.

drauf und drann

4. März 2012 13:47

@ Karl Eduard, Sixty

Nee ich verwechsle nichts.

Die Babuschka konnte sich nur als Bauarbeiterin verdingen weil ihre "Firma" in keinem Wettbewerb stand.

Ob sich das nun Sozialismus, Planwirtschaft, "Gleichstellung", Quote oder wie auch immer schimpft ist völlig ohne Belang.

Wohin dieser fehlende Wettbewerb dann führte wissen wir alle.

Also mir persönlich ist auch nicht bekannt das heute russische Baufirmen mit Babuschkas den westeuropäischen Markt aufrollen. ;-)

Mandy

4. März 2012 22:39

Wir werden uns massiv für Frauenrechte einsetzen, die immer auch Menschenrechte sind. Frauen in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft, das bedeutet Gerechtigkeit und mehr Menschlichkeit. Männer haben uns die größte Finanzkrise aller Zeiten beschert, Frauen können's besser! Alles! Weil sie es wollen und weil sie von Natur aus überlegen sind.

Lautete einst im geteilten Berlin der stolzeste Satz, den eine Frau sagen konnte, "Ich bin eine Berlinerin", so lautet heute der stolzeste Satz einer deutschen Frau: "Ich bin eine Quotenfrau!"

erwalf

6. März 2012 14:47

Bin zwar etwas spät dran, aber dennoch möchte ich noch auf Fjordmans Text "Westlicher Feminismus und das Bedürfnis nach Unterwerfung" verweisen in: "Europa verteidigen", S. 123 ff., Schnellroda 2011. Las diesen Text gerade heute Morgen.

eulenfurz

7. März 2012 10:06

Dieses unzufriedene Gehetze Frauen gegen Männer gab es früher nicht, als die Geschlechter noch ihren natürlich zugedachten Rollen nachgingen.

Wenn Frauen keine Kinder mehr bekommen (können) bzw. sich ausgiebig um diese kümmern dürfen und außerdem schon aus ökonomischen Erwägungen als kapitalistische Humanressource verwertet werden müssen, sind sie gezwungen, sich die Männerwelt anzueignen.

Daß die Entweiblichung der Frau zu Minderwertigkeitskomplexen führt, ist nachvollziehbar, wenn die Frau dazu verdammt ist, es wie Äffchen den Männern gleichzutun, ohne ihm vollkommen gleich werden zu können. Verfangen in dieser ideologischen Sackgasse müssen diese Männer_innen sowohl die Figur des Vaters als auch die der Mutter hassen und entwerten.

Der zweite Weg zum Ziel der Gendergleichschaltung ist die Entmannung des Mannes, des Sturzes männlicher Helden und Ideale.

Sixty

8. März 2012 15:50

"Männer haben uns die größte Finanzkrise aller Zeiten beschert, Frauen können’s besser! Alles! Weil sie es wollen und weil sie von Natur aus überlegen sind."

Sollen wir das jetzt wirklich ernstnehmen?
Das ist doch "weiblicher Sexismus" pur.

Agricola

21. März 2012 15:27

"An Liberalismus gehen die Völker zugrunde" Mehr ist dazu nicht zu sagen. Der Wahnsinn hat die westliche Welt fest im Griff!

ConservativeInTraining

11. Juli 2015 07:10

Also, wenn schon Quote, dann bitte ressortspezifisch: Politik 75/25, Reise/Modernes Leben 25/75. Interessanterweise dürften Interesse und Qualifikation für's Feuilleton hingegen etwa gleichverteilt sein. Übrigens wollte die Autokorrektur aus "gleichverteilt" "gleichgestellt" machen.

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