Eberhard Seidel ist Geschäftsführer von »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage«. Beide sind damit maßgeblich verantwortlich für die Verschleierung der Ursachen der »Jugendgewalt« in Deutschland.
Das Programm »Schule ohne Rassismus« treibt dies auf die Spitze, indem es in einem aktuellen Themenheft allen Ausländern, die sich deutschenfeindlich geben, einfach das Etikett »rechtsextrem« verpaßt. Damit wird so getan, als würde es genügen, zwischen bösen, menschenverachtenden Einstellungen und guten, pazifistischen zu unterscheiden.
Daß es so einfach nicht ist, zeigt zum einen die Realität, zum anderen ein in diesem Jahr neuaufgelegtes Buch von Farin und Seidel, das bemerkenswerterweise zuerst 1991 im Rotbuch-Verlag erschien. Krieg in den Städten heißt es und klärt in Form von Reportagen und Hintergrundanalysen über »multikulturelle Streetgangs«, »Sturmtruppen für Doitschland«, Hooligans und Autonome auf. Brisant ist vor allem das unveränderte Kapitel über ausländische Jugendgruppen. Zieht man den politisch-korrekten Sprachgebrauch ab, bleiben einige unbequeme Fakten und Schilderungen übrig. Zum Beispiel heißt es, im Berlin der 90er Jahre hätte jeder zweite Türke eine nationalistische Einstellung gehabt. In einer Kreuzberger Grundschule seien sich zudem die zehnjährigen Türken einig gewesen, was ihre zukünftige Aufgabe wäre: »Wir müssen die Deutschen töten, bevor die uns töten.« Berichtet wird auch von dem zwölfjährigen Nazim, der mit Dolch und Beil durch die Hinterhöfe Berlins zog: »Damit bringe ich Schweine um. Deutsche Schweine und Nazischweine«.
Im weiteren Verlauf schildern die Autoren, wie sich türkische Jugendliche auf die Straßenschlachten zu Hitlers 100. Geburtstag am 20. April 1989 vorbereiteten und warum die »Türkische Mädchen Armeefraktion« von den eigenen Landsleuten nur als ein »Haufen Nutten« belächelt wurde. Das Buch illustriert damit sehr anschaulich jene Lage in Deutschland, die Hans Magnus Enzensberger 1993 veranlaßte, seine Aussichten auf den Bürgerkrieg zu schreiben. Ob und wie sich die Lage seither verändert hat, läßt sich nur schwer beantworten. Zu nebulös sind die Auskünfte der Polizei, Justiz und des Statistischen Bundesamtes. Das neugeschriebene, letzte Kapitel von Farin und Seidel fügt sich nahtlos in dieses Nebelbild ein. Die zwei haben das Interesse an der Wirklichkeit verloren und verfassen ihre Beiträge jetzt so, daß ihre Posten auch weiterhin sicher sind.
Klaus Farin/Eberhard Seidel: Krieg in den Städten. Jugendgangs in Deutschland, Berlin: Archiv der Jugendkulturen 2012. 228 S., 12 €
Toni Roidl
Vor 20 Jahren hat dieses Autorenteam ein für damals wirklich hervorragend gutes Buch über die Skindhead-Jugendsubkultur veröffentlicht. Vermutlich sind sie einfach in den Denkschemata von damals stehengeblieben und einfach zu alt, um noch am Geschehen zu sein. Dass sie jetzt einen alten Titel neu auf den Markt bringen, sieht nach Alterssicherung aus.