München schaut weg

"Lichterkette e.V.", der laut Selbstdefinition "hellste Verein Deutschlands", hat mit seiner letzten Kampagne eine spektakuläre Bauchlandung gemacht.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Mit einem soge­nann­ten “social spot” woll­te man an die gol­de­nen Zei­ten vor zwan­zig Jah­ren erin­nern, als “eine hal­be Mil­li­on Mün­che­ner mit Ker­zen, Fackeln und Lam­pi­ons ein Zei­chen gegen Frem­den­hass setzten”.

O‑Ton Lich­ter­ket­te:

Es geht um eine schlich­te, aber wich­ti­ge Bot­schaft, es geht – wie damals bei der Lich­ter­ket­te – dar­um, zu reagie­ren und statt weg‑, hin­zu­schau­en: Mün­chen schaut hin!

Typi­sche, von der Sei­te ver­brei­te­te Paro­len sind:

Bei Gewalt nicht weg­se­hen! Ver­bün­de­te suchen. Und den Opfern gemein­sam hel­fen. … Gemein­sam sind wir stär­ker. Wenn Gewalt droht, soli­da­ri­sie­ren Sie sich. Len­ken Sie die Täter ab.

Wohin genau man da nun schau­en soll, zeigt also das augen­schein­lich ziem­lich auf­wen­dig pro­du­zier­te Video unter der Regie von Mar­cus H. Rosenmüller.

Die Sze­ne­rie: Ur-münch­ne­ri­sches Ambi­en­te auf der Wie­sen mit Bier, Hum­ta­ta­mu­sik, Dirndln und Trach­ten­jan­kern. Ein arg­lo­ser, schmäch­ti­ger Milch­kaf­fe­e­pig­men­tier­ter kommt des Weges und wird von zwei daher­ge­lau­fe­nen, höh­nisch lachen­den Dun­kel­blond­lin­gen grund­los ange­rem­pelt, was er mit ein­wand­frei­em Bay­risch (“Sog amol, spinnst du?)” quit­tiert. Stol­pernd lan­den sei­ne Pratzn auf der Schul­ter einer Brü­nett­ge­lock­ten, die gleich meint, sie wer­de ange­grapscht. Alles ent­schul­di­gen hilft nichts, der Freund der beläs­tig­ten Frau, ein hünen­haf­ter Schlä­ger­typ mit wei­ßem Hemd und Kür­zest­haar, packt den Täter am Kra­wattl: Der Neger muß aufs Maul kriegen!

Soweit aus dem pral­len All­tags­le­ben gegrif­fen, doch dann: als der Bru­ta­lo zum Schlag aus­holt, saust die Kame­ra wie von einer Alarm­si­re­ne getrie­ben über Mün­che­ner Stock und Stein, um an allen Ecken und Enden der Stadt wie vom Don­ner­schlag gerühr­te, jäh “hin­schau­en­de” Men­schen auf­zu­sam­meln: von der Mut­ter zum Klein­kind, von der Kell­ne­rin bis zur Tai-Chi-Grup­pe im Eng­li­schen Gar­ten, vom Ober­bür­ger­meis­ter Ude im Büro­ses­sel bis zur Gara­gen­band, von der Gemü­se­frau bis zur Leh­re­rin, vom Poli­zis­ten bis zum Sur­fer, vom Pfar­rer (mit­ten in der Trau­ungs­ze­re­mo­nie) bis zum Maschi­nen­ar­bei­ter, vom U‑Bahn-Rei­sen­den bis zum Talk­show-Mode­ra­tor, vom Tou­ris­ten bis zur stei­ner­nen Bava­ria selbst läßt ganz Mün­chen alles ste­hen und lie­gen, um sich wie ein Mann gegen den ras­sis­ti­schen Frev­ler zu erheben.

Ehe die­ser dann sei­ne vor Haß zit­tern­de Faust ent­si­chern kann, steht plötz­lich die ver­sam­mel­te, vor “Zivil­cou­ra­ge” aus allen Näh­ten plat­zen­de Volks­ge­mein­schaft vor ihm wie ein eher­ner Block, mit ver­schränk­ten Armen und vor­wurfs­vol­len, fins­ter­erns­ten Mie­nen. In der ers­ten Rei­he übri­gens aus­schließ­lich Frau­en zwi­schen drei­ßig und vier­zig plus ein beson­ders expo­niert ins Bild gerück­ter Pries­ter. 99% der ver­sam­mel­ten Köp­fe sind weiß­wurst­far­ben und blond wie Sem­meln. “Migran­ti­sche” Gesich­ter muß man in der Men­ge mit der Lupe suchen; in den Nah­auf­nah­men sind sie gar nicht vertreten.

Nein, ich habe das alles nicht erfun­den. Oder viel­leicht doch, falls die Macher des Meis­ter­werks auf die­sem Blog mit­le­sen und Spaß an Sati­re haben. Im Febru­ar letz­ten Jah­res hat­te ich näm­lich ange­sichts einer als Staats­akt getarn­ten Schwar­zen Mes­se (sie­he hier, hier und hier) ähn­li­che Visionen:

Deutsch­land, 23. Febru­ar 2012, Punkt 12 Uhr. Wäh­rend die Kir­chen­glo­cken die Mit­tags­stun­de ein­schla­gen, erhe­ben sich die Men­schen in Deutsch­land, von der Water­kant bis zu den Alpen, vom Rhein bis an die Oder von ihren Sitz- und Steh­plät­zen, hal­ten inne in ihrem Tun und Wer­ken, in ihren Gedan­ken, Wor­ten und Taten, schlie­ßen sich besin­nend die Augen oder wen­den sie gen Himmel.

Putz­frau putzt nicht mehr, Ver­käu­fe­rin ver­kauft nicht mehr, Kin­der­gärt­ne­rin kin­der­gärt­nert nicht; Rauch­fang­keh­rer rauch­fang­kehrt nicht mehr, Bäcker bäckt nicht mehr, Pfar­rer pfarrt nicht mehr, Bau­ar­bei­ter baut nicht, Leh­rer lehrt nicht. Lan­des­weit klap­pen Schul­klas­sen behut­sam ihre Rechen­hef­te und Lese­bü­cher zu, erhe­ben sich von den Sitz­bän­ken und ver­har­ren in schwei­gen­der Andacht. Die Preß­luft­häm­mer und die Moto­ren der Bus­se ste­hen still.

Die Säge ver­harrt auf hal­bem Wege im Holz, der Span in der Luft. Der Kaf­fee­be­cher in der Hand des Zei­tungs­re­dak­teurs stockt kurz vor der sonst so zynisch-kes­sen Lip­pe. Die Hand des Paket­aus­trä­gers, des­sen gespitz­ter Fin­ger sich der Tür­klin­gel nähert, erstarrt jäh, als die Mit­tags­glo­cke ihr „Gedenk O Mensch“ erklin­gen läßt.  Der Sezes­sio­nist, der gera­de ein Buch über Mas­sen­wahn und kol­lek­ti­ve Psy­cho­sen liest, hält inne in sei­ner fri­vo­len Lek­tü­re. Der Nah­ver­kehr der gro­ßen Städ­te ruht, als hiel­te auch er den Atem an vor Erschüt­te­rung und Trau­er, Betrof­fen­heit und Empö­rung. Jedes ein­zel­ne ange­hal­te­ne Rad und Zahn­rad schreit es zum Him­mel: Nie wieder!

Es gibt heu­te ein­fach kei­nen Kitsch mehr, vor dem die ein­schlä­gi­gen Pro­pa­gan­dis­ten zurück­schre­cken wür­den. Wie soll man da noch Sati­ren schrei­ben? Pro­duk­te wie der “Lichterketten”-Spot sind das zeit­ge­nös­si­sche Äqui­va­lent zum “sozia­lis­ti­schen Realismus”.

Immer­hin zeich­net sich ab, daß immer weni­ger Leu­te dar­auf her­ein­fal­len: es ver­ging kaum ein Monat, ehe sich die Macher des Vide­os gezwun­gen sahen, die Kom­men­tar­funk­ti­on auf ihrem You­tube-Kanal zu deak­ti­vie­ren: die Anzahl der nega­ti­ven und sar­kas­ti­schen Kom­men­ta­re war offen­bar so hoch, daß ihnen die Sache all­mäh­lich pein­lich wur­de. Das kön­nen natür­lich nur alles “Rechts­extre­me” und “isla­mo­pho­be” Fins­ter­lin­ge gewe­sen sein!

Unser Spot zeigt die Visi­on einer Stadt­ge­sell­schaft, die bei gewalt­tä­ti­gen Über­grif­fen hin‑, nicht weg­schaut. Nach einem Hin­weis in einem ein­schlä­gi­gen Inter­net­fo­rum lesen wir hier Kom­men­ta­re, die dem Spot Ein­sei­tig­keit vor­wer­fen. Sie wären dann gerecht­fer­tigt, wenn es in Deutsch­land kei­ne Gewalt mehr gegen Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund gäbe.

Wahr­schein­lich gänz­lich unbe­merkt von den “hel­len” Köpf­chen der Macher ist das eine ent­lar­ven­de und wider­sprüch­li­che Stel­lung­nah­me. Sie soll­ten ihren Slo­gan wohl lie­ber in “Selek­tiv hin­schau­en!” umän­dern. Gin­ge es pri­mär um Gewalt: war­um sor­gen sich die Akti­vis­ten der “Lich­ter­ket­te” dann so exklu­siv um “Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund” und nicht um alle Opfer “gewalt­tä­ti­ger Über­grif­fe”? Gera­de, wenn der Fall “Gewalt gegen Deut­sche” heu­te viel häu­fi­ger auf­tritt? War­um recht­fer­tigt “Gewalt gegen Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund”, daß man über Gewalt gegen Men­schen “ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund” schwei­ge und sie unver­hält­nis­mä­ßig rela­ti­vie­re? War­um haben die einen Lich­ter­ket­ten ver­dient, die ande­ren aber nicht?

Es ist ja nicht gera­de so, daß es dies­be­züg­lich in Mün­chen nichts zu sehen gäbe. Lan­des­weit Schlag­zei­len mach­te der Fall des 76jährigen Rent­ners, der von “Jugend­li­chen” als “Scheiß­deut­scher” beschimpft und ver­prü­gelt wur­de.  Aber das ist bei wei­tem nicht der ein­zi­ge Vor­fall. Die Inter­net­sei­te deutscheopfer.de lis­tet für 2012 unter ande­rem auf:

18-Jäh­ri­ger lebens­ge­fähr­lich ver­letzt, min­des­tens einer der drei Täter Süd­län­der… Afri­ka­ner belei­digt 18-Jäh­ri­gen mit „Du Scheiß-Nazi“ , danach wird der Belei­dig­te zusam­men­ge­schla­gen… Tür­ki­scher Seri­en­ver­ge­wal­ti­ger fest­ge­nom­men… Ser­be schlägt 34-Jäh­ri­gen bewußt­los.… Thai­box-Welt­meis­ter Besim Kaba­shi wegen Wiesn-Schlä­ge­rei vor Gericht… Aus­län­di­sche Jugend­li­che gehen auf Deut­sche los…

Hier ist offen­bar Weg­schau­en gebo­ten, denn sonst wür­de deut­lich wer­den, daß es sich hier nicht um “Ein­zel­fäl­le”, son­dern längst um ein struk­tu­rel­les Pro­blem handelt.

Das Lich­ter­ket­ten­film­chen ist also ähn­lich schmäh­lich abge­sof­fen und an der Rea­li­tät geschei­tert, wie die unsäg­li­che “Kony 2012”-Kampagne vor einem Jahr (erin­nert sich noch jemand?), die nach einem raschen vira­len Boom ins Nichts abstürz­te.  In bei­den Fäl­len ist aller­dings die Psy­cho­lo­gie inter­es­sant, die sich in den Vide­os aus­drückt. Sie appel­lie­ren an Gefüh­le, die man in den USA nach einem popu­lä­ren sati­ri­schen Blog iro­nisch in die Spar­te “stuff white peo­p­le like” ein­reiht.

Der wei­ße, west­li­che Links­li­be­ra­le sieht sich eben gern in der Rol­le des Pries­ters und Mis­sio­nars uni­ver­sa­ler Wer­te, und des gene­rö­sen Ret­ters und Beschüt­zers ärme­rer, schwä­che­rer, unter­drück­ter, unter­pri­vi­le­gier­ter, “dis­kri­mi­nier­ter” far­bi­ger Men­schen. Er berauscht sich an sei­nem eige­nem Edel­mut und – auf Neu­deutsch gesagt – “Gut­men­schen­tum”, wie man auch an den häu­fig so satt-selbst­zu­frie­de­nen Schafs­ge­sich­tern sehen kann, die die “Lich­ter­ket­ten” bevöl­kern und denen auf der Stirn geschrie­ben steht, wie gern sie für ihre guten Absich­ten prä­miert wer­den wollen.

Der bra­ve Links­li­be­ra­le merkt nicht, daß in sei­nem gan­zen ange­schwol­le­nen Huma­ni­ta­ris­mus auch ein gutes Stück Her­ab­las­sung steckt, daß sein “white guilt”-Syndrom als Kehr­sei­te immer noch den ins­ge­hei­men Stolz des “white man’s bur­den” in sich trägt. Sei­ne Wert­vor­stel­lun­gen und Selbst­bil­der sind der­art in bequem ver­füg­ba­re Instant-Kli­schees ein­ge­fro­ren, daß am Ende das genaue Gegen­teil sei­ner Absich­ten her­aus­kommt: “Zivil­cou­ra­ge” heißt dann, wie das Video zeigt, Arm in Arm mit einem Mas­sen­bull­do­zer zu mar­schie­ren, und “Hin­se­hen”, die Augen eben dort zu ver­schlie­ßen, wo heu­te wirk­lich der Mut des Ein­zel­nen gefor­dert wäre. Sein “Huma­nis­mus” ist ein geteil­ter, der höher- und min­der­wer­ti­ge Opfer unter­schei­det, dies aber nicht offen zugibt. Es ist genau die­se fei­ge und ver­lo­ge­ne Heu­che­lei, die aus dem “Gut­men­schen” eine so ver­ächt­li­che Figur macht: hin­ter dem Schafs­ge­sicht lau­ert oft eine Nie­der­tracht, die umso schlim­mer ist, als sie sich selbst nicht erken­nen kann und will.

Aber dies ist wohl psy­cho­lo­gisch gese­hen nicht alles, was die­sen Typus umtreibt. Es geht ihm viel­leicht auch dar­um, sich die Illu­si­on einer Macht­po­si­ti­on zu erhal­ten, die er längst ver­lo­ren hat. Er lebt letzt­lich in dem nai­ven und ihm wohl kaum bewuß­ten Glau­ben, daß er und sei­ne eth­nisch-kul­tu­rel­le Grup­pe, die er stän­dig ver­rät und denun­ziert, eben doch noch fest im Sat­tel sitzt. Denn trotz sei­nes gan­zen Gejam­mers genießt er ja wei­ter­hin ihre “Pri­vi­le­gi­en” und beißt stän­dig die Hand, die ihn füt­tert, wofür er auch noch gestrei­chelt wird.

Gera­de­zu belus­ti­gend an dem “München”-Video ist, wie kern­deutsch und durch­aus nicht “bunt” das Volk ist, das da geschlos­sen auf­steht, um dem schwar­zen Schaf das Hand­werk zu legen. Was man hier sieht, ist in der Tat eine klas­sen­über­grei­fen­de “Volks­ge­mein­schaft” par excel­lence, mögen die Macher dafür auch ande­re Wor­te finden.

Ange­führt von einem Pries­ter wird der zivil­re­li­giö­se Cha­rak­ter der Bot­schaft unter­stri­chen: was hier zu sehen ist, ist im Grun­de ein Ritu­al eines pseu­do­re­li­giö­sen Glau­bens, dem mit Fak­ten kaum bei­zu­kom­men ist. “Hin­se­hen” und “Zivil­cou­ra­ge” sind dann nur noch Schlag­wor­te, die Weih­rauch ver­brei­ten sol­len, aber jeg­li­chen kon­kre­ten Inhalts beraubt sind. Opi­ate aus einer Riech­fla­sche, auf der “Moral” und “Wider­stand” nur mehr draufstehen.

Die Wirk­lich­keit wird auf den Kopf gestellt: in der vor­ders­ten Front des zivil­cou­ra­gier­ten Mobs ste­hen ein paar “star­ke” Frau­en, die hier also antre­ten, um einen wehr­lo­sen dun­kel­häu­ti­gen, “migran­ti­schen” Mann vor einem aggres­si­ven wei­ßen, ein­hei­mi­schen Mann zu beschüt­zen. Das ist der­art offen­kun­dig absurd, daß ich mir eine nähe­re Erläu­te­rung wohl spa­ren kann.

Eine beson­de­re Poin­te ist auch, daß die im Video gezeig­te “Volks­ge­mein­schaft” offen­bar nur über den “Anti­ras­sis­mus” zu einer enthu­si­as­ti­schen Ein­heits­be­kun­dung zu bewe­gen ist. In der Wirk­lich­keit sind die Deut­schen als Soli­dar­ge­mein­schaft zer­split­tert, haben nur mehr ein gerin­ges Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl, und wür­den im Fal­le einer Gewalt­an­dro­hung nicht ein­mal (oder: gera­de) für einen der ihren der­art ent­schlos­sen zusam­men­ste­hen, was indes­sen für ande­re eth­ni­sche Grup­pen der Nor­mal­fall ist.

Wie man leicht sehen kann, geht es in dem Spot nicht eigent­lich um “Gewalt”, son­dern um “Ras­sis­mus”: wür­den Täter und Opfer die Rol­len tau­schen, wäre die Bot­schaft “faschis­tisch”, wären bei­de Aus­län­der oder bei­de Deut­sche, wäre sein gan­zes Pathos witz­los. Nichts scheint nun nach dem Wunsch­bild der Macher so wich­tig zu sein, wie der Ein­satz für das summum bonum des “Anti­ras­sis­mus”, für das man pron­to alles, aber auch wirk­lich alles ste­hen und lie­gen las­sen muß. Das folgt den Dog­men der auch von Mer­kel immer wie­der ver­kün­de­ten “Glo­ba­lis­mus­re­li­gi­on” (“Ideo­lo­gie” ist wohl noch zu schwach aus­ge­drückt), die das Dach einer post­na­tio­na­len-natio­na­len Ein­heit und qua­si “tota­len Mobil­ma­chung” bil­den soll.

Mer­kel etwa im Febru­ar 2012:

Der Kampf gegen Vor­ur­tei­le, Ver­ach­tung und Aus­gren­zung muss täg­lich geführt wer­den – in Eltern­häu­sern, in der Nach­bar­schaft, in Schu­len, Kul­tur- und Frei­zeit­ein­rich­tun­gen, in reli­giö­sen Gemein­den, in Betrieben.

In die­sem Lich­te ist auch Joa­chim Gaucks hon­ecke­res­ke Weih­nachts­an­spra­che zu sehen, in der das­sel­be Bild wie in dem “Mün­chen schaut hin”-Video beschwo­ren wurde:

Sor­ge berei­tet uns auch die Gewalt: in U‑Bahnhöfen oder auf Stra­ßen, wo Men­schen auch des­halb ange­grif­fen wer­den, weil sie schwar­ze Haa­re und eine dunk­le Haut haben.

Der heu­te allen Groß­städ­tern ver­trau­te häu­fi­ge­re Fall, daß die Gewalt­tä­ter in den U‑Bahnhöfen eher “schwar­ze Haa­re und eine dunk­le Haut” haben (womit neben­bei ihre Anders­ar­tig­keit auf blo­ße Äußer­lich­kei­ten redu­ziert wird), berei­tet also auch Gauck kei­ne “Sor­ge”: denn auch er spricht hier nicht im rea­len Inter­es­se der Bür­ger, son­dern im Namen der Zivil­re­li­gi­on, zu deren Glau­bens­ar­ti­keln die­se Art “Sor­ge” gehört. Und die­se Ideo­lo­gie ist im End­ef­fekt eben so gela­gert, wie das im eng­lisch­spra­chi­gen Netz ver­brei­te­te “Man­tra” ausdrückt:

Anti-racist is a code word for anti-white.

Die hyper-mora­li­sche, qua­si-sakra­le Auf­la­dung des Wor­tes “anti­ras­sis­tisch” ver­stellt den Blick auf die­sen Sach­ver­halt: es ist eben eines die­ser Gum­mi­wör­ter, wie “Mensch­heit” usw., mit denen man “betrü­gen will” und Macht­in­ter­es­sen kaschie­ren. Auch “Lich­ter­ket­te e.V.” geht es nicht pri­mär um “Gewalt” an und für sich, was in der aktu­el­len Stel­lung­nah­me ja auch indi­rekt zuge­ge­ben wird; ihre Anpran­ge­rung bezieht sich nur auf eine bestimm­te Opfer­grup­pe und dient vor allem der pro­pa­gan­dis­ti­schen, pro-mul­ti­kul­tu­ra­lis­ti­schen Aus­wer­tung, d.h. der ste­ti­gen Kolo­ni­sa­ti­ons-Arbeit dar­an, daß die Deut­schen die Kon­trol­le über die Iden­ti­tät und Ein­heit ihres Lan­des verlieren.

Was frei­lich gut getarnt wird: Das “Lichterketten”-Video zeigt ein Deutsch­land, um das man sich eth­nisch-demo­gra­phisch und kul­tu­rell (Wie sauber/christlich/urig dort alles ist! Wie flei­ßig alle arbei­ten! Wie soli­da­risch alle sind! Wie fried­lich alles ist!) kei­ne Sor­gen machen müß­te. Bekannt­lich, und das ist eine har­te Tat­sa­che, ist das Gegen­teil der Fall: auch die Mün­che­ner Weiß­würs­te wer­den bei lau­fen­der Ent­wick­lung bald in der Min­der­heit sein.

Wie anders wür­de nun die “Visi­on der Stadt­ge­sell­schaft” aus­se­hen, wenn der anti­ras­sis­ti­sche Mob von “diver­si­ty” durch­setzt wäre und ein rea­lis­ti­sche­res Abbild der eth­ni­schen Zusam­men­set­zung vie­ler Städ­te zei­gen wür­de! Ich glau­be, selbst dem über­zeug­tes­ten bra­ven Gut­men­schen wür­de hier ein wenig mul­mig zumu­te wer­den. Sobald es dar­an geht, die dif­fu­se Uto­pie, nach deren süß­li­cher Musik wir alle tan­zen und auf­mar­schie­ren sol­len, kon­kret sicht­bar zu machen, bleibt eben nur die Wahl zwi­schen Dys­to­pie und Kitsch, und letz­te­rer ist ver­rä­te­risch und unglaub­wür­dig genug, wie das Bei­spiel des “Lichterketten”-Videos zeigt.

Bil­der: Screenshots/Youtube

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (37)

Kurt Schumacher

10. Januar 2013 09:11

Mein Gott! Wenn man eine Satire auf Gutmenschen drehen wollte, könnte man kein besseres Video machen. Wie gehirngewaschen müssen diese Lichterketten-Heinis sein, um bei ihrem Propagandavideo nicht selbst laut loszulachen?!

Walter

10. Januar 2013 09:15

Lichtmesz' Texte leben vor Bildhaftigkeit! Das Lesen ist Genuss pur.
Jedes Mal ein Schmaus.

Rumpelstilzchen

10. Januar 2013 10:04

Danke Herr Lichtmesz, sie formulieren anschaulich, wofür ich oft keine Worte finde:
1.Zuerst dachte ich in meiner Naivität, es handle sich um einen Werbespott des Bayrischen Fernsehens - Wir in Bayern "da bin ich dahoam", bis dann der sympathisch aussehende Schwarze angerempelt wurde und die Sache grotesk eskalierte und ich nichts mehr verstand.
2. Auch ich hatte unlängst die Vision eines Volkes, das bei gewalttätigen Übergriffen nicht wegschaut, sondern geschlossen Flagge zeigt: nach der Ermordung von Jonny K. in Berlin, ich dachte und fühlte ganz stark, da muss doch jetzt ein Aufschrei durchs Land gehen, da muß doch was geschehen.....da muß doch ein Pfarrer, ein Bischof, eine Schauspielerin, ein Politiker, vielleicht auch ein Iman, da müssen viele Schüler mit und viele ohne Migrhigru stehen...
3."Der brave Linksliberale merkt nicht, daß in seinem angeschwollenen Humanitarismus auch ein gutes Stück Herablassung steckt".
Das ist es. Jetzt weiß ich , warum es mich so sehr stört, wenn meine brave linksliberale Bekannte betont, dass sie ihrer ausländischen Putzfrau an Weihnachten noch etwas Geld zusteckt und ein paar aussortierte Klamotten, die zum Wegwerfen zu schade sind, und das mit selbstzufriedenen Gesicht.
Und eine andere ganz stolz berichtet, daß sie zu Weihnachten Geld für einen "Stolperstein" spendet, diese tolle Aktion der Stadt gegen das Vergessen von Gewaltopfern vor 70 Jahren.
Ja, es gibt doch schon genug Stolpersteine in dieser maroden Stadt entfuhr es mir , die sollten die Stolpersteine , natürlich die kaputten Pflastersteine -eher beseitigen und man könne auch für die Opfer der gegenwärtigen Gewalt in Deutschland, etwa in Berlin spenden. Offener Mund meiner Bekannten - wen meinst du denn ? ach so, hm traurig, ja, zur falschen Zeit am falschen Ort der arme Junge.
Ich bin wohl auch zur falschen Zeit am falschen Ort.

alex

10. Januar 2013 10:36

mich wuerd so nebenbei interessieren was es mit:

"Die Kampagne eines islamophoben Bloggers hat zwar eindrücklich vor Augen geführt, wie nötig Spots wie „München schaut hin" immer noch sind."

auf sich hat - finger hoch, wer ist der schuldige?
ich bekenne mich schuldig, dass ich mich sogar international auf solchen "pfui"-blogs herumtreibe und muss dennoch bekennen, dass ich dieses schundvideo bisher nicht zu gesicht bekommen habe (kein verlust an lebensqualitaet hier).
in einem muss ich jedoch diesem koestlichen beitrag von herrn lichtmesz widersprechen: sicherlich gibt e eigentlich kein nennenswertes soldarisches gemeinschaftsgefuehl der deutschen fuereinander mehr. dennoch laesst sich immer wieder ein grosser zahlreicher schafsmob organisieren, wenn es denn gegen einen imaginiert konstruiert potenten oder auch schon verblichenen gegner (hitler, nazieees, NSU, etcetc.) geht.
also eine schimaere gegen die das schaf mit wohlig-warmen gefuehl risikofrei in den schon verwesenden wolf eintrampeln kann.
dann feiert die "zivilcourage" ihre froehlichen urstaend....

M.L.: Ich glaube, Michael Stürzenberger ist gemeint, der ja häufig in München aktiv ist.

Meyer

10. Januar 2013 10:51

Meine Damen und Herren,

es ist doch ganz einfach. Haben Sie den Abspann nicht gesehen?
BMW bin ich nie gefahren, fahre ich nicht und werde ich auch nicht fahren, ich habe Allrad. Bei Allianz wird eine Versicherung nicht verlängert werden, BR schaue ich sowieso nicht, einen seltenen Dienstwagen leihe ich auch nicht bei Sixt, sondern bei der billigeren Konkurrenz, usw., usf.
Mir wäre es peinlich, durch irgendwelche Logos oder sonstwie mit einem dieser Unternehmen in Verbindung gebracht zu werden. Es ist mir übrigens egal, ob die das kratzt.

Außerdem ist das Video so schlecht gemacht, daß es geradezu eine Aufforderung dhingehend darstellt,
1. jedem greifbaren Kakaobraunen eine grundlos zu verplätten,
2. und zwar erst dann, wenn man den linken Gnomen genug Zeit gelassen hat, sich zusammenzurotten.
3. Das wird aber nicht passieren! Feigheit ist deren Leitprinzip.

Als Anekdote: Der Einzige, den ich jemals beobachten konnte, der verhindert hat, daß ein Dunkelschokoladiger auseinander genommen wurde, war ein Bekannter. Dieser war ein ausgemachter Nationalsozialist. Aber Thai-Boxer, Kraftsportler und im Besitz eines ausgeprägten Gerechtigkeitsgefühls.

Linke sind Maden. Deswegen sind sie links. Und von madigen Unternehmen kaufe ich nichts!

Gast

10. Januar 2013 10:57

Ich habe auch einen Kommentar zu diesem Video geschrieben und ebenso wie die meisten anderen Kommentatoren auf die Heuchelei und Verlogenheit darin hingewiesen, aber alle Kommentare wurden dort gelöscht. Vor 20 Jahren bin ich selbst noch in einer solchen Lichterkette gestanden, das würde ich heute sicher nicht mehr tun und viele andere auch nicht. Diese Zeiten sind vorbei.

Es ist mir trotzdem unbegreiflich, wie realitätsblind und faktenverdrehend die Macher und Unterstützer dieses Videos sind, die niemals auch nur den Hauch eines Zweifels oder der Kritik an ihrem Glauben zulassen, das Ganze hat alle Anzeichen einer veritablen Geisteskrankheit. Wahrscheinlich spüren sie selbst, daß ihre Zeit und ihre Macht zu Ende geht, obwohl sie noch weiter auf jedes Konzert von Konstantin Wecker rennen.

Diese Analyse von Martin Lichtmesz ist zwar treffend, gut beobachtet und in sich schlüssig, wird aber diejenigen, die damit gemeint sind, nicht (mehr) erreichen. Es ist sinnlos mit diesen Leuten zu diskutieren und in ihr verschlossenes, völlig verdrehtes Weltbild einzudringen. Das ganze Bestreben sollte sein, diejenigen Menschen, die noch nicht von dieser Geisteskrankheit infiziert sind, davor zu schützen und ihnen Mut zuzusprechen. Deshalb muß es noch viel mehr solcher Artikel geben

M.L: Na, diskutieren geht nimmer!

Meyer

10. Januar 2013 11:02

Dank des Bildvergleiches auf erster Seite:

Ist das kleine Allianz-gesponserte Idiotenfilmchen (nein liebe Idioten, nicht beleidigt sein: Idiotes ist lediglich ein altgriechischer Staatsrechtsbegriff, der Euch bestens beschreibt) die Neuauflage von Kolberg? "Das Volk steht auf"?

Petra

10. Januar 2013 11:28

Ein hervorragender Artikel von Lichtmesz! Hoffentlich wird dieser Artikel vieltausendfach gelesen!

Gast

10. Januar 2013 11:55

PS: Die in dem Video gezeigten Unternehmen sind meist entweder staatliche oder halbstaatliche Einrichtungen oder von öffentlichen Aufträgen abhängige Firmen und werden von OB Ude und der grünlinken Münchner Nomenklatura unter Druck gesetzt, hier solche Machwerke zu unterstützen, ganz freiwillig geschieht das nicht, da spielen auch die von Verdi dominierten Betriebsräte in den Unternehmen eine mächtige Rolle, die dort ihre "Antirassismuspolitik" durchsetzen wollen. Geschäftsführer von Unternehmen, die sich dem verweigern wollen, geraten automatisch unter Verdacht politisch "inkorrekt" oder nicht linientreu zu sein und setzen sich der Gefahr aus, aus, irgendwann als "menschenverachtend" gebrandmarkt zu werden. Wer gegen das "Gute" ist, kann automatisch nur ein böser Mensch sein. Trotzdem gäbe es wohl noch durchaus Möglichkeiten, solches Sponsoring zu umgehen, wenn man sich dessen politischer Ausrichtung bewußt wird. Und genau diese Bewußtwerdung muß das Ziel sein.

Luise Werner

10. Januar 2013 12:03

"Es ist sinnlos mit diesen Leuten zu diskutieren." und "Diskutieren geht nimmer." - mag sein; allerdings sollte zumindest der Versuch einer Diskussion nicht verachtet werden. Es ist ja mittlerweile so, dass die linksliberale Grundhaltung derart selbstverständlich vorausgesetzt wird, dass ein Gegenhalten oft schon zum Perplex des Gegenübers führt. Diese "Erschütterung" sollte man doch jedem gönnen.
Wer Einfluss auf Kinder und Jugendliche hat, der sollte nicht darauf verzichten, über diesen abartigen Zeitgeist aufzuklären; ein schwieriger Spagat, den ich aus meiner eigenen Jugend in der DDR kenne, denn ein offenes Querulantentum wird keinesfalls goutiert, man darf froh sein, wenn es nicht geächtet wird.

Raskolnikow

10. Januar 2013 12:27

Ob nun,

rot, braun oder - "bunt": München war schon immer die "Hauptstadt der Bewegung"!

Vielleicht giebt es für diese süddeutsche Streberei eine Ursache ---- der geheimnisvolle Alpenkretinismus, den schon Guggenbühl in seinem "Hülferuf aus den Alpen" beschreibt??

„Kein frisches Lüftchen durchstreicht die Gemächer, der gräßlichste Gestank ist den Leuten ein wahrer Lebensbalsam; kein Sonnenstrahl kann sie erleuchten, da die ohnedies kleinen Fenster vor Schmutz ganz undurchsichtig und obendrein meist mit Papier verklebt sind. Die Stuben sind so feucht, das Cryptogamen an den Wänden gedeihn, dazu mit unsaubern Kleidern und was sonst noch stinkt behangen, so dass ein Gifthauch den Raum erfüllt, der mich […] mehrfach zum Erbrechen reizte. […] Nach der Geburt werden die Kinder in die Wiege eingebunden, bleiben Tage lang auf ihrem Unflath liegen; in eine Kammer eingeschlossen, ganz isoliert und sich selbst überlassen, bis die Arbeit vollbracht ist.“

Mit besorgtem Blick nach Süden,

R.

Bairischer Ureinwohner

10. Januar 2013 13:51

Lieber R.,
Gott sei Dank ist Ihr Beitrag offen als Stänkerei erkennbar, die von der anderen politischen Seite gesteuert wird.
Ich als bairischer Ureinwohner kann dazu nur sagen, dass es bei uns früher wesentlich sauberer zuging als woanders. Auf dem Lande noch dazu mehr als in den Städten. Lieber auf einem bairischen Kleinhof leben als im Schloß von Versailles. Dort war es wesentlich unhygienischer!
Auch heute ist es in Bayern übrigens meist sauberer als woanders - Städte wie München, Nürnberg, Augsburg aufgrund ihrer Verslumung explizit ausgenommen. Aber selbst da ist es aufgrund eines verbliebenen Restanstands noch sauberer als in anderen Städten vergleichbarer Größe. (Ja ich weiß, Nürnberg ist Franken und Augsburg ist Schwaben).

Citizen Kane

10. Januar 2013 15:17

Zitat ML:
"Der brave Linksliberale merkt nicht, daß in seinem ganzen angeschwollenen Humanitarismus auch ein gutes Stück Herablassung steckt, daß sein „white guilt“-Syndrom als Kehrseite immer noch den insgeheimen Stolz des „white man’s burden“ in sich trägt."
_____________________
Ich glaube Wolf Biermann hat es einmal sinngemäß so ausgedrückt.

"Bei meinen linken Freunden handelt es sich um einen spiegelbildlichen Rassismus"
Man hält die Fremden selbst insgeheim für minderwertig,
unfähig für sich selbst verantwortlich zu sein, und daher als schutzbedürftig unter die Fittiche der überlegenen Zivilisation zu nehmen.
Also MHK's Analyse des linken Denkens gepaart mit neokolonialer Überheblichkeit.

M.L.: That's it, hätte nicht gedacht, daß ich einmal mit Biermann einer Meinung sein werde.

Citizen Kane

10. Januar 2013 15:34

M.L.: That’s it, hätte nicht gedacht, daß ich einmal mit Biermann einer Meinung sein werde.
_________________
Bei manchen Linken kommt die Erkenntnis eben spät.
Wie sagte Reinhart Mey zu seiner geistigen Wende?: " Bevor ich mit den Wölfen heule......"

M.L.: Reinhard Mey ist eh ein Guter, Lieder wie "Heimatlos" sprechen für sich.

Gottfried

10. Januar 2013 16:44

"Die hyper-moralische, quasi-sakrale Aufladung des Wortes „antirassistisch“ verstellt den Blick auf diesen Sachverhalt: es ist eben eines dieser Gummiwörter, wie „Menschheit“ usw., mit denen man „betrügen will“ und Machtinteressen kaschieren."

Womöglich hat ja seinerzeit der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld mit seiner Publikation "Racism" (übersetzt und herausgegeben von Eden und Cedar Paul London; Victor Gollancz Ltd, 1938) den ersten Anstoß für die Verwendung dieses Begriffes gegeben?

M.L.: Andere meinen, der Begriff ginge auf Leo Trotzki zurück...

Wenn im Heerlager der Scheinheiligen der Humanist von seinen "Menschen" redet oder der "Menschheit" dann ist ja durchaus - schließlich ist "kein Mensch" illegal" - ein eindeutige Zuordnung gegeben, es geht um nicht weniger als sämtliche rund 7 Mrd. Artgenossen der species homo sapiens.

Da im Volke lange solche Redewendungen wie "Mensch bleiben" oder "Du Trauerkloß solltest mehr unter Menschen gehen" gang und gäbe waren und immer noch sein mögen, findet hier ein typische semantische Überlagerung zwischen unserer deutschen Muttersprache und dem Neusprech statt. Erst dieses Zusammentreffen erzeugt den Nebel.

Ganz ähnlich geschieht das auch bei dem Gegensatzpaar "anständige Demokraten und Demokratinnen" (Gerhard Schröder, sic) bzw. all jene Grundgesetzanhänger ("Alle Macht geht vom Volke aus" "... zum Wohle des deutschen Volkes"), die sich als Demokraten betrachten.

Wer wagt es schon, "menschen"verachtend zu sein, oder gar noch ein Gegner der Demokratie?
Man findet hier den Boden nicht mehr, denn der eine sucht ihn unter dem Dach, der andere blickt auf die Erde herab.

Dem Humanisten und EU-Politiker Daniel Cohn-Bendit gelang es im Rahmen der Vorbereitung des NATO-Angriffes auf den libyschen Staat, in einem kurzen Interview des ZDF gleich dreizehn Mal in kurzer Abfolge von seinen "Menschen" zu sprechen, die ihm so am Herzen lägen und denen ja letzlich dann auch der Frühling beschert worden ist:

https://www.youtube.com/watch?list=PLNiOQL22HeEMt47vVSTaSu-zpA3RaMOeZ&v=0pFALTw4lLE&feature=player_detailpage

Tronjer

10. Januar 2013 16:53

@ Luise Werner
Ich bin Anfang 30 und in meiner Generation muss man die typische linksliberale Grundhaltung eher mit der Lupe suchen !
Gut, ein Großteil kann noch nichtmal mit dem Begriff "Linksliberal" etwas anfangen oder sie dreschen, wenn auf dieses Thema angesprochen, nur irgendwelche Phrasen (linke wie rechte) aber diejenigen die politisch interessiert sind und sich mit der Lage der Nation und Europas auseinandersetzen denken beileibe nicht mehr klassisch Links-Grün, eine paar die sich für Oberschlau halten vieleicht noch aber im Großen und Ganzen gibt es viele die die Zeichen der Zeit erkannt haben !
Nur an der Re-Aktion mangelt es noch ein bisschen.........
Ja und die Erfahrung durfte ich auch schon in München machen !

Toni Roidl

10. Januar 2013 17:47

Der Humanismus der Linken ist selektiv und darum nichts wert. Super geschrieben!

Die Bild-Parallele Kolberg/Lichterketten-Spot ist Realsatire vom Feinsten!

DerAuge

10. Januar 2013 18:14

Ich hab´auch noch einen von Klonovsky:

Auch seine grüne Vergangenheit wird Deutschland dereinst aufarbeiten und bewältigen müssen.

Konservativer

10. Januar 2013 19:04

"Bei manchen Linken kommt die Erkenntnis eben spät."
@Citizen Kane

Besser spät als nie. Ich gehöre ebenfalls zu dieser wohl eher seltenen Spezies. Der Masse meiner ehemaligen Genossen dürften derartige Erkenntnisse höchstwahrscheinlich verschlossen bleiben.

F451

10. Januar 2013 19:07

Weiße Liberale sind ja nicht die einzige Zielgruppe für "White Guilt", die anderen werden wohl gerade gut vom neuen Hohepriester dieser Zivilreligion Q. Tarantino versorgt.

https://blonde-on-a-mission.tumblr.com/post/39965666309/post-racial

M.L.: Die empfinden dann aber keine "guilt".

OJ

10. Januar 2013 19:22

Schau an, "Heimatlos" von Reinhard Mey kannte ich gar nicht. Dass er dafür nicht längst ent-"kanonisiert" wurde,l wundert mich. Wo bleiben die Distanzierungen seitens Wecker, Wader und Konsorten?

Gottfried

10. Januar 2013 20:07

@ Toni Roidl

"Der Humanismus der Linken ist selektiv und darum nichts wert."

Gewiß haben diese einfältigen Pharisäer, die ihre "Vielfalt" so schätzen, zwar grundsätzlich ihre ganze "Mensch"heit lieb, unterscheiden (lat. "discriminare") jedoch dabei schon aufgrund der Weißen Schuld ("white guilt") zwischen Opfergruppen/Völkern und Tätergruppen/Völkern (Indogermanen, Männer, gegengeschlechtlich Orientierte, Christen, Nichthumanisten).
Man könnte somit - unter dem allgemein herrschenden Diktat des Unterscheidungsverbotes - von einer elitären Unterscheidungsmonopolstellung (Diskriminierungsprivileg) der herrschenden humanistischen Klasse sprechen.

Muß hier aber ergänzen, daß ich generell meine allerernstesten Bedenken habe, ob - sei dieser nun links oder nicht - der universalistisch/idealistisch bestimmte Humanismus ein sooo sinnvolles Konstrukt denn überhaupt ist.
Meine Vorstellung von Politik ist geprägt durch die Vertretung eines Eigeninteresses ("zum Wohle des deutschen Volkes").

Um es weiter zu konkretisieren: Wenn wir hier in Deutschland eine Souveränität besäßen und eine sorgsame Bewachung der Bürgerrechte durch den Staat genössen, die dann höchstinstanzlich wären, also "Menschen"rechtsangriffe fremder Mächte auf unseren freiheitlichen Staat rechtlich verunmöglichten, wären wir m.E. ein paar tausend Kilometer weiter.

jak

10. Januar 2013 20:13

Dieses Video ist verstörend. Ich hatte es schon vorher einmal gesehen und meine Reaktion war damals die gleiche. Ja, irgendwie ist es Brd-Realsatire. Für gewöhnlich sehe ich solchen perfiden Ideologiedreck mit sarkastischer Gleichgültigkeit. Aber hier ist es schlimmer. Ich spüre wie sich meine Eingeweide zusammenkrampfen. Jemand weiter oben hat zutreffend von Gesteskrankheit gesprochen. Und die Geisterfahrer, die dieses Filmchen zu verantworten haben, sitzen überall in den Chefsesseln und wirtschaften unser Land herunter. Verstörend.

Asenkrieger

10. Januar 2013 21:40

In dem Film "Kolberg" ging es um den Widerstand gegen eine ausländische Invasion. Die deutschen Bürger hatten sich hier wie ein Mann zusammengetan und - gekämpft.

"Kolberg" hat es tatsächlich gegeben, "München" ist jedoch eine Fiktion, die es nie geben wird. Arbeiten wir daran!

Martin

10. Januar 2013 22:15

Der Bildvergleich auf Seite 2 ist fein. Besser kann man diesen Leuten nicht zwischen die Beine treten ...

godeysen

10. Januar 2013 22:47

Das Groteske ist doch: Die propagierte Zivilcourage und der Aufstand der Anständigen gegen Gewalt ist in Wirklichkeit unerwünscht - in der deutschen Großstadtwirklichkeit mit Alltagsgewalt, die überwiegend von Tätern mit "Migrationshintergrund" ausgeht. Wer da genau hinschaut, die Daten, die kulturellen Zusammenhänge etc. beim Namen nennt und sich vielleicht sogar einmischt, ist Persona non grata.
Ude, Berben und Konsorten schauen eben absichtlich WEG, wo Hinschauen geboten wäre: auf die traurige multikulturelle Realität in Deutschland.

Diese Ablenkungsmanöver von der Realität durch das Anleuchten von Nebenkriegsschauplätzen erinnern mich immer an das Herumreiten auf der Gefährlichkeit von Marihuana - während jährlich Zigtausende durch Tabak und Alkohol sterben.

Enttäuschend ist für mich auch der offenbar wachsweiche Opportunismus des Marcus Rosenmüller, den ich nach "Wer früher stirbt, ist länger tot" für einen originellen, eigenständigen Charakter hielt.

Karolus

10. Januar 2013 23:18

@ASENKRIEGER: "Kolberg" hat es gegeben - aber nur als Film unter Goebbels' Aufsicht. Mit dem historischen Verlauf der Ereignisse in und um Kolberg hat der Film nicht viel zu tun.

karlmartell

11. Januar 2013 00:03

Die Lady in dem weissen Trenchcoat ist doch die bekannte deutsche Schauspielerin, Iris Berben.
Auch Amelie Fried, die Schriftstellerin und einstige Schülerin der Odenwaldschule ist dabei.

Zitat:
Der Erfolgsregisseur Marcus H. Rosenmüller („Wer früher stirbt, ist länger tot“) hat für den gemeinnützigen Verein Lichterkette e. V. den Social Spot „München schaut hin!“ gedreht. Ein Spot, für den sich alle Beteiligten ohne Gage engagieren. Nicht nur Marcus H. Rosenmüller und seine Produktionsfirma arbeiten ehrenamtlich. Gekommen sind unter anderem auch Iris Berben, Doris Dörrie, Amelie Fried, Axel Hacke – und die SWM. Um ein Zeichen für Zivilcourage zu setzen. Zitatende.

https://www.swm.de/privatkunden/unternehmen/engagement/bildung-soziales/film-lichterkette.html

Wenn es denn gestattet ist, das zu erwähnen. Wenn nicht, darf mein Hinweis auch gelöscht werden, wie es hier schon öfter der Fall war.

Marcus Junge

11. Januar 2013 03:01

Karolus

Hat ja auch nie einer an den Spielfilm Kolberg, das Prädikat "Dokumödie" oder gar Dokumentation gehängt. Das findet man doch eher in der Nachwendezeit, Guido K. vom ZDF sei Dank.
Mal davon abgesehen, der Film ist ein sehenswertes Monumentalwerk und um Längen besser, als 99% der Machwerke, die die BRD-Filmförderung so verbricht. Man nehme nur Inglourious Basterds als Beispiel. Und wenn man dann Werke aus Hollywood oder von den Sowjets nimmt, da braucht sich Kolberg weder zu verstecken, noch braucht man sich für den Film zu schämen. Der ganze Popanz um Kolberg und andere Filme die von 1933-45 gedreht wurden, ist einfach nur lächerlich.

F451

11. Januar 2013 08:55

@M.L
Das stimmt natürlich, da habe ich mich etwas falsch ausgdrückt. Die eine Zielgruppe soll mit Schuld, die andere mit ethnischer Aggression das Kino verlassen. Aber auf jeden Fall geschickt inszeniert, wie bei I.B. oder Machete von seinem Busenfreund Rodriguez.

Toni Roidl

11. Januar 2013 09:35

Man könnte es also auf die Formel bringen:

Antirassismus ist ein Codewort für anti-weiß.

M.L.: Das "Mantra" klingt auf Deutsch halt ein bißchen holprig.

eulenfurz

11. Januar 2013 10:13

Es ist nun aber trotzdem beileibe nicht so, daß die 95 % Propagandakonsumenten (auf allen Kanälen läuft eine analoge Realitätsverzerrung) auch tatsächlich soviel Migrantengewalt an der eigenen Person erleben, wie sie "rechte Gewalt" im Fernseher sehen. Ihre Wahrnehmung ist also immer noch davon geprägt, daß "rechte Gewalt" en masse auftritt, Migrantengewalt jedoch bestenfalls aus Einzelfällen besteht.

Natürlich ist das eine Wahrnehmungsstörung, aber keine andere Aufgabe haben die Propagandakanäle, als die Masse im Sinne der Obrigkeit zu dressieren.

MCPH1

11. Januar 2013 10:59

Ein hervorragender Artikel.
In dem Spot ist ein weiterer Archetyp des Antirassismus enthalten. Der schwarze Mann der unabsichtlich mit einer weißen Frau kollidiert (im woertlichen Sinne wie dargestellt oder im uebertragenen Sinne) woraufhin sich beim weißen Mann der irrationale Rassismus Bahn bricht, und er seinen gewalttaetigen Charakter zeigt. Aehnlich wie in "to kill an mockingbird". Dieses Bild ist Bestandteil des antirassistischen Katechismus, die gewollte Reaktion ist dass junge Frauen denken die Gesellschaft habe ihnen beigebracht schwarze Maenner seien gefaehrlich, tatsaehlich sei aber das Gegenteil der Fall. Siehe das Video https://www.youtube.com/watch?v=TBRwiuJ8K7w.
Angesichts der FBI Vergwaltigungsstatiskne koennte die Annahme nicht falscher sein...https://jewamongyou.wordpress.com/2012/03/15/a-black-answer-to-black-on-white-rape-statistics/ (in dem blog eintrag wird allerdings auch auf eine kritik an der interpretation der zahlen eingegangen)

@F451
Auf der Seite von American Renaissance findet sich eine Sammlung von Tweets, in denen "African Americans" bekanntgeben, wie sehr der Film ihre Lust verstaerkt hat, weiße Leute umzubringen.

https://www.amren.com/news/2013/01/moviegoer-seeing-django-reignited-my-desire-to-kill-white-people/

M.L.: Danke für die Verweise, aber bitte in Zukunft so (augen-)freundlich zu sein, Groß/Kleinschreibung und Interpunktion zu verwenden.

Biobrother

11. Januar 2013 12:03

Na ja, so außergewöhnlich finde das Video nun auch wieder nicht, die Ablehnung von Rassismus finde ich durchaus gut, es ist halt nur gewohnt einäugig und verteilt die Bringschuld in fragwürdiger Weise. Das logische Grundprinzip, dass Einwanderer in ein fremdes Land selber die Bringschuld haben, sich von sich aus um Integration und ein konfliktfreies Zusammenleben mit der angestammten Bevölkerung zu bemühen, und die Tatsache, dass etwaige Vorbehalte gegen Zugezogene oder Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund beim Normalbürger aus real existierenden Integrationsproblemen (und eben nicht aus einer zu bekämpfenden rassistischen Grundhaltung) resultieren, blendet das Video aus. Würde man diese Probleme verstärkt angehen, hätte man vermutlich viel mehr gegen Ausländerfeindlichkeit getan (könnte sich dann aber nicht mehr so edel fühlen).

Übrigens gibt es auch schon staatlich geförderte (siehe Videoende) Filme, die unser Verständnis für die islamische Scharia (oder eine "Light-Version" selbiger) vergrößern wollen, offenbar auch als gelungener Integrationsversuch gedacht. Auch wenn in dem Video ein paar liberale Vorzeigemuslime Sinnvolles sagen, insgesamt von der Stoßrichtung her doch etwas befremdlich.

Scharia - Was ist das?

https://www.youtube.com/watch?v=p1Ga4W4xoB4

G.W.

11. Januar 2013 12:21

@F451 und Marcus Junge

Ich habe zwar Django Unchained noch nicht gesichtet, hier muss ich aber Tarantino vor ihnen erst mal in Schutz nehmen. Nach Sichtung des Trailers und mancher Rezensionen hätte man bei den Basterds auch auf die Idee kommen können, es handle sich um eine antigermanische Rachefantasie für Juden im Gewand eines postmodernen Propagandafilmchens. Das Endergebnis war da dann doch ein bisschen ausgeglichener und interessanter, ja geradezu vorteilhaft aus deutsche Sicht. Frei nach dem Motto: Psychopathen aller Länder vereinigt euch und spielt ein bisschen Krieg.

Diese "subversive" Interpretation wurde im Übrigen von Lichtmesz hier auf diesem Blog schon vor einiger Zeit vorgebracht. Vielleicht läuft es bei Django ähnlich. Mal abwarten...


M.L.: Ich fürchte, daß das diesmal nicht der Fall ist, "Django Unchained" ist ziemlich sicher genau die widerliche Nummer, als die er erscheint. Feel the post-racial love!

Gottfried

11. Januar 2013 12:22

@ Biobrother

"die Ablehnung von Rassismus finde ich durchaus gut"

Mich interessierte es dann zunächst einmal sehr, wie Sie die beiden Begriffe "Rasse" und den sich daraus ableitenden "Rassismus" definieren.

Zwei Informationen möchte ich hier gerne noch beifügen:

I) Die Hirnforscher in den VSA haben gezeigt, daß der Mandelkern (Amagdyla) bei Versuchspersonen signifikant negativ reagiert, wenn diesen Photographien von Angehörigen anderer Rassen vorgelegt werden. Die Körperreaktionen ähneln denen, die sich beim Anblick z.B. eine Schlange, einer Spinne oder bei Drohung von Gefährdungen im Straßenverkehr abspielen.

II) Zur Etymologie von "racism": Im Jahre wurde das Buch "Racism" des Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschfeld herausgegeben.
(übersetzt und herausgegeben von Eden und Cedar Paul London; Victor Gollancz Ltd, 1938)
Eine noch frühere Verwendung des Begriffes "Rassismus" ist mir zumindest nicht bekannt.

Martin Lichtmesz

11. Januar 2013 14:11

Da nichts wesentlich Neues mehr kommt, Diskussion geschlossen. Dank an alle Teilnehmer!

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.