Die Rituale der globalistischen Religion

Auf der Netzseite der Jungen Freiheit kommentierte Herbert Ammon kritisch den "Staatsakt für die Opfer der Zwickauer Zelle",...

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

den ich gründ­lich ana­ly­siert habe. Hier habe vor allem eine pseu­do­re­li­giö­se Beschwö­rung der “glo­ba­li­sier­ten, mul­ti­eth­nisch-mul­ti­kul­tu­rel­len Zukunft Euro­pas” stattgefunden.

Bis­her unbe­kannt war mir, daß am Ende der Ver­an­stal­tung auch noch John Len­nons Hym­ne “Ima­gi­ne” gespielt wur­de. Das ist aller­dings auf­schluß­reich. Nichts gegen John Len­non, aber im Zusam­men­hang mit einer sol­chen Ver­an­stal­tung ist das natür­lich ein auf­fäl­lig kit­schi­ger Akzent. Aller­dings ein nicht unpas­send gewähl­ter, denn der Song ist inhalt­lich, wie Len­non ein­mal sel­ber sinn­ge­mäß sag­te, knall­har­ter Bol­sche­wis­mus “mit Zucker­guß”. Der Text dazu for­dert die Abschaf­fung von Reli­gio­nen, Natio­nen und Besitz­tü­mern, damit eine Welt erste­he, die sich alle Men­schen brü­der­lich und in Frie­den teilen:

Ima­gi­ne there’s no countries
It isn’t hard to do
Not­hing to kill or die for
And no reli­gi­on too
Ima­gi­ne all the peo­p­le living life in peace

Ima­gi­ne no possessions
I won­der if you can
No need for greed or hunger
A brot­her­hood of man
Ima­gi­ne all the peo­p­le sha­ring all the world

You, you may say
I’m a drea­mer, but I’m not the only one
I hope some day you’ll join us
And the world will be as one

Mit ande­ren Wor­ten ist das Lied eine durch­aus pas­sen­de Kir­chen­mu­sik, um die Ideo­lo­gie der “One World” (ger­ne ver­sinn­bild­licht durch bun­te Männ­chen, die sich quer über den Glo­bus die Hän­de rei­chen) zu ver­brä­men. Man soll­te nicht ver­ges­sen, daß die “bun­te Repu­blik” ja ledig­lich ein Durch­gangs­sta­di­um zu einer “bun­ten Welt” sein soll. Es gilt im Auge zu behal­ten, daß sich die­se Ideo­lo­gie, die heu­te unter ver­schie­de­nen Schlag­wor­ten auf­taucht, immer mehr zum ein­zi­gen und unhin­ter­frag­ba­ren Leit­stern jeg­li­cher poli­ti­scher Ziel­set­zung erklärt.

Das der­zeit gül­ti­ge (und bald wohl allein­gül­ti­ge) poli­ti­sche Voka­bu­lar dreht sich heu­te aus­schließ­lich um die Codie­rung, Ver­schlag­wor­tung, Sen­ti­men­ta­li­sie­rung und Ver­nied­li­chung die­ser glo­ba­lis­tisch-uto­pi­schen Zie­le. Die­se Spra­che, die in ers­ter Linie eine Verschleierungs‑, Ver­an­ke­rungs- und Sug­ges­ti­ons­spra­che ist, ergießt sich wie eine ver­kleis­tern­de Flut kleb­ri­gen Breis in den öffent­li­chen Raum.  Ihre Wirk­sam­keit erkennt man dar­an, daß sie sich qua­si selbst­stän­dig gemacht hat und von jeder­mann mit Leich­tig­keit und auf Abruf bedient wer­den kann. Der Auf­ruf der Deut­schen Arbeit­ge­ber­ver­bän­de zur lan­des­wei­ten Schwei­ge­mi­nu­te und die Gedenk­re­de Mer­kels könn­ten von ein und dem­sel­ben Ver­fas­ser stam­men. Die­se Spra­che kann in einer infan­ti­li­sie­ren­den wie in einer intel­lek­tu­el­len Fas­sung daher­kom­men – ihr Sinn bleibt immer derselbe.

Und der besteht eben, auf den Punkt gebracht, in der Abschaf­fung des Natio­nal­staa­ten und der (ideel­len, wie im End­ef­fekt auch bio­lo­gi­schen) Besei­ti­gung der sie tra­gen­den Völ­ker. Dazu wer­den zwei Stra­te­gien ver­wen­det: die eine besagt, daß Völ­ker und Kul­tu­ren ledig­lich “Kon­struk­te” sei­en, die kei­ne authen­ti­sche Sub­stanz besä­ßen (vor allem die eige­nen); die ande­re besteht im Import und der För­de­rung frem­der Völ­ker und Kul­tu­ren, deren zah­len­mä­ßig wach­sen­de Anwe­sen­heit den Selbst­be­wah­rungs- und Selbst­be­haup­tungs­an­spruch der Ansäs­si­gen in Fra­ge stel­len, rela­ti­vie­ren und zurück­drän­gen soll.

Wenn dann in die­sen Zusam­men­hän­gen von “Inte­gra­ti­on” die Rede ist, ist eigent­lich “Durch­mi­schung zu glei­chen Tei­len” gemeint. Das geht natür­lich in der Pra­xis nur schritt­wei­se, als dia­lek­ti­scher Pro­zeß. Die frem­de Kul­tur wird von den Ideo­lo­gen der “bun­ten Repu­blik” nicht um ihrer selbst wil­len geliebt, son­dern ledig­lich als “Fer­ment der Zer­set­zung” geschätzt, als Teil eines Pro­zes­ses, der wie der Dschi­had des Islam theo­re­tisch erst zum Still­stand kommt, wenn der gesam­te Glo­bus durch ihn trans­for­miert ist. Georg Paul Hef­ty in der FAZ:

Es hat lan­ge gedau­ert, bis sich die deut­sche Poli­tik und mit ihr die Gesell­schaft zur Inte­gra­ti­on der Ein­wan­de­rer bekannt haben. Damit war der gleich­na­mi­ge Pro­zess eröff­net, kei­nes­wegs jedoch abge­schlos­sen. Er wird wahr­schein­lich nie mehr abge­schlos­sen sein wer­den, das bringt die Glo­ba­li­sie­rung mit sich.

Die Beschwö­rung des brau­nen Gespens­tes dient hier der mora­li­schen Legi­ti­ma­ti­on und als Ben­zin für den Motor die­ser Pro­zeß­ma­schi­ne. Die “NSU”-Geschichte wird nun von Staat und Medi­en als Auf­fri­schung des in Deutsch­land seit fünf Jahr­zehn­ten betrie­be­nen “Vergangenheitsbewältigungs”-Komplexes benutzt, zu einer Art “Mikro­hol­o­caust” sti­li­siert, an dem zu zwei­feln wohl auch schon bald ver­däch­tig macht.  Die Gesich­ter der Uwes und der Bea­te haben genau die­sel­be Funk­ti­on wie der fik­ti­ve “Imma­nu­el Gold­stein” in Orwells Roman.

Ich möch­te an die­ser Stel­le noch ein­mal fest­hal­ten, daß ich all dies unter dem Vor­be­halt eines tief­sit­zen­den Zwei­fels schrei­be: daß der Staat in irgend­ei­ner Wei­se in die Ver­bre­chen ver­strickt ist, konn­te man sogar in der Bild-Zei­tung lesen. In wel­cher Form und war­um, das weiß noch nie­mand, und allein das macht den Staats­akt zutiefst frag­wür­dig. Und im Netz kur­sie­ren­de Fund­stü­cke wie eines, erschie­nen im Dezem­ber 2009 auf der Sei­te Turkishpress.de, sor­gen für wei­te­re Irri­ta­tio­nen. Die ent­schei­den­de Pas­sa­ge sei hier in vol­ler Län­ge zitiert:

Dem Bericht der Zei­tung „ZAMAN“ vom Okto­ber 2007 zufol­ge, hat­te das tür­ki­sche Lan­des­kri­mi­nal­amt Ihre Ermitt­lungs­er­geb­nis­se über die Döner-Mor­de an die ermit­teln­den Behör­den in Deutsch­land über­mit­telt. In der Zusam­men­fas­sung die­ses Berichts des tür­ki­schen Lan­des­kri­mi­nal­amts (KOM) an das Bun­des­kri­mi­nal­amt in Deutsch­land, sah man einen Zusam­men­hang zwi­schen den „Döner-Mor­den“ sowie dem Dro­gen­mil­lieu in Euro­pa, mit einem Fami­li­en­clan aus Diyar­bak­ir. Dem Bericht zufol­ge wur­den die 8 Opfer der „Döner-Mor­de“ zu Ver­tei­lern im Dro­gen­mil­lieu gezählt. Die Opfer sol­len zudem Schutz­gel­der an die PKK in Euro­pa und dem Fami­li­en­clan in Diyar­bak­ir gezahlt haben.

Das Lan­des­kri­mi­nal­amt in der Tür­kei hat­te damals ermit­telt, dass ein Fami­li­en­clan in Diyar­bak­ir einen Dro­gen­ring in Euro­pa auf­bau­en woll­te. Als die erhoff­ten Erlö­se aus dem Dro­gen­mil­lieu aus­blie­ben, die PKK den neu­en Ver­tei­ler­ring erpress­te, soll die Fami­lie die Mor­de beauf­tragt haben. Die Kalt­blü­tig­keit mit der die Opfer am hel­lig­ten Tage ermor­det wur­den, lie­ßen schon zuvor ver­mu­ten, das nur pro­fes­sio­nel­le Täter in Fra­ge kom­men. Das BKA und die Nürn­ber­ger Kri­po tapp­ten zunächst im dun­keln, da es kei­ne Zeu­gen und Hin­wei­se gab. Alle Mor­de wur­den dem Bericht nach, mit drei ver­schie­de­nen Pis­to­len der tsche­chi­schen Mar­ke Ces­ka (7.65mm.) began­gen. Der Bericht wur­de damals über das BKA an den Nürn­ber­ger Kri­po-Chef Wolf­gang Gei­er übermittelt.

Der Bericht der KOM ging dabei auf die 8 Opfer ein, die dem­nach Dro­gen­ver­tei­ler gewe­sen sein sol­len. Dabei soll die Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on PKK, Schutz­gel­der von den Opfern genom­men und so das Mil­lieu ver­sucht haben zu über­neh­men. Die erfolg­rei­chen Ermitt­lun­gen im Dro­gen­mil­lieu in der Tür­kei und Fest­nah­men hät­ten dem Bericht zufol­ge, die Dro­gen­ver­tei­lung sowie die Ein­nah­men der Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on seit län­ge­rer Zeit mas­siv gestört. In die­ser Pha­se habe der Fami­li­en­clan in Euro­pa Fuß fas­sen wol­len und einen neu­en Dro­gen­ring auf­ge­baut, Schutz­gel­der erpresst.

Die ermit­teln­den tür­ki­schen Behör­den gin­gen des­halb davon aus, dass dabei ein Dro­gen­krieg zwi­schen der PKK und dem Fami­li­en­clan aus­brach und die Dro­gen­ver­tei­ler in die­sem Dro­gen­krieg getö­tet wur­den. Die Ermitt­ler gaben an, dass für die Mor­de ein 5‑köpfiges Mord­kom­man­do vom Fami­li­en­clan beauf­tragt wur­de. Die Mor­de selbst wur­den immer von einem Täter die­ses Teams mit drei ver­schie­de­nen Pis­to­len der Mar­ke Ces­ka began­gen. In dem Bericht wur­den die Täter sowie der Fami­li­en­clan nament­lich auf­ge­schlüs­selt und die Nürn­ber­ger Kri­po davon unterrichtet.

Test

Wie auch immer es sich zuge­tra­gen hat: man darf auf gar kei­nen Fall glau­ben, daß die Aus­schlach­tung der Geschich­te den Sinn der “Äch­tung poli­ti­scher Gewalt” habe. Die sen­ti­men­ta­le Tün­che bei­sei­te, hat Mer­kel nichts weni­ger als ihre Sport­pa­last­re­de “gegen Rechts” gehal­ten. Aber was bedeu­tet das? Es geht hier nicht allein um rech­te oder kon­ser­va­ti­ve (denn die­se sind immer mit­ge­meint) Zei­tun­gen, Initia­ti­ven oder Par­tei­en. Es geht um eine grund­sätz­li­che Äch­tung ein­wan­de­rungs­kri­ti­scher Posi­tio­nen über­haupt.  Die Ten­denz geht deut­lich in die Rich­tung, hier kei­nen Fuß­breit Platz mehr zu las­sen, auch nicht für pie­tät­vol­le Kon­ser­va­ti­ve, die Gedenk­ver­an­stal­tun­gen an sich für ehren­wert hal­ten und sich von dem geschick­ten Cas­ting beein­dru­cken lassen.

Im Gefol­ge der “NSU”-Berichterstattung hagel­te es in allen Zei­tun­gen Kom­men­ta­re, die in den drei mut­maß­li­chen Tätern nur die Spit­ze des Eis­bergs einer immer noch durch und durch ras­sis­ti­schen, für den Nazis­mus anfäl­li­gen Gesell­schaft sehen woll­ten. Ganz Deutsch­land sei nun irgend­wie ver­ant­wort­lich für die Taten, und kön­ne nur dadurch Buße tun, daß es sich noch wei­ter der Ein­wan­de­rung “öff­net” und den Abbau des Eige­nen vor­an­treibt. Man kann dies für Wun­der­lich­kei­ten aus der “Par­al­lel­welt” man­cher Intel­lek­tu­el­ler hal­ten. Aber die­sel­be Mes­sa­ge wird nicht nur von der B.Z. unters Volk gebracht, sie wird auch von Mer­kel selbst pro­pa­giert, die ihre Unter­ta­nen zum tota­len Gedan­ken­stopp aufruft:

Der Kampf gegen Vor­ur­tei­le, Ver­ach­tung und Aus­gren­zung muss täg­lich geführt wer­den – in Eltern­häu­sern, in der Nach­bar­schaft, in Schu­len, Kul­tur- und Frei­zeit­ein­rich­tun­gen, in reli­giö­sen Gemein­den, in Betrie­ben. Über­all soll­ten wir ein fei­nes Gehör und Gespür für die klei­nen Bemer­kun­gen, die hin­ge­wor­fe­nen Sät­ze ent­wi­ckeln. So man­che Bemer­kung nimmt man schnell mal auf die leich­te Schul­ter – nach dem Mot­to: Der oder die meint das doch nicht so ernst.

Doch Into­le­ranz und Ras­sis­mus äußern sich kei­nes­wegs erst in Gewalt. Gefähr­lich sind nicht nur Extre­mis­ten. Gefähr­lich sind auch die­je­ni­gen, die Vor­ur­tei­le schü­ren, die ein Kli­ma der Ver­ach­tung erzeu­gen. Wie wich­tig sind daher Sen­si­bi­li­tät und ein waches Bewusst­sein dafür, wann Aus­gren­zung, wann Abwer­tung beginnt.

Jeder soll also des ande­ren Wach­hund wer­den, um die sozia­le Kon­trol­le des Pro­blems zu gewähr­leis­ten. In die­sen von Mer­kel abge­steck­ten Rah­men könn­te man nun jede belie­bi­ge Äuße­rung und “Bemer­kung” ste­cken, die kri­tisch gegen­über der Ein­wan­de­rungs­po­li­tik ist, kri­tisch gegen­über ihren Fol­gen, kri­tisch gegen­über bestimm­ten kon­kre­ten Ein­wan­de­rern oder Grup­pen von Ein­wan­de­rern, aber auch jeg­li­ches durch All­tags­er­fah­rung ver­ur­sach­te nega­ti­ve Gefühl, jeg­li­che instink­ti­ve Anti­pa­thie, ver­mut­lich bald auch nur die blo­ße Wahr­neh­mung des “Anders­seins” des Ande­ren, wie es in Eng­land bereits bei Sie­ben­jäh­ri­gen geahn­det wird.

Orwell defi­nier­te die­sen “Cri­me­stop”, den “Gedan­ken­ver­bre­chen­stopp” so:

Ver­bre­chen­stop bedeu­tet die Fähig­keit, instink­tiv jeg­li­chen gefähr­li­chen Gedan­ken schon im Ansatz abzu­bre­chen. Dies inklu­diert die Unfä­hig­keit, Ana­lo­gien zu begrei­fen oder logi­sche Feh­ler zu erken­nen, sowie das geziel­te Miß­ver­ste­hen der ein­fachs­ten Argu­men­te, sofern sie BRD­Soz-feind­lich sind, und die Gabe, von jedem Gedan­ken­gang gelang­weilt oder abge­sto­ßen zu wer­den, der in eine ket­ze­ri­sche Rich­tung füh­ren könn­te. Ver­bre­chen­stop bedeu­tet, kurz gesagt, schüt­zen­de Dummheit.

Wenn nun Her­bert Ammon kommentiert:

Wer bei dem Staats­akt schär­fer hin­schaut, erkennt in Ästhe­tik und Len­non-Text die Absicht der Regie: Die Fra­ge, wie auf Dau­er die post­christ­li­che Kul­tur Euro­pas, die agnos­ti­sche Grund­strö­mung, nicht zuletzt die deut­sche NS-fixier­te Zivil­re­li­gi­on mit isla­mi­schem Fun­da­men­ta­lis­men, diver­sen Natio­na­lis­men oder sons­ti­gen Grup­pen­iden­ti­tä­ten- und ‑ego­is­men zu ver­ein­ba­ren ist, wird durch der­lei Ritua­le ver­hüllt, mystifiziert.

… muß man das noch zuspit­zen: die­se Insze­nie­run­gen haben die allei­ni­ge Absicht, die Poli­tik der fun­da­men­ta­len Ver­än­de­rung der “sozio­lo­gisch signi­fi­kan­ten Zusam­men­set­zung der hier­zu­lan­de Leben­den” (so um den hei­ßen Brei her­um gespreizt for­mu­liert es Hef­ty), wei­ter­hin zu legi­ti­mie­ren oder vor­an­zu­trei­ben. Dabei wird natür­lich die Fra­ge, ob das über­haupt funk­tio­nie­ren kann, “ver­hüllt”, weil sie sich eben gar nicht erst stel­len darf, und damit sie sich nicht stellt, gibt es eben sol­che Rituale.

Ich habe bereits gesagt, daß ich glau­be, daß mit die­sen Ritua­len und der sie beglei­ten­den Bericht­erstat­tung die tür­ki­schen Ein­wan­de­rer­grup­pen nicht nur mani­pu­liert und son­dern gera­de­zu auf­ge­hetzt wer­den. Die öffent­li­chen “Ent­schul­di­gun­gen” haben jeden­falls alles ande­re als einen befrie­den­den oder ver­söhn­li­chen Effekt. Sie ver­stär­ken nur das Gefühl, daß die Deut­schen etwas schul­dig sei­en, und daß man auch bekommt, was man will, wenn man nur die rich­ti­ge Melo­die pfeift. Das Wohl­wol­len gegen­über den Deut­schen und ihren etwa­igen Eigen­in­ter­es­sen wird dadurch kei­nes­wegs beför­dert, im Gegen­teil. Was kriecht, wird eben auch noch getre­ten, und je mehr die Deut­schen “bewäl­ti­gen” und rast­los um ihre “Nazi­ver­gan­gen­heit” rotie­ren, umso mehr wird ihnen vor­ge­wor­fen, daß sie es immer noch nicht gründ­lich genug getan hät­ten. Ver­mut­lich wird das erst ein Ende haben, wenn sie sich auch bio­lo­gisch voll­stän­dig aus­ge­löscht haben.

Tür­ki­sche Inter­es­sen­lob­bies haben natür­lich das Erpres­sungs­po­ten­zi­al der “Bewäl­ti­gung” schon lan­ge erkannt, und for­dern nun ver­mehrt den Staat auf, dies­be­züg­lich wie­der kräf­tig auf die Tube zu drü­cken. Gleich­zei­tig beschwe­ren sie sich mit­un­ter ganz fürch­ter­lich, wenn ihre Kin­der in deut­schen Schu­len mit dem “angeb­li­chen Völ­ker­mord” an den Arme­ni­ern behel­ligt und “belas­tet” wer­den. Ange­bis­sen haben natür­lich auch wie­der ein­mal die übli­chen Ver­däch­ti­gen unter den vor­zei­ge­inte­grier­ten tür­ki­schen und mos­le­mi­schen Köp­fen “aus Poli­tik, Medi­en, Wis­sen­schaft und Gesell­schaft”, die nun einen Appell mit dem Anti­fa-Infi­ni­tiv­stil-Titel “Deutsch­land ENTNAZIFIZIEREN!” lan­ciert haben.

Dar­in wird eine direk­te Linie gezo­gen von der angeb­lich nicht gründ­lich genug durch­ge­führ­ten Nach­kriegs-Ent­na­zi­fi­zie­rung der Alli­ier­ten zum angeb­lich dra­ma­ti­schen Anstieg des “Ras­sis­mus” in Deutsch­land. Dabei beru­fen sich die Ver­fas­ser des in links­ra­di­ka­ler Dik­tI­on abge­faß­ten Appells auf trü­be, pas­send zurecht geschnei­der­te Quel­len wie den berüch­tig­ten Ideo­lo­gen Heit­mey­er, um eine Gene­ral­ank­la­ge gegen (min­des­tens) das hal­be deut­sche Volk zu for­mu­lie­ren, inklu­si­ve der drol­li­gen Idee, es hät­ten seit 1945 tat­säch­lich die Nazis bis heu­te in den staat­li­chen Insti­tu­tio­nen über­win­tert (ein kom­mu­nis­tisch ange­hauch­ter Bekann­ter mein­te mir gegen­über, ihn wun­de­re die Ver­stri­ckung des VS in die Mord­se­rie nicht, denn es han­de­le sich doch dabei um den insti­tu­tio­nel­len Nach­fol­ger des SD).

Rund jeder zwei­te Deut­sche ist der Mei­nung, es gebe „zu vie­le Aus­län­der“ in Deutsch­land. Die Islam­feind­lich­keit steigt, der Anti­se­mi­tis­mus hält an. Ras­sis­mus mani­fes­tiert sich nicht nur am Ran­de der Gesell­schaft, im rech­ten Ter­ror, son­dern spie­gelt sich auch im Den­ken und Han­deln von Per­so­nen wider, wel­che in staat­li­chen Insti­tu­tio­nen tätig sind, wie zum Bei­spiel dem Innen­mi­nis­te­ri­um, der Poli­zei oder dem Ver­fas­sungs­schutz. Ras­sis­mus ist kein neu­es Phä­no­men in Deutsch­land, son­dern hat eine lan­ge Tradition.

Und dem wer­de am bes­ten Abhil­fe geschafft, indem die Umer­zie­hung nun noch radi­ka­ler und tota­ler als je zuvor ins Rol­len gebracht wird. Dabei wird gefor­dert, die­se zwei­te “Ent­na­zi­fi­zie­rung” über­haupt in migran­ti­sche Hand zu übergeben:

Aber wel­che Schrit­te soll­ten gegen die Akzep­tanz ras­sis­ti­schen Den­kens in der Mit­te der Gesell­schaft unter­nom­men wer­den? Eine Aus­wei­tung der For­schung zu Ursa­chen und Fol­gen des Ras­sis­mus für die Gesell­schaft in Deutsch­land und deren öffent­li­che Dis­kus­si­on unter Ein­be­zie­hung der ras­sis­ti­schen, völ­ki­schen und kolo­nia­len Tra­di­tio­nen wären ers­te wich­ti­ge Schrit­te für eine kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung. Die Erfor­schung soll durch die ent­schei­dungs­re­le­van­te Mit­ar­beit von Vertreter_innen betrof­fe­ner Grup­pen erfol­gen. Dar­un­ter ver­ste­hen wir unter ande­rem: Migran­t_in­nen-Selbst­or­ga­ni­sa­tio­nen, Min­der­hei­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen und von die­sen Insti­tu­tio­nen aner­kann­te Wissenschaftler_innen aus der Ras­sis­mus­for­schung sowie anti­fa­schis­ti­sche Initia­ti­ven aus der Zivilgesellschaft.

(…)

Hier­zu benö­ti­gen wir die Imple­men­tie­rung von Anti-Dis­kri­mi­nie­rungs­ge­set­zen (wie bereits von der EU vor­ge­schrie­ben) und eine Abkehr von einer restrik­ti­ven Ein­wan­de­rungs­po­li­tik. Zudem for­dern wir kon­ti­nu­ier­li­che Sen­si­bi­li­sie­rung und Schu­lung der Mitarbeiter_innen des öffent­li­chen Diens­tes in Bezug auf Anti-Ras­sis­mus und Anti-Diskriminierung.

Der Kampf gegen Ras­sis­mus und Rechts­extre­mis­mus in Deutsch­land bedarf einer erheb­lich stär­ke­ren Finan­zie­rung von Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­len, anti­fa­schis­ti­schen Initia­ti­ven und zivil­ge­sell­schaft­li­chem Enga­ge­ment gegen Ras­sis­mus. Oft wird erwar­tet, dass anti­ras­sis­ti­sches Enga­ge­ment von Migran­tin­nen-Orga­ni­sa­tio­nen ehren­amt­lich erbracht wird.

Und so wei­ter – es geht also auch hier nicht um “Nazis” im enge­ren und eigent­li­chen, son­dern im wei­test­mög­li­chen Sin­ne, um jeg­li­che Form der Ein­wan­de­rungs­kri­tik, und um die Abschie­bung aller durch den Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus ent­ste­hen­den Span­nun­gen und Kon­flik­te auf das Schuld­kon­to der noch immer nicht genug umer­zo­ge­nen Deut­schen. Wenn eine sol­che Ideo­lo­gie von Deut­schen ver­tre­ten wird, dann kann man wohl von “Selbst­haß” spre­chen. Wenn sie von Ver­tre­tern einer nicht­deut­schen eth­ni­schen Grup­pe über­nom­men wird, die sich per Abstam­mung völ­lig schuld­los füh­len darf und die von der Durch­füh­rung einer sol­chen Poli­tik nur Vor­tei­le und Macht­zu­wachs für die eige­ne Grup­pe zu erwar­ten hat – wie kann, muß man das dann nennen?

Die Din­ge spit­zen sich auf eine sehr häß­li­che Wei­se zu. Wie tief sich all die­se Pro­pa­gan­da in die Hir­ne und Gemü­ter sen­ken wird, ist noch nicht abseh­bar. Mag sein, daß es bei vie­len nur die Ober­flä­che kratzt. Daß der Mas­sen­wahn von oben geschürt wird, scheint mir aber unab­weis­bar zu sein. Die Fra­ge bleibt: war­um? Ein Bekann­ter schreibt mir: “Haupt­grund scheint mir zu sein, daß ein Wäh­rungs­knall bevor­steht und damit die Legi­ti­ma­ti­ons­ba­sis des Sys­tems abschmilzt. Also greift man nach Legi­ti­mi­täts-Sur­ro­ga­ten.” Die in sich den Keim ihrer eige­nen Zer­stö­rung tra­gen, und lei­der nicht nur dieser.
Test

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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