Der derzeitige common-sense-Stand (gemäß etwa Claudius Seidl, FAS) der Feuilleton-Elite wäre: Was sind das bloß für Leute, denen es soo wichtig ist, „Neger“ sagen zu dürfen? Dumpfe Grobiane, unflexible Stoffel, die nicht die einfachsten Höflichkeitsformen beherrschen!
Denn wenn einer drum bittet, so nicht genannt zu werden, dann solle man das doch schlicht aus Gründen des respektvollen Umgangs beherzigen. (Wie schwer ein solcher Grundsatz – keinen so nennen, wie er nicht genannt werden möchte – durchzusetzen ist, zeigte sich unlängst wieder an einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts: „rechtsradikal“ oder „rechtsextrem“ darf beispielsweise stets jeder genannt werden, auch wenn er solche Begriffe als Schmähung oder unzutreffend empfindet.)
Martin Lichtmesz hat bereits auf das Interview mit Samuel Jackson hingewiesen. Man kann nun wohl finden, Jacksons Meinung sei nicht repräsentativ, weil er ein hochprivilegierter und steinreicher Dunkelhäuter ist. Beeindruckend ist er jedenfalls; man schaue sich diesen halbminütigen Video-Schnipsel an, in dem Jackson, selbstbewußt und äußerst vital, einen schmalen, blonden, gestriegelten, sich windenden hellhäutigen Moderator dazu bringen/zwingen will, das inkriminierte Wort auszusprechen. Er, Blondie, bringt´s nicht. Das vielbesungene Ende des artigen Weißen Mannes, hier wird´s greifbar!
Progressive Kräfte finden es bereits skandalös, daß in der Berichterstattung und Diskussion über Preußler und Konsorten überhaupt das Wort „Neger“ ausgeschrieben wird. Sie sagen N‑Wort, N*** oder PoC, wobei letzteres nach einer furchtbaren Infektionskrankheit klingt, aber People of Colour meint.
Für diese sprachsensiblen Leute aus den Kreisen der Kritschen Weißseinsforschung wäre es aber auch nicht tragbar, wenn sich in Preußlers Kleiner Hexe Kinder als PoC verkleideten. Der Tatbestand nennt sich Blackfacing, und beklagt wird, daß Hautfarbe überhaupt als Erkennungsmerkmal markiert wird und Schwarze als Fremde/Andere hingestellt würden. Dann aber dürften die Verkleidungsprobleme kaum ein Ende finden: Wenn nun Preußlers Kinder statt als Türke, Negerlein oder Chinesenmädchen als Bäcker oder Kaminkehrer gingen, könnte man eine mit Stereotypen arbeitende Überheblichkeit von (womöglich) Akademikerkindern gegenüber der handwerklich arbeitenden Bevölkerung beklagen. Weicht das ebenfalls nun getilgte Chinesenmädchen der Prinzessin, hätten wir ein Problem mit überkommenen Geschlechterrollen. Kostümierungen als Teufelchen oder Mönch wären ähnlich problematisch und könnten Gefühle verletzen.
Unser Gastbeiträger Philipp Stein hat auf den strengen Brief von Ishema Kane hingewiesen, in dem die Neunjährige die Redaktion der Zeit entrüstet für ihre pro-Negerlein- bei Preußler- Argumentation tadelte.
Ja, dieser Brief hat viele Menschen zu Tränen gerührt. Manchen gilt das milchkaffebraune Mädchen mit seinem „Brief des Jahres“ gar als „neue Rosa Parks“. Es sei
„super die Stimme einer betroffenen Person zu hoeren (naemlich einem schwarzen Kind) und nicht die Stimmen von irgendwelchen weissen Journalisten/innen, die die Problematik eh nicht am eigenen Koerper fuehlen koennen“.
Ishemas Mutter Katharina Lobeck Kane bekundete, ihre kleine Tochter habe nach Kenntnisnahme des Zeit-Artikels „sehr emotional reagiert”, geweint und „ihr absolutes Unverständnis geäußert.” Den Leserbrief habe das kleine Mädchen „komplett selbst geschrieben“ und ihre Mutter „lediglich gefragt, ob sie mit ´Doofe Redaktion´ anfangen solle oder mit ´ Liebe Redaktion‘.“ Ein wahrhaft furioses Mädel!
Ja, diese Kinder! Aus der Leserschaft wurde uns der Brief eines frühgebildeten Knaben zugespielt, der ziemlich nüchtern auf Ishemas Zeilen reagiert. Daß der Kerl, Zögling weißer Eltern der unteren Mittelschicht, anders als Ishema der Schönschrift nicht kundig ist, steht auf einem anderen Blatt. Wohl zitterte ihm die Hand.
Rumpelstilzchen
Servus ,
gestern veröffentlichte FAZ online ein Hitlerbild. Im Forum zeigte sich eine Art "Opa Hoppenstedt " ganz entzückt von dem "schönen Foto", das er als Zigarettensammelbild erkannte. Er fühlte sich ganz harmlos an seine Kindheit erinnert.
Ich bin zwar noch nicht verkalkt (neudeutsch: dement) aber genauso
ergeht es mir mit dem oben abgebildeten Negerpüppchen. Ich hatte genau das gleiche in meinem Puppenhaus. Und bin erfreut. Ich fand als Kind nur das Baströckchen bescheuert, und habe dem farbigen Kind die schönen Kleidchen der authochtonen Puppen angezogen. Die schwarze Puppe durfte gleichberechtigt mit den weißen auf dem Puppensofa sitzen und mußte nicht den BEN machen.