ihr Ende, bevor sie so recht mit ihrer Arbeit begonnen hat. Bereits jetzt ist die Welle des Anfangs ausgerollt, sie flutet zurück ins große Meer und hinterläßt am Strand nicht viel mehr als ein paar Pfützen. Dafür gibt es einen simplen Grund: Anders als in Österreich oder Frankreich hat die Identitäre Bewegung in Deutschland kein Gesicht.
Die Situation war vor fünf Monaten jene, die wir heute beim Blick auf die IBD immer noch vorfinden: Eine elektrisierende junge Bewegung, deren Wurzeln weit hinter das Geburtsjahr ihrer Protagonisten zurückreichen, wächst als Internet-Protest-Phänomen rasch auf tausende Sympathisanten und mögliche Unterstützer auf – und wird sofort von fünf Seiten in die Zange genommen:
1. Die IBD wird von den Medien NICHT als interessante, großstädtisch virulente Protestbewegung begrüßt und nach oben geschrieben (wie es dem chaotischen Haufen der Piraten widerfuhr), sondern sofort in eine rechtsradikale Ecke abgeschoben, medial geschlachtet und sozial bedroht.
2. Der Nationale Widerstand – in sich inhomogen vom orthodoxen Hitleristen bis zum nationalistischen Intellektuellen reichend – wittert in der IBD ein Auffangbecken und ein neues, unverbrauchtes Etikett für den alten Wein, den er anzubieten hat. Vor allem in den mitteldeutschen Bundesländern suchen Bewerber aus diesem verbrannten Milieu Kontakt zu den (vor allem virtuellen) Gruppen der IBD. Die IBD wehrt sich mit genauer Prüfung, Abgrenzung und rigider Teilnahmesperre.
3. Die IBD bringt keine Führungspersönlichkeiten hervor. Sie bestimmt sehr kompetentes Organisationspersonal, das in der Folgezeit vor allem eine Aufgabe zu schultern hat: die endlosen Internet-Debatten um Abgrenzung, Ausrichtung und eigener Autorität zu führen, zu präzisieren und wenigstens in den Griff zu bekommen. Getrieben wird diese immens fleißige Führungsgruppe von der berechtigten Sorge, daß in dieses Machtvakuum Kräfte und Manifeste vorstoßen könnten, die man nicht haben möchte. So geschehen ist das mit dem Büchlein eines Autors, der nicht zur Bewegung gehört, den Rummel um diese Idee aber für seine Autorenkarriere nutzt.
4. Unter anderem aufgrund dieser Hindernisse ist es der IBD bisher nicht gelungen, so etwas wie ein Zentrum der eigenen Idee auszubilden und eine Gestalt auszuprägen, die nicht mehr verloren gehen kann. In einer schnellebigen Zeit und vor dem Überangebot des Internets ist es tödlich, keine Haltepunkte und Bezugsgrößen anzubieten: Wer da war, hat Tage später schon neue Angebote bei facebook oder andernorts wahrgenommen und zieht weiter. Es ist nicht nachvollziehbar, warum die IBD den Schwung der österreichischen Votivkirchen-Besetzung auf ihrer eigenen Internet-Präsenz nicht ausführlichst dargestellt, kommentiert und genutzt hat.
5. Über alledem hat die IBD bis heute nicht erklären können, was sie eigentlich unter “Identität” versteht. Dies ist auch nicht einfach: Wo Identität als selbstverständlicher Lebensanker verortet ist, muß man sie nicht metapolitisch aufrüsten; wo sie es nicht mehr ist (eben in den Großstädten, und nirgends anders gibt es Bedarf an einer IBD), muß sie es zeitgemäß, großstädtisch, modern formulieren – und vor allem vorleben. Daher rührt der Umstand, daß identitäre Bewegungen in Hausprojekten, also: Verortungen münden.
Diese fünf Punkte zusammengenommen, steht es schlecht um die Identitäre Bewegung in Deutschland. Das ist eine Katastrophe. Wir alle wissen, daß die IBD jedes historische Recht (um ein sehr großes Wort zu wählen!) auf ihrer Seite hat, sich zu einer widerständigen, das Eigene bewahrenden, nationalbewußten politischen Größe zu entwickeln.
+ Die jungen Deutschen, die sich in ihr sammeln möchten, leiden nicht an einem Phantomschmerz, sondern am tiefgreifenden, in den westdeutschen Großstädten täglich sichtbaren Umbau des Volkes und des Staates hin zu etwas, das ihre mehr als unerfreuliche Zukunft sein wird.
+ Die Gegnerschaft, die sich daraus ableitet, hat eine Richtung nach Außen und zugleich nach Innen: Nach außen gegen die Überfremdung (also: Überforderung des Eigenen), nach Innen gegen die Kaputtmacher und Kaputtprediger des Eigenen.
+ Jede junge Generation hat ihr Rügerecht und wird – egal wie radikal sie sich äußert – von den Wirkkräften des Alterns, Reifens, des Berufs und der Familie abgeschliffen. Vor allem dann, wenn eine Bewegung nicht aus Langeweile, sondern aus wahrnehm- und nachweisbarer Not entsteht, muß sie ehrlich beurteilt und ernstgenommen werden.
Historisches Recht aber ist nichts wert, wenn es nicht durchgesetzt wird. Wir haben in unserem Netz-Tagebuch oft genug über die Schwierigkeiten und Gefahren berichtet, denen ausgesetzt ist, wer gegen den Zeitgeist der Meinungsmacher angeht. Man muß das auch nicht komplizierter ausdrücken als es ist: Gäbe es wenigstens zwei Meinungsmilieus in Deutschland mit je eigenen, großen Blättern und Sendern, würde die IBD ähnlich geduldig und wirksam aufgepäppelt, wie es mit attac oder den Piraten geschah.
Aber es gibt dieses unterstützende Milieu nicht, sieht man von dem ab, was – grob vereinnahmend gesagt – als Neue Rechte bezeichnet wird. Aber genau dies, diese mögliche Unterstützung durch immerhin ein paar zigtausend Leser, Abonnenten, Förderer macht es einer Bewegung wie der IBD doch um vieles leichter als es für die bestehenden Projekte je war – Internetdenunziation und sozialer Druck hin oder her.
Das bedeutet: Noch steht die Tür für diese neue, von uns begrüßten Bewegung offen. Wo sind diejenigen, die ein Szenegefühl schaffen und ständig erneuern können? Keiner fand sich, um fürs ZDF vor die Kamera zu treten – auch das eine vertane Chance, ein Vakuum, das nun sicherlich nicht im Sinne der IBD gefüllt werden wird. Einer aus Österreich übernahm den Part? Wie peinlich für die Deutschen, wie mutlos dem eigenen Zukunftsprojekt gegenüber!
Die Tür schließt sich, wenn sich nicht bald ein Fuß findet, der sich dazwischenstellt. Wer ist das Gesicht zu diesem Fuß? Wo ist dieser Mann, sind diese Männer? Oder sind es Desperados? Deutlicher: Was ist schon der Verlust eines Jobs, wenn es immer Alternativen gibt – und vor allem die Chance, sich etwas Eigenes aufzubauen? Jedenfalls müssen Leute her, die keine Angst vor sieben dürren Jahren haben, sondern bereit sind, Konsequenzen für ein ganzes Leben zu ziehen – und zwar nicht, weil sie außer ihrer Gesinnungstreue nichts anzubieten haben, sondern OBWOHL sie auch eine ganz normale Karriere machen könnten.
Wenn es von dieser Sorte in diesem Volk kein halbes Dutzend mehr gibt, dann bedarf es auch keiner Identitären Bewegung mehr.
Marc Identitär
Lieber Herr Kubitschek.
Was hindert sie denn daran sich an der IB zu beteiligen und mitzumachen? Kommen Sie zu uns ins Forum und diskutieren mit. Jeder kann Teil der IB werden, wenn er unsere Postionen eindeutig unterstützt. Es ist immer leicht von außen etwas (konstruktiv) kritisch zu betrachten, viel schwieriger ist es aber etwas von innen heraus ins Leben zu rufen.
Die meisten Mitglieder der IB sind politische Neulinge, engagiert und leidenschaftlich. Die IB ist erst am Anfang, überall entstehen Gruppierungen, man organisiert sich und plant kreative Aktionen.
Aber warum mit solch einer öffentlichen Diskussion unseren Gegnern in die Hände zu spielen? Alle hier anwesenden "Autoren", "Kommentatoren" und "Internetrebellen" können ihren eigenen Anteil leisten, damit die IB zum Erfolg wird. Sie müssen einfach NUR mitmachen. Ist ganz einfach und kann jeder. Nicht quatschen sondern machen. Das ist konstruktiv kritisch gemeint und bringt es auf den Punkt.
antwort kubitschek:
sagen Sie mal - rede ich spanisch? wenn überhaupt irgendetwas dem gegner in die hände spielt, dann die unfähigkeit der ibd, ein paar mutige leute hervorzubringen. eine bewegung, die aufkleberaktionen zur tat stilisiert und ansonsten nur virtuell existiert, macht nicht, sondern quatscht nur.