“Der Funke” über Alex Kurtagic

Der Kaplaken-Band Warum Konservative immer verlieren von Alex Kurtagic hat bisher begeisterte Reaktionen hervorgerufen wie kaum ein Buch der Reihe zuvor. Die nach einem Beitrag von Manfred Kleine-Hartlage gründlichste Besprechung fanden wir auf der Theorieseite Der Funke, die der Identitären Bewegung nahesteht.

Die­se fris­tet trotz (oder viel­leicht wegen) ihres hohen Anspruchs aller­dings ein eher stil­les Nischen- und Geheim­tip-Dasein. Die von einem anony­men Redak­teur mit glü­hen­der Feder geschrie­be­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit Kur­ta­gic ist jedoch so rand­voll mit blitz­ge­schei­ten Gedan­ken, hin­rei­ßen­den For­mu­lie­run­gen und ergän­zen­den Bemer­kun­gen, daß sie es ver­dient, auch auf Sezes­si­on im Netz in (fast) vol­ler Län­ge publi­ziert und damit hof­fent­lich einem brei­te­ren Publi­kum zugäng­lich gemacht zu wer­den. (Ein lesens­wer­tes Inter­view mit Kur­ta­gic gibt es in der aktu­el­len Jun­gen Frei­heit.) Hier nun der Text aus dem “Fun­ken”:

Gleich­mal vor­weg: die­ses Buch ist eine abso­lu­te Pflicht­lek­tü­re und mit einer der bes­ten Bän­de der Serie. Mar­tin Licht­mesz (der auch die Auf­sät­ze aus­ge­wählt hat) ver­gleicht ihn in sei­nem Vor­wort völ­lig zurecht mit Armin Moh­ler und fügt auch eine not­wen­di­ge Begriffs­klä­rung hin­zu. Wenn Kur­ta­gic in der Fol­ge das Kon­ser­va­ti­ve dem Tra­di­tio­na­lis­mus gegen­über­stellt, sieht er in letz­te­rem die Essenz und die phi­lo­so­phi­sche Basis allen nicht-ega­li­ta­ris­ti­schen, volks- und kul­tur­be­zo­ge­nen Den­kens. Im Kon­ser­va­ti­vis­mus sieht er hin­ge­gen das, was wir vor allem als Neo­con­ser­va­ti­vis­mus, Rechts­he­ge­lia­nis­mus und Struk­tur­kon­ser­va­ti­vis­mus kennen.

Doch Kur­ta­gics Kri­tik ist bewusst weit gefasst. Will er damit doch nicht nur ein paar Neo­cons atta­ckie­ren, son­dern die gesam­ten rech­ten, patrio­ti­schen Zusam­men­hän­ge zum Nach­den­ken brin­gen. Er kri­ti­siert typi­sche Miss­ver­ständ­nis­se, ein­ge­fah­re­ne Dog­men und schlech­te Gewohn­hei­ten, die in unse­rem Lager schon viel zu lan­ge gras­sie­ren. Da lacht das Herz der Fun­ken-Redak­ti­on.

Wir wol­len in der Fol­ge zwei Gedan­ken aus sei­nem Buch, die uns als beson­ders wich­tig erschei­nen, her­aus­grei­fen, aus­brei­ten und mit Zita­ten unter­le­gen. Wir wer­den dabei Kur­ta­gics Kri­tik an der Idee des Kon­ser­va­ti­vis­mus nur strei­fen und uns auf ande­re Aspek­te, die uns inter­es­san­ter erschei­nen, konzentrieren.

Kur­ta­gic hat eine beweg­te Geschich­te hin­ter sich und sei­ne Wur­zeln ver­zwei­gen sich nach Spa­ni­en und Slo­we­ni­en. Sein Leben führ­te ihn durch die ver­schie­dens­ten Län­der und die ver­schie­dens­ten beruf­li­chen Metiers. Viel­leicht ist es genau die­se absei­ti­ge Stel­lung, die ihm die Fähig­keit zur genau­en Ana­ly­se der Zusam­men­hän­ge gab, in denen er seit eini­ger Zeit als Den­ker wirkt.

Wir erleb­ten ihn bei der “Iden­ti­tä­ren Kon­fe­renz” in Stock­holm als sym­pa­thi­schen, elo­quen­ten und beschei­de­nen Mann, des­sen über­le­ge­nes Ver­ständ­nis vie­ler Abläu­fe und Zusam­men­hän­ge sich nicht in Arro­ganz und Zynis­mus son­dern güti­gem, wis­sen­dem Lächeln aus­drück­te. Sei­nen Roman “Mis­ter” haben eini­ge von uns gleich bei Erschei­nen ver­schlun­gen. Wir legen ihn auch hier jedem ans Herz, der plas­ti­sche Schil­de­run­gen und bit­ter­schwar­zen Humor liebt.

Auf jeden Fall ist Kur­ta­gic ein sehr emp­find­sa­mer, künst­le­ri­scher Mensch (eine beruf­li­che Etap­pe von ihm war die Gestal­tung von CD-Covers), der eine Anten­ne für die unsicht­ba­ren, wah­ren Kraft­strö­me hat, die die Poli­tik lei­ten und for­men. Genau das unter­schei­det ihn ange­nehm von den angel­säch­si­schen Flach­köp­fen, die groß­teils sein Publi­kum bil­den und gegen deren posi­ti­vis­tisch-empi­ris­ti­schen Wahn er mit spit­zer Feder anschreibt. Kaum ein Auf­satz aus die­sem Sprach­raum kommt ohne wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en oder IQ-Tabel­len aus. Stets wird mit küh­ler Ratio auf die Wis­sen­schaft ver­wie­sen, die unse­re Welt­an­schau­ung stüt­ze und die geg­ne­ri­sche widerlege.

Poli­ti­schen Visio­nen oder bewuss­ten, uto­pi­schen Phan­ta­sien begeg­net man in die­sen nüch­ter­nen Gefil­den mit Abscheu oder Arro­ganz. Ein plum­pes Ver­ständ­nis von Poli­tik und Macht, das dem eng­li­schen Krä­mer­geist so tief inne wohnt, ließ die ande­re Sei­te jen­seits des Kanals und Atlan­tiks zur meta­po­li­ti­schen Wüs­te wer­den. Kur­ta­gic schreibt gegen all das tap­fer an. Sein Text ist ein Plä­doy­er für die Visi­on, die bewuss­te Uto­pie, den Traum und die Meta­po­li­tik. In sei­nen eige­nen Worten:

Des­halb kann man mit eini­ger Berech­ti­gung sagen, dass der Tag­träu­mer, der die Fähig­keit hat, ande­re mit sei­nen Träu­men anzu­ste­cken, ein grö­ße­rer Prag­ma­ti­ker ist als der selbst­er­nann­te, prag­ma­tisch ori­en­tier­te Ratio­na­list, der ande­re über Ver­nunft zu über­zeu­gen ver­sucht. Der ers­te ver­steht näm­lich die Irra­tio­na­li­tät der mensch­li­chen Natur und spielt mit ihr, wäh­rend letz­te­rer von abs­trak­ten Men­schen träumt, die stets aus ratio­nal begrün­de­ten Eigen­in­ter­es­sen her­aus handeln.

Die Unfä­hig­keit zu ver­ste­hen, dass Mythen und Ideen ihr Eigen­le­ben haben und Men­schen ganz und gar erfas­sen kön­nen, drückt sich auch in Deutsch­land im ewi­gen Ver­schwö­rungs­den­ken und der Schel­te der Re-edu­ca­ti­on aus. Anstatt eine Idee und ihre Wir­kung auf ande­re zu ver­ste­hen und sie emo­tio­nal und ratio­nal zu über­win­den, sucht man, ewig per­so­na­li­sie­rend nach den Hin­ter­män­nern und sieht als ein­zi­ges Gegen­mit­tel durch Gewalt am Tage X die Macht über die Medi­en in die Hand zu bekommen.

Auch der Holz­weg des Revi­sio­nis­mus gehört zu die­sem fal­schen Prag­ma­tis­mus. Abge­se­hen davon, dass er unleug­ba­re Rea­li­tä­ren aus­blen­det, ver­kennt er, dass wir es mit einem fana­tisch-reli­giö­sen Kul­tus der eige­nen Schuld zu tun haben, der die schwar­ze Blü­te eines jahr­tau­sen­de­al­ten uni­ver­sa­lis­ti­schen Trau­mas ist. (Das erklärt auch, war­um er nicht nur in den Ver­lie­rer­staa­ten des 2. Welt­kriegs auftritt.)
Kur­ta­gic wider­legt die­sen anti­in­tel­lek­tua­lis­tisch-anti­künst­le­ri­schen Affekt mit anschau­li­chen Bei­spie­len. Wür­den die Men­schen eher auf ratio­na­le Argu­men­te reagie­ren, so schreibt er, wür­de die Wer­bung im Fern­se­hen im nüch­ter­nen Ambi­en­te von seriö­sen Schlips­trä­gern mit ver­nünf­ti­gen Argu­men­ten prä­sen­tiert. Doch statt­des­sen zielt die Wer­bung fast aus­schließ­lich auf die Emo­tio­nen ab. Dass ihr Ziel, die immer neue Erwe­ckung von mas­si­vem, sinn­lo­sen Kon­sum, kein gutes ist, ändert nichts an ihrem durch­schla­gen­den Erfolg. Kur­ta­gic wie­der­holt noch einmal:

Die Inten­si­tät mit der Wer­te ver­in­ner­licht wer­den, hat über­haupt nichts mit logi­scher oder wis­sen­schaft­lich kor­rek­ter Prä­sen­ta­ti­on zu tun, son­dern allein mit kunst­vol­len, attrak­ti­ven und ästhe­tisch anspre­chen­den For­men der Ver­mitt­lung, die bei den Rezi­pi­en­ten star­ke emo­tio­na­le Bewe­gun­gen aus­zu­lö­sen imstan­de sind. Und jeder, der ein Gespür für Popu­lär­kul­tur hat, weiß daß ihre Macht, extre­me Gefüh­le aus­zu­lö­sen und die Mas­sen zu mobi­li­sie­ren bis zu einem Gra­de an dem sie gewalt­tä­tig, irra­tio­nal und wider ihre ver­nunft­ge­mä­ßen Eigen­in­ter­es­sen han­deln – nicht unter­schätzt wer­den darf.

Genau hier liegt der Schlüs­sel zu jener Wen­de, die man seit Jahr­zehn­ten her­bei­sehnt. Sie hängt von einem mobi­li­sie­ren­den Mythos ab, einem Traum, der zur Tat ruft.

Kur­ta­gic beschreibt plas­tisch und ein­dring­lich, wie stark Men­schen von den pop­kul­tu­rel­len Strö­mun­gen geprägt wer­den. Über peer groups gelan­gen sie in bestimm­te Gedan­ken­wel­ten, die sie als nost­al­gi­sche Jugend­träu­me bis zum Ende ihres Lebens prägen.

Die ein­zi­gen Erfol­ge natio­na­ler Krei­se in Euro­pa hän­gen iro­ni­scher­wei­se genau von die­sen, unbe­wusst voll­zo­ge­nen, meta­po­li­ti­schen Akten ab, die sich am Ran­de stra­te­gi­scher und theo­re­ti­scher Irr­we­ge abspiel­ten. Eine bewuss­te und geziel­te meta­po­li­ti­sche Arbeit wur­de aus dem von Kur­ta­gic beschrie­be­nen fal­schen Prag­ma­tis­mus und der dog­ma­ti­schen Fixie­rung auf den Natio­nal­so­zia­lis­mus stets unterlassen.

Auch der vor allem in den Krä­mer­na­tio­nen Eng­land und USA gras­sie­ren­de Bio­lo­gis­mus und Mate­ria­lis­mus spiel­te in der Ver­ach­tung der Ideen, Visio­nen und Träu­me eine wesent­li­che Rol­le. Der eige­ne Kampf wur­de als gene­tisch deter­mi­niert auf­ge­fasst und ver­zwei­felt war­te­te man dar­auf, dass die Über­frem­dung den gene­tisch pro­gram­mier­ten, xeno­pho­bi­schen Abwehr­re­flex im Volk aus­lö­sen würde.

Man erkann­te nicht, dass die bio­lo­gi­schen Unter­schie­de der Men­schen selbst eine viel gerin­ge­re Rol­le spie­len als die poli­ti­sche Bedeu­tung, die man ihnen bei­misst. Anders gesagt: der Mythos der allei­ni­gen gene­ti­schen Deter­mi­na­ti­on ist es, der die­se Leu­te antreibt, nicht die Gene­tik selbst. Dass der Mensch sich auch gegen sei­ne Trie­be und gegen die von der Natur indi­zier­ten Fak­ten ent­schei­den kann, zei­gen die Mil­lio­nen Euro­pä­er, die heu­te frei­wil­lig und lust­voll auf Fort­pflan­zung und Revier­ver­tei­di­gung ver­zich­ten. Sie tun das, weil eine gif­ti­ge Idee von ihnen Besitz ergrif­fen hat und ihren Geist besetzt hält.

Dies ist das Schlacht­feld der Meta­po­li­tik, das vie­le Ras­se­rea­lis­ten als Kin­de­rei, als belang­lo­se soft-sci­ence abtun. Ihre Prag­ma­tik ist eine Illu­si­on, weil sie die Macht von Illu­sio­nen nicht aner­kennt. Ihnen fehlt ein tie­fer Schluck aus dem Brun­nen Nietz­sches, um so zu den­ken wie Alex Kur­ta­gic oder Guil­laume Faye. Mit der Erkennt­nis, dass jede Wahr­heit letz­lich eine Illu­si­on ist und dass wir hier nur gute, not­wen­di­ge lebens­stei­gern­de und welt­ver­nei­nen­de, deka­den­te, schlech­te Illu­sio­nen unter­schei­den kön­nen, ändert auch die poli­ti­sche Agi­ta­ti­on total.

Anstatt auf die magi­sche Kraft der eige­nen empi­ri­schen Daten zu ver­trau­en, sich an IQ-Tabel­len und gene­ti­sche Ana­ly­sen zu klam­mern, bedenkt man in ers­ter Linie deren psy­cho­lo­gi­sche Wir­kung beim Gegenüber.

Anstatt krampf­haft und im schlech­tes­ten Sin­ne kon­ser­va­tiv an bestimm­ten Sym­bo­len, Stra­te­gien und natio­na­len Mythen fest­zu­hal­ten, erkennt und bejaht man ihre Geschaf­fen­heit und Zeit­ge­bun­den­heit. Hero­isch-sub­jek­ti­vis­tisch erzählt man sie wei­ter oder schafft sich neue Geschich­ten, so Kur­ta­gics Appell zur bewaff­ne­ten Ästhetik:

Ich behaup­te, daß die man­geln­de Glaub­wür­dig­keit unse­re Wer­te und Idea­le außer­halb unse­res unmit­tel­ba­ren Milieus zum Teil mit dem Man­gel an pro­fes­sio­nell aus­ge­führ­ten ästhe­ti­schen Kon­zep­ten zu tun hat, die unse­ren meta­po­li­ti­schen Ideen eine adäqua­te Form geben und unse­re Ideen auf eine leben­di­ge, zeit­ge­mä­ße und (da die Men­schen Hoff­nung und Ver­än­de­rung brau­chen) vor allem eine zukunfts­ge­rich­te­te Wei­se neu formulieren.

Getreu dem Titel sei­nes Buches ortet Kur­ta­gic das wah­re Pro­blem in den eige­nen Rei­hen und umreißt eine bestimm­te – lei­der all­zu häu­fi­ge – Figur des Kon­ser­va­ti­ven als Haupt­grund für unser Schei­tern. Ein prag­ma­ti­scher, mate­ria­lis­ti­scher Flach­kopf, voll anti­re­li­giö­ser und anti­in­tel­lek­tua­lis­ti­scher Res­sen­ti­ments, der mit Inbrunst glaubt, Macht käme nur aus den Geweh­ren, Kul­tur nur aus den Genen, Meta­po­li­tik sei Fir­le­fanz und Mul­ti­kul­ti müs­se man natur­wis­sen­schaft­lich wider­le­gen; die­se Loser­ty­pen sind es, die nie­mals zum wah­ren Kern unse­rer Welt­an­schau­ung vor­ge­drun­gen sind und mit ihrem Dog­ma­tis­mus die Bewe­gung in einem toten Holz­weg festnageln.

Ihre Gering­schät­zung von Visio­nen und Ideen erkennt Kur­ta­gic klar als Krank­heits­sym­pto­me der Moder­ne. Lan­ge bevor die “Iden­ti­tä­re Bewe­gung” das Licht der Welt erblick­te, schrieb er:

Man wird nach sinn­stif­ten­den Sym­bo­len suchen, nach uto­pi­schen Tag­träu­men, nach neu­en For­men der Roman­tik, nach etwas, das Ord­nung und Kraft aus­strahlt, das sich aus dem Cha­os her­aus­hebt und dem Ein­zel­nen das Gefühl gibt, Teil von etwas Kraft­vol­lem und Mäch­ti­gem zu sein. Die­se Visi­on mag nun über­trie­ben klin­gen aber ihre Anfän­ge lie­gen näher als man glaubt: In der Tat begin­nen sie mit Stift und Papier, mit Pin­sel und Lein­wand, mit Gitar­re und Plek­trum; sie grün­den auf der Fan­ta­sie, die die­se Uten­si­li­en mit Leben erfüllt.

Eigent­lich könn­te man mit die­sen pro­gram­ma­ti­schen Wor­ten die­se Rezen­si­on been­den. Doch noch ein wich­ti­ger Gedan­ke, den Kur­ta­gic in einem wei­te­ren Auf­satz auf­führt, ver­langt es, vor­ge­stellt zu wer­den. Es geht um die Fra­ge der Moral und die Fra­ge des Guten, die zuletzt eine Fra­ge der Reli­gi­on ist. Der Typ des fal­schen Prag­ma­ti­kers und kon­ser­va­ti­ven Losers ver­steht nicht, dass die Men­schen nicht auf drö­ge Fak­ten, son­dern auf Emo­tio­nen und Ästhe­tik reagieren.

Auf­grund sei­nes feh­len­den Gespürs für Ideen und Meta­po­li­tik erkennt er auch das wah­re Wesen der herr­schen­den Ideo­lo­gie nicht. Sie ist eine Zivil­re­li­gi­on, die ihre fana­ti­schen Gläu­bi­gen, ihre satu­rier­ten Hohe­pries­ter und ihre gelang­weil­ten Tauf­schein-Kirch­gän­ger hat.

Ihre Grund­idee ist der tota­le Ega­li­ta­ris­mus, der sich in einem glo­ba­lis­ti­schen Uni­ver­sa­lis­mus äußert. Ungleich­heit, Gren­zen, Bewah­rung und Ver­tei­di­gung des Eige­nen sind die­ser Reli­gi­on ein Gräu­el. Jede exklu­si­ve orga­nisch gewach­se­ne Gemein­schaft ist für sie das mani­fes­tier­te Böse.

Die­se Grund­hal­tung ist es, mit der die meis­ten Bür­ger so gut wie auch alle Intel­lek­tu­el­len ihre Wahr­neh­mung fil­tern. Sie bil­det die meta­po­li­ti­sche Schwer­kraft, von der wir so oft schrei­ben. Die Begrif­fe “gut” und “böse” sind die Pole die­ses Kraft­fel­des und die Herr­schaft über sie gehört unse­ren Geg­nern. Des­halb sind wir immer in die Defen­si­ve gedrängt, des­halb ist jeder Schritt von uns ein Kraft­akt gegen eine feind­li­che Stei­gung. Gegen den Pan­zer der ega­li­ta­ris­ti­schen Grund­mo­ral pral­len alle Fak­ten, alle Tat­sa­chen, alle Sta­tis­ti­ken und ratio­na­len Argu­men­te ab wie Sandkörner.

Der geis­ti­ge Kampf um den Wes­ten dreht sich also nicht um Wahr­heit oder fak­ti­sche Genau­ig­keit, son­dern um die Basis­über­zeu­gun­gen und Wert­vor­stel­lun­gen, die unse­re Inter­pre­ta­tio­nen und Wirk­lich­kei­ten for­men. Es geht nicht um Fak­ten son­dern um Gefüh­le, die die Fak­ten in uns aus­lö­sen und die Grün­de, war­um die Men­schen so füh­len und nicht anders. Genau hier liegt unser eigent­li­ches Schlachtfeld.

Bevor man mit ratio­na­ler Argu­men­ta­ti­on kom­men kann, muss man den Pan­zer der Ideo­lo­gie geknackt haben. Man muss erkannt haben, war­um und wie­so das Gegen­über nicht WILL, dass die Welt so ist wie sie ist. Bevor man die­sen gif­ti­gen Sta­chel nicht erkannt und her­aus­ge­zo­gen hat, ist jede Über­zeu­gungs­ar­beit sinn­los und bohrt ihn oft nur noch tie­fer ins Fleisch. Man muss das ideo­lo­gi­sche Schwe­re­zen­trum des Geg­ners orten und atta­ckie­ren, erst dann wird er zugäng­lich für die empi­ri­sche Unterfütterung.

Die­ser Geg­ner, von dem Kur­ta­gic spricht, ist die intel­lek­tu­el­le Eli­te, die libe­ra­lis­tisch, uni­ver­sa­lis­tisch und ega­li­ta­ris­tisch ist. Sie pfle­gen, erhal­ten und erneu­ern den ega­li­ta­ris­ti­schen Mythos und mit ihm die meta­po­li­ti­sche Schwer­kraft. Sie zie­hen, weil sie als die Guten und Intel­lek­tu­el­len gel­ten, ihrer­seits ehr­gei­zi­ge, begab­te und kri­ti­sche Jugend­li­che an. Allein durch ihre mora­li­sche Hege­mo­nie ist die herr­schen­de Ideo­lo­gie unum­gäng­lich für alle, die einen hohen sozia­len Sta­tus errei­chen wol­len. Kur­ta­gic schreibt:

Ver­hal­ten, das als unmo­ra­lisch wahr­ge­nom­men wird, führt zur Abwen­dung von Fami­lie und Freun­den, zur Abwen­dung von sozia­len Indi­vi­du­en mit Hoch­sta­tus, zum Ver­lust der sozia­len Stel­lung, zu Schuld­ge­füh­len, Scham und Zorn. Die Fol­ge davon ist, daß man das Spiel mit den Fak­ten nicht gewin­nen kann.

Der Kampf dage­gen ist in ers­ter Linie eine Atta­cke auf ihre Idee von Moral und Wahr­heit. Man muss die feind­li­che Welt­an­schau­ung durch­leuch­ten, begrei­fen und als falsch, schlecht, unmo­ra­lisch, dumm und vor allem lächer­lich ent­lar­ven. Das erreicht man aber nicht durch plum­pe popu­lis­ti­sche Hetz­kam­pa­gnen ala “Gegen Kin­der­schän­der”, “Gegen Tür­ken­gangs”, usw. Man erreicht es nur, indem man die eige­ne Idee als die eigent­lich wah­re und gute aufweist.

Da die rech­ten Zusam­men­hän­ge der letz­ten Jahr­zehn­te zwi­schen dog­ma­ti­scher NS-Ver­klä­rung und welt­an­schau­ungs­lo­sem Rechts­po­pu­lis­mus beweg­ten, änder­te sich auch hier nichts. Die poli­ti­sche Moral ist in Stein gemei­ßelt. Man fin­det sich ent­we­der mit der Rol­le des Bösen ab und genießt sie, oder man unter­wirft sich indi­rekt der mora­li­schen Hege­mo­nie der uni­ver­sa­lis­ti­schen Ideen indem man sie als gut-kon­ser­va­ti­ver Rea­list als “schö­ne Uto­pie” abtut, die “lei­der” nicht zur ver­wirk­li­chen wäre.

Nein, wir müs­sen wei­ter gehen! Wir müs­sen mit Oswald Speng­ler sagen ler­nen: Die Idee der einen Welt, der einen Mensch­heit, des Welt­frie­dens, des einen Men­schen­ty­pus, des einen Welt­mark­tes, des einen Welt­staa­tes und der einen Welt­kir­che ist ein Traum – und nicht ein­mal ein schöner!

Kur­ta­gic beschreibt die herr­schen­de libe­ra­lis­ti­sche Moral als Säku­la­ri­sie­rung des judäo­christ­li­chen Men­schen­bil­des. (Der Uni­ver­sa­lis­mus der Ver­nunft, der sich in einer kon­for­mis­ti­schen Revol­te dia­lek­tisch gegen den Uni­ver­sa­lis­mus der Reli­gi­on auf­bäum­te. Welt­kir­che wur­de zur Welt­re­pu­blik. Statt dem welt­fer­nen ein­zi­gen Gott der Offen­ba­rung und sei­ner inter­na­tio­na­lis­ti­schen Her­de wur­de das welt­fer­ne abs­trak­te Indi­vi­du­um [das ens cogi­tans] und das Mensch­heits­kol­lek­tiv zum Sub­jek­tiv der Geschichte)

Sie hat einen rechts­kon­ser­va­ti­ven und einen links­pro­gres­si­ven Strang, die um die Grund­idee der Frei­heit als tota­le Bin­dungs­lo­sig­keit des Ein­zel­in­di­vi­du­ums krei­sen. Die Ent­wick­lung die­ser Grund­idee in der Zeit bil­det ihre gemein­sa­me linea­re Geschichts­be­trach­tung, um deren Deu­tungs­ho­heit sie sich strei­ten. Neo­cons und Mar­xis­ten gehen hier Hand in Hand, in Zwie­tracht ver­eint auf ein gemein­sa­mes Ziel zu. Bei­de gemein­sam schlie­ßen alle, die kein ega­li­ta­ris­ti­sches Men­schen­bild, kein linea­res Zeit­ver­ständ­nis, kei­nen uni­ver­sa­lis­ti­schen Wahr­heits­be­griff und kei­ne Ambi­tio­nen auf Welthe­ge­mo­nie haben, als böse aus.

Kurz alle, die an exklu­si­ven und ein­zig­ar­ti­gen Gemein­schaf­ten und ihren Kul­tu­ren fest­hal­ten und sie zen­tral für ihre Welt­an­schau­ung machen, sind indis­ku­ta­ble Het­zer; rück­stän­dig, dumm, unauf­ge­klärt und unmensch­lich. Bei ihnen stellt sich nicht die Fra­ge, ob son­dern wie man sie am bes­ten bekämp­fen soll. (Als media­les Para­de­bei­spiel für die Bös­ar­tig­keit die­ser Idee und als unschlag­ba­re Super­waf­fe der herr­schen­den Ideo­lo­gie gegen sie dient das Gespenst des NS, das ein fixer Bestand­teil im Gru­sel­ka­bi­nett der Moder­ne gewor­den ist. Mit ihm wird allen, die nach einem Aus­weg suchen, eine Schein­lö­sung ange­bo­ten, die stra­te­gisch und theo­re­tisch tot ist. Er ist die Attrap­pe eines Not­aus­gang aus der Moder­ne, die eigent­lich eine Fall­tür in eine ihrer ver­dräng­ten Aus­buch­tun­gen ist.)

Wir müs­sen, so Kur­ta­gic, aus dem mora­li­schen Spiel des Wes­tens aus­stei­gen und auf künst­le­ri­sche, mit­rei­ßen­de Art und Wei­se zei­gen, dass unse­re Welt­sicht der Viel­falt, der tau­send Wel­ten, Pla­teaus und Kul­tu­ren, schö­ner, aben­teu­er­li­cher, wah­rer und bes­ser ist. Wir müs­sen zei­gen, war­um das uni­ver­sa­lis­ti­sche Pro­jekt nicht nur an der Rea­li­tät vor­bei­geht, son­dern auch in sich unlo­gisch und sei­ne Uto­pien nicht wün­schens­wert sind.

Wir müs­sen den letz­ten Sta­chel des Uni­ver­sa­lis­mus, des Has­ses auf Unbe­stimm­tes, Mythi­sches, auf den Tod und den Schmerz und damit einen Teil der Welt zie­hen. Wir müs­sen auf den Selbst­hass und den Schuld­kult ein­ge­hen und ihn in einer Art meta­po­li­ti­schen Volks­the­ra­pie hei­len und über­win­den. “Trotz­dem Ja zum Leben sagen” – das ist die Bot­schaft, die wir unse­ren vom Uni­ver­sa­lis­mus und Eth­no­ma­so­chis­mus zer­fres­se­nen Schick­sals­ge­nos­sen brin­gen müs­sen; ihnen das Schlech­te und Bös­ar­ti­ge ihrer Ideo­lo­gie bewusst zu machen.

Die­se Mam­mut­auf­ga­be ist ein meta­po­li­ti­sches Pro­jekt, das auf dem Feld der Lite­ra­tur, der Kunst, der Phi­lo­so­phie und des poli­ti­schen Akti­vis­mus aus­ge­foch­ten wird. Es ist die Schaf­fung einer neu­en Moral, einer neu­en Bestim­mung von Wahr­heit, Zeit, Mensch und Welt. In einem bemer­kens­wer­ten Absatz beschreibt Kur­ta­gic die abso­lu­te Not­wen­dig­keit die­ser geis­tig-mora­li­schen Grund­la­gem für jede poli­ti­sche Bewegung:

Jede Bewe­gung, die sozia­le Ver­än­de­rung bewir­ken will, ope­riert auf ver­schie­de­nen, hier­ar­chisch gege­lie­der­ten Ebe­nen, die ein not­wen­di­ges Gan­zes bil­den. An der Spit­ze ste­hen die Den­ker, denn die­se beein­flus­sen die Stra­te­gen, die wie­der­um die Orga­ni­sa­to­ren beein­flus­sen, und die­se wie­der­um die Aki­vis­ten, die sich an den Mann auf der Stra­ße wenden.

Ein Slo­gan auf einem Pla­kat, ein über­zeu­gen­des Schlag­wort, ja sogar ein Molo­tow­cock­tail und ein kon­kre­tes phy­si­sches Ziel haben alle­samt eine Theo­rie hin­ter sich, destil­lie­ren sich aus kom­ple­xen Kon­zep­ten und Wert­vor­stel­lun­gen, die einer abs­trak­ten Ebe­ne entstammen.

Mil­lio­nen Wor­te wer­den geschrie­ben, ehe ein Spruch­band aus­ge­rollt wird, ein Schlag­wort in einer Dis­kus­son auf­taucht, oder eine Fla­sche mit Ben­zin gefüllt wird. Der Ran­da­lie­rer mit der Sturm­müt­ze auf dem Kopf ver­steht ver­mut­lich kein ein­zi­ges Wort der theo­re­ti­schen Tex­te, die die intel­lek­tu­el­le Basis sei­ner poli­ti­schen Bewe­gung bil­den. Den­noch wird er durch die in sei­nem Milieu absor­bier­ten Wor­te, Gefüh­le und Hal­tun­gen instink­tiv wis­sen, wel­ches Ziel sein Molo­tow­cock­tail tref­fen soll, und war­um es genau die­ses und kein ande­res sein muss.

Der Autor kommt allen übli­chen Ein­wän­den gegen Theo­rie, Stra­te­gie und Meta­po­li­tik zuvor. Dass kei­ne Zeit für einen Marsch durch die Insti­tu­tio­nen und lang­wie­ri­ges Theo­re­ti­sie­ren sei, weil Selb­st­ab­schaf­fung und Eth­no­zid des Wes­ten so schnell von­stat­ten gin­gen, weist er zurecht zurück.

Die­se Argu­men­ta­ti­on ist bekannt­lich das Ste­cken­pferd der anti­stra­te­gi­schen, dau­er­pa­the­ti­schen Tag-X-Frak­ti­on, deren jahr­zehn­te­lan­ge stra­te­gi­sche Igno­ranz erst die Umstän­de zuge­las­sen hat, die sie heu­te mit noch mehr Igno­ranz bekämp­fen wol­len. Das ist so, als wür­de man bei einem Schiff, das tage­lang ohne Steu­er­mann und mit gereff­ten Segeln trotz unko­or­di­nier­tem Her­um­ge­ru­de­re auf ein Riff zuge­trie­ben wäre, im Ange­sicht des Riffs nicht sofort das Steu­er her­um­rei­ßen und die Segeln set­zen, son­dern noch ver­bis­se­ner weiterpfuschen.

Den Ein­wand, dass Meta­po­li­tik eine unnö­ti­ge Neu­erfin­dung des Rades wäre, kon­tert Kur­ta­gic mit einer Atta­cke. Frei­mü­tig gesteht er – und wir pflich­ten ihm bei: Nichts ande­res sind Meta­po­li­tik und Kul­tur. Es ist die immer neue Anknüp­fung an die eth­no­kul­tu­rel­le Iden­ti­tät, das ewi­ge Krei­sen um den glei­chen Kern.

Das ist kein Argu­ment gegen, son­dern eines für die schöp­fe­ri­sche Zer­stö­rung und Erneue­rung. Auch in jedem Fern­seh­kri­mi geschieht im Grun­de immer wie­der das Glei­che. Doch die erzäh­le­ri­sche Aus­ge­stal­tung erschafft jedes Mal aufs Neue Span­nung und fes­selt die Zuseher.

Das gan­ze Büch­lein ist im Grun­de ein Auf­ruf, unse­ren poli­ti­schen Kampf wie eine Geschich­te zu erzäh­len und wie ein Aben­teu­er zu leben. Die­se Erzäh­lung muss so mit­rei­ßend, so tief­grün­dig, so pro­fes­sio­nell ver­mit­telt und so ästhe­tisch aus­ge­drückt sein, dass sie alle in ihren Bann zieht und jeder wis­sen will, wie sie wei­ter geht. Nur auf die­se Art schaf­fen es auch unter­drück­te und an den Rand gedräng­te Ansich­ten, wie unse­re, eine brei­te Wir­kung zu erzeugen.

Die kon­ser­va­ti­ven Loser, die Kur­ta­gics Auf­sät­ze tref­fen wol­len, sind neben den Neo­kon­ser­va­ti­ven und Mit­te-Rechts­par­tei­en, jene Flach­köp­fe, denen das künst­le­ri­sche Gespür für die Meta­po­li­tik fehlt und die der Geburt eines neu­en Mythos im Wege ste­hen. Sei­ne Wor­te klin­gen im heu­ti­gen Licht wie eine pro­phe­ti­sche Beschwö­rung der Iden­ti­tä­ren Bewegung.

Sein Ruf nach einer pro­fes­sio­nel­len, zeit­ge­mä­ßen Ver­brei­tung und nach Bezü­gen auf die aktu­el­le Pop­kul­tur wur­de von ihr in nie dage­we­se­ner Form beant­wor­tet. Und sein (und unser) zen­tra­les Anlie­gen, die herr­schen­de Moral zu bre­chen und eine Neu­be­wer­tung der Idee der Viel­falt zu errei­chen, scheint auch in zen­tra­les Anlie­gen die­ser jun­gen Bewe­gung zu sein.

Ohne gro­ße Theo­rie und Über­le­gun­gen ist die Paro­le “Wir sind die Guten!” (natür­lich leicht iro­nisch gebro­chen wie es zum Stil der IB gehört) oft im Umfeld der IB zu hören. Vor allem aber macht ihr plötz­li­ches Auf­tre­ten, ihre Neu­ar­tig­keit in Inhalt und Sym­bo­lik Lust dar­auf zu erfah­ren, wie es mit ihr wei­ter­geht. Zu einer tra­di­tio­nal-wer­te­kon­ser­va­ti­ven Hal­tung kommt bei ihr eine gehö­ri­ge Pri­se Witz, Revo­lu­ti­on und Pop. Loser sehen anders aus und wir dür­fen gespannt sein. Jedem Iden­ti­tä­ren und jedem, der es wer­den möch­te, sei hier­mit die­ser Kapla­ken-Band ein­dring­lich ans Herz gelegt. Wer in Zukunft über Meta­po­li­tik mit­re­den will, soll­te ihn gele­sen haben.

 

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Kommentare (17)

Innerer Exilant

7. Mai 2013 17:48

Hm, so interessant und analytisch der Text auch sein mag, es fallen ein paar Kritikpunkte auf. Der deutlichste dürfte sein, dass man im Grunde genommen einen Irrationalismus predigt, den man beim Gegner als verwerflich betrachtet, jedoch selbst gerne Nutzen würde. Und, auch wenn ich mir damit hier vielleicht keine Freunde mache, ist der historische Nationalsozialismus nicht (von der Form, nicht zwingend vom Inhalt) genau diese Art irrationaler, antimoderner, antiintellektualistischer Bauchgefühlaffekt gewesen ? Popkulturell begeisternd (weil aus reichlich "metapolitischer" Vorarbeit schöpfend), hochemotional, gut beworben etc. Ich verstehe durchaus den traditionalistischen Geist dem die obige Analyse entspringt, aber sie malt ihn nicht aus, sie definiert die zu erhaltende, ethnokulturelle Identität nicht, gibt es sie überhaupt noch außerhalb der Idealvorstellungen eines kleinen Kreises von Häretikern ? Zu konservieren gibt es gegenwärtig nur die Lebenswelt der 68er und ihrer Epigonen, daher müsste man als "Traditionalist" im Grunde genommen eine Restauration anstreben, aber von was und auf welche personelle Basis gestützt ? Ist nicht allein schon der hohe intellektuelle, dem Normalbürger kaum verständliche Analysetext ein, wie Spengler wohl sagen würde, Produkt des ziviliserten, blutleeren Großstadtmenschen, der Endphase quasi ?

Desweiteren macht der angelsachenfeindliche Ton ein wenig zu schaffen, (ganz ehrlich, die "Krämerseele", ist wohl weniger ein kulturtypisches, sondern ein individuelles Phänomen) das schlägt in die hässliche Kerbe des kulturlosen Amerikaners, was schlichtweg bullshit ist. Jeder der anderer Meinung ist, soll mal in die Südstaaten reisen und sich beispielsweise von der Lebendigkeit wirklicher, traditioneller Volksmusik überzeugen, vorallem auch bei der jungen Generation. Oder vom Gruppenzusammenhalt innerhalb der, auch religiös unterfütterten, "ethnokulturellen Gemeinschaft". Es ist immer ein gutes Zeichen wenn man Dinge lebt und sie nicht abstrakt umschreiben muss, mangels Füllmasse. Manchmal habe ich das Gefühl dort wurde mehr vom "alten Europa" konserviert als wir übrig haben.

Ansonsten (und das sage ich nicht gern, da mir der "gelbe Rosen" Artikel vorzüglich gefallen hat) prätentiöser, selbstgefällig/pseudoavantgardistischer Tonfall wie man ihn aus dem besetzten Haus die Straße runter kennt, wenn auch analytischer. Diese Arroganz dem "flachköpfigen Pragmatiker" gegenüber hat noch keine "Bewegung" vorangebracht, ist im Grunde genommen intellektuelle Selbstbeweihräucherung.

Nick N.

7. Mai 2013 19:36

Eine scharfsinnige Rezension, deren Betonung des Metaphysischen und Ablehnung des seelenlosen angloamerikanischen Krämerkonservatismus meines Erachtens ins Schwarze trifft. Soweit ich diesen Zeilen entnehmen kann, könnte man Kurtagic vielleicht als einen englischschreibenden Konservativ-Revolutionär bezeichnen. (Und ich dachte, ich stünde ganz alleine da!) Daß er idealistischen Visionen und (Pop)kultur besondere Beachtung schenkt, gefällt mir ebenfalls sehr gut. Einige von uns haben auf bescheidene Art und Weise und im kleinen Rahmen mit der Gestaltung sinnstiftender Symbole, utopischer Tagträume und neuer Formen der Romantik (die Formulierung erinnert einen an Edgar J. Jung) durch Stift und Papier, Pinsel und Leinwand, Gitarre und Plektrum schon begonnen!

Bundschuh

7. Mai 2013 21:00

Möchte kurz ein Argumentum ad hominem anbringen: Wenn ich mich nicht täusche, hält Kurtagic Black-Metal für kulturell wertvoll, jedenfalls gestaltet er entsprechenden Plattencover. Es fällt mir sehr schwer mit jemanden, der Affinität zum Satanismus hat, eine Diskussionsebene zu finden. Die im Kern destruktive Kritik an bestehenden Zuständen kann ich manchmal teilen. Aber was ist Kurtagics Eigenes?

Eine Replik auf Kurtagic auch hier: https://www.amren.com/features/2012/11/moral-barriers-to-white-survival/

Nils Wegner

7. Mai 2013 21:45

Bundschuh,

in diesem Fall kann ausnahmsweise einmal Google behilflich sein. Kurtagić hat schon vor Jahren zum Thema Black Metal ein Essay-Trio veröffentlicht, daß sich – mäßig übersetzt – auch im Sammelband "Ja, Afrika muß zur Hölle gehen" findet.

Franz Schmidt

7. Mai 2013 21:51

Seit langem schätze ich Alex Kurtagic. Sein neuestes Büchlein mit Artikeln von Internetseiten, die alle sehr lesenswert sind, ist eine gelungene Zusammenstellung. Es eignet sich gut als Geschenk und sollte weit verbreitet werden.

Der obige Artikel - insgesamt recht treffend - ist jedoch in einigen Punkten eine leichte Überinterpretation. So ist mir nicht bekannt, daß Kurtagic den Revisionismus derart negativ beurteilen würde. Es geht eben nicht um dessen Abqualifizierung, sondern um die berechtigte Frage, ob dieser Kriegsschauplatz nützlich ist oder derzeit sogar kontraproduktiv. Kurtagic vermeidet das Thema aus guten Gründen.

Bei der Frage nach den biologischen (rassischen) Unterschieden ist es ähnlich. Kurtagic sieht diese Unterschiede und thematisiert sie eindeutig. Seine Grundlagen sind die wissenschaftlichen Fakten der Rasserealisten. Hierzu lese man nur ein paar Artikel in seiner Aufsatzsammlung "Ja, Afrika muß zur Hölle gehen" (Unitall-Verlag). Auch hier geht es nicht um die Infragestellung der Fakten ("IQ-Tabellen", usw.), sondern um die richtige Methode der Vermittlung der Folgen, die sich aus den Fakten ergeben.

Bei Kurtagic stehen Strategie und Taktik im Vordergrund. Die Metapolitik ist Mittel zum Zweck: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein".

Schließlich ist er kein Freund der Popkultur, sondern des Black Metal. Auch hier ist die Frage, inwieweit man die denkenden Menschen ansprechen kann. Für die Masse kann es unter Umständen die Popkultur sein, für die Elite niemals.

Das Umfeld, in dem sich Kurtagic bewegt, ist sehr breit und vielfältig. Man hüte sich davor z.b. den Occidental Observer, Counter Currents Publishing oder Alternative Right zu unterschätzen. Aus meiner Sicht sind gerade die Rechten (White Nationalists) in den USA viel weiter als wir. Ihre Analysen umfassen alle relevanten Themen. Deren Theoriearbeit ist der unseren weit überlegen. Wir wagen ja aus berechtigter Angst vor der staatlichen Repression nicht einmal das J-Wort zu erwähnen, geschweige denn darüber zu debattieren, welche Rolle gewisse Leute hier spielen.

Es ist gut, daß Alex Kurtagic endlich hier angekommen ist und seine Gedanken diskutiert werden. Wir brauchen keine NS-Nostalgie, auch keine Pseudokonservativen. Was wir brauchen, ist ein Weg, die Gehirne der denkenden Menschen zu erreichen, um sie vom Gift der Zersetzung zu befreien. Den Weg hat er aufgezeigt und ist ihn selbst schon ein gutes Stück vorangegangen.

JeanJean

7. Mai 2013 22:32

Auch für mich scheint die Bezeichnung der angloamerikanischen Krämerseele zu grobschlächtig und in Teilen völlig unzutreffend. Amerika war in seinen Anfängen stark religiös geprägt - eine Nation unter Gott- ja der amerikanische Exzeptionalismus, die amerikanische Freiheitsidee, sind ohne diesen religiösen Boden gar nicht denkbar.

Es ist auch weniger der Konservatismus in den USA, der in den plumpen Materialismus abgesunken ist und damit für viele so verblüffend kompatibel mit der neuen Religion : "eine Welt der Nachhaltigkeit, Gleichheit und Identitästlosigkeit und des ewigen Friedens", also den vielen Kostümen des marxistischen Totalitarismus, der sich als heute als korporatistische Philosophie des Pragmatismus zur Korruptionsmaschine und zur führerlosen Diktatur entwickelt hat, in der die intellektuelle Linke und ihre Höflinge ebenso heimisch sind, wie die globalen Wirtschaftseliten, sondern es sind die tatsächlich geistlosen Krämerseelen, die die Führungsschicht der republikanischen Partei und ihre angeschlossenen Leitmedien ausmacht, die sich an diese Gott- und scheinbar ideologielose, den Prozess vergötternde Mühle angeschlossen hat.

Aber sei's drum. Der Artikel spricht genau den Punkt an um den es gehen muss. Bei all dem scheinbar Zwangsläufigen heutiger politischer Prozesse, geht es um Ideologie und Ideen, die gerade nicht das Paradies auf Erden, gerade nicht allgemeine Gleichheit einleiten, sondern eine brutale Herrschaft der winzigen, anonymen Eliten, die ihre Vorgaben in das von ihnen konstruierte und sich ständig erweiternde kommunikative Röhrensystem, das zur Verbreitung von Werten, Zielen und Verhaltensweisen dient, einspeist, die Erfolge analysiert, das Verfahren anpasst und dabei Identität und Hirn in Humankapital bzw multiple Intelligenzen und Skills zerlegt, die anschließend synthetisiert und in die brauchbare Form gebracht werden. Techniken der Unternehmensführung und Kulturmarxismus/Ökologismus, haben sich ineinander verwoben und damit das Rechtslinks Bündnis vorgegeben

Wie lustig, dass Marxisten heute gemeinsam mit Wirtsschaftseliten tatsächlich die Entfremdung so nachhaltig produzieren, die sie als Wesenszug der "Ausbeutergesellschaft", der marktorientierten Unterdrückung, nach Außen zu bekämpfen vorgeben. Nun, sie werden mehr als satt dabei.

Es sind die Grundfragen über das Wesen des Menschen, seine Stellung in der Welt bzw. der Natur, die sich stellen, die aber nicht mehr diskutierbar, sondern entschieden scheinen. Formuliert beispielsweise im Papier der Bundesregierung zur "Bildung zur Nachhaltigkeit", eingespeist in die Organe und Institutionen des Staates, die Medien und der Zivilgesellschaft unter permanenter Evaluierung, zur Umsetzung übergeben.

Gerade die völlige Sprachlosigkeit, mit der die Herrschaft heute einher geht, obgleich Dialog und Kommunikation so penetrant einen scheinbaren Dauerzustand bilden, könnte das offene Tor für die andere Idee der Welt bieten. Es sind ja nicht wenige, die das Gefühl haben, die Welt löse sich vor ihren Augen auf, ohne dass erkennbar ist, weshalb dieser beunruhigende Prozess abläuft.

Die Hirarchisierung einer Bewegung ist zwanglsäufig, eine Erweiterung , ein Ernstnehmen kulturell- emotionaler Dimension unerlässlich.

Narrative, Bildsprache, Meme, Gefühl und Glauben - weshalb alles dem Gegner überlassen? Die entsetzliche Leere moderner "Kunstproduktion", die abstoßende Hässlichkeit geplanter städtischer Räume und Behausungen - alles Felder, die für unsere Seite sprechen.

Unter dem Trommelfeuer der Propaganda, dem Eindruck halluzinierter und tatsächlich herannahender Krisen, der Diktatur des Faktischen, ist es schwer Neugier und Lebendigkeit oder gar Zukunftsvorstellungen zu entwickeln - der Text allerdings ist erfrischend, ja aufheiternd und anregend.

Carabus violaceus

7. Mai 2013 22:41

@Bundschuh

Der Satanismus des Black Metals ist bei vielen Bands zur Schau getragene Provokation. Es gibt ebenso viele heidnische, kultur- und modernisierungskritische Gruppen. Sie sollten das vielleicht nicht zu eng sehen. Da steckt der "wahre Satanismus" viel eher in dieser ganzen strunzdummen amerikanisierten Kaugummi-Popkultur. Diese versetzt gerade junge Menschen viel eher in einen geistigen Dämmerzustand als die Black-Metal-Subkultur.

Ernst Wald

7. Mai 2013 23:27

Alex Kurtagics Ansatz erinnert teilweise stark an George Sorels Plädoyer für den Mythos als Kraftquelle politischer Aktionen. Sorel, den Armin Mohler sogar als „Erzvater der konservativen Revolution“ bezeichnete, setze den Mythos der Utopie entgegen.

„Nur im Mythos liegt das Kriterium dafür, ob ein Volk oder eine andere soziale Gruppe eine historische Mission hat und sein historischer Moment gekommen ist. Aus den Tiefen echter Lebensinstinkte, nicht aus einem Räsonnement oder einer Zweckmäßigkeitserwägung, entspringt der große Enthusiasmus, die große moralische Dezision und der große Mythos. In unmittelbarer Intuition schafft eine begeisterte Masse das mythische Bild, das ihre Energie vorwärts treibt und ihr sowohl Kraft zum Martyrium wie den Mut zur Gewaltanwendung gibt. Nur so wird ein Volk oder ein Klasse zum Motor der Weltgeschichte. Wo das fehlt, läßt sich keine soziale und politische Macht aufrechterhalten, und kein mechanischer Apparat kann einen Damm bilden, wenn ein neuer Strom geschichtlichen Lebens losbricht“ (Mohler, Armin: Georges Sorel – Erzvater der konservativen Revolution / S.53).

Kurtagics Aufruf, Strategien für politische Zielsetzungen einzusetzen, welche die Emotionen der Menschen anregen sollen, ist also nicht ganz neu. Und die Frage bleibt, ob es der Rechten tatsächlich durch eine Ästhetisierung ihrer Politik gelingen wird, eine große Anhängerschar zu gewinnen. Mit einem Heavy Metal und Grufti-Stil, wie ihn anscheinend Kurtagic selbst bevorzugt, dürfte ein solches Projekt jedenfalls zum Scheitern verurteilt sein.

Nihil

8. Mai 2013 00:35

Wenn wir die Ratio zu Recht als maßlos überbewertet erachten, wieso verwenden wir sie dann andauernd? Alex Kurtagic sei dank, dass er diesen blinden Fleck aktuell wieder thematisiert hat. Man sollte daraus ein Mantra machen!

N. N.

8. Mai 2013 05:27

@ Bundschuh

Kurtagic hat einen dreiteiligen Artikel über Black Metal geschrieben, der vielleicht etwas zur Klärung ihres Missverständnisses beiträgt.

https://www.toqonline.com/blog/black-metal-1/

Zalmoxis

8. Mai 2013 11:25

Kurtagis Aufsatz erinnert mich an Ciorans Meisterwerk „Die Verklärung Rumäniens“. Ciorans ging davon aus, dass die Kulturhegemonie der Eisernen Garde sich in einer Nationalen Revolution umwandelnd wird. Das Gegenteil vollzog sich. Cioran wanderte nach Paris aus, die Eiserne Garde wurde verboten. Die Nationale Revolution wurde niemals umgesetzt, stattdessen herrschte der sultanische Totalitarismus über Osteuropa. Kurtagics Gedanken stammen aus einer modernen Subkultur (Black Metal), welches keinerlei konservative Substanz innehat. Eine Subkultur definiert sich letztendlich durch Provokation und Abgrenzung vom Mainstream. Black Metal Bands wie Burzum haben ihre „Pop-Kulturrevolution“ entfacht, in dem sie Kirchen verbrannt haben. Eine konservative Renaissance braucht auch keine postmoderne Camounflage. Konservatismus braucht sich auch nicht zu erfinden, denn eine ideologische Neuschöpfung würde dem ideologischen Kerninhalt des Konservatismus widersprechen. Eine konservative Renaissance wird dann eintreten, wenn das westliche Finanz- und Konsumsystem kollabieren wird. Das konservative Aufwachen der breiten entideologisierten Masse wird grausam sein. Wenn die Nahrungsfüllmittel (McDonalds) nicht mehr da sind, die Wohnung kalt ist, die staatliche Subventionierung ausfällt, wird man sich auf einfache Lebensinhalte zurückbesinnen. Emanzipierte Singlefrauen werden brutale Machos heiraten, plötzlich wird das Burnout auf dem Kartoffelacker ausgeheilt werden. Die Zeit nach dem Zusammenbruch des westlichen Kasinokapitalismus wird unwiderruflich eine konservative Epoche darstellen. Auf diese Herausforderungen müssen Konservative umsetzbare Antworten erfinden.

Nordländer

8. Mai 2013 12:08

@ Franz Schmidt

"Aus meiner Sicht sind gerade die Rechten (White Nationalists) in den USA viel weiter als wir."

Zunächst einmal kann ich das vortreffliche Niveau - wie es hier z.B. auf der "sezession" herrscht - nur ohne Einschränkung loben.

Was den Inhalt anbelangt, stimme ich Ihnen zu, Herr Schmidt. Es gibt in den VSA z.B. den großartigen Wissenschaftler Prof. Kevin MacDonald, der mit seinen evolutionsbiologischen und gruppensoziologischen Analysen m.E. zum absoluten Wesenskern vordringt: Ganz genau so organisieren sich Menschen - im Mikrokosmos wie im Makrokosmos -, durch das Bilden von Gemeinschaften, die dann zwischen Binnen- und Außenmoral unterscheiden.
Es ist der Natur immanent, daß man sich erst darum sorgt, der eigenen Kinder reicher Schar das Brot auf den Tisch zu setzen.

Konservativ sein könnte - im allerschlimmsten Falle - auch bedeuten, sich über Dekaden in hundert schöngeistigen Betrachtungen zu ergehen, dabei aber die drei oder vier wichtigsten anthropologischen Grundkonstanten durchgehend außeracht zu lassen.

M.E. brilliante Analysen Kurtagics, unverzichtbar, auf die begrenzte Bedeutung der Rationalität zu verweisen. Zugehörigkeit (siehe dazu auch die "Schweigespirale" - Noelle-Neumann) als Grundbedürfnis wird häufig unterschätzt, die Suche nach Wahrheit hingegen überschätzt.

Mich persönlich ärgert immer am meisten die übertriebene Negation: "Diese pöhsen Linken". Auf gewisse Weise bestätigt jede Kritik an den Linken - und an den Universalisten allgemein - doch nur deren Macht, das Paradigma/die Matrix vorgeben zu dürfen.

Wobei es nicht so leicht ist und so einfach vom Himmel fällt, unabhängig vom Feind eigene Zeichen zu setzen.

E.

8. Mai 2013 14:35

Wie man deutlich feststellen kann, lässt sich die überwältigende Mehrheit der hiesigen Kommentare, das Büchlein von Kurtagic betreffend, der Kategorie „Zustimmung“ zuordnen. Nun frage ich mich jedoch, dass wenn ein Jeder hier der Analyse so enthusiastisch beipflichtet, warum es dann um die Konservativen so unerfreulich, sprich wie von Kurtagic beschrieben, bestellt ist, da sich ja immerhin das Gros der hier ansässigen Schreiber dem rechts-konservativen Milieu zuordnen lässt?

antwort kubitschek:
das fragt sich der radsportler auch, der dem aufgerüsteten peloton hinterherstrampelt, obwohl er gesünder, klüger und schöner ist.

agricola

8. Mai 2013 16:33

Keine Macht der Welt und kein Geist bricht einen Zeitgeist, der so offensichtlich die Massen (Menschen) fasziniert! Das Faszinosum ist das Problem! Das westlich, liberal-kapitalistische System stellt eine Herausforderung dar für jeden Kulturmenschen. Aber es gibt einfach zu wenige davon. Sie können nur in politischen Außenseiterbewegungen oder anderen Nischen aktiv sein! (Das ist kein Vorwurf in dieser verdammten Zeit!!!) Die Massen dominieren, bis zum Untergang in der allerletzten Phase der Dekadenz. Sie wird kommen, aber es wird dauern! Der Mensch ist zum "allerletzten Menschen" ( im Sinne Nietzsches) mutiert und ergötzt sich am schönen Schein des Lebens auf der Stufe des Konsumidioten , der seinen Weg ins Maßlose so liebt, dass er ohne sein Opium nicht mehr existieren kann. Wer das Opium kontrolliert, hat die Macht!

Carabus violaceus

8. Mai 2013 20:07

@ Zalmoxis

ich kann ihre Hoffnungen auf ein "zusammenbrechendes, westliches Finanz- und Konsumsystem" nachvollziehen. Das ganze läuft im Schneeballprinzip. Immer schneller, höher, weiter - bis die Schwarte kracht.
Diese Szenarien erinnern fast an die beiden Filme "28 Days later" und "28 Weeks later" bei denen die Bevölkerung durch einen Virus dezimiert wird und nur noch ein paar Versprengte übrig bleiben. Das ganze könnte als Metapher für den "Virus" des Turbokapitalismus dienen...

ABER: das "Erwachen konservativer Werte", die Rückbesinnung auf einfache Lebensinhalte - welcher durchtechnisierte Großstadtjunkie (die mittlerweile auch auf dem Land leben) ist den zu einfachen Sachen überhaupt noch fähig? siehe Ackerbau, Viehzucht, Jagd, etc.

In dieser chaotischen Welt hat doch keiner mehr Zeit dafür, so sehr ich mir dies auch wünschen würde. Also wäre ich da sehr pessimistisch, ob denn im Anschluß eine "konservative Epoche" anbricht, wenn schon die Grundlagen fehlen.

Junge Leute müssen geschult und herangezogen werden, durch die Bank weg, vom Handwerker bis zum Studenten. Nur eine junge, frische Generation vermag den Zeitgeist "umzupolen" (ich glaube, Kurtagic hat es auch auf diese Leute abgesehen).

Wir werden sehen.

Reichsvogt

8. Mai 2013 23:21

Die Lageanalyse und Selbstkritik in den vier Aufsätzen finde ich sehr wichtig und richtig. Leider bleibt unklar was der Autor mit "europäische Tradition" (S. 82) und "unsere Ideen" , die weit in die Geschichte zurückreichen (S. 81) meint. Gibt es dazu weitere Aufsätze dieses Autors für einen weiteren Band der Reihe?

Götz Kubitschek

10. Mai 2013 09:43

diskussion geschlossen. gruß und dank!

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