die sich mit Völkerpsychologie und Völkercharakterologie von der Antike bis heute beschäftigt. Vonderach ist den Lesern der Sezession aufgrund mehrerer wissenschaftlicher Untersuchungen wohlbekannt; nun sprachen wir mit ihm anläßlich seiner jüngsten Publikation.
SEZESSION: Ihr neues Buch Völkerpsychologie trägt den Untertitel Was uns unterscheidet. Weshalb ist es im Jahre 2014 von Interesse, Unterschiede in den charakterlichen Eigenschaften der Völker zu untersuchen? Verliert dieser Themenkomplex durch die Globalisierung und die sie begleitende weltweite Vereinheitlichung der Lebensgewohnheiten nicht an Bedeutung?
ANDREAS VONDERACH: Na, ich denke, das war immer von Interesse, und ist es heute noch viel mehr als früher, wo wir viel häufiger auf Menschen anderer Völker und Kulturen treffen. Auch ist die weltweite Vereinheitlichung der Lebensgewohnheiten noch lange nicht so fortgeschritten, daß sie alle Unterschiede einebnen würde, falls das überhaupt je möglich sein wird. Ihre Grenze findet die Vereinheitlichung in der genetischen Konstitution, im unterschiedlichen Temperament der Rassen und Völker.
Ich glaube, daß uns viele Unterschiede erst jetzt bewußt werden, wo wir es mit realen Menschen zu tun haben, sei es als Einwanderer oder zum Beispiel auf Auslandseinsätzen. Bisher war das völkerkundliche Wissen doch recht papieren, und man ging unbewußt davon aus, die sehen zwar anders aus und haben andere Gewohnheiten, sind im Grunde aber wie wir.
SEZESSION: Apropos andere Gewohnheiten: Im Volksmund gibt es den Spruch „Andre Länder, andre Sitten“, wenn Verhaltensweisen von Menschen anderer Völker und Kulturkreise als fremd oder merkwürdig empfunden werden. Stießen Sie bei Ihrer Forschungsarbeit häufig auf Fälle, die pejorativ als „Vorurteile“ oder „Stereotypen“ gelten, aber durch die Empirie belegbar sind?
ANDREAS VONDERACH: Daß „Vorurteile“ und „Stereotypen“ mit der Wirklichkeit übereinstimmen, ist eher die Regel als die Ausnahme. Das ist eigentlich auch nicht überraschend, denn sie entstehen ja nicht willkürlich, sondern durch Erfahrungen, die die Menschen immer wieder gemacht haben. Gelegentlich haben Menschen auch Erlebnisse, die nicht den „Stereotypen“ entsprechen, aber die vorherrschenden Erfahrungen setzen sich in einer Art kollektiven Mittelwertbildung durch und werden zum Stereotyp. Das lebhafte Temperament der Südeuropäer, das stoische Temperament der Indianer, die impulsive Reizbarkeit der Orientalen, das extravertierte und wenig neurotische Wesen der Schwarzafrika, gehören zu solchen Stereotypen, die durch empirische Untersuchungen bestätigt werden.
Es gibt in den USA seit den 1990er Jahren eine neue Forschungsrichtung, die überraschenderweise oder auch bezeichnenderweise bei uns noch kaum bekannt ist, die unter dem Schlagwort Stereotype Accuracy (Stereotypengenauigkeit) den Wirklichkeitsgehalt von Stereotypen erforscht. Ein Ergebnis dieser Forschung ist, daß die Korrelation von Stereotyp und Wirklichkeit, gemessen an empirischen Daten, bei ethnischen Stereotypen etwa 0.70 beträgt. Das ist ein mittelstarker bis starker statistischer Zusammenhang. Die Stereotypen sind als kollektives Wissen zum Beispiel den Einschätzung von Einzelnen oder den Vorhersagen sozialpsychologischer Theorien deutlich überlegen.
Die menschliche Fähigkeit zur Ausbildung von Stereotypen ist in der Evolution entstanden, weil sie einen Überlebensvorteil bot. Stereotypen beinhalten ein statistisches Wissen über das Verhalten von Menschen anderer Gruppen und Ethnien, mit denen man selbst noch keine Erfahrungen gemacht hat. Wer zum Beispiel das (richtige) Stereotyp über das Verhalten der Angehörigen einer aggressiveren Gruppe hatte, hatte einen sehr realen Überlebensvorteil gegenüber „vorurteilslosen“ Zeitgenossen.
SEZESSION: Trotz entsprechender empirischer Belege ist Ihre Studie im deutschen Sprachraum die erste ihrer Art seit mehreren Jahrzehnten. Besitzt die Völkerpsychologie aus rein ideologischen Gründen kein Renommee oder geriet sie auch aus anderen Gründen in Vergessenheit?
ANDREAS VONDERACH: Das hängt natürlich mit der ideologischen Vorherrschaft der Linken zusammen. Für die stellen ethnischen Unterschiede ein Tabu dar, da sie eine Dimension der Ungleichheit sind und der Machbarkeit von egalitären Utopien im Wege stehen. Der entscheidende Durchbruch fand in den amerikanischen Sozialwissenschaften zwischen 1920 und 1940 Jahren statt. Bis dahin war es keine Frage war, daß sich Völker und Rassen auch in ihrer Psyche unterscheiden und es selbstverständlich ist, sich mit seinem eigenen Volk zu identifizieren. Nun setzten sich die Schule des Anthropologen Franz Boas und die stark marxistisch beeinflußte Soziologie durch, zu denen besonders viele jüdische Emigranten aus Europa gehörten. Für diese war die Zugehörigkeit zu einem Volk und einer Kultur nicht mehr ein selbstverständlicher Bestandteil der eigenen Identität, sondern etwas, von dem man sich befreien („emanzipieren“) muß. Erst nach der Befreiung aus dem „Gefängnis der Tradition“ (Boas) sei eine gerechte Gesellschaft möglich. Die Voreingenommenheit für das Eigene sei eine Form des „Rassenvorurteils“, das es zu bekämpfen gelte. Nach dem Krieg setzte sich diese Richtung auch in Europa durch.
So hatte die Vorurteils- oder Stereotypenforschung von Anfang an politisch-ideologischen Charakter, und die Frage des Realitätsgehalts der Stereotypen stellte sich nicht. Der „aufgeklärte“ Mensch hatte keine „Vorurteile“ zu haben. Noch heute werden von der UNO und anderen politischen Institutionen Untersuchungen über „Vorurteile“ gefördert, die , wenn sie zu dem erwartbaren Ergebnis geführt haben, daß ein gewisser Prozentsatz der Untersuchten tatsächlich die befürchteten Vorurteile aufweist, zum Anlaß für den Ruf nach mehr Erziehung und „Aufklärung“ genommen werden. Daß die vorgefundenen „Vorurteile“ sachlich falsch und moralisch verwerflich sind, gilt dabei als ausgemacht. Die dann einsetzende „Bekämpfung“ der Vorurteile hat tatsächlich wenig mit Aufklärung und mehr mit Indoktrination zu tun.
Leicht gemacht wurde es dieser Auffassung aber auch dadurch, daß die Ansätze zur Völkerpsychologie, die es bisher gab, oft subjektiv-intuitiven Charakter hatten. Inzwischen gibt es aber, vor allem aus der Kulturvergleichenden Psychologie und neuerdings auch aus der Verhaltensgenetik, so viele „harte“ wissenschaftliche Belege für die psychische Verschiedenheit der Völker, daß man diese redlicherweise nicht mehr ignorieren kann.
SEZESSION: Herr Vonderach, vielen Dank für das Gespräch.
Die Neuerscheinung:
Andreas Vonderach: Völkerpsychologie. Was uns unterscheidet, Schnellroda: Antaios 2014. 448 Seiten, geb., 29 €
Weitere Bücher von Andreas Vonderach:
+ Sozialbiologie. Geschichte und Ergebnisse
+ Anthropologie Europas. Völker, Typen und Gene vom Neandertaler bis zur Gegenwart
Carsten
Seit den 1970er Jahren werden in allen Medien "Vorurteile" bekämpft, vor allem im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Der tatverdächtige Ausländer stellt sich natürlich als zu Unrecht verdächtigt heraus, der wahre Täter ist der deutsche Spießer, etc. pp. Dabei sind Vorurteile eine Art kollektives Gedächtnis. Es müsste doch selbst Linken auffallen, daß Orientalen immer wieder das Vorurteil bestätigen, keine Impulskontrolle zu haben und von ihren Affekten beherrscht zu werden. Auch deutsche Linke bestätigen mit ihrem vorauseilenden Gehorsam und der 150%igkeit jedes Vorurteil über Deutsche. Vorurteile über Wüstenvölker hält der Linke für "Rassismus", aber nichts liebt der Linke so sehr, wie sein Vorurteil über den dicken, dummen und schießwütigen Ami.