Bernhard Lassahn hat folgenden Aufruf als Überschrift für seine antifeministische Trilogie Frau ohne Welt gewählt: „Frauen, liebt Männer! Männer, liebt Frauen! Lest Frau ohne Welt!“ Das ist als wegweisende Anleitung zu verstehen. Antifeministische Mottos lauten nämlich gern so:
Warum Frauen unser Untergang sind. Oder noch drastischer: Wie das verlogene Geschlecht zum Herrschergeschlecht geworden ist. Solche claims sind Wasser auf die Mühlen vieler: der Zahlväter, der entsorgten Männer, der ewig „besten Freunde“, der Frauenquotenopfer. Jene, die unter Etiketten wie „Maskulisten“ sich sammeln, haben die (oft verständliche) Wut der Ge- und Enttäuschten im Bauch. Macht sie das zu unbedingten Rechthabern? Liebenswert macht es sie jedenfalls nicht. Es läßt sie als schnaubende Verlierer mit Zornesfalten aussehen.
Lassahns Buch, nach Der Krieg gegen den Mann (2013) Teil II seiner Trilogie Frau ohne Welt, hebt sich in mehrfacher Weise positiv von vielen Verdammungs- oder Jammerschriften des Genres ab. Man könnte sagen: Der Autor denkt cum ira et studio. Und er schreibt glänzend, mit souveränem Witz, der nur ausnahmsweise zur Häme wird. Obgleich ein gewisses Überschnappen angesichts der Lage der Dinge bisweilen naheläge.
Dem dreiundsechzigjährigen Schriftsteller (bekannt für seine Käpt’n Blaubär-Geschichten) und Liedermacher geht es in diesem Band um den „Krieg gegen das Kind“. Er konstatiert eine politische und mediale Agenda, die seit langem erstens der Kinderverhinderung diene und zweitens alles tue, um die Lebensbedingungen von Kindern „an die Bedürfnisse mit sich selbst beschäftigter Erwachsener“ anzupassen. Klingt zu drastisch? Nach der Lektüre gewiß nicht.
Lassahn geht mit seiner Analyse weit über die mittlerweile bekannten Schaustücke des Genderzirkus, der Sexpädagogik und der Scheidungsscharmützel auf den Rücken von Kindern hinaus. Doch auch zu diesen Punkten erfährt man Details, die man so nicht kannte: Gemäß der Journalisten Dale O’ Leary, die sowohl an der Vierten Weltfrauenkonferenz 1995 als auch an den Vorbereitungstreffen teilgenommen hatte, umfaßte die Programmatik jener Konferenz, die das Genderprogramm international implementieren sollte, unter anderem folgende Punkte:
- In der Welt braucht es weniger Menschen und mehr sexuelle Vergnügungen. Es braucht die Abschaffung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie die Abschaffung von Vollzeitmüttern.
- Es braucht weltweit freien Zugang zu Verhütungsmitteln und Abtreibungsmöglichkeiten und Förderung homosexuellen Verhaltens, da es dabei nicht zur Empfängnis kommt.
- Es braucht einen Sexualkundeunterricht für Kinder und Jugendliche, der zu sexuellen Experimenten ermutigt, es braucht die Abschaffung der Rechte der Eltern über die Kinder.
- Die Welt braucht eine 50/50 Männer/Frauen-Quote für alle Lebensbereiche
- Religionen, die diese Agenda nicht mitmachen, müssen der Lächerlichkeit preisgegeben werden.
In siebenundzwanzig kurzen Kapiteln interpretiert Lassahn die zeitgenössische „staatliche Marschmusik“, in der deren Rhythmus als „Nebengeräusch immer die Verspottung der Familie“ mitklingt.
“Wenn man das Verhältnis Mann-Frau isoliert betrachtet und dabei Kinder und die gesamte Frage der Fruchtbarkeit ausklammert, dann versucht man, mit einer zweidimensionalen Sicht ein dreidimensionales Problem zu lösen. Das geht nicht. So bekommen wir nicht nur keine Kinder mehr, wir halten es auch miteinander nicht mehr aus.“
Der Angelpunkt wäre hiermit umrissen. Wie gehen wir mit ihr um, mit der „dritten Dimension“, die bestenfalls die Frucht der Liebe ist? Besonders schockierend ist, was uns Lassahn über die weniger bekannte Seiten der Kinsey-Studien aufdeckt.
Alfred Kinsey, Spitzname „Dr. Sex“, wird heute als Säulenheiliger der Aufklärung verehrt. Man lobt, wie er durch die Veröffentlichung seiner Umfragen und Untersuchungen in Diensten der Rockefeller Foundation die Amerikaner und mit zeitlicher Verzögerung die Europäer von ihrer „spießigen“ Sexualmoral befreit hatte. Seither durfte über geheime Vorlieben (von Masturbation und Homosexualität bis Sex mit Tieren und Minderjährigen) offener verhandelt werden.
Kinsey hat sich in besonderem Maße für die Orgasmusfähigkeit kleiner Jungen interessiert. Seine „Studien“ an 317 Säuglingen und Kindern ermittelte er, daß bereits knapp Einjährige bis zu „14 Orgasmen innerhalb von 38 Minuten“ gelangen könnten, was Kinsey „zuverlässig“ an Zeichen wie Schluchzen oder heftigem Schreien erkannt haben wollte.
Lassahn interessieren nicht nur die Knackpunkte und Sollbruchstellen der modernen Auffassung von Kindheit, er kennt auch das Gelingende und Gelingenkönnende. Immerhin ist er von Berufs wegen Poet. Das macht die Lektüre trotz aller Schauder zu lohnend: Hier wird verdichtet!
Lassahn ist nie aalglatt in seinen Argumenten. Über manche Punkte möchte man streiten. Er wirft beispielsweise die „Neue Mädchenordnung“ mit dem Feminismus der guten alten Alice Schwarzer durcheinander: Letztere hat nie für ein Hausfrauengehalt plädiert und Frauen nie als „grundsätzlich emphatischer“ belobhudelt.
Auch Lassahns Ehrenrettungsversuch für Rousseau wäre eine Diskussion wert: Ob Rousseaus Erziehungsschriften an Wert verlieren, weil er seine eigenen Kinder ins Heim gegeben hat? Lassahn meint: nein, und mutmaßt ausgerechnet dies: Vielleicht sei ja Frau Rousseau dafür verantwortlich
Zu einigen Details könnte man zudem einwenden, daß Lassahn Einzel- und Sonderfälle unzulässig zur heutigen Normalität erklärt. Die wenigsten Kindergärten besuchen Trauungen lesbischer Paare, auf deutschen Amtsformularen werden Mutter und Vater immer noch nicht mit „Elter 1“ und „Elter 2“, und es gibt weder einen großen Trend noch gar eine Forderung nach geschlechtsneutralen Vornamen. Ausgeschlossen ist hingegen nicht, daß sich Lassahn hierbei seismographisch betätigt.
Es bleibt unterm Strich bei der Lassahnschen Empfehlung: Frauen, liebt eure Männer! Männer, liebt eure Frauen! Lest Frau ohne Welt!
Bernhard Lassahn: Frau ohne Welt. Trilogie zur Rettung der Liebe. Teil II – Der Krieg gegen das Kind. Manuscriptum, 176 Seiten, 14.90 €, hier bestellen.
t.gygax
Zu Alfred Kinsey: es gibt eine Doku über ihn , die DVD heißt "Sexzwang" und ich habe es kaum geschafft, mir dieses ekelhafte Zeug anzuschauen. Der Typ hat schlichtweg kleine , hilflose Kinder im Säuglingsalter gequält und das offenbar mit einer geradezu perversen Lust...es ist scheußlich!!!
Und so ein .........( ich wollte etwas Vulgäres schreiben, unterlasse es aus Rücksicht auf die anständige E.K.) wurde mir vor vielen Jahren in der Sozialpädagogenausbildung als Lernstoff vorgesetzt...und der oberpädophile Helmut Kentler war in Sexualpädagogik Prüfungsthema in den 70er Jahren. Heute weiß man, was in der Odenwaldschule passierte, aber Kentler- wie konnte es anders sein- machte eine steile Karriere und saß in allen kirchlichen Gremien an erster Stelle.
Ich bekomme heute noch Zustände, wenn ich das solche Kreaturen denke.
Übel, übel, übel.