Zur Begründung werden ihm allerhand angeblich “rechtsextremistische” Umtriebe angekreidet, vor allem anderen seine Mitarbeit beim Institut für Staatspolitik und bei der Sezession. Verantwortlich für das Verfahren ist der AfD-Landesverband Hessen; die Nachricht, die Lichert bekommen hat, ist nach seiner Auskunft auch von Herrn Dr. Konrad Adam unterzeichnet.
Zuerst ist man über solche Meldungen amüsiert, dann wieder verärgert, und am Ende kratzt man sich am Kopf und fragt sich, wie wohl ein derartiger geistiger clusterfuck zustande kommen mag. Denn die versammelten Anklagen gegen Lichert, die vorwiegend nach dem “guilty by association”-Prinzip konstruiert sind, könnte man problemlos auch auf Konrad Adam selbst richten.
Unter anderem war Adam im Dezember 2012 Referent auf dem 21. Berliner Kolleg des Instituts für Staatspolitik; weitere Vortragende waren Erik Lehnert, Karlheinz Weißmann und Günter Scholdt. Lichert war zu diesem Zeitpunkt längst Vorsitzender des Instituts.
Eine weitere Billardkugel, die in dem Schreiben gegen Lichert in Stellung gebracht wird, bin ich selber. Lichert sei also eine Art “Rechtsextremist”, weil er für die Sezession schreibe, für die auch ein Schurke namens Martin Lichtmesz schreibt, wobei ich mit einem phantasievoll aus der großen Zehe gesaugten, diffamatorischen Etikett bedacht werde.
Nun lach’ ich aber über ein solch episches Ausmaß an Dämlichkeit und Ahnungslosigkeit, denn mit dem gleichen Argument könnte man die Kugel Lichtmesz Richtung Adam bolzen, waren wir doch in den Jahren 2005–2013 beide als Autoren der Jungen Freiheit tätig, gelegentlich sogar in derselben Ausgabe. Auch die Sezession und das IfS waren in dieser Zeit ständig in der JF präsent.
Das wird Adam schwerlich entgangen sein können, und ich nehme an, daß er auch – beispielsweise – am 10. Mai 2013 mitgelesen hat, als in der JF nicht nur ein Artikel von ihm erschien, sondern auch eine Besprechung des Sezession-Sonderheftes über “Alternativen für Deutschland” (leider vergriffen) von Thorsten Hinz:
Fazit: Hier wird kein Blatt vor den Mund genommen. Der Situation und den Möglichkeiten entsprechend, bietet das Heft viel Meta- und einiges an praktischer Politik. Es ist eine nüchterne Lagebestimmung. Es gibt zur Zeit keine bessere.
Was Lichert betrifft, so wurde auch er von der JF im Juni 2013 vehement gegen eine lokale “Kampf-gegen-Rechts”-Kampagne verteidigt. Dort hieß es:
Im hessischen Karben protestiert die CDU mit Linksextremisten gegen Konservative.
Also doch, ein “Konservativer”, bescheinigt von jener Zeitung, für die Konrad Adam weiterhin tätig ist.
Im Januar 2015 schrieb Adam über “Redeverbote und politische Korrektheit”:
Tagtäglich werden uns diese politisch korrekt verpackten Lügen vorgekaut; und wenn das oft genug geschehen ist, werden sie von uns geschluckt. Einer Zensur bedarf es dann nicht mehr; der Eingriff, das Verbot, die Strafe werden überflüssig, weil die Zuwiderhandlung nicht mehr möglich ist. Die Sprache hat die Wahrnehmung, die Wahrnehmung die Wirklichkeit verändert.
Auf diesen Mechanismus verlassen sich die Herrschenden, wenn sie uns alle möglichen Freiheiten garantieren, die Redefreiheit aber nicht. Sie wissen schon, warum. Wenn sie die Sprache politisch korrekt zugerichtet haben, läuft die Gedanken‑, die Meinungs- und die Pressefreiheit leer. (…)
Die Grenzen meiner Sprache, hat ein kluger Mann einmal gesagt, sind die Grenzen meiner Welt. Sollte das richtig sein, versperrt man uns die Welt, indem man die Sprache entstellt, verkrüppelt und beschneidet. Das sollten wir uns nicht gefallen lassen. Wir wollen nicht zurück in eine Welt, in der die Kritik verdächtig, der Zweifel gefährlich und der Widerspruch verboten ist. (…)
Wir haben aus der Geschichte gelernt und wissen, was auf dem Spiel steht, wenn die Regierung von uns Bürgern politische Glaubensbekenntnisse gleich welcher Art verlangt. Das müssen wir nicht hinnehmen. Wir wollen keine Obrigkeit, die Vielfalt durch Einfalt ersetzt und unter dem Vorwand der Harmonisierung Gleichmacherei betreibt. Mit einem Wort: Wir wollen Freiheit, Freiheit im Singular statt Freiheiten im Plural. Wir wissen ja, wie es dann weitergeht: zunächst ist das erlaubt, was nicht verboten ist; dann das verboten, was nicht erlaubt ist; schließlich auch das verboten, was früher einmal erlaubt war. So geht es, wenn man die Freiheit zerteilt und als Stückwerk unter die Leute bringt. So wollen wir sie aber nicht, wir wollen die ganze.
Gut gebrüllt, Herr Adam! Ich nehme an, daß Sie auch wirklich meinen, was Sie hier schreiben. Aber dann verstehe ich nicht, wieso sich Ihr Name unter einem Schreiben findet, das ganz im Geiste der von ihnen angeprangerten Denk- und Sprachverbote abgefaßt ist, das Behauptungen aufstellt, von denen Sie wissen müssen, daß Sie nicht wahr sind, das außerdem Steine auf ein Glashaus schleudert, in dem Sie gemäß der Logik der Verfasser selbst sitzen.
Dieser allgemeine Kuddelmuddel aus Unehrlichkeiten, Verdrehungen, Verrenkungen, Lügen, Irrtümern, opportunen Manövern und ähnlichem ist inzwischen ziemlich unübersichtlich geworden. Von der absurden Komik mancher Szenen ganz zu schweigen.
Es stimmt offenbar leider, daß die Wahrheit auf der Strecke bleibt, wenn die Politik wichtiger wird. Wirkliche Alternativen und Debatten können in einem solchen Klima jedenfalls nicht gedeihen.
Worauf warten wir alle nun gespannt? Auf den Ausgang des Ausschlußverfahrens gegen Lichert natürlich, auf die Eröffnung des Verfahrens gegen Konrad Adam natürlich auch – und auf eine Stellungnahme der JF. Darauf nun wirklich.
Gustav Grambauer
"So aus Hans-Olafschem Geist wächst von Konni geschweißt ..."
Inhalte austauschbar.
Liberalbolschwiken eben.
https://www.youtube.com/watch?v=N-Iub4KDIts
- G. G.