Widerstandskurs in der Hayek-Gesellschaft – André Lichtschlag im Gespräch

pdf der Druckfassung aus Sezession 67 / August 2015

SEZESSION: Herr Lichtschlag, was ist los in der Hayek-Gesellschaft? ...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Eine nicht unpo­pu­lä­re Grup­pe ist in den ver­gan­ge­nen Tagen aus­ge­tre­ten und hat die­sen Schritt unter ande­rem mit dem gro­ßen Ein­fluß begrün­det, den das eigen­tüm­lich freie Umfeld ausübe.

LICHTSCHLAG: Vie­le von denen ken­ne ich nicht, und von eini­gen Aus­ge­tre­te­nen hät­te ich gar nicht erwar­tet, daß sie in einem libe­ra­len Club Mit­glied gewe­sen sein könn­ten. Grob kann man sagen, daß die Aus­ge­tre­te­nen aus dem poli­ti­schen Estab­lish­ment der Repu­blik oder aus den Uni­ver­si­täts­ap­pa­ra­ten stam­men: die “Pro­fes­so­ren­rie­ge”, wie man so schön sagt. Wir kön­nen sie auch als aus­ge­wie­se­ne Net­to­staats­pro­fi­teu­re bezeich­nen. Ech­te Unter­neh­mer, die ja auch zur Gesell­schaft gehö­ren, sind mei­nes Wis­sens zum Bei­spiel gar nicht unter den Flüch­ti­gen. Mit eigen­tüm­lich frei hat der Bruch allen­falls ganz am Ran­de zu tun, in der Form, daß Frau Horn uns nicht mag und das neben­bei auch in der Aus­ein­an­der­set­zung betonte.

SEZESSION: Karen Horn war immer­hin die Vor­sit­zen­de der Gesell­schaft. Was bedeu­tet „nicht mögen“ in die­sem Fall?

LICHTSCHLAG: Frau Horn woll­te die inhalt­li­che Spann­brei­te, die immer sehr groß war, stark in eine aus­schließ­lich links­li­be­ra­le Rich­tung ver­en­gen. Sie for­der­te die schon sprich­wört­li­che »Abgren­zung nach rechts«, denun­zier­te ent­spre­chend Anders­den­ken­de und ist am Ende mit die­sem Putsch von oben, mit dem auch, wenn wir das ein­mal salopp so bezeich­nen wol­len, ein Griff nach der Kas­se ver­bun­den war, geschei­tert. Danach ist sie mit ihren Freun­den öffent­lich­keits­wirk­sam aus­ge­tre­ten, beab­sich­tigt eine Kon­kur­renz­grün­dung und bezich­tigt den ver­blie­be­nen Teil – 85 Pro­zent sind nach jet­zi­gem Stand geblie­ben – als »pöbelnd« und »rechts­ver­sifft«. Kommt Ihnen das irgend­wie bekannt vor?

SEZESSION: Lucke ist mit sei­nen Freun­den öffent­lich­keits­wirk­sam aus­ge­tre­ten, beab­sich­tigt eine Kon­kur­renz­grün­dung und bezich­tigt den ver­blie­be­nen Teil – 85 Pro­zent sind nach jet­zi­gem Stand geblie­ben – sinn­ge­mäß als pöbelnd und rechts­ver­sifft. Was sind das für Sor­tie­rungs­vor­gän­ge? Wir beob­ach­ten sie allerorten.

LICHTSCHLAG: Das Estab­lish­ment und sei­ne Hilfs­trup­pen gren­zen sich ab von denen, die grund­sätz­li­che Sys­tem­än­de­run­gen wol­len und die Mäch­ti­gen also in ihrer Posi­ti­on ernst­haft her­aus­for­dern. Inter­es­sant ist in dem Zusam­men­hang, daß sowohl Lucke als auch Horn unge­fähr im Dezem­ber letz­ten Jah­res mit mas­si­ven Angrif­fen gegen Anders­den­ken­de, mit Aus- und Abgren­zung in der eige­nen Orga­ni­sa­ti­on began­nen oder die­se Poli­tik jeden­falls deut­lich for­cier­ten. Gerd Haber­mann, der Sekre­tär der Hay­ek-Gesell­schaft, der von Frau Horn ent­mach­tet wer­den soll­te, sagt, daß er die Frau seit­dem gar nicht mehr wie­der­erkann­te, sie sei wie aus­ge­wech­selt gewe­sen. Nun fra­ge ich Sie: War da was im Dezem­ber letz­ten Jah­res? Ich mei­ne jetzt nicht das Weihnachtsfest.SEZESSION: Ich habe das Instru­men­ta­ri­um der Herr­schafts­si­che­rung inner­halb einer Pfrün­de­de­mo­kra­tie am Bei­spiel der Bür­ger­be­we­gung PEGIDA vor Mona­ten beschrie­ben und als inten­siv betei­lig­ter Spa­zier­gän­ger haut­nah mit­er­lebt: Wer sich der Ein­bin­dung ver­wei­gert, wird iso­liert und denun­ziert. Dar­auf spie­len Sie an, oder?

LICHTSCHLAG: Ja, PEGIDA stand im Dezem­ber im Zenit. Zehn­tau­sen­de mar­schier­ten durch Dres­den gegen die Maul­wer­ker in der Poli­tik und deren Freun­de von der “Lügen­pres­se”. Erin­nern Sie sich? Für einen his­to­ri­schen Moment waren die somit Her­aus­ge­for­der­ten sprach- und rat­los. Sie hat­ten es erst mit Tot­schwei­gen, dann mit mas­si­ver Denun­zia­ti­on ver­sucht, die­sel­be Metho­de wie immer also, aber es wur­den jeden Mon­tag nur immer mehr Men­schen in Dres­den, die sich anschlos­sen und das Sys­tem herausforderten.

Nicht ein­mal reden woll­ten sie mit Poli­tik oder Medi­en, sie haben ein­fach den Gehor­sam ver­wei­gert. Und nun müs­sen Sie sich in die Lage des frü­he­ren Welt­bank-Bera­ters Lucke oder der frü­he­ren FAZ-Jour­na­lis­tin Karen Horn ver­set­zen, die bei­de seit vie­len Jah­ren in Ber­lin und Washing­ton bes­tens ver­netzt sind und dort in Krei­sen ver­keh­ren, in denen Redak­teu­ren der Sezes­si­on oder von eigen­tüm­lich frei der Cham­pa­gner eher sel­ten aus­ge­schenkt wird. Die­se Leu­te haben dann erschreckt fest­ge­stellt, daß PEGIDA gewis­ser­ma­ßen auch schon in ihren eige­nen Läden tobt, in der Form, daß auch in der AfD oder der Hay­ek-Gesell­schaft zum Bei­spiel das Schuld- und Schein­geld­sys­tem oder der Gen­der­wahn oder der men­schen­ge­mach­te Kli­ma­wan­del in Fra­ge gestellt wur­den, also das, was heu­te den Herr­schen­den hoch und hei­lig ist und womit Mil­li­ar­den umver­teilt wer­den. Und nun haben sie reagiert. Sie woll­ten die­se Sys­tem­op­po­si­tio­nel­len hin­aus­drän­gen und brand­mar­ken. Und inter­es­san­ter­wei­se haben bei­de Alles-oder-nichts gespielt, das heißt, als sie ver­lo­ren hat­ten, sind sie selbst gegan­gen, qua­si auf eige­ne Kos­ten. Wich­ti­ger als der Sieg war die Trennung.

SEZESSION: Die Sor­tier­vor­gän­ge fin­den ja quer durch die Welt­an­schau­ungs­la­ger hin­durch statt, ich erin­ne­re nur an die Grä­ben, die sich inner­halb der soge­nann­ten Neu­en Rech­ten ent­lang der Linie Lucke-PEGI­DA auf­ge­tan haben.

LICHTSCHLAG: Ja, das ist rich­tig beob­ach­tet. Ich glau­be sogar, daß die­se Sor­tie­rung die alte Links-Rechts- bezie­hungs­wei­se Fort­schritt­lich-Kon­ser­va­tiv-Sor­tie­rung sowie die alte Frei­heit­lich-Unfrei­heit­lich- bezie­hungs­wei­se Markt­li­be­ral-Staat­zen­triert-Sor­tie­rung um eine drit­te Ebe­ne ergänzt, eine Ebe­ne, die sicher auch eine psy­cho­lo­gi­sche Kom­po­nen­te hat zwi­schen Mit­läu­fer- und Kar­rie­re­ty­pen einer­seits und Wider­ständ­ler­na­tur ande­rer­seits. Und die­se drit­te Ebe­ne ist jetzt sehr rele­vant gewor­den und führt des­halb zu Brü­chen wie jetzt in der AfD oder bei Hay­ek. Es führt aber auch zu neu­en Gemein­sam­kei­ten von bis­her Gegensätzlichem.

Jetzt kommt es zu einer wil­den Gemenge­la­ge, zu Unüber­sicht­lich­kei­ten und Über­ra­schun­gen, an die wir uns alle erst gewöh­nen müs­sen. Ein Bei­spiel: Ich habe als Liber­tä­rer ja nach wie vor mit Frau Horn auf der Ebe­ne Markt­li­be­ral-Staat­zen­triert sehr viel mehr Gemein­sam­kei­ten als zum Bei­spiel mit Ihnen. Den­noch wür­de sie mir ver­mut­lich kein Inter­view geben, ich Ihnen aber schon. Wir leben dies­be­züg­lich ja in ver­rück­ten Zei­ten. Noch vor 30 Jah­ren hät­te jeder jedem ein Inter­view gege­ben, war­um auch nicht. Wenn man etwas zu sagen hat, freut man sich doch, wenn man danach gefragt wird.

Ich habe dann lan­ge geglaubt, daß die Lin­ke mit der Kon­takt­ver­wei­ge­rung ihre Macht gegen die Rech­te aus­spielt, eine Ebe­ne, die mich weni­ger trifft als Sie, ein wenig aber auch und immer­hin. Inzwi­schen glau­be ich nicht mehr, daß hier das Haupt­kampf­feld zu suchen ist. Ich wage die Behaup­tung: Wenn es Lin­ke geben wür­de, die in ent­schei­den­den Punk­ten unser Sys­tem kri­ti­sie­ren, dann wür­den die Net­to­staats­pro­fi­teu­re auch ihnen den Kon­takt ver­wei­gern. Wenn Frau Horn heu­te der taz ein Inter­view gibt, dann ist das nor­mal. Wenn sie Ihnen eins geben wür­de, wäre das schnell ein Skan­dal, weil Sie ein Sys­tem­op­po­si­tio­nel­ler sind und die gro­ßen alter­na­tiv­lo­sen Fra­gen eben nicht als alter­na­tiv­los anerkennen.SEZESSION: War es am Ende Zufall, daß Lucke und Horn ihren Putsch von oben ver­lo­ren haben?

LICHTSCHLAG: Ich den­ke, in gewis­ser Wei­se ja! Damit war jeden­falls zunächst so nicht zu rech­nen, bei­de waren doch völ­lig unan­ge­foch­te­ne Vor­sit­zen­de. Aber dann haben bei­de sehr vie­le tak­ti­sche Feh­ler gemacht, und im genau rich­ti­gen Moment – ein biß­chen eben auch zufäl­lig, was die­sen glück­li­chen Moment betrifft – wur­den dann bei­de von muti­gen Män­nern her­aus­ge­for­dert. Die haben den Job des Königs­mör­ders über­nom­men, den einem nor­ma­ler­wei­se nie­mand dankt. Dafür muß die AfD Höckes und Pog­gen­burgs Flü­gel ewig dank­bar sein, auch wenn mir ande­re in der neu­en AfD-Füh­rung poli­tisch näher ste­hen. Und die Hay­ek-Gesell­schaft müß­te eigent­lich alle 25 Unter­zeich­ner der Rück­tritts­for­de­rung an Karen Horn mit der Hay­ek-Medail­le aus­zeich­nen, so sehr haben die sich ver­dient gemacht. Wären die­se Gegen­be­we­gun­gen nicht gewe­sen, wäre der Putsch von oben in bei­den Fäl­len geglückt.

SEZESSION: Ich bit­te Sie um eine Pro­gno­se: Wie wird das nun wei­ter­ge­hen in den kom­men­den Wochen und Mona­ten für die Hay­ek-Gesell­schaft und für die AfD? Mar­gi­na­li­sie­rung oder Schwung auf­grund der Mög­lich­keit zur ech­ten Grundsätzlichkeit?

LICHTSCHLAG: Sowohl in der AfD als auch in der Hay­ek-Gesell­schaft gibt es ein weit ver­brei­te­tes Gefühl der Befrei­ung und damit Anlaß zu neu­em Schwung. Dar­auf hof­fe ich vor allem bei der Hay­ek-Gesell­schaft, wo ich ja Mit­glied bin. Es gibt in bei­den Fäl­len auch Mah­ner, die nun aber »in der jet­zi­gen schwe­ren Situa­ti­on« – sie mei­nen die andau­ern­de Denun­zia­ti­on durch die Aus­ge­tre­te­nen – zur beson­de­ren Vor­sicht und Leicht­fü­ßig­keit raten. Wenn sich das durch­setzt, hät­ten Lucke und Horn am Ende doch noch gewonnen.

Nicht jeder ver­steht, daß er am Nasen­ring durch die Mane­ge gezo­gen wird, sobald er sich ein­mal auf die Vor­ga­ben ein­läßt. Aber ich bin in bei­den Fäl­len opti­mis­tisch und will gleich noch eine Idee ins Spiel brin­gen: Wenn das Estab­lish­ment nun auf brei­ter Front die Sys­tem­op­po­si­tio­nel­len zu Unbe­rühr­ba­ren erklärt und jeden Kon­takt abbricht, dann könn­te man die­se Waf­fe viel­leicht wie einst PEGIDA in ihrer Erfolgs­zeit auch umge­kehrt ein­set­zen: Wir alle soll­ten dann jedes Gespräch mit der Herr­scher­kas­te ver­wei­gern. Dort machen sich längst Angst und Panik breit, wir dür­fen durch­aus ein wenig opti­mis­tisch sein.

SEZESSION: Die Hay­ek-Gesell­schaft war der Auf­hän­ger für unser nun sehr grund­sätz­li­ches Gespräch. Was will sie eigent­lich genau?

LICHTSCHLAG: Nach­dem mir gera­de womög­lich auch mal ein poli­tisch unkor­rek­tes Wört­chen ent­fleucht ist, zitie­re ich zum Schluß sicher­heits­be­wußt aus dem “Brief der 25”, den ich erwähn­te: »Die Hay­ek-Gesell­schaft ist ein Ort der Begeg­nung und des Aus­tauschs für Libe­ra­le mit durch­aus unter­schied­li­chen Sti­len, Tem­pe­ra­men­ten und Ansich­ten. Ordo­li­be­ra­le in der Tra­di­ti­on Wal­ter Euckens, kon­ser­va­ti­ve Libe­ra­le in der Tra­di­ti­on Wil­helm Röp­kes, christ­li­che Libe­ra­le in der Tra­di­ti­on von Lord Acton, Liber­tä­re in der Tra­di­ti­on von Lud­wig von Mises, staats­kri­ti­sche Libe­ra­le in der Tra­di­ti­on von Hen­ry David Tho­reau oder Libe­ra­le, die von der Erfah­rung der Unfrei­heit in der DDR und ihrer erfolg­rei­chen Über­win­dung ent­schei­dend geprägt wur­den – uns alle ver­bin­det die Bereit­schaft zum kri­ti­schen Gedan­ken­aus­tausch, zum Ler­nen durch das bes­se­re Argu­ment und zum Respekt für­ein­an­der im offe­nen Gespräch.«

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (46)

Ein gebürtiger Hesse

20. Juli 2015 11:50

Das richtige Gespräch zur rechten Zeit. Lichtschlag hat eine gute Nase für die Psychodynamik der Lage und spricht Wesentliches an.

Aber was genau schwebt ihm vor wenn er sagt:

Wenn das Establishment nun auf breiter Front die Systemoppositionellen zu Unberührbaren erklärt und jeden Kontakt abbricht, dann könnte man diese Waffe vielleicht wie einst PEGIDA in ihrer Erfolgszeit auch umgekehrt einsetzen: Wir alle sollten dann jedes Gespräch mit der Herrscherkaste verweigern.

Wann gibt es denn solche Gelegenheiten, wo die Herrscherkaste auf die Systemoppositionellen zugeht und letztere ein "Gespräch" überhaupt ausschlagen könnten? Denkt er an den Fehler, den PEGIDA mit Kathrin Oertels Auftritt in der Jauche-Sendung gemacht hat? An der Stelle wäre eine Verweigerung fraglos besser gewesen. Aber ansonsten, seither? Welche Gelegenheiten böten sich überhaupt? Ich würde doch vielmehr sagen, daß die Herrscherkaste es höchst zufrieden ist, wenn die Ausgrenzung und Stigmatisierung, die sie so hysterisch betreibt, jegliche Konfrontation (auf egal welchem Podium) von vornherein unterbindet. Welche "Angebote" ließen sich hier noch ausschlagen?

antwort kubitschek:
gibts nicht oft, diese gelegenheit, aber neulich gabs sie, und es war schön zu sehen, daß alle angefragten nicht-mainstream-medien und -politiker unisono und vor allem ohne absprache abweisend reagierten.

Meier Pirmin

20. Juli 2015 12:20

Das letzte Zitat ist grossartig, Herr Lichtschlag. Ich selber gehöre seit 1966, da war ich 19, zur Röpke-Schule, weil dieser am wenigsten etatistisch war und selbst auch im deutschen Nationalismus und im italienischen Faschismus den Etatismus gesehen hat. Für Röpke galt ein Staatsaufbau von unten, nach dem Subsidiaritätsprinzip, welches übrigens nicht die katholische Kirche entwickelt hat, sondern der deutsche Protestant Althusius, wie mein Lehrer Hermann Lübbe ein Ostfriese. Diese ganze freiheitliche vernünftige unheroische Richtung steht mir nun mal näher als die gesamte Carl-Schmitt-Schule, wobei ich den Ideenreichtum des Meisters keineswegs in Abrede stelle.

Mit Karen Horn hatte ich mal in der Zeitschrift "Schweizer Monat", einem ultraliberalen Organ, ein indirektes Streitgespräch über Rousseau, sie als sogenannte Gegnerin mit den üblichen Schlagworten, welche im Kleingedruckten von Rousseau übrigens stets relativiert wurden. Wer Rousseau nicht von Genf her versteht und von der stadtstaatlichen Demokratie, also quasi der Selbstverwaltung von unten wie in der Verfassung für Korsika ausgeführt, versteht diesen genialen Staatsdenker, Verehrer von Wilhelm Tell und der anarchischen Ordnung des Obwallis, nun mal nicht. Horn erwies sich in dieser Debatte intellektuell als sehr mittelmässig, schien für ihre Ausstrahlung auf den Frauenbonus angewiesen zu sein. Es ist aber klar, dass fast alle modernen Linksliberalen Rousseau, wiewohl sie ihn nicht richtig kennen, verabscheuen wie der Teufel das Weihwasser. Gilt aber leider auch für einen Teil der deutschen rechten Tradition. Insofern sehe ich mich bei diesen hier waltenden Debatten als Randfigur, bei Respektierung des intellektuellen Niveaus.

Wem immer hier Röpke viel bedeutet, hätte mit mir und anderen Schweizer Rechtsdemokraten eine erhebliche geistige Schnittmenge.

Meier Pirmin

20. Juli 2015 12:40

PS. Für die Ablehnung Rousseaus bei der deutschen Rechten ist u.a. auch der oben genannte Carl Schmitt mitverantwortlich.

Stogumber

20. Juli 2015 13:10

Auf der anderen Seite ist aber doch die deutsche Ethnoromantik mit ihrer Sympathie für das Frühe/Kindliche/"Primitive" im Individuum und in der Menschheitsgeschichte ohne Rousseaus Umwälzung nicht denkbar!

Stogumber

20. Juli 2015 14:24

Nebenbei: Ich würde neimals von "Linksliberal" sprechen, sondern nur von "linksbürgerlich". Denn, um eine Unterscheidung Hayeks zu zitieren, dieses linksbürgerliche Milieu gelangt nie über eine Verteidigung seiner speziellen "freedoms" hinaus; der Einsatz für "liberty" als Grundsatz, notfalls auch gegen die eigenen Vorlieben und Interessen, steht nicht zur Debatte.

Karen Horn

20. Juli 2015 16:21

Lichtschlag ist ein unverblümter Provocateur!

On ne voit bien qu'avec le coeur. L'essentiel est invisible pour les yeux.

neocromagnon

20. Juli 2015 16:47

Kommunikationsverweigerung mit den Systemmedien ist in der Tat das beste Mittel. Die drehen einem sowieso jedes Wort im Mund rum. Denunziation ist der Sinn jedes ihrer Kommunikationsversuche. Inhalte interessieren die nicht, die haben ihr festgefügtes Weltbild und davon werden sie nicht abweichen, jedenfalls nicht durch ein Gespräch. Die vermuten doch sowieso hinter jedem Argument eine üble Absicht und offenbaren damit in Wahrheit ihre eigenen Absichten.

Jan

20. Juli 2015 19:01

dieses "wie ausgewechselt" ist nicht neu. Genau das "wie ausgewechselt" sagten CDU-Mitglieder auch 2005 von der Parteivorsitzenden Angela Merkel, als sie ein prominentes Mitglied wegen Äußerungen eines Mitglieds, die Juden seien ebenfalls ein Tätervolk, aus der Partei aussschloss. Tage zuvor hatte sie nämlich keine Probleme mit dem Zitat gehabt. Leider habe ich den Artikel nich mehr gefunden oder es kam im TV

ulex

20. Juli 2015 19:32

Nun,

es hatte schon einen Grund, dass die letzten Aktivitäten der FUN auf Dol2Day vor 10 Jahren Live-Chats mit Lichtschlag und Kubi waren....

Schön zu wissen, dass mensch soviel auch in der Retrospektive nicht falsch gemacht haben kann...

ulex

20. Juli 2015 19:34

Sorry, weil ich grad google und falls sich jemand für solche Früh-Perlen des Internets interessiert:

https://www.dol2day.com/index.php3?position=5600&transkript=kubitschek260503

https://www.dol2day.com/index.php3/index.php3?position=5600&transkript=lichtschlag270503

Scheisse waren wir alle jung - und heute senken wir immer noch jeden Altersschnitt der meisten rechten Versammlungen ;-)

Joachim Kuhnle

20. Juli 2015 21:16

Der Kommunikationsverweigerung kann ich wenig abgewinnen. Es bringt nichts, wenn jeder in seinem eigenen Saft schmort. An der Konfrontation führt kein Weg vorbei. Frau Oertel bei Herrn Jauch war ein historisches Ereignis. Da prallten Welten aufeinander. Es war vor allem eine Blamage für das Establishment. Die aalglatte Prominenz wirkte seelenlos. Lebendige Tote sozusagen. Für Frau Oertel war damit die Mission erfüllt. Pegida lief ohne sie weiter, allerdings ohne große Bedeutung, denn das Establishment schaltete auf totalen Krieg. Es war jedoch zu spät. Pegida hat der Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten, und die Abgründe konnte jeder erkennen, wenn er wollte.

Marcus Junge

20. Juli 2015 21:37

"antwort kubitschek:
gibts nicht oft, diese gelegenheit, aber neulich gabs sie, und es war schön zu sehen, daß alle angefragten nicht-mainstream-medien und -politiker unisono und vor allem ohne absprache abweisend reagierten."

Da würde mich dann doch interessieren, worum es hier genau ging. Also wann das war und zu welchem Thema die Lügenpresse ihre Abfuhren bekam. Nur aus reiner Neugier.

---

Ansonsten, sauber dargestellt vom Herrn Lichtschlag, nur eine Sache verwunderte mich dann etwas. "Ich wage die Behauptung: Wenn es Linke geben würde, die in entscheidenden Punkten unser System kritisieren, dann würden die Nettostaatsprofiteure auch ihnen den Kontakt verweigern." Wo blieb der Hinweis auf "Compact"?

jokn

20. Juli 2015 22:27

Die "wilde Gemengelage" der unterschiedlichen "Widerständlernaturen", die sich anhand der Scheidelinie Linkes Establishment vs. Systemoppositionelle (müssten diese sich nicht eigentlich mit Stolz als "rechts" bezeichnen?) bildet, finde ich gar nicht so unübersichtlich.
Ich jedenfalls abonniere seit etlichen Jahren sowohl die "sezession" als auch "eigentümlich frei" und finde diese Gemengelage sehr anregend.

Eckesachs

20. Juli 2015 23:49

@Jan

,,wegen Äußerungen eines Mitglieds, die Juden seien ebenfalls ein Tätervolk, aus der Partei aussschloss. Tage zuvor hatte sie nämlich keine Probleme mit dem Zitat gehabt. "

Das ist nicht ganz richtig. Martin Hohmann sagte etwas wie: ,,Weder die Deutschen NOCH die Juden sind ein Tätervolk."

Diese Aussage wurde von der Bildzeitung und all den anderen Abnormen zu Hohmanns Ungunsten verdreht.

Durch Hohmann lernte ich die JF kennen und wurde Abonnent.

Ich kann Hohmann nicht verehren. Er hat nie gekämpft.

Widerständler

21. Juli 2015 00:12

"Wenn das Establishment nun auf breiter Front die Systemoppositionellen zu Unberührbaren erklärt und jeden Kontakt abbricht, dann könnte man diese Waffe vielleicht wie einst PEGIDA in ihrer Erfolgszeit auch umgekehrt einsetzen: Wir alle sollten dann jedes Gespräch mit der Herrscherkaste verweigern."

Denkbare wäre:

- Mainstream-Medien von Parteitagen ausschließen. Dies gilt insbesondere für chronisch unsachlich und diffamierend berichtende Medien und ihre Vertreter

- Keine Talkshoweinladungen mehr annehmen

- eigene Talk-Formate etablieren. Youtube bietet alle Möglichkeiten
Der linke Ken Jebsen macht das sehr geschickt. Immerhin 350.000 Clicks:
https://www.youtube.com/watch?v=hrU5i_hjDNc
Elsässer setzt eher auf das Konferenz-Format
https://www.youtube.com/watch?v=CHW0CD4ihuE

Wichtiger sind aber regelmäßige Talk-Formate mit kontroversen Meinungen aus unterschiedlichen Richtungen.

- ein eigenes Youtube - TV - Magazin etablieren. Vorbild FPÖ
https://www.youtube.com/watch?v=VkWcb6imlVo

- Youtuber (Moderatoren, Interviewer) ausbilden und vernetzten
Statt sich mit den immergleichen Suggestivfragen von ARD und ZDF herumzuärgern lieber innovativen Youtubern ein Interview geben

Vorbild: Das Interview des Youtube-Stars "LeFloid" mit Angela Merkel (hat mehr als 3 Millionen Clicks erhalten)
https://www.youtube.com/watch?v=5OemiOryt3c
Vorbild: Youtube-Netzwerk Mediakraft

- Da Konservative häufig Vorbehalte Youtube gegenüber haben, bietet sich für diese Zielgruppe ein Smart-TV-Stick an, auf dem Youtube-Kanäle vorinstalliert sind. Technisch ein Kinderspiel. Und schon hat man zusätzlich zu ARD und ZDF SezessionTV, eigentümlich frei, AfD TV auf dem Fernseher im Wohnzimmer.

Presse:

- Zeitungen wie die TAZ kategorisch boykottieren

- Ein offenes Portal (Vorbild Huffington Post) etablieren, auf dem liberale bis konservative Autoren frei publizieren können.

- Regionalzeitungen haben vergleichsweise große Macht und berichten grötenteils tendenziös bis unwahr über neue Parteien und politische Bewegungen wie die AfD oder Pegida. Boykottieren! Keine Zusammenarbeit!
Stattdessen: Alternative Blogger fördern und mit Exklusivinformationen versorgen. Verlinken.


Das Internet (Youtube, Huffington Post, Blogs) bietet alle Möglichkeiten, die Monopolmedien komplett auszuschalten und unmittelbar den Bürger / Wähler zu erreichen.

Einer der Kardinalfehler der AfD (in erster Linie Lucke) aber auch von Pegida (Oertel bei Jauch) liegt darin, den Monopolmedien hinterherzulaufen und sich abzubiedern, anstatt konsequent Einladungen auszuschlagen und eigene Medienkanäle und -formate aufzubauen.

Aber auch unter Bachmann hat Pegida noch keinen Youtube-Kanal. Trotz 150.000 Facebookfans, darunter sicher viele technisch versierte.

Pommes

21. Juli 2015 01:47

Liebes Fräulein Horn,

Lichtschlag ist ein unverblümter Provocateur!

So offen wie sie die Schmach ihrer Niederlage zur Schau tragen könnte man ja fast Mitleid mit ihnen haben. Aber eben nur fast. Hihihi

Peter Niemann

21. Juli 2015 07:23

@Joachim Kuhnle: Sie haben wohl noch nie ein Interview gegeben oder waren politisch in einer sogenannten "Volkspartei" auf höherer Ebene aktiv? Aus persönlicher Erfahrung, ob nun als Landesvorsitzender einer studentischen "Volkspartei" oder als Interviewgeber für z.B. Zeit oder ARD vor etlichen Jahren kann ich nur durchgeben, daß Kontakt zu Hauptmeinungsorganisationen Zeitverschwendung und sogar Selbstverstümmelung ist. Kontaktverweigerung ist hingegen nicht nur Effizienz, sondern auch Verteidigung auf höchster Ebene. Ich bin zwar selber noch nicht allzu alt und somit noch nicht in der Reife des Alters angelangt, aber habe mein Fazit gezogen und bleue schon jetzt meinen Kindern ein, daß jede Person im Fernsehen und Radio zunächst als Hanswurst und Vollidiot anzusehen ist.
à M. Lichtschlag: Glänzendes Interview und Dank gilt an Kubitschek und Co für eine geistreiche Interaktion.
Drittes Thema: Alfa als AfD-Alternative wird nun von den Medien hochgelobt nachdem monatelang die AfD als atomverseucht eingezäunt wurde. Erkennt man nun die Strategie des "divide et impera"?

Andrenio

21. Juli 2015 07:30

Der Artikel von Frau Horn im Cicero ist schon von der Wortwahl her mehr als eindeutig. Es wird in Lucke'scher Manier von roten Linien schwadroniert und die Klassifizierung der jenseits derselben stehenden endet immer im Begriff "reaktionär".
Ich könnte mich selbst dafür ohrfeigen, dass ich sie mal als besonders klugen Kopf eingestuft hatte. Vielleicht ist sie einfach nur ein Alphafrauchen. Würde doch gut zum Alfamännchen passen und gemeinsam könnte man systemkonforme geistige Kinder zeugen.

Der Gutmensch

21. Juli 2015 09:58

@Meier Pirmin:

Das Subsidiaritätsprinzip ist eines der Grundprinzipien der EU, falls Sie heute noch nicht gelacht haben sollten. Im übrigen bin ich sehr vorsichtig geworden, was die Übertragbarkeit von politischen Modellen angeht. Andere auch; deshalb möchte Frau Kahane ja den Osten auch bunter mischen, damit er besser zu ihrem Konzept passt - während ein CDU-Mensch meinte neulich entnervt am Straßenstand zu mir: Aber der Föderalismus ist doch das Problem!! Unabhängig davon kann man die eigenen Schwächen nur erkennen, wenn man sich mal auf einen anderen Standpunkt stellt.

Viele Grüße,

der Gutmensch.

Carsten

21. Juli 2015 10:31

Hallo Widerständler,

ja, ein YouTube-Kanal wäre ein sehr gute Sache. Ob als "Talk" oder mit einem LeFloid von rechts - dieses Medium wird zu wenig genutzt. Rechte YouTuber-Kanäle wären ein schönes Projekt für die IB. Ein technischer "Workshop" zu diesem Thema wäre auch hilfreich.

Meier Pirmin

21. Juli 2015 11:07

@danke, Gutmensch. Das mit dem Subsidiaritätsprinzip als angeblichem Grundprinzip der Europäischen Union gilt nur für Sonntagsreden deutscher und luxemburgischer Politiker, also reine Propaganda, es geht darum, die früheren EU-Begeisterten aus dem Adenauer- und Strauss-Lager bei Laune zu halten. Schon die berüchtigte Gurkenkrümmungsverordnung der EU war eine Ohrfeige an das Subsidiaritätsprinzip. Desgleichen die Schlachthausverordnung und die Norm betr. Produktion von Zahnpasten, welche einer kleinen Schweizer Traditionsfirma unnötigen Ärger bereitet.

Zum Subsidiaritätsprinzip gehört die Selbstbestimmung von unten. Wenn eine Kommune nicht bereit ist, sich von einer oberen Instanz ein Asylheim aufdrängen zu lassen oder wenn ein Schweizer Kanton oder ein deutsches Bundesland ihr Bildungssystem nicht nivellieren lassen wollen, wäre dies im besten Sinn Subsidiarität. Zur Subsidiarität würde auch gehören, dass objektiv der Grenzschutz in Deutschland, Frankreich und der Schweiz selbständig besser gewährleistet werden könnte als an den sog. EU-Aussengrenzen, etwa Griechenland. Jede Gemeinde, jedes Bundesland, jede Nation, die ein bestimmtes Problem allein besser lösen kann als durch ein unverbindliches und kompliziertes Kollektiv, sollte es selber lösen. Die Einmischungen der EU in nationale Gesetzgebungen sind recht häufig eine eigentliche Schändung des Subsidiaritätsprinzips, da kann man sich - wie gesagt - bei Sonntagsreden noch so sehr darauf berufen.

Also, bloss weil die EU-Propaganda das Wort "Subsidiarität" gebraucht, ist das damit gemeinte Prinzip vernünftigen politischen Handelns noch lange nichts Schlechtes.

PS. Ich habe mich als Nachgeborener Schweizer Rechtsliberaler auch schon kritisch gefragt, ob ich vielleicht vor 80 Jahren hätte auf Hitler hereinfallen können. Wissen Sie warum nicht? Wenn Hitler bereit gewesen wäre, die Selbstbestimmung der Gemeinden und der Bundesländer von seinem "Führungsanspruch" auszunehmen, hätte er vielleicht zu seinen erfolgreichen Zeiten eine Versuchung darstellen können. Das war aber absolut undenkbar. Auch hätte man gegen das System der Konzentrationslager leider nicht das Referendum ergreifen können, was natürlich undemokratisch und unföderalistisch gewesen wäre.

Ich habe auch deswegen keine Bedenken gegenüber einer uneingeschränkten direkten Demokratie, weil ich mir über das Resultat einer freien Volksabstimmung mit freier Information über Auschwitz keine Sorgen gemacht hätte. Was dort passierte, durfte bekanntlich auch das deutsche Volk auf keinen Fall wissen, wobei die Wahrheit über Auschwitz auch heute noch schwieriger und komplizierter ist als Auschwitzlüge und Auschwitz-Zivilreligion. Sicher aber ist, dass viehmässige Menschentransporte mit Selektion zumindest in der Schweiz nie mehr als von 3% der Bürger gutgeheissen worden wären.

In der direkten Demokratie weiss man zwar nicht, was richtig ist, sicher aber, was falsch ist und was man auf keinen Fall will. Darum wurde zum Beispiel in der Schweiz die Masseneinwanderungsinitiative angenommen, in Prozenten zwar knapp, aber von der grossen Mehrheit der Kantone. Vollständig unmenschliche Durchführungsmassnahmen würden jedoch nicht gutgeheissen. Es wird zu diesem Thema wohl weitere Abstimmungen geben, gut so. Allerdings wäre eine Abstimmung wie in Griechenland oder Russland, innerhalb einer Woche durchgepresst, undenkbar, das hatte gar nichts mit geordneter direkter Demokratie zu tun. Eine Abstimmung in Wochenfrist ist selbstverständlich ein reiner Putsch, was die europäischen Regierungen hätten sagen dürfen, sagen müssen, sie haben es bei Putin ja auch gesagt. Aus Schweizer Sicht war übrigens Putin noch nie ein Demokrat. Auch die Europäische Union erfüllt die Anforderungen, die etwa ein Rousseau an ein demokratisches Gemeinwesen gestellt hat, auf keinen Fall.

Andreas K. Winterberger

21. Juli 2015 12:07

Lord Acton war unzweifelhaft ein Hauptrepräsentant des liberalen Katholizismus sowie des christlichen Liberalismus. Er war seinerzeit der intellektuelle Hauptgegner des ultramontanen und ultrareaktionären Papstes Pius IX. beim Ersten Vatikanischen Konzil. Beim Zweiten Vatikanischen Konzil, das unter Führung des grossen Papstes Johannes XXIII. eine liberale Öffnung der katholischen Kirche und inhaltlich eine partielle Abkehr vom ultrareaktionären Ersten Vatikanischen Konzil brachte, trennten sich Gruppen wie Ecône bzw. die Pius-Bruderschaft von der Katholischen Kirche unter Berufung auf Pius IX.
Interessanterweise stehen die namhaften Exponenten des Ludwig von Mises Institute in Auburn/Alabama, Hans-Hermann Hoppe, Lew Rockwell etc. der ultrareaktionären Pius-Bruderschaft nahe, wodurch Hoppes "Demokratie"-Buch im passenden Licht erscheint. Und Hoppe prägte entscheidend die reaktionäre Wende von André Lichtschlag - das Ludwig von Mises Institute dürfte heute ein entscheidender Geldgeber von Lichtschlags Magazin "eigentümlich frei" sein.
Fazit: Kein Reaktionär, auch kein religiöser Reaktionär, ob ultramontaner klerikalfaschistischer Pius-Bruderschaft-Fan, ob evangelikaler Klerikalfaschist, kann sich auf Acton berufen. Schon gar nicht Beatrix von Storch. Oder André Lichtschlag.

Andrenio

21. Juli 2015 13:34

Herr Winterberger, welche Querfront wollen Sie hier aufmachen?

Gustav Grambauer

21. Juli 2015 13:47

Meier Pirmin

Für die Schweiz ist das Sudsiaritätsprinz - inzwischen - genauso ein Placebo wie für die EU. Ich kenne die SVP-Leute im Gemeinderat bei uns sehr gut: teilweise stöhnen sie unter der Flut von Vorgaben von den - wie sie selbst sagen - Verrätern aus Bern, siehe

https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesexekution#Schweiz

, teilweise, und das ist das Schlimmste, fallen sie nicht nur selbst auf jede Nebelkerze "von oben" herein und haben ihrerseits den Kopf selber voll mit bunter Ideologie ohne es überhaupt zu bemerken. Tendenz exponentiell zunehmend.

Hab`s neulich am Beispiel eines simplen Elternabends unserer Schulgemeinde, also einer Gebietskörperschaft (!), bei uns im Dorf einmal illustriert. Eine solche totalitäre Farce gab`s in ihrer ideologischen Hintertriebenheit und indoktrinären Rafinesse nicht bei Margot Honecker, wenngleich sich im Gegensatz zu unserem Schweizer Dorf (Birmensdorf ZH) die DDR qua Verfassung als Erziehungsdiktarur definierte. Andererseits könnte dieser "erwachsenenpädagogisch-therapeutische Fahnenappell" heutzutage genauso in Berlin-Friedrichshain oder in jedem anderen Winkel der NWO stattgefunden haben ...

Weil ich bei 'Friedrich' bin: bilden Sie sich auch historisch nicht zuviel auf die Schweiz ein - Preußen stand, mit einer Blüte während des Kulturkampfes, der Schweiz demokratisch-subsidiär in nichts nach:

https://www.youtube.com/watch?v=9baMoBFyv6o

(Ich leite diesen Film nur wegen des geschichtlichen Rückgriffs weiter, die Vorstöße und Ausblicke sind natürlich spinnert.)

---
(Quiz-Frage: warum bezeichnet sich übrigens das Stadtoberhaupt von Berlin als "Regierender Bürgermeister" und nicht als "Oberbürgermeister", warum sein Kabinett als "Senat" und nicht als "Magistrat" wie es der preußischen Magistraltradition insbesondere seit Stein-Hardenberg entsprechen würde?!)
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Das Dictum von Johann Gottfried Frey "Zutrauen veredelt den Menschen ...", welches Basisdemokratie und Subsidiarität zugrundeliegt, können Sie in Zeiten der Massenverblödung bis hin zum sich vor unseren Augen vollziehenden rasanten Zivilisationsabsturz vergessen. Allein die Moderne, schweigen wir von der Postmoderne mit ihrer "Rattenplage der Kommunikation", wird niemals mit Basisdemokratie und Subsidiarität vereinbar sein. Die Farce der orwellistischen Simulation jedoch wird in die Diktatur der "Piraten" münden, welche sich dann allerdings als erst die "richtigen" Basisdemokraten aufspielen werden.

Mit der Schweiz hat die Hochfinanz ihren "Alpentresor", dem sie bestimmte althergrbrachte Privilegien zugesteht, weil das der Stabilität ihres Geldes förderlich ist. Die Schweizer bilden sich ein, der Genuß dieser Privilegien wäre ihr eigenes Verdienst (wobei ich natürlich einräume, daß diese Privilegien und dieses zumeist schmutzige Geld ihrerseits kulturerhaltend und kultivierend wirken). Sie verwahren sich gegen Putsch-Möglichkeiten - wenn die Finanzindustrie von Manhattan und der Londoner City aus wollte, könnte sie die Schweiz institutionell innerhalb einer Woche in ihren politischen Grundfesten zerstören. Die dazu herangezüchtete und derzeit handzahme "Fünfte Kolonne" bei der UBS ("U" steht für U-Boot) und in Bern müßte nur von der Leine gelassen werden.

Dennoch: Kampf mit Zähnen und Klauen wenigstens um die Reste der Subsidiarität!!!

Allerdings ohne allzugroße Illusionen!!!

Sie entschuldigen bitte mein Wilhelminisches "ß".

- G. G.

Andreas K. Winterberger

21. Juli 2015 14:17

@ Andrenio : "Welche Querfront wollen Sie hier aufmachen?"

Was soll dieser Verschwörungstheorie-Unsinn?
Ich halte mich an die Fakten. Ich habe aufgrund einer direkten Rückfrage an Karin Horn erfahren, dass dieses vermeintliche posting, das unter "Karen Horn" fingiert wurde, nicht von ihr stammt. Die Vermutung ist daher naheliegend, dass dieses posting in Wirklichkeit von Götz Kubitschek stammen dürfte...

Wegner:
Da mache ich mal einen Schnitt; beleidigend werden können Sie anderswo. Nicht nur belehrt mich der Blick auf die IP-Adresse des obigen "Horn"-Beitrags eines Besseren; hier im Verlag gibt es – speziell momentan mit dem Versand des Heerlagers der Heiligen – viel zuviel zu tun, als daß sich jemand (den Willen vorausgesetzt) mit solchen Possen aufhalten würde. Im übrigen kann man normalerweise voraussetzen, daß Leser eines Netztagebuchs über die "Onlinekompetenz" verfügen, Kommentatorennamen nicht für bare Münze zu nehmen. Wo das nicht so ist... Nun, wie Sie so schön schrieben (diesmal allerdings korrekt): Honi soit qui mal y pense.

Andreas K. Winterberger

21. Juli 2015 14:28

Immerhin dürfte die geneigte Leserschaft nun wissen, dass sich hinter dem Pseudonym "Andrenio" (ist wohl auf mein Vorname gemünzt!!!) Götz Kubitschek verbirgt.
Im übrigen kenne ich Karlheinz Weissmann persönlich aufgrund unserer Tätigkeit (Redaktionskonferenzen etc.) bei dem von Caspar von Schrenck-Notzing sel. herausgegebenen "Lexikon des Konservatismus". Dass ich in Antifa- etc. -Kreisen als "neurechter Publizist" tituliert worden bin, eine absurde Unterstellung!, habe ich mit einer Mischung aus Amüsement und Befremden z.K. genommen. Ich halte fest: Karlheinz Weissmann halte ich ungeachtet unserer grundlegend unterschiedlichen ideellen Differenzen für einen klugen und anregenden Kopf, mit dem es sich lohnt, den Dialog zu pflegen...was Götz Kubitschek anbelangt, enthalte ich mich eines Urteils aus Gründen der Höflichkeit...
Wer falsche postings in der eigenen Site postet, setzt sich ins passende Licht...von intellektueller Redlichkeit und Integrität keine Spur...

Kositza: Du liebe Güte, Sie gehen ja ab! Ist's die Hitze, Sie Armer? Oder der Ärger mit der Antifa? Ham Sie keinen Sandsack oder ein kühles Blondes zur Hand?- Kubitschek ist mit Sicherheit einer, der noch nie in seinem Leben "falsche Posting gepostet" hat. Daß Sie nun wiederum den geschätzten Dr. KhW "persönlich" kennen, ehrt Sie freilich in höchstbesonderem Maße, tut doch hier aber wenig zur Sache, oder?

Schlesische Fachkraft

21. Juli 2015 14:44

Die einzig wahre Linie des "Liberalismus" bleibt in Hochform:

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-vorsitzende-frauke-petry-spricht-nicht-von-rechtsruck-13712233.html

Schon wieder haben die üblichen Verdächtigen (darunter auch G. Kubitschek) ihr Fett abbekommen. Eine Fusion von "frontal 21" und "FAZ" wäre vielleicht gar keine schlechte Idee. Der Zusammenschluss würde jedenfalls deutliche Synergiepotenziale generieren. Man könnte den gleichen unerträglichen Schund billiger produzieren.

Die im "BRD"-System salonfähigen "Liberalen" und ihre Leitmedien erinnern mich an die Blockparteien im real existierenden Sozialismus bis 1989, denn ihre Aussagen könnten meistens genauso gut auch von den linksgrünen Maoisten wie Stegner, Fahimi oder Roth stammen. Etikettenschwindel nenne ich sowas.

Die Kommunikationsverweigerung ist eine logische Abwehrreaktion.

Meier Pirmin

21. Juli 2015 15:11

@Grambauer. Ich war und bin nicht Mitglied der SVP, sondern historischer Schriftsteller mit Kenntnis jedes einzelnen Jahrzehnts der Schweizer Geschichte seit 1200. Selbstverständlich kann man die Schweiz als demokratisch-föderalistischen Kleinstaat mit grösserer Bürgerfreiheit als anderswo jederzeit kaputt machen. Hitler hätte es gekonnt, wenn es seine Priorität gewesen wäre, Bismarck hasste die Schweiz ehrlich, drohte mit Kündigung der Anerkennung der Neutralität, wenn sie weiterhin deutsche Oppositionelle aufnehme (welche als selbstzahlende Asylbewerber oft in Hotels lebten). Napoleon hat die Schweiz nur beinahe kaputt gemacht, er verstand sie aber besser als die meisten heutigen EU-Politiker und aus der Kenntnis von Rousseaus Verfassungsentwurf für Korsika verordnete er ihr 1803 eine föderalistische Struktur, die man auch 1815 und noch nach der Gründung des Bundesstaates beibehielt.

Selbstverständlich können die USA jedes Land kaputt machen, wenn es für sie wichtig wird. Ist aber für die Schweiz, welche 1848 in vielem die Verfassung der USA übernommen hat (nach einer Programmschrift des Schelling-Schülers Troxler) nicht bedingungslos möglich. Es gibt in diesem Land sogar noch Leute, für die selbst der Wohlstand nur der zweihöchste Wert ist. Es ist objektiv so, dass Napoleon, Bismarck, Lenin, Hitler, George W. Bush, Franz Joseph Strauss, Oskar Lafontaine, Joschka Fischer, Putin, Merkel wohl nie Landammann von Appenzell geworden wären. Dass übrigens dort das Frauenstimmrecht erst sehr spät eingeführt wurde, hängt damit zusammen, dass die Frauen es generationenlang nicht wollten (habe darüber volkskundlich geforscht) und auch, weil selbstverständlich jeder männliche waffenfähige Bürger von Appenzell generationenlang mehr Zuständigkeiten und Freiheiten hatte als zum Beispiel ein heutiger deutscher Bundestagsabgeordneter.

Noch heute ist die Selbstbestimmung in einem Landsgemeindekanton hundertfach grösser als diejenige, die ein deutscher Bürger hat, es ist vergleichbar mit Athens Rat der 500 zur Zeit von Sokrates, ausser dass es heute natürlich Gewaltentrennung usw. gibt.

Ihr Vergleich mit Margot Honecker und einer Schweizer Schulpflege ist ganz daneben. Weil die Schweiz ein freies Land ist, gibt es in einer Schulpflege (leider wegen gesetzlicher Einschränkungen immer weniger) noch eigenständige Kompetenzen. Eigenständige Kompetenzen in einer Kleinstbehörde schliessen natürlich im Einzelfall Machtmissbrauch und unvernünftige Entscheide nicht aus. Es ist ein milliardenfacher Unterschied, ob die Schulpflege in einem Dorf mit 500 Einwohnern einen Willkürentscheid fällt oder ob das System wie in Nordkorea oder in der DDR funktioniert. Davon abgesehen, dass Schildbürgerentscheide in der Schweiz regelmässig und am leichtesten korrigiert werden können, so in meiner Gemeinde Beromünster, die allerdings mal zwei schöne Kosovarinnen dreimal nicht eingebürgert hat, die nun aber doch Schweizerbürgerinnens sind. Solche Kleinlichkeiten gehören nun mal zu einem subsidiären System. Leider wird die Selbstbestimmung im Schulbereich in der Schweiz gegenwärtig systematisch abgebaut, was neben Vorteilen nun mal immer auch Nachteile hat.

Die Schweizer sind charakterlich und zumal in der Bildung in keiner Weise besser als die Deutschen. Ein Hitler und ein Mussolini wären allein aus Systemgründen nie möglich geworden, desgleichen nicht ein Auschwitz oder auch keine Olympische Sommerspiele, neu gehen auch Winterspiele nicht wegen der direkten Demokratie. Was total gegen den gesunden Menschenverstand ist, kommt vielleicht mal in einer Schulpflege durch, aber sehr selten im Gesamtsystem. Sie können sicher sein, dass der Griechenlandkredit von letzter Woche in der Schweiz nicht auf 5% Volkszustimmung gekommen wäre.

Es bleibt dabei, dass die Wahnsinnsresistenz unseres Systems, sie ist leider nicht unbeschränkt, auch ein Verdienst der Bürgerinnen und Bürger ist. Und es gibt gar nicht wenige, die würden zum Beispiel für mehr Mass bei der Einwanderung sogar eine Einschränkung des Wohlstandes in Kauf nehmen. Sehr viele Aenderungen in Richtung Abbau der Selbstbestimmung könnte man wohl nur mit militärischer Besetzung oder dann, wie es heute möglich ist, allenfalls mit massiver Erpressung durchbringen. Klar ist, dass die Behörden sich eher erpressen liessen als Volk und Stände.

Weil man in der Schweiz noch nie fähig war, in grossen Dimensionen zu denken, sind auch politische Wahnsysteme hier nicht möglich. Ein allerdings ungelöstes Problem, das Sie andeuten, ist die Geld-Ochlokratie, vor der schon Gottfried Keller gewarnt hat. Ich mache sodann darauf aufmerksam, dass gemäss dem hervorragenden Buch von Klaus J. Stoehlker "Die Schweiz im Herbst" die grossen Schweizer Multis und Banken nur noch nominell und nicht mehr faktisch in Schweizer Hand sind. Von daher könnten tatsächlich noch einige Gefahren ausgehen.

Derzeit wird die Zahl der Schweizer, welche der Europäischen Union beitreten wollen, auf maximal 15% eingeschätzt, diejenigen, die auf den Schweizer Franken verzichten wollen, auf unter 3%. Leider ist es aber so, dass auch innerhalb der Schweiz das Subsidiaritätsprinzip schleichend abgebaut wird, insofern kann ich den Schluss Ihrer Ausführungen sehr gutheissen.

@Winterberger. Vorzüglicher Beitrag. Sie haben Gründe, sich gegen Herrn Lichtschlag abzugrenzen. Sie und ich haben uns mit den Konservativen und Rechtsliberalen rund um Criticon-Gründer Schrenck-Notzing besser verstanden als mit den deutschen Neurechten (meine tiefste Übereinstimmung hatte ich mit Kaltenbrunner). Man sollte aber Abgrenzung nicht mit Ausgrenzung verwechseln. So weit hier intellektuell debattiert wird, liegt hier nicht nur keine Gefahr für die Demokratie vor, sondern durchaus politische Kultur. U.a. mit Herrn Habermann von der Hayek-Gesellschaft habe ich mal in Zürich ein Gesprächspodium bestritten, das mir in guter Erinnerung geblieben ist. Das geistige Niveau der intellektuellen deutschen Rechten ist nicht unbedingt tiefer als das der Habermas-Anhänger, was man zwar nicht mit einem besonderen Lob verwechseln sollte. Dass allerdings Kritik am "System" betrieben wird, tönt von aussen ungemütlich, ist auch ein Grund, warum Lucke sich von der AfD getrennt hat. Noch hat die deutsche Rechte nicht deutlich genug gesagt, welche "Alternative" zum "System" sie eigentlich anstrebt. Für ein demokratisches System in der Art der Schweiz ist Deutschland mutmasslich zu gross. In diesem Sinn sind meine Debattenbeiträge auch nicht gemeint.

Andreas K. Winterberger

21. Juli 2015 15:47

@ Pirmin Meier: Im übrigen schätze ich Prof. Joachim Starbatty ausserordentlich, während ich mich über Bernd Lucke bereits frühzeitig vor gut zwei Jahren in einer e-mail an Starbatty äusserst kritisch äusserte. Es ging damals um eueropäische Steuerharmonisierung, für die Lucke eintrat, ein Graus für echte Liberale...

RL

21. Juli 2015 17:36

@Andreas K. Winterberger,

der von Ihnen als "groß" titulierte Johannes XXIII. hat Vaticanum II verbrochen.
Das für die katholische Kirche schlimmste Ereignis seit dem großem Schisma und der Reformation.
Seit Vaticanum II geht es mit der Kirche rasant bergab.
Liberalismus ist der größte Zerstörer aller guten schönen und wahren Dingen.

Martin S.

21. Juli 2015 17:46

Ich war drauf und dran, mein Abonnement "Eigentümlich frei" zu kündigen. Und jetzt dieses Interview. Sehr interessant! Weiter so!
Beste Grüße
Martin S.

Gustav Grambauer

21. Juli 2015 18:38

Meier Pirmin

"Es ist objektiv so, dass Napoleon, Bismarck, Lenin, Hitler, George W. Bush, Franz Joseph Strauss, Oskar Lafontaine, Joschka Fischer, Putin, Merkel wohl nie Landammann von Appenzell geworden wären."

Ja, klar, die waren auch nicht im Appenzell verwurzelt. Mir käme ein solcher Vergleich gar nicht in den Sinn, ebensowenig wie Ihr Vergleich von Putins Agieren auf der Krim mit Schweizer Prämissen. Da bin ich in meinem Ethnopluralismus konsequent. Andere Länder, andere Sitten.

"...jeder männliche waffenfähige Bürger von Appenzell generationenlang mehr Zuständigkeiten und Freiheiten hatte als zum Beispiel ein heutiger deutscher Bundestagsabgeordneter."
"... vergleichbar mit Athens Rat der 500 zur Zeit von Sokrates."

Ja, klar, angesichts eines Besatzungskonstrukts nach zwei verlorenen Weltkriegen, das nicht einmal zu irgendeiner Zeit auch nur ansatzweise im Einklang mit der Haager Landkriegsordnung stand. Art. 20 "Grundgesetz" lautet: "Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat (in Klammern: der USA)".

"Vergleich mit Margot Honecker ..."

Schauen Sie: bei Margot Honecker wurde ideologisiert was das Zeug hielt, aber sehr schematisch und sehr "hausbacken" wie ich immer sage (durchweg auf dem kommunikativen, rhetorischen usw. und sogar politischen Entwicklungsstand der frühen 50er Jahre, in denen ja gerade Margot Honecker wie in einer Zeitmaschine "hängengeblieben" war und sogar heute noch ist).

Wichtig ist: dies wurde - und zwar meist sofort - im ersten Schritt erkannt, im zweiten Schritt psychologisch abgespalten und im dritten Schritt wenn angebracht in Bezug auf die Person, den Kontext usw. sortiert, und sei es nur grob in Schubladen wie "Dummchen" / "Opportunist" oder "Altstalinist" / "Reformer", entsprechende Spitznamen und Witze kursierten überall. "Gefahr erkannt - Gefahr gebannt."

Lesen Sie übrigens das hier, Ackeret ist der PR-Berater von Blocher:

https://www.weltwoche.ch/ausgaben/2012-19/begegnungen-herr-krenz-wird-alles-gut-die-weltwoche-ausgabe-192012.html

Heute stehen wir globalen "smarten" (selbststeuernden), hochflexiblen, überzüchteten ideologischen Strukturen gegenüber, die in ihrem soziokybernetischen Weltbild für jede Frage bereits die vorschablonierte Antwort haben. Ich sehe den Einpeitschern auf tausend Meter gegen den Wind an, wenn sie in ihrem Leben kaum je etwas anderes gemacht haben als in "Kommunikations-Workshops" ihre politkorrekten Rhetorik-Bausteine, ihre Ausgrenzungstaktiken usw. zu verfeinern.

Die hocken vor allem in Bern, im Fall der Kindergarten-Politik bei der und an der Krake EDK, deren "D" sicher nicht für "Demokratisch" steht.

Der Elternabend bei uns im Dorf mag nur ein kleines Beispiel aus einem kleinen Bereich sein. Auf die Gegebenheiten der Subsidiarität der Schulgemeinde (auf dem Papier ...) wurde in mehreren Referaten NLP-mäßig hingewiesen, kalt lächelnd und aalglatt, eben "smart". Zugleich wurde die Botschaft unmißverständlich klargemacht: IHR seid nichts, WIR haben hier längst die Macht.

Der Kindergärtnerin gegenüber habe ich inzwischen nur in einem Nebensatz angedeutet, daß wir mit der Abfütterung nach "Ernährungspyramide" (eine der übelsten bolschewistischen Machinationen) nicht so viel im Sinn haben. Daraufhin wurde ich angeherrscht, und die Bedrohlichkeit wurde rhetorisch so betont wie sie gemeint war: "Na, da wird bald mal ein 'Gespräch' fällig". Das hat die nicht als Mensch, als Kindergärtnerin oder als Gemeindeangestellte gesagt sondern mit der Wucht der ganzen Mafia hinter sich!!!

Sowohl damals auf dem Nachhauseweg gegenüber mehreren Nachbarn als auch gegenüber mehreren im Gemeinderat, die wir als noch einigermaßen zugänglich und integer kennen, durchweg SVP, haben wir unsere Sicht vorsichtig anzusprechen versucht. Keiner von denen hat auch nur das Problem verstanden, geschweige denn die strukturelle Dimension.

Ich rede also nicht von einem "Einzelfall", nicht von einem "am leichtesten korrigierbaren Schildbürgerentscheid" sondern von einem Mega-Trend des Systemversagens.

Und es ist wie gesagt nur ein Symptom in einem Bereich der Bildung:. Nehmen Sie den Popanz der Inklusion, nehmen Sie den Kompetenz-Zirkus,

https://www.nzz.ch/meinung/debatte/das-verschwinden-des-wissens-1.18383545

nehmen Sie grundsätzlich die Bevormundung und Einmischung in intimste familiäre Angelegenheiten mit Eigentumsanmaßung an den Kindern, nehmen Sie die schon für sich genommen ungeheuerliche Kindergartenpflicht als Ausdruck eines Mega-Trends zur Unterhöhlung der Grundlagen des Zusammenlebens.

Wie wollen Sie das mit den Mitteln der direkten Demokratie und Subsidiarität jemals stoppen?! Massive, von ideologischen Parallel-Welten ausgehende Fehlentwicklungen. Das Schweizer Gemeinwesen hat die Krake am Hals und wird von ihr erstickt - während die Gemeinde über jeden Zentimeter Lichterkette beim Dorffest ihr Procedere genau einhält.

- G. G.

Harald de Azania

21. Juli 2015 22:28

Excellent, es tut sich was !

HdeA

Schlesische Fachkraft

21. Juli 2015 23:05

Herr Winterberger,

was Sie hier behaupten, das ist schon starker Tobak! Sie lassen sich hier auf so ein Niveau herab...Mir fehlen einfach die Worte. Hauptsache laut und mit vollem Namen - Beweise: Nebensache!

Meier Pirmin

22. Juli 2015 00:01

@Grambauer. Zu Ihrer Entlastung sind die Verhältnisse trotz allem von Kanton zu Kanton verschieden. Ich bestritt die von Ihnen beschriebenen Missstände nicht. Und zu Appenzell: Es geht natürlich nicht um einen Putin dort, sondern dass in diesem System tatsächlich der starke Mann nicht gewählt würde oder dann eben gleich abgewählt, wie vor 8 Jahren Bundesrat Blocher. Immerhin hatte Appenzell Innerrhoden in mindestens zwei Fällen in den letzten 80 Jahren mal starke, allerdings sehr volkstümliche Landammänner, die es aber, weil sie stark waren, nie in die Landesregierung geschafft hätten. Putins waren sie jedoch nicht, und jemand wie Joschka Fischer, der einen Polizisten geschlagen hat, wäre in einer ländlichen Gemeinde nie in eine Schulpflege gewählt worden. Was Sie über die Schule schreiben, betrifft nicht das politische System, sondern die heute herrschende Schul-Ideologie bis hin zu den Schulleitungen. Immerhin hätten wir in der Schweiz die Möglichkeit, den berüchtigen Lehrplan 21 demokratisch zu bodigen, aber es ist im Moment schwierig, weil sich ein grosser Teil der Bevölkerung nicht für Schulprobleme interessiert. Trotzdem würde das System Widerstand bis zur Verhinderung der dümmsten Sachen im Prinzip zulassen. was dann in Deutschland erst recht nicht möglich ist. Was Sie beklagen, hat kaum mit den Folgen des 2. Weltkrieges zu tun, ist in Frankreich und anderen Ländern fast genau gleich.

Dr. Müller Lüdenscheid

22. Juli 2015 00:03

Das Gespräch mit Herrn Lichtschlag ist interessant.

Das Forum erinnert mich allerdings stark daran:
https://m.youtube.com/watch?v=0jOtOIOX3RI

Akademiker wollen Sie sein ?
Wer kann länger ?

Eveline

22. Juli 2015 08:25

Gustav Grambauer

Der Kindergärtnerin gegenüber habe ich inzwischen nur in einem Nebensatz angedeutet, daß wir mit der Abfütterung nach „Ernährungspyramide“ (eine der übelsten bolschewistischen Machinationen) nicht so viel im Sinn haben. Daraufhin wurde ich angeherrscht, und die Bedrohlichkeit wurde rhetorisch so betont wie sie gemeint war: „Na, da wird bald mal ein ‚Gespräch‘ fällig“. Das hat die nicht als Mensch, als Kindergärtnerin oder als Gemeindeangestellte gesagt sondern mit der Wucht der ganzen Mafia hinter sich!!!
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Wie ich es durch die Zeilen riechen kann, so bekannt von den Margot`schen sozialistischen Pädagogen. " Ein Gespräch ist bald fällig"..... naja am besten alle Familienmitglieder zu diesem Gespräch mit einladen, Oma , Opa, Tanten , Onkels.....bloß nicht alleine vor dieser Dame sitzen.
Machen die Türken auch so, man muß auch mal von den Zuggeflüchteten lernen und das Vertrauen zu Hause lassen.
Je höher die seelische Entwicklung , um so Vertrauensseliger ist der Mensch.
Die Mafia der Verräter steht hinter der Dame.

Meier Pirmin

22. Juli 2015 11:19

Das Beste an dieser Seite ist das Gespräch mit Lichtschlag, wobei einem die Meinung von Frau Horn tatsächlich interessieren würde. Das Problem liegt im Unterschied zwischen Abgrenzung, was eine ganz normale intellektuelle Debatte bedeutet, und Ausgrenzung, welch letzteres in Deutschland bekanntlich mit dem Begriff "rechts" verbunden ist, und zwar unabhängig von einer sorgfältigen Analyse. Innerhalb der liberalen Familie gibt es allerdings grössere Meinungsverschiedenheiten. Es bleibt aber dabei, dass etwa Wilhelm Röpke in Sachen Einwanderung keine globalistische Position vertrat, sondern Beschränkungen als im Rahmen einer liberalen Ordnung als völlig normal ansah. Zu schweigen von dem unbedingten Aufruf zum Respekt vor dem Geld, Wo dieser fehlt, geht der Respekt vor den Leuten genau so vor die Hunde. Das ist u.a. ein Problem des modernen Schuldenstaates und selbstverständlich auch der Europäischen Union, wobei die Griechen bloss ein Spiegelbild dessen sind, was man allenthalben immer häufiger antrifft.

Ein Fremder aus Elea

22. Juli 2015 11:59

Angesichts der Positionen, mit welchen der Name Friedrich Hayek in den Vereinigten Staaten verbunden wird, ist der Verlauf der Schlacht in der hiesigen Hayek Gesellschaft nicht sonderlich überraschend gewesen, der innerhalb der AfD hingegen schon, denn daß Lucke McCarthyismus in seine eigene Partei hineinträgt, hat sogar die FAZ zum Spotten veranlaßt, so unerklärlich war's.

Und die Folgen der beiden Schlachten unterscheiden sich auch grundsätzlich. Der Hayek Gesellschaft kann's egal sein, der AfD nicht.

Die Gemeinsamkeit besteht nur im Druck, welchen beide ausgesetzt gewesen sind. Lucke hätte sofort sagen sollen, daß es nicht anders geht, daß mit Höckes nunmal zu rechnen ist und der konkrete Höcke nicht direkt als der Supergau zu betrachten ist.

Nunja... in der Eurofrage drehen sich die Zahnräder vermutlich eh schneller als in der deutschen Parteienlandschaft.

Meier Pirmin

22. Juli 2015 17:49

Das Buch "Der Weg zur Knechtschaft" von Hayek bleibt immer noch im höchsten Grade lesenswert, das müsste die Basis sein. Je weiter man sich davon entfernt, umso grösser wird die Gefahr sich zu verrennen. Es bleibt wichtig, von Hayek zu lernen und schadet der Sache, wenn andere ideologische Momente in die Gesellschaft hineingetragen werden, gilt für alle Streitparteien. Wahr ist, dass selbst sogar mit Bezug auf Hayek der sogenannten Neoliberalismus in den letzten Jahren zu dem nach dem Faschismusvorwurf fast zum schlimmsten Schimpfwort weiter Kreise des intellektuellen Mainstream geworden ist. Gerade darum sollte man bei Hayek bleiben, dabei beachten, dass es bei ihm tatsächlich ethische Kriterien "jenseits von Angebot und Nachfrage" gab. Natürlich lassen sich innerhalb der Hayek-Gesellschaft nicht alle möglichen politischen und ideologischen und übrigens auch nationalen Themen gleichzeitig behandeln.

CM

23. Juli 2015 01:45

Die Vorgänge in der Hayek-Gesellschaft sind auch vor ähnlichen Vorgängen in der amerikanischen libertären Bewegung zu sehen, wo es gerade zu einem massivem Linksrutsch kommt. Getragen wird dieser von "Linkslibertären" deren Rhetorik sich von der durchschnittlichen Antifagruppe nur durch einige verschämte Bekenntnisse zum freien Markt unterscheidet. Auf der anderen Seite gibt es eine wachsende Zahl von sog. Liberaltären die verzweifelter Suche nach Anschluss an das linksliberale Establishment jegliche Prinzipien gar nicht schnell genug über Bord werfen können um sich für qua Gericht aufgepfropfte Homoehe, Volksentwaffnung, verstaatlichter Gesundheitsfürsorge und humanitäre Interventionen begeistern zu können.

Nils Wegner

23. Juli 2015 09:44

Sehr amüsant auch anzuschauen, wie eine "Expertin" wie Liane Bednarz aus AfD, Hayek-Gesellschaft, Achse des Guten und kath.net eine Weltverschwörung der bösen, alten, deutschen Männer konstruiert (und dabei schnell noch ihr sicherlich aufschlußreiches neues Buch bewirbt).

Wer meint, sich das antun zu müssen...

Immerhin spült ihr Verweisgewitter Besucher auf diese Seite hier.

B. N.

23. Juli 2015 18:52

Diese Dr. Liane Bednarz ist sehr produktiv bei ihrer Schmutzkamapagne gegen "rechte Umtriebe" und die AfD. Mehrfach täglich entdeckt sie neue "rechte" Skandale, die sie fleißig auf Twitter verbreitet und damit vermeintlich seriösen Schreiberlingen bei FAZ, Spiegel, WIWO und anderswo zuarbeitet.

Bei den stramm linken Möchtegern-Qualitätsjournalisten, die auf die AfD angesetzt sind (FAZ: Justus Bender, Spiegel: Melanie Amann, Wirtschaftswoche: Dietmar Neuerer) rennt sie damit offene Tore ein und wird gern zitiert.

Angeblich ist die Dame M&A - Anwälten und Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU Parteistiftung).

Konservativ ist jedoch an dieser Trulla nichts. Mit ihrem Stil der Verunglimpfung und des Prangers passt sie eher zu Indymedia.

Ein echtes Problem haben allerdings die Identitären. Viel negative Presse in den letzten Wochen. Mehrere Landesverfassungsschutzämter haben die Beobachtung aufgenommen.
Für die vielen Sympathisanten der IB aus der Jungen Union könnte das Ärger geben...

Andreas K. Winterberger

27. Juli 2015 15:23

@RL
Ohne Zweifel gehörten Sie nicht in die Friedrich-August-von-Hayek-Gesellschaft - Sie sind zumindest ehrlich und gradlinig! Aber in der genannten Gesellschaft hat es von den Verbleibenden allzu viele Reaktionäre, die gleichermassen wie Sie nie in diese Gesellschaft aufgenommen worden hätten sollen!

Weltversteher

27. Juli 2015 20:39

Intern:

Wäre es nicht möglich, den Herrn Grambauer etwas einzubinden, auf daß die Teilnahmen an seinen (aus meiner Sicht) äußerst wichtigen Kenntnissen weniger dem glücklichen Zufall ausgeliefert sei?

Sebi

3. August 2015 22:43

Neuer Artikel von Karen Horn über die "Neue Rechte".

The populist New Right is taking hold in Germany

https://www.capx.co/the-populist-new-right-is-taking-hold-in-germany/

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