dass die Menschheit ihren Anfang in Afrika genommen hat und ausnahmslos alle Menschen überall auf der Welt Nachkommen von Afrikanern sind. Man nennt diese Hypothese: Out of Africa.
Es soll hier nicht die archäologische Stimmigkeit dieser Hypothese untersucht werden, sondern nur auf ihre Funktion mit Blick auf das heutige Zeitgeschehen hingewiesen werden. Wer gelegentlich auf den Spartenkanälen der Öffentlichrechtlichen unterwegs ist, konnte schon vor Jahren beobachten, daß sich viele dieser dort verbreiteten populärwissenschaftlichen Historienfilmchen der Out-of-Africa-Hypothese widmeten.Das setzte schon lange vor dem drastischen Anschwellen der heutigen Flüchtlingsströme aus Afrika ein.
Verbindet man das eine (Out of Africa) mit dem anderen (Flüchtlingsströme), folgt daraus die blitzgescheite Erkenntnis: Aha, was wir heute erleben, ist also nichts weiter als die moderne Version der uralten, oft erprobten und deshalb und ganz selbstverständlichen Wanderung aus Afrika in die anderen Weltteile. Und haben nicht im Anschluß an die alten Wanderungsbewegungen ungeahnte kulturelle Aufschwünge in den anderen Weltteilen stattgefunden? Befruchtet uns Afrika nicht seit Menschengedenken? Sind wir nicht alle im Herzen Afrikaner? Bleiben wir also ganz entspannt.
Ein dem Zynismus zuneigender Freund, mit dem ich die Out-of-Africa-Hypothese einmal diskutierte, hatte schon damals eine andere Lesart. Er warnte vor einem Fehlschluß und wies darauf hin, daß die intelligenten, umtriebigen Urahnen der modernen Europäer und Asiaten sich zwar seinerzeit aus Afrika abgesetzt hätten, dies sei jedoch unter Zurücklassung jener anderen geschehen, die dann zu den Stammvätern des modernen Afrikaners wurden. So betrachtet, erweist sich die Out-of-Africa-Hypothese natürlich als Bumerang, der jeden wackeren Uraustralier vor Neid erblassen ließe.
Lassen wir die Häme mal beiseite, es geht uns hier um den geistes- und kulturwissenschaftlichen Beitrag zur Stabilisierung der One-World-Ideologie. Genauer: Um die Rolle der Geistes- und Kulturwissenschaften als ideologische Hilfswissenschaften.
Schaut man sich die Studienfächer und die Veranstaltung des heutigen Universitätsbetriebes in den geistes-/kulturwissenschaftlichen Fakultäten einmal näher auf ihre ideologiestützende Funktion hin an, wird man es bestätigt finden – die akademische Freiheit erlebt wieder einmal Hochzeiten der Prostitution, ganz ähnlich wie im Dritten Reich oder zu Zeiten der DDR, vielleicht sogar noch stärker, weil weniger offen eingestanden. Gelehrt wird das, was ideologisch gewollt ist – und sei dieses Gewollte selbst auch noch so geistesarm und fernab jeder seriösen Wissenschaft.
Es schmückt sich das Gewollte stets gern mit dem Attribut „kritisch“ – als für unseren Kontext hier besonders geeignetes Beispiel möge die sogenannte „Kritische Weißseinsforschung“ dienen, die – aus den USA stammend und dort als Critical Whiteness Studies bekannt – als eine ihrer Quintessenzen die fulminante Einsicht vermittelt, daß Rassen zwar keine biologische Realität sind, das Rassenkonzept aber soziale, ökonomische, politische, psychologische Fakten geschaffen hat und nachhaltig und bis in die Gegenwart hinein unsere Wahrnehmung der Welt strukturiert.
Das solchermaßen strukturierende Subjekt ist selbstverständlich immer weiß. Wo der schwarze Mann auf Trennung und eigene Superiorität besteht (etwa im Konzept des Black Muslim), handelt es sich um ein Widerstandskonzept gegen die weiße Dominanz und erfährt dadurch seine volle Rechtfertigung. Kritisch setzt man sich also allein mit dem weißen Standpunkt auseinander. Und weil dieser weiße Standpunkt alles Elend auf der Welt verschuldet hat, muß er zum Verschwinden gebracht werden – nicht nur auf intellektueller Basis, sondern (dies wird selten explizit im wissenschaftlichen Raum gefordert) auch auf biologischer.
Die strikte Trennung der Welt in Gut und Böse, Schwarz und Weiß, zeigt nicht allein, daß diese Möchtegernwissenschaften einem primitiven Schwarzweißdenken verfallen sind, sondern auch, daß Rassen offenbar doch biologisch existent sind – wie sonst könnte man sonst so klar und auf den ersten Blick die Welt in zwei Hälften teilen?
Wirklich kritisch ist so etwas allerdings nicht. Kritisch dürfte sich derlei streng genommen nur dann nennen, wenn man auch die eigenen Grundlagen in Frage stellt. Das aber würde bedeuten, daß man sich auch die ökonomische Basis entzieht.
Dabei könnte man unter dem Dach einer solchen ernsthaften und wirklich kritischen Weißseinsforschung natürlich auch durchaus seriöse Wissenschaft betreiben – schauen wir doch mal, was uns wirklich von den anderen unterscheidet. Und zwar im Guten wie im Bösen. Da stellen sich dann Fragen wie die folgenden:
- Warum blieb die systematisch-wissenschaftliche Erkundung der Welt den Europäern vorbehalten?
- Was führte dazu, daß technische Entdeckungen von Rang im Wesentlichen in Europa und in China, nicht aber in Afrika gemacht wurden?
- Warum ist die griechische Antike, warum ist die griechische Philosophie eben nicht durch Afrika beeinflußt, sondern genuin europäisch?
- Wo auf der Welt ist ein um Objektivität bemühtes, differenzierendes Geschichtsbewusstsein entstanden und wo nicht?
- Welchen Einfluss haben klimatische Bedingungen auf die Entstehung von Religion, Kunst und Wissenschaft?
Die Reihe der Fragen, die allesamt auf die Feststellung von Unterschieden (nicht von Überlegenheit, wohlgemerkt) hinauslaufen, ließe sich endlos fortsetzen und würde bei dieser einen letzten Frage enden:
- Wie kommt es, daß nur der weiße Mann (weiße Frauen eingeschlossen) zu einer so kritischen Betrachtung seiner selbst gelangen konnte, daß er sich lieber selbst aus der Welt schaffen würde als auch nur einen Tag länger weiß zu sein?
Es sind Fragen, die – eben weil sie auf den Unterschied hinausgehen – bis auf Weiteres an keiner deutschen Universität gestellt werden können. Die Alma Mater ist zur billigen Hure verkommen.
marodeur
Naja, der Faktenschluß von der Out-of-Africa-Theorie zur aktuellen Flucht-Besiedlung Europas ist mir ehrlich gesagt noch nicht untergekommen. Alle anderen geschichtlich bekannten Wanderungsbewegungen wurden tatsächlich schon bemüht, um die aktuelle Entwicklung als natürliches Phänomen mit wunderbaren Chancen für alle darzustellen.
Kommen wir zu ihren Fragen:
All die aufgezählten Errungenschaften sind Produkte von Hochkulturen. Hochkulturen unterliegen nach gängiger Kulturtheorie einer Art Lebenszyklus. Am Ende dieses LZ lösen sich Strukturen auf und die Gernerationen erleben Epochen des kulturellen Niedergangs. Selbstzweifel sind da schon naheliegend.
Warum nun ausgerechnet Schwarzafrika so wenig Hochkulturen hervorgebracht hat, ist äußerst umstritten und weitgehend vermintes Gebiet. Die bekannten Theorien erstrecken sich von der Verfügbarkeit von Kulturpflanzen bis hin zu ethnologischen Besonderheiten (Fokus auf kriegerische Auseinandersetzung). Aus meiner Sicht ist da nichts wirklich schlüssiges dabei.