vielmehr klinge er immer mehr wie ein “Marxist”. In seiner Rede vor dem Kongreß der Vereinigten Staaten kam kein Sterbenswörtchen über Jesus vor, stattdessen war eine Menge an Phrasen zu hören, wie sie die amerikanischen “progressives” und “liberals” lieben, die dem Papst dementsprechend zu Füßen lagen.
So war etwa unter Anrufung von Martin Lucifer King von “Freiheit in der Vielfalt und Nicht-Ausschließung” (liberty in plurality and non-exclusion), im Zusammenhang mit der linkskatholischen Aktivistin Dorothy Day von “sozialer Gerechtigkeit und Menschenrechten” (social justice and the rights of persons), außerdem von “Schaffung und Verteilung von Reichtum” (creation and distribution of wealth) die Rede.
Der Papst sprach natürlich auch über das Thema Nr. 1, die “Flüchtlingskrise”:
Unsere Welt steht vor einer Flüchtlingskrise, die ein seit dem Zweiten Weltkrieg unerreichtes Ausmaß angenommen hat. Das stellt uns vor große Herausforderungen und schwere Entscheidungen. Auch in diesem Kontinent ziehen Tausende von Menschen nordwärts auf der Suche nach einem besseren Leben für sich und ihre Lieben, auf der Suche nach größeren Möglichkeiten. Ist es nicht das, was wir für unsere eigenen Kinder wünschen? Wir dürfen nicht über ihre Anzahl aus der Fassung geraten, sondern müssen sie vielmehr als Personen sehen, ihnen ins Gesicht schauen, ihre Geschichten anhören und versuchen, so gut wir können, auf ihre Situation zu reagieren. In einer Weise zu reagieren, die immer menschlich, gerecht und brüderlich ist. Wir müssen eine heute allgemeine Versuchung vermeiden: alles, was stört, auszuschließen. Erinnern wir uns an die goldene Regel: »Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen« (Mt 7,12).
Die Presse interpretierte dies als einen Ruf nach “offenen Grenzen”, auch wenn dies der Papst nicht explizit so gesagt hat. Eine solche Forderung läge jedenfalls auf einer Linie mit seinen bisherigen Äußerungen zu der Problematik, etwa mit seiner Rede auf Lampedusa, die getränkt war mit moralischen Erpressungen, um die Festung Europa zu knacken. Die Phrasen des Papstes haben jedenfalls rein gar nichts mit der wirklichen Welt zu tun. Wie man etwa “tausenden” – vielmehr: hundertausenden, bald Millionen – Menschen einzeln “in Gesicht schauen und ihre Geschichten anhören” soll, weiß wohl nur seine Heiligkeit allein.
Das mußte auch ein konservativer Katholik wie Patrick J. Buchanan feststellen. Innerhalb des katholischen Klerus gab allerdings nur wenige, die es gewagt haben, zu widersprechen. So der ungarische Bischof Laszlo Kiss-Rigo:
„Das sind keine Flüchtlinge. Das ist eine Invasion“, sagte Bischof László Kiss-Rigó der Washington Post. „Sie kommen her und rufen ‘Allah ist groß’. Sie wollen die Kontrolle übernehmen.“
Der Bischof aus der Grenzstadt Szeged am Dreiländereck mit Serbien und Rumänien, wo zehntausende Flüchtlinge aus Ländern wie Syrien die EU erreicht haben, stellte sich hinter Ministerpräsident Viktor Orban und dessen Hardliner-Flüchtlingspolitik. „Ich stimme voll mit ihm überein“, sagte der 60 Jahre alte Kiss-Rigó. Papst Franziskus dagegen „kenne die Situation nicht“.
Die muslimischen Flüchtlinge seien eine Gefahr für Europas „universelle christliche Werte.“ Sie verdienten keine Unterstützung, denn sie hätten Geld. Außerdem hinterließen sie Müll und verhielten sich „arrogant und zynisch“.
Mit Franziskus an der Spitze hat die römische Kirche endgültig zur Ideologie des Globalismus und der “Neuen Weltordnung” aufgeschlossen. Dies bedeutet allerdings auch eine Verdrehung ihrer ursprünglichen Lehre hin zu einer Art Menschheitsreligion, die von der Ideologie der einstigen Erzfeinde der Kirche, der Freimaurer, nicht mehr weit entfernt ist.
In meinem Buch “Kann nur ein Gott uns retten?” habe ich versucht, diese Entwicklung darzustellen. Darin schrieb ich, die Kirche versuche mittlerweile
(…) der – vorgeblich – rein ökonomischen Ausrichtung des Weltstaates ein gutes Gewissen zu geben, indem sie zum globalen Kampf gegen Hunger, Krieg und wirtschaftliche Unterentwicklung aufruft. (…) Der »Ultramontane«, der unter diesen Voraussetzungen die Ortung nach Rom aufnimmt, richtet sich inzwischen indirekt auf das Utopia dieses projektierten Weltstaates. Von diesem aber, und nicht vom Einzelstaat, droht heute die totalitäre Gefährdung. Die Situation hat sich grundlegend geändert. Die »zwei Reiche« lauten nicht mehr »Heimatland« und »Rom« als Option der doppelten Landeskindschaft einer physischen und geistig-symbolischen Heimat. Die globalistische Politik fordert: es soll keine Vater- und Heimatländer mehr geben, ihr habt keinen König außer Cäsar. Bald sollt ihr auch keinen Papst mehr haben außer den Allgemeinen Menschenrechten und keinen Gott außer der Menschheit. Wie es aussieht, hat sich die nachkonziliare Kirche zum Wegbereiter und Steigbügelhalter dieser Politik gemacht, wo doch gerade sie berufen wäre, ihr schärfster und unversöhnlichster Kritiker zu sein.
Dies ist freilich nichts anderes als die Politik des Antichristen, der in der trügerischen “Maske des Erlösers” (Gehlen) auftritt, der “securitas et pax” (Frieden und Sicherheit), das Neue Jerusalem und das Happy-Ending der Geschichte schon auf Erden verspricht.
Wenn der Papst wie ein “Marxist” spricht, dann ist der Unterschied zu einem “Kapitalisten”-Kaiser wie George Soros, von dem hier als nächstes die Rede sein soll, allerdings auch nicht mehr sehr groß. Um es genau zu sagen, wird von beiden, Papst und Soros, nahezu ein- und dieselbe Agenda vertreten. Und diese wiederum läßt sich nicht mehr mit marxistischen oder kapitalistischen Begriffen fassen. Der Einfachheit halber zitiere ich mich nochmal selber:
Die „Neue Weltordnung“ (…) ist weder Kapitalismus noch Liberalismus noch Sozialismus, ist weder „links“ noch „rechts“ im althergebrachten Sinne. Vereinfacht könnte man sagen, daß im Westen wirtschaftlich der Kapitalismus und kulturell der Marxismus gesiegt hat – denn die oben erwähnten radikalegalitären Minderheitenkulte – Ersatz für die alte „revolutionäre Klasse“ des „Proletariats“, Rammböcke und Brecheisen, um ganze Schichten und Mehrheiten zu enteignen und zu entkernen – sind im Kern nichts anderes als Permutationen und Derivate, meinetwegen auch Häresien marxistischen Denkens.
Bereits 1976 hat der Film “Network” diesen Zusammenhang auf den Punkt gebracht, in der berühmten Rede des Fernsehmoguls gegenüber einem verrücktgewordenen TV-Moderator, der sich als populistischer Rebell “gegen das System” inszeniert:
Es gibt keine Nationen. Es gibt keine Völker. Es gibt nur ein einziges holistisches System aller Systeme, eine einzige, immense, vernetzte, interagierende, multivariate, multinationale Herrschaft von Dollars. Öl-Dollars, Elektro-Dollars, Multi-Dollars, Reichsmark, Rubel, Pfunde und Schekel. Das ist das internationale System des Geldkreislaufs, das die Totalität des Lebens auf diesem Planeten beherrscht. Sie jammern auf Ihrem kleinen Bildschirm über den Zustand Amerikas und der Demokratie. Es gibt kein Amerika. Es gibt keine Demokratie. Es gibt nur IBM und ITT und AT&T und DuPont, Dow, Union Carbide und Exxon. Das sind heute die Nationen der Welt.
Am Ende aber warte eine vollkommene Welt auf unsere Kinder, „ohne Krieg, Unterdrückung und Brutalität“, ein einziges „ökonomisches Beteiligungsunternehmen, in dem alle Menschen für ein gemeinsames Gut arbeiten, und jeder ein Aktienteilhaber ist. Alle Bedürfnisse werden erfüllt sein, alle Ängste besänftigt, alle Langweile vertrieben.“ Also eine rein ökonomische, eudaimonistische Utopie, die der des Kommunismus sehr nahe kommt.
Was uns nun zu Soros führt, einem Multimilliardär, den man getrost als eine der wichtigsten Schlüsselfiguren der globalistischen Weltpolitik bezeichnen kann. Die Journalistin Friederike Beck hat einen eindrucksvollen Artikel über Soros’ Machenschaften veröffentlicht, der keinen Zweifel daran lassen sollte, daß der derzeitige Massenansturm auf Europa über weite Strecken gewollt, ja sogar “gemacht” ist. Dieser Text ist in jeder Hinsicht ein “must-read” und eine nützliche Quellensammlung.
In einer aktuellen offiziellen Verlautbarung forderte Soros einen radikalen Umbau des europäischen Asylsystems, mit dem Ziel, die Masseneinwanderung erheblich zu beschleunigen und zu fördern, vorgeblich um “unnötiges menschliches Leid zu beenden”. Hier sind einige Zitate mitsamt Kommentaren von Friederike Beck.
Soros:
»Als Erstes hat die EU für die absehbare Zukunft eine Million Asyl-Sucher pro Jahr zu akzeptieren.«
Eine angemessene Finanzierung sei sehr wichtig. Soros weiter:
»Die EU muss 15 000 Euro pro Asylsucher in jedem der beiden ersten Jahre bereitstellen, um die Kosten für Unterbringung, Gesundheit und Schule abzudecken und, um die Aufnahme von Flüchtlingen für die Mitgliedstaaten attraktiver zu gestalten.«
Mit anderen Worten: Die Flüchtlinge sollen mit Finanzen ausgestattet werden, um höhere Anreize für Flucht aus dem Heimatland und Anreize für die Aufnahme im Zielland zu setzen. Die Anreize gibt es ja bereits z. B. in Deutschland oder Schweden, nur sind sie Soros noch nicht hoch genug. Aber woher soll die EU die 15 Milliarden pro Jahr nehmen, wenn wir von der geforderten einen Million Migranten pro Jahr ausgehen? Soros weiß woher:
»Die Mittel können aufgebracht werden, indem sie ihre nicht genutzte AAA-Leihbonität nutzt und Langzeit-Bonds auflegt, welche den zusätzlichen positiven Effekt haben, der europäischen Wirtschaft einen gerechtfertigten finanzpolitischen Stimulus zu verschaffen.«
Soros will also, dass Europa sich zugunsten der einströmenden Migranten noch weiter verschuldet und mit Schuldenmachen das Wirtschaftswachstum in der EU künstlich ankurbelt. Bei der für Europa vorgesehenen millionenfachen Einwanderung soll keinerlei Zwang herrschen:
»Man sollte Flüchtlinge dort hinlassen, wo sie hinwollen und wo sie gewollt sind – das ist die conditio sine qua non des Erfolges.«
Deutschland wird nicht eigens genannt, ist aber bei der geforderten völligen Freizügigkeit sicherlich Hauptaufnahmeland, wenn man von den derzeitigen Realitäten ausgeht. Acht bis zehn Milliarden Euro müssten darüber hinaus jährlich an die Länder der EU-Außengrenze fließen, wozu man ebenfalls die Anleihebonds verwenden solle.
Beck führt das riesige Netzwerk des Soros-Imperiums an, und zeigt dabei folgende Pointe auf: nicht nur hat Soros an der Destabilisierung der arabischen Länder, in denen heute Chaos und Bürgerkrieg herrschen und aus denen der Großteil des Einwandererstroms kommt, kräftig mitgewirkt, er fördert auch eine ganze Reihe von Organisationen wie die “International Migration Initiative”, deren Aufgabe es de facto ist, eine Art Migrations-“Pipeline” nach Europa zu legen und den Zufluß reibungsloser zu gestalten. Zusätzlich beschäftigt Soros’ “Open Society Foundation” Anwälte, die beauftragt sind, “weltweit die Rechte von internationalen Migranten” zu vertreten.
Soros will Netzwerke errichten, in denen Politikmacher, Staat und Zivilgesellschaft eingebunden sind, und eine tolerantere Gesellschaft erreichen mit einer »Öffentlichkeit, die Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung bekämpft.«
Becks Resümee:
Endziel ist die völlig »Offene Gesellschaft«, Staaten ohne Grenzen und eine weltweit ungehinderte Migration in die Wunschländer der Migrationswilligen. Lenkend eingreifen soll dabei lediglich die geplante EU-Asyl- und Migrationsagentur in Brüssel.
Und:
Halten wir einen Moment inne und schließen wir die Augen. Obwohl wir das Stiftungskapital nicht für alle namentlich genannten Foundations eruieren konnten, so kommt allein mit den zu niedrigen Zahlen, die in der Öffentlichkeit sind, schon die unvorstellbare Summe von ca. 34 Milliarden Euro zusammen!
Was könnten mit diesen Mitteln vor Ort in Nordafrika oder im Nahen und Mittleren Osten alles für Projekte aufgelegt werden! Mikrokredite für kleine Gewerbe, Unterstützungen für Bauern und den ökologischen Landbau, unentgeltliche volkshochschulartige Bildungsinitiativen vor Ort. Wiederaufbau-Programme inklusive Infrastruktur-Programmen. Zusammenarbeit mit staatlicher Entwicklungshilfe vor Ort ‒ der sinnvollen Arbeit zur ursächlichen Bekämpfung von Flucht und Weggang sind praktisch keine finanziellen Grenzen gesetzt!
Dies würde allerdings den Zielen der globalistischen Eliten entgegenlaufen: die Devise heißt weiterhin “invite them – invade them.” Was auch immer Angela Merkels fatale Schleusenöffnung, die sie mit autistischer Sturheit wie ein böser Steinbuddha verteidigt, motiviert haben mag; welche historischen, psychologischen und politischen Dispositionen auch immer eine Rolle gespielt haben mögen; sie hat nichts getan, was nicht im Sinne der von den USA aus betriebenen globalistischen Agenda läge.
Ein Mann, dessen Name immer wieder auf deutschsprachigen globalismuskritischen, antiamerikanischen Seiten auftaucht, ist der einflußreiche US-amerikanische Militärstratege und geopolitische Theoretiker Thomas P.M.Barnett. Er gilt als Kronzeuge aller, die von einem großangelegten Plan hinter den Migrantenfluten ausgehen.
Einige Zitate, die von Barnett im Netz kursieren, erschienen mir derart kraß, daß ich sie kaum glauben konnte. Insbesondere eines, das Anklänge an eine berüchtigte Stelle von Coudenhove-Kalergi hat (zu deren Kontext siehe hier, hier und hier), scheint mir eher eine Paraphrase nach dem Muster der “Fischer-Doktrin” zu sein – jedenfalls konnte ich es im Original nicht ausfindig machen:
Das Endziel ist die Gleichschaltung aller Länder der Erde, sie soll durch die Vermischung der Rassen herbeigeführt werden, mit dem Ziel einer hellbraunen Rasse in Europa. Hierfür sollen in Europa jährlich 1,5 Millionen Einwanderer aus der dritten Welt aufgenommen werden. Das Ergebnis ist eine Bevölkerung mit einem durchschnittlichen IQ von 90, zu dumm zu Begreifen, aber Intelligent genug um zu Arbeiten.
Allerdings ist sein 2005 erschienenes Buch “Blueprint for Action – A Future Worth Creating” (etwa: “Eine Blaupause für eine erstrebenswerte Zukunft”) in der Tat ein erschreckendes Dokument, das sich wie Fukuyama auf Steroiden liest, eine geradezu fanatische, hybride, dabei durchaus kühne Apologie der historischen Mission der USA als Supermacht der Globalisierung und Weltdemokratisierung.
Ich will an dieser Stelle nur ein paar Punkte herausheben, die im Zusammenhang mit Soros und Papst Franziskus interessant sind: Barnett teilt die Welt in einen “Kernbereich” (Core) und einen davon isolierten “Gap”, also die geopolitischen Lücken, die noch geschlossen werden müssen, um die wirtschaftliche und politische Globalisierung zu vollenden. Der “Core” bestehe aus: Nordamerika, Europa, Australien und Neuseeland, Südafrika, die südamerikanischen “ABC”-Ländern Argentinien, Brasilien und Chile, Japan und Südkorea sowie mit gewissen Abstrichen und Vorbehalten China, Indien und Rußland, wobei letzteres kritisch beäugt wird, da sich unter Putin eine Entfernung vom “Core” andeute, die sich inzwischen in der Tat verstärkt hat.
Als “Non-Integrating Gap”-Bereiche nennt Barnett “nahezu ganz Afrika”, den Kaukasus, Zentralasien, die Andenländer Südamerikas, den Nahen Osten und den Großteil von Südostasien. Diese konstituieren das “Ozonloch” der Globalisierung, das Barnett durchweg als unterentwickelt, gescheitert und despotisch betrachtet, in selbstgewählter Isolation verharrend und sich den Segnungen der “connectedness” und des weltumspannenden freien Marktes verweigernd. Wenn diese Totalvernetzung erst einmal global verwirklicht ist, werden Frieden, Wohlstand und Sicherheit – “securitas et pax”! – herrschen.
Dabei gilt es, vier Arten von Ressourcen in einen ausbalancierten, aber möglichst ungehinderten Fluß zu bringen: den Fluß von Menschen (migration), von Rohstoffen, von langfristigen finanziellen Investitionen (long-term investment, foreign direct investment) und von “Sicherheit” (“der ‘Export’ von US-Sicherheitssystemen zu regionalen “Märkten”, mit anderen Worte militärische, “weltpolizeiliche” Kontrolle des ganzen Erdballs). “Balance” bedeutet hier, daß in einem globalen System nichts den Fluß von Ressourcen aus Überschuß- in Defizitgebiete behindern darf.
Von hier aus springe ich zu einem für unser Thema bedeutenden Punkt: Barnett ist sich bewußt, daß dieser Prozeß der Globalisierung nicht ohne Widerstand ablaufen kann. Ausdrücklich hält er fest, daß der militante Islamismus eine Widerstandsbewegung ist, die durch die durchaus aggressive Politik des Globalismus provoziert wurde, und er stellt ihn in eine Reihe mit dem Widerstand “im Namen der russischen Seele, der deutschen Rasse, des Staats-Shintō, des Kommunismus und des Islams” gegen den westlichen Liberalismus und Kapitalismus. Wir erkennen hier unschwer Ernst Noltes These vom Islam “als dritte radikale Widerstandbewegung” gegen die entwurzelnde liberale Moderne wieder, allerdings aus der Perspektive eines militanten Globalisten.
Barnett ist sich der Furcht der “Gap”-Länder vor der Globalisierung und ihrer Gründe bewußt – ich belasse diese Stelle im Original, weil Barnetts Terminologie schwer griffig zu übersetzen ist:
The fear of losing one’s soulfulness and grounding in tradition lies at the very heart of this journey from disconnectedness to connectedness, from Gap to Core, and – most important from countryside zu metropolis. (…) Questions of identity and existence are naturally raised by this journey.
Nolte spricht in einem ähnlichen Zusammenhang von einer “Verteidigungsaggressivität“ des Islams. In den Worten von Thorsten Hinz:
Diese speist sich aus politischen, wirtschaftlichen, militärischen Motiven, aber im Kern besteht sie aus einer religiös fundierten Zivilisationskritik am mechanisierten Menschen der westlichen Welt, der von seinen irdischen Zwecken überwältigt worden ist und die religiöse Einbettung verloren hat.
Barnett macht deutlich, daß er diesen Widerstand angesichts der weltgeschichtlichen, quasi welterlösenden Befreiungsmission der USA für schlichtweg verwerflich hält. Die reaktionären, rückwärtsgewandten Kräfte, die sich der Globalisierung entgegensetzen, sind von der Geschichte zum Untergang verdammt, durch eine Form der “natürlichen Auslese” werden sie “ausgejätet” (weeded out) werden, um talentierteren und kreativeren Kräften das Feld zu räumen, die die Wohltaten einer Welt ernten werden “ohne Mauern, ohne Abgrenzung (disconnectedness) und ohne Krieg.”
Ihr Widerstand ist letzten Endes irrational und böse. Hier drückt sich Barnett ziemlich markig aus:
Man sieht, mein Weltbild rechnet durchaus mit nicht-rationalen Akteuren. Und sollten diese der globalen Ordnung Gewalt androhen, so sage ich: Tötet sie.
Dies ist zwar deutlich auf den Islamismus gemünzt – das Buch enstand in den letzten Jahren der Bush-Administration, mitten im “War against Terror” -, bekommt allerdings im anschließenden Kapitel einen aparten Akzent. Denn “nicht-rational” und quasi ethisch defekt ist letzten Endes jeder, der sich gegen die ökonomische Rationalität der Entwurzelung wehrt. Barnetts “Vision”, den “Gap” zu schließen, der die globalisierte von der nicht-globalisierten Welt trennt, sei kritisiert worden, weil
… sie von der Welt als Ganzes zuviel Rationalität erwartet, und weil die religiösen und kulturellen Unterschiede, die uns trennen, viel zu groß seien und nicht überwunden werden können. Mit anderen Worten: obwohl die Logik der Ökonomie die Welt zusammenführen sollte, ist der Planet voll mit irrationalen Menschen, die gegen die “Vermischung der Rassen”, die “Bastardisierung der Kulturen”, den “Verlust der ethnischen Identität” ankämpfen werden. Ich verstehe das Argument und anerkenne die Angst, aber ich glaube auch, daß es sowohl unmoralisch als auch sinnlos ist, gegen diesen globalen Integrationsprozeß anzukämpfen. Angesichts der Herausforderung, die trans-rassische, trans-religiöse, trans-kulturelle Beziehungen mit sich bringen, wird sich niemand die Mühe eines solchen Weges machen, der nicht von einer ehrlichen und intensiven Liebe zu allen Beteiligten angetrieben wird. Und wie unzählige Generationen im Laufe der menschlichen Evolution bewiesen haben, ist es vergeblich, gegen die Liebe anzukämpfen, noch vergeblicher als der Kampf gegen Haß und Rassismus.
Im Klartext: die Entwurzelung aller Kulturen, notfalls wohlgemerkt durch Kriege, ist nichts anderes als eine Tat einer “ehrlichen und intensiven” Menschenliebe. Aber es kommt noch dicker. Barnett bringt diesen Globalisierungsprozeß, der zu Weltfrieden, Wohlstand und Sicherheit führen soll, explizit mit der Notwendigkeit einer allgemeinen Rassenvermischung in Verbindung (s. 282 ‑299):
Um es außerdem ganz ehrlich zu sagen: als Vater einer transrassischen Familie (er hat offenbar ein asiatisches und mehrere afrikanische Kinder adoptiert), gefällt mir ganz einfach die Idee, daß die Menschheit einst hellbraun war, sich dann in eine Vielfalt von Hautfarben aufgespalten hat, um eines Tages wieder geschlossen zu der mittleren Farbe zurückzukehren. Die Symmetrie dieser Reise (journey) gefällt mir, insbesondere, da ich weiß, daß der Gründer meiner Religion (B. ist Katholik), Jesus Christus, gewiß mit einem solchen Teint auf Erden gelebt hat. Wenn ich also in die Augen meines braunäugigen Mädchens blicke, dann sehe ich keine fremde Rasse, sondern die Zukunft des menschlichen Gesichtes – und ich finde es sehr schön.
Die Mischung der Menschheit zu einer hellbraunen Einheitsrasse als utopisches Endziel der Geschichte, als Rückkehr zu einem paradisieschen Ursprung, als ein Ziel des Globalismus und der “One World”! Dabei ist implizit klar, daß hier in erster Linie die weiße Rasse der Adressat der Botschaft ist, denn diese ist nicht nur die einzige, die man per Mischung “braun” machen kann (sieht man von den “gelben” Rassen ab), sondern auch die derzeit einzige, die für derartige Ideen aufnahmefähig ist (1,3 Milliarden Chinesen werden sich wohl nicht so schnell herunternivellieren lassen). Das ist auch wohl der Grund, warum ausschließlich von weißen Ländern verlangt wird, der “Diversity” und dem “Antirassismus” zu huldigen.
Patrick Buchanan brachte diese Wahnidee 2004 in einer Rede auf den Punkt:
Die globalen Eliten sehen in der weißen, westlichen Welt das Haupthindernis auf dem Weg zu einer zukünftigen Weltregierung. Der Multikulturalismus ist ein Werkzeug dieser Eliten, um die weiße, westliche Zivilisation zu dekonstruieren.
Folgerichtig ist Burnett, wohlgemerkt ein scharf akzentuierter Neocon-Falke, dezidiert für eine muslimisch-afrikanische Masseneinwanderung nach Europa, dabei ganz im Sinne der Ideologie des “großen Austausches” argumentierend: das demographische Defizit des Kontinents müsse schließlich wieder aufgefüllt werden, und da Menschen (bei aller angeblichen “Liebe”) rein ökonomisch als fließende, austauschbare “Ressourcen” aufgefaßt werden, deren Strom von Überfluß- in Defizitgebiete nicht behindert werden darf, so macht es aus globalistischer Perspektive keinen Unterschied, wie sich die Bevölkerung Europas zusammensetzt (solange sie nicht homogen weiß ist, versteht sich).
Hier wird nun auch die seltsame Logik des “invade them, invite them” verständlicher, die immerhin dazu geführt hat, daß 14 Jahre nach 9/11 und einem daran anschließenden “Clash of Civilisations” mehr Muslime in Europa und in den USA leben als je zuvor.
Viele politische Entscheidungsträger in den “Kern”-Ländern haben begriffen, daß der eigentliche Kampf nicht zwischen dem Islam und dem Westen stattfindet, sondern innerhalb des Islams, im Hinblick auf seine Verschmelzung mit dem Westen und mit der historischen Triebkraft der Globalisierung.
Man will also jene Teile der islamischen Welt fördern und gewinnen, die bereit sind, sich in den globalistischen Sog einzuklinken. Das bedeutet allerdings nicht, daß man damit das Problem der “Integration” muslimischer Einwanderer in Europa zum Vorteil der Einwanderungsländer lösen will. Vereinfacht ausgedrückt: indem die islamischen Völker nach Europa importiert werden, hofft man, sie zu entwurzeln und zu verwestlichen, während gleichzeitig die europäischen Länder enthomogenisiert und ihre Völker “verdünnt”, idealerweise mit den Neuankömmlingen vermischt werden sollen.
Ich breche an dieser Stelle ab; demnächst noch mehr zu diesem aufschlußreichen Buch.
Revolte
Ich hätte jetzt gerne die Frage gestellt, wie ein Barnett wohl seinen Kindern erklärt, dass sie einer minderwertigen Rasse angehören und künftig vermischt werden müssen und wie er es moralisch verantworten kann, seine Kinder in so eine Zukunft zu entlassen, aber diese Spezies der Weltelite reproduziert sich ja (zum Glück) in aller Regel nicht.
Und um Weltfrieden und Glückseligkeit ging es diesen Aasgeiern auch noch nie, denen geht es nur um Kohle. Und das ist das eigentlich Widerliche an ihnen. Wenn sie wenigstens Idealisten wären, die wirklich an eine bessere Welt glauben...