Letzterer ist heute einer der bekanntesten Science-Fiction-Klassiker, und jeder kennt den ikonischen goldenen Roboter, den später George Lucas für “Star Wars” geklaut hat.
Der Film war eine der aufwendigsten und wahnwitzigsten Produktionen der UFA, wurde aber schon bald nach Erscheinen aus kommerziellen Gründen beträchtlich gekürzt, und im Lauf der Jahrzehnte ging weiteres Material verloren. Etliche Fassungen unterschiedlicher Länge und Qualität kursierten auf der ganzen Welt. In Zeiten, als es weder Video noch Fernsehen für weitere Auswertung gab, wurden Kopien von abgefrühstückten Filme oft stiefmütterlich behandelt; dazu kommt, daß das alte Nitrat-Material sich im Laufe der Zeit chemisch zersetzt. Wie viele Stummfilmklassiker mußte Metropolis in jahrelanger, mühsamer Kleinarbeit rekonstruiert werden, und 2001 hatte die restaurierte Fassung auf der Berlinale feierlich Premiere. Dennoch wies der Film immer noch erhebliche Handlungslücken auf, die mit erklärenden Titeln überbrückt werden mußten.
Kaum drei Monate nach dem Seminar in Schnellroda meldete die ZEIT einen sensationellen Fund: in Buenos Aires war eine abgespielte Kopie des Films aus dem Jahr 1928 entdeckt worden, die tatsächlich die seit Jahrzehnten verschollenen und verzweifelt gesuchten, seit Jahrzehnten von niemandem mehr gesehenen Szenen enthielt. Diese Kopie ist vermutlich die einzige überlebende ihrer Art auf der ganzen Welt überhaupt. An ihre Existenz hat kein Mensch mehr geglaubt. Nicht-Cineasten können kaum ermessen, wie unwahrscheinlich ein solcher Fund ist – für Filmarchivare kommt dergleichen der Entdeckung des Heiligen Grals nahe.
Die erneute Restauration ist nun in vollem Gange. Die englische Netzseite “The Local” meldete am 14. Mai, daß die Filmkopie nun nach 81 Jahren Exil nach Deutschland ins Friedrich-Wilhelm-Murnau-Institut in Wiesbaden heimgekehrt ist und dort bearbeitet wird.
“Metropolis” ist eines der Wunderwerke aus einer nie wieder erreichten Blütezeit des deutschen Films. Inszeniert vom teutonischten aller Regisseure, dem genialen Fritz Lang, ist seine atemberaubende visuelle Meisterschaft unbestritten; schwer verdaulich, grandios vermurkst und faszinierend zugleich ist sein überbordendes inhaltliches Potpourri aus Kunst und Kitsch, Expressionismus, Maschinenromantik, Melodrama, christlich-mystischer Ikonographie, Weimarer Nachtklub-Dekadenz, bolschewistischen Reflexen und prä-faschistischen Masseninszenierungen, Gothic Horror, Science-Fiction und Sozialkritik.
Die Bilderwelt des Films hat inzwischen ein popkulturelles Eigenleben entwickelt. Ihr Videoclip-Potential hat in den Achtziger Jahren bereits Giorgo Moroder erkannt, der den Film bunt einfärbte (eine beliebte Praxis in der Stummfilmzeit) und mit Rockmusik unterlegte; ein hübsches hausgemachtes Video mit Musik von Penguin Café Orchestra kann man sich hier angucken (dank an den SiN-Webmaster für den Hinweis). Auf die endlich vollständige Fassung des Films muß man nun hoffentlich nicht mehr lange warten.