Darin beschrieb sie ihre Erfahrungen als Gefangene in einem nordkoreanischen Straflager. Sonn Ok Lee wurde 1984 verhaftet. Ihr wurde vorgeworfen, Regierungseigentum unterschlagen zu haben.
Unter Folter gestand sie, ohne schuldig zu sein und wurde im Schnellverfahren zu 13 Jahren Haft verurteilt. 1992 kam sie durch eine Amnestie frei und floh nach Südkorea, wo sie heute lebt. Die Süddeutsche Zeitung hat ihre Aussage vor einer Woche in Auszügen veröffentlicht. Zwei Beispiele mögen genügen:
Zum Frauengefängnis von Kaechon gehören folgende elf Arbeitsbereiche: ein Herstellungsbetrieb für verschiedenste Waren, einer für Exportwaren, eine Schuhfabrik, eine Leder- und Gummi-Fabrik, eine Fabrik zur Herstellung von Kleidung, eine Stoffzuschneiderei, eine Arbeitsvorbereitungseinheit, eine Wartungseinheit, eine Strafeinheit, eine Landbauabteilung und eine Küchenabteilung. Die Häftlinge müssen bei der Arbeit stets die Köpfe gesenkt halten und jede Bewegung außer den für ihre Arbeit nötigen vermeiden. Über die Hälfte der weiblichen Häftlinge hat einen Buckel, Beulen am Kopf oder im Schulterbereich oder ist auf eine andere Art verkrüppelt. Die Frauen in der Schuhfabrik sind fast alle kahl. In allen Einheiten gibt es Glaskästen, in denen die Wärter sitzen und die Gefangenen bei der Arbeit beaufsichtigen. Die Regel lautet, dass eine Gefangene zum Aufseher laufen und sich mit gesenktem Kopf vor ihm auf die Knie fallen muss, sobald sie aufgerufen wird. Natürlich darf sie nichts sagen, sondern nur Fragen beantworten. Wer nicht schnell genug antwortet oder sich bewegt, dem wird ins Gesicht oder vor die Brust getreten. Wer den Kopf hebt oder die Glieder streckt, wird schwer bestraft.
Als ich 1989 wie durch ein Wunder den Paratyphus überlebte, wurde ich zum Berichterstatten auf die Krankenstation gerufen. Als ich dort ankam, bemerkte ich sechs Frauen kurz vor der Niederkunft. Man befahl mir zu warten, bis mein Aufseher kam und mich übernahm. Während ich dort war, brachten drei Frauen ohne irgendeine Decke ihre Babys auf dem Zementboden zur Welt. Es war schrecklich, dabei zuzusehen, wie der Gefängnisarzt die Frauen mit seinen Stiefeln trat. Als ein Baby geboren war, rief der Arzt: “Bringt es um. Schnell. Eine Kriminelle in einem Gefängnis kann ja wohl nicht erwarten, dass sie ein Baby haben darf! Bringt es um.” Die Frauen schlugen die Hände vors Gesicht und weinten. Obwohl die Geburten mit Injektionen zwangseingeleitet worden waren, lebten die Kinder bei der Geburt noch. Die Krankenschwestern, ebenfalls Gefangene, drückten ihnen mit zitternden Händen den Hals zu, um sie zu töten. Wenn sie tot waren, wurden die Babys in ein schmutziges Tuch gewickelt, in einen Eimer gesteckt und durch eine Hintertür hinaus getragen. Ich war so schockiert, dass ich bis heute in meinen Alpträumen die Mütter um ihre Kinder weinen sehe. Ich habe während meiner Zeit im Gefängnis zweimal gesehen, wie Babys getötet wurden.
Bereits das “Schwarzbuch des Kommunismus”, das 1997 in Frankreich und 1998 in Deutschland veröffentlicht wurde, stützt sich auf Aussagen von Sonn Ok Lee (S. 616), jedoch ohne sie selbst zu Wort kommen zu lassen. Erst die Unmittelbarkeit ihrer Aussage macht wieder einmal deutlich, wozu der eigentlich gutgemeinte, menschenfreundliche Kommunismus in der Lage ist. Vielleicht sollte ihr mal jemand, beispielsweise das Triumvirat Merkel-Obama-Wiesel, erklären und ins Gesicht sagen, warum sie anders, nicht so singulär, gelitten hat, wie andere KZ-Opfer.