Schüler wollen echte Lehrer

Hans Giebenrath ertrank. Er war so jung! Könnte (ganz modern gefragt) „Schulstreß“ ein Auslöser gewesen sein für dieses Drama?

„Niemand wußte, wie er ins Wasser geraten sei“. War es nur der Suff - oder ein Unfall?  Vieles weist darauf hin, daß Giebenrath sich absichtlich das Leben nahm. Er befand sich Unterm Rad, wie Herman Hesses berühmter Roman (1906) titelte.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Ja, vor nicht all­zu lan­gen Zei­ten labo­rier­ten jun­ge Leu­te an “Schul­streß”. Es sagt mir durch­aus was. Mir selbst ist die eige­ne Schul­zeit in so leben­di­ger Erin­ne­rung, daß ich min­des­tens wöchent­lich davon träu­me – mit drei Jahr­zehn­ten Abstand! Immer wie­der muß ich das Abi (oder das Staats­examen, meist ist es eins) nach­ho­len. Ich bin traum­er­fah­ren, weil mich das Phä­no­men Traum seit Jugend­zei­ten fas­zi­niert. Sprich, ich kann längst „luzi­de“, d.h. steu­ernd träu­men – aber der nächt­li­che Prü­fungs­streß bleibt. Immer wie­der ste­he ich leer, mit Lücken, vor Lehrern.

Hans Gie­ben­rath hat­te min­des­tens zwei emi­nent (über-) for­dern­de Leh­rer. Hes­se schrieb sei­nen Roman lan­ge, bevor es das Phä­no­men der „Snow­flakes“ gab: jun­ge Leu­te, die vor gerings­ten Her­aus­for­de­run­gen zusammenbrechen.

Unse­re Schnee­flöck­chen von heu­te kol­la­bie­ren, wenn ein fal­sches Pro­no­men benutzt wur­de oder wenn har­te Tat­sa­chen ohne „Trig­ger­war­nung“ aus­ge­spro­chen wer­den. Zu Hes­ses Zei­ten, vor 120 Jah­ren, herrsch­te ein ganz ande­rer Drill!

Ich wuchs wohl in einer Dazwi­schen­zeit auf. Mit Hot Pants oder “Spa­ghet­ti­trä­gern” (wie das wohl heu­te heißt?) wur­de man nach Hau­se geschickt, zum Umzie­hen. Geschla­gen wur­de längst nicht mehr, gebrand­markt aber durch­aus. Und im Klas­sen­buch (ich war Klas­sen­buch­be­auf­trag­te) stan­den bei­de Eltern­tei­le mit Beruf. Ich fand´s höl­lisch interessant.

Ob es eine prä­gen­de Leh­rer­ge­stalt gab? Nein, nicht „eine“, son­dern min­des­tens drei, eher vier oder fünf! Natür­lich die weni­gen, die noch (und stets mit lei­den­schaft­li­chem päd­ago­gi­schen Eros) Fron­tal­un­ter­richt prak­ti­zier­ten und nie­mals “Grup­pen­ar­beit”.

Von den schreck­li­chen Leh­rern, den unbe­hol­fe­nen, den Mies­ma­chern träu­me ich nie. Sie sind wie abge­hakt. Die Päd­ago­gen aber (etli­che davon weib­lich – und übri­gens Non­nen), die damals Weg­be­rei­ter für mich waren, sind mir dauerpräsent.

Der Deutsch­leh­rer ab Klas­se 7 war so einer. Ich saß treu wie ande­rer­seits rebel­lie­rend zu sei­nen Füßen. Er lehr­te mich (gegen hef­ti­ge Wider­stän­de) gute von schlech­ter Lite­ra­tur zu schei­den. Wie ich mit 13 Jah­ren als Puber­tier alles „Klas­si­sche“ haß­te! Wie bin ich ihm ewig dank­bar, daß er mich mit Geduld über Jah­re hin­führ­te zum Wah­ren, Schö­nen, Guten!

Dank­bar auch gegen­über Schwes­ter Moni­ka, Schwes­ter Ger­tru­dis, Mater Agnes und Mater Boni­fa­tia. Sie lehr­ten mich Men­schen­kun­de und was „Gna­de“ bedeu­tet. Als Jugend­li­che war ich habi­tu­ell äußerst anstren­gend. Sie brach­ten mir Mores bei, und wie man die Las­ter bekämpft. Mit enor­mer Langmut!

Ich frag­te nun die eige­nen Kin­der, wie sehr sie sich „unterm Rad“ wähn­ten zu ihrer Schul­zeit – und ob es denn gül­ti­ge Weg­wei­ser gege­ben habe.

All mei­ne Kin­der sind oder waren Inter­nats­schü­ler. Kei­nes wur­de dazu gezwun­gen oder gedrängt. Wir hat­ten es ange­bo­ten, weil wir selbst bereits zu Jugend­zei­ten (bevor wir uns kann­ten) von die­ser Schu­le schwärmten.

Sechs Kin­der (die sieb­te ist noch am Anfang) sagen im Nach­gang uni­so­no, daß sie sich sehr gefor­dert gefühlt hät­ten, daß es anstren­gend gewe­sen sei, “total anders als das nor­ma­le Gym­na­si­um. Also: total”. Aber kei­nes will die­se Zeit mis­sen. Sie fühl­ten sich „empor­ge­zo­gen“, auch, weil sie sich an gewis­se, bedeut­sa­me Leh­rer erin­nern, die ihnen „etwas mit­ge­ge­ben“ haben.

Wäh­rend ich dies schrei­be, es ist wahr, mit­ten im Text! (der sonst etwas anders aus­ge­gan­gen wäre) klin­gelt es an der Tür, und dort steht, ein unglaub­li­cher Zufall, eine ehe­ma­li­ge (Inter­nats-) Leh­re­rin fast aller unse­rer Kinder.

Sie woll­te „mal vor­bei­schau­en“. Zufall, aber kein Wun­der – es gibt wohl weni­ge Leu­te, die so viel­sei­tig und ernst­haft inter­es­siert und gebil­det sind wie die­se mitt­ler­wei­le alte Frau, die nun am Stock geht.

Sie ist ganz defi­ni­tiv nicht rechts, aber eben gedank­lich agil, und sie beglei­te­te unse­re Kin­der etwa 15 Jah­re lang als Leh­re­rin. Ihr Anse­hen in der Schu­le war und ist him­mel­hoch. Klau­su­ren kor­ri­gier­te sie knall­hart. Sie hat­te kei­ne guten Noten zu ver­schen­ken.  Im Inter­nat kur­sier­te eine Art Witz: „Nen­ne drei Uni­ver­sal­ge­lehr­te – Goe­the, Les­sing und Frau XY!”

Frau XY ist ein typi­sches DDR-Gewächs. Sie absol­vier­te zunächst einen hand­fes­ten Lehr­be­ruf. Dann Abschluß und Dok­tor­ar­beit Bio­lo­gie, spä­ter Theo­lo­gie, eben­falls mit Promotion.

Ich weiß (von mei­nen Töch­tern), wie sie im Unter­richt und ihren phi­lo­so­phi­schen AGs ethi­sche Fra­gen durch- und durch­kau­te. Wie sie Ein­wän­de durch punkt­ge­naue Ver­wei­se auf mittelalterliche/frühneuzeitliche/zeitgenössische Den­ker ein­ord­nen und parie­ren konn­te. Sie hat­te immer recht. Daß es sowas noch gibt!

Nun – Sze­nen­wech­sel –  hat­te ich gera­de zuvor mit mei­nem Vater (84) und mei­ner jüngs­ten Toch­ter ein paar Stun­den „Olym­pia“ geschaut. (Ja, so ist es. Man trifft sich alle paar Wochen mit dem Papa, es ist immer schön, aber es geht nun­mal nicht ohne TV. Die Glot­ze ist, zumal abends, wie ange­wach­sen. Daß mitt­ler­wei­le selbst bei die­sen sehr Alten zusätz­lich der klei­ne Bild­schirm vul­go Smart­phone den All­tag prägt – Frau XY übri­gens aus­ge­nom­men! –, ist noch mal ein ande­res Thema.)

Wir sahen, wie in der „Viei­sei­tig­keit“ Pfer­de durch (aus mei­ner Sicht und der mei­nes Kin­des) höl­li­sche Par­cours gescheucht wur­den, steil berg­auf, steil berg­ab, mit Spo­ren durch Schreck­mo­men­te getrie­ben. (Wir rei­ten selbst gern aus und pfle­gen rück­sichts­voll abzu­brem­sen, wenn bloß unver­se­hens ein Ast im Weg liegt.)

Ob die­se har­ten Gelän­de­rit­te nicht furcht­bar und „eigent­lich unver­tret­bar“ sei­en, wenn man die Pfer­de­na­tur berück­sich­ti­ge, woll­te die Toch­ter (sie hat­te natür­lich ent­spre­chen­de, aktu­ell hoch­an­ge­sag­te You­tube-For­ma­te gegen “das Rei­ten” ange­schaut – es scheint gera­de eine har­te, gene­rel­le “Anti-Reit-Stim­mung” zu herr­schen) von der „Uni­ver­sal­ge­lehr­ten“ wis­sen, die seit Jahr­zehn­ten selbst Pfer­de hält und liebt.

Was wäre ein guter, klu­ger Leh­rer, der kei­ne Über­ra­schungs­mo­men­te bereit­hiel­te, etwas zum Nachdenken?

Frau XY beschied also, daß das Mili­ta­ry-Rei­ten natür­lich hoch­ris­kant sei – für Pferd und Rei­ter glei­cher­ma­ßen. Kein All­tag, son­dern eben Eli­te. Hohes Risi­ko, ja. Man müs­se aber die Emp­find­lich­keits­kul­tur der jün­ge­ren Zeit beach­ten. Was über Jahr­hun­der­te, wenn nicht Jahr­tau­sen­de für nor­mal gegol­ten habe (man den­ke nur an die Schlacht­rös­ser in all den Krie­gen, man den­ke auch, weg vom Pferd, an den Stier­kampf), wer­de heu­te problematisiert.

Und dann: Man sol­le den tra­di­tio­nel­len Pfer­de­sport mal bit­te ins Ver­hält­nis set­zen mit dem heu­te all­täg­li­chen Mas­sen­tier­hal­tungs­be­trieb. Hun­dert­tau­sen­de, Mil­lio­nen Schwei­ne und Rin­der, die nie ein Fleck­chen Grün sehen, deren Dasein rei­nes Elend zum Zwe­cke der Ver­wer­tung sei. Was, bit­te, sei dage­gen ein geheg­tes & gepfleg­tes Hoch­leis­tungs­pferd? Es gäbe nun mal Natur und ande­rer­seits Kultur.

Ich fand’s gut, wie die Toch­ter die Augen nie­der­schlug. Das war eine Lek­ti­on! Danach ging es um dies & das. Es wur­den Bücher aus­ge­tauscht und über JRR Tol­ki­en gefachsimpelt.

Beim Abschied sag­te Frau Dr. Dr. XY lachend: „Nur für die soge­nann­te Trans­pa­renz: Ich war in der DDR Mili­ta­ry-Meis­te­rin.“ Und sie schwenk­te ihren Stock zum Gruß.

Ja, es gab sol­che Leh­rer “mit Bedeu­tung”– sie wer­den heu­te drin­gend gesucht. “Gerä­dert” wür­de sich ein zeit­ge­nös­si­scher Hans G. übri­gens weni­ger durch fie­se Leh­rer noch durch eine star­re Schul­struk­tur füh­len. Längst ist der „gestren­ge Leh­rer“ ein Mythos und ein Buh­mann. Heu­ti­ge Kin­der kran­ken an ganz ande­ren Din­gen. Womög­lich hät­te Gie­ben­rath anno 2024 ein­fach sein Smart­phone in die Salz­ach gefeu­ert. Und das wäre wohl ein guter “Move” gewesen.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (12)

wolfdieter

7. August 2024 09:36

Wenn ich in meiner Schulzeit krame gibts einen Haufen Lehrer, die nicht so hoch im Ruf standen, denen ich aber aus heutiger – erwachsener – Sicht bescheinige, dass sie mich voran gebracht haben. Unterm Strich.
 
Ich war kein guter Schüler. Ich war aber ein interessierter Schüler. In erster Linie war ich ein schwieriger Schüler. Rückblickend bin ich dankbar für die Zeit in Schule und Gymnasium.

Schobbepetzer

7. August 2024 09:37

Witzig, ich habe genau den gleichen Albtraum, mit dem Abi oder dem Examen :)Vielleicht ein Merkmal unserer Generation.Ist es nicht seltsam, dass man die Lehrer, die besonders hart waren und über die man sich als Schüler aufgeregt hat, alle noch beim Namen nennen kann.
Die 68er/Ich-will-die-Welt-retten/Ich-will-auch-Euer-Freund-sein/Ich-bin-der-Jörg-und-mach-hier-den-Lehrerarsch/ Typen, habe ich alle vergessen. Bis auf Jörg H...., das war dann doch zu prägnant.
 

derPrager

7. August 2024 10:32

Frau Kositza! Danke für diesen Text! Die alte Lehrerin ist ein Vorbild. Ich beginne ab September mit Lehrtätigkeit an einem Gymnasium. Als ich bei dem Bewerbungsgespräch von dem Direktor (70) nach meinen Methoden gefragt wurde, habe ich geantwortet, ob er schon mal ein Pferd geritten hat, denn sowohl das Pferd als auch die Kinder fühlen sich am wohlsten, wenn die Zügel konsequent angezogen sind und im richtigen Moment gelockert werden. Ich weiß nicht, ob er empört oder begeistert war, aber in einer Stunde bekam ich eine Zusage :-) Gruß aus Böhmen!

Engel 0102

7. August 2024 11:18

Ja, Schüler wollen echte Lehrer. Das ging mir genauso. Mein Lieblingslehrer (Deutsch) ist vor kurzem verstorben. Ich habe unendlich viel von ihm gelernt, vor allem über Literatur. Er hat mir das Theater nahegebracht. An seinen Unterricht kann ich mich bis in die Einzelheiten erinnern. 

Le Chasseur

7. August 2024 11:33

Eine(n) Lehrer(in), den/die ich als Wegbereiter(in) bezeichnen könnte, hatte ich leider nie. Stattdessen umso mehr Kotzbrocken, die dafür sorgten, dass man nur mit Angst in die Schule ging. Ab der 7. Klasse hatte ich eine Schlafstörung.
@Schobbepetzer"Witzig, ich habe genau den gleichen Albtraum, mit dem Abi oder dem Examen"
Ich habe zwei immerwiederkehrende Albträume mit schulischem Bezug: Im ersten irre ich durch lange, schwach beleuchtete, menschenleere Korridore, mit Türen links und rechts, auf der Suche nach meiner Klasse, die aber nicht finde.
Im zweiten Traum stellt sich gegen Schuljahresende heraus, dass in einem Fach, in dem ich auf der Note 6 stehe, keine Klausur mehr geschrieben wird (obwohl eigentlich noch eine geschrieben werden müsste), und ich so keine Möglichkeit mehr habe, meine Note zu verbessern um ein Sitzenbleiben zu verhindern.

Dieter Rose

7. August 2024 11:48

Ich verfremde etwas: ich hatte einen Latein- und Deutschlehrer, der nach dem Krieg im Moor "zur Strafe" Drainagegräben ausheben musste. Bei einer abendlichen Rast auf der Heimfahrt von einem Schulausflug mit verschiedenen Zielen (im Umkreis von etwa 30km), saß er mit uns am steinigen Strand und öffnete uns Herz und Verstand für die Kulturlandschaft, in der wir aufwachsen durften...unvergesslich diese Stunde, immer wieder präsent.

Adler und Drache

7. August 2024 12:38

Hatte denselben Traum, jetzt habe ich ihn aber anscheinend nicht mehr, und kann ebenfalls luzide träumen. 

Blue Angel

7. August 2024 12:41

Im Nachhinein am prägendsten war (sicher nicht nur) für mich wohl der Rektor der katholischen Grund- (und damals noch Haupt-) schule, die ich Mitte der 60er besuchte. 
Der Rhein war damals eine stinkende Kloake und der Begriff "Umweltschutz" sicher nicht weit verbreitet als dieser Rektor mindestens einmal pro Jahr die gesamte Schüler- und Lehrerbelegschaft zu einer Exkursion ausführte. Deren Inhalt war, daß es eine sündhaft sei, durch Getreidefelder zu laufen und dabei wertvolle Brotgetreidekörner zu zerstören. Auch das Fallenlassen/Wegwerfen von Müll z. B. sei ein Verbrechen gegen die wunderbare Schöpfung, die wir zu behüten hätten. 
Ob das damals an christlichen Schulen üblich war weiß ich nicht. Die Leidenschaftlichkeit seiner Vorträge hatte jedenfalls eine, auch spirituelle, Überzeugungskraft, die sich hoffentlich nicht nur auf mein späteres, ansonsten nicht-christliches, Leben ausgewirkt hat. 

ofeliaa

7. August 2024 13:37

Bin wohl nicht die Sorte, die schnell kollabiert. Bei mir jedoch könnte man den Einsatz, den ich für mein Studium bringe, bereits als ungesund bezeichnen, denn genauer betrachtet, oder aus einer bestimmten Perspektive betrachtet, könnte man sagen, es runiert mir mein Leben. Ich musste ja unbedingt einen zulassungsbeschränkten Studiengang wählen. Was für ein Drama dies werden würde, und wie mich allein das Organisatorische an den Rande des Machbaren zwingen würde, war mir nicht klar. Nun kann ich sagen, danke für die Demütigungen, denn auch diese lehren mich ja etwas. Trotzdem wäre es schön, wenn es jetzt mal bergauf gehen würde. Ich denke die jungen Leute heutzutage sind in einer ganz schlimmen Situation. Es gibt unglaublich viel Konkurrenz. Unglaublich viele PC-Programme, unglaublich viel Digitales. Ich denke mit Büchern war es normaler, humaner, machbarer. Ja, das sage ich wirklich ganz bewusst, auf die Gefahr hin, dass man dann wieder nur zur Antwort bekommt, die jungen Leute jammerten auf hohem Niveau. Ich sehe es anders, Schüler und Studierende sind so strebsam und überangepasst wie noch nie. Ja, wir erhalten keine Prügel mehr, aber der emotionale und fachliche Druck ist extrem. An meiner Uni hat sich sogar ein 22 Jähriger das Leben genommen - er hatte das Propädeutikum nicht bestanden. 

Maiordomus

7. August 2024 13:39

@Bewegend hier die Erinnerungen gewissermassen nach dem Motto: Bildung ist, was bleibt, wenn man "alles" vergessen hat. Und dass hier jenseits von Idealisierung an Positives erinnert wird. Ist nicht mal heute ausgeschlossen.
@Alpträume. Seit Pensionierung regelmässiger Traum, entweder als Lehrer oder Schüler nicht rechtzeitig in den Unterricht zu kommen, darüber hinaus nicht angemessen angezogen zu sein, überdies unangemessen auf die Prüfung oder die Lektion vorbereitet. 

tearjerker

7. August 2024 13:57

Die Erfahrungen von Internierten haben mit denen der 95% Anderen nichts zu tun. Die werden einfach mit guten oder schlechten Lehrern konfrontiert, die zu 99% verrichten und nicht prägen, geschweige denn ein Beispiel für irgendwas geben. Bei inzwischen 50% Abiturienten ist selbst die Statuseinbildung kaum noch möglich. Die Regelschulen sind ein Riesenschwindel und ein Angriff auf das Potential der Schüler, die dort sein müssen, um gut bezahlte Positionen am Pult und in der Verwaltung für diejenigen zu rechtfertigen, die man vor 60 Jahren auf dem Schulhof noch regelmässig verhauen hat, damit sie gar nicht erst auf die Idee kommen, das Wort zu führen. Rückkehr zur Volksschule mit Schulpflicht bis höchstens 14 sind dringend geboten, damit wenigstens die Schwerpunkte Lesen, Schreiben, Rechnen als Grundvoraussetzungen für eine bessere Entwicklung fundiert werden und die 80% Blindgänger in der Lehrerschaft für eine sinnvolle Verwendung frei werden.

Maiordomus

7. August 2024 15:18

@Die Schule, an die erinnert wird, gibt es nicht mehr. Wenn ich denke, dass noch SPD-Politikerin Heide Simonis, unlängst verstorben, vor 15 Jahren geschlechtsgetrennte Gymnasien mit Internat forderte, u.a., um Mädchen bei Naturwissenschaften bis auf Spitzenniveau zu fordern und fördern; heute wären zumal Internate für begabte Knaben sehr wünschbar, deren Talent bzw. durchaus vorhandenes Genie kaum mehr abgerufen wird. Paradoxerweise bei Inflation guter Noten. Es bleibt dabei, dass über "Reparaturen"  betreffend den durch Migration  entstandenen Problemen hinaus gerade für Elitenbildung wieder Schulen eröffnet werden müssen, als langfristiges Anliegen, z.B. für einen gebildeten Politiker der Rechten ein langfristigeres Anliegen als selbst ein Ministerposten oder überhaupt eine Karriere als Berufspolitiker. Aber natürlich müssten dafür die politischen Bedingungen stimmen, statt Berufsverbote z.B. Schuldirektoren und Spezialisten für einen Bildungskanon der Spitzenklasse, auch Lehrerbildung als Persönlichkeitsbildung. Für Thüringen wäre beispielsweise das Eingearbeitetsein in die Landeskultur mit entsprechenden kommunikatorischen Vermittlungsfähigkeiten eines der Hauptkriterien für gute Lehrer, darunter genügend engagierte Männer, das Problem muss aber anders als durch Quoten gelöst werden.