Michel Friedman prüft Sarrazin

Michel Friedman dürfte neben Alan Posener einer der letzten sein, die Sarrazin für einen "abscheulichen" Rassisten halten.

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

Sonst hat sich das Blatt doch sehr zu Guns­ten von Sar­ra­zin gewen­det. Und weil Fried­man den Sar­ra­zin so abscheu­lich fin­det, hat er sich in sei­ner Sen­dung “Fried­man schaut hin” Sar­ra­zins Ber­lin vor­ge­nom­men. Ges­tern Nacht kam die Sen­dung auf N24, hier kann man sie sich anschau­en. In eini­gen Sequen­zen der Sen­dung, ins­be­son­de­re in den letz­ten zwei Minu­ten, bin ich zu sehen.

Ich hat­te also die Gele­gen­heit, Fried­man ein wenig für die Lage der Deut­schen zu sen­si­bi­li­sie­ren. Und das kam so: Don­ners­tag letz­ter Woche rief mich ein Bekann­ter aus Ham­burg an und berich­te­te davon, daß Fried­man gera­de die­se Sen­dung dre­he und noch Leu­te suche, die Sar­ra­zin ver­tei­di­gen könn­ten. Er habe über­all her­um­te­le­fo­niert, aber kei­ner könn­te oder woll­te. Ich sag­te zu und fuhr in die Son­nen­al­lee, die fest in ara­bi­scher Hand ist.

In einer “Gale­rie”, die alle Arten von ara­bi­schem Edel­kitsch anbot, traf ich auf die Fern­seh­leu­te, die gera­de damit beschäf­tigt waren, Fried­man im Gespräch mit meh­re­ren tür­ki­schen Frau­en zu fil­men. Mein Gespräch mit Fried­man soll­te in einer ara­bi­schen Tee­stu­be statt­fin­den und ent­sprach mei­nen Erwar­tun­gen. Fried­man kann­te das gan­ze Sar­ra­zin-Inter­view ver­mut­lich gar nicht, son­dern hat­te sich mit den Skan­dal­zi­ta­ten aus der Bild­zei­tung zufrie­den­ge­ge­ben. Wir spra­chen ca. 15 Minu­ten mit­ein­an­der. Fried­man argu­men­tier­te immer ad homi­nem und wich aus, sobald es um Fak­ten ging. Das Übli­che also, das so üblich viel­leicht nicht gewe­sen wäre, wenn er gewußt hät­te, daß ihm mit mir ein gelern­ter Sezes­sio­nist gegenübersaß.

Ich muß aller­dings sagen, daß die Gesprächs­fet­zen recht fair zusam­men­ge­schnit­ten sind. Daß ich das Schluß­wort habe, fin­de ich auch nicht schlecht. Ins­ge­samt ist die Sen­dung, wenn man bedenkt, daß Fried­man Sar­ra­zin als res­sen­ti­ment­ge­la­de­nen Dumm­kopf dar­stel­len woll­te, nach hin­ten losgegangen.

Die ein­zi­gen bei­den Deut­schen, die inte­viewt wer­den, haben kei­ne Glat­ze und gei­fern auch nicht. Und die Aus­län­der, die sich Fried­man vor­nimmt, sind ent­we­der nicht inte­griert (gleich die ers­te Fra­ge Fried­mans belegt das schön, sind als Frau­en der leben­de Beweis, daß es mit der Inte­gra­ti­on hapert, erei­fern sich über die bösen kul­tu­ra­lis­ti­schen Deut­schen oder wol­len Sar­ra­zin “platt­ma­chen”, wenn er mal an ihre Schu­le kommt. Wie­der­um das Übli­che also, aber gera­de des­halb: bizarr.

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

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