Identitäre Basisarbeit (2): Identitärer Lektüre-Kanon

Unter den Dutzenden Zuschriften, die uns in den vergangenen Tagen mit Bezug auf die Berichterstattung über die...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

“Iden­ti­tä­ren” erreich­ten, ent­hielt gut die Hälf­te Fra­gen nach Lek­tü­re rund um das The­ma “Iden­ti­tät”. Mich freut sol­ches Inter­es­se nicht nur als Ver­le­ger und Leser, son­dern auch, weil ich es für not­wen­dig hal­te, daß über aller Lust an der Akti­on die durch­dach­te Ver­or­tung nicht außer Acht bleibt.

Ich hal­te das für eine der gro­ßen Gefah­ren für eine “neu­es­te Rech­te”: daß sie einen Pro­test arti­ku­liert, der das Eige­ne nicht kennt und nicht lebt. Pro­vo­kant aus­ge­drückt: Wer unter der Ver­tei­di­gung des Eige­nen am Ende nicht mehr ver­steht als “Kon­su­mie­ren ohne Tür­ken”, hat nicht mehr Iden­ti­tät als jeder ande­re vater­lands­lo­se Gesell.

Lesen also: Nach Oran­ge führ­te ich von Alain de Benoist das Buch Wir und die ande­ren mit (in der her­vor­ra­gen­den Über­set­zung der edi­ti­on jf), unter ande­rem um es vor­zu­zei­gen, wenn es einen Anknüp­fungs­punkt für ein Gespräch hät­te geben müs­sen. Die­ses Buch ist eine sehr gründ­li­che, intel­lek­tu­el­le Beschäf­ti­gung mit dem Begriff der Iden­ti­tät und eine Annä­he­rung an kom­mu­ni­ta­ris­ti­sche Gesell­schafts­re­for­men. Es for­mu­liert kei­ne Kon­se­quen­zen, son­dern dekli­niert eine unaus­weich­li­che Grund­kon­stan­te durch.  Pflicht­lek­tü­re!

Ich hat­te als Schin­ken mit dabei: Die deut­sche See­le von Richard Wag­ner und Thea Dorn. Die­ses Buch hat mitt­ler­wei­le acht Auf­la­gen erlebt und ist in jeder Hin­sicht eine Fund­gru­be. Ellen Kositza hat es für die Sezes­si­on aus­führ­lich bespro­chen. Grenz­saum zwi­schen Theo­rie und Kul­tur. Pflicht­lek­tü­re!

Natür­lich hat­te ich mir Gedan­ken dar­über gemacht, wel­che Büchern aus mei­nem eige­nen Ver­lag ich wei­ter­rei­chen könn­te, um die Fran­zo­sen auf unse­re Struk­tu­ren und Denk­rich­tun­gen auf­merk­sam zu machen. Ich ent­schied mich für Die Ver­tei­di­gung des Eige­nen (Mar­tin Licht­mesz), ein kapla­ken-Bänd­chen, das wie kein zwei­tes das Dilem­ma eines mög­li­chen Angriffs­he­bels beschreibt: Es gibt kei­nen Zwei­fel dar­über, daß man unse­re Zukunft ver­spielt, aber wir sehen die Spie­ler nur durch eine Milch­glas­schei­be. Pflicht­lek­tü­re!

Ich nahm zwei­tens mein eige­nes kapla­ken mit, Pro­vo­ka­ti­on, weil ich hör­te, daß die­se 2007 ver­faß­te “Theo­rie der kon­ser­va­tiv-sub­ver­si­ven Akti­on” von jun­gen Akti­vis­ten aus Öster­reich und Deutsch­land sehr genau gele­sen und als Hand­lungs­an­lei­tung ver­stan­den wür­de. Einer der Köp­fe des Bloc plant nun eine Über­set­zung, und als ich fünf Exem­pla­re für Oran­ge ein­pack­te, sah ich, daß nur noch rund sech­zig lie­fer­bar sind. 

Es gehö­ren aus der rei­he kapla­ken mit Sicher­heit Das kon­ser­va­ti­ve Mini­mum (Karl­heinz Weiß­mann, Das kon­ser­va­ti­ve Prin­zip (Gün­ter Scholdt) und Wider­stand (Frank Lis­son) in den Bereich der Selbst­ver­or­tung – alle drei Bänd­chen sind fast ver­grif­fen. Von Weiß­mann stammt auch Band 1 des vom Insti­tut für Staats­po­li­tik her­aus­ge­ge­be­nen Staats­po­li­ti­schen Hand­buchs. In die­sen Leit­be­grif­fen wird neben dem Begriff Iden­ti­tät vie­les defi­niert und mit wei­ter­füh­ren­der Lite­ra­tur erschlos­sen, was zum argu­men­ta­ti­ven Grund­be­steck Iden­ti­tä­rer gehört. Pflicht­lek­tü­re!

Aus der Feder Gün­ter Maschkes zäh­le ich die Essay-Samm­lung Das bewaff­ne­te Wort zum unver­zicht­ba­ren Kanon. Drei Tex­te dar­aus sind Augen­öff­ner, die einem die Lek­tü­re gan­zer Regal­me­ter erspa­ren: “Die schö­ne Ges­te des Unter­gangs”, “Die Ver­schwö­rung der Flak­hel­fer” und eben “Das bewaff­ne­te Wort”. Pflicht­lek­tü­re!

Außer­dem haben wir eines der ers­ten Sezes­si­on-Hef­te zum The­ma “Iden­ti­tät” gemacht: Okto­ber 2004, längst ver­grif­fen, aber hier ein­seh­bar (mit dem gran­dio­sen Auf­satz von Harald Seu­bert über die “Ver­or­tung”) und hier als Gesamt-pdf zum download.

Es könn­te so nun noch wei­ter­ge­hen, und ich wür­de weg von der Theo­rie den Bogen leicht schla­gen kön­nen zu dem, was so recht eigent­lich die Iden­ti­tät begrün­det: Sie ist etwas theo­re­tisch letzt­lich nicht for­mu­lier­ba­res, poe­tisch indes sehr wohl, und ich kann ansto­ßend auf die ein oder ande­re Lite­ra­tur­lis­te ver­wei­sen, die wir schon ein­mal auf­ge­stellt haben.

Viel­leicht wird dies das Schwie­rigs­te für eine deut­sche Iden­ti­tä­re Bewe­gung über­haupt: Im Eige­nen zu sein bedeu­tet, in der 1. Per­son (Sin­gu­lar oder Plu­ral!) zu leben. Dies ver­or­tet, ver­wur­zelt, schnürt ein, beschwert, hemmt (immer im guten Sin­ne!). Vor allem weckt es nicht das Bedürf­nis, auf Moscheen zu stei­gen. Akti­vis­ten sind immer auch Despe­ra­dos. Oder (jetzt kann ich aus Pro­vo­ka­ti­on zitieren):

Wir sehen es wirk­lich so, wir tra­gen kei­ne Tarn­kap­pe, wenn wir davon spre­chen, daß wir das Leben ins Zen­trum unse­res Den­kens und Han­delns rücken. Wir mei­nen es ernst mit die­ser grund­sätz­lich güti­gen Ein­stel­lung dem Leben gegen­über, und wir wis­sen genau, daß die­se Güte nicht das ist, was einem poli­tisch erwa­chen­den jun­gen Mann auf den ers­ten Blick gefal­len kann. Sie ver­setzt ihn vom Pos­ten des Akti­vis­ten, der er sein möch­te, auf den Pos­ten des Gärt­ners, den er für unhe­ro­isch hält. Erst mit der Zeit tritt zuta­ge, daß er, der stür­mi­sche Täter, so oft ins Lee­re han­delt, so oft in sei­ner Nai­vi­tät Din­ge betreibt, die er bes­ser unter­las­sen hät­te, so oft ent­täuscht vom eige­nen Anspruch um so wüten­der und zer­stö­ren­der han­delt oder in eine Resi­gna­ti­on und einen Hader über die ver­geb­li­che Mühe verfällt.

Wäh­rend­des­sen wird der Gärt­ner – von dem wir mit Hoch­ach­tung spre­chen – hier einen Zaun zie­hen und dort ein Beet anle­gen und inmit­ten jener „wun­der­ba­ren Welt“, von der Armin Moh­ler sprach, in jeder Hin­sicht hegend tätig sein – und leben. Er wird eben nicht den „Ver­schie­be­bahn­hof für die Zukunft“ auf­su­chen, son­dern im Hier und Jetzt mit dem Leben begin­nen, ganz kon­kret, ganz ent­schie­den, jeden­falls formgebend.

(…)

Aber täuscht Euch nicht! Ver­geßt nie, daß so man­cher gute Gärt­ner einen gro­ßen Knüp­pel bereit­ste­hen hat, ein Schwert, eine Waf­fe, und daß er ein Krie­ger sein kann, wenn er einer sein soll. Er wird aber in der Zer­stö­rung nur ein not­wen­di­ges Übel sehen und wis­sen, daß jede Brü­cke, jedes Haus, jede Insti­tu­ti­on nach der Zer­stö­rung wie­der auf­ge­baut wer­den müs­sen. Er wird sich auf den Tag freu­en, da er wie­der pflan­zen kann. Er wird recht­zei­tig mit dem Kämp­fen auf­hö­ren, in sei­nen Gar­ten gehen und sein Feld bestel­len, das er nur zögernd verließ.

Es ist dies das ein­zi­ge Zögern, das wir uns gestat­ten und das wir uns gefal­len lassen.

Und nun: Lest!

 

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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