gemeinsam an einem Strang ziehen würden, um einen unkorrekten Schurken zum Sturz zu bringen? Und kann es sein, daß der glückliche Einstand der letzteren in das Wolfsrudel mit jubelnden Leserzuschriften quittiert wurde?
Das könnte zumindest eine gewisse Nervosität oder zumindest Genervtheit erklären, die sich in der Redaktion nach eigener Auskunft breitgemacht hat. Der Chefredakteur des Blattes hat jedenfalls auf diverse Leserstimmen stilecht reagiert, indem er androhte, die nervige Kommentarfunktion auf seiner Seite überhaupt lahmzulegen – eine Praxis, die wir auch von anderen Zeitungen kennen, wenn die Themen zu heiß sind und der Dissens zu hitzig ist.
Angeblich, weil sich das Niveau fürchterlich verschlechtert hätte:
Das ist ein Grundproblem unserer Tage: Das Gebrüll, Gezeter, der Überbietungskampf um die immer radikalere Parole, der Zynismus, die Schadenfreude – das schreckt die Besonnenen, die Abwägenden, die Differenzierenden, die Kultivierten ab.
Schön. Gut. Das klingt in der Tat so besonnen, abwägend und kultiviert, wie es einer konservativen Zeitung zusteht. Allerdings habe ich den Verdacht, daß dem Chefredakteur womöglich auch ein paar andere Dinge auf die Nerven gegangen sind.
Hier ist beispielsweise ein rekonstruierter Kommentar, den mir ein Leser zugeschickt hat, und der aus den Kommentarspalten der WfD gelöscht wurde:
Einen Aufhänger für Kritik oder eine Kampagne finden Gegner der AfD, wenn sie wollen, immer. Heute mag das eine eher belanglose Äußerung Höckes sein, morgen inszeniert man einen Medienskandal, weil Frauke Petry das Wort “Autobahn” benutzt hat. Doch letztlich war Höckes Rede selbst für die linken Medien zu uninteressant, als dass daraus ein großer Medienskandal konstruiert wurde. Heute eine Meldung, die morgen vergessen ist.
Etwas anderes ist, wie Konservative mit der Thematik umgehen, indem sie einerseits immer ängstlich nach dem politischen Gegner schielen, andererseits ihre eigenen machtstrategischen Süppchen kochen. Mit konstruktiver interner Kritik hat so etwas nichts zu tun. So wird eine belanglose Äußerung und eine kaum existente Erwähnung in der linken Presse seinerseits dazu benutzt, einen Medienskandal zu inszenieren. So wird in der Jungen Freiheit der angebliche “Skandal” erst hochgeschrieben und nun schon zum dritten Mal auf dem Online-Portal behandelt.
Das Ziel liegt auf der Hand. Es soll eine weitere Spaltung der AfD forciert werden, damit ein möglichst laues Endergebnis heraus kommt. Dieses Vorgehen offenbart das ganze Dilemma des konservativen Lagers. Es gibt dort keine Solidarität und keinerlei (durchaus kritische) interne Kommunikationskultur. Konservative, die sich mit solchen Intrigenspielen beschäftigen, haben aber vom Ernst der Lage nichts verstanden.
Ich muß sagen, daß ich die Dinge leider ähnlich sehe wie der Verfasser dieses Kommentars, und kann leider nicht feststellen, daß die Causa Höcke seitens der WfD besonnen, abwägend oder differenziert behandelt worden wäre, eher hat man dort ins Gegenteil erst recht noch ins Horn geblasen, und somit wieder einmal dem eigenen, konservativen Lager und sich selbst gehörig ins Knie geschossen, ohne es zu merken. Man beschreitet hier einen fatalen Pfad, für den es in den USA inzwischen einen bösen Namen gibt. Und der Grund ist offenbar eine zunehmende Unfähigkeit zur Feindbestimmung, eine fortschreitende Blindheit für die Lage Deutschlands und die eigene Lage in Deutschland.
Warum ist Höcke zu einem solchen Feindbild für die WfD geworden, daß er nun schon seit bald einem Jahr mit einer derartigen Gereiztheit und einer derart ungeheuren “Unfairneß” behandelt wird? Jedesmal, wenn sich die Meute auf ihn gestürzt hat, hat die WfD ihn weder verteidigt noch wenigstens eine konstruktive Kritik geliefert, sondern stets lauthals mitgeheult, wenn nicht gar nachgetreten.
Es kann nun natürlich nicht darum gehen, Herrn Höcke um jeden Preis gut zu finden oder ihn kritiklos abzufeiern, aber die Gehässigkeit, mit der er bedacht wurde, und zwar ausgerechnet von der WfD, ist doch sehr auffällig. Über die Grunde kann man nur spekulieren.
Eines ist jedenfalls hoffentlich sonnenklar: daß weder die Bild-Zeitung, noch die WfD, noch irgendein anderes an dem aktuellen Tamtam beteiligtes Blatt auch nur das leiseste Interesse daran hat, über diverse Höcke-Sätze, die man sich wie Rosinen vorsätzlich und mit einschlägiger Absicht aus dem Kuchen gepickt hat, besonnen, abwägend, differenziert oder kultiviert zu debattieren. Hier sollen lediglich Keile getrieben werden, um einen Unliebsamen abzusägen, wobei Inhalte völlig nebensächlich sind. Woher kennen wir das?
Zugleich lenkt die Skandalisierung der Höcke-Schnipsel die Energien auf völlig unerhebliche Nebenschauplätze ab. Es ist wieder einmal die berühmte Titanic-Konversation über schmutzige Gabeln und sonstigen Nebbich, während der Eisberg immer näher kommt. Dazu ein kleiner Exkurs, obwohl es das fragliche Thema an sich nicht unbedingt wert ist. Aber man tut gut daran, den größeren Kontext zu betrachten, der hinter der Kontroverse steht.
Alle, die angesichts der Höcke-Sätze über das Fortpflanzungsverhalten subsaharischer Menschen entrüstet gehustet, pikiert die Lippen gespitzt und reflexartig irgendeinen Stuß über angeblich “rasseideologische” Behauptungen von sich gegeben und sich damit von der eigenen intellektuellen Redlichkeit verabschiedet haben, sollen zunächst einmal kurz innehalten, und über die unbestrittene, non-kontroverse Tatsache nachdenken, daß die explodierende Bevölkerung Schwarzafrikas sich bis zum Jahre 2100 vervierfacht haben und auf 5,1 Milliarden angewachsen sein wird, während die Bevölkerung Europas zur selben Zeit (derzeit 742,5 Millionen) bekanntlich rapide im Schrumpfen begriffen ist. Angesichts der ungeheuren Massen und Völkerwanderungen, die auch aus Schwarzafrika in die Richtung des fetten, aber verteidigungsunfähig und dekadent gewordenen Kontinents drängen – kann es denn sein, daß hier womöglich ein klitzekleines Problem für Europa am Horizont auftaucht?
Nun kommt, um ein ein wenig gehobeneres Beispiel zu nennen, ein Wissenschaftsjournalist der NZZ und nennt Höcke einen “lügenden Politiker”. Der Vorspann des Artikels lautet so:
Der führende AfD-Politiker Björn Höcke behauptet, dass das Reproduktionsverhalten der Afrikaner Europa bedrohe. Das ist nicht nur rassistisch, sondern auch wissenschaftlich unhaltbar.
… ganz im Gegensatz zu Theorien, die zwar rassistisch, aber auch wissenschaftlich haltbar sind, um nebenbei auf die Stilblüte hinzuweisen. Löst der Text ein, was der Vorspann ankündigt? Nein, der Autor sagt lediglich, daß die von Höcke erwähnte r/K‑Strategie erstens auf Menschen nicht oder nur sehr bedingt anwendbar sei, und zweitens:
… ist die Unterteilung in «europäische» und «afrikanische» Reproduktionsstrategien schlicht unhaltbar. Das würde nämlich bedingen, dass sich afrikanische und europäische Populationen klar voneinander abgrenzen liessen. Doch dazu sind wir uns – genetisch gesehen – schlicht zu ähnlich.
Tja. Damit wären wir mitten auf dem Gelände der hochideologisierten Rassenbiologie unserer Zeit angelangt, die Aussagen insbesondere über die Unterschiede oder besser: die nicht vorhandenen Unterschiede der Menschenrassen zum Dogma erhoben hat, von denen aber jedes Kind weiß, daß sie nicht stimmen – denn jedes Kind kann mit dem bloßen Auge “afrikanische und europäische Populationen klar voneinander abgrenzen” und unterscheiden.
Zumutungen wie diese, die den Himmel grün und das Gras blau nennen, vorgetragen unter Berufung auf eine höhere wissenschaftliche Esoterik, die dem dummen Durchschnittslaien nicht zugänglich sei, kennt man auch aus anderen Bereichen – etwa dem “Gender Mainstreaming”, wo man bekanntlich ähnlich biologophob argumentiert wie im humangenetischen Bereich, so er ins Politische und Gesellschaftspolitische hineinragt.
Es handelt sich hier um eine altbekannte politisch-ideologische Strategie und eine auch und vor allem außerhalb evolutionsbiologischer und ‑psychologischer Fachdebatten typische Forderung der politischen Korrektheit: man will uns weismachen, daß unser Augenschein ebenso trügt wie unsere empirische Erfahrung, und behauptet dann etwa, daß wir “uns” (ein “wir”, das offenbar die komplette Menschheit umfassen soll) angeblich “genetisch gesehen schlicht zu ähnlich seien”, womit häufig auch andere, nicht-biologische Faktoren, die zu erheblichen Unterschieden zwischen Populationen und Bevölkerungsgruppen führen, ausgeblendet werden, was zu allerlei Kurzschlüssen im Hinblick auf Fragen der Einwanderungspolitik und der ethnischen Identität führt.
Der französische Schriftsteller Renaud Camus, der auch den Begriff des “großen Austauschs” geprägt hat, hat diese Politik des “dogmatischen Antirassismus” scharf kritisiert, insbesondere ihren angeblich moralischen Anspruch. Darum sei an dieser Stelle eine Passage aus dem im Februar 2016 bei Antaios erscheinenden Band “Revolte gegen den Großen Austausch” zitiert.
Camus kritisiert an den laufenden Debatten, daß sie die Spannungen, die aus der Masseneinwanderung erwachsen, auf rein soziologische und ökonomische Ursachen zurückführen, wobei die Frage nach der Kultur, um die es Camus hauptsächlich zu tun ist, genauso ausgesperrt wird wie die Frage nach der Biologie:
Die Reduktion aller Probleme auf sozio-ökonomische Ursachen hat den außerordentlichen Vorteil, alle moralischen Urteile, die nicht ins Schema passen, beiseite zu schieben, beziehungsweise sie gemäß der Diktatur des dogmatischen Antirassismus nur dann gelten zu lassen, wenn sie mit dem Vorwurf des Rassismus verknüpfbar sind. Der Antirassismus ist heute im Grunde die einzige unhinterfragbare, ultimativ unantastbare Staatsdoktrin unserer Republik sowie der westlichen Nationen überhaupt. An ihr muß um jeden Preis festgehalten werden, wie man noch nie zuvor an einer Doktrin festgehalten hat.
Meine Parteianhänger und ich haben lange die Meinung vertreten, daß der Antirassismus als Moral nicht ernsthaft kritisiert werden kann, sehr wohl aber als Dogma, als Macht- und Karriereinstrument, angefangen bei den Intellektuellen, die nur Aufstiegschancen haben, wenn sie sich seinen Ritualen und Hohepriestern unterwerfen, was sie erbärmlicherweise auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit tun. Obwohl wir anerkannt hatten, daß der Antirassismus als Moral, als Verhaltensregel für Einzelpersonen, Gruppen und Staaten einen Wert hat, so mußten wir doch feststellen, daß er unüberwindliche Widersprüche mit sich bringt, daß es sich bei ihm um keine sehr gute Form der Moral handelt, die auf keinen Fall mit der Moral an sich verwechselt werden darf. Und dies hat hauptsächlich zwei Gründe.
Der erste Grund ist, daß es sich der Antirassismus ständig – um nicht zu sagen: konstitutiv – mit der Wahrheit zu leicht macht. Eine Moral, und erst recht die Moral an sich, darf sich nicht auf Unwahrheit gründen, da der Wille zur Wahrheit eine moralische Forderung ersten Ranges ist. Nicht nur vernebelt der Antirassismus ununterbrochen die Wahrheit – und dies auf eine viel massivere Weise, als es seinem Gegenspieler, dem Rassismus, überhaupt möglich ist, da er eine ungleich größere Macht auf seiner Seite hat, um nackte Zensur ausüben, denn ihm gehorcht eine erhebliche Anzahl an Richtern, Journalisten, Politikern und Politikerinnen. Er hat darüberhinaus, um seine Prämissen ungeachtet aller Tatsachen aufrechtzuerhalten, ein wahres Nebelreich des Falschen und der Lüge errichtet, in dem die Wirklichkeit dreist auf den Kopf gestellt wird.
(…)
Die zentrale Lüge, aus der alle anderen erwachsen, besteht in der Behauptung, daß man ein Volk austauschen und zugleich dieselbe Geschichte, dieselbe Kultur, dieselbe Zivilisation, dasselbe Land, sogar dieselbe ewige Nation, dasselbe ewige Frankreich, dasselbe Europa, dieselbe Identität behalten könne – daß man also sowohl die Klinge als auch den Griff auswechseln und trotzdem dasselbe Messer haben kann.
Der zweite Grund, warum man den Antirassismus kaum als eine adäquate Moral betrachten kann, liegt in der Tatsache, daß er am laufenden Band schädliche Folgen zeitigt, die er anschließend wieder vertuschen und verleugnen muß. Die multikulturellen und pluriethnischen Gesellschaften, die unter seiner Fuchtel stehen, sind unendlich gewalttätiger, brutaler und disharmonischer als jene, die seines strengen Arms nicht bedürfen – der umso strenger zupackt, je mehr er sich anstrengen muß, um ein Zusammenleben zu erzwingen, das sich auf Dauer kaum aufrechterhalten läßt.
Es läßt sich unschwer erkennen, daß die Doktrin, man könne etwa “afrikanische und europäische Populationen” nicht “klar voneinander abgrenzen”, weniger der Wissenschaft, als der Ideologie entstammt, die dem Großen Austausch zugrundeliegt oder diese zumindest erheblich fördert.
Wir können uns also nicht dummstellen und so tun, als ob Debatten dieser Art “ideologiefrei” geführt werden können, wobei sich das ideologische Moment heute deutlich vom “Rassismus” zum “Antirassismus” verschoben hat. Wir nähern uns hier im Gegenteil einem extrem neuralgischen Punkt unserer heutigen Zeit, einer der wichtigsten Zitadellen der politischen Korrektheit, deren Umkreis mit Tretminen gepflastert und wo keine Gefangenen gemacht werden.
Der wissenschaftliche Disput in diesen Dingen geht weit über bloße Fragen der Wissenschaft hinaus, und ist eng mit der in der westlichen Welt herrschenden ontologischen Gleichheitsideologie und dem zivilreligiösen Kult um den “Antirassismus” verknüpft. In dieser Auseinandersetzung haben “Ketzer” wie Richard Herrnstein und Charles Murray, Richard Lynne und Arthur Jensen einen schweren Stand – oder eben auch J.Phillippe Rushton, der die r/K‑Theorie auch auf menschliche Populationsgruppen angewandt hat, nachzulesen in seinem Buch “Rasse, Evolution und Verhalten”.
Die Auseinandersetzung mit diesen und anderen Köpfen kann schon allein deswegen nicht nüchtern und sachlich geführt werden, weil sie Thesen aufstellen, die den im Westen herrschenden Doktrinen (in der Politik, den Medien, dem akademischen Bereich) zuwiderlaufen – und die Hohepriester dieser Doktrin verstehen bekanntlich keinen Spaß. Jeder, der hier einen falschen Schritt macht, läuft Gefahr, seine Reputation zu verlieren.
Das trifft auch hochverdiente Wissenschaftler wie den inzwischen fast 90jährigen Nobelpreisträger James Watson, den “Entdecker der DNA-Struktur”, dessen Bedeutung für die genetische Forschung kaum zu unterschätzen ist. Dieser wurde in die Isolation getrieben, nachdem er es gewagt hatte, unpopuläre Thesen wie etwa zur durchschnittlichen Intelligenz der Schwarzfrikaner zu vertreten:
Dr. Watson sagte der Sunday Times, daß er “im Hinblick auf Afrika innerlich düster gestimmt” sei, da “unsere gesamte Sozialpolitik davon ausgeht, daß die Intelligenz der Afrikaner dieselbe wie unsere sei – was allen Testergebnissen zufolge nicht wirklich der Fall ist”. Er sagte, daß es einen natürlichen Wunsch danach gebe, daß alle Menschen gleich seien, aber “Leute, die mit schwarzen Angestellten zu tun hatten, sind nicht der Meinung, daß das stimmt”.
Seine Ansichten vertritt er auch in einem Buch, das nächste Woche erscheint, in dem er schreibt: “Es gibt keinen stichhaltigen Grund, anzunehmen, daß sich die intellektuellen Kapazitäten von Völkern, die im Laufe ihrer Evolution geographisch voneinander getrennt waren, auf dem gleichen Niveau entwickelt haben. Nur weil wir das Bedürfnis haben, eine gleiche Befähigung zur Vernunft als universales Erbe der Menschheit anzunehmen, heißt das noch lange nicht, daß unsere Wunschvorstellung der Wahrheit entspricht.”
Es liegt auf der Hand, daß es kein hehrer, interessensfreier Drang nach reiner Wissenschaftlichkeit ist, der regelmäßig dazu führt, daß Stellungnahmen wie diese auf Empörung stossen (am heftigsten unter Nicht-Wissenschaftlern), sondern vielmehr das Kratzen an einem Dogma, das zu der fatalen Groß-Illusion der westlichen Welt par excellence geworden ist.
Im Dezember 2014 sah sich Watson gezwungen, seine Nobelpreismedaille zu versteigern, da er, einer der bedeutendsten Forscher des letzten Jahrhunderts, nicht mehr imstande war, Arbeit und ein Einkommen zu finden. Gerettet hat ihn ein russischer Mäzen, der die Medaille ersteigerte und Watson zurückgab.
Hier ein Beispiel dafür, welchen Tonfall sich die Wadenbeißer der Zunft zu erlauben glaubten, wenn es darum ging, sich das Maul über einen Mann wie Watson zu zerreißen – der ehemalige Genetiker und Wissenschaftsjournalist Adam Rutherford schrieb im britischen Guardian, daß Watson für seine “rassistischen und sexistischen” Ansichten bekommen habe, was er verdient hat:
“Den Leuten ist es peinlich geworden, daß ich überhaupt existiere”, sagt Watson. Das ist es nicht. Sondern vielmehr, daß sich niemand für seine rassistischen, sexistischen Ansichten interessiert. Watson hat zusammen mit Crick seinen verdienten Platz als Entdecker der Doppelhelix, eine Tat, die ich als den entscheidenden wissenschaftlichen Durchbruch des 20. Jahrhunderts betrachte. Unsere Aufgabe ist diese: die Wissenschaft zu feiern, wenn sie groß ist, und die Wissenschaftler, wenn sie es verdienen. Aber wenn sie sich einer scheußlichen Bigotterie zuwenden, dann sollten wir auch das ehrlich aussprechen. Wie unsere DNA sind die Menschen chaotisch, komplex und voll mit schrecklichen Irrtümern.
Der US-amerikanische Politikwissenschaftler Robert Weissberg, ein Mitarbeiter des unnachahmlichen “race realist” Jared Taylor, hat in einem Artikel beschrieben, wie sogenannte “Haßfakten” (hate facts) – ein in den USA kursierendes politisch korrektes Schlagwort, eng verwandt mit der “Haßrede” (hate speech)- die wissenschaftliche Arbeit behindern:
“Haßfakten” sind empirisch nachgewiesene oder zumindest hochwahrscheinliche Tatsachenbehauptungen, die Empörung hervorrufen, unabhängig davon, ob sie zutreffen oder nicht. Ein Faktum ist “falsch”, wenn es als diskriminierend wahrgenommen wird, nicht weil es faktisch falsch wäre. “Haßfakten” ersetzen die wissenschaftliche Verifikation durch eine persönliche emotionale Reaktion. Je wissenschaftlich gesicherter eine “diskriminierende” Annahme ist, umso größer der Haßfaktor der Fakten. (…) Rein faktische Aussagen zu machen kann heute bereits als Verhetzung gewertet werden und sogar zu Strafverfolgung führen.
Wissenschaftliches Können bedarf vieler Talente, aber ein besonders essentielles ist die Bereitschaft, die Evidenzen zu akzeptieren, egal wie das Ergebnis ausfällt. Diese Haltung ist entscheidend für den wissenschaftlichen Erfolg, während die Brandmarkung der Ergebnisse als “Haßfakten“die Suche nach Wahrheit zerstört.
An den heutigen Universitäten ist es üblich geworden, daß alles, was mit Geschlecht, Klasse, Rasse oder sexueller Identität zu tun hat, oder was den Wert der rassischen oder ethnischen Vielfalt in Frage stellt, zum “Haßfaktum” erklärt wird.
Zurück zu Björn Höcke: Der Autor der NZZ begründet übrigens mit keiner Zeile, aufgrund welcher Tatsache er Höcke zum “Rassisten” ernannt hat oder wie er das eher polemische als wissenschaftliche Gummiwort “Rassismus” überhaupt definiert – wahrscheinlich genügt ihm schon, daß Höcke überhaupt einen “phylogenetischen” Unterschied zwischen Afrikanern und Europäern erkennen will.
Hier ist also bereits ein offensichtlicher, dabei ziemlich üblicher Schwindel in der Argumentation zu erkennen. Aber es geht noch weiter. Der Autor Servan Grüninger zitiert aus Höckes Rede:
Der Bevölkerungsüberschuß Afrikas beträgt etwa 30 Millionen Menschen im Jahr. Solange wir bereit sind, diesen Bevölkerungsüberschuß aufzunehmen, wird sich am Reproduktionsverhalten der Afrikaner nichts ändern.
Grüninger kommentiert:
Sollten die Afrikaner also tatsächlich eine andere «Reproduktionsstrategie» haben als die Europäer (was nicht der Fall ist), dann würden sie diese auch dann nicht ändern, wenn Deutschland seine Grenzen schlösse – zumal evolutionäre Selektionsmechanismen nur über mehrere Generationen hinweg ihre Wirkungen entfalten.
Nun – ganz offensichtlich eines ist der Fall: daß die Afrikaner ein anderes Reproduktionsverhalten haben als die Europäer. Ob da nun eine evolutionäre Reproduktionsstrategie im Sinne der r/K‑Theorie dahintersteckt, sei dahingestellt. Höckes Formulierung vom “lebensbejahenden afrikanischen Ausbreitungstyp”, dem der “europäische Platzhaltertyp” gegenübersteht, ist jedenfalls ziemlich treffend.
Oder wie einer unserer nervigen Kommentatoren fürwitzig überspitzt schrieb:
Selbstverständlich gibt es da Unterschiede, der Afrikaner lebt eben mit Anfang 30 nicht mehr im Hotel Mama und schiebt gemütlich sein sozialwissenschaftliches Studium. Der hat sich eben schon als Zwölfjähriger als Kindersoldat verdingt oder auf Schrotthalden Computermüll abgefackelt. Mit 14 freut man sich da schon über das erste Kind und mit 30 hat man dann schon 12 davon, wobei 4 weitere nicht durchgekommen sind. Der Europäer plant dann mit Mitte 40 zusammen mit seiner gleichaltrigen Partnerin und einem hochqualifizierten Ärzteteam (Das braucht man dann auch!) sein erstes (und einziges) Kind. Ein weiteres Kind wird man sich „nicht leisten können“, während solche Überlegung statistisch gesehen bei der afrikanischen Großfamilie eine wohl eher untergeordnete Rolle spielen.
Was nun den zweiten Teil des Höcke-Zitats betrifft, so ist es gewiß anfechtbar. Würde die Schließung von Grenzen die Afrikaner tatsächlich dazu bringen, sich demographisch zurückzunehmen, weil ihnen dann weniger Ressourcen in Aussicht stünden? Das ist, wie Grüninger zu Recht sagt, in der Tat unwahrscheinlich, aber sachlich bleibt er dabei nicht, wenn er etwa insinuierend schreibt:
Wenn Höcke in irgendeiner Weise die «evolutionäre Reproduktionsstrategie» der Afrikaner beeinflussen möchte, bräuchte es mindestens eine Grenzschliessung der tausendjährigen Art.
Allerdings könnte man nun von der anderen Seite her einwenden, daß auch eine langfristige Aufnahme des afrikanischen Bevölkerungsüberschusses ohne die hierzulande so unbeliebten Obergrenzen (viele weiße, langhaarige, dickliche, reproduktionsunlustige Männer sind dagegen) die Geburtenraten dieser Länder in irgendeiner Weise bremsen oder deren wirtschaftliche und demographische Lage verbessern könne; und daß Europa aus demographischen Gründen in eine äußerst prekäre Lage kommen wird (oder vielmehr: bereits gekommen ist), wenn es nicht aufhört, Massen von Nicht-Europäern massive Anreize zur Einwanderung zu bieten, wie es eben offene Grenzen oder das Versprechen der Gleichstellung sind.
Daß es Höcke vor allem um diese Dinge ging, betonte er in einer späteren Erklärung:
Es ging mir darum, deutlich zu machen, dass sich Europa meiner Meinung nach vor einer Einwanderung, die es selbst überfördern würde, durch geschlossene Grenzen schützen muss.
Hier hat Höcke also Punkte angesprochen, die absolut berechtigt sind, und angesichts derer die Spekulationen über “Reproduktionsstrategien” zweitrangig sind. Eine besonnene und differenzierende Betrachtung dieser Passagen seiner Rede hätte genau diese Punkte abwägen müssen.
Grüninger aber hat sich nun nicht damit begnügt, die theoretischen Schwächen in Höckes Thesen aufzeigen, er hat ihn auch noch als Lügner und Rassisten beschimpft. Den Nachweis, daß der afrikanische Bevölkerungsüberschuß keine Gefahr und kein Problem für Europa darstellt, erbringt er nicht – er geht auf die Frage nicht einmal ein. Stattdessen setzt er zu einer wohlbekannten ideologischen Rhetorik an:
Rassismus ist deshalb falsch und verachtenswert, weil er Menschen aufgrund willkürlicher Kriterien in unterschiedliche Wertekategorien einteilt. Wenn wir nun zulassen, dass die Vertreter solcher Kategorisierungen ungestraft die Wissenschaft zur Untermauerung ihrer Ansichten missbrauchen dürfen, dann untergraben wir damit langfristig die Wirksamkeit unserer Gegenargumente.
Auf der anderen Seite braucht es aber auch mehr Engagement von Seiten der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Wenn in Zukunft irgendein Politiker von unterschiedlichen Fortpflanzungsstrategien zwischen Europäern und Afrikaner spricht, dann sollten sich nicht nur Rassismusexperten zu Wort melden, wie das im vorliegenden Fall geschehen ist. Ebenso müssten sich die Populationsbiologen in die Debatte einschalten und gnadenlos die fachlichen Fehler in Höckes Argumentation aufzeigen.
Gut, aber dann laßt bitte auch die “Ketzer” zu Wort kommen und uns ebenso “gnadenlos” über das Faktum des europäischen Bevölkerungsaustausches unterhalten. Gewiß werden sich auch hier Legionen von Wissenschaftlern und Experten einfinden, die diesen Prozeß mit findigen Argumenten leugnen, etwa, indem sie behaupten, daß es doch gar keinen biologischen Unterschied gebe zwischen den europäischen Völkern und denen, die gerade dabei sind, auf ihrem Boden an ihre Stelle zu treten, und daß man die dazu passende Kultur einem beliebigen Menschenmaterial in beliebigen Mengen wie ein Etikett aufpappen könnte.
Um zum Fazit dieses Exkurses zu kommen: in Zeiten, in denen die politische Korrektheit und ein dogmatischer Antirassismus nahezu uneingeschränkt herrschen, als Leitwerte universale Gültigkeit beanspruchen und keinen Widerspruch zulassen, sollte jedem kritischen Geist deutlich sein, daß die Zeiten der Ideologisierung der Wissenschaft noch lange nicht vorbei sind. Wer puritanische, pseudo-“konservative” Verkrampfungen bekommt, wenn er sich den verminten Zonen nähert, die mit “Rasse”, “Biologie” und “Rassenbiologie” zu tun haben, der sollte sich fragen, inwiefern seine Reflexe einer Furcht vor der herrschenden Meinungsmacht entspringen, und womöglich ihrerseits Ergebnis einer ideologischen Indoktrination sind.
Was nun den zweiten inkriminierten Satz von Höcke angeht, der vermutlich aufgrund von parteiinternen Intrigen der Presse zugeschanzt wurde, so war klar, daß die Presse daraus binnen kurzer Zeit eine Aussage “über Juden” machen würde. Dabei handelt es sich auch hier – bei der Frage nach dem “jüdisch-christlichen Abendland” – um ein Thema, über das man weidlich diskutieren kann, auch jenseits der Ebene der bloßen Schlagworte, aber das interessiert in Wirklichkeit, wie gesagt, keine Sau. Es geht nur darum, Höcke in den vagen Ruch zu bringen, etwas “gegen Schwarze und Juden” gesagt zu haben, womit (fast) die größtmögliche Keule, “Rassismus” kombiniert mit “Antisemitismus” auf dem Tisch liegt.
Das ist natürlich alles das Gegenteil von Besonnenheit, Differenzierung, Abwägung, Fairneß, und so weiter.
Kommen wir zum Schluß: wenn nun Teile der konservativen Presse erneut mit dem Chor der Wölfe gegen Höcke heulen oder gar die AfD-internen Intrigen unterstützen, dann lassen sie sich auf ein Spiel ein, das sowohl ihrer journalistischen Integrität als auch dem konservativen Lager erheblich schadet: denn das Spiel “Da-hat-einer-etwas ‑gesagt-was-uns-nicht-paßt-darum-muß-er-weg” ist genau das Spiel, mit dem die Linken und politisch Korrekten ihre Widersacher vor sich hintreiben; und man muß es immer wieder erneut wiederholen: es nützt rein gar nichts, es nur auch ein bißchen mitzuspielen, auch nur einen kleinen Finger zu geben, in der Hoffnung, verschont zu werden, denn man füttert damit immer nur die kulturelle Hegemonie des Feindes.
Es bringt nichts, zu sagen: Freßt den da, der hat es verdient, aber verschont mich! Schaut her, ich fresse ja auch mit! Das Freßprinzip selbst muß unschädlich gemacht werden, wenn ein echter Konservatismus, ja, wenn Deutschland noch eine Chance haben soll, und mit ihm ganz Europa, ja die ganze westliche Welt überhaupt.
Überhaupt hat, wie ich bereits vor zwei Jahren prognostiziert habe, der AfD-Fimmel nicht nur zu einer bedenklichen Korruption der Integrität von Teilen der konservativen Presse geführt, er hat sie auch blind werden lassen für Freund und Feind. Dabei muß man nur den aktuellen Spiegel aufschlagen und die aktuelle, die Wirklichkeit wieder einmal dreist und nach Psychopathenmanier auf den Kopf stellende, neunseitige Hetzgeschichte gegen die “Neue Rechte” lesen, um zu erkennen, daß die Feindmarkierungen aus der Sicht der anderen Seite völlig klar sind: im Topf des Bösen sind sie alle drinnen, AfD und Pegida, Sezession und Compact, Ken Jebsen und Michael Stürzenberger, Felix Menzel und Udo Ulfkotte, pi-news und Russia Today, Kopp-Verlag und Freie Welt, Katholiken, Islamkritiker, Identitäre, “Ethnopluralisten”, “wertkonservative Intellektuelle”, “fromme Christen”, “Wutbürger”, “Globalisierungsgegner”, “Putin-Bewunderer”, “radikale Pazifisten” und so weiter – und natürlich auch die Junge Freiheit.
Na bitte: wenn das nun alles laut Spiegel die neue “Neue Rechte” im großen Kreidekreis des politkorrekten Banns sein soll, dann war sie wohl noch nie so groß, so breit und so vielfältig wie heute. Jetzt, wo die Verhältnisse ins Wanken kommen, und die etablierten kulturhegemonialen Mächte in weiten Teilen der Bevölkerung ihre Glaubwürdigkeit verlieren, stehen die Chancen außerordentlich gut, das “Overton-Window”, das Spektrum der zugelassenen Meinungen, weiter zu öffnen und zu verschieben. Das kann nur gelingen, wenn die Binnentoleranz und gegenseitige Unterstützung und Deckung im alternativen Lager ausreichend genug sind. Nur dann kann es eine wirkliche Alternative für Deutschland geben!
Das müssen auch diejenigen verstehen, die auf den Status Quo und auf überholte Konstellationen fixiert sind, und die vor allem immer noch glauben, irgendwo da drüben im Mainstream warte jemand auf sie, der ihnen eine staatstragende Rolle oder einen Platz im Sandkasten gibt, wenn sie sich artig seinen Vorgaben, seiner Sprache, seinem Diskursmethoden beugen. Die immer noch nicht begriffen haben, wie das Spiel funktioniert, welche Dimensionen es hat, mit welchen Mitteln es betrieben wird.
Wenn zum Beispiel Dieter Stein das nicht begreift, dann wird die Junge Freiheit weiterhin wie ein altes, schizophrenes Schlachtroß mit einem verkehrt aufgeschraubten Kopf durch die Gegend trampeln, Porzellan, Gläser, Chancen und Möglichkeiten kaputtschlagen, die eigene Leserschaft vor den Kopf stossen, dem eigenen Milieu als Verräter erscheinen und zum Sand im Getriebe möglicher Entwicklungen werden, statt eine ihrer potenziell hervorragendsten Waffen.
Zuletzt möchte ich noch eines hervorheben: was auch immer man an Björn Höcke kritisieren mag, meines Wissens hat er sich im Gegensatz zu anderen Granden und Jagos der AfD niemals am Intrigenspiel gegen andere Parteimitglieder beteiligt, sondern stets betont, daß er den Binnenpluralismus in der AfD anerkenne und befürworte. Nur so kann es auch im alternativen Lager generell funktionieren. So muß es funktionieren, denn der Eisberg, der uns alle versenken wird, inklusive unserer multikulturalistischen und politisch korrekten Freunde, kommt immer näher.
Joachim Gerlach
Das diese Hoecke-Debatte einmal geführt werden muss liegt auf der Hand.
Nur kommt sie jetzt zur Unzeit, schließlich sind wir drei Monate vor Landtagswahlen, welche für unsere Sache zu einem wichtigen Etappenerfolg zu werden versprach.