Mathias Brodkorb zeigt uns hier …

... wie man ein Rotweinglas richtig hält (wichtige Dinge, Teil 11). Denn für ihn und alle anderen, die ein wenig...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

“ent­spann­ter, locke­rer” (Ori­gi­nal­ton Mathi­as Brod­korb) gegen rechts arbei­ten und mit einem “Sprit­zer Gelas­sen­heit” (wie­der­um Brod­korb) ihre jewei­li­gen Storch Heinars oder Rei­ner Hasel­offs ins Ren­nen schi­cken, war heu­te ein tol­ler Tag:

  • Anti­fa-Vogel Storch Heinar hat sei­nen Pro­zeß gewon­nen, ent­spannt und locker plau­dert Brod­korb dar­über und checkt dabei schon mal ab, wel­ches lecke­re Wein­chen er sich zur Fei­er des Tages heu­te abend noch ein­bau­en wird – sein Abge­ord­ne­ten­ge­halt reicht für edle Fla­schen, man hat sich über die­sen Genuß des erfüll­ten Lebens ja schon online ver­brei­tet, und wäh­rend es immer wei­ter schlürft, wan­dert der Fin­ger mit einem Sprit­zer Gelas­sen­heit über Kita-Land­kar­te, Fuß­ball-Ver­eins­re­gis­ter und Mimi­kry-Hoch­bur­gen: leich­te Beu­te überall.
  • Schorn­stein­fe­ger­meis­ter Lutz Batt­ke (NPD-nah) ist nun aus dem Fuß­ball­ver­ein aus­ge­tre­ten, den er selbst mit­ge­grün­det hat: Der “Druck von außen” war zu groß für die­sen klei­nen Laden. Und die Sie­ger (etwa Rei­ner Hasel­off, Wirt­schafts­mi­nis­ter Sach­sen-Anhalt, CDU, oder auch der Lan­des­sport­bund) kön­nen nun ganz ent­spannt und locker dar­über nach­den­ken, war­um all die Eltern, die ihre Kin­der aus­nahms­los nicht von Lutz Batt­kes Fuß­ball­trai­ning abge­mel­det haben, bei der nächs­ten Wahl wie­der wäh­len gehen dür­fen. Sind sie nun mün­dig oder nicht? Wie sol­len sie – da anschei­nend nicht in der Lage, eine natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Fuß­ball­eh­re zu durch­schau­en – dem­nächst über die Geschi­cke eines gan­zen Bun­des­lan­des oder gar Euro­pas abstim­men können?
  • Auch Birg­hild T. war nicht auf­fäl­lig: Aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern anrei­send, arbei­te­te sie Tag für Tag in einer Kin­der­ta­ges­stät­te in Lüne­burg  – und wur­de jetzt als Gat­tin eines NPD-Funk­tio­närs von Nazi-Jägern ent­tarnt. Auf­fäl­lig war sie nie, son­dern immer sehr lie­be­voll mit den Kin­dern, konn­te eine sicht­lich über­for­der­te Tages­stät­ten­lei­te­rin der taz zu Pro­to­koll geben, ohne den anemp­foh­le­nen Sprit­zer Gelas­sen­heit übri­gens: Denn wer den Nazi hin­ter dem Men­schen nicht ent­deckt, emp­fiehlt sich nicht für Füh­rungs­auf­ga­ben – ihm muß viel­mehr auf die Sprün­ge gehol­fen wer­den. Und dann gehts ratz­fatz – gera­de ein­mal zwei Stun­den hat es nach dem taz-Anruf gedau­ert, und Birk­hiu­ld T. war “frei­ge­stellt”.
  • Zuletzt, und nicht öffent­lich, aus der ePost eines Lesers, der ges­tern sei­ne Stel­le als Gra­phi­ker ver­lor, weil einer sei­ner Mit­ar­bei­ter eine Sezes­si­on auf dem Schreib­tisch lie­gen sah und neu­gie­rig dar­in blät­ter­te – danach die goog­le-Maschi­ne anschmiß und zum Chef robb­te, einen Beu­tel voll der fet­ten Beu­te hin­ter sich her­zer­rend: eine Unter­schrift im Rah­men eines JF-Appells für die Mei­nungs­frei­heit; drei Leser­brie­fe, alle ein­schlä­gig (was sonst); eine Bücher­emp­feh­lungs­lis­te bei ama­zon, der man alles unter­stel­len kann, nur eines nicht: Mimi­kry – also: Ernst Jün­ger, Carl Schmitt, Karl­heinz Weiß­mann, Joa­chim Fer­n­au und (als neu­es­te Signal­far­be) Rich­te­rin Hei­sig (ver­stor­ben).

War­um das Gan­ze jetzt, heu­te? Weil ich immer dach­te, daß die Faschis­mus­keu­le, die­se wir­beln­de Waf­fe der Gut­men­schen, nicht mehr so wirk­sam wäre wie noch vor zehn Jah­ren. Aber ich habe mich geirrt. Viel­leicht schwang sie sich sogar nie leich­ter als heu­te, “ent­spann­ter und locke­rer” wür­de Brod­korb sagen, der über­haupt kei­ne Ahnung davon hat, wie bit­ter ernst es wird, wenn man ins Visier sei­nes “Milieus” kommt. Man darf das nie ver­ges­sen, wenn man selbst pha­sen­wei­se etwas fai­rer behan­delt wird: So etwas geht stets auf Kos­ten anderer.

“Im Zwei­fels­fall immer für die Außen­sei­ter”, muß man da mit Micha­el Klo­novs­ky sagen, der auch (und ver­mut­lich sogar mehr) von Rot­wein ver­steht als das Anti­fa-Gehirn aus Rostock …

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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