Schornsteinfeger und Feuerwehrmann

Neues von der Bundesnegerfront: Da ist er nun wieder in den Nachrichten, der inzwischen schon semi-prominente "rechtsextreme Schornsteinfeger",

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Prot­ago­nist einer beson­ders absur­den Epi­so­de im anti­fa­schis­ti­schen Nar­ren­haus. Weil die­ser sich in der sach­sen-anhal­ti­ni­schen Pro­vinz (Lau­cha an der Unstrut, Ein­woh­ner­zahl: 3,200) im Umkreis der NPD poli­tisch enga­giert, soll­te ihm auf Bestre­ben der Lan­des­re­gie­rung sei­ne Kehr­ge­neh­mi­gung ent­zo­gen werden.

Das Ver­wal­tungs­ge­richt Hal­le hat einst­wei­len dage­gen ent­schie­den, was ein erfreu­li­ches Zei­chen ist, daß der Ver­wir­rung von “Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung und juris­ti­schem Hand­werk” (Horst Mei­er im Mer­kur) immer noch Gren­zen gesetzt sind.

Feh­len­de Ver­fas­sungs­treue rechtfertige

…“nicht den Wider­ruf der Bestel­lung als Bezirks­schorn­stein­fe­ger­meis­ter wegen Unzu­ver­läs­sig­keit. Feh­len­de Ver­fas­sungs­treue führt erst dann zur Unzu­ver­läs­sig­keit, wenn sich die poli­ti­sche Gesin­nung des Bezirks­schorn­stein­fe­ger­meis­ters auf die Erfül­lung sei­ner beruf­li­chen Pflich­ten aus­wirkt, indem er etwa sei­ne beruf­li­che Betä­ti­gung ziel­ge­rich­tet dazu nutzt, sei­ne poli­ti­sche Über­zeu­gung wei­ter­zu­ver­brei­ten. Im ent­schie­de­nen Fall aber waren die fach­li­che Tätig­keit und das per­sön­li­che Ver­hal­ten des Bezirks­schorn­stein­fe­ger­meis­ters bei sei­ner Berufs­aus­übung nicht zu beanstanden.”

Einer der Betrei­ber der Kam­pa­gne gegen den unbot­mä­ßi­gen Schorn­stein­fe­ger, der Wirt­schafts­mi­nis­ter von Sach­sen-Anhalt, Rei­ner Hasel­off (CDU, was sonst?) läßt aller­dings nicht locker, und hat dafür gesorgt, daß gegen das Hal­le­sche Urteil Beru­fung ein­ge­legt wird. Denn die Tätig­keit des Bezirks­schorn­stein­fe­ger sei sei­ner Mei­nung nach “nicht in Ein­klang mit den ver­fas­sungs­wid­ri­gen Zie­len der NPD zu bringen”.

Die Mit­tel­deut­sche Zei­tung zitiert Haseloff:

Der Mann kann sich mit Hil­fe der Poli­zei sogar Zutritt zu Woh­nun­gen ver­schaf­fen, in denen viel­leicht Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund leben. Da wür­de ich mich auch bedroht fühlen.

Na, alles klar. Ich sehe schon fol­gen­des Sze­na­rio vor mir: die zit­tern­de sie­ben­köp­fi­ge Migran­ten­fa­mi­lie ver­steckt sich wie die Geiß­lein unterm Bett, wäh­rend die Staats­ge­walt in Form eines bewaff­ne­ten Poli­zei­trupps die ver­bar­ri­ka­dier­te Tür ein­stie­felt, indes­sen der Schorn­stein­fe­ger sich beim Anblick eines aus der Kom­mo­de her­vor­lu­gen­den Kopf­tuch­zip­fels in einen rei­ßen­den Wer­wolf ver­wan­delt und ein Mas­sa­ker anrich­tet, gegen das Ros­tock ein Sonn­tag­s­pick­nick war.  Mist, da haben wir den Salat! Hät­ten wir Dum­mies dem Kerl bloß Berufs­ver­bot erteilt, oder zumin­dest Sil­ber­ku­geln, Dru­den­fü­ße, Knob­lauch und Kru­zi­fi­xe an die bedroh­ten Fami­li­en ausgegeben…!

(Neben­bei: In wie vie­len Woh­nun­gen hat unser Schorn­stein­fe­ger denn nun schon gefegt, ohne daß eine ein­zi­ge Migran­ten- , Gutmenschen‑, Lin­ken- oder CDU-Wäh­ler-Socke in Panik aus dem Fens­ter gesprun­gen wäre? Leu­te, die wohl ohne das von Hasel­off & Co insze­nier­te Tam­tam gar nicht wüß­ten, daß sie nun den Leib­haf­ti­gen über die Schwel­le gelas­sen haben?)

Räu­men wir ein­mal die­ses gan­ze Gestrüpp aus blöd­sin­ni­ger Dämo­ni­sie­rung und epi­de­misch gras­sie­ren­der Hexen­jagd­men­ta­li­tät bei­sei­te. Die­se Art von Aber­glau­ben ist ja weit ver­brei­tet. Andern­orts las­sen besorg­te Sozi­al­mi­nis­te­rin­nen Kin­der­gärt­ne­rIn­nen auf die Bibel das Grund­ge­setz schwö­ren, um zu tes­ten, ob sie dar­ob nicht zu Staub zer­fal­len oder Erb­sen­sup­pe zu spu­cken begin­nen. Ich aber fra­ge mich,- und die Juris­ten unter unse­ren Mit­le­sern -, wie ver­fas­sungs­treu oder ver­fas­sungs­feind­lich denn eigent­lich so ein Ansin­nen ist, einem Men­schen wegen sei­ner poli­ti­schen Gesin­nung die Exis­tenz­grund­la­ge ent­zie­hen zu wol­len. Denn um nichts ande­res geht es hier.

Daß die Betrei­ber die­ses Ansin­nens ein paar ganz oben sit­zen­de Minis­ter aus den Bon­zen­par­tei­en und sons­ti­ge hohe Funk­tio­nä­re sind, die sich hier ver­schwo­ren haben, um einen klei­nen Pro­vin­zschorn­stein­fe­ger kaputt zu machen, ver­leiht der gan­zen Geschich­te eine beson­ders wider­wär­ti­ge Note.

Nicht, daß ich nicht nach­voll­zie­hen könn­te, daß es so ein mer­kel­treu­er CDU-Wirt­schafts­mi­nis­ter ungern sieht, wenn sich die Arbei­ter­klas­se  skan­da­lö­ser­wei­se poli­tisch zu enga­gie­ren beginnt. Aber es geht unse­rem klei­nen Van Hel­sing wohl nicht wirk­lich um eine ernst­haft gefähr­li­che Oppo­si­ti­on, die es aus­zu­schal­ten gilt, son­dern nur um eines der lan­des­üb­li­chen Reinigungs‑, Aus­sto­ßungs- und Sün­den­bock­ri­tua­le, in denen mit den Fin­gern auf die Buh­män­ner, Ali­ens und Nig­ger gezeigt wird, um die eige­ne wei­ße Wes­te noch wei­ßer zum Glän­zen zu bringen.

Sicher­lich ist die NPD eine pro­ble­ma­ti­sche Par­tei und eine schäd­li­che, uner­freu­li­che Erschei­nung. Aber nun mal Tache­les: wel­che Par­tei ist das heu­te nicht? Man muß nicht ein­mal an das ande­re Ende des poli­ti­schen Spek­trums gehen, um irgend­wel­che “Extre­mis­ten” zu suchen, die “die Demo­kra­tie” oder was es da sonst noch an in Gei­sel­haft genom­me­nen Phra­sen gibt, bedro­hen könnten.

Denn wer ist es denn, der jahr­aus jahr­ein damit beschäf­tigt ist, das Land in unver­ant­wor­tungs­lo­ser Wei­se an die Wand knal­len zu las­sen? Etwa ein paar Schorn­stein­fe­ger in mit­tel­deut­schen Käf­fern mit NPD-Sym­pa­thien?  Die Ver­ant­wort­li­chen aber, um die es hier geht, sind natür­lich alles kei­ne “Extre­mis­ten” oder “Ver­fas­sungs­fein­de”, und das ist ja bekannt­lich alles, aber auch wirk­lich alles, was zählt, damit in der bun­ten Repu­blik alles in But­ter bleibt.

Ver­fas­sungs­treu Schorn­stein fegen, ver­fas­sungs­treu Kin­der betreu­en, ver­fas­sung­treu Bröt­chen backen, ver­fas­sungs­treu gärt­nern, ver­fas­sungs­treu klemp­nern, ver­fas­sungs­treu Autos repa­rie­ren, ver­fas­sungs­treu Flie­sen ver­le­gen, ver­fas­sungs­treu kochen, ver­fas­sungs­treu Brie­fe aus­tra­gen … was kommt als nächstes?

Falls sich übri­gens noch jemand an den vom Dienst sus­pen­dier­ten Feu­er­wehr­chef aus Dort­mund erin­nern kann, der im Mai an einer legal ange­mel­de­ten Demo “auto­no­mer Natio­na­lis­ten” teil­nahm, wäh­rend sich zur sel­ben Zeit Wolf­gang Thier­se in Ber­lin an einer geset­zes­wid­ri­gen Blo­cka­de betei­ligt hat:  ein Arti­kel auf  SpOn berich­tet, daß die­ser bereits im März vor dem “Irr­sinn” einer fahr­läs­sig orga­ni­sier­ten “Love Para­de” in Duis­burg gewarnt hät­te.  Sei­ne Aus­sa­ge wur­de im Zuge der Ermitt­lun­gen der Staats­an­walt­schaft getä­tigt, die ihn als Zeu­gen befragte.

Schä­fer war am 22. März von der Stadt ein­ge­la­den wor­den. Im Fort­bil­dungs­zen­trum soll­te er gegen Hono­rar über die Pla­nung, über Risi­ken und Eva­ku­ie­rungs­sze­na­ri­en bei Groß­ver­an­stal­tun­gen refe­rie­ren. Die Behör­den waren damals noch im Ent­schei­dungs­pro­zess, ob die Love Para­de in Duis­burg statt­fin­den soll­te oder nicht. (…)

Schä­fer selbst schil­dert, wie ihm im Rah­men jenes Semi­nars Plä­ne für eine Love Para­de in Duis­burg vor­ge­legt wor­den sei­en. Sein Urteil: “Das Gelän­de war nicht im Ansatz für eine der­ar­ti­ge Ver­an­stal­tung geeig­net – vor allem wegen des Tun­nels als ein­zi­gem Ein- und Aus­gang. Ich sag­te denen klipp und klar: Das geht gar nicht!”, so Schä­fer heu­te. Er habe der Grup­pe vor­ge­rech­net, dass laut Lage­plan – bei Ein­hal­tung der gesetz­li­chen Bestim­mun­gen – maxi­mal 105.000 bis 108.000 Men­schen Raum auf dem Are­al des Alten Bahn­hofs fin­den würden. (…)

Aus­drück­lich habe er betont, so sagt er heu­te, dass die Plä­ne für die Stra­ßen­ab­sper­run­gen “abso­lu­ter Irr­sinn” sei­en. Eben­so die Idee, Men­schen­mas­sen durch einen 16 Meter brei­ten Tun­nel zu schi­cken. Expli­zit habe er vor die­sen Gefah­ren gewarnt.

Zwar sei­en die Mit­ar­bei­ter der Feu­er­wehr sowie des Bau­auf­sichts- und des Ord­nungs­amts bezüg­lich sei­ner Ein­wän­de ein­sich­tig gewe­sen, behaup­tet der Sicher­heits­exper­te jetzt. “Aber sie sag­ten mir auch, dass die Ver­ant­wort­li­chen Ände­rungs­wün­sche oder Kri­tik nicht hören woll­ten. Die Love Para­de soll­te unbe­dingt in Duis­burg stattfinden.”

Die rich­ti­ge Gesin­nung kann die beruf­li­che Kom­pe­tenz nicht erset­zen, weder bei Schorn­stein­fe­gern und Feu­er­wehr­män­nern noch bei Politikern.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (0)

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.