Haseloff (CDU), will Deutschland vor ihm retten, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, möchte Kinderseelen vor Jugendtrainer Battke schützen und die ausländische Presse sieht in Laucha, dem Wohnort von Staatsfeind Nummer klein, nachgerade so etwas wie ein KZ entstehen.
Wie ist das, wenn Lutz Battke an der Haustür klingelt? Kann man damit leben? Ein Erfahrungsbericht aus dem Rittergut Schnellroda:
Ich glaube, es war im Sommer 2002, als Lutz Battke zum ersten Mal vor der Tür stand, um sich den neuen Besitzern des Ritterguts als der zuständige Bezirksschornsteinfegermeister vorzustellen und die jahrelang nicht benutzten Kamine der Kachel- und Beistellöfen zu überprüfen: ein lauter, zupackender Mann mit einer jener Vokuhila-Frisuren, die aus dem eigenen Bekanntenkreis keiner hübsch oder nachahmenswert findet. Aber bitte: soviel Toleranz muß sein, wir haben nie ein Wort darüber verloren.
Battke ließ sich damals also die Öfen zeigen, stocherte in den Essen herum, jagte seinen Gesellen aufs Dach, forderte die Aufstockung eines Kamins um drei Ziegelreihen, entleerte drei Schächte, vermaß die Durchschnitte und gab für fünf von sechs Brennstellen grünes Licht. Nur einem abenteuerlichen Rohr an einer Dachkammer entlang gab er seinen Segen nicht – wir haben dort bis heute kein Feuer gemacht.
Unsere Planung, eine Holz-Kohle-Zentralheizung über zwei Knicks an einen bestehenden Kamin anzuschließen, genehmigte Battke nicht: Er riet zu einem Edelstahlschornstein an der Außenwand. Dies kam uns teurer als die zunächst vorgeschlagene Konzeption, aber Battke ließ sich nicht erweichen und hatte alle guten Gründe und Vorschriften auf seiner Seite. Wir sahen uns von da an zweimal im Jahr, Battke kündigte sich stets mit einem Wurfzettel an und machte zum vorgemerkten Termin seine Arbeit.
Als es nun vor Gericht um die Frage ging, ob er aufgrund seiner politischen Gesinnung auch weiterhin als Bezirksschornsteinfeger vertretbar sei, habe ich über die Situation nachgedacht, in der wir zum ersten Mal ein politisches Gespräch führten: Das geschah auf Initiative meines damaligen Mitarbeiters Arne Schimmer, der heute als NPD-Abgeordneter im sächsischen Landesparlament sitzt. Er hatte festgestellt, daß es in Laucha (etwa 7 Kilometer von Schnellroda entfernt im Unstruttal) eine stabile NPD-Wählerschaft gibt und fragte mich, ob ich unter anderen den Namen Lutz Battke schon einmal gehört hätte. Beim nächsten Kehrgang sprachen wir Battke darauf an und er hatte ein paar Minuten Zeit, um etwas über die Lage in seiner Kleinststadt zu erzählen. Das war hinter dem Haus, in der Scheune, während sein Meßgerät die Abgaswerte unseres Brenners aufzeichnete.
Battke gab unsere Gemeinde wenig später an einen anderen Schornsteinfeger ab, ich sah ihn noch einmal auf einem Fest, wir duzten uns übergangslos (wie das in ländlichen Regionen so üblich ist) und ich erzählte ihm, daß Arne Schimmer nach dem Einzug der NPD in den sächsischen Landtag von mir vor die Wahl gestellt worden sei, entweder im Schlund der Parteiarbeit zu verschwinden oder abzuschwören und innerhalb der wahren, schönen und guten Rechten das metapolitische Feld zu bestellen. Wir tranken ein Bier zusammen.
Gestern nun rief ich an bei Lutz. Ich wollte ihn für ein kleines, ironisches Interview gewinnen und mir erklären lassen, woran man den Unterschied zwischen der grünen oder unionsnahen oder altlinken oder nationaldemokratischen Art und Weise des Kaminfegens erkennt und ob bei ihm die Fußballkinder nur den rechten Fuß benutzen dürften. Lutz Battke aber hat recht, wenn er in dem laufenden Verfahren, in dem er steckt, auf jede Äußerung verzichtet und wenn er – lebensfroh und laut wie er ist – dennoch die ganze Sache nicht mehr so recht mit Humor nehmen möchte: Die Zukunft des von ihm mitgegründeten Vereins BSC 99 Laucha steht auf dem Spiel, und bezahlen muß Battke seine Anwaltskosten bisher aus eigener Tasche, während sein Kontrahent Reiner Haseloff (der erwähnte Wirtschaftsminister) Steuermittel einsetzen kann – Geld also, das er selbst nicht verdient hat.
Auch mit Haseloff hatten wir übrigens schon das Vergnügen. Er besuchte 2009 den Stand der Sezession auf der Leipziger Messe (zum Gefolge Ministerpräsident Böhmers gehörend) und griff gleich nach dem kaplaken-Bändchen Elite. Erziehung für den Ernstfall von Gerd-Klaus Kaltenbrunner. Dies sei ein gutes Buch, das habe er mit Gewinn gelesen. Er nahm sich auch eine Sezession mit, zeichnete aber nie ein Abonnement.