Leben mit Lutz Battke

Bezirksschornsteinfegermeister Lutz Battke erlebt aufregende Wochen: Der Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts, Reiner...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek ist Verleger (Antaios) und seit 2003 verantwortlicher Redakteur der Sezession.

Hasel­off (CDU), will Deutsch­land vor ihm ret­ten, der Prä­si­dent des Deut­schen Olym­pi­schen Sport­bun­des (DOSB), Tho­mas Bach, möch­te Kin­der­see­len vor Jugend­trai­ner Batt­ke schüt­zen und die aus­län­di­sche Pres­se sieht in Lau­cha, dem Wohn­ort von Staats­feind Num­mer klein, nach­ge­ra­de so etwas wie ein KZ entstehen.

Wie ist das, wenn Lutz Batt­ke an der Haus­tür klin­gelt? Kann man damit leben? Ein Erfah­rungs­be­richt aus dem Rit­ter­gut Schnellroda:

Ich glau­be, es war im Som­mer 2002, als Lutz Batt­ke zum ers­ten Mal vor der Tür stand, um sich den neu­en Besit­zern des Rit­ter­guts als der zustän­di­ge Bezirks­schorn­stein­fe­ger­meis­ter vor­zu­stel­len und die jah­re­lang nicht benutz­ten Kami­ne der Kachel- und Bei­stell­öfen zu über­prü­fen: ein lau­ter, zupa­cken­der Mann mit einer jener Vokuh­i­la-Fri­su­ren, die aus dem eige­nen Bekann­ten­kreis kei­ner hübsch oder nach­ah­mens­wert fin­det. Aber bit­te: soviel Tole­ranz muß sein, wir haben nie ein Wort dar­über verloren.

Batt­ke ließ sich damals also die Öfen zei­gen, sto­cher­te in den Essen her­um, jag­te sei­nen Gesel­len aufs Dach, for­der­te die Auf­sto­ckung eines Kamins um drei Zie­gel­rei­hen, ent­leer­te drei Schäch­te, ver­maß die Durch­schnit­te und gab für fünf von sechs Brenn­stel­len grü­nes Licht. Nur einem aben­teu­er­li­chen Rohr an einer Dach­kam­mer ent­lang gab er sei­nen Segen nicht – wir haben dort bis heu­te kein Feu­er gemacht.

Unse­re Pla­nung, eine Holz-Koh­le-Zen­tral­hei­zung über zwei Knicks an einen bestehen­den Kamin anzu­schlie­ßen, geneh­mig­te Batt­ke nicht: Er riet zu einem Edel­stahl­schorn­stein an der Außen­wand. Dies kam uns teu­rer als die zunächst vor­ge­schla­ge­ne Kon­zep­ti­on, aber Batt­ke ließ sich nicht erwei­chen und hat­te alle guten Grün­de und Vor­schrif­ten auf sei­ner Sei­te. Wir sahen uns von da an zwei­mal im Jahr, Batt­ke kün­dig­te sich stets mit einem Wurf­zet­tel an und mach­te zum vor­ge­merk­ten Ter­min sei­ne Arbeit.

Als es nun vor Gericht um die Fra­ge ging, ob er auf­grund sei­ner poli­ti­schen Gesin­nung auch wei­ter­hin als Bezirks­schorn­stein­fe­ger ver­tret­bar sei, habe ich über die Situa­ti­on nach­ge­dacht, in der wir zum ers­ten Mal ein poli­ti­sches Gespräch führ­ten: Das geschah auf Initia­ti­ve mei­nes dama­li­gen Mit­ar­bei­ters Arne Schim­mer, der heu­te als NPD-Abge­ord­ne­ter im säch­si­schen Lan­des­par­la­ment sitzt. Er hat­te fest­ge­stellt, daß es in Lau­cha (etwa 7 Kilo­me­ter von Schnell­ro­da ent­fernt im Unstrut­tal) eine sta­bi­le NPD-Wäh­ler­schaft gibt und frag­te mich, ob ich unter ande­ren den Namen Lutz Batt­ke schon ein­mal gehört hät­te. Beim nächs­ten Kehr­gang spra­chen wir Batt­ke dar­auf an und er hat­te ein paar Minu­ten Zeit, um etwas über die Lage in sei­ner Kleinst­stadt zu erzäh­len. Das war hin­ter dem Haus, in der Scheu­ne, wäh­rend sein Meß­ge­rät die Abgas­wer­te unse­res Bren­ners aufzeichnete.

Batt­ke gab unse­re Gemein­de wenig spä­ter an einen ande­ren Schorn­stein­fe­ger ab, ich sah ihn noch ein­mal auf einem Fest, wir duz­ten uns über­gangs­los (wie das in länd­li­chen Regio­nen so üblich ist) und ich erzähl­te ihm, daß Arne Schim­mer nach dem Ein­zug der NPD in den säch­si­schen Land­tag von mir vor die Wahl gestellt wor­den sei, ent­we­der im Schlund der Par­tei­ar­beit zu ver­schwin­den oder abzu­schwö­ren und inner­halb der wah­ren, schö­nen und guten Rech­ten das meta­po­li­ti­sche Feld zu bestel­len. Wir tran­ken ein Bier zusammen.

Ges­tern nun rief ich an bei Lutz. Ich woll­te ihn für ein klei­nes, iro­ni­sches Inter­view gewin­nen und mir erklä­ren las­sen, wor­an man den Unter­schied zwi­schen der grü­nen oder uni­ons­na­hen oder alt­lin­ken oder natio­nal­de­mo­kra­ti­schen Art und Wei­se des Kamin­fe­gens erkennt und ob bei ihm die Fuß­ball­kin­der nur den rech­ten Fuß benut­zen dürf­ten. Lutz Batt­ke aber hat recht, wenn er in dem lau­fen­den Ver­fah­ren, in dem er steckt, auf jede Äuße­rung ver­zich­tet und wenn er  – lebens­froh und laut wie er ist – den­noch die gan­ze Sache nicht mehr so recht mit Humor neh­men möch­te: Die Zukunft des von ihm mit­ge­grün­de­ten Ver­eins BSC 99 Lau­cha steht auf dem Spiel, und bezah­len muß Batt­ke sei­ne Anwalts­kos­ten bis­her aus eige­ner Tasche, wäh­rend sein Kon­tra­hent Rei­ner Hasel­off (der erwähn­te Wirt­schafts­mi­nis­ter) Steu­er­mit­tel ein­set­zen kann – Geld also, das er selbst nicht ver­dient hat.

Auch mit Hasel­off hat­ten wir übri­gens schon das Ver­gnü­gen. Er besuch­te 2009 den Stand der Sezes­si­on auf der Leip­zi­ger Mes­se (zum Gefol­ge Minis­ter­prä­si­dent Böh­mers gehö­rend) und griff gleich nach dem kapla­ken-Bänd­chen Eli­te. Erzie­hung für den Ernst­fall von Gerd-Klaus Kal­ten­brun­ner. Dies sei ein gutes Buch, das habe er mit Gewinn gele­sen. Er nahm sich auch eine Sezes­si­on mit, zeich­ne­te aber nie ein Abonnement.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek ist Verleger (Antaios) und seit 2003 verantwortlicher Redakteur der Sezession.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (0)

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.