Emma West als Exempel

Der Fall der "rassistischen" tram lady Emma West, über den ich kürzlich auf diesem Blog berichtet habe,...

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

ist mir die letz­ten Tage nicht mehr aus dem Kopf gegan­gen. Die Geschich­te hat beun­ru­hi­gen­de Impli­ka­tio­nen, die weit über den kon­kre­ten Fall hin­aus­rei­chen. Wir soll­ten uns genau anse­hen, was hier gera­de in Groß­bri­tan­ni­en pas­siert, denn mög­li­cher­wei­se steht uns ähn­li­ches auch in Deutsch­land in naher Zukunft bevor.

Die 34jährige Frau mit dem nicht unpas­sen­den Nach­na­men wur­de per Han­dy­ka­me­ra bei einem mit Kraft­aus­drü­cken gesät­tig­ten Wut­aus­bruch in einer mit Ein­wan­de­rern über­füll­ten Lon­do­ner Stra­ßen­bahn gefilmt. Das Video wur­de von einer far­bi­gen Frau auf You­tube hoch­ge­la­den, und erhielt inner­halb von weni­gen Tagen Mil­lio­nen von Klicks – wäh­rend ich die­sen Bei­trag schrei­be, sind es nicht weni­ger als 10,5 Millionen.

Kurz nach der Ver­öf­fent­li­chung setz­te via “Twit­ter” eine wah­re Hetz­jagd ein, an der sich der Vor­sit­zen­de der Labour Par­ty per­sön­lich betei­lig­te – jener Par­tei, die wohl­ge­merkt in den letz­ten zwei Jahr­zehn­ten das Land plan­mä­ßig mit einer Flut von Ein­wan­de­rern über­schwemmt hat, um es “radi­kal zu ver­än­dern” und die “diver­si­ty” sei­ner eth­ni­schen Zusam­men­set­zung zu erhöhen.

Wenig spä­ter wur­de West unter dem Bei­fall des Netz­mobs wegen “ras­sis­ti­scher Agi­ta­ti­on” ver­haf­tet und bis­her nicht frei­ge­las­sen – zu ihrer “eige­nen Sicher­heit”, wie die Poli­zei nun betont. Ihre bei­den Kin­der wur­den von staat­li­chen Stel­len in Gewahr­sam genom­men. Ganz Eng­land kennt nun ihren Namen und ihr Gesicht. Die lin­ke Pres­se skan­da­li­siert den Fall, um den angeb­lich all­ge­gen­wär­ti­gen, offen­bar immer noch nicht aus­ge­rot­te­ten “Ras­sis­mus” der eng­li­schen Gesell­schaft anzu­pran­gern. Dabei wird betont, wie “ent­setzt” und “ange­ekelt” alle Welt von ihrem “Übel­keit erre­gen­den Geschimp­fe” sei.

Dies ist, was sie gesagt hat (und es ist neben­bei nicht ersicht­lich, ob sie zuvor pro­vo­ziert wor­den ist):

Was ist bloß aus die­sem Land gewor­den? Alles voll mit Polen, mit Schwar­zen, mit Asia­ten… Du bist kein Eng­län­der… und du auch nicht! Kei­ner von euch ist ein Eng­län­der! Schert euch heim in eure beschis­se­nen Län­der, aber kommt nicht her und bleibt in mei­nem! … Eng­land ist heu­te ein Nichts! Eng­land ist nur mehr ein Scheiß­hau­fen! Mein Eng­land ist nur mehr ein Scheißhaufen!

Eine schwar­ze Frau schimpf­te zurück:

SCHWARZE FRAU: Wenn wir nicht hier­her kom­men wür­den, dann wür­de nie­mand arbei­ten. Ihr Leu­te arbei­tet nicht. Wir müs­sen die Arbeit für euch tun.

EMMA WEST: Ach wirk­lich? Ich arbei­te! Ich arbei­te! Ich arbei­te! Das ist mein Land, bis ihr hier­her gekom­men seid.

SF: Na und? Na und?

EW:  Ja, na und! Das ist mein bri­ti­sches Land.  Du bist kei­ne Bri­tin. Du bist kei­ne Bri­tin. Bist du eine Britin?

SF: Ja, das bin ich! Ja, das bin ich!

EW: Du bist kei­ne Bri­tin. Ver­piß dich. Du bist nicht bri­tisch. Du bist schwarz. Du bist nicht bri­tisch, du bist schwarz! … Woher kommst du? Woher kommst du?

Die­sen Wort­wech­sel bezeich­net nun die Bou­le­vard­zei­tung Dai­ly Mail , die sich ansons­ten durch eine eher mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus­kri­ti­sche Bericht­erstat­tung aus­zeich­net, als “hor­ri­fic”, als “erschre­ckend”. Mir scheint das eine absur­de Über­trei­bung zu sein. In der vik­to­ria­ni­schen Zeit war “Sex” das gro­ße, ver­dräng­te Tabu, das jeder­mann als “sho­cking” emp­fand, heu­te ist es eben das The­ma “Ras­se”. Das bestärkt mich ein­mal mehr in der Ansicht, daß der heu­te gän­gi­ge “Anti­ras­sis­mus” eine Art neo­pu­ri­ta­ni­sches und ten­den­zi­ell tota­li­tä­res Syn­drom ist. Hes­ter Pryn­ne aus Hawt­hor­nes “Der schar­lach­ro­te Buch­sta­be” bekam ein rotes “A” für “Adul­tery” (Ehe­bruch) auf die Brust genäht, damit jeder­mann ihre Sün­de sehen und sich dar­über empö­ren konn­te, und im Grun­de wird gera­de nicht anders mit Emma West umgesprungen.

Was ich über die­se Sze­ne in der Tram den­ke, habe ich aus­führ­lich hier gesagt.  Die Lin­ke erzählt uns immer wie­der, daß “Ras­sis­mus” erst dann als sol­cher bezeich­net wer­den kann, wenn er in “Macht­struk­tu­ren” ein­ge­bet­tet ist und “Pri­vi­le­gi­en” deckt. Dar­um sei der “Ras­sis­mus” von Ein­wan­de­rern grund­sätz­lich anders zu bewer­ten als der­je­ni­ge der “Mehr­heits­ge­sell­schaft”. Nun, wie­viel “Macht” und wie­vie­le “Pri­vi­le­gi­en” mag eine Emma West wohl hin­ter sich haben, wenn selbst die obers­te Spit­ze jener Par­tei, die einst die Inter­es­sen ihrer Klas­se ver­trat, sich dafür ein­setzt, sie zu zer­quet­schen? Ihr „Ras­sis­mus“ ist ganz offen­sicht­lich nicht der eines selbst­herr­li­chen Kolo­ni­al­herrn aus Kiplings Zei­ten, son­dern die gereiz­te Über­re­ak­ti­on eines in die Enge getrie­be­nen, ohn­mäch­ti­gen Menschen.

Der Haß, der ihr nun in der Öffent­lich­keit des Inter­nets ent­ge­gen­schlägt, über­bie­tet ihre Aus­fäl­le um ein Viel­fa­ches.  Schon die ers­te Wel­le des Twit­term­obs woll­te sie „ste­ri­li­sie­ren“, „depor­tier­ten“, „ein­sper­ren“, „schla­gen“, „tre­ten“, „auf­hän­gen“, „zwi­schen die Augen schie­ßen“, “erträn­ken”, „ernied­ri­gen wie einen Hund“, und so wei­ter und so fort. Beson­ders auf You­tube toben sich die Haß­la­mas hem­mungs­los aus. Die Inten­si­tät der Aggres­si­vi­tät ist dabei wirk­lich verblüffend.

Ein paar zufäl­lig her­aus­ge­pick­te Kost­pro­ben aus Tau­sen­den gefäl­lig? (Wer ein zar­tes Gemüt hat, kann das auch über­sprin­gen.) Das Netz scheint über­voll mit pas­sio­nier­ten Nach­tre­tern zu sein:

Ras­sis­ti­sche Schlam­pe… Ras­sis­ti­sche Fot­ze … Eng­stir­ni­ge, kaput­te Ras­sis­tin… hät­te sie kein Kind bei sich gehabt, hät­te ich ihr in die Keh­le gehau­en… kran­ke, ver­kom­me­ne Nut­te, man soll­te ihr das Kind weg­neh­men… ras­sis­ti­sches Stück Schei­ße… sie ist einen Bums wert, ich wür­de die Schei­ße aus ihr her­aus­bum­sen, mich auf ihr Gesicht set­zen und auf sie schei­ßen… ich bin 95% pol­nisch, ich möch­te die Schei­ße aus ihr her­aus­prü­geln… ich bin 100% Eng­lisch, und ich möch­te die dum­me Schlam­pe die Klip­pen von Dover in das Scheiß­meer hin­un­ter­schmei­ßen, und dabei zuse­hen, wie die­ses ras­sis­ti­sche, schwei­ne­schei­ße­di­cke Stück Haut­ver­schwen­dung ertrinkt. Ich habe noch nie­mals sol­che Gefüh­le gehabt, gegen­über nie­man­dem… Arsch­loch. Sie ist so dumm und sie hat kei­ne Ahnung, wovon sie redet. Wäre ich in der Tram gewe­sen, ich hät­te sie geschla­gen… wei­ße Men­schen sind Dreck­sä­cke… ich wür­de ihr Gesicht zerstören…

 

Emma West hat nicht annä­hernd so bös­ar­ti­ge Din­ge von sich gege­ben, und auch nicht mehr “fucks” benutzt, als heu­te in einem durch­schnitt­li­chen ame­ri­ka­ni­schen Film im Lau­fe von fünf Minu­ten vor­kom­men. Und hat die Lin­ke nicht zu guten, alten Kul­tur­kampf­zei­ten die Fäkal­spra­che als gran­dio­ses Befrei­ungs­in­stru­ment geprie­sen, als revo­lu­tio­nä­res Ven­til, um dem “Druck der Herr­schen­den” zu antworten?

Aller­dings ist Emma West nicht ein­ge­sperrt und zur meist­ge­hass­ten Frau des Lan­des erklärt wor­den, weil sie “fuck” gesagt hat.  Auch nicht des­we­gen, weil sie ange­hei­tert in einem öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel gepö­belt hat, was ja nun wirk­lich banal ist und in jeder Groß­stadt stän­dig vor­kommt (von der­ar­ti­gen Vor­fäl­len gibt es mas­sen­wei­se Vide­os auf You­tube). Ich kann mir auch schwer vor­stel­len, daß in den Trams, Bus­sen und U‑Bahnen Lon­dons nicht weit­aus schlim­me­re Din­ge pas­sie­ren, nicht zuletzt dank der Seg­nun­gen des Multikulturalismus.

Nein, West wur­de wegen eines Mei­nungsver­bre­chens ein­ge­sperrt und als abschre­cken­des Exem­pel öffent­lich gebrand­markt.  Das “dir­ty word” war nicht “fuck”, son­dern “my coun­try”. Sie hat die Schwar­zen nicht ein­mal per se ange­grif­fen, weil sie Schwar­ze sind, son­dern weil sie in ihnen eine Art von Sied­lungs­ko­lo­nia­lis­ten sieht. Ihre media­le Stig­ma­ti­sie­rung hat den Zweck, der Öffent­lich­keit ein­mal mehr zu signa­li­sie­ren, wel­che Gefüh­le und Äuße­run­gen als ver­werf­lich, kri­mi­nell und unver­zeih­lich zu gel­ten haben. Wer es wagt, sie zur Spra­che zu brin­gen, egal in wel­cher Form, muß in Zukunft damit rech­nen, daß über­all ein mit Han­dy­ka­me­ra bewaff­ne­ter Denun­zi­ant lau­ern kann, der dafür sorgt, daß er vor Mil­lio­nen Zuschau­ern an den media­len Pran­ger gestellt, und auf das Übels­te beschimpft und bedroht wird.

Unter­des­sen ist You­tube voll mit Video-“Antworten” von Far­bi­gen auf die “Ras­sis­tin”. Es gibt kei­nen ein­zi­gen, der in irgend­ei­ner Wei­se Ver­ständ­nis dafür zeigt, daß jemand es nicht erträgt, von frem­den Völ­kern kolo­ni­siert zu wer­den. Gera­de die Schwar­zen müß­ten es doch bes­ser wis­sen. Statt­des­sen wird süf­fi­sant an die Sün­den des bri­ti­schen Impe­ria­lis­mus erin­nert, als wäre es gerecht, daß heu­te aus­ge­rech­net eine arm­se­li­ge Unter­schich­ten­mut­ter den Preis dafür zah­len müs­se. Man­che geben sich belei­digt und geschockt, man­che spot­ten mit höh­ni­schen Grinsen:

Wir sind jetzt da, und es gibt nichts, was ihr dage­gen machen könnt… Sie hat einen schwar­zen Schwanz nötig! Sie wird es lie­ben!… Wir blei­ben hier, wir gehen nir­gend­wo hin, wir hal­ten euer Land am Lau­fen… wir sind eure Bus­fah­rer, eurer Zug­fah­rer, eure Stra­ßen­rei­ni­ger, eure… wir machen alles. … Wie auch immer, du brauchst einen schwar­zen Schwanz in dei­nem Loch, um es stillzuhalten!

Ich bin sicher, mit sol­chen Bot­schaf­ten wird viel dazu bei­getra­gen, um den “Ras­sis­mus” zu bekämp­fen und die all­ge­mei­ne Gereizt­heit zu befrie­den. Unter­des­sen ist die­ser Tage auf You­tube ein wei­te­res Video mit einer ras­sis­ti­schen Pöbe­lei (hier ist das Wort ein­mal wirk­lich ange­bracht) in einem öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel, dies­mal aus Frank­reich, auf­ge­taucht, die Emma Wests Aus­bruch weit in den Schat­ten stellt. Es wird aus einem ein­fa­chen Grund kaum diessel­be Publi­ci­ty erhal­ten (bis dato nur schlap­pe 40,000 Klicks): denn dies­mal ist der Täter schwarz, wenn­gleich offen­bar eben­falls ange­hei­tert. Wenn schon Emma Wests “rant” laut Dai­ly Mail “hor­ri­fic” sein soll, mit wel­chem Adjek­tiv soll man dann erst die­sen Mono­log belegen?

War­um sind die Fran­zo­sen nach Afri­ka gekom­men? War­um? Ich möch­te alle Wei­ßen umbrin­gen! Ihr seid extrem böse! Wir müs­sen die Wei­ßen töten! Die schlimms­ten Men­schen auf der Welt sind die Wei­ßen. Ihr habt uns ver­kauft… ihr dach­tet, ihr seid die Stärks­ten… wir wer­den euch lang­sam töten. Ich hof­fe, Gott tötet alle Weißen!

Es ist kein Wun­der, daß heu­te vie­le Schwar­ze tief sit­zen­de Res­sen­ti­ments gegen Wei­ße haben, wenn auch gewiß nicht immer in die­ser extre­men Form. Nicht, weil sie etwa selbst unter dem Kolo­nia­lis­mus gelit­ten hät­ten, der vor Jahr­zehn­ten been­det wur­de, oh nein! Die kor­rup­ten Regie­run­gen in ihren Hei­mat­län­dern, die die ehe­ma­li­gen Kolo­nien in wah­re Höl­len auf Erden ver­wan­delt haben, ver­kau­fen ihnen die Wei­ßen als Sün­den­bö­cke für all ihre Pro­ble­me, um von ihrem eige­nen Ver­sa­gen und ihren Schand­ta­ten abzu­len­ken; wenn sie nach Euro­pa kom­men, erzäh­len ihnen die mei­nungs­bil­den­den Lin­ken und “Gut­men­schen” prak­tisch das­sel­be, wenn auch aus ande­ren Gründen.

Die nach Euro­pa strö­men­den Afri­ka­ner wer­den also von allen Sei­ten mit der Über­zeu­gung gefüt­tert, daß die Nach­kom­men der wei­ßen Men­schen, die einst ihre Län­der kolo­ni­siert haben, ja alle wei­ßen Men­schen über­haupt, ihnen etwas schul­dig sei­en und für die Sün­den ihrer Vor­fah­ren zu büßen hät­ten. Dadurch läßt sich natür­lich mit viel bes­se­rem Gewis­sen ein Anspruch auf die Annehm­lich­kei­ten der Zivi­li­sa­ti­on erhe­ben, die die­se angeb­lich so grund­bö­sen Wei­ßen geschaf­fen haben. Wie immer haben unse­re Lin­ken, die im Grun­de immer noch mit west­lich-pater­na­lis­ti­schen Augen auf die armen, unter­ent­wi­ckel­ten Schwar­zen her­ab­bli­cken, kei­ne Ahnung, was sie da her­an­züch­ten – viel­leicht sogar, wie in Jean Ras­pails “Heer­la­ger der Hei­li­gen”, ihre eige­nen Mörder.

Nicht nur die Ver­bal­at­ta­cken des Schwar­zen in der fran­zö­si­schen Bahn haben einen Kon­text, son­dern auch jene von Emma West. Sehr vie­le Eng­län­der – in den beson­ders betrof­fe­nen Gebie­ten wahr­schein­lich die Mehr­heit -, füh­len ver­mut­lich ganz genau so wie sie. Sie wagen es aber nicht, auf­zu­mu­cken, aus Angst vor dem öffent­li­chen Druck und phy­si­scher Gewalt­an­dro­hung. Und nun haben sie ja gese­hen, was pas­sie­ren kann, wenn einer das Maul nicht hält. Der schäu­men­de und über alles Maß hin­aus­schie­ßen­de Haß, den Wests Auf­tritt offen­bar auch bei vie­len ihrer wei­ßen Lands­leu­te her­vor­ruft, ist allen­falls psy­cho­lo­gisch zu erklären.

Auch kul­tu­rel­ler Selbst­haß und in Fleisch und Blut über­ge­gan­ge­ner “Eth­no­ma­so­chis­mus” erzeu­gen inne­ren Druck. Das Ver­dräng­te hat sich in Form der unge­wa­sche­nen “Tram Lady” die Bahn gebro­chen, das geschmäh­te “Es” das poli­tisch kor­rek­te Über-Ich weg­ge­fegt, es platzt tour­et­te­syn­drom­ar­tig aus ihm her­aus, und nun muß es um so här­ter in die Kis­te zurück­ge­knüp­pelt wer­den. Viel­leicht schlägt man sich auch schon prä­ven­tiv auf die Sei­te der künf­ti­gen Her­ren, um sel­ber geschont zu werden.

Die Heu­che­lei, die durch die­sen Druck ensteht, hat ver­mut­lich ein unge­heu­res Aus­maß erreicht. Ich glau­be, daß es kei­nen Men­schen gibt, der nicht auf die Dau­er erheb­lich gereizt wird, wenn er in sei­nem eige­nen Land nur mehr von frem­den Gesich­tern und frem­den Spra­chen umge­ben ist. Erst recht wird dies der Fall sein, wenn die­se Ent­wick­lung mit einem Anstieg an Gewalt, Ver­wahr­lo­sung, sexu­el­len Über­grif­fen, Cha­os und Ver­bre­chen ver­bun­den ist, sowie der wach­sen­den Zumu­tung, sich wie die drei Tem­pel­af­fen ver­hal­ten zu müs­sen, und all dies weder anspre­chen, noch kri­ti­sie­ren, noch bekla­gen, noch ledig­lich wahr­neh­men zu dür­fen. Man wird sogar dazu genö­tigt, sich über­haupt den rück­stän­di­gen und abstru­sen Gedan­ken, daß man ein Anrecht auf ein eige­nes Land hät­te, aus dem Kopf zu schla­gen. Ein “Über-Ich” wird kon­di­tio­niert, um der­lei Ansich­ten als “böse” und “ras­sis­tisch” zu zensieren.

Und nun wird per Emma West der Öffent­lich­keit kom­mu­ni­ziert, daß die­se Ansich­ten noch mehr sind als das, näm­lich ille­gal. “Manch­mal ist ein Poli­zei­staat etwas Gutes”,  zwit­scher­te in die­sem Sin­ne befrie­digt ein “Twit­te­rer”, und eine “migra­ti­ons­hin­ter­grün­di­ge” Blog­ge­rin namens Racha­el Singh (offen­bar ein indi­scher oder paki­sta­ni­scher Name) ver­paß­te der am Boden Lie­gen­den noch genüß­lich einen tri­um­phie­ren­den Fußtritt:

Wir haben Geset­ze gegen dei­ne Taten und Geset­ze gegen dei­ne Ansich­ten, weil sie in einer zivi­li­sier­ten, mul­ti­kul­tu­rel­len, mul­ti-eth­ni­schen, mul­ti-ras­si­schen Gesell­schaft inak­zep­ta­bel sind. Das Gesetz bestraft sie, weil sie in Groß­bri­tan­ni­en nicht tole­riert wer­den kön­nen. Das ist das Groß­bri­tan­ni­en, in dem du lebst, Emma. Willkommen.

“Geset­ze gegen dei­ne Ansich­ten”! Die­se Auf­klä­rung hat sie wohl nicht mehr nötig gehabt. Daß der Druck von oben bei wach­sen­der Hete­ro­ge­ni­sie­rung der Gesell­schaft wächst, hat sie gewiß vor­her schon erfah­ren. Mei­ner Mei­nung, daß ins­ge­heim sehr vie­le Men­schen so füh­len und den­ken wie Emma West, sind übri­gens auch die meis­ten Mul­ti­kul­ti-Apo­lo­ge­ten. Sie drü­cken es nur sei­ten­ver­kehrt aus, und wei­gern sich dabei, den dazu­ge­hö­ri­gen Kon­text in Rech­nung zu stel­len oder auch nur sei­ne Exis­tenz anzuerkennen.

Wenn sich wie im vor­lie­gen­den Fall“rassistische” Gefüh­le aller drü­cken­den öffent­li­chen Tabui­sie­rung zum Trotz die Luft machen, dann wird dies über alle Maßen skan­da­li­siert und zum all­ge­mei­nen Exem­pel erho­ben, dann wird rasch die Ankla­ge aus­ge­wei­tet, um den angeb­lich all­ge­gen­wär­ti­gen “Ras­sis­mus” der Mehr­heit anzu­pran­gern, oder wie es in Deutsch­land heißt, den “Extre­mis­mus der Mit­te”.  Man tut dann so, als ob jede noch so lei­se Miß­bil­li­gung der Ein­wan­de­rungs­po­li­tik einem ethi­schen Defekt ent­sprän­ge, als ob sie etwa mit einer Bil­li­gung von “Döner­mor­den” und ähn­li­chen Scheuß­lich­kei­ten gleich­zu­set­zen sei, wäh­rend es sich dabei doch nur um Gefüh­le han­delt, die für die meis­ten Men­schen – egal wel­cher Abstam­mung und Ras­se – natür­lich, ja unver­meid­lich sind.

Nabeela Zahir, eine indisch­stäm­mi­ge Autorin der ein­fluß­rei­chen links­ge­rich­te­ten Huf­fing­ton Post schrieb in die­sem Sin­ne:

Die ras­sis­ti­sche Flut von Belei­di­gun­gen aus dem Mund einer Frau in Lon­do­ner Stra­ßen­bahn ent­setz­te vie­le Bri­ten.… Den Mel­dun­gen auf Twit­ter zum Tag #mytram­ex­pe­ri­ence zufol­ge ist eine Mehr­heit von Men­schen dar­über scho­ckiert, daß ein sol­cher Ras­sis­mus immer noch exis­tie­ren kann. … Ich fra­ge mich jedoch, ob das Video tasäch­lich nur eine psy­chisch kran­ke Frau zeigt, oder nicht viel­mehr ein ernst­zu­neh­men­der Grad­mes­ser für den Ras­sis­mus in Groß­bri­tan­ni­en ist.

Die Ant­wort dar­auf fällt ihr nicht schwer:

Haß­ver­bre­chen wer­den nicht immer gemel­det und es wäre völ­lig naiv, anzu­neh­men, daß Ras­sis­mus nur in Form von Gewalt­ta­ten exis­tiert. Sei es nun ver­bal, im Netz, direkt oder indi­rekt, am Arbeits­platz, in unse­ren Kran­ken­häu­sern, in unse­rem Erzie­hungs­sys­tem, in den öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln, exis­tiert der Ras­sis­mus in vie­ler­lei Form.  Auf die Fra­ge, “Haben Sie ras­sis­ti­sche Ansich­ten”, wür­den wahr­schein­lich die wenigs­ten mit “Ja” antworten.

Alex Kur­ta­gic kom­men­tier­te dies auf der US-Sei­te Alter­na­ti­ve Right:

Zahir, die sich als “bri­ti­sche Asia­tin” bezeich­net, bemüht hier ein­mal mehr das alte lah­me Kli­schee, daß die wei­ße eth­ni­sche Iden­ti­tät eine psy­chi­sche Krank­heit sei, und stellt ihr Adop­tiv­land als Sumpf­loch voll ekli­gem Ras­sis­mus hin. Es scheint ihr egal zu sein, daß sie in bri­ti­schen Uni­ver­si­tä­ten eine voll­stän­di­ge Aus­bil­dung erhal­ten konn­te, und eine Men­ge beruf­li­cher Chan­cen bekam, um ihre Wunsch­kar­rie­re als Nach­rich­ten­pro­du­zen­tin, Doku­men­tar­fil­me­rin, Co-Mode­ra­to­rin, assis­tie­ren­de Fern­seh­jour­na­lis­tin, Autorin, stell­ver­tre­ten­de Redak­teu­rin und Pres­se­be­auf­tra­ge zu ver­fol­gen, unter ande­rem für  Chan­nel 4, Chan­nel 4 News, Wad­dell Media, BBC und ITN. Zusätz­lich publi­zier­te sie im Guar­di­an and hat ein Geor­ge-Viner-Sti­pen­di­um erhal­ten.  Ihrer Ansicht nach ist Eng­lands ekli­ger Ras­sis­mus immer und über­all gegen­wär­tig, nicht nur in gewalt­tä­ti­gen For­men, son­dern unter der Ober­flä­che, auf alle nur erdenk­li­chen sub­ti­len Arten, manch­mal sogar im Gewan­de des sozi­al akzep­ta­blen Diskurses.

Die­se Töne und die­ser (auf­fal­lend häu­fig weib­li­che) Typus des Intel­lek­tu­el­len mit “Migra­ti­ons­hin­ter­grund”, der haupt­be­ruf­lich die “Mehr­heits­ge­sell­schaft” als “ras­sis­tisch” denun­ziert, sind inzwi­schen auch in Deutsch­land noto­risch – sie­he unter ande­rem hier und hier.

Nun denn: wenn sovie­le Bri­ten das Emma West-Video tat­säch­lich so “sho­cking” fan­den und dar­über so furcht­bar “hor­ri­fied” waren, dann fra­ge ich mich, was sie füh­len, wenn sie zum Bei­spiel lesen, daß eine sechs­köp­fi­ge Immi­gran­ten­gang zwei zwölf­jäh­ri­ge Mäd­chen grup­pen­ver­ge­wal­tigt hat? Daß eine Gang von Schwar­zen einen wei­ßen Teen­ager gejagt und ersto­chen hat? Daß paki­sta­ni­sche Gangs min­der­jäh­ri­ge wei­ße Mäd­chen zum Sex erpres­sen und die Beu­te fami­li­en­wei­se her­um­rei­chen? Daß jähr­lich tau­sen­de asia­ti­sche und afri­ka­ni­sche Kin­der ins Land geschleust wer­den, um für Pro­sti­tu­ti­on und Dro­gen­ku­rier­diens­te miß­braucht zu werden?

Was füh­len sie, wenn sie in Lon­don zuneh­mend auf Pos­ter sto­ßen, die ein Stadt­vier­tel zur “Zone unter Sha­riah-Kon­trol­le” erklä­ren? Wenn eine Mos­lem­gang einen wei­ßen Leh­rer ver­prü­gelt, weil er es wagt, mos­le­mi­sche Mäd­chen zu unter­rich­ten, und ihm dabei irrepa­ra­blen Gehirn­scha­den zufü­gen? Oder wenn ihnen mal wie­der eine mili­tan­te Mos­lem­de­mo mit anhei­meln­den Gestal­ten über den Weg läuft, vor denen sich selbst­ver­ständ­lich nur krank­haf­te “Isla­mo­pho­be” gru­seln? Oder wenn die Poli­zei bekannt gibt, daß in ihrem Land im letz­ten Jahr 2800 “Ehren­ver­bre­chen” statt­fan­den, eine rund fünz­ig­pro­zen­ti­ge Stei­ge­rung gegen­über dem Vorjahr?

Den­ken sie dann viel­leicht auch wie Emma West: “My Bri­tain is fuck-all now”?

 

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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