Jean Raspail: Der letzte Franzose

Eine Rezension von Michael Kreuzberg 

Jean Ras­pail: Der letz­te Fran­zo­se (= Kapla­ken 41),  Schnell­ro­da: Antai­os 2014. 96 S.,
8.50 €

Der 1925 gebo­re­ne fran­zö­si­sche Roman­cier Jean Ras­pail wird den meis­ten Lesern die­ser Zeit­schrift bereits ein Begriff sein. Von sei­nem umfang­rei­chen Werk wur­de bis­lang nur ein Bruch­teil ins Deut­sche über­setzt, dar­un­ter drei sei­ner bes­ten Bücher: Sire erzählt die Geschich­te einer unmög­li­chen Restau­ra­ti­on des sakra­len König­tums in Frank­reich, Sie­ben Rei­ter ver­lie­ßen die Stadt han­delt vom Wider­stand einer klei­nen Schar in einer unter­ge­hen­den Welt, wäh­rend sein berühm­tes­tes Werk, Das Heer­la­ger der Hei­li­gen, eine apo­ka­lyp­ti­sche Visi­on vom Unter­gang Euro­pas durch inva­die­ren­de Men­schen­mas­sen aus der Drit­ten Welt zeichnet.

Der 41. kapla­ken-Band gewährt nun rare Ein­bli­cke in die Werk­statt und Per­son des Meis­ters, der kaum auf einen Nen­ner zu brin­gen ist und den­noch in ein­drucks­vol­ler Wei­se einen so gut wie aus­ge­stor­be­nen Typus eines »Rech­ten« alter Schu­le ver­kör­pert: als Mon­ar­chist, Katho­lik, Patri­ot und Welt­rei­sen­der mit »aben­teu­er­li­chem Her­zen« hat sich Ras­pail bis ins hohe Alter einen eigen­tüm­lich jugend­lich-roman­ti­schen Schwung bewahrt. Dies allem Pes­si­mis­mus ange­sichts der Zukunft sei­nes Vater­lan­des zum Trotz: neben Richard Mil­let und Renaud Camus gibt es im heu­ti­gen Frank­reich nie­man­den, der die Tra­gö­die des kul­tu­rell ver­fal­len­den und demo­gra­phisch kip­pen­den Lan­des mit einer der­ar­ti­gen Här­te und Unver­blümt­heit zu Wort bringt.

So etwa in dem Essay »Big Other«, der 2011 als Zuga­be zur Neu­auf­la­ge des Heer­la­gers erschien. Dar­in skiz­ziert Ras­pail nicht nur die Ent­ste­hungs- und Rezep­ti­ons­ge­schich­te sei­nes Romans, son­dern auch die zuneh­men­de Erdros­se­lung der Rede­frei­heit durch die »poli­ti­sche Kor­rekt­heit« im Diens­te eines inzwi­schen qua­si-orwel­lia­ni­schen Sys­tems, das die schwin­den­den »Fran­zo­sen des Stam­mes« sys­te­ma­tisch in Unkennt­nis ihres ange­dach­ten Schick­sals hält und jede Gegen­wehr entmutigt.

Dabei beschränkt er sich nicht dar­auf, ein düs­te­res Zukunfts­bild zu malen, son­dern lotet auch vor­sich­tig die mög­li­chen Quel­len einer künf­ti­gen Recon­quis­ta aus. Auch das 2013 geführ­te Inter­view »Unse­re Zivi­li­sa­ti­on ver­schwin­det« spart nicht mit deut­li­chen und war­nen­den Wor­ten. Hei­te­rer geht es in zwei wei­te­ren Inter­view­kom­pi­la­tio­nen zu, in denen Ras­pail Aus­kunft über sei­ne ästhe­ti­schen und lite­ra­ri­schen Vor­lie­ben gibt sowie über sein Selbst­ver­ständ­nis als Schrift­stel­ler, die Bedeu­tung der Bel­le­tris­tik für die Wei­ter­ga­be der Kul­tur, den Wert des stol­zen Indi­vi­du­ums in einer nivel­lier­ten Mas­sen­welt oder den Roya­lis­mus als ethi­sche, tran­szen­den­tal aus­ge­rich­te­te Idee, die vor allem mit dem Bewah­ren einer inne­ren und äuße­ren Hal­tung zu tun hat.

Letz­te­res ist auch The­ma des köst­li­chen und stel­len­wei­se ver­blüf­fen­den Essays über »Die Tyran­nei des Duzens« und die exqui­si­ten Freu­den des Sie­zens, selbst der eige­nen Ehe­frau. »Der letz­te Fran­zo­se« Jean Ras­pail weiß nicht nur als Erzäh­ler, son­dern auch durch die Kraft sei­ner schil­lern­den Per­sön­lich­keit zu fes­seln – und so ist die­se klei­ne Samm­lung auch ein unter­halt­sa­mes Bre­vier der Inspi­ra­ti­on für alle, deren Herz noch für das Erbe und den Geist der euro­päi­schen Zivi­li­sa­ti­on schlägt.

Jean Ras­pails Der letz­te Fran­zo­se kann man hier bestel­len.

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