aber der Kommentar von Thorsten Hinz auf der Netzseite der Jungen Freiheit verdient nun doch besondere Erwähnung, allein um ihn weiter zu verbreiten. Ich halte ihn für den bisher besten und hellsichtigsten Debattenbeitrag.
Hinz hat ein feines Gespür für Pointen, die alle anderen übersehen, und er versteht es wie kein anderer, die Dinge knapp, aber differenziert auf den Punkt zu bringen. Beispielsweise scheint es ihm bezeichnend, daß ausgerechnet ein sonst eher abwägender und “kultivierter Schreiber” wie Ijoma Mangold als einer der ersten in der Rezensionsschlacht die Nerven verloren und die Hitler-Karte gezückt hat – Mangolds “Enthemmung” sei ein Indiz dafür, daß “Pirinçcis Brachialkritik den Zentralnerv des herrschenden Meinungsmacher-Milieus getroffen hat”.
Dieses linksliberale Milieu sieht sich – ich verkürze ganz stark – als Deutungs- und Dressurelite. Ihre Legitimation, ihr Bedeutungs- und Überlegenheitsgefühl bezieht sie aus der Überzeugung, mit ihrem Wirken die Nazi-Bestie, die noch immer tief im Deutschen lauere, einzuhegen. Nun kommt Pirinçci, der Empiriker mit der Straßenköter-Perspektive und hält ihnen entgegen: Ätsch, der Deutsche ist in Wahrheit weichlich, wehruntüchtig, debil und schwuchtelig. Das typische Opfer eben. Das Ausland lacht über ihn. Und die jungen Moslems, die testosterongefüllten Kraftpakete, sehen die Angst in seinen Augen ganz genau.
Pirinçci entzieht der Deutungselite ihre geistig-moralische Grundlage, er demaskiert sie als Fehlfunktion, als Stifter bzw. Propagandist eines falschen Bewußtseins. Sie hat mitgeholfen, eine Realität zu etablieren, die sie selber zu fürchten hat. Damit muß man erst einmal fertigwerden. Es ist einfacher und psychologisch nachvollziehbar, wenn Mangold den ollen Hitler als Sinnstifter zu retten versucht, indem er ihn in der Person eines anatolischen Beelzebub (ich weiß, ich weiß, Pirinçcis Geburtsstadt Istanbul liegt nicht in Anatolien) zurück ins Spiel bringt.
Dies erhellt wohl auch die in den Erzeugnissen der “Deutungselite” (siehe hier und hier) immer wieder auftauchende zweigleisige, in sich widersprüchliche Argumentation: einerseits sei Deutschland randvoll mit lauernden Stammtischwerwölfen und Pogromhorden, beherrscht von einem allgegenwärtig latenten “Rassismus aus der Mitte”, andererseits seien Bücher wie jene von Pirinçci und Sarrazin Literatur von und für Spinner, dirty old men, “schrille” Provokateure, Modernisierungsverlierer und sonstige uncoole Minderheiten. Das eine muß so sein, um die eigene Rolle zu rechtfertigen, das andere, um ihre Kritiker als lächerlich und irrelevant zu disqualifizieren. Im einen Fall wird vor ihrer Anschlußfähigkeit gewarnt, im anderen wird sie ihnen wieder abgesprochen.
Der nächste Punkt, den Hinz hervorhebt, ist so wichtig und liegt so dicht vor unserer Nase, daß ich mir auf den Kopf klatschen mußte, weil er mir selber entgangen war:
Die Aggressionen und Ignoranz in den Medien sind Zeichen der Angst: der Angst vor dem Machtverlust und der sozialen Stellung, doch auch vor der Realität, die man bis dato im Griff seiner politisch korrekten Begrifflichkeit zu haben glaubte. Der Beweis: Kein einziger Pirinçci-Kritiker geht auf die Bluttat von Kirchweyhe ein, die Pirinçci in dem Aufsatz „Das Schlachten hat begonnen“ thematisiert hatte, der auch im Buch zitiert wird. Im März 2013 hatte in dem Ort bei Bremen ein Migranten-Mob dem 25jährigen Deutschen Daniel S. die Hirnschale und das Rückgrat zertreten – für Pirinçci eine neue Eskalationsstufe im „schleichenden Genozid an einer bestimmten Gruppe von jungen Männern“ – den deutschen. Während der Ermittlungen wurden Zeugen bedroht, der Prozeß endete kürzlich mit lächerlich geringen Strafen – für die deutschen Qualitätsjournalisten war und ist das kein Thema.
Natürlich – alle, die (wie ich selbst) seit “Das Schlachten hat begonnen” (übrigens, wie ebenfalls gern verschwiegen wird, ursprünglich auf der Achse des Guten erschienen) auf Pirinçci aufmerksam wurden und an der Legitimität seines Angriffs nicht zweifeln, haben auch und vor allem Kirchweyhe stets im Hinterkopf. Dieser Fall aber wird von den Rezensenten verschwiegen, die zwar mit irgendwelchen hanebüchenen “Sprachanalysen” hantieren, jedoch kaum die Frage nach der Realität der von Pirinçci angeprangerten Zustände stellen.
Wie ich bereits sagte: es ist genau diese Unaufrichtigkeit, verbunden mit dem penetrant ausgestellten demokratisch-humanitären Heiligenschein, die die Vertreter dieser “stramm” auf Linie stehenden “Deutungselite” für viele Menschen zu so verächtlichen, ja hassenswerten Figuren macht. Denn oft genug hat es den Anschein, als ob Opfer wie Daniel S. ihnen nicht mehr bedeuten als Kollateralnebbich auf dem Weg in die (ach so) “zaghafte Modernisierung des Einwanderungslandes Deutschland” (um Richard Gebhart in der Zeit zu zitieren).
Dagegen lassen sie landauf-landab alle Sirenen heulen, wenn einem Einwanderer auch nur mutmaßlich auch nur ein Haar gekrümmt wird – weil die Einwanderer in der “Opfer”-Rolle entscheidende Figuren des sinnstiftenden Narrativs sind, als deren priesterliche Vermittler sie sich inszenieren. Totgeschlagene Deutsche stören es dagegen empfindlich. In diesem Szenario wiegen nicht alle Menschenleben gleich schwer – manche sind offenbar deutlich wertvoller als andere.
Des Hinzens nächster Streich ist eine boshafte Spießumkehr: wenn also Pirinçcis Kritikern nichts weiter einfällt, als in etwaigen subjektiv-persönlichen Dispositionen des Autors und seines echten oder imaginierten Umfelds herumzustochern, dann darf man wohl die Frage stellen, was für innere Motive eigentlich sie selbst antreiben. Hinz knöpft sich hier die Journalistin Caroline Fetscher vor, Mitautorin eines Artikels im Berliner Tagesspiegel, in dem eine “exzeptionelle Bösartigkeit” zum Ausdruck käme,
die ihren Höhepunkt in dem Satz erreicht: „Anders als Breivik, der das Ausagieren von Ressentiment, Haß und Paranoia mörderisch zelebrierte, beläßt es dieser Tobende (Pirinçci – Th.H.) offenbar beim Wort; man muß hoffen, daß auch seine Rezipienten so viel Zurückhaltung aufbringen.“ Offenbar!
Fetscher und Schröder freilich, ganz besorgte Demokraten, belassen es nicht bei der Hoffnung. Der Wink an Justiz und Verfassungsschutz ist unübersehbar. Im übrigen gehen sie auf das Buch gar nicht ein, sondern greifen den Verlag an: „Die zwei Dutzend Autoren der zum Manuscriptum-Verlag gehörenden Edition sind ausschließlich Männer – ältere, verbittert bis weinerlich wirkende Männer, deren Wut sich gegen die immergleichen Gegner wendet: die Emanzipation der Frauen, die Moderne, den Westen.“
Normalerweise lese ich aus Hygienegründen über solche Passagen hinweg, doch hier erlaube ich mir einige Anmerkungen, die Journalistin Fetscher betreffend, die mir vor zwei Jahren bereits aufgefallen war und auch bei diesem Artikel die treibende Kraft gewesen sein dürfte. Erstens kenne ich wenigstens die Bücher des Manufactum-Autoren Frank Böckelmann recht gut. Der Mann ist weder weinerlich noch verbittert, sondern sachlich, unsentimental und lehrreich. Zweitens: Wenn eine 57jährige – pardon – Matrone sich über Männer mokiert, weil diese die 60 überschritten haben, ist das zum Brüllen! Die Gründe aufzuzählen erspare ich mir.
Hinz ist nun
… Fetschers unsterblicher Artikel „Kein Sex mit Nazis“ vom August 2012 in Erinnerung geblieben, der ihre Perfidie teilweise wohl erklärt. Darin beschäftigte sie sich mit der Olympia-Ruderin Nadja Drygalla, die ins Visier der Qualitätspresse geraten war, weil ihr Freund politisch sehr weit rechts stand. Fetscher fragte: „Nur weil eine sportliche junge Frau mit einem Neonazi schläft, darf sie nicht mehr für Deutschland bei Olympischen Spielen rudern? Ist das nicht übertrieben?“, und fand, das sei ganz und gar nicht der Fall, denn schnell werden Menschen „von Beischläfern zu Mitläufern“. Und wenn dabei von den Medien „in seltenen Fällen übers Ziel hinausgeschossen wird“, ließe sich das „eher verkraften, als daß das Ziel aus den Augen gerät“.
Sind das tatsächlich die Sätze einer politischen Analystin? Oder handelt es sich nicht vielmehr um die Stutenbissigkeit einer älteren gegen eine jüngere und ausnehmend hübsche Frau? Fetscher vereint die Eigenschaften der Politkommissarin mit der einer Unter-und Bettwäschen-Schnüfflerin. (…)Nebenbei widerlegt sie die modische Irrlehre, daß die Welt eine bessere und menschlichere sein würde, kämen nur mehr Frauen an die Schalthebel der Macht – und an die Tastaturen der Zeitungen.
Hinz schließt seine Glosse mit einer heiteren Bemerkung, der ich mich vollauf anschließe:
Ach ja, Pirinçci: Ich teile nicht jede seiner Aussagen und Thesen, und sein Stil bereitet mir Schwierigkeiten. Aber: Er macht die Zustände und ihre Protagonisten bis zur Lächerlichkeit kenntlich. Und das macht Spaß bis zum Brüllen!
Michael Klonovsky nannte Thorsten Hinz einmal “das eigentliche Alpha-Tier der deutschen politischen Publizistik”. Er hat in den letzten Jahren zwei brillante Studien über die Mentalität der Deutschen und deren historische Genese geschrieben, die skandalöserweise von den Feuilletons totgeschwiegen wurden. Hier kann man sie erwerben: “Der Weizsäcker-Komplex” und “Die Psychologie der Niederlage”. Sein lange vor Kirchweyhe und Pirinçci geschriebener Essay “Zurüstung zum Bürgerkrieg”, erschienen in der Kaplaken-Reihe von Antaios, hat kein bißchen an Aktualität eingebüßt - auch dieser handelt vom “Schlachten”, das bereits “begonnen” hat.
Nordlaender
„Anders als Breivik, der das Ausagieren von Ressentiment, Haß und Paranoia mörderisch zelebrierte, beläßt es dieser Tobende (Pirinçci – Th.H.) offenbar beim Wort; man muß hoffen, daß auch seine Rezipienten so viel Zurückhaltung aufbringen.“
Anders als Stalin, Kaganovich und Konsorten unterschreibt die Journalistin Caroline Fetscher keine langen Listen, wenn es gilt, per Massenerschießungen die Reihen der Systemfeinde zu lichten. Es bleibt zu hoffen, daß diese Haßreden solcher Schreibtischtäterinnen nicht auf Rezipienten stößt, die dann noch Toleranzlager einrichten, besorgniserregende Ansätze in dieser Richtung gibt es bereits: https://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article112822562/Amsterdam-siedelt-Schwulenhasser-aus.html
Ansonsten möchte ich unter dem jetzt allerorten grassierenden Pirinccismus doch mal loswerden, daß ich "integrations"-preisverdächtigen Schwerverbrecherräpp grundsätzlich nicht mag, ob nun von Bushido oder einem Pirincci, wie viele Teilwahrheiten er nun auch aussprechen mag, denen ich inhaltlich durchaus zustimmen könnte.
"Herr Broder (oder Herr Pirinccis) hat auch gesagt ..."
Ich kriege es einfach nicht weg, dieses Bild vom antideutschen (Broder) bzw. nichtdeutschen (Pirincci) großen Bruder, der dem kleinen deutschen Michel zu mehr vermeintlicher Stärke verhilft.
So stehe ich nun da, als Reaktionär, dem Fick- und Furzprosa zutiefst zuwider ist und der darüber hinaus noch
biologismusverdächtige Ansprüche erhebt, was das Prädikat "deutsch" anbelangt.
Rechne hier mit sofortiger Erschießung, aber ich kann nicht anders.
Mit strammem Gruße!
M.L.: Feuer frei!!!