augenscheinlich nicht nur, um Gewalt und Terrorismus zu verurteilen, sondern vor allem, um sich als Bollwerk für “unsere Freiheit” und “unsere Grundwerte” in Szene zu setzen.
Hier hat sich ein Blogger die Mühe gemacht, aufzuzeigen, daß in der Praxis keiner von ihnen die “Meinungs”- oder “Pressefreiheit” so tierisch ernst nimmt, wie er gerade vorgeben mag. In der Tat finde ich diese kleine Stichprobenliste noch ziemlich milde, und selbstverständlich muß man, ihrem eigenen Anspruch gemäß, an die westlichen Staaten strengere Maßstäbe anlegen.
So fehlt etwa Deutschlands Angela Merkel, die vor verzuckerter Unredlichkeit mal wieder aus allen Nähten platzt. Gestern noch hat sie vereint mit anderen Häuptlingen ihrer Kaste und den Fabrikatoren der öffentlichen Meinung alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Pegida-Bewegung zu diskreditieren und mundtot zu machen, heute pumpt sie wieder heiße Luft wie diese in ihren Machtballon: Das Attentat stelle “auch einen Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit dar, ein Kernelement unserer freiheitlich-demokratischen Kultur, der durch nichts zu rechtfertigen ist”, verkündete sie in einem offiziellen Telegramm an François Hollande.
In Wahrheit verhält es sich so, daß das offiziell plakatierte Pathos von der “Meinungsfreiheit” vor allem jene Meinungen meint, die im herrschenden Diskurs erwünscht sind. Was davon abweicht, wird mit Entwertung, Marginalisierung, Totschweigen, Diffamierung und sogar legalen Sanktionen bedroht.
Wenn Merkel sagt, das Buch von Sarrazin, das ihre Politik kritisiert, sei “nicht hilfreich”, oder wenn Frankreichs Premierminister Manuel Valls ein in der Tendenz sehr ähnliches Buch von Eric Zemmour “als der Lektüre nicht wert” bezeichnet, dann ist das nur die erste Stufe der Ausgrenzungsversuche. Auf der nächsten Stufe wird flächendeckend der persönliche Ruf zerstört, und anschließend kann es passieren, daß man von seinem Arbeitsplatz suspendiert wird – so ist es Richard Millet geschehen.
Die letzte Stufe ist die gesetzliche Verfolgung: Der Komiker Dieudonné M’bala M’bala, auf dessen Fall ich zurückkommen werde, wurde wegen antizionistischer Äußerungen und Witze mehrfach zu Geldstrafen verurteilt, während sich die Schauspielerin Brigitte Bardot wegen islamkritischer Äußerungen vor Gericht zu verantworten hatte. Diese Prozesse dienen vor allem der öffentlichen Signalwirkung: bestimmte Meinungen sollen kriminalisiert und sozial stigmatisiert werden, um ihre Ausbreitung zu verhindern.
Ein solches Damoklesschwert hat man auch über Marine Le Pen aufgehängt: nach einer mißliebigen Äußerung drohte ihr strafrechtliche Verfolgung, und um eine solche in Zukunft möglich zu machen, hob das Europaparlament 2013 ihre Immunität auf. Der Grund: sie hatte die öffentlichen Straßengebete von Muslimen als “Form der Okkupation” bezeichnet, und damit implizit auch auf die deutsche Besatzung Frankreichs im 2. Weltkrieg angespielt.
Das sind Beispiele, die sich beliebig vermehren ließen. In der Tat gibt es in Frankreich heute eine Vielzahl von politisch motivierten Gesetzen, die unter dem Banner von “Antidiskriminierung” und “Antirassismus” die Meinungsfreiheit stark beschneiden und erheblichen Druck aufbauen, der zu “politisch korrekter” Konformität zwingen soll.
Der französische Schriftsteller Jean Raspail ließ 2010 seinen satirischen Klassiker “Das Heerlager der Heiligen” (eine überarbeitete deutsche Neuausgabe wird im Frühjahr bei Antaios erscheinen) juristisch prüfen: seine Anwälte fanden gezählte siebenundachtzig Stellen, die heute zu einer Strafverfolgung des Autors auf der Grundlage von Volksverhetzungsparagraphen führen könnten.
Im Vorwort zur Neuauflage seines bekanntesten Buches (nachzulesen in dem Kaplakenbändchen “Der letzte Franzose”) schrieb Raspail:
Aus Neugier habe ich zwei verschiedene, spezialisierte Anwälte zu diesen Fragen konsultiert. Es stellte sich heraus, daß das “Heerlager”, würde es heute zum ersten Mal erscheinen, nicht mehr publizierbar wäre. Zumindest müßte es erheblich zensiert werden. Daran kann man ermessen, wie stark die Meinungsfreiheit, insbesondere zu diesem Thema, seither eingeschränkt und eingezäunt wurde, eine Entwicklung, die seit der Lex Gayssot mit brutaler Rasanz an Fahrt aufgenommen hat.
Dabei wurde sein Buch hinter den Kulissen eifrig gelesen, und durchaus anders beurteilt, als öffentlich zugegeben wurde:
Anläßlich der Neuauflage von 1985 habe ich persönlich diverse Pressedienste und Persönlichkeiten, vor allem Politiker, sowohl der Rechten als auch der Linken, kontaktiert. Viele haben mir mit ein paar Zeilen geantwortet, manchmal auch ausführlicher. Einige Namen in loser Reihenfolge: François Mitterand, Jean-Louis Debré, Lionel Jospin, Louis Mermaz, Robert Badinter, Jean-Pierre Chevènement, Denis Olivennes, François Pinault, Jacques Toubon, Max Gallo, oder, um weiter in der Zeit zurückzugehen: Raymond Barre, Maurice Schumann, Alain Poher, Louise Weiss, André Malraux. Briefe oder Postkarten, Handschriftliches oder Diktiertes, ich habe alles aufbewahrt. Das ist sozusagen mein Fallschirm. Einige Dokumente sind einfache Dankesschreiben, andere gehen mehr oder weniger in die Tiefe, mit starken Vorbehalten oder wohlbemessener Zustimmung, aber allesamt sind sie in einem Ton gehalten, der nichts gemein hat mit den Diffamierungen durch die vier Gesetze, für die die Absender, mit Ausnahme der Nicht-Parlamentarier, eilfertig gestimmt hatten. (…)
Manche Briefe waren geradezu entgegenkommend und vertieften sich in Betrachtungen, die über die übliche Konsenshaltung und die automatischen Reflexe des herrschenden Gedankenguts, die jeden Anflug einer echten Debatte im Keim ersticken, weit hinausgingen.
Alain de Benoist kommentierte anläßlich des Terroranschlags nüchtern die Rhetorik von der “Meinungsfreiheit”:
Wenn nach Rosa Luxemburg “Freiheit immer die Freiheit der Andersdenkenden ist”, dann bedeutet das, daß wir sie auch dann verteidigen müssen, wenn es denen nützt, die wir verabscheuen. Aber genau das weigert sich die herrschende Ideologie zu tun, in Frankreich ebenso wie in den Vereinigten Staaten, wo zwar der “First Amendment”, der erste Zusatzartikel der Verfassung gilt, wonach jedermann sagen und schreiben darf, was er will, wo aber nonkonforme Ansichten noch mehr an den Rand gedrängt werden als in Frankreich. Wie das Recht auf Arbeit noch nie jemandem einen Arbeitsstelle verschafft hat, so garantiert das Recht auf Redefreiheit nicht, daß man eine Chance bekommt, gehört zu werden.
Benoist identifiziert auch Charlie Hebdo als einen prominenten Vertreter des politischen Establishments:
Die Regierung hätte gewiß nicht von der “nationalen Einheit” (ein mystifizierendes Schlagwort par excellence, denn eine solche “Einheit” kommt immer denen zugute, die an der Macht sind und von einem Konsens profitieren wollen) hätte es [die konservative Zeitschrift] Valeurs actuelles erwischt. (…) Charlie Hebdo ist eines der Organe der herrschenden Ideologie geworden. Man erkennt einander.
Als linksradikales Blatt war das Magazin fester Bestandteil des erlaubten Diskurses, der auch in Frankreich extrem ungleichgewichtig zugunsten der Linken ausfällt, auch wenn ihm manche linke Stimmen hin und wieder “Rassismus” oder “Islamophobie” vorgeworfen haben.
Hier zum Beispiel versucht ein wackerer deutscher Autor, der auch nicht Charlie sein will, Charlie Hebdo links zu überholen, womit er lustigerweise tatsächlich ein Stück gegen den laufenden Strom zu schwimmen beginnt. Die Zeitschrift sei “kein Vorbild für die Meinungsfreiheit”, außerdem “kompatibel mit dem Front National und Pegida” und vom bösen Geist des “weißen Mittelschichtsrassismus” durchtränkt. “Die antiislamischen Zeichnungen” haben
… ohne jede Zurückhaltung auf Provokation und Beleidigung gezielt und sich damit die mitnichten progressive Grundtendenz westlicher Karikaturisten zueigen gemacht. Wenn aber eine Redaktion aus weißen, männlichen, gut gebildeten und sozial abgesicherten Mitgliedern – sei es auch nur satirisch – auf soziale Minderheiten eindrischt, dann ist das kein Garant für künstlerischen Wert.
Auch die aggressiven Reaktionen auf die bewusste Provokation in der Vergangenheit sind kein Prädikat “Besonders wertvoll”. Und es kommt noch härter: Auch der kaltblütige Mord an zehn Redaktionsmitgliedern macht ihre Arbeit in diesem einen Aspekt nicht besser. Ein erheblicher Teil der antiislamischen Karikaturen waren rassistischer, sexistischer und menschenverachtender Schrott, der hierzulande zu Recht skandalisiert worden wäre.
Daß Charlie nicht minder heftig und “menschenverachtend” auf Patrioten und Katholiken eingedroschen hat, erscheint dem Schreibenden dabei nicht erwähnenswert – das hält er wahrscheinlich für “progressiv”. Weil die Fronten hier und anderswo klar gezogen waren, genossen seine Macher auch bei Motiven, die das politisch Unkorrekte streiften, eine gewisse Narrenfreiheit, und darum werden sie nun auch so vorbehaltslos zu “Märtyrern” verklärt, was mit Sicherheit ausbleiben würde, hätte es eine rechte Zeitung oder Marine Le Pen erwischt.
Es geht eben nicht um Presse- und Meinungsfreiheit als universales Prinzip, das unabhängig von Inhalten Gültigkeit hätte, sondern eben doch um spezifische Inhalte. Insofern ist es bezeichnend, daß die Kampagne, die den Terrorschock kanalisieren soll, zur Identifikation mit Charlie aufruft.
Wenn ich das Attentat von Paris verdamme, und den Opfern zugestehe, daß sie immerhin mutig waren, den Drohungen so lange standzuhalten, dann bedeutet das jedoch noch lange nicht, daß ich Charlie“bin” und mich mit seinen Inhalten identifiziere. Es ist nämlich keineswegs zwingend, daß aus meiner Verurteilung eines Angriffs auf ihre Meinungsfreiheit auch folgt, daß ich die betroffene angegriffene Meinung auch selbst teile. In dieser strukturellen Entkoppelung besteht ja das “Liberale” und Unteilbare, die eigentliche Pointe dieses Grundrechts.
Im Klima des allgemeinen Konformitätsdrucks gerät diese Tatsache jedoch immer mehr in Vergessenheit. Meinungsfreiheit ist heute implizit (und manchmal explizit) nur mehr die Freiheit der Gleichdenkenden, und inzwischen auch die Freiheit der herrschenden Gleichdenkenden, die machtlosen Andersdenkenden auf gröbste Weise zu verleumden – man betrachte den Terror der deutschen Leitmedien und Politiker gegen die Meinungsfreiheit von Pegida. Nur wenige wagen es daher, das Recht der sogenannten “Umstrittenen” auf Meinungsfreiheit, von Sarrazin abwärts bis hinab in die diversen lunatic fringes, zu verteidigen, weil die Angst vorherrscht, dann selber als “Rechter” verdächtigt und ausgegrenzt zu werden.
Und wann immer der idiotische, fälschlicherweise Voltaire zugeschriebene Spruch “Ich mag verdammen, was Sie sagen, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie es sagen können” geklopft wird, kann man mit Sicherheit davon ausgehen, daß hier einer um Gehör für sich selbst bettelt, nicht aber, daß er allen Ernstes “sein Leben einsetzen würde”, um die Meinung eines anderen zu Gehör zu bringen, schon gar nicht, wenn dieser sein Gegner ist.
Der bekannte Verschwörungsjournalist Gerhard Wisnewski vergaloppierte sich in seinem Beitrag zu dem Terroranschlag zwar mal wieder gründlich, aber für einen genialen Geistesblitz muß man ihm dankbar sein. Die Frage nach dem “cui bono” führt ihn zu der Feststellung, daß der Terror Gelegenheit bietet, die Presse in einen unangreifbaren Opferstatus zu erheben – was in Deutschland zur Zeit exzessiv und systematisch betrieben wird, indem Pegida und die Terroristen zu einem einzigen Phantomfeind der “offenen Gesellschaft” zusammengeknetet werden.
Der zweite Nutzen besteht in der Bekämpfung des Aufstandes gegen die etablierte Lügenpresse. Indem »Journalisten« in einer globalen Tragödie zu Opfern gemacht werden, wird die Bevölkerung gezwungen, sich mit ihnen zu solidarisieren und werden die Kritiker zum Schweigen gebracht. Der jüngste Brandanschlag auf die HamburgerMorgenpost vom 11. Januar 2015 gehört in dieselbe Kategorie.
Man muß Wisnewskis Theorien über eine etwaige “False Flag”-Operation nicht teilen, um zu erkennen, daß an dieser Beobachtung viel dran ist. Nach dem Anschlag wäre jeder rückgratlose, vom Establishment gedeckte Journalist in Deutschland gerne Charlie, und man bestäubt sich allerseits mit immunisierendem Opferparfüm: Leute, die in ihrem Leben nichts riskiert haben, und die ihren eigenen Schiß nun kompensieren, indem sie nach dem Sturm auf die Barometer eindreschen.
Der FPÖ-Mann Harald Vilimsky kommentierte:
Nein, ihr seid nicht Charlie. Ganz im Gegenteil. Ein beträchtlicher Teil von euch trägt Mitschuld daran, dass es genauso gekommen ist. Ihr habt Hand in Hand mit Politikern von Grünen und der Linken über Jahre und Jahrzehnte genau das erst möglich gemacht: Immer mehr Einwanderung, immer weniger Regeln. Dafür aber mit all eurer Kraft gegen jene, die ihr Unbehagen daran artikuliert haben. Jetzt kommt der Terror aus der Mitte der Gesellschaft. Aus jenen radikalisierten Banlieus der Hoffnungslosigkeit, die durch euer Wegsehen erst entstehen konnten.
Ähnlich argumentiert dieser Autor des Schweiz-Magazins:
Grosse Aufmacher in vielen Zeitungen. Journalisten zeigen es auf Plakaten, Verlage titeln damit in ihren Publikationen und TV-Sendeanstalten blenden es als Banner ein “Wir sind Charlie”. Sie machen, was sie immer gemacht haben, sie heucheln, verdrehen und verschweigen. Deshalb ein paar Worte an sie.
Ihr seid die ewigen Beschwichter, Verschweiger und Vertuscher der Wahrheit und gleichzeitig Förderer solcher grausamen Anschläge. Ihr bereitet diesen muslimischen Attentätern den Weg, indem ihr Euch seit Jahrzehnten gegen Eure Nationalität, Kultur und Religion gestellt und all das geschwächt habt und uns Euren Mulitikultiwahn aufzwingen wollt.
Ihr seid emsig damit beschäftigt alles zu zerstören und zu vernichten, was zu unseren Nationen und Völkern gehört. Ihr verdrängt, was uns ausmacht und versucht es durch Fremdes zu ersetzen, sei es amerikanisch oder aus einer anderen Kultur. Euer Verhalten in Europa ist beispiellos für die Welt. Auf keinem anderen Kontinent ist die Zerstörung aller nationalen Werte und Identitäten Dank Euch so gross, wie auf dem Europäischen.
Ihr bekämpft und verleugnet all das, um damit den Medienkonsumenten Sand in die Augen zu streuen über die wahren Verhältnisse auf unseren Strassen. Ihr seid die, die nicht darüber berichten wenn die einheimische Bevölkerung von eben diesen Leuten diskriminiert, rassistisch beleidigt und körperlich angegriffen wird und die Täter verklärt Ihr zu Opfern.
Eh bien: in diesem Sinne sind die Angeklagten allerdings tatsächlich durch und durch Charlie, denn trotz seines nihilistischen “Scheiß auf alles”-Gestus, war das Magazin wie gesagt im wesentlichen durchaus in jenem Mainstream angesiedelt, der sich aggressiv gegen “Nationalität, Kultur und Religion” wendet. Auch war es mit der Liberalität der Macher gegenüber Andersdenkenden nicht weit her. 1995 setzte sich das freiheitsliebende Magazin sogar öffentlich für ein Verbot des Front National ein, und zeigte auf der Titelseite Jean-Marie Le Pen in Handschellen. Freiheit ist eben immer die Freiheit der Gleichdenkenden…
Dem Material nach zu urteilen, das man im Internet zu sehen bekommt, war Charlie Hebdo eine minderwertige und nur mäßig komische Klitsche aus der untersten Schublade. Die berüchtigten Titelseiten bewegen sich auf einem grellen Fäkal- und Genitalniveau, und auch als eher schludriger und dem Paganen zuneigender Katholik muß ich sagen, daß ich insbesondere die antichristlichen und antikatholischen Cartoons als weitaus ekelhafter und beleidigender empfinde als die Mohammed-Karikaturen.
Gott selbst, der am längeren Ast sitzt und seine Rechnung beim Jüngsten Gericht schon präsentieren wird, kann das nun freilich egal sein. Aber von den Gläubigen zu verlangen, daß sie die Schändung des ihnen Heiligen nicht nur tolerieren, sondern auch noch ausdrücklich begrüßen sollen, ist wohl etwas viel verlangt.
Ich habe generell keine Sympathie für Blasphemie um der Blasphemie willen, schon gar nicht wenn sie so minusbeseelt und billig betrieben wird wie von Charlie Hebdo (oder auch Titanic). Wenn nun Gestalten auftauchen, die derlei als Gipfel der abendländisch-zivilisatorischen Errungenschaften preisen, wie dieser Kommentator des Spiegels (“Mehr Blasphemie bitte!”), dann bin ich erst recht nicht Charlie. All das ist nichts anderes als das Äquivalent von “Pussy Riot” oder den Tittendummies von Femen, die von ihren Hintermännern wie Nutten auf den Proteststrich geschickt und von amerikanischen Geschäftsmännern gesponsert werden.
Angesichts der fraglichen Cartoons klingt das ganze gechwollene Gedöns von der “Freiheit” und den “Grundwerten”, das nun von allen Kanzeln verkündet wird, ziemlich hohl. Es erinnert an die europaweite Jubelpressen-Stilisierung von Conchita Wurst zur Freiheitsstatue “westlicher Werte”, deren Fackel Putins homophobes Empire of Evil erhellen soll.
Man verzeihe mir, wenn sich mein Enthusiasmus in Grenzen hält. Eher frage ich mich: Ist das alles, wirklich alles, was ihr anzubieten habt? Alles, was ihr mit eurer gloriosen “Freiheit” anfangen könnt? Alles, was wir, was ich damit anfangen soll? Oder, um ein anderes Beispiel aus einem ähnlichen Kontext zu erwähnen: bedeutet es auch “Freiheit”, einen überdimensionalen Analdildo, der absichtlich an einen Weihnachtsbaum erinnern soll, am Place Vendôme aufzustellen? Wird erwartet, daß das Volk jubelt über soviel Freiheit der Kunst und soviel tolle Provokation im Einklang mit “unseren Grundwerten”?
Ein unbekannter Freiheitsfeind, wahrscheinlich vom gleichen intoleranten Untermenschenschlag wie Pegida und die Islamisten, hat diesem Artefakt ästhetischen Terrors über Nacht die Luft herausgelassen. Wer war in dieser Geschichte der Subversive, der Widerständige? In einem Frankreich, in dem riesige Butt-plug-Skulpturen vom Staat gesponsert und öffentlich aufgestellt werden, ist eine Nummer wie Charlie Hebdo vielleicht nicht mehr gar so gewagt subversiv, wie ihre gealterten Macher dachten.
Charlie Hebdo stand natürlich auf der Seiten der Einwanderungsbefürworter. Das ist irgendwie drollig, und auch irgendwie “links”, nicht? Zuerst die Muslime einladen, und danach ihre Religion beleidigen, sozusagen als “republikanisches” Aufnahmeritual in die “westliche Wertegemeinschaft”. Da sage ich als böser “Rechter”: Lieber die Muslime zuhause bleiben lassen und ihre Religion respektieren.
Ich teile nicht die Verehrung, die generell Cartoonisten und Karikaturisten entgegen gebracht wird. Was man komisch findet oder für erlaubt hält, ist stets eine Frage der Perspektive. Ebenso, was einem luzide, scharfsinnig oder “entlarvend” scheint. Politische Cartoons amüsieren fast immer nur die Bekehrten. Im Dienste der Schwachen sind sie ebenso eine Waffe wie in den Händen der Mächtigen, und heute eher noch der Mächtigen. Wirklich nonkonforme, zeitgeistkritische Cartoonisten sind ebenso rar wie nicht-linkes Kabarett. Cartoons sind ideale Vehikel für Propaganda, Demagogie, “schreckliche Vereinfachungen” und Manipulationen aller Art.
Die Dummköpfe glauben, daß eine Sache schon dadurch erledigt sei, wenn es gelingt, sie lächerlich zu machen, und sei es nur, daß man den Gegner à la Charlie Hebdo mit heruntergelassenen Hosen zeichnet. Ob man darüber lacht, ist nicht nur eine Humor‑, sondern auch eine Gesinnungsfrage. Wie lustig, “mutig”, “provokativ”, “tabulos”, “subversiv” und “progressiv” grober und krasser Humor für einen Linken doch sein kann – solange nicht seine eigenen heiligen Kühe attackiert werden. Dann versteht er keinen Spaß mehr, und dann hat es auch ein Ende mit der Meinungsfreiheit.
Zum Abschluß der, wie ich finde, ironische Kicker des Tages: der berüchtigte schwarze Komiker Dieudonné M’bala M’bala, Frankreichs Obertroll vom Dienst, ist wegen eines makabren Scherzes verhaftet worden, der im jetzigen Klima nicht gar so doll angekommen ist.
Der 48-Jährige hatte in einem Facebook-Eintrag den Solidaritäts-Spruch “Ich bin Charlie” für die Anschlagsopfer mit dem Namen des Attentäters in einem jüdischen Supermarkt vermischt. Konkret hatte er das Bekenntnis “Ich bin Charlie” in “Ich fühle mich wie Charlie Coulibaly” umgewandelt. Er verwendete dabei den Nachnamen des Islamisten Amédy Coulibaly, der bei zwei Anschlägen fünf Menschen getötet haben soll, bevor er von Polizisten erschossen wurde.
Verhaftet – wegen eines Facebookeintrags! (Inzwischen gibt es Dutzende weitere Fälle.)
Dieudonné ist zusammen mit seinem Querfront-Mitstreiter Alain Soral ein langjähriger Lieblingsfeind von Charlie Hebdo, eine Fehde, die seit Jahren mit gegenseitigen groben Verspottungen ausgetragen wird. Dieudonné hat einen antikolonialistischen, antirassistischen und antiimperalistischen Hintergrund, dem er im wesentlichen treu geblieben ist.Vor allem aber ist er scharf antzionistisch und macht sich mit Vorliebe über den Holocaust lustig, den er vor allem als politischen Mythos betrachtet, der von den USA und Israel als ideologische Waffe gebraucht wird. Frankreich sieht er beherrscht von jüdisch-zionistischen Lobbies.
Damit hat er sich natürlich in die absolute No-Go-Kopfschuß-Zone des westlichen Diskurses begeben, dorthin, wo noch die letzten religiösen Gefühle Unterschlupf gefunden haben und wo es noch echte Tabus gibt, deren Bruch immense Affekte freisetzt. Zu seinen zahlreichen Provokationen gehörte unter anderem, daß er schlingensiefartig den berüchtigten Radikalrevisionisten Robert Faurisson, einen der geächtetsten Männer des Landes, in Sketchen auftreten ließ.
Dieudonne pflegt gute Kontakte zu anderen Pariahs, Randständigen und Militanten wie der Hisbollah und pan-afrikanischen Nationalisten. Jean-Marie Le Pen ist der Taufpate eines seiner Kinder. Er kritisiert scharf die vorherrschenden Doppelstandards, wonach man sich über Moslems lustig machen darf, nicht aber über Juden. (Charlie Hebdo hat sich trotz einiger antireligiöser Karikaturen von orthodoxen Juden weitgehend an diese Spielregel gehalten, und sogar einmal einen Mitarbeiter wegen einer angeblich antisemitischen Äußerung gefeuert.)
Auf das Konto von Dieudonnés Umfeld geht auch eine Persiflage namens “Shoah Hebdo”, die häufig mit echten Charlie-Covers verwechselt wird (zuletzt ist die Berliner Zeitung in die Falle getappt.)
Wer das nun als haarsträubend, skandalös, unerträglich und unkomisch empfindet, sollte sich fragen, ob viele Muslime und Katholiken angesichts der Cartoons von Charlie Hebdo nicht ähnliches gefühlt haben. Was dem einen als “Kritik” gilt, gilt dem anderen als “Hetze”, was dem einen “Satire” ist, ist für den anderen Diffamierung, was dem einen sein Heiligtum bedeutet, ist für den anderen eine Zielscheibe des Spotts. Da sich das kaum unparteiisch entscheiden läßt, muß die Meinungsfreiheit als unteilbares Prinzip Geltung haben.
Tatsache ist, daß es in der Praxis offenbar doch Grenzen der Satire gibt, die nichts mit Geschmacklosigkeit oder schlechten Witzen zu tun haben (in dieser Hinsicht kann es Dieudonné durchaus mit Charlie aufnehmen), sondern schlicht und einfach von politischen Interessen.
Im Gegensatz zu Charlie Hebdo wird Dieudonné als eine Art Staatsfeind betrachtet und entsprechend behandelt. Er hat bisher dutzende Geldstrafen erhalten, während Premierminister Valls sich zu seiner Nemesis gemacht und persönlich für ein Auftrittsverbot eingesetzt hat, das auch in Kraft getreten ist.
In einem offenen Brief an Innenminister Cazeneuve schreib Dieudonné:
Gestern waren wir alle Charlie, gemeinsam marschierend, aufrecht stehend, für die Freiheiten. Damit wir weiter über alles lachen. Alle Vertreter der Regierung, Sie eingeschlossen, marschierten zusammen in diese Richtung.
Auf der Rückkehr von diesem Marsch habe ich mich sehr alleine gefühlt. Seit einem Jahr hat mich der Staat im Visier und versucht mich mit allen Mitteln zu vernichten. Mediales Lynchen, Verbot meiner Aufführungen, Steuerprüfungen, Gerichtsvollzieher, Hausdurchsuchungen, Anklageerhebungen… mehr als achtzig gerichtliche Verfahren sind auf mich und meine Familie niedergegangen.
Und der Staat fährt fort, mein Leben zu verpesten. Achtzig Gerichtsverfahren. Seit einem Jahr werde ich als öffentlicher Staatsfeind Nummer 1 behandelt, obgleich ich nur zum Lachen anregen will, und auch um über den Tod zu lachen, denn der Tod, er, er lacht über uns, so wie Charlie es weiß, leider.
Obgleich ich den Frieden unter Ihrer Autorität seit mehreren Wochen vorschlage, bleibe ich ohne Antwort von Ihnen.Doch sobald ich mich äußere, versucht man nicht mich zu verstehen, man will mir nicht zuhören. Man sucht nach einem Vorwand, um mich zu verbieten. Man betrachtet mich als einen Amedy Coulibaly, obgleich ich nicht anders bin als Charlie.
Anscheinend finden meine Äußerungen nur dann Ihr Interesse, wenn Sie sie verdrehen können, um sich besser empören zu können.
Herr Minister, ich erinnere Sie daran, denn Sie scheinen mir jetzt zuzuhören:
Ich schlage Frieden vor.
Dieudonné M’bala M’bala
Für die Dummies sei es noch extra gesagt: ich identifiziere mich weder mit den Positionen von Dieudonné noch mit jenen von Charlie Hebdo. Ich sehe nur nicht ein, warum die Trollerei des einen wertvoller sein soll als die des anderen. Der Punkt ist, aufzuzeigen, daß es in dem öffentlichen Spiel nicht um “Freiheit” oder “Meinungsfreiheit” an sich geht, sondern immer nur um bestimmte Freiheiten, bestimmte Meinungen.
Unter der Oberfläche der laufenden “Rufe zur Einheit” wird außerdem sichtbar, daß diese Einheit keine “Spalter” mehr braucht, sondern längst nicht mehr existent ist. Die Frontverläufe sind heute zum Teil verwirrend komplex und widersprüchlich gezogen, und nicht mit Schlagworten wie “Offene Gesellschaft vs. ihre Feinde” oder “Islam vs. Abendland” oder “Terroristen vs. Demokraten” oder “Eingeborene vs. Einwanderer” und so weiter auf einen Nenner zu bringen. Ich glaube nicht, daß der Charlie-Schock tatsächlich lange ausreichen wird, um eine relative Einheit zu stiften.
Übrigens: die neue Nummer von Charlie Hedbo startet mit einer Auflage von 5 Millionen. Darf man das auch als einen Business-Erfolg bezeichnen?
Harald de Azania
Verehrter ML,
Alles gut und richtig. Das schoenste aber ist die blossgestellte Feigheit der REHAKLA, die bestens gesichert sich ein Demo-Staendchen geben. Wenn man daran denkt, dasz Kaiser franz Josef ganz allein uber die Ischler promenade spazierte und das zu einer Zeit, in der anarchistische Attentate zahlreich waren. Aber unsere REHAKLA ist halt einmalig und unverzichtbar. Das ist das Gute am Weltnetz: Derartige Manipulationen sind sofort aufgedeckt. Dasz die an der Nadel des eigenen Kulturnihilismus Haengenden immer nur nach Erhoehung der Dosis japsen koenne, ist klar.
EURO/EU Krise ?>>> Noch mehr Europa!
Kulturzersetzung ?>>> Noch mehr Vulgaritaeten!
Blasphemie ? >>>> Noch mehr davon, na klar!
Definition ex "Wikipaedia": Blasphemie (altgr. ἡ βλασφημία, τῆς βλασφημίας – blasphêmía – die ‚Rufschädigung‘, zusammengesetzt aus βλάπτειν – bláptein – ‚Schaden bringen‘, ‚benachteiligen‘ und ἡ φήμη – phếmê oder dorisch ἡ φάμα – pháma – ‚die Kunde‘, ‚der Ruf‘) bezeichnet das Verhöhnen oder Verfluchen bestimmter Glaubensinhalte einer Religion. Eine öffentliche, ärgerniserregende Beschimpfung Gottes wird als Gotteslästerung bezeichnet.
Davon mehr ? Noch mehr Rufmord ? Noch mehr Obszoenitaten? Dasz kann nur mehr die Position von Durchgedrehten sein. Dasz Euer heutiges System bereits stark totalitaere und repressive Elemente hat und vor Heuchelei trift und stinkt, ist evident. Aber man kann sich koordiniert gut wehren, oder ?
"Erkenne die Lage' sagte Altmeister CS. Klar erkennen wir Angela Merkl ( natuerlich nicht im biblischen Sinne, das waere doch zu grauslich ...) Wenn ich mir all die Kommentare durchsehe, ist die Folgerung; Wir koennen diskutieren und kommentieren und die Kommentare wiederum kommentieren und sind offenbar tuechtige Mundwerksburschen der rechten Debatte ( Nehme mich davon auch nicht aus). Wunderbr aber soll das l'art pour l'art sein? Doch nicht! Bisher haben wir interpretiert, jetzt kommt es darauf an, zu veraendern. Submissest darf ich aus der Ferne ein Diskussion ueber Ziele und Taktik vorschlagen.
"Was tun?" Beurteilung der Lage >>> Entschluss >>>> Auftrag und Befehl ( haben wir doch alle im Offizierskurs gelernt). In diesem Sinne, nochmals hohen Respekt fuer den geistigen Kampf, den die Sezssion und Ihre Autoren bewundernswert seit Jahren fuehren ( und dies ist sicherlich schwieriger als hier in Suedafrika, wo sogar die Kommunisten rechts von der CDU stehen). Gehen wir es an:
Frage: was sind unsere Ziele? Was wollen wir?
HdeA