Allerhöchste Priorität hatte natürlich das Befinden diverser Känguruh-Hoden verzehrender Jammergestalten im sog. “Dschungelcamp” inklusive Intimrotz-Liveticker; die in idiotische Dimensionen hochgeblasene sog. “Debatte” um sog. “Sexismus”, angestoßen durch ein paar Anzüglichkeiten, die sich ein alternder FDP-Politiker geleistet hat; und, im Zuge der Kontroverse um die laufende politkorrekte Säuberung von Kinderbuchklassikern, die weltbewegende Frage, ob das Wort “Neger” nun endgültig zum “dirty word” erklärt werden soll.
Letztere hat mal wieder in unserem alten Freund Georg Diez die hohepriesterliche Ader stimuliert. Im SpOn verfiel er geradezu in messianische Stimmung und verkündete die Morgenröte Deutschlands, das “freier, schöner und aufgeklärter” sein werde, wenn
nicht nur Kinderbücher auf das N‑Wort verzichten – sondern wir alle.
Inszeniertes Debattainment dieser Art gehört eben genauso wie das “Dschungelcamp” zum opiatischen Heiße-Luft-Gebläse, mit dem von tatsächlichen Problemen abgelenkt werden soll. Der penetrante Weihrauch-Geruch, der die lächerlich anmutenden Feldzüge gegen “N‑Wort” und “Sexismus“begleitet, verweist allerdings auf ernstere Dinge. Wie ernst, kann man an einem Kommentar der ZEIT-Redakteurin Özlem Topcu ablesen, aus dem zwar bereits unser Gastautor Philip Stein zitiert hat, dessen entscheidende Stelle ich aber hier wiederholen möchte.
“Die weißen Menschen”, so Topcu wörtlich, seien
… irritiert, dass nun andere mit am Tisch sitzen, wenn es um wichtige gesellschaftliche Fragen geht. Rassismus zum Beispiel. Wir leben in heterogenen Gesellschaften, das kann man finden, wie man will, sie werden nie wieder homogen. Das Wir ändert sich, mittlerweile beträgt der Anteil der Menschen anderer Herkunft in Deutschland 20 Prozent. Die neuen Deutschen haben einen anderen Zugang zu Themen, eine andere Geschichte und andere Erfahrungen. Und je mehr von ihnen in öffentliche Positionen kommen, desto mehr werden sich auch Debatten ändern. Ändern müssen. Die Kinderbücher, die Eltern Anna-Lena und Philipp abends vorlesen, hören jetzt auch Can und Mampezi; diese Literatur gehört nicht mehr den Alteingesessenen allein, sondern auch den neu Dazugekommenen.
Unverhohlener kann man kaum formulieren, daß in Deutschland ein ethnisch bedingter Kulturkampf im Gange ist, und der so einnehmend triumphierende Tonfall von Frau Topcu läßt keinen Zweifel, wessen Partei sie hier ergriffen hat, und wen sie am absteigenden Ast sieht. Dieser Sound ist inzwischen kennzeichnend für einen Typus, den ich in diesem Blog des öfteren beschrieben habe (etwa hier und hier); vor allem aber in meinem Kaplaken-Band “Die Verteidigung des Eigenen”. Es sind meistens sich linksliberal gebende Vorzeige-Assimilierte, in akademischen oder medialen Spitzenpositionen wie Topcu, die derart klar aussprechen, wohin die Fahrt gehen soll.
Daß diese Route theoretisch einen für ihre Karrieren und für das Wohl ihrer jeweiligen ethnischen Gruppen günstigen Lauf nimmt, liegt auf der Hand. Wie sieht es aber aus mit der geschmähten “Mehrheitsgesellschaft”, wie Naika Foroutan das nennt, mit den “weißen Menschen”, wie Özlem Topcu sie in Anlehnung an amerikanische Ausdrucksweisen nennt? Topcu prophezeit ihnen hier ausbuchstabiert weitere Konfrontationen, Komplikationen, Fragmentierungen, Spaltungen, Diversifikationen, Dekonstruktionen, Machtkonflikte, Hin-und Hergezerre und Infragestellungen infolge der zunehmenden Besetzung “öffentlicher Positionen” durch wachsende Migrantengruppen.
Ich gehe einmal davon aus, daß die meisten Menschen aus der Noch-“Mehrheitsgesellschaft” solchen Aussichten nicht mit übermäßiger Vorfreude entgegenblicken, oder sie übertrieben “spannend” finden oder gar als “Chance begreifen”, wie die gängige Phrase lautet. Schon gar nicht in Zeiten, in denen die existenzielle Angst und Unsicherheit im Wachsen begriffen sind, das Mißtrauen in die Politik zunimmt und ganze Schichten den ökonomischen und kulturellen Boden unter den Füßen verlieren. Das letzte, was sie nötig haben, sind noch mehr “Debatten” darüber, was nicht mehr “ihnen allein gehören” soll.
Die besagten “weißen Menschen”, gerade im guten, dummen Deutschland wollen nun aufrichtig keine “Rassisten” sein, aber sie stellen sich ihre Zukunft doch lieber so vor, wie in dem auf diesem Blog besprochenen “München schaut hin”-Eígentor-Video: alles bleibt recht “homogen” und beim Alten, und die Minderheiten und die Schwachen werden von der intakten “Mehrheitsgesellschaft” edel vor Unbill und Intoleranz beschützt.
Die Nummer wird es aber in Zukunft nicht mehr spielen, teilt uns nun Özlem Topcu mit. Es wird nicht mehr reichen, daß Anna-Lena und Phillipp darauf achten, daß Can und Mampezi nicht mehr von Fritz und Heike gemobbt werden (eine Situation, die ohnehin keine Basis in der Realität mehr hat). Nein, sie müssen sich nun Cans und Mampezis Bedürfnissen anpassen, und ihre “Literatur” ist dabei noch das mindeste, das nicht mehr “ihnen allein gehören” soll.
“Weiße dürfen nicht bestimmen, wann Schwarze sich gekränkt fühlen dürfen”, schreibt Topcu weiter. Und ruft ihnen zu: “Stellt euch nicht so an!” Diese Nervensägen parieren einfach nicht schnell genug:
Es nervt, wenn weiße Menschen dunkelhäutigen Menschen erzählen wollen, wann sie sich verletzt fühlen dürfen und wann sie es mit der Correctness und »Empfindlichkeit« übertreiben. Es nervt, dass die Mehrheit definieren will, was »wirklicher« Rassismus ist und welcher unschuldig oder der jeweiligen Zeit geschuldet. Das sollte sie lassen. Sie tut es aber nicht, weil es (glücklicherweise) kein vergleichbares, global so bekanntes Wort gegen Weiße gibt, das sie ähnlich treffen könnte.
Mir fällt aber nun doch ein Wort ein, das die meisten Weißen in der Regel hart trifft und zum Kuschen bringt, und das ist “Rassist” – ein Umstand, der nebenbei mehr über den angeblichen “Rassismus” der Weißen aussagt, als ihr Widerwille, Kinderbücher umschreiben zu lassen. Dieses Wort bezeichnet heute den schlimmsten ethischen Vorwurf, den man einem Menschen machen kann. Es ist ein Druckmittel, eine politische Waffe, weshalb es in der Tat nicht unwesentlich ist, daß definiert und bedacht wird “was ‘wirklicher’ Rassismus ist und welcher unschuldig oder der jeweiligen Zeit geschuldet”, gerade aus der Warte derjenigen, auf die die Waffe gerichtet wird.
Dazu kommt, um es in Topcus Worten zu sagen, daß die Weißen (unglücklicherweise) kein vergleichbares, global so bekanntes und wirksames Wort zur Verfügung haben, mit dem sie sich gegen diese Erpressung wehren könnten. Topcu sagt nichts anderes, als daß sie will, daß das auch so bleibt. Der “Rassismus”-Joker soll immer stechen dürfen, ohne nervigen Widerspruch. Daß Weiße und ihre Kultur “rassistisch” seien, darf indessen ungeachtet der Schwere des Vorwurfs jedermann jederzeit behaupten, willkürlich definieren und anwenden, wie es ihm gerade in den Kram paßt.
Davon macht auch Topcu reichlich Gebrauch:
Doch selbst wenn eine Lindgren das Wort benutzt – es bleibt eine rassistische Bezeichnung, die manchem wehtut. So einfach ist das. Als Pippi Langstrumpf erschaffen wurde, gab es keine schwarzen Schweden; Europa galt als überlegene »Erste Welt«. Nicht Lindgren war rassistisch, sondern die Welt, in der sie lebte. Sie wusste es nur nicht. Man hat so gesprochen, weil es damals normal war, normaler jedenfalls als heute, Menschen anderer Herkunft abzuwerten.
Also bitte keine Sehnsucht nach Bullerbü, diesem verlogenen, reaktionären, latent rassistischen Moloch! Jetzt, da es gottseidank auch “schwarze Schweden” gibt, kommt das endlich zutage. Vor allem solche, die ihr Schwarzsein für eine ungeheuer wichtige Sache halten, und zu deren bevorzugten Beschäftigungen es gehört, den “weißen Schweden” ein schlechtes Gewissen zu machen – mit staatlicher Förderung übrigens.
Nur mal kurz dazwischen geschoben: welcher kindliche Leser des “Taka-Tuka-Landes” hat eigentlich jemals den Begriff “Negerkönig” als “abwertend” empfunden? Der schwarze Schauspieler Samuel Jackson, Co-Star eines Films, der gerade den Rassenhaß in den USA aufstachelt, hat die Aufregung in einem Interview mit der Berliner Zeitung jedenfalls mit einiger Hartnäckigkeit nicht verstehen wollen:
Als das Kinderbuch 1945 erschien, hat Astrid Lindgren darin das Wort Neger benutzt. Die deutsche Familienministerin Kristina Schröder hat vor Kurzem eine Debatte losgetreten mit ihrer Erklärung, dass sie ihrer Tochter aus dem Buch Begriffe wie Negerkönig oder Negerkönigreich nicht vorlese.
Und warum macht sie sowas?
Sie sagte, auch ohne die böse Absicht der Autorin können Wörter Schaden anrichten. Sie finde es verletzend, das Wort Neger zu benutzen und möchte nicht, dass ihre Tochter mit so einer Weltsicht aufwächst.
Verstehe. Aber das würde ja auch bedeuten, dass ihre Tochter aufwächst, ohne zu erfahren, dass auch Neger Königreiche haben können, oder?
Bei Pippi Langstrumpf ist die Sache noch komplizierter, weil der Negerkönig ja Pippis Vater Efraim ist, also ein Weißer.
Okay, aber das Wort an sich besagt ja ganz klar, dass Neger auch Königreiche hatten, nicht wahr? Jetzt würde mich aber wirklich brennend interessieren, mit welchem Wort Ihre Familienministerin den Negerkönig ersetzt.
Sie liest stattdessen Südseekönig. Übrigens hat der Verlag in neuen Ausgaben genau das schon gemacht, Negerkönig durch Südseekönig ersetzt. Und ein anderer Verlag von Kinderbuchklassikern ist ebenfalls gerade dabei, das Wort Neger zu entfernen.
Man könnte auch von einem afrikanischen oder nubischen König sprechen, am Ende wissen doch alle, was gemeint ist. Im Englischen ist „Negro“ an sich noch kein schlechtes Wort. Es bezeichnet eine Rasse.
Topcu ist nun nach eigener Aussagen “genervt” von den widerspenstigen “weißen Menschen”, wie einige andere “dunkelhäutige Menschen” vermutlich auch, aber eben diese “weißen Menschen” sind nicht weniger genervt, wenn “dunkelhäutige Menschen” sie ständig mit der Berufung auf “verletzte Gefühle” erpressen wollen, und per Schuldgefühlknopf nötigen, ihre eigene Kultur zurückzunehmen. Es ist weniger “das” Wir, das sich in Deutschland “ändert”, vielmehr treten konkurrierende “Wirs” auf, die von dem bisherigen “Mehrheits”-Wir eine Konzession nach der anderen einfordern.
Bekommen diese besagten “weißen Menschen” dann nicht auch gelegentlich Lust, etwa gereizt auszurufen: “Stellt euch nicht so an! Was soll das ständige Generve von wegen ‘Rassismus’? Seid froh, daß ihr bei uns in Freiheit, Sozialabsicherung und Wohlstand leben dürft, und nicht in irgendeinem eurer abgefuckten dysfunktionalen Herkunftsländer. Irgendeinen Grund mußt ihr ja haben, warum ihr lieber unter uns ‘Rassisten’ leben wollt.” Aber sie werden dergleichen nur selten aussprechen, denn das wäre ja asozial und “rassistisch”, und schließlich ist man als “weißer Mensch” bekanntlich persönlich schuld, daß all diese Länder in einem so schlechten Zustand sind.
So “nervt” also einer den anderen und die allgemeine Gereiztheit steigt. Es kann schon aufreizend genug sein, wenn Vertreter der eigenen ethnischen Gruppe, noch dazu als gewählte Repräsentanten, diese als “Rassisten” denunzieren. Dann spielt sich das Ganze immer noch sozusagen “in der Familie” ab, die einen, die es eher positiv sehen, nennen es vielleicht “Verantwortungsgefühl”, die anderen “Ethnomasochismus” und Selbstbezichtigungssyndrom, wenn das Ganze übertrieben wird.
Aber um wievieles mehr muß die Gereiztheit steigen, wenn man sich all dies von einem Repräsentanten einer anderen ethnischen Gruppe sagen lassen muß, der ein klares Interesse an Macht und “öffentlichen Positionen” hat, und der seine eigene Gruppe ganz offensichtlich von dem Appell und Vorwurf ausnimmt!
Die Debatten in Deutschland über diese Dinge folgen zunehmend US-amerikanischen Mustern. Hier wie dort hat man noch niemals so viel über “Hautfarben” und “Rassismus” geredet wie heute. Diese Dinge sind zur Besessenheit, zur fixen Idee geworden. Es gibt einen alten Konsens der zivilisierten Menschen, daß man über die Hautfarbe und “Rasse” eines Menschen nicht allzu viele Worte und Aufmerksamkeit verliert. Es ist kleinkariert und schäbig, daraus ein primäres Kriterium zu machen. Nichtsdestotrotz muß man realistisch bleiben, was die conditio humana und das menschliche Bedürfnis nach Identität und Gruppenzugehörigkeit betrifft.
Weil ihre Ingenieure das eben nicht sind, führt die Politik des Multikulturalismus, der Einwanderung und der Vermischung eben zu dem nur für die Naiven paradoxen Ergebnis, daß über nichts anderes als Rasse und “Hautfarbe” mehr geredet wird. Obamas “post-racial America”, das vor den gleichen demographischen Entwicklungen wie Europa steht, ist in Wahrheit ein “hyper-racial America”, in dem Heuchelei, Bigotterie, “Diskriminierung” und ethnische Spannungen ungebremst wuchern.
Es liegt auf der Hand, daß es sich hier, soweit es Europa betrifft, um ein künstlich importiertes Problem handelt. Ein Autor des Deutschlandradios schreibt über den Antikolonialismus-Theoretiker Frantz Fanon, dessen Figur ich zum Ausgangspunkt meines Essays “Die Verteidigung des Eigenen” genommen habe:
Fanon konnte nicht ahnen, dass die soziale und räumliche Trennung der Lebensgebiete von ehemaligen Herren und früheren Kolonisierten auf Europa ausufern würde.
Diese “Ausuferung” ist selbstverständlich eine Folge der Masseneinwanderung, die dazu geführt hat, daß heute angeblich bereits jedes dritte in Frankreich geborene Kind nicht-europäischen Ursprungs ist. Man kann hier durchaus von einer Art von Siedlungskolonialismus sprechen. Der Import der “Lebensgebiete” der Einwanderer hat einerseits zur Verslumung der Städte geführt, andererseits ist auch ein Kampf und Kulturkampf um die Verteilung der Güter der Industriegesellschaft entbrannt. Fanon wußte, wie auch später Jean Raspail, daß die in den Westen strömenden Massen nicht nur von Not, sondern natürlich auch von Gier, Rachegelüsten und Neid getrieben werden:
Die Stadt des Kolonialherren ist eine stabile Stadt, ganz aus Stein und Eisen, eine erleuchtete, asphaltierte Stadt, in der die Mülleimer von unbekannten, nie gesehenen, erträumen Resten überquellen, eine gemästete, faule Stadt. Ihr Bauch ist voll von guten Dingen. Die Stadt des Kolonisierten, das Negerdorf, die Medina, das Reservat ist ein Ort von schlechtem Ruf, bevölkert von Menschen mit schlechtem Ruf. Es ist eine niedergekauerte, hingelümmelte Stadt. Der Blick des Kolonisierten ist der Blick geilen Neides, der Besitzerträume. Aller Arten von Besitz: Sich an den Tisch des Kolonialherren setzen, in seinem Bett schlafen, wenn möglich mit seiner Frau. Der Kolonisierte ist ein Neider. Der Kolonialherr weiß das genau. Wenn er jenen Blick überrascht, stellt er mit Bitterkeit fest: Sie wollen unseren Platz einnehmen.
Um nun also zur Schlußpointe zu kommen: nach Pippi Langstrumpf wäre Fanons Werk der nächste Kandidat für eine “Säuberung”. In seinem einflußreichen Hauptwerk “Die Verdammten dieser Erde” (1960) steht in der deutschen Übersetzung durchgängig das Wort “Neger” (im französischen Original: négre). Dies war eben, was Özlem Topcu durchaus hätte wissen und erwähnen können, zu Lindgrens und Fanons Zeiten keineswegs “abwertend” gemeint.
Fanon selbst durchlitt als Kolonisierter eine schwere Identitätskrise, die er unter anderem in seinem Buch “Schwarze Haut, weiße Masken” (1952) thematisierte. Er erkannte, daß er eine verfälschende Maske, die des “Franzosen” trug, daß er seiner Geschichte und seiner Herkunft beraubt worden war.
Meine Mutter singt französische Liebeslieder für mich, in denen kein Wort über Neger vorkommt. Wenn ich aber nicht gehorche, wird mir gesagt, Ich solle aufhören, mich wie ein Nigger zu benehmen.
Er stellte fest:
Ohne eine Negervergangenheit, ohne eine Negerzukunft war es mir unmöglich, mein Negertum zu leben. Noch nicht weiß und schon nicht mehr schwarz, war ich ein Verdammter.
Sans passé nègre, sans avenir nègre, il m´était impossible d´exister ma nègrerie. Pas encore blanc, plus tout à fait noir, j´étais un damné.
Man kann von Fanon heute vieles lernen. Seine Sprache ist härter, direkter, politischer als jene der heutigen verkitschten “Vielfaltsapostel” mit ihrer Kindergeburtstagsrhetorik. Er spricht unverblümt von den Interessenslagen, die sich hinter den schönen Schlagworten verstecken und sie als Waffe benutzen. Nur so können wir verstehen, was für eine politische Funktion der “Rassismus”-Begriff hat.
Noch ein Punkt. In einem Spiegel-Artikel über Fanon aus dem Jahr 1969 finde ich folgende Bemerkung:
Interessanter ist, was er über die nationale Kultur der farbigen Völker schreibt. Er sieht zum Beispiel in Leopold Sédar Senghors “Négritude” eine affektive Antithese zur Beleidigung der Menschheit durch den weißen Mann. Aber gerade darum ist sie ihm verdächtig, stellt sie seiner Meinung nach eine Rassifizierung einer afrikanischen Nationalkultur dar, eine Sackgasse, einen verspielten Exotismus; was dabei fehle, seien die Fundamente im Volk, das Geflecht der nationalen Vorstellungen und sozialen Beziehungen. Fanon: “Das allein zählt. Alles übrige ist Literatur und Mystifikation.”
Auf die heutige Lage umgelegt: wo diese “Fundamente im Volk, das Geflecht der nationalen Vorstellungen und sozialen Beziehungen” nicht mehr bestehen, oder sich in Auflösung befinden, bleibt wohl tatsächlich am Ende nichts mehr übrig als der Bezug auf die nackte biologische Rasse, ob als “Rassismus” oder “Antirassismus”. Schon ist die Rede von einer Front der “weißen Menschen” gegen die “dunkelhäutigen Menschen”, oder nach Belieben auch umgekehrt, aus linksliberalem Mund.
Eben waren wir noch allesamt bunte Smarties, durch nichts unterschieden als durch die Farbe unseres Zuckergußes. Langsam wird es aber eng in der Rolle, und vielleicht war dies Sache mit dem Unterschied doch nicht so einfach. Wer garantiert uns, daß die gegenseitigen Gereiztheiten sich nicht eines Tages an den primitivsten und elementarsten Kriterien und Äußerlichkeiten entzünden und explodieren werden?
Das goldene Zeitalter des überwunden geglaubten Rassismus steht uns wohl noch bevor, und niemand anders als die Politik der Linken, die gezielt die von Fanon genannten Fundamente der Nationalkulturen negiert und zerstört, wird dafür verantwortlich zu machen sein.
Gottfried
Die "Menschen", die zur Religionsgemeinschaft der Humanisten und Humanistinnen gehören und die ungläubigen oder andersgläubigen "Menschen" haben nichts miteinander gemein.
Der "Mensch" des Humanisten ist ein idealistisch/universalistisches Reißbrettkonstrukt, weil diese "Menschen" mit ihren vielfältigen cultures alle gleich sind, ist der Humanismus DIE Religion, die die Vernutzung der "Menschen" in einer neuen Ordnung der Welt optimalisiert nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten.
Der Humanismus ist m.E. so überaus erfolgreich, WEIL seine Dogmen so bizarr sind, und mit dem Leben auf Erden ganz genau NICHTS zu tun haben. Der besonnene Bürger wird sich denken, daß "die Wahrheit doch so oft in der Mitte" liege, daß "da schon etwas dran sein" werde.
In den Niedrungen auf der Erde, also in der Wirklichkeit des Lebens, gibt es zum Beispiel "Menschen", die in einer Modern-Jazz-Kapelle spielen und andere "Menschen" abweisen und ausgrenzen, die zwar durchaus eine Trompete blasen können, das jedoch immer nur in volkstümlichen Trachtenformationen exerziert haben.
Es ist eine Grunderkenntnis der Soziologie, daß es eine wirkliche Gruppe "Mensch"heit nicht gibt, daß es wohl ein Urbedürfnis gibt, sich per Anschluß an eine bestimmte Gruppe zu unterscheiden (lat. "discriminare") von Nichtgruppenmitgliedern.
Wenn nun Jazz-Formationen und Volksmusiker nicht im gleichen Raum zur gleichen Zeit musizieren (Di(e)versity, BUNTE Vielfalt), also strenge Segregation/Apartheid herrscht, bietet das die besten Voraussetzungen, daß sich diese unterschiedlichen Parteien nicht in die Haare geraten, es werden wohl ähnliche Gründe gewesen sein, daß man beim Bauen von Mietshäusern auf die Idee kam, die einzelnen Wohnbereiche durch Wände voneinander abzutrennen.
Eine Erkenntnis sowohl der Geschichtswissenschaft als auch der neuesten Hirnforschung ist es, daß die Begegnung biologisch nicht Verwandter mit VORBEWUSSTEN Antipathien verbunden ist.
Solche Reaktionen lassen sich im Versuch bei Probanden an der Amagdyla (Mandelkern) nachweisen.
In den VSA - von dort (Judith Butler) stammt auch die humanistische Idee, Männer und Frauen in "Menschen" zu transformieren - ist man schon besonders weit damit, den Nachwuchs so zu sensibilisieren, daß die evolutionsbiologisch verankerten körperlichen Reaktionsmuster (Biologen sprechen auch vom Selbsterhaltungstrieb und von der Erhaltung der eigenen Art) gezielt geschwächt werden. Rasisstische Propaganda, "nobody is white":
https://www.youtube.com/watch?v=sOuCxchnMkU