Du machst nicht mehr mit

„Aber so was darf man heute ja nicht sagen!“ Einerseits habe ich eine Allergie gegen diesen Gemeinplatz,...

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

der im gemei­nen Volk zu einer Stan­dard­flos­kel gewor­den ist. Es stimmt wohl, daß diver­se kri­ti­sche Äuße­run­gen und Hal­tun­gen (zur Migra­ti­ons­the­ma­tik, zur Frau­en­eman­zi­pa­ti­on, zu sexu­el­len Ori­en­tie­run­gen oder zum Zen­tral­rat der Juden) hier­zu­lan­de von eini­gen Sozio­lo­gie­häupt­lin­gen unter „men­schen­feind­li­che Ein­stel­lun­gen“ sub­su­miert werden.

Es stimmt auch, daß diver­se Medi­en ihre Kom­men­tar­spal­ten schnell schlos­sen, wenn zu emp­find­li­chen The­men die Leser­stim­mung kipp­te – ent­ge­gen der Blatt­li­nie, zuun­guns­ten der ver­öf­fent­lich­ten und zu ver­öf­fent­li­chen­den Meinung.

Aber sagen darf man in die­sem Land doch rela­tiv viel. Von Zei­ten und Län­dern, wo eine inop­por­tu­ne Mei­nung Fol­ter oder Strick bedeu­ten, tren­nen uns Wel­ten. Um in den Genuß einer gefäng­nis­straf­be­wehr­ten Ver­ur­tei­lung nach dem spe­zi­ell deut­schen „Volks­ver­het­zungs­pa­ra­gra­phen“ 130 zu kom­men, muß man sich schon recht vehe­ment an den stäh­ler­nen „Grün­dungs­my­thos der BRD“ (Joseph Fischer über Ausch­witz) zu schaf­fen gemacht haben. Daß man jen­seits die­ser Linie und selbst hart an die­ser Gren­ze aller­hand sagen darf, zählt zu mei­nem Einer­seits.

Ich könn­te aus dem Steg­reif eine ellen­lan­ge Lis­te an Netz­sei­ten, Kom­men­tar­spal­ten, Leser­brie­fen oder selbst an gehar­nisch­ten Bei­trä­gen aus (eta­blier­ten) Redak­ti­ons­stu­ben auf­zäh­len, in denen weit­ab vom soge­nann­ten Main­stream mit kri­ti­schen The­men ins Gericht gegan­gen wird.

Und, von wegen, sol­che angeb­li­chen Mei­nungs­au­ßen­sei­ter wür­den kein öffent­li­ches Gehör fin­den! Udo Ulfkot­tes mehr als islam­kri­ti­sche Bücher ver­kau­fen sich blen­dend, tau­send wei­te­re Titel, deren Autoren mal sou­ve­rän, mal pole­misch sich deut­lich rechts von der Mit­te posi­tio­nie­ren, fin­den eben­falls ihre Käu­fer. Sie wer­den eben nicht ver­bo­ten, bis­wei­len wer­den sie gar von den Leit­me­di­en rezen­siert. Natür­lich nicht annä­hernd in aus­ge­wo­ge­ner Anzahl – kei­ne Fra­ge, die Her­ren der Mei­nungs­ho­hei­ten schlüp­fen an Thors­ten Hinz´ her­vor­ra­gen­den Büchern und vie­len ande­ren vorbei.

Eva Her­mans mild-anti­fe­mis­ti­sche Wer­ke ver­kau­fen sich seit Jah­ren in gro­ßen Stück­zah­len, ihr neu­es­tes Opus Die Wahr­heit und ihr Preis ist nun von der BILD in Tei­len abge­druckt wor­den und steht seit­her weit oben in sämt­li­chen Ver­kaufs­rang­lis­ten. Die Qua­li­tät der Her­man-Bücher mal ganz außer acht gelas­sen – die­ser Ver­kaufs­er­folg ist auf jeden Fall eine gro­ße Genug­tu­ung. Und mit Her­man wäre ich am sprin­gen­den Punkt, beim bedeut­sa­men Ande­rer­seits.

Denn der „Fall Her­man“ ver­deut­licht ganz gut, daß man in einem wei­te­ren Sin­ne eben doch nicht „alles sagen“ darf. Jeden­falls nicht um den Preis einer äußers­ten Stig­ma­ti­sie­rung, die über die übli­chen Merk­ma­le einer hart geführ­ten Debat­te hin­aus­geht. (Was einst Wal­ser, Slo­ter­di­jk und jüngst Sar­ra­zin wider­fuhr, gehört mei­nes Erach­tens zu jenen hei­ßen Debat­ten. Die Her­ren wur­den harsch kri­ti­siert, aber nicht sys­te­ma­tisch aus­ge­grenzt.) Die Hexen­jagd auf Her­man ist dafür ein noch kras­se­res Exem­pel als ähn­lich gela­ger­te Fäl­le der Mund­tot­ma­chung (wie die Cau­sae Mar­tin Hoh­mann, Peter Krau­se, Phil­ipp Jen­nin­ger, Ernst Nol­te usw.), da die Nach­rich­ten­spre­che­rin sich weder zu his­to­risch bri­san­ten The­men geäu­ßert noch sich in poli­tisch als „umstrit­ten“ gel­ten­den Fahr­wäs­sern je bewegt hat­te. Allein ihre Kri­tik am „Kar­rie­re­wahn“ von Müt­tern und ihre Skep­sis gegen­über einer frü­hen Tren­nung von Mut­ter und Kind ließ die Meu­te losjagen.

Mir ist schon klar, wie das geht, daß Leu­te, die frü­her Molo­tow-Cock­tails gegen Poli­zis­ten war­fen, Koka­in kon­su­mier­ten oder mit min­der­jäh­ri­gen Pro­sti­tu­ier­ten sich ver­gnüg­ten, nach kur­zer Zeit wie­der voll reha­bi­li­tiert im Licht der Öffent­lich­keit ste­hen. Das ist nicht die Fra­ge. Erstaun­lich ist für mich, war­um es bei einer (wenn auch nur gefühlt) rech­ten Posi­tio­nie­rung von der Mit­te den einen voll trifft und den ande­ren nicht. Man könn­te leicht eine Tabel­le erstel­len anhand von Jun­ge-Frei­heit-Inter­view-Part­nern: Unab­hän­gig davon, ob sich die Inter­view­ten inhalt­lich aus dem Fens­ter lehn­ten, ent­zün­de­ten zahl­rei­che Gesprä­che einen Eklat, allein auf­grund der Tat­sa­che, daß mit der Jun­gen Frei­heit (einer nach amt­li­chem Urteil ver­fas­sungs­kon­for­men Zei­tung) gespro­chen wur­de. Bei x ande­ren Gesprächs­part­nern blieb jede Reak­ti­on aus. Die Linie ist mir nicht klar. Es liegt nicht an der mehr oder weni­ger gro­ßen Pro­mi­nenz der Leu­te, auch nicht dar­an, ob sie sich ohne­hin schon gele­gent­lich „ver­däch­tig“ geäu­ßert hat­ten oder im Gegen­teil als „Lin­ke“ gelten.

Wie kommt’s außer­dem, daß gele­gent­li­che JF-Autoren wie Prof. Jost Bauch oder Car­lo Cle­mens (die Lis­te wäre stark erwei­ter­bar) einen höl­li­schen Streß am Arbeits­platz bekom­men, wäh­rend ande­re – neh­men wir Franz Alt, Hans-Olaf Hen­kel oder Jür­gen Lim­in­ski, auch die Rei­he wäre leicht fortz­set­zen – mit­nich­ten für gele­gent­li­che JF-Autor­schaft mit Kam­pa­gnen über­zo­gen wer­den oder auch nur ihre ande­ren Medi­en­ka­nä­le gekappt bekom­men? Oder neh­men wir den Focus-Text­chef Micha­el Klo­novs­ky, der in diver­sen Auf­sät­zen und sei­nen Apho­ris­men­samm­lun­gen über­haupt kein Blatt mehr vor den Mund nimmt. Daß Klo­novs­ky dafür geschnit­ten wür­de, wäre mir unbe­kannt. Wie kommt’s?

Gene­rell wird man wohl sagen kön­nen, daß einer, der sich publi­zis­tisch oder poli­tisch weit vor­wagt, auch ein­ste­cken kön­nen muß. Nun ken­ne ich aber zahl­rei­che Fäl­le, wo „unbe­schol­te­ne“ Bür­ger Opfer lin­ker Kam­pa­gnen werden.

In Tübin­gen haben sie der­zeit einen Leh­rer dran, dem man nach­wei­sen konn­te, daß er meh­re­re Leser­brie­fe an die Jun­ge Frei­heit geschrie­ben hat. Anony­me Flug­blät­ter wer­den an Schu­len ver­teilt, eine Leser­brief­schlacht tobt in der Lokal­pres­se. Die­ser Mann soll – allein auf­grund nach­ge­wie­se­ner Affi­ni­tät zur JF – gründ­lich geäch­tet werden.

Abon­nen­ten der Sezes­si­on sind in ein ande­res Bun­des­land umge­zo­gen, dort arbei­ten bei­de als Leh­rer. Im gemein­sa­men Gar­ten des neu­en Miets­hau­ses sah man den Mann die Sezes­si­on lesen. Er wur­de von der „Haus­ge­mein­schaft“ –mit der es zuvor kei­ner­lei Dis­so­nan­zen gab ‑zur Rede gestellt. „Wenn wir auch nur einen wei­te­ren Hin­weis auf eine rechts­ra­di­ka­le Ein­stel­lung in ihrer Fami­lie fin­den, sehen wir uns gezwun­gen, a) die Schu­le und b) den Ver­mie­ter dar­über in Kennt­nis zu set­zen. Das wird nicht ohne Kon­se­quen­zen blei­ben.“ Seit­her wird die Sezes­si­on an eine Ersatz­adres­se geschickt.

Bei ande­ren Abon­nen­ten brach­te aus uner­find­li­chen Grün­den (ver­mut­lich die weit­ver­brei­te­te Manie, jede neue Per­son im Gesichts­kreis zu goo­geln) eine der Bekann­ten her­aus, daß die Frau in ers­ter, seit lan­gem geschie­de­ner Ehe mit einem JF-Autor ver­hei­ra­tet war. In einem zwei­ten Schritt wur­den die klas­sisch deut­schen Namen der Kin­der des Paa­res als Indiz für eine mög­li­cher­wei­se gefähr­li­che Ein­stel­lung genom­men. Das Ehe­paar behaup­te­te jedoch – wahr­heits­ge­mäß -, über­haupt kei­ne poli­ti­schen Ambi­tio­nen zu ver­fol­gen. Die bei­den ver­ste­hen sich weder als „völ­kisch“, noch gehö­ren sie irgend­ei­nem Bund oder einer Ver­ei­ni­gung an. Nun fand man aber her­aus, daß die Frau als Jugend­li­che (Mit­te der Neun­zi­ger) doch auch einen (!) Arti­kel in der JF ver­faßt hat­te – einen ganz bra­ven im Kul­tur­teil. Nun hat die Fami­lie seit Mona­ten ein wah­res Spieß­ru­ten­lau­fen zu bewerk­stel­li­gen: Der freie Kin­der­gar­ten hat unter Hin­weis auf denun­zia­to­ri­sche Schrei­ben die Kin­der des Paa­res abge­lehnt. Leu­te grü­ßen nicht mehr, ande­re spre­chen „offen“ über ein „ungu­tes Gefühl“, das sie im Umgang mit der Fami­lie nun hätten.

Einer jun­gen Dok­to­ran­din wur­de im glei­chen Jahr erst die Woh­nung gekün­digt (mit der infor­mel­len Begrün­dung, man wol­le kei­ne JF-Bezie­her im Haus) und dann der Job. Man hat­te goo­gelnd her­aus­ge­fun­den, daß die Frau Mit­glied in einem (weder ver­bo­te­nen noch „beob­ach­te­ten“) Jugend­bund ist, der als irgend­wie „rechts­las­tig“ gilt. In den Wochen, bevor die Kün­di­gung wirk­sam wur­de, rede­ten ihre Mit­ar­bei­ter kein Wort mehr mit ihr.

Ich hät­te noch ein Dut­zend ähn­li­cher Fäl­le parat, in denen sozi­al stig­ma­ti­siert wur­de, selbst ohne daß die Betrof­fe­nen etwas Strit­ti­ges gesagt, geschwei­ge denn getan hät­ten. Was sagt man zu sol­chen Fäl­len? War­um trifft’s man­che, und ande­re nicht? Wie läuft so was ab? Und warum?

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (55)

kolkrabe

17. Juni 2010 11:35

>> Warum triffts manche, und andere nicht? Wie läuft so was ab? Und warum? <<

Gute Frage. Warum rutscht einer auf einer Bananenschale aus, der andere nicht? Hierzu vier biografische Anmerkungen:

1. Aus Gründen der persönlichen Rebellion hab ich (Jahrgang 62)seinerzeit den Kriegsdienst verweigert - und dabei (durchaus nicht in Gegnerschaft) auf Jüngers Kriegstagebücher verwiesen. Das Gremium war schockiert. Ob wegen Jünger oder wegen mir - keine Ahnung.
Ich kam jedenfalls erst in der dritten Verhandlung durch.

2. In den 80er Jahren studierte ich an der Uni Münster Philosophie und befasste mich schwerpuntkmäßig und in nicht-denunziatorischer Absicht mit Heidegger (das war damals, in der unsäglichen Victor-Farias-Zeit). Als Hiwi regte ich die Anschaffung der Ernst Jünger-Gesamtausgabe für die Seminarbibliothek an - und setzte mein Anliegen auch mühelos durch. Von gelegentlichem Stirnrunzeln und süffisanten Kommentaren abgesehen, hatte ich keine Repressionen zu ertragen. Auch mein Hiwi-Job war niemals gefährdet deswegen.

3. Viele unserer Freunde und Bekannten sind eher im links-alternativen oder liberal-bürgerlichen Mileu beheimatet. Kaum jemand nimmt Anstoß an meiner Lektüre, die ich weder verberge noch wie den "Wachtturm" von mir hertrage (nach wie vor lese ich Heidegger, Jünger, Schmitt usw., Scheil, Hinz, Weißmann, Sezession, JF). Meine Äußerungen sind durchaus markant bis provozierend - immer aber gut begründet.

4. Ich lebe immer noch im Münsterland und arbeite als Freiberufler(Bereich Werbung/Marketing). Selbst mit einigen Kunden kann ich ungestraft über rechte Dinge reden - und zwar nicht aus links-kritischer Distanz heraus. Weil ich keine platte Propaganda (für wen auch?) betreibe und erkennbar Selbstdenker bin, ernte ich Respekt und Interesse.

Woran liegt es also, dass ich keine Repressionen zu ertragen hatte/habe? Es könnte einerseits an der Region und ihren Einwohnern (bedächtig, tolerant, bodenständig, leichter Hang zum Konservativen) liegen, andererseits aber auch an der Art und Weise meines Auftretens und der damit verbundenen persönlichen Glaubwürdigkeit: Ich stehe als Familienvater mitten im Leben, bin geschäftlich nicht ohne Erfolg, trage normale Klamotten, sage deutlich, was ich denke - und ich habe seit jeher ein eher lockeres, ungezwungenes Auftreten. Besonderes Letzteres ist vielleicht eher untypisch für rechts. Liegt's daran? Erkennt man mich am Ende vielleicht nicht? :-)

Hendrik Schulze

17. Juni 2010 11:36

Sehr geehrte Frau Kositza,
mit Betroffenheit und nachfolgender Aufgeregtheit habe ich Ihren Artikel gelesen. Der letzte Teil erschien mir als besonders grausam. Meine Antwort auf ihre gestellten Fragen ist selbst eine Frage: Haben wir es mit einer totalitär agierenden Linke zu tun, die all das, was auch nur einen Hauch rechts der Mitte steht, verfolgt und einem abartigen Gesinnungsterror unterzieht? Vielleicht findet sich hier ein Vertreter dieser Gruppierung, der uns darauf eine Antwort geben kann.

Mit freundlichen Grüßen
Hendrik Schulze

Jason Bourne

17. Juni 2010 11:47

Ich sag´s mal mit Musik:
https://www.youtube.com/watch?v=ltCgbRDusO4

Zivilcourage zeigen gegen linke Demagogie. Aber wie?
Die Solidarität ist größer, als man meint! Wenn man sich die Internetkommentare in den Leitmedien z.B. nach der Medienlynchjustiz gegen Eva Herman durchliest. (Das MUSS noch nicht einmal BILD sein!)

Fleißaufgabe: Zählt mal jemand die wohlwollenden gegen die kritischen Kommentare in den Leitmedien durch?
Das macht MUT!
Und: Wir, die Rechts- Konservativen, müssen uns, anstatt in Grabenkriegen zu zerfleischen, besser vernetzen!
Kante zeigen gegen Nationalsozialismus - und dann gemeinsam FÜR konservative Werte und deren Umsetzung!
Ich bin dabei. agens eV ( https://www.mannifest.eu/ )
Effektives Beispiel: https://www.woman.de/

Vulture

17. Juni 2010 12:15

Moegliche Faktoren:

1. Persoenliches Umfeld (was fuer Charaktere, welches Milieu).
2. Charakter der betroffenen Person (wie wird diese Person generell wahrgenommen und eingeschaetzt, unabhaengig vom politischen).
3. Zufaelle (zur falschen Zeit am falschen Ort).

darauf aufbauend zum Beispiel:
4. Etablierung einer persoenlichen Nische, die geduldet wird weil bestimmte Grenzen inhaltlich und vom Wirkungsradius her nicht ueberschritten werden (Klonovsky meiner Meinung nach, zu intellektuell fuer jedwede Massenverbreitung).
5. Anderweitig erworbene Narrenfreiheiten.
6. "Frechheit siegt" bzw. Trotz/Streitbarkeit (Sarrazin) <- beste Loesung in der der heroischen Weltanschauung ;)
7. andereseits: defensive Haltung, Hang zum Rechtfertigen, zuruecknehmen. <- offenbar ganz falsch, wie man an den meisten Beispielen sehen konnte, selbst Oettinger der einigermassen heil aus der Affaere kam, wird wohl nicht mehr viel werden in der CDU.
8. mangeldes taktisches Geschick (Eva H., was hatte das dumme Huhn eigentlich in der "Tribunal"-Sendung zu suchen?)

Toni Roidl

17. Juni 2010 12:26

Unnötig, voranzustellen, dass diese Art von Denunziation nur bei uns funktioniert - jemand kann für linksextremistische Pamphlete hetzen, wie er will, niemals wird es dafür besonderen Stress geben.

Ich habe selbst einen unverblümten Drohanruf von einem hohen Funktionär meiner Krankenkasse erhalten (Mitglied der Grünen). Ich habe mit einigen solcher Denunzianten gesprochen (notgedrungen). Ich kann sagen: Die glauben wirklich daran, rechtschaffen zu handeln und ganz heldenhaft das 4. Reich zu verhindern. Die glauben das wirklich! Das macht die Leute fanatisch.

Leider habe ich damals völlig falsch reagiert, weil ich überrumpelt und verunsichert war. Heute würde ich jedem empfehlen, 1. auf gar keinen Fall zu versuchen, zu relativieren! (Also nicht: Wieso, das war ja nur ein Artikel und der war ja ganz harmlos, sondern: Ja klar schreibe ich da, etwa was dagegen?! Probleme?!?!) 2. Sofort mit maximaler Aggressivität persönlich bedrohen, also etwa: Wehe dir, ich kriege noch ein einziges Mal so einen Anruf, dann kannst du gleich was erleben!!

Beim Arbeitgeber sofort mit Klage beim Arbeitsgericht und allen Schikanen drohen! Wichtig ist, sofort 110 % zu geben!
Das ist nach meiner Erfahrung die einzige Möglichkeit, dass solche Kläffer schnell wieder den Schwanz einziehen.

Anna

17. Juni 2010 12:50

@ Toni Roidl

Ihre Ratschläge passen dazu, was ich schreiben wollte.

Mir ist so etwas noch nie passiert.
In der Schule - ja, meine Mädels waren sämtlich alle unpolitisch und denen war das ganze Politik-Gerede einfach nur lästig. Die haben mich immer (emotional) unterstützt. Die Jungs: Diskussionen, Prügel, alles dabei.
Wichtig war dabei wahrscheinlich wirklich, daß ich (ich bin trotzdem echt nett...) sehr wortgewandt, wortgewaltig bin und sehr schnell emotional, dh sehr laut werde. Schon immer. Ich fürchte, da traut sich einfach niemand.
Ganz ehrlich, evtl fehlt es wirklich gerade Konservativen an Selbstbewußtsein und aggressivem Auftreten (nein, nicht Gewalt).
Wenn jemand hier im Mehrparteienhaus etwas an der Lektüre der Sezession auszusetzten hätte (ich bin mir sicher, daß es niemand einordnen könnte), würde ich ihn sofort sehr freundlich zum Kaffeetrinken einladen und darüber diskutieren. Wenn er nicht will, alle anderen Nachbarn zu ihrer Meinung darüber befragen. Wahrscheinlich diskutiere ich einfach gerne ;-)

d.n.

17. Juni 2010 13:00

Ich glaube nicht, daß es da ein festes Schema gibt, nach dem die Denunziatoren vorgehen. Vieles ist sicherlich vom Zufall abhängig, manches beruht wohl schlicht auf Willkür. Anders ließe es sich nicht erklären, daß etwa Murswiek keine solchen beruflichen Probleme hat wie etwa Jost Bauch (beides Professoren, deren Engagement für die JF vom Umfang her ähnlich sein dürfte); anders ließe es sich nicht erklären, daß der SPD-Politiker Buschkowsky nach einem Interview mit der JF seiner Partei öffentlich Rede und Antwort stehen muß, der SPD-Politiker Hans Apel aber ohne Probleme Artikel für die JF verfassen kann.

Tendenziell kann man wohl nur sagen, daß jüngeren, unbekannteren Abweichlern vom Mainstream (No-Names) stärkerer Wind entgegen bläst als Personen mit Rang und Namen (Liminski, Konrad Löw usw.).

Alles andere – das angebliche Nord-Süd-Gefälle (Bayern, Sachsen und BaWü = konservativ; NRW, Hamburg und Bremen = ganz besonders antifaschistisch), die Regelmäßigkeit der „Verstöße“, das Parteibuch (linken Politikern droht nach einem JF-Interview angeblich weniger Ungemach als „bürgerlichen“) etc. – spielt nur im Einzelfall eine Rolle.

Toni Roidl

17. Juni 2010 13:03

Hallo Kolkrabe,

melde Dich bitte bei mir zwecks persönlicher Kontaktaufnahme unter [email protected]

Beste Grüße!

Martin Lichtmesz

17. Juni 2010 13:06

Noch ist die Gesellschaft "pluralistisch" genug, daß es ausreichend Nischen gibt, auch wenn die Hysteriker- und Hexenjäger-Fraktion grundsätzlich vom Zeitgeist begünstigt ist. Lokale Unterschiede spielen da eben so eine Rolle wie personelle Seilschaften und Allianzen. Man muß vor allem zusehen, genug Verbündete auf seiner Seite zu haben.

Ich frage mich auch, was man rechtlich gegen dergleichen tun kann. Bei dem Brief der "Hausgemeinschaft" ist es schwierig, denn weder hat das Lehrerehepaar etwas Illegales getan, noch ist es illegal, petzen zu gehen. Das Bedrohliche ist eher zwischen den Zeilen, in einer sozialen Stimmung, das kann der Buchstabe des Gesetzes schwer erfassen.

In der Regel ist es so, daß man mit Leuten, die imstande sind, solche Briefe abzufassen, nicht kommunizieren kann. Die sind wie besessen, und sehen in ihren Zielscheiben keine Menschen mehr, sondern nur die gespaltenen Hufe und die Hörner. Die haben einen zum "absoluten Feind" à la Carl Schmitt erklärt, und zwingen einen auf ihr Niveau herunter.

Aber nun im Fall der Wohnungskündigung: die Begründung, die Mieterin sei JF-Abonnentin kann doch nicht juristisch zulässig sein? Und wozu gibt es denn nun diese ganzen Antidiskriminierungsgesetze? Hat die Betroffene versucht, dagegen Einspruch zu erheben?

Vielleicht können ein paar Juristen unter den Lesern etwas dazu sagen.

Faschist

17. Juni 2010 13:16

@kolkrabe

Von ihrer unerträglichen Selbstbeweihräucherung abgesehen, die darauf hinausläuft, dass sie ein ganz lieber Rechter sind, der sich auch noch ordentlich anzieht und so die linksraddikale Umgebung für sich gewinnt, würde ich gerne wissen wie sie für sich die Verweigerung des Militärdienstes aus der Jüngerlektüre herleiten?!

Der gegenteilige Gedankengang ist mir ja schon des öfteren begegnet, aber welche akademische Vergewaltigung muss man Jünger antun, um daraus eine pazifistische Weltanschauung zu extrahieren?

Vor allem aus den Kriegstagebüchern ?!?!

@Hendrik Schultze
Hören Sie auf zu jammern, so sind nun mal die Machtverhältnisse und wenn ihnen die Konsequenzen daraus nicht passen, ändern sie diese oder halten sie (schweigend) aus.

@Jason Bourne
Genau biedern wir uns der Letztmenschenrepublik noch zusätzlich an in dem wir uns in den gemeinsamen Kampf gegen Rechts einreihen.

@topic

Vulture und Toni Roidl bringen es auf den Punkt: es ist essentiell, wenn man unter publizistisches Feuer kommt nichts zurückzunehmen, sondern die Flucht nach vorne anzutreten.
Wirkung geht vor Deckung.

"Die glauben wirklich daran, rechtschaffen zu handeln und ganz heldenhaft das 4. Reich zu verhindern. Die glauben das wirklich! Das macht die Leute fanatisch."

Das ist in der Tat das eigtl. kuriose an der Sache.
Ließt man einschlägige Seiten wie Netz gegen Nazis etc. könnte man meinen die NPD stünde kurz vor der Machtergreifung.

Da der vorzügliche Lichtmeszartikel zum Jammern leider nicht zur Debatte freigegeben ist, sich in diesem Artikel hier aber eine gewisse Querverbindung zeigt noch folgende Anmerkung:

Die Beurteilung und Analyse einer Lage ist kein Jammern, nur weil sie in einem wenig optimistischen Ausblick auf die Zukunft resultiert.
Es wird aber meines Erachtens bedenklich und v.a. nervitg, wenn man es nicht bei einer einmaligen Lagebeurteilung belässt und sich dann denn Handlungsoptionen zuwendet, sondern ein ums andre mal wiederholt wie beschissen die Situation ist.

KS

17. Juni 2010 13:25

@Toni Roidl:

Völlig richtig!

Wenn ich so etwas schon lesen muß:

Er wurde von der „Hausgemeinschaft“ –mit der es zuvor keinerlei Dissonanzen gab -zur Rede gestellt. „Wenn wir auch nur einen weiteren Hinweis auf eine rechtsradikale Einstellung in ihrer Familie finden, sehen wir uns gezwungen, a) die Schule und b) den Vermieter darüber in Kenntnis zu setzen. Das wird nicht ohne Konsequenzen bleiben.“ Seither wird die Sezession an eine Ersatzadresse geschickt.

Das hätte sich der Betroffene schriftlich geben lassen und sofort rechtliche Schritte einleiten sollen.

Aber die Sezession an eine Ersatzadresse schicken? Wieso denn? Einknicken vor den Gutmenschen? Niemals!

Franschi

17. Juni 2010 14:02

Meines Erachtens hat die Bereitschaft zum Angriff von Links etwas mit der der erwarteten Gewinnträchtigkeit eines solchen Vorhabens zu tun. Vorallem drei Aspekte scheinen mir ausschlaggebend:

Selbstbewußtsein
1. Verhält sich die Person bereits Opferhaft und tut so als ob sie etwas zu verbergen hat. Dann gibt es bestimmt auch etwas zu verbergen und die Person ist dann vermutlich auch ein leichtes Opfer welches sich einfach erlegen läßt. Personen die seit langem als "Rechtsausleger" bekannt sind, wie Jörg Schönbohm können sich mit Sicherheit leichter entsprechende "Ausrutscher" herausnehmen, wie Personen die sofort in Sicherheit gehen und die Waffen strecken.

Gewinnträchtigkeit
2. Was gibt es zu gewinnen? Wenn es sich um einen Rentner handelt, der zudem bereits schon allgemein als Rechtsausleger bekannt ist, dann lohnt sich der Aufwand einfach nicht. Anders sieht es dagegen bei jungen Aufsteigern oder Personen in hohen Staatsämtern aus, die sich zudem in Abhängigkeit von Staat oder Arbeitgebern befinden. Besonders beliebt dürften wohl CDU- oder FDP-Politiker sein, weil deren eigene Parteien ihnen mit Sicherheit ebenfalls in den Rücken fallen. Einen Egon Bahr anzugreifen bringt einfach politisch noch lange nicht so viel, wie einen Peter Krause.

Charisma
3. Welchen Charme bzw. welches Charisma strahlen die betreffenden Personen aus. Jemand den man als Person sympathisch findet, wird wohl eher nicht angegriffen, wie jemand den man unsympatisch findet. Dazu kommt, daß mit dieser Frage auch der vermutete öffentliche Rückhalt für diese Person verbunden ist. Viele von uns würden beispielsweise den eloquenten Gregor Gysi oder auch Lafontaine als politischen Gegner schätzen, während eine Claudia Roth nur noch als intellektuelle Zumutung emfunden wird. Ähnlich ist es andersherum sicherlich auch mit Peter Gauweiler oder Arnulf Baring.

d.n.

17. Juni 2010 14:23

@ Lichtmesz

Aber nun im Fall der Wohnungskündigung: die Begründung, die Mieterin sei JF-Abonnentin kann doch nicht juristisch zulässig sein?

Grds. muß der Vermieter im Falle einer ordentlichen Kündigung ein berechtigtes Interesse an der Beendigung des Mietverhältnisses haben, vgl. § 573 Abs. 1 BGB. Abs. 2 zählt beispielhaft solche Gründe auf, wobei für den vorliegenden Fall nur Nr. 1 in Betracht kommt: Der Mieter muß also seine vertraglichen Pflichten schuldhaft nicht unerheblich verletzt haben. Ich wäre sehr überrascht, wenn das Abonnement der JF bereits hierunter fallen würde; mir sind jedenfalls keine vergleichbaren Fälle bekannt.
Eine außerordentliche Kündigung – vgl. §§ 545, 569 BGB – aus dem genannten Grunde kann ich mir noch weniger vorstellen.
Kurzum: Entweder haben noch andere Gründe eine Rolle gespielt und der Vermieter hat das JF-Abo zum Anlaß genommen, wo sonst in der Regel beide Augen zugedrückt werden; oder der/die Betroffene hat sich gegen die ggf. zu Unrecht ausgesprochene Kündigung (juristisch) nicht hinreichend gewehrt.

Und wozu gibt es denn nun diese ganzen Antidiskriminierungsgesetze?

Um einem das Leben unnötig schwer und kompliziert zu machen.

Im Ernst: Im Falle von Wohnraumvermietung findet das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), umgangssprachlich Antidiskriminierungsgesetz genannt, sachliche Anwendung. Es muß jedoch auch personell Anwendung findet, d.h. die behauptete Diskriminierung muß an ein in § 1 AGG gelistetes personenbezogenes Merkmal anknüpfen (Rasse, Geschlecht usf.). Hierzu zählt jedoch nicht die politische Einstellung des Betroffenen (die nicht mit der geschützten Weltanschauung zu verwechseln ist).

Salopp gesagt: Rechte – im übrigen auch Linke, wobei dies praktisch wohl kaum eine Rolle spielen dürfte – dürfen hier aufgrund ihres „Rechtsseins“ diskriminiert werden.

Martin

17. Juni 2010 14:43

... sich die Sezession an eine Ersatzadresse liefern lassen - ich glaubs nicht!! Und ich muss herzhaft lachen!

Es bestätigt sich immer wieder: Zum Mobbing gehören stets 2. Einer der mobbt und einer der sich mobben lässt ...

Wenn mir einer mit so nem Spruch kommen würde, würde ich ihn ganz höflich zu mir in meine Bibliothek einladen, damit er sehen kann, dass die Schriften von Karl Marx und Engels in der Ausgabe der schönen blauen DDR-Reihe in friedlicher Eintracht neben "Mein Kampf" von A.H. und ähnlichem steht ... die meisten sind ohnehin überfordert, wenn man nur ein bisschen Kontra gibt ...

kolkrabe

17. Juni 2010 14:51

@ Faschist

Ich bin durchaus nicht lieb, beherrsche aber die deutsche Rechtschreibung (Anrede "Sie" bitte groß schreiben).

Wenn man Jüngers Afrikanische Spiele oder das AH 2. Fassung als Paradebeispiele der "Verweigerung" (diese bitte nicht zu eng interpretieren) hinzunimmt, lassen sich die Stahlgewitter durchaus für Zwecke der KDV nutzen.

Ich sage ja nicht, dass ich tief in meinem Innern Pazifist bin. Bin ich nicht und war ich nie. Ich hatte nur keinen Bock auf uniformierte Alkoholiker und stumpfsinnige Strammsteher.

Gruß
Kolkrabe

Löffelstiel

17. Juni 2010 15:10

Liebe Ellen Kositza, sind Ihre Fragen stellenweise teilweise rhetorisch gestellt? Falls nicht, stellt sich mir die Frage, wie die Zeitgeschichte der DDR betrachtet wurde. Es war ja gang und gäbe - und ein aufmerksamer Bürger hat das irgendwann gewusst und weitergegeben: Zufall/Unberechenbarkeit/Willkür hat System. Das ist viel wirkungsvoller, als wenn das das System ein System hat, das ja zu durchschauen und dem eher zu begegnen wäre. Hinzurechnen in der Bundesrepublik ist, dass Personen, die in den Medien, vor allem Fernsehen, tätig sind, schneller ausgeschaltet werden müssen, da sie allein wegen ihrer permanenten Präsenz Wirksamkeit durch Nähe verschaffen (Hermann). Ebenso ist daran zu denken, dass - ganz im Sinne 'weicher' totalitärer Systeme wie die DDR es war, die Nischen nicht nur zugelassen, sondern auch gefördert werden. Das sind gut organisierte Täuschungsmanöver. Wird es zu arg, stiftet man Verwirrung dadurch, dass man einen als konservativ erkannten Eingeweihten flugs mal das Gegenteil davon sprechen lässt, was er bisher hat verlauten lassen. Ein 'Qualitätsmerkmal' der Linken war und ist für mich, dass sie alles, aber auch alles politisieren wollten und wollen als höchsten Standard der Menschenrechte, sprich Demokratie. Wir, die Konservativen, sollten so viel wie möglich den Schuster bei seinen Leisten, die Kirche im Dorf sein lassen: Musizieren ist Musizieren, Poesie ist Poesie, Wandern ist Wandern, Schmausen ist Schmausen, Geschichte ist Geschichte; Politik ist Politik; sie hat eben keine O b e r h o h e i t oder Vor-Macht-Stellung über unsere eigene menschliche Existenz. Nur über uns als Bürger. Und da gilt für mich ein 'Mehr oder weniger'.

Martin Lichtmesz

17. Juni 2010 15:56

Wir, die Konservativen, sollten so viel wie möglich den Schuster bei seinen Leisten, die Kirche im Dorf sein lassen: Musizieren ist Musizieren, Poesie ist Poesie, Wandern ist Wandern, Schmausen ist Schmausen, Geschichte ist Geschichte; Politik ist Politik;

Gut gesagt! Für die Linken ist der Gedanken unerträglich, es könnte irgendeinen Bereich geben, der sich frei von Politik und Ideologie hält.

Vielleicht sollte man einmal in Schnellroda eine Art Selbstverteidigungsseminar geben, "Wie wehre ich mich gegen Hetzer und Denunzianten?" ^^

Wichtig ist immer das, was im NLP das Halten des "Frame" ("Rahmen") genannt wird - auf gar keinen Fall darf man sich in die Rolle dessen drängen lassen, der sich rechtfertigen muß. Das ist gar nicht so einfach, da Leute, die einen derart attackieren im Vollgefühl der Gerechtigkeit auftreten. Dabei lassen sie schnell jeglichen Anstand und Respekt, aber auch das logische Denken meilenweit hinter sich.

Es ist wie, als ob da in vielen unserer braven Mitbürgern kleine Hetzer lauern, die nur darauf warten, daß ihnen jemand das gute Gewissen zum Losschlagen gibt. Dieser Typus findet sich besonders unter den antifaschistisch Motivierten, die sind dann so heftig Anti-Nazi, daß sie sich am Ende Nazi-Nazi benehmen...

Heinz Löffler

17. Juni 2010 18:15

Einige Leute haben geschrieben, dass man offensiv seine Meinung vertreten soll um nicht zum Opfer zu werden. Wie sieht es da eigentlich mit Pseudonymen aus? Kann jemand, der sich hinter einem Pseudonym versteckt überhaupt ernst genommen werden? Schließlich kapituliert er präventiv vor einem Gegner, von dem der Ächtung, finanzielle Nachteile usw. erwartet?

Wie sehen Sie das, Herr Lichtmesz?

Faschist

17. Juni 2010 19:49

@kolkrabe

"Ich hatte nur keinen Bock auf uniformierte Alkoholiker und stumpfsinnige Strammsteher."

E. Jünger war Alkoholiker (kommentar kubitschek: nein, war er nicht), ein Großteil seines Lebens uniformiert (kommentar kubitschek: etwa 10 von 102 jahren) und strammgestanden hat er gewiss auch ab und an.
Irgendwie werde ich das Gefühl deswegen nicht los, dass Jünger für Kriegsdienstverweigerer der falsche Bezugspunkt ist.

Dass das Werk Jüngers janusgesichtig ist und sich zwischen extremen aktivistischen und extrem kontemplativen Polen bewegt ist mir durchaus klar, allerdings siedle ich die von Jünger propagierte Verweigerung auf einer geistigeren Ebene an, nicht auf einer konkreten.

@ M. Lichtmesz

"Gut gesagt! Für die Linken ist der Gedanken unerträglich, es könnte irgendeinen Bereich geben, der sich frei von Politik und Ideologie hält."

Ist das wirklich ein ausschließlich "linkes" Charakteristikum?

Mir ist klar, dass sie damit meinen, dass die "Rechte" auf der Seite des gesunden Menschenverstandes steht und weltanschaulichen Dogmatismus als menschliche Anmaßung ablehnt.

Doch scheint es mir eher von der inidividuellen Veranlagung abhängig zu sein, in welchem Grade man die Welt politisch/ideologisch wahrnimmt.
Weiniger und Spengler z.B. sind ja Paradebeispiele dafür die Welt als ganzes auf einen alles erklärenden Nenner hinunterzubrechen.
Dass deren Epigonen, zu denen ich uns jetzt mal zähle, gewisse dogmatische Züge aufweisen ist da unausweichlich.

Auch wenn alle diese Systeme letztlich nicht "wahr" sein können, sondern Theorien und Modelle darstellen, sind es in meinen Augen doch großartige Leistungen heroischer Geister gewesen.
Gleiches gilt auch z.B. auch für Marx, dessen Gesellschaftsmodelle waren offensichtlich nicht ganz korrekt, trotz liegt in seinem Werk eine gewisse anmaßende Größe.

"Wichtig ist immer das, was im NLP das Halten des „Frame“ („Rahmen“) genannt wird – auf gar keinen Fall darf man sich in die Rolle dessen drängen lassen, der sich rechtfertigen muß."
Sehr wahr - doch braucht es dazu keinen Rückgriff auf Pseudowissenschaften, die irgendwelchen Opfern des westlichen Degenerationsprozesses künstliches Rückgrat einimpfen wollen.
Wer sich nicht verstellt, keine Angst vor der Auseinandersetzung hat und von dem was er sagt überzeugt ist, braucht keinen "Frame" halten, den hat er dann automatisch.

@Heinz Löffler
Recht haben Sie - aber vielleicht ist es manchmal taktisch geschickter sich unter dem Radar an den Feind heranzuarbeiten, bevor man sich aus der Deckung begibt?
Wie gesagt-nur eine Frage, die Inkonsequenz des von Ihnen aufgezeigten Verhaltens empfinde ich prinzipiell genauso.

Yvonne

17. Juni 2010 21:30

Schlimm ist es auf jeden Fall, wenn man schulpflichtige Kinder hat, denn unsere vermutlich von der roten Hilfe ausgesuchten Lehrer (zumindest hier in Berlin) verstehen in Punkto politische Gesinnung der Eltern sicherlich keinen Spaß. Zum einen hat man Angst, die ganz Kleinen könnten etwas "Unmögliches" sagen, was sie vielleicht zu Hause aufgeschnappt haben, zum anderen ist der Unterricht der absolute antifaschistischfeministische Horror von der ersten Stunde an (aber das ist natürlich ein anderes Thema). Vor der letzten Bundestagswahl wurden die Kinder regelrecht ausgehorcht, welche Partei sie denn wählen würden (und das heißt bei Kleineren ja doch: welche die Eltern wählen). Danach gab es lehrreiche Diskussionen: Frage: Warum ist die NPD böse? Antwort: Weil sie rechts ist.

Korowjew

17. Juni 2010 21:52

Das Problem ist doch auch, daß man zwar vieles sagen darf, aber NICHTS passiert.
Die politische Klasse macht einfach so weiter, als wären die Bürger nur gackernde Hühner auf der Dorfstrasse ...

godeysen

17. Juni 2010 22:52

Politische Säuberungen

Nein, Folter oder Strick gibt's offiziell hier nicht mehr, allenfalls sich nicht öffnende Fallschirme oder Autounfälle. Aber Sarkasmus beiseite.

Eine kleine Geschichte: Lehrbeauftragter (das sind Tagelöhner ohne Vertrag, die für den Lohn einer Aldi-Kassiererin an Hochschulen unterrichten) schreibt "politisch nicht korrekten" Leserbrief (mit der Frage, warum die Zeitung die Ethnizität eines Mörders verschweigt). Leserbrief wird nicht veröffentlicht, aber von einem anonymen Denunzianten rechtswidrig an die Uni weitergeleitet. Leichtes Spiel, da der Lehrbeauftragte die Instituts-Signatur in seiner Email hat. Hätte er löschen können, muß er aber nicht.
Professoren am Institut machen sich über die unrechtmäßig (-> Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung) erhaltene Information her und entziehen dem Lehrbeauftragten den Lehrauftrag (-> Art. 5 GG??). Mehr noch, einer der Professoren, Doktorvater des Lehrbeauftragten, setzt diesen unter Druck und droht, ggf den Abschluss des Promotionsverfahrens zu behindern. Da hält man lieber still (§240 StGB, Nötigung). Mehr noch, Professor geht noch zu einem anderen Institut, an dem der Doktorand auch einen Lehrauftrag hat und verlagt, dass er auch dort entfernt wird (mindestens Mobbing). Das andere Institut legt sich aber quer und hält an dem Lehrbeauftragten fest. Hier endete der Amok also.

Was hat man da in unserem Rechtsstaat für Mittel in der Hand? Gibt es irgendwo einen Anwalt, der sich da ins Zeug legen würde? Könnte man auf das demokratische Empfinden der Universitätsleitung setzen? Zweifelhaft...

Ellen Kositza

17. Juni 2010 22:54

Einige Anmerkungen zu den Kommentaren, das letzte zuerst: Yvonne, ja, das denke ich auch, daß die Situation ungleich schwerer für denjenigen ist, der Kinder hat und damit in einem lokalen System aus Kindergärten, Schule, Vereinen etc. "festsitzt". Da man ja bei solchen Anschuldigungen (ganz abgesehen von Eltern, die auf einmal nicht grüßen oder sich unvermittelt nur kurz angebunden geben) meist nicht auf intellektueller Augenhöhe diskutiert (wer kennt schon den Unterschied zwischen Neonazis und Neuer Rechter, im "tatort" etc. wird das als dieselbe Mischpoke dargestellt), bleibt man im Zweifelsfall doch derjenige mit "gespaltenen Hufen und Hörnern". Was ich schon häufig hörte: Ich weiß, Du kannst mich in Grund und Boden argumentieren, ich hab dir da nichts entgegenzusetzen, meine "Bauchschmerzen" bleiben trotzdem.

Kolkrabe: Mag sein, daß bei einigen "Diskriminierungsfällen" hinzu kommt, daß die Angeklagten auch abgesehen von ihrer Meinung schräge & unbeholfene Typen sind. In den beiden Familienfällen, die ich schilderte, ist das mitnichten so. Grundsympathische, offene, unauffällige Menschen, "mitten im Leben stehend", beide Männer übrigens mit länglichen Haaren. Ins Klischee vom Krampfrechten passen die nicht.
Mich befremdete es übrigens auch zunächst, die Sezession in dem einen Fall an eine Ersatzadresse zu senden. Wir haben den Lesern vorgeschlagen, sie einfach mal an ihrem neuen Wohnort zu besuchen. Die waren angetan von einem Treffen, aber bloß nicht in jenem Mietshaus: "Wenn ihr dann mit Euren sechs blonden Kindern ankommt, dann ist für die Typen der Fall doch klar, dann heißts am Ende noch, wir veranstalten Ariertreffen..." Ja, das kann man vorauseilenden Gehorsam oder Feigheit nennen. Das Ehepaar erklärte jedoch, sie seien dringend auf diese sehr vorteilhaften Arbeitsstellen angewiesen. Sie seien überhaupt keine Kämpfernaturen und fühlten sich solchen Konfrontationen nicht gewachsen. Sowas gibt es eben auch!

Franschi: daß jemand, der als sympathisch empfunden wird, eher nicht angegriffen wird, stimmt nicht. Anni Mursula hatte kürzlich im JF-Blog den Fall einer Spielgruppenleiterin beschrieben, die plötzlich verdächtigt wurde, eine "Rechte" zu sein. Nicht aufgrund irgendwelcher Äußerungen, nein, es war ruchbar geworden, daß sich ihr Mann im Umfeld der JF engagiert. Diesen Fall kenne ich auch, und die nun angefeindete Familienmutter ist nun wirklich jemand, von dem man sagen kann, daß ihr "die Herzen zufliegen". Großer Bekanntenkreis, immer hilfsbereit, eine reine Sympathieträgerin eben. Genau diese nette Art wurde ihr nun als Falschheit und taktische Maskerade ausgelegt.

Zuletzt zum gekündigten Mietverhältnis: Mit welcher Begründung der Doktorandin gekündigt wurde (vermutlich wurde einfach die erfoderliche Kündigungsfrist eingehalten), weiß ich nicht. Offiziell wegen JF-Bezug wohl kaum! Gesagt hat ihr das der Vermieter jedenfalls ganz offen.

Martin Lichtmesz

17. Juni 2010 23:12

Einige Leute haben geschrieben, dass man offensiv seine Meinung vertreten soll um nicht zum Opfer zu werden. Wie sieht es da eigentlich mit Pseudonymen aus? Kann jemand, der sich hinter einem Pseudonym versteckt überhaupt ernst genommen werden? Schließlich kapituliert er präventiv vor einem Gegner, von dem der Ächtung, finanzielle Nachteile usw. erwartet?

Wie sehen Sie das, Herr Lichtmesz?

Ein Pseudonym ist eine völlig legitime Form der Mimikry. Das hat nicht die Bohne mit "Präventivkapitulation" zu tun. Sondern mit Klugheit. Niemand muß sich edelmütig vom Gegner abschießen lassen, noch dazu wenn dieser mächtiger ist und am längeren Ast sitzt. Wir befinden uns schließlich im Krieg.

Ist das wirklich ein ausschließlich „linkes“ Charakteristikum?

Alle, die ich bisher von dieser Spezies kennenlernen durfte, waren jedenfalls Linke.

Martin Lichtmesz

17. Juni 2010 23:17

Sehr wahr – doch braucht es dazu keinen Rückgriff auf Pseudowissenschaften, die irgendwelchen Opfern des westlichen Degenerationsprozesses künstliches Rückgrat einimpfen wollen.

NLP ist keine Pseudowissenschaft, sondern ein kluges und praktisches System über psychische Mechanismen, das auch von vielen Ärzten angewendet wird. Es lohnt sich, sich damit zu beschäftigen. Ich habe es nur erwähnt, weil das Bild des Frames ein sehr griffiges ist.

Vulture

17. Juni 2010 23:25

Noch ist die Gesellschaft „pluralistisch“ genug, daß es ausreichend Nischen gibt, auch wenn die Hysteriker- und Hexenjäger-Fraktion grundsätzlich vom Zeitgeist begünstigt ist.

Martin Lichtmesz, wie kannst Du so defätistisch daherschreiben?! Das müsstest Du schon mal genauer erklären, welcher Zeitgeist diese Bekloppten begünstigt. Es muss sich bei der besagten H&H Fraktion um eine Minderheit im Lande D handeln. Vielleicht gab es da 2-3 Hanseln in meinem Umfeld, welchen ich es zutrauen wuerde, aber dann wohl hintergruendig aus menschlichen Differenzen. Alle Leute an die ich mich ueber die letzten 10-15 Jahre in D in irgendeinem privaten oder beruflichen Zusammenhang erinnern kann, waren und sind komplett mit sich selbst beschaeftigt! Politik? Oder gar sich ernsthaft/konkret um anderer Leute Angelegenheiten aufreiben? Aber nicht doch...
Weil eine gewisse "Elite" diese Rituale in den Medien zelebriert, heisst das automatisch DAS ist der Zeitgeist? Autisten sind das doch, wenn Du mich fragst! Die spielen da ihr Theater und dem Volke geht der ganze Quark auf 100 m vorbei, in Arschhöhe. Diese gelegentlichen Kampagnen sind gewissermaßen inhaltlich austauschbar, fände sich eine neu moralische Sau zum durchs Dorf treiben, wuerde auch diese genauso durch Gähnen quittiert (CO2, Homophobie und weiss der Kuckuck was ihr da dr'ham in D noch alles fuer Luxusprobleme habt).
Und des Weiteren und ganz allgemein fuer die Debatte: Mit einem Mindestmaß an Menschenkenntnis, kann man sich von gewissen Kreisen privat wie auch beruflich einfach fernhalten. An diesen Leuten ist ohnehin nichts zu gewinnen.
Das einzige ernst zu nehmende Thema sind die eigenen Kinder in deutschen Schulen. Das muss ich erst noch selbst rausfinden wie das läuft, meiner Kleiner hat noch paar Jahre bis dahin. Zu meiner Schulzeit in Mitteldeutschland war ja ein Teil der Klassen ohnehin "rechts", d.h. keine Haare aufm Kopp usw. Das hat keine Sau gestört damals.

rjaeck

18. Juni 2010 00:54

Ich glaube nicht, daß sich hinter der Auswahl der Denunzierten hochgradig ausgeklügelte Täuschungsmanöver verbergen, dann müßten schon sehr gut organisierte Seilschaften à la Stasi am Werke sein.

Vermutlich müssen die offensichtlich zahlreich vorhandenen "Bündnisse", "Initiativen" und wie sie noch alle heißen - jedenfalls mit dem Zusatz "gegen rechts" doch ab und an auch mal Erfolgsmeldungen für ihre staatliche Alimentierung abliefern; die beträchtlichen Summen, ich glaube, es sind 24 Mio. € jährlich, müssen doch "zweckentsprechend" verwendet werden;-)

Mangels hordenweise auftretender und das Land zu überrollen drohender Nazis ist es für die Kampf-gegen-rechts-Industrie doch einfacher, dem netten (aber eben nicht linken) Nachbarn, Kollegen, Mieter... eins auszuwischen, als z. B. Hans-Olaf Henkel, der ja auch in den Öffentlich-rechtlichen ab und an zu vernehmen ist, als Nazi zu stigmatisieren. So'n Flugblatt von "betroffenen Schüler_innen" macht sich gut, ist schnell gedruckt, man ist öffentlichkeitswirksam und "legitimiert" seine Existenz.

Verehrte Frau Kositza,
Ihre Beispiele haben mich allerdings sehr nachdenklich gemacht. Das hatten wir doch alles irgendwie schon mal. In der DDR gab es auch sehr aktive "Hausgemeinschaften", sogar mit einer "Hausgemeinschaftsleitung"; zu Zeiten, als ich noch nicht lebte, hieß es wohl Blockwart.
Wer als DDR-Bürger und West-Radio-Hörer mit letzterem in Kontakt treten wollte (z. B. für Gewinnspiele), konnte dies auch nur über eine "Deckadresse" von Verwandten/Bekannten im Westen tun.

Sind wir schon wieder so weit?. Stehen etwa die Kommunisten kurz vor der Machtübernahme? Dann hege ich doch leise Zweifel an meinem Eingangssatz.

Wolfgang Ansbrecht

18. Juni 2010 09:27

Ich glaube die Stimmung auf der Strasse ist heute sehr viel rechter als in den 80ern oder 90ern. Da darf in der Regel sehr viel gesagt werden, was früher beanstandet worden wäre. Grund dafür sind nicht zuletzt auch die vielen Ausländer selbst, die eine reaktionäre Stimmung verbreiten und eine zugemauerte Haltung vorleben.
Anders sieht es auf staatlicher und öffentlicher Ebene aus. Hier wird die Schraube immer noch angezogen. Aber auch das dürfte sich ändern. Sarrazin ist da sicher ein Stimmungsbarometer.
In dem genannten Mietshaus wird man wohl immer etwas finden, mit dem man intrigieren kann. Solche Mietshäuser mit zankenden Bewohnern gibt es halt. Skurrill, wenn ein rechtes Heft der Anlass ist, doch sonst wäre es etwas anderes.

Erwalf

18. Juni 2010 11:13

Das hier angeschnitte Thema beschäftigt mich schon lange. Leider oder Gott sei Dank nur theoretisch, nämlich die Frage, was sind unabhängig von konkreten politischen Gruppierungen und Ereignissen die unaufgebbaren Grundsätze von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit. Dazu wollte ich hier ein paar Gedanken beisteuern. Aber die von Frau Kositza angeführten konkreten Beispielfälle haben mich so wütend und aggressiv beim Nachdenken darüber gemacht, daß ich trotz verschiedener Versuche momentan zu keinem sachlichen Beitrag mehr fähig bin. Nur noch so viel: Die Geschichte wiederholt sich nicht eins zu eins. Die ernsthafte faschistische Gefahr geht heute nicht von ein paar hundert Leutchen aus, die womöglich kostümiert auf die Straße gehen und vom nationalen Sozialismus à la 33 träumen, sondern von den Faschisten, die sich ein "Anti-" vorgeklebt haben. Auch der "normale" Faschist oder Nazi hatte sich damals nicht vorgenommen, nun mal besonders böse sein zu wollen, und deshalb Andersdenkende und Andersseiende verfolgt, unterdrückt, ausgegrenzt, eingesperrt, ihrer Rechte beraubt und schlimmeres, sondern diese Typen taten es, weil sie meinten, damit politisch Gutes zu tun für das eigene Volk, für Deutschland, gegen den satanischen Bolschewismus und den als genauso teuflisch empfundenen globalen Finanzkapitalismus. Die heutigen Vorsilbe-Faschisten sind ebenso überzeugt davon, politisch anständig zu handeln, wenn sie die Wahrnehmung allgemeiner demokratischer Freiheitsrechte verhindern, blockieren und/oder Menschen verteufeln, jagen, ausgrenzen, sozial vernichten um der Demokratie willen, so wie etwa "Blockierse-Thierse" und Genossen sie verstehen. Jeder echte Demokrat muß dem modernen gutgemeinten Faschismus unserer Tage Widerstand leisten, wo es ihm noch möglich ist, gleich ob mit offenem Visier oder als Partisan!
- Claus Wolfschlag gab ein paar gute Anregungen.

Martin Lichtmesz

18. Juni 2010 13:02

Martin Lichtmesz, wie kannst Du so defätistisch daherschreiben?! Das müsstest Du schon mal genauer erklären, welcher Zeitgeist diese Bekloppten begünstigt.

Mensch Geier, was is'n los mit Dir? Jetzt guckste aber bitte nochmal genau hin. Solche Aktionen würden doch überhaupt nicht funktionieren können, wenn die Täter nicht wüßten, daß sie all die roten Knöpfchen auf ihrer Seite haben, und gegebenenfalls Arbeitgebger, Lehrer, "Hausgemeinschaften", etc mobilisieren können. Als Probe aufs Exempel kannste ja mal versuchen, jemanden zu denunzieren und/oder zu mobben, weil er für die Jungle World oder für Konkret schreibt. Es wird nicht gelingen, weil das keinen affektiven Rückhalt in der Gesellschaft hat. Außerdem habe ich noch nicht gehört, daß es in D'land soetwas wie einen "Kampf gegen Links" gäbe. Wenn Du noch mehr Beweise brauchts, lies mal das Forum auf "Netz gegen Nazis" mit.

"Defaitistisch" ist nicht, wer die schlechte Nachricht überbringt, sondern wer vor ihr den Kopf in den Sand steckt.

Mit einem Mindestmaß an Menschenkenntnis, kann man sich von gewissen Kreisen privat wie auch beruflich einfach fernhalten.

Ja, kann man, aber: was machste, wenn sich diese Kreise und Menschen partout nicht von dir fernhalten wollen. In alle von Kositza genannten Beispiele, und den meisten, die mir persönlich bekannt sind, wurde den Betreffenden der Druck aufgezwängt. Häufig sind das soziale Situationen aus denen es schwer ein Ausweichen gibt (Schule, Arbeitsplatz).

Karl Eduard

18. Juni 2010 13:35

Was ich so faszinierend finde, nach 29 Jahren DDR und 20 Jahren Bundesrepublik, wo es in der Deutschen Demokratischen Republik noch Hunderttausende Informelle Mitarbeiter und Tausende Offiziere im besonderen Einsatz brauchte, die Berichte über Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunde verfassten, im Auftrage des Ministeriums der Staatssicherheit oder Betriebs-, Brigade- oder Leiter von Kollektiven, die zur Abgabe von Stimmungs- und Meinungsbildern verpflichtet waren, durch DIE PARTEI, nach Parteitagen, Plenums oder Weltraumflügen, hier, im demokratischeren Deutschland tun die das alle freiwillig. Ohne daß ein Dienst sie anspricht oder die Partei dazu zwingt. Wie kommt das? War die DDR-Gesellschaft doch das anständigere System?

Unsere Eltern haben mit uns nie über die Politik gesprochen oder abweichende Meinungen geäußert. Mir ist aber auch nicht bewußt, in der Schule mal gefragt worden zu sein, was die Eltern denken, ich wußte aber auch, was man sagen darf, ohne daß sie Ärger bekommen. Mein Opa hat regelmässig Frühschoppen gesehen und irgendwelche Egerländer gehört, ein Revanchist, herrjeh, hab ich gedacht aber ich wäre doch nie auf die Idee gekommen, ihn anzuzeigen!

Fehlen die Werte inzwischen völlig, was sich gehört und was nicht, was anständig ist und was nicht und die Erziehung zu "so etwas tut man einfach nicht?"

Kitty

18. Juni 2010 15:07

Ich glaube zu wissen, dass die Linken im Land immer dreister agieren, mich hat es 2009 in voller Härte getroffen, wegen meines Abonnements der Jungen Freiheit.
Diese Akteure googeln Leute heraus, aus Langeweile oder weil sie beschäftigungslos in irgendwelchen staatlich alimentierten Büros im Kampf gegen Rechts sitzen. Es trifft jeden, wie gesagt, mich hat es auch erwischt. Wenn man im Eigenheim sitzt und nicht berufstätig ist wie ich, bleibt sowas außer der medialen Hetze folgenlos, daher sollte sich jeder vom Staat unabhängig machen. Der Staat braucht neuerdings, wie seinerzeit die DDR, bedingungslose Jasager. Daran kann man sehen, wie wir schon zur DDR 2 verkommen sind. Die Leute, die sich von der Hetze anstecken lassen und mitmachen, hätten sicher als erster "Heil" gerufen. Nicht die Organisatoren sind die Schlimmsten, es sind die Mitläufer und kleinen Rädchen im Getriebe.

Faschist

18. Juni 2010 16:16

@ erwalf

erst mal die grundsätzliche Frage wieso sie "Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit" als unaufgebbar betrachten.

Betrachtet man insbesondere die deutsche Geschichte, kann ich mich mit den Epochen autoritärer Herrschaft deutlich besser identifizieren als mit den demokratischen Zwischenspielen.

Meiner Meinung nach zeigen sie damit eine sehr BRD-kompatible Weltanschauung, Grundlage alles "rechten" (dieses Links/Rechtsschema ist extrem unhandlich und aussagelos) Denkens ist spätestens seit dem 1. WK, dass es keine absoluten Wahrheiten gibt, sondern dass jede Wahrheit aufs schärfste durch Blut, Raum und Zeit sondern dass diese durch Blut, Raum und Zeit bedingt ist.

So auch das aktuelle Menschrechtsgedusel, unter dass die ihre "unaufgebbaren Grundsätze" fallen.

Die Demokratie hat geschichtsmorphologisch ihre Zeit gehabt, genau wie der Bolschewismus und alle anderen jemals existenten Formen menschlichen Lebens, aber unsere Zeit verlangt nicht nach demokratischen, freiheitlichen und am allerwenigsten rechtsstaatlichen Mitteln.

"Die Geschichte wiederholt sich nicht eins zu eins. Die ernsthafte faschistische Gefahr geht heute nicht von ein paar hundert Leutchen aus, die womöglich kostümiert auf die Straße gehen und vom nationalen Sozialismus à la 33 träumen, sondern von den Faschisten, die sich ein „Anti-“ vorgeklebt haben."

Antifaschismus ist kein Faschismus von links; gewisse Oberflächenphänomene mögen sich ähneln, die Tiefenmotivation ist ein gänzlich andere.
Was als Ähnlichkeit erscheint, ist in Wahrheit lediglich ein gesunder Wille zur Macht der sich in der Antifabewegung Bahn bricht; obwohl dies eigentlich zwei unnvereinbare Gegensätze sind, kann es nicht ausbleiben, dass sich die menschliche Natur auch durch die gutmenschlichsten Ideologie nicht vollständig bändigen lässt.

Die Rechte täte gut daran die Rechtsfrage hinter die Machtfrage zurückzustellen.

E-F-V

18. Juni 2010 18:21

Bei uns in Österreich sind mir derart krasse Fälle nicht bekannt, weil die Partei, die hierzulande bekämpft wird - die FPÖ - dazu doch eine Spur zu stark ist.

Das System der Denunzierung läuft dennoch auf Hochtouren, betrifft aber in erste Linie (noch) die Parteifunktionäre. Dahinter stecken wohl weniger fehl-engagierte Gutmenschen als vielmehr bezahlte "Ermittler", welche zB die Facebook-Profile selbst der kleinsten Lichter in der Partei akribisch durchforsten. Diese Leute sitzen in allen möglichen Vereinen, die - mit staatlicher Presse- und/oder Kulturförderung ausgestattet - jede Menge bezahlte Zeit für ihr Denunziantentum aufwenden können.

Eine neue Qualität droht in Österreich durch die geplante Verschärfung des sogenannten Terrorismus-Präventionsgesetzes, mit dem weniger gegen potentielle Sympathisanten oder Förderer islamistischer Terrorzellen vorgegangen werden, als vielmehr die Meinungs- und Pressefreiheit im großen Stil ausgehöhlt werden soll. Auf das "Verächtlichmachen" praktisch jeder Gruppe von Menschen, die irgendein gemeinsames Merkmal aufweisen, stehen bis zu zwei Jahre Haft - unabhängig davon, ob die über sie behaupteten Dinge wahr sind oder nicht.

Mit diesem Instrument will man möglichst viele FPÖ-Funktionäre der Verhetzung überführen, um dann irgendwann ein Parteiverbot verhängen zu können, weil man der Bewegung mit demokratischen Mitteln - sprich Wahlen - nicht Herr werden kann.

Der Kampf gegen dieses "Terrorgesetz" ist daher wichtig. Daher bitte ich alle um die Unterschrift der Petition gegen dieses Unrechtsgesetz auf www.terrorgesetz.at .

Roi Danton

19. Juni 2010 10:46

Zur Frage, ob die Nutzung von Pseudonymen gerechtertigt oder feige sei: Bis vor kurzem war ich selbst noch in der gr. bayer. Partei aktiv und wir wollten im Zuge eines geplanten Moscheebaus in unserer Heimatstadt eine öffentliche Veranstaltung mit einer prominenten iranischen Islamkritikerin veranstalten (im Übrigen eine Kommunistin). Im Zuge dessen machten verschiedene Blogs eigenständig Werbung für die Veranstaltung und da der wohl größte von ihnen, PI, etwas falsch darstellte, meldete ich mich in einem Moment der geistigen Umnachtung im Kommentarbereich an und korrigierte den Blog-Eintrag unter meinem echten Namen...
Jedenfalls kam drei Tage später ein großer Artikel in unserer Regionalzeitung über mich als Person, in welchem ich in die rechtsextreme Ecke gestellt wurde. Da mein Kommentar nicht inhaltlich war, sondern sich nur auf eine Formalie bezog, zog der Journalist Kommentare anderer Leute heran, um zu zeigen, wie "gefährlich" das islamkritische Spektrum sei. Auf diesen Regionalzeitungsartikel bezogen sich ein Zeit-Blog, mehrere linke bis linksradikale Blogs, u.a. der Blog des Bundesvorstands der Grünen und schlussendlich die ehemals ehrwürdige FAZ. Letztere übernahm unreflektiert den geistigen Auswurf des Regionaljournalisten (ohne mit mir zu sprechen!) und setzte noch einen heftigeren Kommentar daneben.

Was ich damit sagen will: Gerade in Zeiten des Internets und generell der medialen Hysterie, die über einen schwappen kann, ist es alles andere als feige, eben nicht unter seinem echten Namen Äußerungen (gerade im Internet) zu betreiben.

Jedenfalls konnte ich so am eigenen Leibe mal in Kleinform erleben, worüber ich bis dato immer nur gelesen hatte.

varroa

19. Juni 2010 11:19

Immerhin ist´s in Tübingen für die Antifa nicht so gut gelaufen - Anzeige vom Dienstherrn des Lehrers gegen die anonymen Flugblattverteiler, Unterstützung einiger Ehemaliger für den Lehrer und Menschen und bei dem was unsere üblichen Verdächtigen der 68´er Fraktion im Schwäbischen Tagblatt ablassen rollen die unter 30 - jährigen eh´mit den Augen.

Pat Bateman

19. Juni 2010 12:54

Man kann sicher davon ausgehen, das sich die oben genannten Denunzianten, es sich bei "richtigen Rechtsradikalen" wohl meistens verkniffen hätten. Da diese zumeist offensiver und aggressiver auftreten. Auch schwingt dann doch zuviel Angst mit, eines Tages mit einem Schlägertrupp vor der Haustür konfrontiert zu werden. ( Wobei das wohl eher ein Medienphänomen ist, als ein realistisches Szenario)
Mut haben solche Subjekte ja zumeist nur, wenn sie nichts zu befürchten haben. Somit bleibt nur die alte Weisheit: Opfer wird, wer sich zum Opfer macht. Nicht jeder ist ein Kämpfer, und das kann man dem Menschen ja schwerlich zum Vorwurf machen. Doch wenn er das objektiv bei sich feststellt, dann ist es doch auch ein leichtes für ihn, aus der Schußlinie zu bleiben. Die gesellschaftlichen Umstände, sind wie sie sind. Die hysterische Antifa Republik, wird eher noch zu als abnehmen.

Kiepenkerl

19. Juni 2010 14:17

Ich gehe gerade meine Kartei mit den Linksextremisten meiner Region durch. Dabei fällt mir auf, wie sehr diese Leute in bestimmten Berufsfeldern und sogar ganz bestimmten Einrichtungen konzentriert sind. Ca. 2/3 bis 3/4 der mir bekannten Linksextremisten gehören beruflich in die Bereiche Soziales + Pädagogik + Medien.

Ich rede dabei nicht von der bekannten Häufung von Lehrern mit SPD- oder Grünen-Parteibuch: Diese Leute sind zumeist verbeamtet und arbeiten an staatlichen Regelschulen.

Die Linken links von SPD und Grünen sind hingegen überwiegend im Bereich Jugendarbeit - Behindertenbetreuung - Arbeitslosenvermittlung
tätig, in einer der zahllosen Organisationen, die zwar von Staats- oder Kassengeldern leben, aber relativ autonom von staatlicher Kontrolle agieren.

Das Personal mancher Arbeitslosen- und Behinderten-Einrichtungen in meiner Region ist fast schon so etwas wie eine kommunale Zweigstelle von "Die Linke".

Nun zur Schlußfolgerung: Wer als Rechter beruflich in diesen Bereich gerät, der muss damit rechnen, bloß- und kaltgestellt zu werden, denn die Extrem-Linken betrachten diese Arbeitsstellen als ihr Eigentum. - Mir ist auch ein regionaler Fall mit entsprechendem Hintergrund bekannt.

Hesperiolus

19. Juni 2010 15:04

Bitte die punktuellen Lizenzen an einen in gewollter Unbestimmtheit hier mehr oder dort weniger breiten "Narrensaum" nicht überbewerten, das sind doch vorgeblicher Meinungs- und Pressefreiheit - unter der Herrschaftsbedingung des hocheffektiv und repressiv kampagnenfähigen Medienkartells - billig konzedierte Alibis; nicht nur Völkische oder Katholiken wissen das! Autodadaismen (s.o.) anekdotisch verbleibender Nabelschau aus dem Off treffen es nicht, Maß genommen wird anderswo, von Universitäten über Redaktionsbüros zu Klassenzimmern und Kirchenvorständen. Und umso mehr bleiben einem die Brosamen für Diskursstammtische im Halse stecken als Naivlinge dafür Männchen machen. Holger Apfel macht bis auf weiteres nicht mehr mit in seiner Schwatzbude; wurde er in den Beiträgen genannt, oder erscheint die causa hier zu degoutant? Mehr Schaum als vor Claudia Roths Mund war da mutatis mutandis auch nicht. Quod licet...

godeysen

20. Juni 2010 19:41

Wir müssen uns wehren können!

Noch leben wir in einem Rechtsstaat und müssen selbstbewusst die Möglichkeiten ausschöpfen, die diese Gesellschaftsordnung nicht nur anbietet, sondern einst als höchste Ideale propagiert hat: Wir müssen von unserem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch machen können, müssen zusammenhelfen, um Benachteiligung zu verhindern, immer wieder auf die verbrieften Grundrechte aufmerksam machen, Information und "Glasnost" einfordern!
Ich stimme voll und ganz Claus Wolfschlag zu: Wichtig wäre der

... schrittweise Aufbau einer Hilfs- und Beratungsinstitution für Opfer von „Political Correctness“. Nichts politisch Einseitiges wie die „Rote Hilfe“, sondern eine eher politisch neutrale Anlaufstelle nach der Struktur des „Weißen Rings“. Juristen, Psychologen, Kriminologen und Sozialbetreuer, denen man derartige Fälle schildern kann und die Hilfe anbieten. Hilfe zuerst einmal für alle Menschen, die aufgrund politischer Meinungen oder Bekanntschaften diskriminiert, gemobbt usw. werden. Eine Institution, die, ähnlich wie „amnesty international“, auch die Urheber - d.h. bestimmte Unternehmen und Einrichtungen, die verantwortlich für derartige Diskriminierungen sind – öffentlich macht.

Ein Anfang könnte eine Liste zuverlässiger und interessierter Rechtsanwälte (nicht Linksanwälte) sein, die bereit sind, konservativ denkende Menschen bei der Wahrnehmung ihrer Rechte zu unterstützen. Ich wüsste z.B. gerne jemanden in München, mit dem ich meinen Casus mal besprechen könnte. Wer kann weiterhelfen?

Isa

20. Juni 2010 19:55

Ich glaube, das größte Problem bei diesen Dingen ist die eigene Angst. Man ist es - aus einer bürgerlichen Familie stammend - nicht gewöhnt, anzuecken, darüber hinaus nach einem Leistungsethos erzogen, das einem in der sonstigen Welt keine größeren Probleme einbringt.
Die Angst, die ja nicht gänzlich aus der Luft gegriffen ist, zu überwinden kostet Kraft und Zeit. Ich hatte glücklicherweise bisher nur vernachlässigbare Probleme - mitgenommen hatten sie mich trotzdem nicht nur ein wenig.
Was mir geholfen hat, ist ein Zitat von Ernst Jünger aus seinen Tagebuchnotizen "Strahlungen I":

"Immer lockt auch die nackte Furcht das Schreckliche herbei. So reizt, wer flieht, schon zur Verfolgung an; und so belauert ein Mensch, der Böses plant, sein Opfer - die letzte Schranke wird fallen, wenn er Zeichen der Angst an ihm erkennt. Daher ist es sehr wichtig, daß man bei verdächtigen Renkontres, etwa wenn man im Walde angesprochen wird, die Sicherheit bewahrt.

In unserer Eigenschaft als Menschen verfügen wir über Hoheitssiegel, die schwer zu brechen sind, wenn wir sie nicht selbst beschädigen, und deren Bann auch von den Tieren empfunden wird. Man muß nur wissen,(...), daß man unverletzlich ist."

Erwalf

21. Juni 2010 15:37

@Faschist
Herr Faschist, auch wenn wir uns über verschiedenste BRD-Mängel wohl verständigen könnten, sind wir tatsächlich grundverschieden. Ich möchte gerne BRD-kompatibel sein, leider fällt es mir immer
schwerer. Ich kann mich mit autoritärer Herrschaft nicht identifizieren, wenn sie keine rechtstaatliche, demokratische Grundlage hat. Die Demokratie ist die schlechteste Staatsform, aber es gibt keine bessere, wie vor mir auch schon andere festgestellt haben. Nur wenn die, die sich für Superdemokraten halten und als solche lauthals scheindemokratisch blöken, sich wie Faschisten gegenüber Andersdenkenden gebärden unter Beifall aller im Bundestag sitzenden undemokratischen Parteien, dann nenne ich das faschistoid oder einfach faschistisch. Man kann natürlich den Wesenskern echter historischer Faschisten von heutigen Antifa-Faschisten herausarbeiten und unterscheiden, aber darauf kommt es hier nicht an. Da halte ich mich eher an die guten alten Totalitarismustheorien, um die Ansätze des bisher noch ganz kleinen gewöhnlichen Faschismus neuerer Art bei uns festzustellen.

Harald Demsetz

21. Juni 2010 20:01

Sehr geehrte Frau Kositza,

meines Wissens ist der Tübinger Lehrer, über den Sie schreiben, keineswegs entlassen oder in irgendeiner anderen Weise von seinem Arbeitgeber drangsaliert worden. Vielmehr hat der Rektor der Schule einen Platzverweis für die Verteiler des von Ihnen angesprochenen Flugblattes ausgesprochen. Insofern ist dies kein besonders gelungenes Beispiel für die "Hetze" gegen die "wahren, guten und schönen Rechten" und keine tragfähige Basis für das Unverständnis, das Sie am Ende Ihres Beitrages in plakative Fragen kleiden.

Gleichwohl erhebt sich die Frage, ob jemand, der die Öffentlichkeit sucht (wie das Leserbriefschreiber im Allgemeinen tun, wollten sie nur die Redaktion des angeschriebenen Mediums über ihre Sicht der Dinge informieren, müsste es ja nicht zu einer Veröffentlichung kommen), nicht auch öffentlich mit einer Reaktion auf das, was er da schreibt, konfrontiert werden darf. Auch das, finde ich, gehört zu der Meinungsfreiheit, die Sie ja für Ihre Positionen einfordern. In diesem Zusammenhang frage ich mich immer wieder, weshalb die neue Rechte, denen Ihr Ehegespons ja den "kühlen Blick von rechts" verordnet hat, auf medialen Gegenwind immer so dünnhäutig und larmoyant reagiert. Es ist wohl wie bei allen Minderheiten: Man hat eine Mehrheit gegen sich (ich kann mir vorstellen, dass das nicht leicht hinzunehmen ist, aber auch die Neue Rechte ist eine Minderheit) und schafft durch den Verfolgungswahn, den man durch - nicht einmal besonders eindrucksvolle - Einzelfallbeispiele belegt, Identifikation. Unterhaltsam daran ist, dass der Zentralrat der Juden in Deutschland - ebenfalls als Vertreter einer Minderheit - genau dieselbe Klaviatur spielt, wie die neue Rechte. Da werden Kleinigkeiten aufgebauscht (der Kommentar von Herrn Schulze - "Haben wir es mit einer totalitär agierenden Linken zu tun, die all das, was auch nur einen Hauch rechts der Mitte steht, verfolgt und einem abartigen Gesinnungsterror unterzieht?" - spricht hier Bände), stereotype Abwehrmechanismen aufgefahren und am Ende - um die ganze Dramatik der eigenen Ohnmacht effektvoll auszuleuchten - rhetorische Fragen gestellt.

So einfach ist das. Keine totalitär agierende Linke, keine Verfolgung, kein abartiger Gesinnungsterror, sondern einfach das pure Desinteresse der großen Mehrheit. Es freut mich, wenn ich Ihnen helfen konnte.

Beste Grüße

Harald Demsetz

Harald Demsetz

21. Juni 2010 20:22

Sehr geehrte Frau Kositza,

gestatten Sie mir bitte den folgenden kurzen Nachtrag, um das vorher Gesagte noch ein wenig zu illustrieren:

"Faschist" schreibt: "Ließt (sic!) man einschlägige Seiten wie Netz gegen Nazis etc. könnte man meinen die NPD stünde kurz vor der Machtergreifung."

"rjaeck" schreibt: "Sind wir schon wieder so weit?. Stehen etwa die Kommunisten kurz vor der Machtübernahme?"

Sie verstehen, was ich meine?

Beste Grüße

Harald Demsetz

Kreuzweis

22. Juni 2010 12:18

Die Rechte lädt zum Piesacken ein, weil sie sich in der Rolle des 'Loosers' etabliert hat.
Looser ist sie nicht erstranging, weil sie Minderheitenmeinungen vertritt, sondern weil sie ohnmächtig ist. Und ohnmächtig ist sie größtenteils selbstverschuldet, weil sie selbst einfachste Organisationskunst und Organung verachtet.

Selbstverständlich macht einen das Wissen um den Rückhalt eines Netzwerkes mutiger, sich der Gefahr des Mobbens auszusetzen, als wie wenn man sich als einsamer Einzelkämpfer erlebt.

Ebenso wie es in gewissen linken Kreisen schick ist, damit zu kokettieren immer nur eine Fünf gehabt zu haben, scheint es bei konservativen Intellektuellen schick zu sein, in banalen praktischen Dingen defizitär zu bleiben. Man hat alle Zeit der Welt, um z.B. Hegel zu studieren - seine E-Post effektiver und vertraulicher zu organisieren, mag man jedoch nicht lernen.
Einfacher Test: Wem hier könnte ich eine verschlüsselte Nachricht zusenden, daß in seiner Nachbarschaft bedeutende Resourcen verfügbar sind, jedoch nur unter der Bedingung der Diskretion?

DAS sind meiner bescheidenen Meinung nach relevante Grundlagen des Erfolgs: die knochentrockene Arbeit eines Buchhalters oder eines Logistikers. Zugegeben nichts, was lesenswerte Artikel füllt.

Als wir seinerzeit den JF-Leserkreis gründeten, hatten wir z.B. eine Spendenzusage eines reichen Fabrikanten. Statt sofort dieser Zusage geeignet nachzugehen, haben wir allerlei brotlose Schöngeisterei betrieben, bis es für ersteres zu spät war. Wenn das symptomatisch ist (ist es meiner Erfahrung nach), muß man sich dann über die Unattraktivität von 'Rechts' wundern?

G. Faye schreibt in "Wofür wir kämpfen - Manifest des Europäischen Widerstandes": "... Das Wichtigste ist, verdeckt zu handeln und sich untereinander abzustimmen. Alles ist dabei von Nutzen, wenn es nur wohldurchdacht und richtig gemacht wird. Der Kreis, die Partei, der einzelne, der Verein, das Unternehmen, usw. haben in einem solchen Netzwerk durchaus ihren Platz, vorausgesetzt, dieses wird auf kontinentaler Ebene aufgebaut und die meschlichen oder weltanschaulichen Meinungsverschiedenheiten stehen dem Widerstandswillen und der Einheit gegen den gemeinsamen Feind nicht im Wege. Denn nicht die Zensur oder die Repression, sondern immer nur die inneren Fehden und Eifersüchteleien machen eine ... Bewegung unwirksam."

Die Anregung zur Bildung von Hilfsvereinen geht sicher in die richtige Richtung, doch wie sollen Unorganiserte Mobbing-Opfern helfen können? Ist das nicht schon wieder etwas von hinten gedacht?

Die Chance, die JF zur Vernetzung zu nutzen, wurde in den 90ern verspielt. Über die NPD kann man spotten und lachen soviel man mag, doch immerhin stellt sie eine beharrliche und beständige Organisation dar. Dafür, daß die klügsten Köpfe um diese Partei einen Bogen machen, sind deren organisatorische Leistungen beachtlich. Organisation jedoch, wenn sie nicht auf Sand baut, kann stets nur die Aufgabe der klügsten Köpfe sein.

Ich verfolge die Organisationsbemühungen anderer Idealisten, die antiglobalistisch, antiinternationalistisch gesinnt sind und (ohne daß es ihnen bewußt ist) schon sehr weit 'rechts' angekommen sind. Doch bin ich sehr skeptisch, was deren Erfolg angeht, denn es fehlt ein "gemeinsames Herzblut".
Dieses 'Herzblut' wäre bei den Konservativen gegeben: die Liebe zum Eigenen, zum natürlichen Nächsten, zum eigenen Volk, zur eigenen Geschichte, zur eigenen Kultur und den dazu gehörigen konservativen Werten. Dennoch fehlt der Magnetismus, der dazu führt, daß Rechte sich beständigen Netzwerken vereinigen.

Abschließend die Worte eines brd-Büttels zu einem Freiheitskämpfer: "Wenn Sie wüßten, wer in ihrer Nachbarschaft so denkt, wie Sie; ich weiß es, werde es Ihnen jedoch nicht verraten."

Theosebeios

22. Juni 2010 15:07

Einige Bemerkungen zu dieser umfangreichen Debatte:
- "und zwingen einen auf ihr Niveau herunter" (Lichtmesz): Niemand kann mich auf sein Niveau zwingen. Lasse ich mich darauf ein, trage ich selbst die Verantwortung und muss wissen, was ich tue.
- "sollte sich jeder vom Staat unabhängig machen" (Kitty): Eine richtige Empfehlung, aber eben nicht für jeden.
- "Wir müssen uns wehren können!" (Godeysen) Können - richtig. Manche können nicht. In jedem Falle bedarf es der Klugheit. Nichts überstürzen, nicht sich von Gefühlen hinreißen lassen. Die juristische Denkform an seiner Seite haben.

Faschist

22. Juni 2010 22:08

@ harald demsetz

Da ich ihrem Kommentar im großen und ganzen zustimme, verzeihe ich Ihnen auch den kleinen Seitenhieb auf meine nicht ganz Duden konforme Rechtschreibung "Ließt", auf die sie in ihrem Zitat dankenswerterweise hinweisen.

@ kreuzweis

Eine sehr richtige Analyse der rechten Lage.
Deren Attraktivitätsmangel erklärt sich (eigtl. ein banaler Gedankengang, den wohl nicht nur kreuzweis vor mir entdeckt hat) aus ihrem Mangel an Erfolg und Macht.
Man überzeugt die Masse nicht durch Argumente und auch Einzelne nur schwer; sondern durch die nachgewiesene Fähigkeit der selben siegreich zu sein und Macht zu erringen; der erste Erfolg zieht den zweiten gleich im Schlepptau mit.

Der Konservative ist hier, pauschalisierend gesagt, prinzipiell erst einmal im Nachteil, da er ja die Welt von gestern vertritt, die im besten Falle schon heftig unter den Attacken der neuen Werte zittert, im schlechtesten Fall bereits besiegt ist und der Restauration harrt: in diesem Falle bedarf es großer Anstrengung das durch Eisen und Blut gefällte Urteil des Weltgeistes als fehlerhaft zu entlarven.

Gerade der Rechten, die die Stärke gerne mal als normative Kraft per se feiert, kommt der Widerspruch zwischen Konzept und Realität umso schwerer zum Tragen.

Da man in der jetztigen Lage schwer größere Erfolge erzielen kann, täte es zumindest einmal Not die ungebrochene Stärke des eigenen Lagers zu demonstieren, in dem man kleine Schläge gegen den Feind führt, die nicht als Entscheidungsschlacht angelegt sind, sondern im Propaganda-der-Tat-Stil Aktivität, Aggresivität und Kampfeswillen demonstrieren sollen.

In diesem Sinne ist die ganze KSA Geschichte ein äußerst notwendiger Anfang des geistigen/tätigen Partisanenkrieges.

Martin Lichtmesz

22. Juni 2010 22:24

Unterhaltsam daran ist, dass der Zentralrat der Juden in Deutschland – ebenfalls als Vertreter einer Minderheit – genau dieselbe Klaviatur spielt, wie die neue Rechte.

Der Unterschied ist: der ZdJ hat Macht, und das nicht zu knapp. Und diese Macht hängt eng mit dem Spielen der ewigen Opfer- und Verfolgtenrolle zusammen. Nicht nur in Deutschland. Immerhin kann sogar das lächerlich werden, wenn ein schlechter Klavierspieler wie Kramer den Bogen überspannt. Aber im großen und ganzen ist der Druck, der damit aufgebaut wird, höchst effektiv.

Da werden Kleinigkeiten aufgebauscht (der Kommentar von Herrn Schulze – „Haben wir es mit einer totalitär agierenden Linken zu tun, die all das, was auch nur einen Hauch rechts der Mitte steht, verfolgt und einem abartigen Gesinnungsterror unterzieht?“ – spricht hier Bände), stereotype Abwehrmechanismen aufgefahren und am Ende – um die ganze Dramatik der eigenen Ohnmacht effektvoll auszuleuchten – rhetorische Fragen gestellt.

Ah, ich will mal einen von diesen sic h so wohlwollend und so überlegen gebenden Gute-Ratschläger-Gebern, die aus ihren Sesseln heraus glauben, sie müßten zu mehr Coolneß anraten, in einer solchen Situation sehen. Sie würden dann vermutlich nicht mehr ganz so cool sein, und sie würden auch nicht von "Kleinigkeiten" schwafeln, wo soziale Existenzen schwer unter Druck gesetzt und zum Teil tatsächlich vernichtet wurden. Das ganze ohne Aufbauschung gesagt: es ist einfach so.

Marco Reese

23. Juni 2010 15:58

Das Auffällige an solchen Vorgängen ist doch gerade die Mischung aus genauer Vorhersehbarkeit und andererseits Unberechenbarkeit. Zuweilen ist man geneigt, sich zu viele Sorgen zu machen, eben weil man unbedingt Entsprechendes erwartet. Das kann zu Provokation - wenn die es schon wissen wollen, dann richtig - oder eben zu Feigheit führen. Und dazu kommt, daß diese Prozesse gutenteils anonym ablaufen. Sicher, da sind immer Handelnde auszumachen, aber von denen gibt es so Viele, auch auf "höherer" Ebene, und sie handeln nahezu gleich. Während man nicht jedem Kleinfunktionär, der einen gemeinnützigen Verein an der Nutzung einer simplen Jugendherberge hindern will, die großen umerzieherischen Ziele unterstellen kann. Sicher aber auch nicht den Mächtigeren; die sind nämlich durchaus auch Getriebene des Gesamtzusammenhangs. Und der funktioniert eben nicht allein bei quantitativer Masse, wobei die ja kommunikativ generiert werden kann, d. h. durch elektronisch und digital fundierte Öffentlichkeit, nicht einmal nur in diesem Bereich, sondern auch bei Einzelpersonen, eben aus vorauseilendem Gehorsam. Das kann selbst bei durchaus bewanderten Personen geschehen, habe das selbst erlebt.
Andererseits ist doch Vieles möglich, es kommt eben darauf an, mit wem man es zu tun hat. Und wie weit man sich in bestimmten Dingen vorwagt. Das Ganze ist weniger eine gezielte Verschwörung bestimmter menschlicher Kreise als vielmehr ein Verwirrspiel des dia-bolos. Deswegen auch die merkwürdige Anonymität und Ungreifbarkeit, dieser Anschein eines giftigen Nebels, der über allem liegt und der Große wie Kleine ergreifen kann, dem man sich aber hier wie dort auch gelegentlich entziehen kann.

Harald Demsetz

24. Juni 2010 13:04

Sehr geehrter Herr Lichtmeß,

für Ihre freundliche Rückmeldung danke ich Ihnen und antworte wie folgt: Sie sprechen von sozialen Existenzen, die schwer unter Druck gesetzt und zum Teil tatsächlich vernichtet wurden. Frau Kositza bringt dafür folgende Belege:

1. Ein Tübinger Lehrer bekommt Gegenwind, wird aber vom Rektor der Schule geschützt.
2. Abonnenten der Sezession werden von ihrer Hausgemeinschaft zur Rede gestellt und lassen seither die Sezession an eine andere Adresse schicken.
3. Ein Kindergarten lehnt die Aufnahme von Kindern eines Paares ab und das Paar wird nicht mehr gegrüßt.
4. Einer jungen Doktorandin wird die Wohnung gekündigt. Was das ganze mit den "Mitarbeitern" (ich kenne zwar wenige Doktoranden, die Mitarbeiter haben, gleichwohl kann es sich natürlich durchaus so verhalten) der jungen Dame zu tun hat, geht aus dem Text von Frau Kositza nicht ganz eindeutig hervor.

Ob diese Vorkommnisse so zu bewerten sind, dass dadurch soziale Existenzen schwer unter Druck gesetzt und zum Teil tatsächlich vernichtet wurden, stelle ich gerne Ihrem Urteilsvermögen anheim. Die totalitär agierende Linke, die all das, was auch nur einen Hauch rechts der Mitte steht, verfolgt und einem abartigen Gesinnungsterror unterzieht, sehe ich hier allerdings nicht am Werk. Vielmehr geht es um genau das, was Sie so vehement in Abrede stellen: Um Skandalisierung, die Identität (ich sage bewusst nicht Pseudo-Märtyrer) schaffen soll.

Meinen herzlichen Dank auch dafür, dass Sie es mir zurechnen wollen, dass ich Ihnen und den Ihren zu etwas rate, was Sie neudeutsch als "Coolneß" bezeichnen. Zu viel der Ehre! Den kalten (und zugleich pathetischen) Blick von rechts habe ich nun wirklich nicht erfunden.

Beste Grüße

Harald Demsetz

Martin Lichtmesz

24. Juni 2010 18:25

Geehrter Herr Demsetz,

Mögen Sie Ihre Haltung Ihrerseits für einen "kalten Blick" halten, ich halte es nicht einmal für einen "Blick", sondern schlicht und einfach für hartnäckige Apperzeptionsverweigerung. Wenn Sie die aufgezählten Fälle nicht für einen schweren sozialen Druck halten, kann ich Ihnen auch nicht helfen. Wie gesagt: es ist offenbar von niemandem Empathie zu erwarten, der dergleichen nicht selbst erlebt hat, oder nicht gewillt ist, sich in eine solche Lage hineinzuversetzen.

Oder andersrum: für wie "normal" und verhältnismäßig halten Sie denn etwa das Verhalten der Hausgemeinschaft, des Kindergartens oder des Vermieters und der Arbeitskollegen der Doktorandin? Und sagen Sie mir, wo es solch ein Verhalten denn noch gibt, mit effektiven Folgen wie hier.

Davon abgesehen sind das noch nicht einmal die schlimmsten Fälle. Wenn Sie auch das nicht glauben wollen, bitte sehr.

Vielmehr geht es um genau das, was Sie so vehement in Abrede stellen: Um Skandalisierung, die Identität (ich sage bewusst nicht Pseudo-Märtyrer) schaffen soll.

Werden Sie doch einmal konkreter. Wer "skandalisiert" was? Wodurch wird denn "skandalisiert"? Etwa, dadurch daß man offen ausspricht, daß Aktionen wie die der Hausgemeinschaft irrational und ungerecht sind, Züge von Mobbing tragen? Wie die Dinge liegen, sind die beiden Lehrer potentiell real bedroht. Sie wären nicht die ersten, die aus solchen Gründen ihren Job verloren haben. Daß dergleichen geschieht, ist ein Fakt, wenn Sie sich auch noch so verbissen dagegen sträuben.

Wer soll oder will denn bitte "Identitäten" schaffen? Kein einziger der Beteiligten hat nach solchen Reaktionen seitens der Umwelt bewußt gesucht (allenfalls noch der leserbriefschreibende Lehrer - aber welcher Leserbriefschreiber in ganz Deutschland muß mit solchem "Gegenwind" rechnen? Interessant, wie selbstverständlich Sie das hinnehmen.) Sie mußten zum Teil, wie bei der Familie mit dem Kindergarten, erst ausfindig gemacht werden, und dann noch über ein paar Ecken. Oder sind Sie etwa imstande, allen Ernstes jemandem ein "selber Schuld"an den Kopf zu werfen, weil er die JF oder Sezession abonniert hat? Oder weil er irgendwann mal im Jahre Schnee "Kontakte" hatte?

"Skandalisiert" haben in diesen Fällen ganz offensichtlich nicht die Betroffenen, sondern die anderen. Sie aber stellen hier das Ursache-Wirkung-Verhältnis völlig auf den Kopf.

Lion Edler

25. Juni 2010 14:33

Frau Kositza stellt eine sehr interessante Frage, die mich auch schon länger beschäftigt: Warum Manche von politisch korrektem Meinungsterror sehr massiv betroffen sind, und Andere trotz viel polarisierender Äußerungen viel weniger oder überhaupt nicht angefeindet werden. Da gibt es sicher eine Reihe von Faktoren, und alle habe ich wohl auch noch nicht herausgefunden, nur so viel:
1.) ein wichtiger Punkt ist natürlich, inwiefern die Person noch politischen Einfluss hat. Ein wesentlicher Teil der Empörungsrituale resultiert ganz sicher nicht aus ideologischem Fanatismus (obwohl der auch natürlich durchaus sehr weit verbreitet ist!), sondern schlicht weil man um seine Macht fürchtet. Ein Hans-Olaf Henkel beispielsweise wird sicherlich deshalb nicht für seine Bemerkungen in der JF über den ,,roten Holocaust" in der JF angefeindet, weil er eben nicht mehr BDI-Präsident ist, sondern nur Buch-Autor ist, und seine Bücher werden nichts verändern. Daher entdecken ja auch viele Promis ihren Nonkonformismus erst nach ihrer Amtszeit (,,Nach dem Amt kommt der Verstand"). So lange Bürger sich nur auf Stammtischen von CDU-Ortsgruppen oder bei Lesungen in der Gemeindebibliothek ausbrüllen, lässt man sie gewähren. Wenn dann aber ein Verein wie ,,Pro Köln" in Köln die Machtfrage stellt, wird es ganz schnell sehr brenzlig. Daher sind natürlich auch SPD-Politiker wie Buschkowsky akzeptierter als z.Bsp. Schönbohm.
2.) Der Name. Ein Helmut Schmidt ist als Ex-Bundeskanzler schonmal ähnlich unangreifbar wie ein ZDJ-Funktionär, obwohl Schmidt sich gegen Multikulti positionierte, die CO2-Propaganda anzweifelte, Lafontaines und Obamas Charisma zutreffend mit Hitler verglich und sogar Sarrazin verteidigte.
3.) Ein ganz wichtiger Punkt ist auf jeden Fall, wie sympathisch der Mensch der Gesellschaft ist, und wie sein Charakter ist, ob er als verbiesterter Meckerkopf gilt, oder als humorvoll, in seiner Argumentation kreativ und überraschend. Der Feminismus-Kritiker Arne Hoffmann hat in seinem Buch ,,Der Fall Eva Herman" die m.E. in der Tat nicht abwegige These aufgestellt, daß das Ausmaß des Hasses gegenüber Eva Herman auch mit ihrer Haarfarbe zusammenhing.
4.) Und dann sind es denke ich oft auch ganz einfach Zufälle. Die Antifa und diverse andere Gesinnungshüter müssen auch erst einmal auf die Person aufmerksam werden, und das werden sie natürlich oft auch durch Zufälle. Zudem spielen Langeweile und persönliche Stimmung und Lebensumstände eine Rolle. Beispielsweise die Kampagne gegen Herrn Prof. Bauch resultierte ja offenbar eindeutig aus Langeweile von ein paar linksdextremen Studenten. Im Übrigen wird die Totalverblödung der Linken zudem auch zu einem Vorteil, denn oft sind die Linken schlicht zu blöd, ihre Gegner effektiv kaltzustellen. Beispielsweise wäre es sicherlich ein Leichtes gewesen, mich zu isolieren, als ich noch CDU-Mitglied war und einen durchaus polemischen Artikel bei PI-News schrieb. Vielleicht hat man aber auch nicht an einen Erfolg einer Denunziation geglaubt, weil ich mich so selbstbewußt mit Klarnamen trotz meiner CDU-Mitgliedschaft dort äußerte und man ja davon ausgehen mußte, daß ich mir etwas dabei gedacht hatte. Dies bestätigt natürlich auch die Theorie, die hier schon geäußert wurde, und die ich voll teile: Zurückrudern und relativieren der eigenen Meinung ist das Falscheste, was man machen kann und führt erst recht zu Gefahren.

Nun aber zur anderen angesprochenen Frage, nämlich wie man darauf zu reagieren hat. Ich bin in der Tat der Meinung, dass die Rechten sich hierbei viel zu viel in die Hose machen. Gehen wir doch mal die wichtigsten Punkte durch, die uns drohen:
1.) Medienhetze und der Verlust von sogenannten ,,Freunden". Na und? Ist das eine Entschuldigung, ein Duckmäuser und Feigling zu sein? Wenn es für mich überhaupt noch eine Chance auf gesellschaftliche Re-Integration gibt, dann ganz sicher nicht dadurch, daß ich meine Persönlichkeit und die mich ausmachenden Ecken und Kanten verstecke um mich dem Pöbel anzubiedern, sondern ich muß ebenbürtige Leute finden. Dies gilt im Übrigen auch für die Partnersuche: auch hier habe ich gemerkt: wenn man sich hier versteckt, kommt sofort die berechtigte Frage: ,,Vertraust du mir etwa nicht?" Und soll doch die BILD-Zeitung von mir aus auf Seite 1 schreiben, was für ein furchtbarer Nazi ich sei. Dann bekomme ich halt 1000 Hass-Briefe von ein paar alkoholisierten und sexuell/beruflich frustrierten Versagern aus der Linkspartei und ein paar rot-grünen traumatisierten Gutmenschen. Dafür bekomme ich aber bestimmt auch 5 Briefe von Leuten, die es lohnt, kennenzulernen, und von denen ich dann mit 1 oder 2 Kontakte dauerhaft pflegen kann.

2.) berufliche Nachteile. Dies ist erstens ebenfalls genauso keine Entschuldigung, ein Duckmäuser und Feigling zu sein. Lieber bleibe ich lebenslänglich Hartz-IV-Empfänger, als ein elender Mitläufer und Duckmäuser zu sein. Weil es einfach ungemein befreiend ist, seine Meinung zu äußern, das ist eine ganz andere Lebensqualität und kann mit finanziell und sozial gutem Status gar nicht aufgewogen werden. Darüber hinaus vermute ich: manche Arbeitgeber mögen zwar so armselig sein, dass sie wegen der politischen Gesinnung eines fachlich sehr fähigen Bewerbers, diesen nicht einstellen. Ich kann mir aber vorstellen, dass dafür manch anderer Arbeitgeber sagt: bestens, der hat immerhin Arsch in der Hose. Und wenn das Verhältnis zu meinem Chef nur auf armseliger Heuchelei und kriecherischem Honig-ums-Maul-Schmieren beruht, während ich ihn im Inneren zutiefst verachte, dann ist das auch ganz einfach auch nicht der richtige Job für mich! Dann lieber Hartz IV, oder Zeitungen austragen und Regale in Einkaufszentren auffüllen - es gibt Jobs in Hülle und Fülle und es gibt tausende Möglichkeiten, sich irgendwie finanziell über Wasser zu halten, ohne politisch korrekt zu sein - man lasse sich doch bitte nicht immer von der Obrigkeit etwas Gegenteiliges einreden!

3.) das einzige, was eine wirkliche Gefahr ist, ist physische Gewalt durch die Antifa. Dieses Risiko ist aber, meine ich, kalkulierbar, weil es da noch zu viele Leute gibt, auf die sich die Antifa stürzt. Deswegen ist ja das Flagge zeigen so wichtig: je weniger die politisch nicht Korrekten werden, desto mehr wird auch der Terror der Antifa auf eine kleine Gruppe attraktiv. Wird ihr hingegen selbstbewußt gezeigt, daß man sich nicht einschüchtern läßt, dann zieht sie auch den Schwanz ein - und aus vielen Antifas werden dann sogar, da bin ich ganz sicher, berufstätige Menschen mit gepflegten Haaren und höflichem Händedruck. Wenn es aber im Einzelfall konkrete Drohungen und Gefahren gibt, wenn z.Bsp. wie im Fall Stadtkewitz bereits ein Mordanschlag geschah, dann wäre das der einzige Punkt, wo ich Verständnis dafür hätte, wenn man die Klappe hält.

Beispiele für dieses Duckmäusertum hier im Kommentarbereich: ,,Was ich damit sagen will: Gerade in Zeiten des Internets und generell der medialen Hysterie, die über einen schwappen kann, ist es alles andere als feige, eben nicht unter seinem echten Namen Äußerungen (gerade im Internet) zu betreiben."
(als Grund dafür nennt er Medien-Hetze gegen seine Person).
2.Beispiel:
,,Ein Pseudonym ist eine völlig legitime Form der Mimikry. Das hat nicht die Bohne mit „Präventivkapitulation“ zu tun. Sondern mit Klugheit. Niemand muß sich edelmütig vom Gegner abschießen lassen, noch dazu wenn dieser mächtiger ist und am längeren Ast sitzt. Wir befinden uns schließlich im Krieg."

Solche Beiträge sind für mich - es tut mir leid - hosenscheißerisches Gejammer von Duckmäusern, und sonst nix. Was droht denn bitte konkret, wenn man ,,vom Gegner abgeschossen" wird, wie der zweite Kommentar formuliert, oder wenn, wie beim ersten Kommentar angeführt, Medien hetzen? Dies wird immer nicht gesagt bei diesem Gejammer sondern nur angedeutet mit großen sprachlichen Geschossen. Wird man aufgehangen oder jahrelang eingesperrt, werden einem die Kinder wegggenommen? Nein, man verliert lediglich ein paar armselige Heuchler als ,,Freunde", und man bekommt keinen Job im örtlichen Jugendclub mehr und kann auch - o Graus! - in der Tat keine Karriere mehr in einer BRD-Partei machen (vermutlich auch nicht in einer Nicht-BRD-Partei). Große materielle Sprünge und jedes Jahr auf Mallorca rumprollen und ins Kino gehen und bei McDonalds fressen ist dann natürlich in der Tat möglicherweise nicht mehr drin. Dass ich dieses Duckmäusertum ablehne, heißt nicht, dass ich den alltäglichen Meinungsterror in der BRD in irgendeiner Weise verharmlosen würde, wie es ja leider auch hier von einem Diskutanten getan wird. Aber wie hier schon geschrieben wurde: zum Mobben gehören zwei, einer der mobbt, und einer der sich mobben lässt (Ausnahme: Schule, weil Schüler nicht der Schulpflicht entgehen können).

Ich habe dieses Duckmäusertum seit Längerem satt bis obenhin und überhaupt keine Angst vor irgendwas und bin viel glücklicher mit dieser Freiheit. Vor Allem finde ich dieses duckmäuserische Verhalten auch heuchlerisch: man kann nicht auf der einen Seite über das aalglatte Verhalten von Merkel, die nur ihre Karriere im Blick habe, schimpfen, und gleichzeitig selbst noch nichtmal bereit sein, ein paar sogenannte ,,Freunde" zu verlieren und sich möglicherweise dann auch noch dennoch als Märtyrer gegen den Meinungsterror stilisieren. Das ist genau die gleiche Masche wie bei CDU-Politikern, wo die Schuld für den Meinungsterror dann auf die SPD, die Grünen oder die taz geschoben wird. Es mag schon sein, dass diese Gruppierungen moralisch das Allerletzte sind, aber die CDU ist ist es unvermindert ebenso.

mfg
Lion Edler

Vulture

25. Juni 2010 23:21

Solche Aktionen würden doch überhaupt nicht funktionieren können, wenn die Täter nicht wüßten, daß sie all die roten Knöpfchen auf ihrer Seite haben, und gegebenenfalls Arbeitgebger, Lehrer, „Hausgemeinschaften“, etc mobilisieren können. Als Probe aufs Exempel kannste ja mal versuchen, jemanden zu denunzieren und/oder zu mobben, weil er für die Jungle World oder für Konkret schreibt. ...

- ja Martin, dem ist wohl so.

Der Umkehrschluss, dass jeder der mit der Sezession herumläuft, zwangsläufig denunziert wird, trifft nicht zu, darauf können wir uns wohl einigen. Das ist stark umfeldabhängig. Zu der Einschaetzung, dass es gefährlich ist, sich, hier weiter als Beispiel benutzt, mit der Sezession öffentlich blicken zu lassen, muss derjenige kommen, welcher sich in einem a) überwiegend akademischen und insbesondere geisteswissenschaftlichen Umfeld oder b) mindestens leicht szeneüberpraegten Umfeld -Stichwort linke Jugend"kultur"- bewegt.

Mein Punkt war jedoch Zeitgeist. Es ist genau diesen a) - und b)- Kreisen, zuzüglich der zahlenmaessigen quantité négligeable der Jounalisten und Politiker, lieb und teuer, dass dieser ein linker solcher ist - per eigener Festlegung - und das auch bleibt. Diese Festlegung muessen wir nicht akzeptieren und resignierend übernehmen.

An genau diesem Punkt wirst Du mir vielleicht wieder Wahrnehmungsmängel oder schlicht Unfähigkeit zur Lagebeurteilung vorwerfen.
Folgender Gegenvorschlag: Auch diese linke Zeitgeistfestlegung beruht zu einem Teil auf Wunschdenken. Weiterhin wird hier seitens der etwas clevereren Linken aus propagandistischen Gründen ein Ist-Zustand behauptet, der so eben nicht ist. Als hervorstechendster Beweis sei hier die oft zu vernehmende Behauptung der (etwas dümmeren) extremen Linken angeführt, dass die Mitte der Gesellschaft im Grunde nach wie vor rassistisch und nazistisch eingestellt sei. Auch die Linken sind sich ihrer Sache nicht sicher! (Und sehen noch viel Handlungsbedarf.) Die totale Basis fuer das selbstsichere Agieren der erfolgreicheren Denunziatoren ist nicht vorhanden. Diese Leute bauen ihr Treiben auf die begrenzte Wahrnehmung desselben: Nur Linke regen sich über einen Sezession- Leser auf, die Mehrheit der Deutschen weiß nicht die Bohne, was es fuer Zeitungen ausser BILD, Lokalblatt, Focus, Spiegel ueberhaupt noch gibt. Nur charakterliche Stänkerer und Denunziatoren ermöglichen generell die Eskalation solcher "Kampagnen". Dieses Theater findet deshalb aktive oder zumindest emotionale Teilhabe nur in einschlägig interessierten Kreisen. Dies, behaupte ich, gilt auch fuer einen Fall Hohmann oder Fall Krause. Dem Betroffenen hilft diese Einschaetzung zwar nichts mehr, er wird abgesägt, weil er schon viel zu sehr auf diese Kreise angewiesen und Teil derselbigen ist, weil diese Kreise sein Koordinatensystem, auch im Katastrophenfall, sind. Er wurde aber in keinem Fall durch Volksaufstand gefaellt oder um auf unseren Sezsessionleser zurück zu kommen, durch die ganze Stadt geächtet und angespiehen. Wäre die tatsaechliche Haltung "ganz Deutschlands" fuer Hohmann ein Maßstab gewesen, haette er die Sache auf Kohlsche Weise aussitzen koennen bzw. sich von der Merkel am Arsche lecken lassen können. Die Leute gehen ja noch nicht mal wegen des Griechenland-Betrugs auf die Barrikaden.

Die oben erwähnten charakterlichen Stänkerer und Denunziatoren gab es zu allen Zeiten in allen Systemen, man macht bereits im Kindesalter mit den unvermeidlichen Petzen Bekanntschaft. Diese sind meines Erachtens zunaechst die groesste Triebfeder der von Frau Kositza beschriebenen Phänomene. Sie "petzen" in linkem Sinne, weil das IHR Millieu ist, weil sie sich dort Wahrnehmung und Anerkennung versprechen bzw. dieser sicher fühlen. Sie tun dies nicht, weil sie sich des Rückhalts in weiten Teilen des Volkes sicher wären. Auf letzteren können sie getrost verzichten, da die tatsächliche Ignoranz, in welcher sich selbige Teile des Volkes üben, zumindest kein akute Bedrohung darstellt. Wir sprechen hier über zwei ziemlich voneinander entkoppelte Millieus, daher der Begriff Autisten in meinem vorhergehenden Anwurf, daher auch möchte ich diese pauschale Rede vom Zeitgeist nicht hinnehmen.

Peter Hartung

26. Juni 2010 23:09

Waere es nicht ein interessantes Projekt fuer JF, Sezession und Blaue Narzisse eine Art Rechtshilfe von guten Rechtsanwaelten ins Leben zu rufen? Eine Art patriotische Solidaritaet die wir wirklich gebrauchen koennten!

Wir koennen nicht mehr hinnehmen, dass die freie Meinungsaeusserung und die einfache Ausuebung von Grundrechten zum halsbrecherischen Risiko werden!

Gruesse

ichsagnichtja

1. Juli 2010 15:19

Durch ganz persönliche Ereignisse habe ich mich in den letzten Jahren mit der Abgrenzung der Rechtskonservativen mit den Rechtsextremen auseinandergesetzt. Mein Ausgang: Im Osten Deutschlands wohnend muß ich an die Neunziger Jahre erinnern. Während der Euphorie zur Wiedervereinigung brannten Asylantenheime, gab es schwerste Angriffe auf Dönerbuden und Glatzköpfe zogen in Kameradschaften durch die Straßen. Die Menschen waren entsetzt, waren sie doch in der DDR zum Antifaschismus erzogen wurden. Faschismus war in der DDR: Gestapao, SS, Judenmord, Rassenideologie und Angriffskrieg. Nun wurde dies von den Rechtsextremen in Frage gestellt bzw. geleugnet. Daher ist alles, was irgendwie diese Festung berührt: rechts/rechtsextrem. Da wird kaum kein Unterschied gemacht. Das ist einfach so! War es auch für mich.
Dann machte ich mich auf den Weg, z.B. in der Literatur, und entdeckte Unterschiede zwischen rechts konservativ, rechts, rechtsextrem und rechtsradikal. Seit ich 1990 in der BRD "angekommen" bin, nahm ich an, offen aussprechen zu dürfen, was ich denke. Dies ist im Grunde genommen auch irgendwie möglich. Ich zitiere den Kabarettisten Lange aus Leipzig zum Abriss von kulturhistorischen Gebäuden zu DDR-als auch zu BRD-Zeiten: " In der DDR durfte man nicht demontrieren - und die Gebäude wurden abgerissen; in der BRD darf man demonstrieren - und die Gebäude werden abgerissen ...."
Hier im Forum wird behauptet, in der BRD gäbe es keine Meinungsfreiheit. Ich denke immer noch, es kommt immer an, wie man es sagt. Beispiel: NPD-Abgeordneter Apfel wird aus dem sächsischen Landtag geworfen, weil er vom Judenstaat Israel als Schurkenstaat und der Holocaust-Industrie schwadroniert. Warum spricht Apfel nicht einfach von Israel? - Das ist der kleine Unterschied.

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