des in Potsdam ansässigen Labels “Lotte in Moskau” erhältlich. Mode-Accessoires, selbstzweckhafte Kunstwerke, Kultobjekte und experimentelle Artefakte zugleich, die sich nicht aufdrängen wollen, sondern sich im Gegenteil nur dem Liebhaber und aufmerksamen Betrachter eröffnen. Nie war Pop-Art dezenter als hier.
Die beliebtesten Modelle, die ornamental arrangierten Variationen eines “schnell und laut an Höhe verlierenden Flugzeugs aus dem Hause Junkers” und des Konterfeis eines gewissen “Oberschwäbischen Bombenlegers”, sind natürlich wieder mit dabei im Sortiment. Der Schwerpunkt liegt weiterhin auf schmucken Flugmaschinen von anno dazumal. Hinzugekommen sind nun unter anderem ein paar “schnell, laut und brummend” fliegende Doppeldecker und eine “Schwalbe”, zum Teil bis zur Unkenntlichkeit in pure Form abstrahiert.
Literarischer ist das Motiv “Pilote de guerre”, eine Hommage an Antoine de Saint-Exupéry, das einen Text des Autors (“Flug nach Arras”) mit einer Abbildung der Maschine, in der er zu seinem letzten Flug antrat, kombiniert. Von einer verspielten Freude am Esoterischen zeugen die Modelle “Subtile Jagden” (das die Namen von nach Ernst Jünger benannten Käfern aufzählt), “Jünger’scher Taumelkäfer” (das einen solchen Käfer zeigt) und “Radardenker” (der mikroskopisch klein gedruckte Auszüge aus einem Essay von Gottfried Benn enthält).
Bis an die äußerste Grenze des Experimentellen geht das Modell “Nun schlug meine stunde.. nun füllt sich das garn.. nun strömen die fische zum hamen”, auf dem der vollständige chronologische Ablauf eines bestimmten schicksalhaften Tages der jüngeren deutschen Geschichte abgedruckt ist, und der zu dem Gedicht, aus dem das Titel-Zitat stammt, in einem tief- und abgründigen Verhältnis steht. Etwas populärer und bunter hingegen präsentiert sich das Modell “Hasforst”, das teils ironisch, teils affirmativ auf die DDR-Prägung (oder wahlweise: das DDR-Trauma) des Mannes hinter “Lotte in Moskau” verweist.
Was die Motive nun mit einem Comicstrip in der DDR-Schülerzeitschrift Atze, mit einem heimtückischen Kohlkopf-Attentat aus einem ZIL-Lastwagen auf den Schöpfer des Labels, mit der “Schönheit des Schwertes”, mit Marinettis aufheulenden Autos und Benns Definition des Expressionismus zu tun haben, das kann man in einem Interview mit Dr. Dr. Thomas Michael in der aktuellen Ausgabe des Neofolk-Magazins Zwielicht nachlesen.
Eine Nummer, die übrigens – zumindest für einschlägig Interessierte – vor Highlights nur so strotzt: etwa das wirklich großartige und inspirierende Interview mit meiner Lieblingsband IANVA aus Genua, sowie ein nicht minder erleuchtendes Gespräch mit dem Berliner Maler Dennis Rudolph, dem Schöpfer einer rätselhaften “deutschen Ahnengalerie”. Bestellen kann man das Heft hier.