Der Deutsch-Dänische Krieg 1864

Nach sechsstündiger Artillerievorbereitung brach am 18. April 1864 um zehn Uhr der Sturm auf die Düppeler Schanzen los. Aus der dritten Parallele warfen sich die Preußen zunächst schweigend und dann mit lauten Hurra-Rufen unter den Klängen des Yorckschen Marsches auf das zehn Schanzen umfassende feindliche Verteidigungssystem. Die Musikkorps waren unter der Leitung des preußischen Musikdirektors Gottfried Piefke in der zweiten Parallele aufgestellt worden.

Sechs Sturmkolonnen mit 46 Infanterie- und fünf Pionierkompanien – außerdem drei Brigaden als Reserve – brachen trotz heftiger dänischer Gegenwehr in kürzester Zeit in die Stellungen ein; die Schanzen III und V wurden nach fünf, Schanze I nach sechs Minuten erobert, nach zehn Minuten flatterten auf den Brustwehren der Schanzen I–VI die ersten schwarz-weißen Fahnen. Bei der Schanze II sprengte sich der Legende nach der preußische Pionier Carl Klinke mitsamt seiner Pulverladung in die Luft, um eine Bresche in die Palisade zu schlagen. Gegen zwölf Uhr waren auch die Schanzen VII–IX, eine Stunde darauf die Schanze X in den Händen der Preußen. Um 13.30 Uhr drangen die Preußen in die Brückenkopfstellungen ein. Die Dänen flüchteten unter Abbruch der Pontonbrücken auf die Insel Alsen.

 Was hier vor Düppel innerhalb von drei Stunden ablief, war die militärische Quittung für einen eklatanten Völkerrechtsbruch des dänischen Staates. Der Deutsch-Dänische Krieg von 1864 besaß eine lange Vorgeschichte im Rahmen des heraufziehenden Nationalitätenkonflikts und der komplizierten Frage des dynastischen Erbrechts in Schleswig-Holstein. 1460 hatte der Vertrag von Ripen geregelt, daß die Elbherzogtümer ungeteilt und in Personalunion mit der dänischen Krone vereint bleiben sollten.

Schon 1848 hatte Dänemark versucht, Schleswig zu annektieren. Es kam zum Ersten Schleswig-Holsteinischen Krieg (1848–51), in den auch Preußen militärisch für die Sache der Herzogtümer intervenierte, aber auf Druck der Großmächte England, Frankreich und Rußland zu einem Waffenstillstand gezwungen wurde, der übrigens von den Abgeordneten des Frankfurter Paulskirchenparlaments vehement abgelehnt wurde. Am Ende stand das Londoner Protokoll vom 8. Mai 1852, das die Autonomie und die Unteilbarkeit der Herzogtümer, die in Personalunion mit der dänischen Krone verbunden blieben, rechtlich festschrieb.

Mit dem Königlichen Patent vom 30. März 1863 versuchte Kopenhagen, das Schleswig-Holstein-Problem im dänischen Sinn zu lösen. Das Herzogtum Schleswig wurde enger mit dem Königreich Dänemark verbunden, die Herzogtümer Holstein und Lauenburg erhielten einen Sonderstatus. Damit erfolgte staatsrechtlich die Trennung der bis dahin unter der dänischen Krone vereinten Herzogtümer. Gleichzeitig kündigte die Regierung eine auch für Schleswig geltende neue Gesamtstaatsverfassung an. Dies war ein klarer Bruch des Londoner Protokolls von 1852, das die Unteilbarkeit der Elbherzogtümer und den Bestand der dänischen Gesamtmonarchie garantiert hatte. In ganz Deutschland erhoben sich lautstarke Proteste gegen diesen Rechtsverstoß. Damit hatte Dänemark sich außerhalb des Völkerrechts gesetzt, den Willen der Schleswig-Holsteiner ignoriert und den Grund für eine militärische Intervention seitens des Deutschen Bundes geliefert.

Für die Ende November 1863 gegen die Einverleibung Schleswig-Holsteins in den dänischen Gesamtstaat beschlossene Bundesexekution waren folgende Truppenkontingente des Deutschen Bundes festgelegt worden: 6000 Hannoveraner, 6000 Sachsen, 35000 Österreicher und 35000 Preußen.

Die Besetzung Holsteins vollzog sich vom 23. Dezember 1863 bis zum 6. Januar 1864 völlig gewaltlos. Während Hannover und Sachsen mit Erreichen der Eider-Linie die Aufgabe als erfüllt ansahen, wollten Preußen und Österreich, die größten Gliedstaaten des Deutschen Bundes, die De-facto-Trennung der Herzogtümer nicht hinnehmen und Dänemark zur Einhaltung des Londoner Protokolls notfalls auch mit Waffengewalt zwingen.

Ende Januar 1864 hatten beide Staaten rund 65000 Mann südlich der Eider aufmarschieren lassen: Den Oberbefehl hatte der preußische Generalfeldmarschall Friedrich von Wrangel inne. Auf dem linken Flügel stand das II. Korps unter dem österreichischen Feldmarschall-Leutnant Ludwig von Gablenz (VI. k.k. Korps mit knapp 20000 Mann) ostwärts Rendsburgs, auf dem rechten Flügel das I. preußische Korps unter Prinz Friedrich Karl von Preußen (20000 Mann) westlich von Kiel, hinter dessen linker Flanke gruppierte sich noch eine preußische Gardedivision einschließlich einer nachgefolgten österreichischen Brigade (25000 Mann). Die gesamten Streitkräfte Dänemarks unter General Christian de Meza zählten nominell 54 000 Soldaten.

Am 1. Februar 1864, nachdem die Dänen ein Ultimatum der Verbündeten hatten verstreichen lassen, gingen Österreicher und Preußen zum Angriff über. Der dänische Oberkommandierende hielt die Verteidigung der Dannewerk-Stellung für undurchführbar und zog seine Truppen in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar nach Norden in die der Insel Alsen vorgelagerte Düppelstellung ab. General de Meza ließ Tag und Nacht marschieren. Trotz der winterlichen Bedingungen – bei Glatteis, dichtem Schneetreiben und beißendem Nordwind, ständig stockenden Marschkolonnen, ausrutschenden Pferden – gelang es den Dänen, zirka 32 000 Mann zurückzuholen.

Beim Dorfe Oeversee, wenige Kilometer südlich von Flensburg gelegen, stellten die Österreicher die Nachhut der abziehenden Dänen und attackierten sie in einem heftigen Bajonettangriff. Als Flensburger Bürger von dem Gefecht Kenntnis erhielten, machten sie sich auf den Fußmarsch nach Oeversee, um die Verwundeten zu versorgen. Dieser »Oeversee-Marsch« wird bis in die Gegenwart in Erinnerung an das historische Ereignis nachgestellt und gewürdigt.

Zügig schlossen preußische Truppen die Dänen in der Düppelstellung ein und begannen einen regelrechten Belagerungskrieg. Die Österreicher besetzten in der Zwischenzeit ganz Jütland und säuberten gegen Kriegsende mit Hilfe ihrer Seestreitkräfte die Nordfriesischen Inseln von dänischer Besatzung.

Dem vorangegangen war eine Odyssee einer österreichisch-preußischen Flottille. Bei Ausbruch des Krieges hatte in Korfu der österreichische Linienschiffskapitän Wilhelm von Tegetthoff die Weisung erhalten, aus seinen Einheiten eine genügende Anzahl auszuwählen und sie in den Englischen Kanal zu führen. Dänische Kriegsschiffe seien aufzuspüren, Handelsschiffe dieser Flagge zu kapern und der in der Deutschen Bucht liegende dänische Flottenverband sei anzugreifen, um die Blockade der wichtigen Seehäfen Bremen, Cuxhaven und Hamburg aufzuheben.

Am 9. Mai 1864 kam es zum Seegefecht österreichisch-preußischer und dänischer Flotteneinheiten bei Helgoland. Die Flottille der Verbündeten, bestehend aus den österreichischen Fregatten »Schwarzenberg« und »Radetzky« sowie den preußischen Kanonenbooten »Basilisk«, »Blitz« und »Preußischer Adler«, traf auf das dänische Nordseegeschwader, bestehend aus den Fregatten »Niels Juel«, »Jylland« und der Korvette »Heimdal«. Nach zweistündigem, sehr heftigem Artillerieduell hatte die »Schwarzenberg« ein Fünftel ihrer Mannschaft verloren und brannte an mehreren Stellen. Die Verbündeten zogen sich unter Landschutz der damals noch britischen Insel Helgoland zurück, um die Schäden zu reparieren. Als Tegetthoff tags darauf das Gefecht fortzusetzen gedachte, waren die Dänen verschwunden. Damit hatten die Verbündeten ihr Ziel erreicht: Das dänische Blockadegeschwader hatte die Nordsee verlassen, die Handelsschiffahrt hatte wieder freie Fahrt.

Nach der Eroberung der Insel Alsen am 29. Juni 1864 war der Krieg militärisch entschieden. Dänemark, das vergeblich auf das Eingreifen der Großmächte zu seinen Gunsten gerechnet hatte, willigte schließlich in die Einstellung der Feindseligkeiten ein. Am 25. Juli begannen die Friedensverhandlungen zwischen Österreich, Preußen und Dänemark in Wien. Am 1. August wurde der Präliminarfrieden unterzeichnet, dem am 30. Oktober 1864 der Frieden von Wien folgte.

Schleswig, Holstein und Lauenburg schieden aus dem dänischen Gesamtstaat aus. Österreich und Preußen verständigten sich 1865 im Vertrag von Gastein darauf, Schleswig-Holstein unter sich aufzuteilen. Was nun in Zukunft aus den Herzogtümern werden sollte, darüber gingen die Ansichten auseinander. Aus diesem Streit entwickelte sich der Deutsche Krieg von 1866, in dem Preußen siegte und Schleswig-Holstein zu einer preußischen Provinz machte.

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