Während die “Zivilgesellschaft” in Köln gegen den AfD-Parteitag mobilisiert, denken seit gestern etliche AfDler vor allem darüber nach, wie sie aus den Fällen Petry und Bystron für sich und ihre Netzwerke Kapital schlagen könnten. Man wird also entzweit, unentschlossen, unversöhnlich und einander belauernd in eine Stadt fahren, die seit Wochen mit staatlichen, kommunalen, kirchlichen, gesellschaftlichen und parteilichen Mitteln und Methoden in einen Hexenkessel verwandelt wird.
Die AfD-Delegierten sollen weder per Bahn noch zu Fuß noch mit dem Auto anreisen können, die Partei selbst warnt vor jedweder Form von Übergriffen, verbalen und körperlichen, denunziatorischen und enthemmten, solchen gegen Sachen und solchen gegen Personen, und wenn nun kirchliche Arbeitskreise unter dem Motto “Unser Kreuz hat keine Haken” zu Gebeten gegen den Parteitag und seine Teilnehmer aufrufen, sind Prügelattacken, Tortenwürfe, Blockaden und Hetzjagden unter demselben Zeichen gesegnet, an das der IS in seinem Einflußbereich Christen nagelt.
Es werden am Wochenende in Köln Grundrechte mit Füßen getreten und außer Kraft gesetzt werden, und unsere parteiverseuchte juristische Führung wird behaupten, daß diejenigen, die ein Viertes Reich oder so etwas installieren wollten, sich selbst um diese Grundrechte brächten und daß ihnen zurecht gewehrt werde, siehe den Fall Bystron.
Petr Bystron, AfD-Landesvorsitzender in Bayern, ist ins Visier des bayerischen Verfassungsschutzes geraten, weil er Sympathie für die Identitäre Bewegung geäußert hat, die ihrerseits bereits seit Jahren in diversen Bundesländern und auf Bundesebene vom Verfassungsschutz beobachtet wird.
Man ist es ja mittlerweile leid, immer und immer wieder aufzuzeigen, was für ein schäbiges, wiederum parteipolitisch verseuchtes Instrument der Verfassungsschutz ist, man weiß das ja spätestens seit der der erfolgreichen Klage der Jungen Freiheit vor dem Bundesverfassungsgericht: Das Urteil bestätigte damals die Vermutung, es handle sich bei der Beobachtung um einen Denunziations- und Einschüchterungsprojekt mittels staatlicher Mittel, mithin um die Bekämpfung eines politisch-publizistischen Kontrahenten und eben keines Verfassungsfeindes.
Auch über die Identitäre Bewegung ist alles gesagt: Sie leistet dezidiert, also ausdrücklich, gewaltlosen Widerstand gegen eine gegen unser Volk und Land gerichtete Politik eines Komplexes, der schon viel zu lange ungestört sein Unwesen treiben darf. Und Petr Bystron sitzt einem Landesverband einer Partei vor, die die Wahlbeteiligung um jeweils mindestens 10 Prozentpunkte nach oben treibt, wenn sie antritt, und die sich ein Programm gegeben hat, das jeder CSU-Kreisverband vor 20 Jahren als zu liberal und zu wenig scharf konturiert zurückgewiesen hätte.
Die IB und Bystron und wohl bald ganze Landesverbände zu beobachten, ist nichts weniger als eine staatlich getragene Kriminalisierung unliebsamer Stimmen und politischer Gegner, und von Seiten der Partei sollte es zwei Reaktionen geben:
- Landeschef für Landeschef, Landesverband für Landesverband, Abgeordneter für Abgeordneter sollte die angeprangerten Aussagen Bystrons öffentlich wiederholen und sich als Beobachtungsobjekt anbieten. Dies könnte mittels Handy-Kurzfilm zu einem Selbstanzeigemosaik ausgebaut werden, und nichts würde das Verdächtigungsgeraune dieser verlogenen Heuchler in Politik, Verwaltung, Presse und Ämtern gründlicher zur Kenntlichkeit entstellen und sie zur Stellungnahme zwingen.
- Die Partei sollte die Verfassungsschutzbehörden auffordern, glasklare Kriterien für die Rechtfertigung einer Beobachtung aufzustellen und im Umkehrschluß die Möglichkeit aufzeigen, wie ein gemäßes Verhalten aussähe, wiederum unmißverständlich und ohne irgendeinen Interpretationsspielraum.
Man könnte darüber hinaus hunderte prominente Autoren, Publizisten, Politiker, Musiker einer Beobachtung anempfehlen – mit Dietmar Dath, diesem sich offen als Kommunisten bekennenden Liebling des Feuilletons, sei hiermit begonnen: Er ist ein gutes Beispiel dafür, wie man sich mit einer En-vogue-Gesinnung wie der Fisch selbst im trübsten, extremistischsten Wasser bewegen kann. Wir nehmen uns dazu ein Interview vor, das er der Welt gab, es erschien – Dath zitierend – unter dem Titel “In Lenins Schriften ist viel Nützliches”. Daraus nun nur eine Frage und eine Antwort:
WELT ONLINE: Darf man die Leichenberge Lenins einfach so übergehen, wie Sie das in Ihrem Buch getan haben?
DATH: Wenn jemand die Vorzüge der bürgerlichen Demokratie erläutert, muss er dann auch immer darüber reden, wie viele Bauern bei der Französischen Revolution ermordet wurden und dass die Gründer des modernen, liberalen Parlamentarismus ihre Feinde sogar in verschlossenen Booten im Fluss versenkt haben? Revolutionen verlaufen hässlich. Je rückständiger und barbarischer die Gegenden, wo sie stattfinden, desto schlimmer. Moralische Bewertung ersetzt niemals historische Analyse, die geht auf engem Raum aber nicht, und das Buch liefert Programmatik, nicht Geschichtsbilder.
Das ist nun in etwa so, als würden Karlheinz Weißmann oder Martin Lichtmesz oder wir hier über eine NS-Größe sagten, daß sich in ihren Schriften viel Nützliches finde, und es müßte schon eine NS-Größe sein, die nicht nur schrieb (also etwa Baeumler oder Vesper oder so), sondern eine, die zugleich schrieb und als verantwortlicher Politiker in Blut watete.
Als wir uns vor einigen Wochen auf der Leipziger Buchmesse das Gestammel von Volker Weiß anhörten, raunte dieser ins Publikum, wir bezögen uns auf Leute wie Carl Schmitt, Ernst Jünger und sogar Edgar Julius Jung. Müssen wir uns für diese drei rechtfertigen (von denen der eine nach 1936 abgemeldet war, der zweite dem konservativem Widerstand sehr nahe stand und der dritte den 30. Juni 1934 nicht überlebte, weil er eine todesmutige Rede gegen den NS verfaßt hatte)? Müssen wir sie überhaupt mit Lenin vergleichen? Oder wären da nicht Walther Benjamin oder Thomas Mann oder Jean-Paul Sartre die angemesseneren Größen, während für Lenin Hitler und Himmler übrigblieben? Aber weiter:
Die junge Welt betrieb im vergangenen Jahr im Rahmen eines Festivals eine “Lenin-Bar”, und natürlich war Dath nicht weit – er trug dort vor. Dokumentiert sei nur mal eben der fröhliche Aufruf zur Ausstaffierung:
Wir wollen Lenin!
Liebe Leserinnen und Leser, zur Gestaltung unserer Lenin-Bar suchen wir Leninporträts, Fotografien, Gemälde, Briefmarken, kurz Abbildungen des großen Arbeiterführers in allen Formen, um damit unsere Lenin-Bar zu gestalten. Bitte bringen oder schicken Sie uns Ihre Abbildungen, Kopien oder eigene Werke an das Aktionsbüro (Torstraße 6 in 10119 Berlin) oder bringen Sie diese auf dem Pressefest an der Lenin-Bar vorbei!
Ich selbst flog ja unter anderem aufgrund einer Gedenklesung zu Ernst Jüngers Tod aus der Bndeswehr, die ich mit einigen Offizierskameraden in Sarajewo abhielt, mit Passagen aus den Marmorklippen und den Stahlgewittern. Aber jetzt stelle man sich mal einen Sezession-Stand auf einem Festival vor, der als Heinz-Guderian-Bar konzipiert wäre, ausgeschmückt mit Konterfeis, Panzermodellen und Ordensspangen, und dann kämen Jörg Friedrich, Alexander Gauland und der Herausgeber der Landser-Hefte zur Lesung – wobei Guderian dann doch eher mit Schukow als mit Lenin verglichen werden sollte (man will ja einen deutschen Panzergeneral nicht neben einen Schlächter stellen, und sei dieser noch so intellektuell).
Dietmar Dath in den VS-Bericht? Mindestens, wenn man dieselben Maßstäbe anlegt, die an Bystron oder die IB angelegt werden.
Gut, nun haben wir uns im Gelände verfahren. Vergleiche, Vergleiche, Offensichtliches, Assoziatives, einsame Schreibstube, intellektuelle Bewaffnung, während in Köln die Zivilgesellschaft ihre hypermoralischen Muskeln spielen lassen will und wird, und diese Leute würden sogar den Tod eines AfD-Delegierten wo nicht gutheißen, so doch wenigstens hinnehmen als unvermeidliche Verbrennung, die sich holt, wer auf die Herdplatte faßt.
Wir werden die Entladung des Hasses der Guten auf das Böse erleben, wir werden die Staatsorgane nurmehr eine Mindestordnung aufrechterhalten sehen, denn das, was geschehen soll, soll uns alle erziehen und in Zukunft von dem verrückten Versuch abhalten, uns massenhaft zu versammeln gegen das große Gesellschaftsexperiment der Etablierten.
Wir werden eine in sich uneinige AfD erleben, der Rechenschieber wird den Parteitag dominieren, und die Hygieneklugscheißer aus den eigenen Reihen werden – wie immer – Björn Höcke und Alexander Gauland und vielleicht nun auch Petr Bystron mit Nazigrößen vergleichen, weil es doch nur einer ganz, ganz sauberen Partei gelingen kann, vaselinefettig als Arschtorpedo weiter voranzukommen.
Entschuldigung.
Der Gehenkte
Dath hat recht: In Lenins Schriften ist viel Nützliches.
Wir sollten ihn als Theoretiker in den erweiterten Kreis der Aufmerksam aufnehmen - das hülfe uns wohl auch im Hinblick auf die Bewertung durch den VS; ein kleines taktisches Manöver ganz im Sinne Lenins ...