Zehn Thesen zu Boris Palmer

Die zuletzt hier veröffentlichten Beiträge zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein und zur Präsidentschaftswahl in Frankreich lassen sich knapp zusammenfassen:

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Die Wahl­er­geb­nis­se ste­hen in kei­nem Ver­hält­nis zur Lage in unse­ren Län­dern und sind ein Offen­ba­rungs­eid für das poli­ti­sche Gedächt­nis und den Wider­stands­wil­len der Bür­ger. Das Schimp­fen hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand und das Ver­hal­ten an der Wahl­ur­ne pas­sen nicht zusam­men. Die­se Schwä­che, Wil­len­lo­sig­keit, man­geln­de Kon­se­quenz hat­ten wir nicht auf dem Zet­tel, das müs­sen wir konstatieren.

Wer 1 und 1 zusam­men­zäh­len kann, weiß, daß wir unse­re Gemein­we­sen nur noch mit Müh und Not zusam­men­hal­ten, und daß in Deutsch­land noch stär­ker als in Frank­reich an Pro­blem­lö­sun­gen des­halb nicht gear­bei­tet wird, weil sie nicht als sol­che benannt wer­den sol­len: Wenn näm­lich Pro­blem­la­gen zwar benannt wer­den dür­fen, aber jeder, der es wagt, wüst beschimpft wird, wer­den sie letzt­lich nur von jenen noch ange­spro­chen, denen man die­se Grenz­über­schrei­tung ins poli­tisch Anrü­chi­ge sowie­so zuschreibt.

Kon­kret: Wenn Marc Jon­gen oder Bea­trix von Storch, Alex­an­der Gau­land oder Björn Höcke, Karl­heinz Weiß­mann, Micha­el Paul­witz oder Ellen Kositza zehn The­sen zum Umgang mit der “Pro­blem­grup­pe Asyl­be­wer­ber” ver­öf­fent­li­chen, sind der Umstand selbst und der Inhalt der The­sen das, was aus die­ser Rich­tung erwar­tet wur­de. Die­se Mar­kie­rung führt dazu, daß die The­sen ein­ge­färbt und als par­tei­isch abge­tan und auf ihr Denun­zia­ti­ons­po­ten­ti­al abge­klopft wer­den, bevor man sie über­haupt ver­han­deln könnte.

Dies bedeu­tet: The­sen zu tabu­be­wer­ten The­men gelan­gen dann in den öffent­li­chen Dis­kurs, wenn sie von jeman­dem auf­ge­stellt wer­den, von dem man es nicht erwar­te­te. Jüngst warf Boris Pal­mer, der grü­ne Ober­bür­ger­meis­ter Tübin­gens, einen sol­chen Stein in den See (nicht zum ers­ten Mal übri­gens), und er schlägt Wellen.

Pal­mer beob­ach­te­te in der Bahn bei Sig­ma­rin­gen, wie fünf mut­maß­lich aus dem Maghreb stam­men­de Asyl­be­wer­ber kon­trol­liert wur­den und ihre Per­so­na­li­en ange­ben soll­ten. Er mach­te ein Han­dy­fo­to von der Sze­ne und stell­te es auf Face­book mit fol­gen­den Wor­ten zur Debat­te: „Offen­si­ver Auf­tritt. Kei­ner hat­te einen Fahr­schein. Zug­fahr­ten haben sich ver­än­dert in den letz­ten Jah­ren. Ist es ras­sis­tisch, das zu beschrei­ben? Ist es frem­den­feind­lich, sich dabei unwohl zu fühlen?”

Pal­mer ern­te­te bin­nen weni­ger Stun­den knapp 500 Kom­men­ta­re, man­che zustim­mend, etli­che im oben beschrie­be­nen Ton: Bereits die Anspra­che eines wahr­ge­nom­me­nen Sze­ne als Pro­blem sei des Guten zuviel. Denn zum einen ver­bin­den man­che Leu­te die Zuge­hö­rig­keit einer Par­tei mit einer Art Schwei­ge­pflicht oder Wahr­neh­mungs­kon­trol­le. Ein Beispiel:

Herr Pal­mer, Sie sind ein Popu­list übels­ter Sor­te! Ich zumin­dest habe jeden Respekt vor Ihnen ver­lo­ren! Übels­ter Sor­te weil sie es auch noch abstrei­ten. Da ist mir die AFD noch lie­ber denn die ste­hen wenigs­tens zu dem was sie sind und tun. Aber sie ver­su­chen uns mit einem grü­nen Tar­num­hang zu täuschen.

Und ande­re sehen in allem, was dem Berei­che­rungs­my­thos am Lack krat­zen könn­te, Was­ser auf den Müh­len des poli­ti­schen Geg­ners, also der AfD. Hier ein Beispielkommentar:

Jaaa, die braun-blau­en AfD Schlümp­fe spre­chen sich für Boris Pal­mer aus. Das fischen im rech­ten Tüm­pel zeigt erfolgt, OB Palmer.

OB Pal­mer über­schlief die Sache – und stell­te sich am andern Tag eine Fra­ge, wie­der­um bei Facebook:

Asyl, Schwarz­fah­rer, Recht am Bild, Het­ze und Ras­sis­mus – was folgt nun aus der Debatte?

Die Ant­wort gab er gleich selbst, in Form von zehn The­sen, die im Fol­gen­den doku­men­tiert und (in Klam­mer) kom­men­tiert sind:

1. Per­sön­lich­keits­rech­te gel­ten für alle.
Das Bild vom Bahn­hof hat vie­le Kom­men­ta­to­ren sehr erregt, weil Sie kon­kre­te Per­so­nen für erkenn­bar hiel­ten. Vier Gesich­ter waren sicher nicht zu erken­nen, für das fünf­te gilt das nach mei­ner Sicht auch. Kap­pe und Win­kel machen die Per­son nicht ein­deu­tig erkenn­bar. Trotz­dem wäre es bes­ser gewe­sen, hier zu Pixeln. Das war ein poli­ti­scher Feh­ler, aber kein Rechtsverstoß.

(Etli­che Kom­men­ta­to­ren erei­fer­ten sich dar­über, daß Pal­mer die Asy­lan­ten mit einem Han­dy-Foto bloß­ge­stellt und iden­ti­fi­zier­bar gemacht habe. Das ist Quatsch, Pal­mers Ant­wort ist sou­ve­rän. Selt­sam ist die Ver­öf­fent­li­chung eines Bil­des vom Rudolf-Hess-Gedenk­marsch 2004 in Wun­sie­del, das er direkt unter sei­nen Face­book-Ein­trag stell­te: Die Gesich­ter der jun­gen Män­ner auf die­sem Bild sind weder ver­pi­xelt noch zuge­krit­zelt, son­dern lupen­scharf zu erken­nen. Das ist ein kras­ser Fin­ger­zeig, der die Über­schrift der 1. The­se auf­greift: Seht – in die­sem Fall habt Ihr nichts dagegen.)

2. Kein Rassismus.
Das Bild vom Bahn­hof hat vie­le auf­ge­bracht, weil sie die Ver­öf­fent­li­chung als ras­sis­tisch wer­ten oder als rechts­po­pu­lis­tisch. Hier ist die Grund­fra­ge: Ist es bereits ras­sis­tisch, bestimm­te nega­ti­ve Ver­hal­tens­wei­sen einer Grup­pe zuzu­ord­nen. Ich bestrei­te das. Wenn es sol­che spe­zi­fi­schen Ver­hal­tens­wei­sen gibt, muss man sie benen­nen, denn nur dann kann man die Ursa­che erken­nen und ange­hen. All­ge­mei­ne Rezep­te sind für spe­zi­fi­sche Pro­ble­me untauglich.

(Eine poli­ti­sche Grund­the­se: Gehan­delt wird in den meis­ten Fäl­len nicht für Ein­zel­fäl­le, son­dern ent­lang grup­pen­be­zo­ge­ner Sche­ma­ta. Wir sto­ßen sofort auf den Kern des Pro­blems: Die Über­tra­gung des wahr­ge­nom­me­nen Pro­blems auf ähn­lich gela­ger­te Fäl­le sei grup­pen­be­zo­ge­ne Men­schen­feind­lich­keit sei Ras­sis­mus, sagt nicht nur Pal­mers eige­ne Partei.)

3. Men­schen sind ver­schie­den, auch in der Problemwahrnehmung.
Mein Pro­blem haben zwar bei wei­tem nicht alle, aber vie­le Men­schen. Sie füh­len sich unwohl, wenn eine grö­ße­re Grup­pe jun­ger Män­ner im öffent­li­chen Raum offen­siv auf­tre­ten und Regeln miss­ach­ten. Und sub­jek­tiv sind das zuneh­mend häu­fig Asyl­be­wer­ber. Die­se Pro­blem­wahr­neh­mung soll­te respekt­voll dis­ku­tiert wer­den, durch­aus auch hin­ter­fragt, aber eben nicht diffamiert.

(Die Demo­kra­tie ist die gesprächs­ba­sie­ren­de Regie­rungs­form. Gut, das in Erin­ne­rung zu rufen.)

4. Wasen­be­su­cher sind kei­ne Rechtfertigung.
Zu Recht wur­de viel­fach auf Fehl­ver­hal­ten ande­rer Grup­pen im öffent­li­chen Raum hin­ge­wie­sen. Das kann aber nur bedeu­ten, dass man bei­de Pro­ble­me lösen muss. Die Köl­ner Über­grif­fe auf Frau­en wur­den nicht dadurch akzep­ta­bel, dass es Ver­ge­wal­ti­gun­gen auf dem Okto­ber­fest gibt.

(Hier greift Pal­mer zu kurz: Der Okto­ber­fest-Ver­gleich, der nach Köln sofort bei der Hand war, war schon damals eine Unver­schämt­heit, wenn man Besu­cher­zah­len, Fest­dau­er, Opfer­zahl und Ges­te ver­glich. Der­lei Ver­glei­che sind Ablen­kungs­ma­nö­ver, im Fal­le Kölns: weg von der Beu­te­nacht der Erobe­rer hin zum all­ge­mein­männ­li­chen Sexismus.)

5. Schwei­gen ist kei­ne Lösung.
Die Reak­tio­nen hier im Forum zei­gen hun­dert­fach, war­um vie­le Bür­ger, aber auch Poli­zis­ten und Bahn­be­diens­te­te nur hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand beschrei­ben, was sie an Pro­ble­men mit Asyl­be­wer­bern erle­ben. Es gibt kei­ne Form, das aus­zu­drü­cken, die einem nicht sofort mas­si­ve per­sön­li­che Vor­wür­fe einhandelt.

(Unse­re Demo­kra­tie ist zur denunza­ti­ons­be­wehr­ten Eli­ten­si­che­rung verkommen.)

6. Weg­schau­en ist kei­ne Lösung.
In vie­len Varia­tio­nen wird immer wie­der behaup­tet, dass es gar nicht sein kön­ne, dass es Pro­ble­me mit bestimm­ten Grup­pen von Asyl­be­wer­bern gebe. Das wird alles als erfun­den oder unmaß­geb­lich abge­tan: Ich hal­te das für einen Ver­drän­gungs­pro­zess. Die Pro­ble­me sind da, sie sind auch gut erklär­bar. Sie müs­sen gelöst wer­den. Und das geht nicht durch Wegschauen.

(Im Grun­de drückt Pal­mer hier den Vor­wurf “links reden, rechts leben” etwas weni­ger pro­vo­kant aus: Jeder weiß, daß sich die Leu­te längst ent­spre­chend der ver­schärf­ten Lage ver­hal­ten, obwohl sie dies nie aus­spre­chen würden.)

7. Empa­thie hat Grenzen
Die For­de­rung nach Empa­thie mit den Flücht­lin­gen ist berech­tigt, aber in man­cher Situa­ti­on nicht ange­bracht. Aus den Maghreb­staa­ten haben wir eine erheb­li­che Anzahl von Men­schen im Land, die kei­ne Flücht­lin­ge sind aber auf Kos­ten der Flücht­lin­ge gegen unse­re Regeln ver­sto­ßen. Da hilft Empa­thie nicht mehr, das wird uns nur nega­tiv als Schwä­che aus­ge­legt. Da hel­fen nur kla­re Sanktionen.

8. Ableh­nung ist ein Problem
Abge­lehn­te Asyl­be­wer­ber fal­len durch eini­ge Ras­ter. Es ist auf­fäl­lig oft so, dass abge­lehn­te Asyl­be­wer­ber aus Län­dern wie die Maghreb oder den Bal­kan beson­ders vie­le Pro­ble­me machen. Sie haben ein­fach nichts mehr zu ver­lie­ren. Hier sind beson­de­re Sank­tio­nen und nicht Ach­sel­zu­cken erfor­der­lich. Kret­sch­mann hat dazu rich­ti­ger­wei­se gesagt, bei die­ser Grup­pe müs­sen wir an die Gren­ze des ver­fas­sungs­recht­lich mög­li­chen gehen.

(Wir tre­ten den Asy­lan­ten, die wis­sen, daß sie gar nicht hier sein dürf­ten, mit einem Regel- und Geset­zes­werk ent­ge­gen, das für die Deut­schen und ihren Staat nach 1945 geschrie­ben wur­de: mit lach­haf­ten Sank­tio­nen, Rechts­we­gen und Ansprü­chen für jeman­den, der als lebens­hung­ri­ger, jun­ger Mann aus einem fai­led sta­te durch unse­re offe­ne Tür gewan­dert ist.)

9. Regio­nen sind verschieden
In Tübin­gen selbst habe ich bis­her kei­ne ver­gleich­bar nega­ti­ven Erfah­run­gen gemacht. In klei­ne­ren Städ­ten sind die Pro­ble­me sicht­ba­rer, wo sich eine Lan­des­auf­nah­me befin­det ganz mas­siv. Das kann auch erklä­ren, war­um man­che zustim­men, man­che strikt verneinen.

10. Lösun­gen sind gesucht
Mei­ne The­se ist, dass wir einer klei­nen aber rele­van­ten Grup­pe von Asyl­be­wer­bern zu wenig Auf­merk­sam­keit geben. Man könn­te auch sagen, wir ver­nach­läs­si­gen sie. Es kann das Gegen­teil von Empa­thie sein, auf Sank­tio­nen zu ver­zich­ten. Ich weiß aus vie­len Gesprä­chen mit Bahn, Poli­zei und Poli­tik, dass wir an die­ser Stel­le in der Pra­xis ein Defi­zit haben. Vor­rang ist Sprach­er­werb und Arbeit, aber für die hier beschrie­ben Pro­blem­grup­pe braucht es ers­tens eine Pro­blem­be­schrei­bung ohne Scheu­klap­pen und zwei­tens wirk­sa­me Grenzsetzungen.

(Zwei Beschwich­ti­gungs­the­sen für die eige­ne Kli­en­tel: 9. Ihr seid mit dem Weg­schau­en nicht gemeint!, 10. Wir bemü­hen uns wei­ter, ver­las­sen den Weg der Offen­heit und Bring­schuld nicht!)

Soweit also Pal­mers The­sen, die nichts wei­ter sind als The­sen zur Wie­der­ge­win­nung von Ehr­lich­keit, Nor­ma­li­tät, Vor­stel­lungs­ver­mö­gen und einem Hauch von Ver­tei­di­gung des Eige­nen. Wenn wir uns noch­mals die Wahl­er­geb­nis­se und ihre Kom­men­tie­rung durch die poli­tisch-media­le Klas­se in Erin­ne­rung rufen, müs­sen wir kon­sta­tie­ren: Pal­mer for­dert gera­de­zu ein Maxi­mum, wenn man bedenkt, daß dies nicht sei­ne ers­ten pro­vo­kan­ten The­sen zur Asyl­ka­ta­stro­phe sind und daß selbst sei­ne Ein­wür­fe bis­her nichts bewirkten.

Die Fra­ge ist doch, wie lan­ge es dau­ern mag, bis der ste­te Trop­fen den berühm­ten Stein gehöhlt habe. Oder ist das bloß ein Beschwich­ti­gungs­bild­chen fürs Sam­mel­al­bum jener, die sich im low-level-Wider­stand ganz wohl­füh­len? Nein, wirk­lich: 5,9 Pro­zent in Schle­sig-Hol­stein – das ist erschüt­ternd. Und die 93 Pro­zent für Macron im Pari­ser Bata­clan-Stadt­teil wider­le­gen die Hoff­nung, die Leu­te wür­den schon, wenn es end­lich ganz dicke käme …

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (39)

Gustav Grambauer

12. Mai 2017 10:50

"Wir stoßen sofort auf den Kern des Problems: Die Übertragung des wahrgenommenen Problems auf ähnlich gelagerte Fälle sei gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ..."

Der Kern des Problems hier ist die fehlende Antenne für die Unterscheidung von zivilem und militärischem Denken, und die Kollektivschulddebatte der 90er Jahre erscheint jetzt als der erfolgreiche reziproke Testlauf dafür, ob den Deutschen das militärische Denken abkonditioniert wurde.

Der Zivilist mag immer das Individuum in der Pracht seiner Einzigartigkeit sehen, aber wir sind im Krieg - und der Militär hat die Lage zu sehen, wozu die die Aufklärung von leider nicht ganz so individualistisch-erträumten Einheiten gehört. Und das ist es, wogegen sich die Öffentlichkeit mit Zähnen und Klauen wehrt: die Anerkenntnis, daß wir derzeit nicht im Frieden sondern im Krieg leben. DAS ist das große Tabu, würde sich dies herumsprechen, könnte die "Debattenkultur" in ihrem Wesen als - ihrerseits militärisches - Ablenkungsmanöver erkannt werden.

Bei mir gibt es ja immer einen Clou: auf der Basis und im Bezugsrahmen des militärischen Denkens rät es sich sehr, dennoch das (meist erst im Keim veranlagte) Individuum in jedem Muhammad und in jedem Aptulah zu sehen, und, meine Antwort auf Punkt 7, sogar mit "Empathie" - denn nur mit "Empathie" kann man die in ihrer ganzen Armseligkeit erkennen und psychologisch effektiv auf die reagieren, nur damit ist man vor denen in der konkreten Situationen effektiv geschützt.

Die schwäbischen Grünen hatten mit Metzger einen Ausbrecher in Richtung libertäres Windei. Jetzt haben sie Palmer, der einen neuen, bodenständigereren aber auch riskantereren Ausbruchsversuch vorlegt ...  

- G. G.

Gotlandfahrer

12. Mai 2017 10:56

Ich vermute die Antwort darauf, um was es sich bei Palmers Benennungen im Kern handelt, lautet, dass er neben Intelligenz und einer in seinem Umfeld überraschend ausgeprägten Neigung zur erkenntnistheoretischen Prüfung von Wunschlosungen eine Vorliebe dafür hat, in seiner Bezugsgruppe mit Tabubrüchen zu spielen, das Enfant Terrible zu geben.

Zu seiner 'Ehre' - soweit einem sich bei der Verwendung des Begriffes in diesem Zusammenhang nicht der Magen umdreht - sei gesagt, dass er dabei wohl tatsächlich die Probleme so sieht, wie er sie beschreibt. Aber über dieses Profilschärfen am Thema hinaus ist damit sicher keine Absetzbewegung oder knospender innerer grüner Widerstand verbunden.

Der Grund dafür und auch für die frustrierenden Wahlergebnisse liegt aus meiner Sicht in einer hier andernsorts schon beschriebenen Entstehung des Raumes von Entscheidungsmöglichkeiten in menschlichen Gehirnen. Es stehen den modernen westlichen Menschen im Durchschnitt jedenfalls nicht die Prozeduren zur Verfügung, um auf archaische Bedrohungen adäquat zu reagieren.

Was kann das für den weiteren Widerstand heißen? Ich bleibe bei meiner dann und wann hier unten im Kommentarkeller abgesonderten These, dass es erst viel schlimmer kommen muß, damit die Hirne gezwungen werden, die ansozialisierten Entscheidungsprozesse durch Instinkt zu überregeln.

Eskalationsbeschleunigung erscheint mir daher weiterhin das Mittel der Wahl, um den Klimax in ein möglichst aussichtsreiches Zeitfenster vorzuziehen. Die Frage ist, wie das aussehen kann. Ganz sicher NICHT im Ausrufen einer Revolution oder der Begehung von Gewalt- und Straftaten, schon aus der pragmatischen Erkenntnis heraus, dass die 'restlichen' Hirne mehrheitlich einem solchen Impuls angesichts ihrer implementierten Regeln nicht folgen KÖNNEN.

Meine ernstgemeinte Idee ist daher: Wenn es bis zur BTW nicht gelingt, signifikanten Gegeneinfluß auf den Fortgang gewinnen zu können, sollte eine kontra-intuitive Strategie eingeschlagen werden, basierend auf dem Ansatz Feuer mit Feuer zu bekämpfen: Alle 'Rechten' sollten aktiv und massiv muslimische Ideen fördern, zum Islam übertreten, führende AfDlerinnen sollten in Burka auftreten und ihre innere Übereinstimmung mit der Scharia verkünden. Man bedenke: Das Deutschland, das wir bewahren wollen, existiert zur Zeit eh nicht mehr und die heutige Müllhalde geht den Weg der Islamisierung ganz sicher und beschleunigt weiter, wenn nicht der - jedoch nicht absehbare - geradlinige Gegenimpuls in Gang gesetzt wird. Daher von hinten durch die Brust ins Auge und den Spießer zwingen, sich der Lage bewusst zu werden dadurch, dass sich das 'Böse' (aus ihrer Sicht wir) mit dem gemein macht, was sich bis gestern so kribbelig aber diffus unangreifbar gut anfühlte. Dann kribbelt es doch zu viel, denn dann ist der Kampf gegen Rechts auf einmal ein Kampf gegen die Islamisierung. Was im Grunde ja sogar richtig ist.

Der Starost

12. Mai 2017 11:04

 Der "Schwarze Ritter" beschreibt es mit unnachahmlich starken Worten:

Wir sind nach mehr als siebzig Jahren erniedrigt und besiegt. Wir wollen nun nicht auch noch im Staube zertreten werden - die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ein gebürtiger Hesse

12. Mai 2017 11:15

Einer, der wie das Kind bei Andersen (oder in Renaud Camus' Geschichte "Orop" in der Revolte gegen den großen Austausch) öffentlich sagt, daß der Kaiser ja tatsächlich nichts anhat, tut das Einfachste und zugleich das Mutigste. Darin verbindet sich das Allgemeine (jeder, der Augen und einen Mund hat, könnte es ebenso tun) und das ganz Besondere (aber nur der eine traut es sich). Wenn DIESER Punkt eine Wirkung auf Viele entfachte, wenn es sozusagen sexy erschien, etwa dem pubertierenden Deutschen auf dem Schulhof, den eigenen, noch ungeschlachten Widerstandsaffekt an dem Beispiel Palmers in eine Form zu bringen, ihm ein Gesicht zu geben, dann, wer weiß, könnte sich was tun.

Starhemberg

12. Mai 2017 12:25

Ich habe den Weg der FPÖ in Österreich über mehr als 30 Jahre verfolgt und kann nur sagen - ihr seid einfach zu ungeduldig! Die Ergebnisse der AfD in dieser unglaublich kurzen Zeit sind fantastisch. Auch wenn es in NRW nicht so gut laufen wird. Geduld, Gelassenheit, Mut, Stärke, Geschlossenheit, Stolz darauf, die einzige rechte Partei zu sein, und jeden Tag dicke Bretter bohren. 2021 schlägt dann die Stunde der Wahrheit. 70 Jahre konsequente und perfide "Re-education" kann man nicht in fünf Jahren wegkriegen, damit haben wir uns abzufinden.

Albert

12. Mai 2017 13:04

Das Abschneiden der AfD in SH und die Prognosen für NRW sind erschütternd. Viele Menschen haben sich mit dem erhöhten Kriminalitätsniveau abgefunden und akzeptieren es als das neue "Normal". Die AfD hat durch die endlosen "Nazi"-Vorwürfe an Anschlussfähigkeit an die scheuen Bürgerlichen verloren; die Querelen um Petry und Höcke waren nicht hilfreich. Die Nazikeule ist zwar abgenutzt, aber immer noch nicht stumpf. Erschütternderweise greift Laschets NRW-CDU-Kampagne  ("Kriminalität bekämpfen") besser, als erwartet, weil das politische Gedächtnis des Durchschnittsbürgers verdammt kurz ist. Und nun sollen 3.000 neue Facebook-Zensoren und mehr Geld für den Staatsfunk dem alternativen Milieu den Draht zur Wählerschaft abschneiden. 

Wir müssen klar sehen: Deutschland ist auf dem Weg in einen neuen Metternich-Tunnel. Die liberalen Eliten bauen den Staat zu einer illiberalen Demokratie um, um einen "zweiten Völkerfrühling" (Marine Le Pen) zu verhindern.  Das Ende des Tunnels kommt sicher. Aber auch wir werden am Ende des Tunnels andere sein - oder auch nicht sein.

Sieferle wollte das quälende Dahinsiechen aus der Vogelperspektive betrachten, um noch leben zu können. Aber das ist ihm nicht gelungen. Nicht jeder Mensch ist für den Waldgang gemacht.

Nur ein Gott oder ein schwarzer Schwan kann uns noch retten.

Landser

12. Mai 2017 13:19

"nein, wirklich: 5,9 Prozent in Schlesig-Holstein - das ist erschütternd. Und die 93 Prozent für Macron im Pariser Bataclan-Stadtteil widerlegen die Hoffnung, die Leute würden schon, wenn es endlich ganz dicke käme ..."

Das Problem ist, daß der Mensch sehr wohl mit einer Lüge leben, sich in ihr einrichten kann. Und je länger (und intensiver)  er mit mit dieser Lüge lebt, desto schwerer fällt es ihm, sich davon zu lösen. Diejenigen, die ihn auf die Lüge aufmerksam machen, sind da nur Störenfriede. In diesem Sinne werden wir von der Mehrheit der Gesellschaft, die sich in der Lüge bereits  kuschelig eingerichtet hat, nur als lästige Störenfriede wahr genommen. Was wir brauchen, ist deswegen weniger ein Politikwandel, als vielmehr ein Mentalitätswandel. So etwas aber braucht Zeit. Man muß dabei bedenken, daß diejenigen, die heute an der Macht sind und die Dinge bestimmen, ebenfalls Jahrzehnte gebraucht haben, um ihre politische Agenda durchzusetzen, um sie mehrheitsfähig zu machen (steter Tropfen höhlt den Stein). Unser Problem: wir haben keine Zeit. Das, was jetzt mit AfD, Pegida etc. versucht wird, kommt 20 Jahre zu spät. Der Mentalitätswandel, an dem die Linken seit Jahrzehnten arbeiten, hat sich bereits in weiten Teilen der (west-)europäischen Völker durchgesetzt. Ein "Mentalitätssalto" rückwärts würde wohl in etwa eben so viel Zeit beanspruchen (und dabei geht es keineswegs nur um Fragen der Einwanderung, Integration, Identität etc.). Dann aber wird es zu spät sein, denn bis dahin werden unsere Probleme von ganz anderer, schäferer Natur sein.

Monika L.

12. Mai 2017 13:24

Boris Palmers Vorstoß kann man wohl als einen " Versuch, in der Wahrheit zu leben" ( Václav Havel) bezeichnen. Dafür gebürt dem Bürgermeister Anerkennung. Die hätte ich ihm aussprechen sollen, als ich ihn vor einigen Wochen am Nebentisch in der Tübinger 'Manufatur' bemerkte. Schon früher hat sich Palmer kritisch zu Vorfällen in seiner Stadt geäußert. Eine gewisse Verdrängungsreaktion sehe ich allerdings auch. ( Noch ?)

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.nach-der-gruppenvergewaltigung-in-tuebingen-palmer-spricht-von-einem-schrecklichen-einzelfall.716e2f59-1605-4b98-adfd-7e5f5da8da1b.html

Bleibt abzuwarten, wie Palmers 'Versuch, in der Wahrheit zu leben' weiter geht. Auch Tübingens Stadtbild verändert sich rasant durch Neubürger. Und man sieht sehr aggressive Aufkleber gegen Palmer. Etwa von der SDAJ. Ich wußte gar nicht , dass sozialistische deutsche ( !) Jugendliche noch arbeiten ... Von der Zivilcourage zum Widerstand ist es ein weiterer Schritt. Den nur noch ganz wenige gehen. "Die Hoffnung, die Leute würden schon, wenn es endlich ganz dicke kommt", kann man getrost fahren lassen. Umso wichtiger ist es , couragierten Politikern , Künstlern, Kirchenmännern etc. Rückendeckung zu geben und Anerkennung zu zollen. Unsere Eltern wurden auch gefragt: " Warum habt ihr geschwiegen" ?

Hartwig aus LG8

12. Mai 2017 13:28

Ein trefflicher Beitrag von G.K., der die unterschiedlichsten Kommentare hervorbringt.

Zu G.K. Eingangsstatement: Nach Brexit und Trump gab man sich der Erwartung hin, jedesmal aufs Neue positiv überrascht zu werden. Nur in diesem Kontext ist Le Pens Erreichen der Stichwahl und letztliches Scheitern in selbiger eine Enttäuschung. Nehmen wir die Wahlergebnisse als nüchterne und enttäuschende (als Gegenstück zu "sich täuschen") Bestandsaufnahme. Es gibt keine schweigende Mehrheit, die zu unserer Seite neigt. 

@Gotlandfahrer: Theoretisch nicht übel. Aber praktisch? Diese Strategie durchziehen und hoffen , dass sie funktioniert? Wir haben mächtige Gegner, ganz speziell in den Medien. Werden wir die besseren Spindoctors haben? Kaum. Es gibt ja einige Videos, in denen AfD-Abgeordnete in Landesparlamenten derlei versucht haben - ausufernde Gendersprache; selbst Burka gab es wohl schon ...  Zuspruch produziert das nur bei denen, die sowieso zusprechen. Ansonsten eher Kopfschütteln.  Im Übrigen: Der Primärfeind trägt weder Burka noch Turban. Der Primärfeind ist kulturell schwer verwundbar. Michael Mross hat deshalb in einem jüngerem Interview auf eine vergleichbare Frage geantwortet: Hören sie doch erstmal auf, zu arbeiten.

Der Gehenkte

12. Mai 2017 13:30

Wir bewegen uns hier im epistemischen und nicht im ontischen Bereich, wir reden hier über Wahrnehmungen und nicht Sein. Insofern haben alle drei recht: Kubitschek mit seiner deprimierenden Selbsteinsicht, die Lage, den „revolutionären Gehalt“, überschätzt zu haben. Aber auch Gustav Grambauer mit seinem Versuch, einen neuen Definitionsrahmen (militärisches Paradigma) zu schaffen und letztlich auch Starhemberg, wenn er auf die langen Anlaufzeiten anderer Parteien verweist.

Man kann diesbezüglich auch einen Blick nach Dänemark wagen, wo die "Dansk Folkeparti" 20 Jahre benötigte, um eine wirkliche Volkspartei zu werden und jetzt auch aktiv Politik machen zu können – freilich mit den üblichen realpolitischen Opportunismen. Das wieder führte dazu, daß sich „rechts“ von ihr eine neue Bewegung bildete, die „Nye Borgerlige“, die die Dinge ganz unverhohlen anspricht. Das wird sich wohl evolutiv klären.

Die entscheidende Frage ist doch: Ab wann ist ein Kampf ein Krieg? Im Moment scheint mir der Kriegsbegriff taktisch unklug zu sein, übereilt, weil er die schlafende Masse nicht erwecken, sondern verschrecken wird und weil er letztlich – würde man ihn offiziell anwenden – Herrn Maaßen in die Hände spielt. Die können bei solchem Vokabular ihr Glück vermutlich nicht fassen. Wir sollten ihn (und ähnliche) daher aus dem epistemologischen und ontologischen Feld  in das psychologische verbannen.

Maiordomus

12. Mai 2017 13:40

@Kubitschek. Das Bataclan-Viertel ist der Ort, wo 2015 die schlimmsten islamistischen Anschläge stattfanden, das weiss der Leser, der sich in Paris nicht besonders gut auskennt, nicht. Es war immer eine Hochburg der Linkswähler, auch schon zur Zeit von Jacques Chirac. Dass dort le Pen im Vergleich zu Macron 7 Prozent zu umgerechnet 93 Prozent machte, gibt in der Tat zu denken. Ein mir persönlich bekannter kluger und belesener junger Intellektueller, der dort lebt, seinerzeit an der Sorbonne mit einer Thèse über Montaigne abschloss, war wie ein grosser Teil der dort lebenden kritisch eingestellten Menschen Wahlverweigerer. Im selben Viertel gibt es zahlreiche Gedenktafeln, die an tote Kämpfer von 1944 erinnern, also "Antifaschisten", wie sie heute genannt werden, auch Strassen sind nach ihnen genannt. So lange den le Pens wenigstens historisch das Faschismus-Stigma angehängt werden kann, wird sich am Abstimmungsverhalten wenig ändern. Es ist dies ähnlich in St. Etienne de Rouvrai, dem Ort, dessen Kirche wöchentlich nur noch 2 Stunden geöffnet ist, die Stätte des Martyriums des Paters, der im letzten Juli im Gottesdienst massakriert wurde wie einst Thomas Becket, aber man gedenkt seiner so wenig wie möglich, es gibt keinen Kult des Märtyrers, was bei der katholischen Kirche sonst über mehr als 1900 Jahre normal gewesen wäre.

Maiordomus

12. Mai 2017 13:59

PPS zum Thema niedrige Wahlquoten für die AfD. "Wenigstens dagegen" titelt die Frankfurter Allgemeine in einem durchaus objketiven Bericht über eine Wahlveranstaltung von Pretzell und Petry an einer Willy-Brandt-Schule in NRW. Dass es mehr Gegendemonstranten gab als Teilnehmer, ist der öffentlichen Einschüchterung geschuldet, was im Bericht nicht unterschlagen wird. Auch wird Pretzell zitiert, wie er über Willy Brandt sagt, man habe nicht gewusst, woran man mit diesem Politiker gewesen sei, mit der Ergänzung des Berichterstatters, als spreche der Redner über sich selber. Total falsch scheint das nicht. Allerdings kann man von einem Wahlresultat von gut über 7 Prozent, vielleicht  knapp 10 Prozent ausgehen.

Monacensis

12. Mai 2017 14:15

Über die sattsam bekannte Indoktrination, Diffamierung etc.  dürften für den fehlenden Widerstandsgeist der Deutschen banale (sozial-) psychologische Mechanismen verantwortlich sein. Warum also tun oder sagen nur wenige etwas gegen die Masseneinwanderung, obwohl viele damit unzufrieden sind ?

Dagegen sein, sich in Widerspruch setzen zum Zeitgeist, ist anstrengend. Wir alle kennen das "Leid des Dissidenten", Trauer Melancholie, Wut, Es-einfach-nicht-glauben-können.  Bereits das ist für viele Zeitgenossen zu viel, auch ganz ohne konkrete persönliche Nachteile oder soziale Ächtung.  Auch drohen dem,  der den autoritären Willkommensstaat grundsätzlich ablehnt, unbequeme Fragen: Tue ich etwas dagegen ? Wenn ja, was ? Wenn nein, warum nicht ?  Welche Konsequenzen ziehe ich für meine Lebensplanung ? Sofern ich es mir leisten kann, lege ich mir einen Zweitwohnsitz in Kärnten oder Ungarn zu ?

 Vermutlich ist derartiges für den heute dominanten,  besonders auf soziale Anerkennung angewiesenen, narzisstischen Charakter um einiges schwerer zu ertragen als für den ehemals  verbreiteten zwanghaften Typus.

Irgendwie so muss man sich wohl auch die Wandlungen des Dr. Schäuble (und anderer) erklären, der einst -  wenigstens schien es mir damals so - die Fahne der Nation hochhielt, um 25 Jahre später die Islamisierung als Heilmittel gegen "Degeneration in Inzucht" zu propagieren.

Martin S.

12. Mai 2017 14:44

Ich stimme  Starhemberg zu.

Hinzu  kommt, dass die Migrantenkrise derzeit (mindestens bis zur  BT-Wahl) in den  Hauptstrommedien einfach  nicht mehr thematisiert wird.  Selbst grausamste Verbrechen (vor 2 Tagen: geköpfte Frau in Düsseldorf)  findet man in den "großen" Online-Ausgaben wie SPON  nicht mehr.  

Und wer dann noch die zunehmende Flutung der Innenstädte mit Negern und Kopftüchern verdrängt,  und seinen Feierabend im "arischen" besserverdienenden Rotweinreihenhausviertel verlebt, wer  sieht sich da genötigt AfD zu wählen? Läuft doch alles ...

siegfried

12. Mai 2017 14:54

@ Starhemberg: Und, haben FPÖ Wahlerfolge auch nur das geringste geändert, abgesehen davon, dass man irgendwelche albernen Tanzbälle in geschichtsträchtigen Gebäuden zelebrieren kann? Ich meine, in einer Wiener Volksschule sieht es nicht anders aus als in einer Hamburger Grundschule. Witzig auch das Sie bereits ein paar Jahre weitergehen und 2021 als "Stunde der Wahrheit" ausmachen. Hieß es nicht 2015, dass 2016 das Schicksalsjahr wird? 2016 wurde das Schicksalsjahr dann noch einmal um ein Jahr nach hinten revidiert. Nun sind wir also schon bei 2021. Allerdings wohl nur unter der Bedingung, subversiv 20k Stück der JF wöchentlich bei S-Bahnfahrten in den Abteilen zu vergessen.

F. Donandt

12. Mai 2017 16:41

Starhemberg hat recht. Nach Brexit u Trump dachten wir es würde so weitergehen. Hofer, Wilders, Le Pen, AfD. 

Geduld! Dass ab Herbst die AfD im Bundestag Opposition macht, wird das Spektrum weiter nach rechts verschieben.

Viele Rechte scheinen immer noch in Vorstellungen von nationaler Revolution und einem Tag der Abrechnung verhaftet. Das hat schon in den 20ern nicht geklappt und da war das Potential viel größer.

Der Weg kann nur über Metapolitik und die Tendenzwende führen. Auch wenn es schmerzt, aber den größten Teil des Weges werden CDU und SPD für uns gehen. Das werden sie aber nur mit dem nötigen Druck.

Starhemberg

12. Mai 2017 17:31

@siegfried: Verzeihen Sie mir, aber aus Ihrer Frage scheint einige Unkenntnis zu sprechen, ich kläre Sie gerne auf. In Österreich ist die SPÖ inzwischen "rechter" als die CDU, ganz zu schweigen von der ÖVP. Sebastian Kurz würde mit seinen Wortmeldungen zur "Flüchtlingskrise"(= Invasion fremder Kräfte) in der Bunten Republik beinahe als AfDler wahrgenommen werden. Glauben Sie denn, diese massive Verschiebung sei vom Himmel gefallen? Nein - diese Entwicklung ist der direkte Ausdruck solider rechter Oppositionspolitik durch die FPÖ. Eine Ausnahme aber gibt es - das "Rote Wien". Dort unten am Balkan herrscht das rotgrüne Pack, bei der letzten Einschulung sprachen 48,6 Prozent der Wiener Schulanfänger kein Deutsch als Muttersprache. Aber auch in Wien wird die FPÖ jeden Monat stärker. 

Daher - JA - die FPÖ-Wahlerfolge haben sogar sehr viel verändert! Kurz lobte eben erst Orban für seine Politik. Aber - der Feind ist zäh, gerissen und rücksichtslos, bei Van der Bellen warf er alles in die Waagschale was noch da war, um so einen Pyrrhussieg zu erringen. Sagt ja auch keiner, dass es einfach ist, 70 Jahre Re-education wegzukriegen. Und die Sozialdemokratisierung des Deutschen an sich. Und des Österreichers.

Das Gute an einer Demokratie ist - auch die Opposition kann viel beeinflussen, wenn sie höflich aber unbeugsam und ruhig aber furchtlos auftritt. Und natürlich die besseren Argumente hat. Dazu kommt - der Wahlerfolg im September wird der AfD erhebliche Geldmittel zuschanzen. Ob man das gut findet oder nicht - diese Staatskohle rollt dann zumindest in die richtige Richtung und nicht zur Amadeu Antonio Stiftung. Mit diesem Geld wird die AfD ihre Strukturen dauerhaft stärken können und dem politischen Gegner einheizen wo immer es möglich ist. Die Zukunft dieses Kontinents kann, nach beinahe fünfzig Jahren "1968" nur rechts sein, und jeden Tag begreifen dies ein paar Europäer mehr.

Fachkraft für Betroffenheit

12. Mai 2017 18:58

Palmer schaut eben einfach gern mal bei der sezession vorbei und klaubt sich ein, zwei Argumente zur grünen Weiterverarbeitung. Verdenken kann man's ihm nicht.

Igore

12. Mai 2017 19:06

Der linke Gang durch die Institutionen ( und in die Köpfe) war eben sehr erfolgreich und hat auch seine Zeit gedauert. Aber linksgrünes " Denken"fängt nun an an Attraktivität zu verlieren. Denn man möchte wohl moralisch überlegen sein aber nicht für dumm und naiv gehalten werden. Diese Furcht könnte bald größer sein als die Gefahr als "Rechter"zu gelten, zumal sich die Zuschreibung auch abnutzt. Nicht die Sorge um ihre Identität  oder gar das Vaterland bringt in der Masse dann das Umdenken sondern reiner Opportunismus. Bis dahin aber braucht es die Zeit die wir nicht haben. Aber wie sagen die Linken: Trotz alledem!

Solution

12. Mai 2017 21:31

Ein Wandel wird erst eintreten, wenn die Ressourcen knapp werden. Die Anschläge treffen nur sehr wenige und man hat sich schon daran gewöhnt. Erst wenn der Strom ausfällt, wird es ernst.

Der Feinsinnige

12. Mai 2017 21:34

Sehr geehrter Herr Kubitschek, ich kann Ihre Enttäuschung über die Wahlergebnisse sehr gut nachvollziehen, empfinde sie ähnlich, bin aber der Überzeugung, daß gerade ein Mann wie Boris Palmer, vor dem ich inzwischen – unabhängig von dessen Parteizugehörigkeit - ehrliche Hochachtung zu empfinden beginne, ein weiteres markantes und hoffnungsvolles Beispiel für die Veränderungen ist, die Sie vor ca. einem halben Jahr unter dem Begriff der „Schleusenzeit“ zusammengefaßt haben. Nur braucht es eben doch mehr Zeit, als zunächst erhofft. Ich erlaube mir, der „Schleusenzeit“ ein anderes Bild zur Seite zu stellen: Wir befinden uns auf der einen Hälfte einer großen Wippe und steigen den Balken nach und nach bergan. Es wird der Punkt kommen, an dem wir die Achsregion erreichen und der Balken sich zur anderen Seite neigt, wobei unvorhersehbare Ereignisse eine ungeahnte Schubwirkung ausüben könnten. Dann erst werden sich die Entwicklungen weiter beschleunigen. Die „Eroberung“ des Bundestages durch eine AFD-Fraktion wird auf diesem Weg ein ganz wesentlicher Schritt sein und eine neue Art von Eigendynamik entfalten.

@ Starhemberg

Ihrer Analyse, Ihrem Vergleich der AFD mit der FPÖ und deren Einfluß auf die österreichische Politik stimme ich voll und ganz zu und möchte einen weiteren Aspekt hinzufügen:

Eine AFD-Fraktion im Bundestag, egal ob mit 25 %, 15 % oder nur 7 %, wird als endlich parlamentarisch wirkende Opposition immense Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Partei in der Öffentlichkeit haben. Die Anwesenheit von AFD-Politikern in Fernsehtalkrunden wird zum Normalfall werden (müssen), AFD-Politiker werden in jeder Fernsehrunde vor und nach Landtagswahlen dabei sein (müssen), Übertragungen von Parlamentsdebatten werden auch Reden von AFD-Politikern zeigen (müssen) usw. usw.. Zudem werden AFD-Politiker über die Alltagsarbeit im Parlament an wichtige Informationen leichter gelangen als zuvor als APO, sie werden an Professionalität gewinnen und vom Bürger als Normalität wahrgenommen werden. Dies ist meines Erachtens weniger eine Gefahr, als vielmehr eine Chance: Immer mehr Menschen werden immer häufiger damit konfrontiert werden, daß es Abgeordnete gibt, die die Zustände in Deutschland auf den Punkt bringen und sich für eine andere Politik einsetzen. Den MSM wird es immer schwerer fallen, ihre permanente Strategie der Leugnung der Wirklichkeit und der Diffamierung der AFD durchzuhalten bzw. damit Erfolg zu haben. Daher halte ich aus heutiger Sicht die Bundestagswahl 2017 für einen weiteren wichtigen Baustein bezüglich der darauf folgenden Bundestagswahl, wann auch immer diese stattfinden wird. Zumindest bis dahin werden, wenn sich die Verhältnisse in Deutschland nicht ähnlich entwickeln sollten, wie in Österreich, wohl weiter die südlich und südöstlich gelegenen Länder einschließlich Österreich für die unwillige deutsche etablierte Politik die „Hausaufgaben“ in Form von Grenzschließungen u.ä. übernehmen müssen und die Unfähigkeit der Bundesregierung damit permanent für alle sichtbar vorführen. Peinlich für Deutschland, aber besser als gar nichts.

Nautilus

12. Mai 2017 21:37

Westeuropa ist nach meine Auffassung nicht mehr zu halten. Man fragt sich ja was noch passieren muss, damit sich der Bürger wehrt und diese Kartellparteien in die Wüste schickt. Ich denke das sich viele an diese Zustände schon gewöhnt haben, sie nehmen es geduldig hin bis zum bitteren Ende. 

Mir kommt das alles vor wie in dem Buch... Das Heerlager der Heiligen. 

Da gilt der Spruch... Die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber.

CJD

12. Mai 2017 22:02

Lieber Götz,

die Dummheit und Trägheit der Volksmasse wurde hinreichend oft thematisiert. Entsprechend dienen die von der AfD errungenen Prozent der Wählerstimmen als knallharter Indikator für den Restbestand an selbstständig und freiheitlich denkenden Deutschen (+max. 5%, die aufgrund ihrer fundamental ehrlichen und anständigen Charakterstruktur nicht über das Stöckchen der "demokratischen" Wahlen springen wollen - oder gleich ausgewandert sind).

Ein weiterer - meines Erachtens drastisch unterschätzter - Aspekt ist der prozentuale Volksanteil von Nachfahren ehemaliger Grenzlanddeutscher. Deutsche mit ostdeutschen - wohlgemerkt ost- und nicht mitteldeutschen - Wurzeln neigen überproportional oft zu eigenständigem Denken, was nicht zuletzt durch den familiären Hintergrund der "Tristesse Droite"-Teilnehmer eine schöne Verdeutlichung erfährt. Zusätzlich zu den Selbigen taugen allenfalls noch einige, sehr wenige Süddeutsche und Mitteldeutsche. Dadurch ergibt sich - rein rechnerisch - ein frustrierend niedriges realistisches Widerstands- bzw. Deutschlandverbesserungspotenzial. (Die übrigen brauchbaren - an einzelnen Händen abzählbaren - Deutschen werden mir diese Pauschalierung verzeihen, weil sie wissen, daß die Grundaussage stimmt.)

Der frühere Reichsdeutsche und seine heutigen Nachfahren sind gar nicht so toll, wie man sich das als heutiger Nationaler gerne einredet. Die meisten Deutschen sind damals Hitler hinterhergelaufen und heute laufen sie eben dem links-liberalen Zeitgeist hinterher - die dafür notwendige Charakterstruktur ist die gleiche (ein paar Radikal-Idealisten gibt es natürlich in jeder Epoche). 

Was ich damit sagen möchte:

natürlich hat der germanische Volkskörper überproportional viele kulturelle Errungenschaften erzielt: von Johannes Gutenberg über Arthur Schopenhauer bis Albert Einstein! Diese Tatsache wird uns in der Menschheitsgeschichte immer einen Sonderrang sichern. Dieser Sonderrang erklärt auch hinreichend den uns im Ausland entgegenschlagenden Respekt und Haß. Dennoch taugen wir - als Volk - womöglich nicht dazu, den anständigen, idealen Staat hervorzubringen, den sich viele von uns wünschen (abgesehen davon, daß sich selbst der Sezessions-/Schnellroda-/Antaios-/IfS-Zirkel keineswegs einig ist, wie ein solcher Staat auszusehen hätte).

Was bleibt also zu tun?

Sich (v.a. philosophisch) zu bilden, den typischsten deutschen Charakterzug - eine Sache um Ihrer selbst willen zu tun - zur Blüte zu bringen (familiär und beruflich) und dann: sich ein liebes Weib suchen, Kinder zeugen, selbigen die oben beschriebenen Erkenntnisse vermitteln und wenigsten soviel körperliche Ertüchtigung und Verteidigungsbereitschaft herstellen, daß man im Ernstfall dem vor der Tür stehenden Invasor eine einem Germanen würdige Gegenwehr leisten kann!

Alpiner Gruß

Carlo

muotis

13. Mai 2017 01:14

Selsbtredend ist die Hoffnung, die Leute würden schon, wenn es endlich ganz dicke käme, vollkommen unbegründet. Wahrnehmungselite will man hier sein. Dazu gehört dann aber auch die Erkenntnis, daß die gewonnenen Wahrnehmungen viel besser transportiert werden müssen. Denn ich sehe es täglich in meinem Freundeskreis, der mehrheitlich aus studierten und insgesamt durchaus achtbaren Persönlichkeiten besteht: All das, was hier im Kreise der Sezessionisten als Selbstverständlichkeit gehandelt wird, ist in der Welt der allermeisten Deutschen nicht mal unterbewußt als Ahnung vorhanden. Im Ernst. Das ist auch eine Art Filterblase, die Filterblase der intellektuellen Rechten: Im Umkreis dieses Netztagebuches scheint man die ungeheure Größe der Ahnungslosigkeit sich nicht einmal vorstellen zu können. Die Leute sind mehrheitlich Schafe. Wenn wir sie nicht wachrütteln, dämmern sie weg wie der König in Tolkins Ring, der ununterbrochen Gift eingeflüstert bekommt. Die Propaganda muß gebrochen werden, um die allgemeine Gehirnerweichung in den Griff zu bekommen.

Paracelsus

13. Mai 2017 01:29

"Diese Schwäche, Willenlosigkeit, mangelnde Konsequenz hatten wir nicht auf dem Zettel, das müssen wir konstatieren."

Diese Fehleinschätzung ist doch etwas erschütternd. Wie kommt es zu ihr? - Eine Antwort könnte sein, dass Sie ehrenvoller Weise zu sehr von der Vernunft der Mitbürger ausgehen.  Mir scheint, diese Vernunft wird jedoch im gesellschaftlichen Rahmen, in der "öffentlichen Meinung" usw. kaum noch angesprochen, sondern es wird konsequent emotionalisiert.

Beispielsweise wurde von der AfD ein neues GEZ-Gesetz vorgeschlagen, mit vielen sachlich-fachlichen Themen. Weit gefehlt, dass darüber eine Diskussion stattfindet; die ganze mediale Gestaltung geht gar nicht um Diskussion, um Anwendung von Vernunft, um das "Mitwirken an der politischen Willensbildung", oder wie es für die Parteien heißt. Bei der auf Jutub zu findenden Pressekonferenz fragten mehrere Journalisten trotzt vorheriger Auskunft, nur auf Fragen zum Sachthema antworten zu wollen, immer wieder zu Personalfragen (in der Vorwoche des Kölner Parteitages). Denn das ist ja schließlich das Wesentliche: wer gewinnt?

Und so werden die Wahlen in NRW und auch im Bund präsentiert: als emotional anrührendes Stück, ob nun der Regierungschef von der einen oder anderen "großen" Partei gestellt wird. 

Ich vermute, dass da echte Profis am Werk sind, die genau wissen, wie man die Leute in die gewünschte Richtung emotionalisiert. In den Medien kann man  die AfD als Alternative nicht erkennen, nur weiter als Nazischlampen-Schreckgespenst. Der Medienhype um Schulz bot die Möglichkeit, eine "echte" Alternative, Merkel vs. Schulz, zu präsentieren. Dieser Logik zufolge müsste nun etwas her, was die SPD-Werte wieder hoch bringt. Damit dem Lümmel vorgegaugelt werden kann, er hätte die ganz große Wahl zwischen diesen beiden Figuren zu treffen.

Die guten AfD-Wahlergebnisse 2016 waren gewiss zu einem großen Teil auch einer Emotionalisierung geschuldet, der Denkzettel-Abgabe...

Also, die Bürgerschaft als politisches Subjekt - das ist weitgehend eine Illusion. Wir leben in einem vormundschaftlichen Staat mit hochprofessioneller Stimmungs- und Meinungsbewirtschaftung, die 2017, in den Monaten vor der für die nächsten 4 Jahre entscheidenden Bundestagswahl, nichts anbrennen lassen wird, um eine starke Opposition zu verhindern.

Und, übrigens: ob eine AfD im Bundestag etwas entscheidend verändern kann, ist durchaus fraglich. Ich denke an die durchaus deutlichen Reden einer Sarah Wagenknecht zu außenpolitischen Themen (US, Bündnispolitik, George Friedman): ja, schön, dass das auch mal im Bundestag gesagt wurde, aber die Karawane zieht weiter... Nur ein müdes Lächeln bei Merkel und Konsorten...

Solution

13. Mai 2017 02:29

Evolutionsbiologisch gesehen ist es völlig normal, daß die Masse der Bevölkerung sich konform verhält. Sie wollen Stabilität und keine unkalkulierbaren Risiken: Augen zu und einfach durch.

Würde die Mehrheit der Deutschen politisch bewußt und aktiv sein, gäbe es einen Dauerbürgerkrieg. Die Masse - unpolitisch -  ist auf Konformität geprägt und fast jeder folgt der Mehrheit. Dies erscheint als die beste Überlebensstrategie.

Ruhe und Ordnung, solange es geht. Erst dann, wenn nicht mehr genug für alle da ist und/oder wenn jemand auftritt, der eine radikale Änderung verlangt, wie der Islam, wird man mit dem Rücken zur Wand nicht mehr anders können, als zu reagieren.

Dennoch gibt es Minderheiten auf beiden Seiten des Spektrums, die sich schon lange der Konformität entzogen haben. Eine der beiden Seiten wird dann die Führung übernehmen und aktiv werden. Ich bin überzeugt davon, daß es nicht die Gegenseite sein wird.

Wir werden dann siegen, weil wir aus bestimmten Gründen stärker sind, weil wir um das Überleben kämpfen und nicht für irgendwelchen abstrakten Schwachsinn.

Wenn es soweit ist, daß es zur Entscheidung kommt, wird es kaum noch Liberale und kaum noch Linke geben, weil die Front dann woanders verläuft.

Vielleicht wird man dann einsehen, daß die Natur ihre eigenen Regeln hat. 

Hartwig aus LG8

13. Mai 2017 11:34

@ CJD

Bei allem Respekt ihrer Analyse, die ich weitgehend unterschreiben könnte, aber was soll denn immer dieser deutsche Zug, "eine Sache um ihrer selbst willen zu tun"? Wenn mir das mal einer erklären kann? Diese verbreitete Willkommenskultur ist doch nichts anderes als eben ein Ausdruck dafür, einer Sache um ihrer selbst willen zu tun - sie anzufangen, zur Perfektion zu treiben, im Fortgang nicht mehr abzugleichen,  nicht anzupassen, nicht  abzubrechen, notfalls bis zu irgendeinem Ende zu gehen. Es ist wahrlich ein deutscher Zug, aber kein guter!

CJD

13. Mai 2017 14:42

@ Hartwig aus LG8

Es ist immer wieder erstaunlich, wie selbst von über weite Strecken Gleichgesinnten ein paar Wörter total unterschiedlich interpretiert werden können.

Kurz vorab: die "Willkommenskultur" hat in meinem Verständnis nichts damit zu tun, sondern stellt eine besonders abartige Erscheinungsform eines individuellen Selbsthasses, der aber auf das Gesamtvolk abstrahiert wird, dar.

"Eine Sache um Ihrer selbst willen zu tun" heißt für mich z.B. Folgendes:

1.) Sich Bildung anzueignen, die nicht dem Broterwerb dient.

2.) Kunstgenuß und Kunstförderung.

3.) Den Arbeitgeber zu wählen, der weniger Lohn zahlt, aber dafür ein anständiges, gesundes Produkt herstellt.

4.) Das teurere, aber dafür giftfreie oder leidfrei hergestellte Produkt zu kaufen.

5.) Dem zu Unrecht getadelten Mitarbeiter beizustehen, auch wenn es - zumindest vorübergehend - zu eigenen Lasten geht.

6.) Ein Ehrenamt auszuüben.

7.) Den in unberührter Natur weggeworfenen Müll Anderer aufzuheben, mitzunehmen und im nächsten Dorf in den Mülleimer zu werfen.

8.) Nächstenliebe im weitesten Sinne: sowohl einem auf der Straße bedrohten Mitbürger helfend zur Seite zu stehen, als auch einer kummerbeladenen Person Gehör zu schenken, selbst wenn man sich für deren Problem nur bedingt interessiert.

9.) Sich selbst Möbel zu bauen, obwohl man sie auch schnell kaufen könnte.

10.) So oft wie möglich das Auto stehen zu lassen und zu Fuß zu gehen.

11.) Das Licht auszumachen, wenn man den Raum verläßt.

Der_Jürgen

13. Mai 2017 14:44

Es kommt selten vor, dass ich einen Beitrag von Götz Kubitschek kritisiere. Im vorliegenden steht vermutlich kein einziger falscher Satz, aber der Tenor bereitet mir Unbehagen.

Da sagt einmal ein Grüner im Zusammenhang mit dem Asylantenproblem ein paar Dinge, die über das Niveau des reinen Idiotentums hinausgehen, und zeigt dadurch, dass ihm sein Verstand nicht gänzlich abhanden gekommen ist. Müssen wir das denn gleich als "Thesen zur Wiedergewinnung von Ehrlichkeit und Normalität" feiern und glauben, diesem winzigen Miniaturschwälbchen am schwarzbewölkten Himmel werde demnächt ein rieisger Schwalbenschwarm folgen und uns einen Frühling ankünden?

Im Zusammenhang mit den nordafrikanischen "Flüchtlingen" sei darauf hingewiesen,  dass diese zu einem erheblichen Teil aus Kriminellen bestehen, die schon in ihren Heimatländern Verbrechen begangen haben. Im Sommer 2015 vermeldeten Quellen aus Tunis, die dortige Regierung habe angefangen, ihre Gefängnisse zu leeren und die Delinquenten auf die "Flüchtlings"-Schiffe lotsen zu lassen. Würde ich an deren Stelle auch tun. Wenn es ein Land gibt, das so dumm ist, den Abschaum meines eigenen Landes aufzunehmen, dann bitte sehr. Auch die georgischen und tschetschenischen "Flüchtlinge" sind fast ausschliesslich Kriminelle. Wenn Herr Palmer Fakten wie diese ausspricht, können wir ihm ein Kompliment zollen. Vorher nicht. Ich weigere mich, vor jemandem nur darum den Hut zu ziehen, weil er kein Vollidiot ist.

@Starhemberg

Ihre Wortmeldungen zeugen in aller Regel von Klugheit und guter Kenntnis der Fakten, aber wenn Sie da etwas von Wahlen anno 2021 schreiben, bei denen dann die "Stunde der Wahrheit" schlagen werde, muss ich Ihnen fehlenden Realitätssinn vorwerfen.

Erstens sind bis dann, falls die Entwicklung weitergeht wie bisher, ein paar Millionen zusätzliche Kulturbereicherer ins Land geholt worden. Zweitens wird die AFD auch 2021 nicht die absolute Mehrheit holen und entweder mit der Union koalieren - was bedeutet, dass sie ihr Programm verwässern muss -, oder alle anderen Parteien schliessen sich gegen sie zusammen, und sie bleibt in der Opposition, wo sie nichts erreicht. Anno 2025 ist der Zug dann endgültig abgefahren. Drittens, woher nehmen Sie den Optimismus, dass die AFD wirklich für deutsche Interessen eintreten wird? Petry und Pretzell lassen nichts Gutes erhoffen, und die gestalten immer noch die Politik der Partei, nicht Höcke und Poggenburg.

Es tut mir leid, die vielen Foristen, die immer noch an die Möglichkeit eines Wandels durch Wahlen glauben, vergraulen zu müssen, indem ich ihnen eine Kelle Essig in ihren Honigtopf giesse, aber Realismus tut bitter not. Es gilt über andere Varianten nachzudenken. Und die Zeit arbeitet gegen uns. 

Hartwig aus LG8

13. Mai 2017 16:48

@ CJD

Ist jetzt schon völlig OT; mal sehen, wie langmütig der Mod ist.

Punkt 11 versuche ich meinen Kindern einzubläuen, bislang mit mäßigem Erfolg. Wenige Ihrer Punkte sind Selbstverständlichkeiten, manches die hohe Schule des Bildungsbürgertums ... was für ein Tugendkatalog!

Aber was daran ist der "typischste deutsche Charakterzug" (Ihre Worte) ?? Gewiss gab es Zeitalter, als die Deutschen an bestimmten Idealen näher dran waren als heute (bzw. andere). Aber ich glaube, dass ich mit meiner Lesart treffender liege. Ich liebe das Deutschtum und meine Landsleute, aber ich verschließe nicht die Augen vor unangenehmen Wesenszügen, die sich offensichtlich als Konstanten weit zurückverfolgen lassen. Ich meine damit die typisch deutsche Art der Übertreibung, des unangemessenen Maßes, des Uferlosen, die hin und wieder Großartiges gebiert, meist aber doch nur so etwas wie Willkommenskultur oder dieses unseelige Denunziantentum mit gutem Gewissen zur Folge hat, -  nur als Beispiele. Eine Sache um ihrer selbst willen tun scheint mir dafür keine unzutreffende Beschreibung. Oder ganz drastisch ausgedrückt: Kein Zweck oder Ziel verfolgen, außer sich einen runterzuholen, ... mit sich selbst als Wichsvorlage.

Paracelsus

13. Mai 2017 20:50

Ich denke, es ist gut, dass G. Kubitschek hier auf B. Palmers Äußerungen dezidiert eingeht.

Wenn ich darüber nachdenke, was denn heilsam sein könnte für dieses seelisch-geistig darniederliegende Volk, so ist eigentlich undenkbar, dass die Lösung sein könnte, dass die Rechten über die Linken siegen, sei es in einer Wahl oder anders. So wie die mediale, geistige und gewalttäige Dominanz der gegenwärtigen Machthaber (mit ihrer Mischung aus linker Ideologie und menschenmißachtender Lebens-Wirtschaftspraxis) keine Lösung ist.

Es kommt darauf an, sich zu entfeinden.

Diese Notwendigkeit wird aktiv bekämpft, indem man die "Querfront"-Keule schwingt; es wird viel dafür getan, die Feinddefinition gegenüber "Rechts" zu zementieren, was leider noch viel zu oft vielfach gelingt.

Als Objekt dieser Anfeindung (als Rechter) wäre es nun im Sinne der Heilung, im Gegenzug die Befeindung der "Linken" nicht zu vollziehen.

Das war übrigens ein wesentlicher Aspekt, warum es 1989 eine "friedliche Revolution" gab; die beispielsweise Leipziger Demonstranten der Monate September und Oktober, als noch eine sozialistische Staatsmacht vorhanden war, verweigerten sich der Versuchung, das Gegenüber als Feind u behandeln, was dem gegenüber die Möglichkeit nahm, ihrerseits zuzuschlagen.

Was, wenn alle "Sezessionisten" nicht mehr über Stegner, Leggewie ... und wie sie alle heißen,  sich aufrgen, sondern ihren unverstellten, menschlichen Kern in den inneren Blick nähmen und verständnisvoll freundlich über sie denken würden?

CJD

13. Mai 2017 21:24

@ Hartwig aus LG8

Mir gefällt Ihre Wortwahl nicht - da Sie aber die Einzelkomponenten zum Verständnis des "Eine Sache um ihrer selbst willen zu tun"-Satzes benennen, ohne das Puzzle richtig zusammen zu setzen, will ich Ihnen noch eine letzte Erwiderung zukommen lassen:

Ja, es sind die - im internationalen Vergleich nicht einzigartige, aber dennoch herausragende - Bildung, die Tugendhaftigkeit und der Idealismus der Deutschen (Idealismus nicht in der erkenntnistheoretischen Bedeutung, sondern im Sinne "bereit sein, für das Gute zu sterben").

Gleichwohl waren diese typisch deutschen Charakterzüge in früheren Jahrhunderten weiter verbreitet, bevor uns in 2 Weltkriegen das bessere Drittel unseres Volkes weggeschossen wurde, weil es den Trägern dieser Charakterzüge zwangsläufig eigen ist, ganz vorne an der Front zu stehen.Und deswegen sind heutzutage die Nachfahren der mittelmäßigen und üblen Deutschen in der Überzahl. Was wiederum sämtliche Wahlergebnisse erklärt und den Kreis zum ursprünglichen Kern des oben stehenden Artikels schließt.

Die Tragik des deutschen Volkes besteht also letztendlich darin, daß es unter Ausnutzung und Pervertierung seiner edelsten Veranlagungen durch die nationalsozialistische Führungsriege und die auf den Ausbruch des Krieges hinarbeitenden ausländischen Kräfte einen Aderlaß leisten mußte, von welchem es sich höchstwahrscheinlich nicht mehr erholen wird. Es ist ein Lehrstück der Menschheitsgeschichte wie sich Bildung, Tugendhaftigkeit und Idealismus durch geschickte Manipulation gegen sich selbst gerichtet und sich dadurch selbst abgeschafft haben.

Peter Ruckelshausen

14. Mai 2017 14:02

@CJD

Ihr letzter Absatz wird einmal in den Geschichtsbüchern stehen. Besser kann man es nicht ausdrücken!

Klaus D.

14. Mai 2017 14:02

@CJD

Das hört sich ja alles ganz logisch an. Sowas in der Art habe ich übrigens schonmal 1979 von einem damaligen Kollegen im Rechenzentrum der Leuna Werke gehört. Aber ich denke, das ist reine Spekulation und nicht beweisbar. Ich meine, das Grundübel an unserer jetzigen Situation ist die Unterdrückung, Ausbeutung, Fremdbestimmung und Manipulation des deutschen Volkes (eigentlich der gesamten westlichen Welt) durch die angloamerikanischen Siegermächte und deren Hintermänner.

Maiordomus

14. Mai 2017 15:24

@Paracelsus: "Verständnisvoll freundlich über Stegner denken?" - Das liegt voll daneben, allenfalls könnte man den Kläffer ignorieren. Finde indes Ihr Pseudonym schon seit je unangemessen, war doch Paracelsus einer der grössten Polemiker der Medizingeschichte, "Wolfsärzte", "Arschkratzer", "Seichseher" waren noch seine harmlosesten Beschimpfungen. Die von ihm angestrebte Revolution der Medizin beruhte nicht zuletzt auf einer radikalen Denunziation des Gegners. Kurzfristigen Erfolg hat ihm das freilich nicht beschert, im Gegenteil, insofern sehe ich einen Kern Wahrheit in Ihrer Argumentation.

Maiordomus

14. Mai 2017 15:44

_DerJürgen. Ja, Volltreffer, wenn mal ein Grüner was sagt, was über das reine Idiotentum hinausgeht, wird Deutschland noch längst nicht gerettet sein. Kubitschek sieht trotzdem absolut richtig, dass solche Äusserungen langfristig mehr Einfluss auf den Mainstream gewinnen als was bei PI, Sezession, meinetwegen auch Junge Freiheit, Ein Prozent, Identitäre Bewegung usw. regelmässig zur Kenntnis geben. Und es wird trotz aller Einschränkungen nicht völlig einflusslos z.B. auf die CSU  bleiben, wenn die AfD mindestens zehn Prozent, bestenfalls 18 Prozent macht, was für Herbst 2017 jedoch noch extrem unwahrscheinlich ist. Ferner bleibt zu bedenken, dass vor Wochenfrist sagen war mal ein ganz knapper Wahlsieg le Pens mit Sicherheit fast nichts genützt hätte, weil man in Frankreich auf den sog. zivilen Widerstand umgeschaltet wäre und die Parlamentswahlen von den Rechten mit Sicherheit verloren worden wären. Nicht mal für die Abstimmung über einen EU-Austritt hätte garantiert werden können. Gesellschaftlich und gesellschaftspolitisch ist die Rechte im mittleren Teil Europas so gut wie machtlos, und das Ausmass der Meinungsfreiheit, wie es immerhin in England herrscht, ist und bleibt zumal für Deutschland undenkbar. Bekennende Rechte müssen in Deutschland für zumindest die nächsten 20 Jahre in allen gesellschaftspolitisch wichtigen Positionen, bei den öffentlichrechtlichen Medien, in den kirchensteuerprivilegierten Kirchen (Pfarrer Wawerka) und an den höheren Schulen mit Berufsverboten oder massivster Einschränkung der beruflich tolerierten Meinungsfreiheit rechnen. Und auch in der recht freien Schweiz bleibt es bis auf weiteres nicht möglich, die vom Volk 2014 knapp angenommene Initiative gegen die Masseneinwanderung umzusetzen. Es ist schon viel, dass der Bundesrat beschlossen hat, die seit Juni 2016 in rasanter Zunahme begriffene Einwanderung aus Rumänien und Bulgarien, zumal auch dortiger Fachkräfte, bis 2019, solange ist es vertraglich möglich, durch Kontingente einzuschränken. Laut Verfassung müsste aber die gesamte Einwanderung, und zwar nicht bloss bis 2019, kontingentiert werden.

Jürg_Jenatsch

14. Mai 2017 15:59

@der_Jürgen völlig d'accord. Die Zeit ist nicht auf unserer Seite.  Die Kulturmarxisten und Grünen (als Partei) konnten unter anderen Umständen und vor allem mit Billigung bzw. Wohlwollen großer Teile der Eliten den Marsch durch die Institutionen antreten. Aus diesem Grund sind 5,9% in S-H in der Tat erschütternd. In schwachen Momenten mag man fast alle Hoffnung sinken lassen, daß man das uns zugedachte Schicksal noch wenden kann. Aber die Geschichte ist facettenreich und kennt zu viele überraschende Umschwünge, als daß Kapitulation eine ernsthafte Alternative ist. Erst wenn das letzte Blatt ausgespielt wurde, hat man verloren.

Hartwig aus LG8

14. Mai 2017 18:14

@ CJD

Ich bin Fleisch von deutschem Fleische. Ich liebe das Deutsche, könnte ihnen aber kaum sagen, warum.  Bestimmt nicht wegen der, Zitat, "edelsten Veranlagungen des deutschen Volkes" - das ist mir zu pathetisch; zuviel eigenes Schulterklopfen.

Aus Ihnen spricht die Niederlage. Ihr "Tugendkatalog" mag ehrenwert sein, ist aber zur Zeit wertlos. Und ich komme auf den Spruch, den Ausgangspunkt zurück: eine Sache um ihrer selbst willen tun ist nie und nimmer das Gebot der Stunde. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist Krieg; das heisst: zweckgerichtetes Denken und Handeln, Verbünden und Verfeinden, Ziele verfolgen und erreichen, Ballast abstoßen. Es ist Krieg; so wie fast immer - und das wollten und wollen wir als Volk viel zu selten wahrhaben.

Leser (das Original)

14. Mai 2017 21:51

@CJD

Der Gedanke des Aderlass und sein Einfluß auf den Volkscharakter sehe ich nicht so dramatisch. Es liegt im Wesen der Geschichte, dass gewisse Charaktere bevorzugt den Zorn der Mächtigen auf sich zogen und alle Arten von Rebellen und Freiheitskämpfer im Schnitt die kürzere Lebenserwartung hatten. Für manche Staatswesen wie z.B. das alte Ägypten war die Selektion von abergläubigen folgsamen Sklaven überhaupt die Enstehungsvoraussetzung. Meine Heimatregion wurde - überspitzt formuliert - von Leibeigenen des Passauer Bischofs besiedelt. Es stimmt, sie wählen überwiegend ÖVP und lassen sich auch sonst viel gefallen aber im Krieg haben sie ganz selbstverständlich größte Härten gemeistert und unter ihren Nachfahren finden sich z.T. wirklich helle Köpfe.

Das eigentliche Problem dürfte vielschichtiger und/oder anders gelagert sein: psychisch, soziobiologisch vielleicht auch die moderne Nahrungsindustrie, aner offenbar bin nicht nur ich mir nicht darüber in klaren. Erziehung und Medien schliesse ich bei mir zumindest aus. Gegen diesen Mist war ich schon mit 12 immunisiert. 

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