Sonntagsheld (32) – Violent Action

Zum Sonntag diesmal: Ein Infostand, ein Müllbeutel und rohe Gewalt. Und dann?

Und dann ist es ein­fach pas­siert. Jeder wuß­te, daß es irgend­wann soweit sein wird, jetzt sind die Wei­ma­rer Ver­hält­nis­se, von denen man so lan­ge schon mit vor­ge­hal­te­ner Hand tuschel­te, da.

Letz­te Woche noch schrieb ich groß­mäu­lig und sie­ges­si­cher über den Jäger­meis­ter Gau­land, heu­te muß ich die Scher­ben auf­sam­meln, die nach der gewalt­tä­ti­gen Eska­la­ti­on am 6. Okto­ber zurück­ge­blie­ben sind.

Dabei hät­te es so ein fried­li­cher Tag wer­den kön­nen: Unter­stützt von eini­gen Akti­vis­ten aus dem Rest der Bun­des­re­pu­blik woll­te der Hal­len­ser Able­ger der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung am ver­gan­ge­nen Frei­tag einen Info-Stand am Ran­de der fei­er­li­chen Imma­tri­ku­la­ti­ons­fei­er der Mar­tin-Luther-Uni­ver­si­tät Hal­le-Wit­ten­berg abhalten.

Zeit­gleich war ein Groß­ban­ner mit der Auf­schrift “Wir brin­gen Far­be auf den Cam­pus” an dem durch nächt­li­che Anti­fa­be­su­che inzwi­schen ein wenig auf­ge­hübsch­ten Zen­trum in der Adam-Kuckhoff-Stra­ße gehißt wor­den, vom Dach knat­ter­ten am Mor­gen zwei Lamb­da­fah­nen in den Nach­we­hen von Xavier, die Nacht war kurz gewe­sen, die Stim­mung aber war gut.

Schon beim Abmarsch vom Haus war­fen die saal­schlacht­ähn­li­chen Ereig­nis­se der nächs­ten Stun­den ihre dunk­len Schat­ten vor­aus: Offen­sicht­lich über­näch­tigt und umnach­tet hat­te sich eine klei­ne Grup­pe tap­fe­rer Anti­fa-Krö­ten ein­ge­fun­den, um uns bereits vor der Ankunft am Cam­pus das Ange­bot eines mor­gend­li­chen Stell­dich­eins zu unterbreiten.

Da man sich aber auf der Gegen­sei­te über die Inten­si­tät die­ser Begeg­nung ein wenig uneins war, blieb – als die Her­ren und Damen Wacht­meis­ter bereits dazwi­schen­tra­ten – nur ein Exem­plar übrig, wel­ches aller­dings um so all­er­gi­scher auf das Ein­schrei­ten der Ord­nungs­macht reagier­te und sich mit dem Gesicht als­bald erst auf der Wind­schutz­schei­be eines par­ken­den VWs und anschlie­ßend im Rinn­stein wiederfand.

Der wei­te­re Weg zum Cam­pus ver­lief gänz­lich ereig­nis­los, von der toben­den roten Meu­te, die uns gegen­über ihrer­seits einen Stand ein­ge­rich­tet hat­te, trenn­te uns ein Strei­fen Bür­ger­steig von der Brei­te des Land­wehr­ka­nals, aber bis­her war eigent­lich auch nur nur der lin­ke SDS da, der sonst Aktio­nen wie “Sau­fen gegen den Leis­tungs­druck” ver­an­stal­tet und dem­entspre­chend auch dies­mal um Punkt 9 das ers­te Pils köpf­te, bevor er begann per Trans­pa­rent zur “Welt­re­vo­lu­ti­on” (Zitat, kein Witz) aufzurufen.

Nach und nach gesell­ten sich eini­ge Kampf­ge­nos­sen dazu, wir hat­ten inzwi­schen unse­ren Stand auf­ge­baut und brach­ten die ers­ten Fly­er und Erst­se­mes­ter-Beu­tel an den Mann. Das paß­te der Gegen­sei­te offen­bar gar­nicht und so bil­de­te sich am Cam­pus­ein­gang ein Kor­ri­dor von Lin­ken, die jeden, der es wag­te auch nur ein Flug­blatt von uns anzu­neh­men, umge­hend ein­kes­sel­ten und die ver­wirr­ten Stu­den­ten solan­ge bedräng­ten, bis sie um der lie­ben Ruhe Wil­len nach­ga­ben und um eini­ge Schreck­se­kun­den rei­cher und einen (übri­gens unge­mein schi­cken) IB-Beu­tel ärmer wei­ter auf den Cam­pus flüchteten.

Das so ergau­ner­te Mate­ri­al wur­de mit dem feis­ten Lächeln eines Klas­sen­spre­chers, der gera­de ein Bien­chen ins Mut­ti­heft geklebt bekom­men hat­te, anschlie­ßend in einen hoch­wer­ti­gen Pre­mi­um-Müll­sack ver­frach­tet, den der Stu­Ra eigens für teu­res Geld vom Geld der Stu­den­ten ange­schafft hatte.

Die­ser Müll­sack soll­te es sein, der dem Mythos vom gewalt­frei­en Akti­vis­mus der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung ein für alle Mal ein Ende berei­ten soll­te. Inzwi­schen hat­te es schon ers­te Aus­fall­erschei­nun­gen gege­ben: In einer sport­li­chen Ein­la­ge bis­her unge­kann­ten Aus­ma­ßes hat­ten die Mit­glie­der des SDS (des­sen attrak­tivs­ten Ver­tre­ter Lukas Wan­ke man übri­gens in die­sem Video bewun­dern kann) meh­re­ren Stu­den­ten has­tig nach­set­zen müs­sen, um sie von der Last unse­rer Taschen zu befrei­en, da die­se es gewagt hat­ten, den sprich­wört­li­chen Cor­don Sani­taire der anti­fa­schis­ti­schen Schrei­häl­se zu umge­hen und sich unkon­trol­liert auf den Cam­pus zu stehlen.

Zu die­sem Zeit­punkt brann­te in zwei ver­we­ge­nen Hir­nen bereits der Plan, der aus die­sem win­di­gen Frei­tag ein Schre­ckens­fa­nal machen soll­te: Mög­li­cher­wei­se nicht ganz unbe­merkt von einem grin­sen­den Zivil­po­li­zis­ten hat­ten sich zwei Akti­vis­ten von unse­rem Stand davon­ge­stoh­len und sich in einem weit­läu­fi­gen Bogen zu einem Platz unweit der Anti­fa-Trans­pa­ren­te und des besag­ten Müll­beu­tels begeben.

Läs­sig dahin­stür­mend (anders kön­nen wir uns nicht fort­be­we­gen) näher­ten sie sich nun dem Objekt ihrer Begier­de. Von lin­ker Sei­te ahn­te man nichts Böses, um so heim­tü­cki­scher war, was in den fol­gen­den Sekun­den pas­sier­te: Mit einer bru­ta­len Ges­te aller­ver­roh­tes­ter Gewalt bück­te sich einer der bei­den nach dem wert­vol­len Plas­tik­sack und riß ihn gera­de­zu an sich.

Wie durch ein Wun­der wur­de kei­ner der Gegen­de­mons­tran­ten ver­letzt, die geschockt beob­ach­ten muß­ten, wie die Räu­ber nach die­sem schwe­ren Über­fall gemä­ßig­ten Schrit­tes zu unse­rem Stand zurück­stürm­ten und dort – unter dem Gejoh­le der blut­gei­len Frat­zen – das Die­bes­gut präsentierten.

Nach­dem sich die ers­ten Opfer all­mäh­lich aus ihrer Schreck­star­re gelöst hat­ten, taten sie das ein­zig Rich­ti­ge: Ohn­mäch­tig im Ange­sicht die­ser erdrü­cken­den Gewalt wand­ten sie sich an die eben­falls geschock­ten Ord­nungs­hü­ter und baten die­se nach­drück­lich, den ent­wen­de­ten Wert­ge­gen­stand zurück­zu­ho­len. Die Schrit­te über den Bür­ger­steig in die Mit­te unse­rer Mör­der­ban­de und die anschlie­ßen­den Minu­ten waren wahr­schein­lich die här­tes­ten im Leben des dienst­ha­ben­den Poli­zis­ten, der pflicht­be­wußt die Per­so­na­li­en der Übel­tä­ter aufnahm.

Es ist rei­nes Glück gewe­sen, daß an die­sem Tag nie­mand gestor­ben ist: Valen­tin Hacken, der tap­fe­re Spre­cher des Bünd­nis­ses “Hal­le gegen Rechts”, schweb­te nach der fei­gen Atta­cke am Ran­de eines Herz­in­fark­tes, meh­re­re Mit­glie­der des Stu­Ra muss­ten auf­grund aku­ter Unter­hop­fung in eine Knei­pe ein­ge­lie­fert wer­den und der Poli­zist, der das recht­mä­ßi­ge Eigen­tum der Stu­den­ten­schaft aus unse­ren Klau­en befrei­te, wäre fast an sei­nem unter­drück­ten Lachen erstickt.

Wir wer­den uns nach die­ser Akti­on ord­nen müs­sen, auf den Ersti-Par­tys am Abend jeden­falls war unser Info­stand und der hin­ter­häl­ti­ge Angriff The­ma Nr. 1. Bei der abend­li­chen Fei­er hin­ge­gen war die Stim­mung gedämpft. Sicher: Wir haben an die­sem Tag gezeigt, daß es selbst­ver­ständ­lich lin­ke und rech­te Grup­pen an der Uni­ver­si­tät gibt.

Wir haben – das wer­den die Ultras und Hoo­li­gans unter mei­nen Lesern viel­leicht am ehes­ten nach­voll­zie­hen kön­nen – dem Feind ein Schnipp­chen geschla­gen, und wir haben an die­sem Tag fünf neue Inter­es­sen­ten in unse­ren Rei­hen begrü­ßen dür­fen. Aber zu wel­chem Preis?

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Kommentare (18)

Ernst-Fr. Siebert

8. Oktober 2017 23:38

"Papa reg Dich nicht auf. Denkst Du wir sind blöd und wissen nicht, was da läuft." sagte sinngemäß eine hallenser Stdentin zu ihrem Vater.

Markus

9. Oktober 2017 08:48

Ich habe an der MLU kurz nach Einführung der Bachelor-Studiengänge Politikwissenschaft studiert und kann berichten, dass es schon vor 10 Jahren im Großen und Ganzen ähnlich war. Auch ein Großteil der Professoren war eher links zu verorten. Daher freue ich mich sehr, dass jetzt eine konservative, junge und moderne Bewegung gerade in Halle Einzug hält.

Der_Jürgen

9. Oktober 2017 11:10

@Dietrich Stahl

Ich kann nicht behaupten, dqss mich die englischen Ausdrücke besonders nerven, verstehe aber, dass sie anderen Foristen auf den Geist gehen. Vermutlich sind sie darauf zurückzuführen, dass der geschätzte Herr Wessels regelmässig Beiträge der amerikanischen Alt Right liest, die in der Tat oft äusserst informativ sind, schon darum, weil jenseits des Grossen Teichs aufgrund fehlender Maulkorbgesetze weitaus offener debattiert werden kann als hier.

Elementary, my dear Dietrich!

Dietrich Stahl

9. Oktober 2017 12:46

@ Der_Jürgen

Um den Schluß Ihrer Antwort aufzugreifen, It´s the language, stupid. Ja, schon, es nervt mich auch, aber der tiefere Grund für meine Frage an Herrn Wessels ist ein anderer: Die besondere Bedeutung der deutschen Sprache für die deutsche Kultur und damit für uns Deutsche. In meinem extra Favoriten-Ordner dafür befinden sich zwölf amerikanische Alt Right Websites, die auch für mich sehr informativ sind. Ich schätze und achte die amerikanische Kultur, wie jede andere. Werter Der_Jürgen, mir ist schon bewusst, was Sie sagen. Jugend/junge Erwachsene-Kultur und Ausdrucksweise spielen sicher auch eine Rolle. Geschichte reimt sich. Ich erinnere mich, daß ich als junger Mann sehr, sehr beratungsresistent war. Vermutlich um einiges mehr als Herr Wessels. Die IB hat aber den Anspruch, Vorbild zu sein [den hatte ich damals nicht im Geringsten]. Ich weiß aus den Beiträgen und Artikeln hier, daß die IB in Halle diszipliniert und hart arbeitet. Sprachdisziplin gehört aber auch dazu. Und mehr als das. Die Software ist mindestens genauso wichtig wie die Hardware [um im Sprachstil der Zeit zu sprechen]. Das Bewusstsein dafür liegt aber in der IB knapp über dem Nullpunkt – großzügig geschätzt.

Starhemberg

9. Oktober 2017 13:47

Dieses beständige provinzielle Hinhacken auf Anglizismen ist kontraproduktiv. Hätten wir nicht zwei Weltkriege verloren, würden die Amis jetzt ständig deutsche Wörter benutzen. Man muss auch mal die Realitäten anerkennen, Englisch ist die uneingeschränkte Weltsprache. Ansonsten habe ich hier viel gelacht, dankeschön.

Harm Wulf

9. Oktober 2017 14:08

Erfrischender Spielbericht, wie immer mit einer gehörigen Prise Humor und Ironie präsentiert. Gefällt ausgesprochen gut..

Stil-Blüte

9. Oktober 2017 14:36

@ Dietrich Stahl

Ja, auch diesmal wieder, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Die Sache der Deutschen muss unbedingt mit ihrer Sprache zu tun haben. Und

@ Der_Jürgen

Ihren letzten ironischen Satz hätten Sie sich wahrlich sparen können. Wer nicht versteht, daß die deutsche Sprache kein Nebengleis, sondern 'elementar, grundlegend' ist, der...Ach, was soll's.

Dem Sonntagshelden Nr. 32 gebührt trotzdem meine Anerkennung. Auch dieser inzwischen etablierten Serie, der ich anfangs kritisch gegenüberstand, ist doch ein Sonntagsheld so was wie ein Sonntagsfahrer, also ein Dilletant, im alten Griechenland privat, also ein Idiot

Desprecio

9. Oktober 2017 14:46

@ "Dietrich Stahl" / 09.Okt.2017, 01:25

Wie schon des öfteren zum gleichen Anlass an gleicher Stelle:  Vielen herzlichen Dank ! Was ich von der Missachtung, ja sogar Verachtung,  unserer schönen und ausdrucksvollen deutschen Muttersprache gerade in diesem Forum halte, habe Ich an dieser Stelle schon des öfteren zum Ausdruck gebracht. Ich musste feststellen, dass meine Bitten und meine Hoffnung auf Einsicht auf keinen fruchtbaren Boden fallen und auch nicht fallen werden. Mir persönlich fehlt das geringste Verständnis dafür, dass man gerade bei SiN, einem der wichtigsten Sprachrohre der rechten / neurechten Bewegung in der BRD, einer der wenigen Institutionen, in der sich viele der "letzten Deutschen" noch beheimatet fuehlen, glaubt, sich gerade in der Sprache derer verständlich machen zu müssen, die für das groesste Leid in dieser BRD (inklusive der einverleibten ehem. DDR) seit dem Kriegsende verantwortlich sind. Wer sind die Verantwortlichen für die groessten Kriegsschuldluegen, die Umerziehung und all der Folgen, die sich daraus für unser geknechtetes Land seit 1945 bis zum heutigen Zeitpunkt ergeben haben ? Wie man feststellen kann, hat offensichtlich das bis heute anhaltende "Wirtschaftswunder" in dieser USA-Kolonie BRD nicht nur dazu gefuehrt, unsere "Eroberer" zu akzeptieren und zu bewundern, sondern Schritt für Schritt sogar deren Denken und deren Sprache zu uebernehmen. Als Angehöriger der direkten Nachkriegsgeneration habe ich heute noch Bilder meiner zu 80% zerstörten Heimatstadt vor Augen. Erzählungen meiner älteren Angehörigen haben mir schon sehr früh, oft auf drastische Art und Weise, geschildert, wer dafür verantwortlich war. All denen, die meine Argumente leichtfertig abtun werden, sei empfohlen, sich im Bereich entsprechender revisionistischer Literatur einen weitreichenderen Überblick zu verschaffen, als dies der uebliche Nachkriegs-Geschichtsunterricht seit 1945 in BRD-Schulen und -Universitäten möglich gemacht haben dürfte. Wie man ohne Not freiwillig die Sprache seiner Eroberer und Unterdrücker über -nimmt und damit Zug um Zug seine eigene Muttersprache verrät, wird mir auf ewig unerklärlich bleiben. Übrigens: Zu all den Folgen für unser geknechtetes Land,  bereits vor 1945 von den Siegermaechten geplant, zählt nicht zuletzt der zur Zeit laufende Genozid an uns Restdeutschen, dessen Durchführung gerade von der verräterischen Vasallenregierung der BRD organisiert und durchgeführt wird.

Heinrich Brück

9. Oktober 2017 17:06

@ Dietrich Stahl

Leben wir in einem deutschen System? In Polen gab es die Aktion "Rosenkranz an der Grenze". Wir sind schon zwei Generationen weiter in der Zukunft; was den Polen noch alles blühen kann, sehen sie im Westen. Für den gegenwärtigen Zustand des Westens gibt es keine Frakturschrift, dafür hat die politische Neuinstallation gesorgt. Die Überwindung hat als Kollateralschaden auch den Spaß im Programm. Was Wessels immerhin als Hintergrundmusik und Aktion schafft, deutsch zu bleiben und die deutsche Sprache zu würdigen, ist lobenswert.

Ralf Kaiser

9. Oktober 2017 19:15

Einige Bemerkungen an unsere Sprachhüter, die vielleicht vor der eigenen Türe kehren sollten:

@ Stil-Blüte

Dilettant  mit einem L und Doppel-T, nicht umgekehrt.

@ Desprecio

Vielleicht entscheiden Sie sich mal, wie Sie die Umlaute schreiben wollen. Mal mit Pünktchen, mal mit E, das nervt mit der Zeit ganz schön.

deutscheridentitärer

9. Oktober 2017 20:49

Es ist ein auf vielen Feldern zu beobachtendes Phänomen, dass diejenigen, die eine besondere Sicherheit in einer Sache pflegen, sich demonstrativ Sachen erlauben, die normalerweise gegenteilig assoziiert sind. So zum Beispiel der Intellektuelle, der sich für den "proletarischen" Fußballsport begeistert, oder der Mann, der sich seiner Maskulinität so sicher ist, dass er diesen Umstand durch das Kultivieren eines weiblichen Zuges untermauern will. In diesem Sinne kann sich der vom Identitätszerfall unberührte deutsche Jugendliche Anglizismen erlauben, die sonst als peinliche Kulturlosigkeit zu interpretieren wären.

Dietrich Stahl

9. Oktober 2017 23:02

Meine dritte Wortmeldung zum aktuellen Sonntagshelden. Warum? Es ist die Sache wert. Bevor ich aber noch einmal auf die Sprachdiskussion eingehe, ein paar Worte zum Umgang miteinander. Leider spiegeln sich im SiN Forum Mechanismen des links-liberalen „Diskurses“ [für mich ein Un-Wort] mit den Rechten. Anstatt zu argumentieren, wird die Diskussion auf die persönliche Ebene gezogen – meist bis hin zu persönlichen Angriffen. Ein gutes [eher wohl schlechtes] Beispiel liefert @ Ralf Kaiser mit seiner Wortmeldung: „Einige Bemerkungen an unsere Sprachhüter, die vielleicht vor der eigenen Türe kehren sollten“ Hinzu kommt erstens der dissonante Ton: „Vielleicht entscheiden Sie sich mal“, zweitens ist kleinliche Fehlersuche kein Ersatz für Argumente [es gibt in Herrn Kaisers Wortmeldung kein einziges]. „Eine Million Fliegen können sich nicht irren“, verzeihen Sie mir bitte den drastischen Einstieg in den zweiten Teil meiner Wortmeldung. Jochen Klepper beschreibt in seinem Roman „Der Vater“ auch den Kampf von Friedrich Wilhelm I gegen die damalige kulturelle Hegemonie des Französischen. Die antike Kultur ist ein anderes Beispiel dafür, daß woanders das Gras grüner wächst. Die Faszination für das Fremde bis hin zur Selbst-Vergessenheit ist wie die Zerrissenheit deutsches Wesensmerkmal. Das wird von den Gegnern des deutschen Volkes für ihre Ziele kaltblütig und systematisch ausgenutzt. Heute sind die Produkte Hellywoods [werter Herr Kaiser, das „e“ ist kein Schreibfehler sondern beabsichtigt] und der okkult/satanischen Bewußtseinsindustrie [Rock/Pop, Mode, bildende Kunst etc.] tägliche Nahrung der meisten Deutschen. Der Wolf frisst auch gerne tonnenweise Kreide, wenn er nur endlich zur finalen Mahlzeit kommt. Rückbesinnung und Fokussierung auf das Eigene sind heute überlebens-notwendig. Insbesondere ist die Wiederentdeckung unseres vielleicht größten Schatzes, der deutschen Sprache, eine der aktuell wichtigsten Aufgaben für die Deutschen, denen ihre Kultur, ihre Heimat und das Wohlergehen des deutschen Volkes am Herzen liegen.

Desprecio

9. Oktober 2017 23:12

 @"Ralf Kaiser"/09.10.17, 17:15

Wenn einem die Argumente fehlen, ............................................... Mit Kritik musste ich in der anglophilen, oft sogar von Anglomanie befallenen BRD-Umwelt rechnen. Ich hatte diese allerdings auf der sachlichen Ebene erwartet. Dies nur zur kurzen Erklärung: Da ich zur Zeit nur über ein Tablet und ein Smartphone verfüge, müssen Sie, wie leider auch ich selbst, noch eine Weile mit meiner mangelhaften Rechtschreibung zurechtkommen. Da beide Geräte nicht über alle Buchstaben bzw. Umlaute oder auch nur über ein scharfes "S" verfügen, fällt die jeweilige Schreibweise beider Geräte, von mir selbst nicht beeinflussbar, recht willkürlich aus. Mir selbst, als überzeugtem Anhänger der Rechtschreibung vor den sog. Rechtschreibreformen,  fehlt ganz besonders das scharfe "S", um z.B. Nebensätze in meinem Sinne korrekt einzuleiten. Solange die Herrscher der Zeilen bei SiN meine Schreibweise akzeptieren, werde ich Sie mit Freude weiter "nerven".

Klaus D.

10. Oktober 2017 11:18

@ Dietrich Stahl

Ihr kämpferischer Einsatz für die deutsche Sprache gefällt mir, auch ich bemühe mich, englische Begriffe zu vermeiden. Klar, englisch ist Weltsprache, auf Reisen sowieso, und in vielen Unternehmen in D ist englisch sogar offizielle Konzernsprache. Trotzdem - je tiefer ich in historische und politische Zusammenhänge eintauche, desto verhaßter wird mir alles englische! Aber - alles ist vergänglich. Wie wurde denn zur Zeit des Barock in Europa gesprochen? Wer was auf sich hielt sprach französisch. Wie viele französische Wörter und Begriffe sind in die deutsche Sprache übernommen worden, kaum zu zählen. Seien wir noch froh über englisch - welche kommende Weltmacht (und damit ihre Sprache) ist bereits sehr deutlich am Horizont auszumachen - China ...

Ralf Kaiser

10. Oktober 2017 12:39

@ Desprecio

"Wenn einem die Argumente fehlen, ..."

Wieso? Was ich kritisieren wollte, habe ich kritisiert. Mit dem Rest habe ich kein Problem. Ich bin nur der Meinung, daß jemand, der solche sprachlichen Standards wie Sie anmahnt, gewisse Anforderungen an sich selbst stellen sollte. Und seltsamerweise hat es mit den Umlauten ja nun ganz gut geklappt. Zur "von Anglomanie befallenen BRD-Umwelt" zähle ich ganz sicher nicht. Im übrigen müssen Sie mich nicht in Anführungszeichen setzen. Es gibt hier auch Leute, die den Mut haben, ihren eigenen Namen zu verwenden.

Andrenio

10. Oktober 2017 15:51

Zur Sache: Hut ab vor den Streitern von Halle (bewuśst kein chapeau)! Seit de Gaulle spätestens gibt es im öffentlichen Raum Frankreichs einen Kampf gegen Anglizismen: Ordinateur statt Computer. Im Radio darf bis heute die Anzahl englisch getexteter Titel einen bestimmten Prozentsatz nicht überschreiten. Man weiß in Frankreich woher der Wind weht. in Litauen geht es noch weiter: Wer in den Medien die litauische Sprache fehlerhaft benutzt, bekommt eine Geldstrafe, zumindest in den Staatssendern. Neulich stand ein Werbebus für Nachwuchs auf unserem Marktplatz: 100% in englisch. Ganz unten, klein gedruckt stand: Arbeitgeberverband der Metallverarbeitenden Industrie.

Cacatum non est pictum

10. Oktober 2017 16:01

Die deutsche Sprache wird an den Anglizismen nicht zugrunde gehen. Auf Dauer werden sich die brauchbarsten englischen Lehnwörter im Sprachschatz etablieren, der Rest wird verschwinden. So ist es auch den französischen Spracheinflüssen des 18. Jahrhunderts ergangen. Von ihnen sind heute nur noch Rudimente vorhanden. Deutsch wird weiterleben - englische Modewörter hin oder her. Mich stört die ausufernde Ersetzung von etablierten deutschen Begriffen durch englische zwar auch; aber das ist eben ein kulturelles Phänomen unserer Gegenwart. Die Deutschen haben sich der US-amerikanischen Kulturindustrie schon recht bereitwillig an den Hals geworfen. Kritik würde ich da eher im eigenen Lager üben, als - in diesem Falle - auf die sogenannte Reeducation zu schielen. Das Bewusstsein und der Kampf für das Eigene sind der Schlüssel zu allem!

Was der deutschen Sprache meines Erachtens viel größeren Schaden zugefügt hat, war die Rechtschreibreform. Sie hat geradezu zersetzend gewirkt. Heute gibt es kaum noch jemanden, der die Rechtschreibregeln ordentlich beherrscht. Es fängt ja schon mit der Frage an, ob man die herkömmlichen oder die neuen Regeln anwendet. Die meisten Leute vermischen beides, und wer wollte es ihnen bei dieser Unübersichtlichkeit verdenken. Ich habe mich entschlossen, wieder zur alten Rechtschreibung zurückzukehren; allerdings muss ich dafür einige Regeln komplett neu erlernen, die mir als Kind und Jugendlicher schon in Fleisch und Blut übergegangen waren.

@Dietrich Stahl

Heute sind die Produkte Hellywoods [werter Herr Kaiser, das „e“ ist kein Schreibfehler sondern beabsichtigt] und der okkult/satanischen Bewußtseinsindustrie [Rock/Pop, Mode, bildende Kunst etc.] tägliche Nahrung der meisten Deutschen. Der Wolf frisst auch gerne tonnenweise Kreide, wenn er nur endlich zur finalen Mahlzeit kommt.

Danke, dass Sie darauf hinweisen. Ich kann nur jeden ermutigen, sich mit dem Komplex Satanismus/Pädophilie/Transsexualität in den von Ihnen erwähnten Kreisen (und nicht nur in denen!) gründlich zu beschäftigen, denn das hat enorme politische Implikationen. Es ist zwar unappetitlich, aber es öffnet einem kolossal die Augen.

@Desprecio

Gehen Sie mit dem amerikanischen Volk nicht ganz so hart ins Gericht. Die britischen (See-)Streitkräfte und als deren Nachfolger die Streitkräfte der Vereinigten Staaten sind als Werkzeuge benutzt worden, um die Eine-Welt-Phantasien der finanzkräftigen Strippenzieher im Hintergrund zu verwirklichen. Die Sowjetunion war ein ebensolches Werkzeug (hier ist Dialektik gefragt). Die Geopolitik der letzten 200 Jahre, insbesondere die des 20. Jahrhunderts, hat allen Völkern nur massiven Schaden zugefügt, auch den Amerikanern. Profititiert haben die Aasgeier im Hintergrund und einige ihrer Marionetten, sonst niemand. Und die freuen sich natürlich darüber, dass man ihre satanischen Winkelzüge einem Staatsvolk zuschreibt und nicht ihnen selber.

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