Zugegeben, die Überschrift ist ein bißchen provokant, zumal die Frage nach einer identitären Position zu den ethnischen Verwerfungen Südafrikas noch weit schwieriger zu beantworten ist als das momentane Lieblingsstreitthema Katalonien.
Ich gehe davon aus, daß die Hintergründe bzw. die Vorgeschichte der derzeitigen Konfliktsituation in Südafrika den meisten Angehörigen meiner elaborierten Leserschaft bekannt sein werden, deshalb möchte ich mich in diesem Artikel nicht mit Apartheid und Rainbow nation befassen, sondern mit dem Status quo.
Daß es um den Vielvölkerstaat rein statistisch nicht allzugut bestellt ist, berichtete ich bereits vor einigen Wochen an dieser Stelle. Um jedoch der damaligen Sonntagsheldin gebührenden Raum zu lassen, sparte ich einen entscheidenden Aspekt der südafrikanischen Gesellschaft aus: Das asymmetrische Verhältnis zwischen einer Minderheit weißer Großgrundbesitzer und einer Mehrheit schwarzer Inderregelnichtwirklichgroßgrund‑, Gelegentlichnursehrweniggrund- oder Sogargarkeinengrundbesitzer.
Erschwerend kommt hinzu, daß ein nicht unerheblicher Teil dieser Habenichtse in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis – nämlich als Farmarbeiter – zu besagten Großgrundbesitzern steht, was natürlich Erinnerungen an die dunkelsten Kapitel der Geschichte des afrikanischen Kontinents aufwirft, als muslimische Invasoren menschenfangend durch Savanne, Steppe und Dschungel zogen und insgesamt mehrere Millionen Afrikaner versklavten und über die gesamte Welt verstreuten (übrigens ein Schicksal, welches sie mit den Vorfahren so manches Buren teilten).
Quasi als natürliche Immunreaktion auf diese Ungerechtigkeit hat sich seit der Abschaffung des Apartheidstaates ein neuer Umgang mit dem ehemaligen europäischen Hegemon etabliert:
In der Zeit zwischen 1990 und März 2012 gab es Schätzungen zufolge 1544 sogenannte “Farm-Morde”, die sich in einem Großteil der Fälle gegen die weißen Besitzer richteten. In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Vorfälle kontinuierlich.
Das Vorgehen der Angreifer ist dabei in der Regel äußerst brutal: Mit Messern und Macheten werden die Bewohner im Schlaf überrascht und blutig abgeschlachtet. Jedenfalls wenn sie Glück haben. Häufiger als Mord ist nämlich stundenlange Folter und Vergewaltigung, bei denen den Opfern mit Bohrern, Heugabeln, Gasbrennern oder kochendem Wasser zugesetzt wird, bevor die Angreifer die seelisch und körperlich zerstörten Überlebenden zurücklassen. (Den seichteren Gemütern erspare ich detaillierte Erzählungen, alle anderen mögen sich diesen Artikel zu Gemüte führen.)
Vor wenigen Tagen starb in Klapmuts der Farmer Joubert Conradie, eines unter Dutzenden Opfern dieses Jahr. Spontan riefen einige Freunde zu einem Protest auf, der Erfolg der Demonstration am 30.10. machte weltweite Schlagzeilen: Bis zu 10 000 Demonstranten fuhren unter dem Motto #BlackMonday in einem Autokonvoi von Stellenbosch nach Kapstadt und setzten ein Zeichen gegen die wachsende Gewalt gegen die weiße Minderheit und die untätig bis wohlwollend zusehende Regierung, die Identitätsdiskurse nicht nur auf eine sehr afrikanische Art und Weise zu führen pflegt, sondern auch den Protest kriminalisierte und – in Form des Polizeiministers Fikile Mbalula – als von “hood rat racists” durchsetzt bezeichnete.
Mein Heldengruß geht diese Woche daher ganz weit in den Süden an eine tragische Minderheit, die gerade im Schatten größerer Konflikte vergessen und zerrieben wird.
Harald
Ich befürchte die Buren gehen uns Deutschen nur voraus. Das Ende der Siedler holländischer Abstammung am Kapp ist abzusehen. Finis Burenland ! Unsere Funktionseliten und ihre Claqueure in den Systemmedien werden die schwarze Rückeroberung feiern .