Jungeuropa, Kuhnke, Kehre – ein Lehrstück

Wer weiß, daß er nicht viel oder fast gar nichts zu sagen hat, kann andere dafür verantwortlich machen, wenn ihm keiner zuhört.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Wer unwich­tig genug ist, um auf einer Buch­mes­se nicht auf­zu­fal­len, kann auf­fäl­lig weg­blei­ben, indem er Lügen­ge­schich­ten ver­brei­tet und sich zum Opfer ima­gi­nier­ter Bedro­hun­gen stilisiert.

Die­se Tech­ni­ken wer­den mitt­ler­wei­le infla­tio­när ange­wen­det. Das kann man denen, die ein­falls­los sind, nicht ver­den­ken; selt­sam ist bloß, daß der intel­li­gen­te­re Teil des Feuil­le­tons die­se Spiel­chen mit­macht und sie nicht als das benennt, was sie sind: eine Masche.

Der Auf­ruhr um die Betei­li­gung von Phil­ip Steins Ver­lag Jun­g­eu­ro­pa und Jonas Schicks Zeit­schrift Die Keh­re an der seit heu­te lau­fen­den Frank­fur­ter Buch­mes­se ist ein Para­de­bei­spiel für die Abfol­ge von Lüge, Mega­phon und Zugzwang:

Das Bou­le­vard-Phä­no­men Jas­mi­na Kuhn­ke ist bekannt als Twit­ter-Account “Quat­tro­milf”, hat nun einen ers­ten Roman vor­ge­legt (Schwar­zes Herz) und war als “Über­ra­schungs­gäs­tin” (ihre Wor­te) für ein Prä­sen­ta­ti­ons­ge­spräch auf der Buch­mes­se vor­ge­se­hen. Nun hat sie die­sen Auf­tritt mit der Begrün­dung abge­sagt, sie kön­ne nicht teil­neh­men, weil man es in Frank­furt dul­de, “dass Men­schen mit sicht­ba­rer Migra­ti­ons­his­to­rie durch die Prä­senz von Nazis auf die­ser Mes­se gefähr­det werden!“

Man muß, um sol­che Sät­ze ver­ste­hen zu kön­nen, man­ches wis­sen: Den “sicht­ba­ren Migra­ti­ons­hin­ter­grund” schreibt sich Kuhn­ke selbst zu, sie hat eine deut­sche Mut­ter und einen afri­ka­ni­schen Vater, und weil wir alle­samt zur Far­ben­blind­heit erzo­gen wor­den sind, betont sie das Brau­ne an ihrem Fall zurecht, denn nur so kann ihr die Auf­nah­me in eine Opfer­grup­pe gelingen.

Mit der “Prä­senz von Nazis” ist der acht Qua­drat­me­ter gro­ße Stand von Jun­g­eu­ro­pa und Keh­re gemeint, nebst den Ver­le­gern, Autoren und Lesern, die sich dort fünf Tage lang tum­meln wer­den. Die­se Leu­te, die ich (mit Aus­nah­me eini­ger Leser viel­leicht) alle gut oder sogar sehr gut ken­ne, waren bis­her für Frau Kuhn­ke nicht gefähr­lich und wer­den es auch auf der Mes­se und in den Jah­ren danach nicht sein, wenn dar­un­ter kör­per­li­che Gewalt oder Schlim­me­res ver­stan­den wer­den soll.

Aber wir alle wis­sen, daß eine ande­re Auf­fas­sung, ein ande­rer Gesell­schafts­ent­wurf, eine ande­re Form von Humor, Spott, Pau­scha­li­sie­rung, ein ande­rer Stil und eine ande­re, wach­sen­de Leser­schaft für jeden gefähr­lich klin­gen mag, der “pro­fes­sio­nell emp­find­lich” auf ande­re Mei­nun­gen reagiert und mit Unter­stel­lun­gen kontert.

Sol­che Kon­ter sind ein Treib­stoff, der die Pro­pa­gan­da­ma­schi­ne des lin­ken, also mit­ti­gen, jeden­falls woken poli­tisch-media­len Kom­ple­xes auf Hoch­tou­ren lau­fen läßt. Die Aus­sa­gen Jas­mi­na Kuhn­kes wer­den der­zeit also nicht gegen­ge­prüft, auf ihre Red­lich­keit, ihren Sitz im Leben, ihren geschäft­li­chen Hin­ter­grund abge­klopft, sie wer­den kei­nem Fak­ten-Check unter­zo­gen und nach die­ser gan­zen, nor­ma­len jour­na­lis­ti­schen Vor­ar­beit auch nicht als das abge­tan, was sie sind: ein Geschäfts­mo­dell oder – weni­ger hart – der bemit­lei­dens­wer­te Ver­such einer unta­len­tier­ten Autorin, mit der Insze­nie­rung eines Skan­dals auf ihren Erst­ling (und viel­leicht Letzt­ling) auf­merk­sam zu machen.

Frau Kuhn­ke bekommt zur Stun­de alle Mega­pho­ne in die Hand gedrückt, die sie sich zuvor nicht zu wün­schen wag­te. Sie erfährt kri­tik­lo­se Bericht­erstat­tung ent­lang ihrer denun­zia­to­ri­schen Vor­ga­ben; sie nimmt Soli­da­ri­täts­adres­sen in den Sozia­len Netz­wer­ken ent­ge­gen; der Titel ihres Buches wird in allen Medi­en genannt. Ande­re “Autoren” haben ihr Kom­men mitt­ler­wei­le auch abge­sagt. Und die Lei­tung der Frank­fur­ter Buch­mes­se ist unter einen Druck gera­ten, der Stun­de um Stun­de ver­stärkt wird. Noch reagiert man dort eini­ger­ma­ßen sta­bil. Aus der jüngs­ten Pressemitteilung:

Die Frank­fur­ter Buch­mes­se und der Bör­sen­ver­ein set­zen sich welt­weit für die Frei­heit des Wor­tes und Publi­ka­ti­ons­frei­heit ein. Des­halb steht für uns auch fest, dass Ver­la­ge, die sich im Rah­men der Rechts­ord­nung bewe­gen, auf der Buch­mes­se aus­stel­len kön­nen, auch wenn wir ihre Ansich­ten nicht tei­len. Das Ver­bot von Ver­la­gen oder Ver­lags­er­zeug­nis­sen obliegt in unse­rem Rechts­staat den Gerich­ten, und nicht ein­zel­nen Akteur*innen wie der Frank­fur­ter Buchmesse.

Was ist das Ziel? Es gibt meh­re­re, auf ver­schie­de­nen Ebe­nen. Quat­tro­milf-Kuhn­ke hat ihres bereits erreicht, ver­mut­lich ist sie schon dar­über hin­aus geschos­sen: Ihr Buch wird von Ama­zon mitt­ler­wei­le auf Ver­kaufs­rang 82 gelis­tet und ihr Name soll­te nach die­ser Nicht-Betei­li­gung an einer Mes­se jedem zwei­ten an die­ser Mes­se inter­es­sier­ten ein Begriff sein. Daß sie für die­sen Popu­la­ri­täts­zu­wachs in Kauf nimmt, Jun­g­eu­ro­pa neben­bei eben­falls sehr viel bekann­ter und zum Mes­se­the­ma gemacht zu haben, nimmt eine Ich-Maschi­ne wie sie gern in Kauf.

Das über­ge­ord­ne­te Ziel ist Mei­nungs- und Mes­ser­ein­heit (lies nicht: Mes­ser-Ein­heit!): Sozia­le Gebil­de bedür­fen der Homo­ge­ni­tät, stre­ben nach sub­stan­ti­el­ler Über­ein­stim­mung in für ihren Zusam­men­halt wesent­li­chen Fra­gen. Wenn nun mal Antai­os (2017 mas­siv, 2018 mit dem Loci-Trick), mal Jun­g­eu­ro­pa (gera­de jetzt) wie ros­ti­ge Nägel durch den sau­be­ren Gips­kar­ton ste­chen – dann erin­nert das die Ein­heitsbrei­fä­hi­gen dar­an, daß genau dies min­des­tens “aus­ge­hal­ten” wer­den müß­te, obwohl es für gleich­ge­schal­te­te See­len viel­leicht tat­säch­lich kaum aus­zu­hal­ten ist. Daher mag es kon­se­quent sein, die­se rech­ten Nägel wie­der zurückzudreschen.

Den Jun­g­eu­ro­pä­ern vom Schreib­tisch in Schnell­ro­da aus: Dar­an, Bücher zu machen, die dem ama­zo­nas­brei­ten Main­stream nicht gefal­len, ist nichts kri­mi­nell oder in jenem Sin­ne gefähr­lich, den Leu­te wie Jas­mi­na Kuhn­ke erfin­den müs­sen, um über­haupt etwas darzustellen.

Viel Erfolg also, und seid wach­sam! Die­se Mes­se scheint zu Eurer Mes­se zu werden!

– – –

P.S.: Wer das Jun­g­eu­ro­pa-Pro­gramm durch­stö­bern und “gefähr­li­che” Bücher lesen möch­te, wird hier fün­dig.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (34)

Monika

20. Oktober 2021 16:20

Und ich lese immer wieder Messer-Einheit 🤔.

RMH

20. Oktober 2021 16:30

"Quattromilf"

Was soll das sein? Hat sie 4 Titten oder fährt einen alten Audi 80? 

Reiner Marketinggag. Richtig beschrieben von G.K.

Laurenz

20. Oktober 2021 17:24

"Erhöhung der Reichweite"

durch Opfer-Lobbyismus ist doch was ganz Normales.

Ich wußte gar nicht, daß Gil Ofarim existiert, aber da er sich selbst zum Opfer stilisierte, habe ich zwangsläufig von ihm lesen müssen. Wahrscheinlich lebt er vom Ruhm seines Vaters, der selbst zwar auch nicht singen konnte, aber immerhin ein Händchen für Leute, wie Esther Ofarim hatte, die singen konnten.

Desweiteren fragt man sich, wie bekennende Opfer überhaupt moralisch dazu in der Lage sind, an stilisierte Täter oder gar ein Tätervolk den eigenen Schrott zu verkaufen? Hört beim Geld die Moral auf? Keine Sanktionen? Nichts mit "Verkauft nix an Nazis"?

Lux Patria

20. Oktober 2021 17:35

Ich werde mir den Namen dieser Person NICHT merken.

nom de guerre

20. Oktober 2021 17:53

@ Monika

"Und ich lese immer wieder Messer-Einheit 🤔."

Geht mir auch so. Aber erst, nachdem ich gelesen habe, dass ich das nicht lesen soll.

PS: Jungeuropa kenne ich. Die Dame und ihre literarischen Erzeugnisse dagegen nicht. Ich denke, das wird auch so bleiben.

Allnichts

20. Oktober 2021 18:22

Laut Frau Kuhnke sollten "privilegierte weisse Deutsche" sterilisiert werden. Ihre Mutter dürfte stolz auf sie sein.

Eigentlich muss nicht allzu sehr auf diese ganze Sache eingegangen werden, es ist im Prinzip nichts Neues oder irgendwie Unbekanntes. Ich würde allerdings behaupten, der Druck nimmt deutlich zu. Die kommenden Jahre werden interessant.

Hartwig aus LG8

20. Oktober 2021 19:55

""Die kommenden Jahre werden interessant.""

Na, lieber @Allnichts, "interessant" werden die kommenden Jahre höchstwahrscheinlich AUCH, aber vor allem werden sie ungemütlich. WARM ANZIEHEN wäre meine Empfehlung. Bin immer wieder erstaunt, wie arglos sich Rechte in diesem Feindesland gebärden.

RWDS

20. Oktober 2021 20:14

Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass gerade WEIL Menschen wie Kuhnke gar nichts zu befürchten haben, es überhaupt erst zu diesen Zuständen kommen konnte.

Der Ronny

20. Oktober 2021 20:25

Ob für publicity oder einfach unüberlegt ausgeschieden, wird der Begriff »Nazi« für mein Verständnis zu inflationär ausgebeutet. Mal ganz abgesehen davon, dass dadurch eine Verharmlosung stattfindet, löst der Begriff bei den betriebsfremden Zuschauern eine Art pawlowschen Reflex aus, der sie offenbar von den damit kontaminierten fern halten soll. Ich gehe davon aus, dass die meisten von denen, die den »Nazi« hören oder bei jeder sich bietenden Gelegenheit ausscheiden, ohnehin erstmal Google nach der Bedeutung fragen müssen.

Noch ein Hesse

20. Oktober 2021 21:05

Eine wunderbare Ergänzung: https://www.hessenschau.de/kultur/buchmesse/weitere-prominente-sagen-buchmesse-besuch-aus-protest-ab-,absage-kuhnke-rechte-verlage-100.html

Es KANN einfach nicht ernst gemeint sein, oder?

Jan

20. Oktober 2021 22:05

@ RMH

Sie ist vierfache Mutter, daher quattro. Und "milf" (mother I like to fuck), weil sie sich sexuell für unwiderstehlich hält.

 

RMH

20. Oktober 2021 22:12

"Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass gerade WEIL Menschen wie Kuhnke gar nichts zu befürchten haben, es überhaupt erst zu diesen Zuständen kommen konnte."

Diesen Zusammenhang hatte Klaus Kinski bereits 1979 erkannt, als er sagte:

"Schlechtes Benehmen halten die Leute doch nur deswegen für eine Art Vorrecht, weil keiner ihnen aufs Maul haut."

Und was anderes, als schlechtes Benehmen ist denn das, womit sich die Dame produziert? Als gerechte Strafe des Schicksals müssen diese Früchtchen mit urdeutschen Namen wie "Heinrich" und eben "Kuhnke" leben. 

Ordo

20. Oktober 2021 22:57

Kollegah und Farid Bang haben es geschafft, den Echo zu gewinnen und die ganze Veranstaltung dadurch so zu diskreditieren, dass sie eingestellt werden musste. Vielleicht schaffen wir Rechte es noch, durch unsere bloße Präsenz diese Buchmesse in ihrer Reputation so zu schädigen, dass auch sie noch gecancelt wird. Wäre doch lustig. Zumindest besser, als dass auch sie noch zum Safe space von Linksradikalen und ihren bürgerlichen Speichelleckern wird.

Fredy

21. Oktober 2021 01:45

Der freiwillige Rückzug des Gegners ist besser als eine Offensive. Vielleicht kommt bald eine Zeit, wo man über jeden Philip Stein froh ist, der an allem und irgendwas teilnimmt, weil dann die Idioten außen vor bleiben. Die BRD braucht mehr Philip Steins. 

Abgesehen davon kennt diese Art der Gesellschaft nur noch Verlierer. Es hat doch keiner was gewonnen. Ob Stein da teilnimmt: Irrelevant. Ob Quattromilfs nicht teilnehmen: Irrelevant. Stein kauft doch eh niemand zusätzlich was ab, außer denen die schon übers Netz kaufen. Und die Milfs vermißt keiner, die sind bei XHamster besser aufgehoben; lässt sich auch mehr verdienen. Wer braucht in diesen Zeiten auch noch Messen? Die Letzte ist doch eh längst gelesen.

Ich bin froh, dass ich schon etliche Winter gesehen habe. Ich müßte mich, wenn ich jünger wäre entscheiden: Häng ich mich selbst auf, oder vorher Andere?

Jesus, komme bald!

Koek Boeri

21. Oktober 2021 04:04

weil sie sich sexuell für unwiderstehlich hält.

Wie die Russen zu sagen pflegen: "Es gibt keine hässlichen Frauen, es gibt nur zu wenig Wodka." Und manchmal lautet die Antwort: "Aber so viel kann ich doch nicht trinken".

Grobschlosser

21. Oktober 2021 08:29

Mitteilung an den Kuhnke-Verlag und div. Multiplikatoren : "wir kaufen euren Schrott nicht und wir kaufen auch nicht bei der gez ; abgesehen davon kaufen wir keine deutschfeindlichen Zeitschriften " ,Der Herr Raoul Krauthausen will auch nicht kommen ; macht nix , dann schaue ich mir einen Breker Katalog an .

MARCEL

21. Oktober 2021 09:35

Sich schrill als Opfer zu generieren, kann man heutzutage nur, weil einem tatsächlich nichts passiert!

Es ist dieses permanente, digital befeuerte Kopfkino, das post-heroische "Helden" produziert, deren Zynismus einen geradezu anspringt (vgl. auch G. Ofarim) - mehr als empörend ist es nur noch ekelerregend.

 

Andreas Walter

21. Oktober 2021 11:32

Besonders hübsch ist sie auch als mulata nicht. Wobei sie der Abkürzung milf (urban slang) angeblich eine andere, ihre ganz eigene Bedeutung zuschreibt (“Mom I’d like to follow“).

https://www.urbandictionary.com/define.php?term=milf

Stimmt nicht, Wikipedia. Mulata hat in ganz Ibero- und Afroiberoamerika keine pejorative Bedeutung. Santana nimmt in Oye Como Va das Wort in den Mund, viele Künstler dort singen und schreiben über sie, es gibt auch den Ron Mulata aus Cuba, dort alles kein Problem. Sogar als Kosename wird er ganz häufig verwendet. Alles nur Nazi-Hysterie, wer was anderes behauptet.

https://youtu.be/maHwBYppyI4

50.000 Euro für Umzug und Anwaltskosten veranschlagte für sie laut Wikipedia die Amadeu Antonio Stiftung bei einem Spendenaufruf. Zum Mond? Oder war's der Anwalt, der so teuer war? Für was?

https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/die-bedrohungen-gegen-jasmina-kuhnke-sind-angriffe-auf-die-zivilgesellschaft-68341/

“Vater war Senegalese und starb während ihrer Kindheit.“ Das ist wahrscheinlich die eigentliche Wunde (“Kriegerkönigin“).

https://www.wasmachtdichlebendig.eu/selbstfindung-2/archetyp/ewiges-maedchen-oder-gepanzerte-amazone/

Laurenz

21. Oktober 2021 11:50

 

@Andreas Walter

"Senegal"

In den muslimischen Negerdörfern des Senegal herrscht ein anderer Wind. Die Kinder werden dort viel preußischer erzogen als bei uns. Das ist tatsächlich ein Erlebnis, welches auch Frau Kuhnke zu fehlen scheint. Dort sieht dann auch der Kampf gegen rechts ganz anders aus als der Luschenladen hier. 

Maiordomus

21. Oktober 2021 12:02

Es muss nicht unbedingt eine "mulata" sein. Las gestern Nacht das absolut geniale Theaterstück von Hens Henny Jahnn "Medea", stärker als fast jeder Brecht, die radikalisierte bzw. materialistisch umgewandelte Version der Trilogie von Grillparzer. Die Hauptrolle wird dort bereits im Rollenverzeichnis am Eingang des Textes als "Negerin" bezeichnet, womit das Motiv der "Barbarin", also der Fremden, noch radikalisiert wurde. Selbstverständlich aus dem durchaus authentischen Sprachverständnis des genialen Expressionisten Jahnn keineswegs im pejorativen Sinne gemeint.

Noch an SiN-Literaturredaktion: Die Rezension des Buches v. I. Villiger über Gretha Jünger als "verborgene Frau" war (kurz vor Weihnacht 2020) sowohl im dringend nötigen kritischen Bereich als auch in den Errungenschaften jener Publikation klar oberflächlich-ungenügend. Unterdessen ist der Briefwechsel des Ehepaars Jünger erschienen. 

 

Flaneur

21. Oktober 2021 12:19

Der selbstproklamierte Opferstatus steht im Zentrum linker Identitätspolitik. Kuhnke surft mit brachialer Impertinenz auf dieser Welle. Das hat durchaus einen gewissen Unterhaltungswert. Noch unterhaltsamer sind freilich die Unterstützungsversuche ihrer dauerempörten Anhänger*innen.

Da gibt es diejenigen, die ebenfalls gerne als Opfer in Erscheinung treten möchten, jedoch nicht fähig sind, sich ähnlich marktschreierisch wie Kuhnke in Erscheinung zu setzen. Sie versuchen - sozusagen im Windschatten - mitzusegeln. Dann haben wir die Hypermoralischen, denen es vor allem narzistisch um Selbstdarstellung geht. Die zur Schau getragene Moral ist dabei nur Vehikel. Und schließlich sind da die devoten weißen Männchen, die durch speichelleckerische Unterordnung auf etwas Aufmerksamkeit von Seiten des weiblichen Geschlechts hoffen.

So gesehen hat die ganze Geschichte eine gewisse sexuelle Konnotation. Kuhnke, die sich selbst ja als vierfache, sexuell begehrte Mutter ("Quattromilf", Milf = mom/mother I'd like to fuck) inszeniert, manipuliert die sexuelle Frustration dieser weißen Männchen in ihrer impertinenten Art nicht ungeschickt.    

Karl Otto

21. Oktober 2021 12:49

Ja due Mulatas gelten als besonders sexy. In Brasilien gibt es ein Sprichwort: Ein Mann braucht drei Frauen, eine Weiße zum heiraten, eine Schwarze als Köchin und eine Mulata fürs Bett.

Abgesehen davon haben diese Menschen in Europa natürlich Probleme, weil sie nicht wissen wo sie hin gehören. Sarah Lee Heinrich hält sich ja offenbar für eine Afrikanerin, obwohl sie 50% deutsche Gene hat. IN Afrika würde man sie aucvh nicht als eine von dort betrachten und fragen, wo sie herkommt.

Gotlandfahrer

21. Oktober 2021 12:59

Solange wir junge Leute wie die Jungs und Mädels um Jungeuropa herum haben, ist mir um die langfristige Zukunft gar nicht bange.  Wir sollten den anlaufenden Kalamitätsholzeinschlag nicht als Existenzvernichtung, sondern Bestandshygiene verstehen. Wenn die Quattrodings-Tussi die Sterilisation priviligierter Weisser fordert... liegt sie da so falsch?

RMH

21. Oktober 2021 13:23

Es wird Zeit für das große Whitefacing Experiment:

Sollen sich doch mal alle bleichen, die Haare glätten und einfach 2 Wochen in einer deutschen Großstadt einem x-beliebigen Job nachgehen und die absolute Bedeutungs- und Respektlosigkeit erleben. Keinen Menschen interessiert es, wenn man wg. ner MiHiGru Gang lieber mal die Straßenseite wechselt, der Chef nur Ergebnisse möglichst schnell sehen will und im Übrigen ist ihm alles weitere egal, man mal wieder die Wohnung oder auch job nicht bekommt, weil irgendwer smarter war und jede x-beliebige Bäckereiverkäuferin einen mit "junger Mann" anspricht, obwohl man deutlich älter ist, oder man sich von RentnerInnen stockschwenkend  anpöbeln lassen darf, weil irgendwas nicht passt (also von Leuten, die still kuschen, wenn Mal wieder Russendisko auf der Straße ist). Macht man selber mal das Maul auf, ist man Nazi oder Rassist und läuft Gefahr, sich was zu fangen. Aufzählung lässt sich beliebig verlängern ... Viel Spaß in der Welt der Privilegierten.

ansilux

21. Oktober 2021 15:20

Sehr geehrter Herr Kubitschek.

Vielen Dank für eine scharfzügige Analyse.

Mfg 👍😉

starhemberg

21. Oktober 2021 15:21

"Der Linke bestreitet alles, außer seinen Lebensunterhalt."

Diesen Vorwurf kann man der wunderwunderwunderschönen und hochhochhochintelligenten, daher wohl alleinerziehenden und möglicherweise sexuell etwas frustrierten Vierfachmutter keinesfalls machen. Ganz im Gegenteil! Sie produzierte sich schon auf Twitter derart gekonnt als Opfer, dass eine Sammlung einen hohen fünfstelligen Betrag erbrachte, mit dem sie ihren angeblich wegen Bedrohung (selbstverständlich nur laue Behauptungen und keine Beweise) unbedingt notwendigen Umzug fürstlich alimentiert bekam. Nun, wo ihr erstens, sicherlich Buchpreis-verdächtiges Meisterwerk das Licht der rassistischen Welt erblicken darf, wohl getimt zur Buchmesse, produziert sie ein weiteres Mal aus heißer Luft harte Penunzen. Da ist Bewunderung angebracht, die nützlichen Idioten aber sind jene, welche derart Erbärmliches durch ihre infantile Unterstützung überhaupt erst ermöglichen. Kuhnke kassiert derweil ab.   

Flaneur

21. Oktober 2021 18:56

Wer den Forderungen nicht nachkommt, die die selbsterklärten Opfer struktureller Gewalt erheben, der übt selbst strukturelle Gewalt aus. Nach dieser klassisch linksidentitären Argumentation versuchen andere linksidentitäre Aktivisten mittlerweile, Kuhnkes Absage ihrer Lesung auf der Frankfurter Buchmesse zu einer Ausladung umzudeuten. Sibel Schick, die sich als link, in Deutschland lebende kurdische Frau ebenfalls dauernd als Opfer struktureller Gewalt inszeniert, versucht sich beispielsweise an diesem Spinn. Und das natürlich mit großem Erfolg in der eigenen Blase.

Natascha Strobl nimmt derweil das Verlagsprogramm des Jungeuropa Verlages unter die Lupe. Hermann Hellers dort publiziertes "Sozialismus und Nation" zählt sie dabei zu den  "aktuelleren Werken, die sich an einer Verbindung von Nation und  (völkischem) Sozialismus" versuchen". Heller war neben Hans Krelsen und Carl Schmid einer der führenden Staatarechtler der Weimarer Republik. Er war Sozialdemokrat und Jude. Das Buch, auf das Strobl anspielt, erschien erstmals 1925. Das dürfte Strobl durchaus bekannt sein. Deshalb verschweigt sie auch den Namen Hermann Heller und verweist stattdessen auf Thor von Waldstein, vom dem Jungeuropa bislang allerdings gar nichts verlegt hat. Lediglich das Vorwort zur Neuauflage von  Hellers Sozialismus und Nation hat er verfaßt... Soviel zur Redlichkeit linksidentitären Argumentationsmuster.

Volksdeutscher

21. Oktober 2021 19:36

Da kann man nichts meckern: ein hervorragender Artikel. Leider ging mein höchst löblicher, hervorragender Kommentar wieder einmal nicht durch. Die Gründe ahne ich. Ich habe mir trotzdem die Mühe gemacht und erneut die Seite von Jungeuropa besucht. Da wird Maria Schmidt, Fidesz/Ungarn immernoch als eine wichtige Autorin geführt. Von dem, was da über sie steht, standen mir die Haare zu Berge. Die nämliche Dame wird in nationalkonservativen / nationalistischen Kreisen Ungarns mit ätzender Kritik überhäuft, nicht zuletzt deshalb, weil sie ihre jüdische Herkunft leugnet, sich jedoch nichts desto trotz dem Zionismus angedient hat. Sie gehört innerhalb der Fidesz zu der jüdisch liberalen homophilen Klicke, sie unterstützt auch die Karriere ihres homosexuellen Sohnes bei den Linksliberalen (!). Soviel über den "Konservatismus" der Fidesz, denn darauf kommt es bei ihr ja wirklich nicht an. Der Jungeuropa-Verlag sollte in deutschem Interesse ein bißchen vorsichtiger sein mit seinen auserwählten Autoren.

anatol broder

21. Oktober 2021 20:06

mal sehen, ob jungeuropa durch die erhöhte aufmerksamkeit einen anstieg an umsatz verzeichnet.

Mauerbluemchen

21. Oktober 2021 20:52

Und ich lese immer Quattromief.

Bislang habe ich weder von der Existenz dieser Person gewußt, noch habe ich vor, sie von nun an zu kennen.

Es ist doch immer wieder bemerkenswert, daß gewisse Leute wirklich kein Klischee, das man ihnen und ihresgleichen nachsagt, auslassen ... Madame hält sich also für eine Sexgranate und tut dies der ganzen Welt kund; na, wenn sie meint, unbedingt zu müssen ...

Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie das wohl sein mag, bei einer bekennend liederlichen Mutter aufzuwachsen, die alle Welt auf ihre Dauerbereitschaft hinweist und sich mit dem Verfassen pornographischer Romane hervorzutun sucht - ob ihre vier Kinder stolz auf sie sind oder ihre Mutter?

Aber vielleicht ist man in bestimmten Kreisen einfach nur lebensfroh (oder wie das eben bezeichnet wird) und findet das völlig in Ordnung.

Andreas Walter

22. Oktober 2021 06:42

Achtung, fake news (Propaganda).

Schon mal was vom Berserker Clan gehört? Ich bis gestern noch nie. Angeblich eine rechtsextreme Gruppe, die eine gewalttätige Machtübernahme (“bewaffneten Umsturz“) von Deutschland (an einem “Tag X“) geplant haben soll. Habe mir darum die “Nachrichten“ dazu mal etwas genauer angeschaut, denn das wäre ja ein Ding.

Darüber berichtet haben neben vielen kleinen Klitschen zu meinem Entsetzen leider auch viele bekannte (“renommierte“) Online-Portale (und Sender) wie:

berliner-zeitung, bild, tagesspiegel, faz, taz, stern, dw, focus, spiegel, stuttgarter-nachrichten, sueddeutsche, derstandard, t-online, zeit, welt, abendblatt, aber auch VICE und The Daily Beast (in Englisch), belltower.news und bnr (blick nach rechts), ilmitte sogar in Italienisch, bz-berlin, jungewelt, mdr, ndr, tagesschau (zdf nicht?). Hauptquelle der “Nachricht“ ist allerdings die DPA.

Doch wozu dient sie tatsächlich?

Denn wenn man Deutschland mit nur 15 bewaffneten Männern (oder Frauen) umstürzen könnte, dann würden das jeden Tag welche versuchen. Zur Machtübernahme durch die NSDAP im Jahr 1933 waren dazu etwa 70.000 Kämpfer der SS (Elitetruppe) und 700.000 der SA nötig.

Wie dumm, naiv oder intrigant muss man daher sein, um solch unsinnige “Nachrichten“ zu glauben und/oder zu verbreiten?

Grobschlosser

22. Oktober 2021 11:27

re anatol broder : mal sehen ob der Lobby Gil mehr Platten verkauft 

Maiordomus

22. Oktober 2021 14:39

@Andreas Walter. Die Machtübernahme 1933 erfolgte voll legal mit der NSDAP  als immerhin grösste Partei durch eine Koalition mit den Deutschnationalen und mit Zustimmung des Reichspräsidenten Hindenburg. Die NS hatten fast doppelt so viele Stimmen wie heute Scholz. Die Illusionen Papens müssen hier nicht erörtert werden; Leute, die ich als alte Männer noch kennengelernt habe, haben ihn unterstützt, hofften indes noch 1934, siehe Papens Marburger Rede mit dem Hintergrund Edgar Julius Jung und Leopold Ziegler, auf eine Wende, die sich der "Führer" aber nicht bieten liess. Mit Roehm hatte es so gut wie nichts zu tun, der war lediglich ebenfalls zur Ausbootung fällig. Zuzugeben bleibt, dass die Protagonisten der Konservativen Revolution damals eine miserable Falle gemacht haben. Immerhin hielt sich sich Jünger von allem abseits. Noch spannend das abwertende Urteil Gottfried Benns 1949 gegen den Club des 20. Juli, was indes selbst bei deutschen Rechten selten zitiert wurde, gewiss nicht bei der Jungen Freiheit. 

MartinHimstedt

22. Oktober 2021 16:16

Wenn man sich die Kommentare auf facebook durchliest – seit Tagen unter fast jedem Beitrag – kann einem Jürgen Boos fast leidtun. 

Die Menschen und deren Profile sind dabei größtenteils gleichartig: Es scheint sich nicht gerade die intellektuelle Speerspitze zu formieren. Dafür werben die Meisten mit einem modifizierten facebook-Profilbild fürs Impfen – immerhin etwas! 

Ich möchte wetten, daß fast niemand davon in der Lage wäre, eine fundierte Kritik zu äußern. Gleichzeitig scheinen viele tatsächlich zu glauben, Philip Stein und Konsorten (deren Namen freilich noch nie jemand gehört hat), wären etwas wie brutalste Intensivtäter. Die nur deshalb überhaupt noch auf freiem Fuß sind, weil dieser Staat und seine Institutionen selbst durch und durch von Rassist*:_innen durchsetzt ist. 

Im zweiten Podcast Buchmesse-Podcast von Jungeuropa wird berichtet, daß ein naheliegender Stand wohl gar Bombenspürhunde anrücken lies: Sicher ist schließlich sicher. Dies gilt nicht nur beim Impfen.